Buchenberg
23.11.2005, 09:31 |
Eine andere Staatskritik (Teil II.) Thread gesperrt |
--><center>Der erste Teil steht hier</center>
<center>2. Verwandlung des Geldes in Konsum und neue Produktionsmittel G - W.</center>
Ich ging im Bisherigen aus von einer jährlich in Deutschland produzierten Warenmenge W' im Wert von 2000 Mrd. Euro. Das Größenverhältnis von Produktionsmitteln zu Konsumtionsmitteln in der BRD ist rund 40 zu 60. Daher teilt sich das obige Jahresprodukt ungefähr in eine Warenmenge von 1200 in einer Gebrauchsform, die für den individuellen und öffentlichen Verbrauch bestimmt ist und in eine andersartige Warenmenge von 800 in einer Gebrauchsform, die für den produktiven Verbrauch bestimmt ist (Gebäude, Anlagen, Rohstoffe etc.).
Von dieser Warenmenge hatten die verschiedenen Gliederungen des Staates 20 Prozent für öffentlichen Verbrauch gekauft. Das waren Waren im Wert von 40 Mrd. Euro von den Produktionsmitteln und Waren im Wert von 390 Mrd. Euro von den Konsumtionsmitteln. Bleiben für den Verbrauch der Privatwirtschaft noch Produktionsmittel im Wert von 760 Mrd. und Konsumtionsmittel im Wert von 810 Mrd., insgesamt 1570 Mrd. Euro.
<center>2.1. Das gesamtgesellschaftliche Kapital in Deutschland</center>
<center>2.1.1. Konstantes Kapital c = 760</center>
Von den Waren im Wert von 760 Mrd. Euro, wissen wir, dass sie aus Gebäuden, Anlagen, Energie und Rohstoffen usw. bestehen und dazu dienen, in der Waren- und Dienstleistungsproduktion produktiv vernutzt zu werden. K. Marx nennte diesen Wertbestandteil konstantes Kapital, abgekürzt c.
Zur Vereinfachung sehe hier sowohl vom Export von Produktionsmitteln ab wie vom Import von Konsumtionsmitteln, beides spielt für die deutsche Wirtschaft tatsächlich eine große Rolle.
<center>2.1.2. Variables Kapital v plus Mehrwert m = 810</center>
Ich betrachte nun die restlichen Waren im Wert von 810 Mrd. Euro, die von offiziellen Statistiken als"Einkommen" erfasst werden.
Aus Gründen der Vereinfachung sehe ich hier vom Einkommen der kleinen Selbständigen ab, die rund 7 Prozent der Erwerbstätigen ausmachen.
Es bleiben zur Verteilung der Waren im Wert von 810 Mrd. noch die Lohnarbeiter und die Kapitalisten.
Wie dieser"Kuchen" von 810 Mrd. sich verteilt, darüber gibt es in den offiziellen Statistiken unterschiedliche Angaben.
Unter der Rubrik "Arbeitnehmerentgelt, Löhne und Gehälter" wird eine Zahl von rund 1100 Mrd. Euro genannt, die jedoch sowohl die Gehälter des öffentlichen Dienstes einschließt, als auch öffentliche Ausgaben, die durch Sozialbeiträge abgedeckt sind. Die 1100 Mrd. Euro können nicht als Lohnsumme der produktiven Lohnarbeiter genommen werden.
Zweitens gibt es unter"Verteilung des Volkseinkommens" eine Rubrik "Unternehmens- und Vermögenseinkommen" (2002 knapp 430 Mrd. Euro). Die schließen allerdings auch alle Zins- und Mieteinnahmen des"kleinen Mannes" ein, der ein Zweifamilienhäuschen besitzt. Auch diese 430 Mrd. Euro können nicht einfach als Gewinn der Kapitalistenklasse genommen werden.
Ich halte mich im Folgenden an eine Untersuchung von Dr. Hermann Berie und Ulf Fink (MdB): <a href=http://www.wiso-gruppe.de/download/wiso_die_lohnquote_1997.pdf>Die Lohnquote</a>, herausgeben vom WISO-Institut Berlin.
<center>Vergleiche die Grafik Lohnquote:</center>
<center> </center>
Was der Kapitalist zu seinem Lebensunterhalt und seinem Privatvergnügen verkonsumiert, verbraucht er nicht als Kapitalist, sondern als Privatmann. Als Privat- und Lebemann ist ihm der Staat mit Autobahnpolizei und allgegenwärtiger Überwachung ebenso zuwider, wie er als Kapitalist den Staat benötigt. Als Privatmann ärgert er sich ebenso über die Ausplünderung durch Steuern und Gebühren, wie er als Kapitalist sich darüber ärgert, wenn der Staat die Infrastruktur nicht in Schuss hält oder sein Eigentum nicht schützt. Als Privatmann ist der Kapitalist Staatskritiker und Staatsverächter, als Geschäftsmann erwartet er, dass der Staat den"optimalen Markt" herstellt und sichert.
<center>2.3. Reproduktion der Produktionsmittel</center>
<font color=green>"Keine Gesellschaft kann fortwährend produzieren, d. h. reproduzieren, ohne fortwährend einen Teil ihrer Produkte in Produktionsmittel oder Elemente der Neuproduktion rückzuverwandeln. Unter sonst gleich bleibenden Umständen kann sie ihren Reichtum nur auf derselben Stufenleiter reproduzieren oder erhalten, indem sie die, während des Jahres z. B. verbrauchten Produktionsmittel, d. h. Arbeitsmittel, Rohmateriale und Hilfsstoffe, in natura durch eine gleiche Menge neuer Exemplare ersetzt, welches von der jährlichen Produktenmasse abgeschieden und von neuem dem Produktionsprozess einverleibt wird. Ein bestimmtes Quantum des jährlichen Produkts gehört also der Produktion."</font> K. Marx, Kapital I, MEW 23, 591.
Was während der Produktion vollständig verbraucht wird, wie Energie und Rohstoffe, muss auch für jede Produktionsperiode vollständig ersetzt werden.
Was während der Produktion nur teilweise verbraucht wird, wie Gebäude und technische Anlagen muss laufend instand gehalten werden. Darüber hinaus muss jährlich soviel Kapital angespart werden, um eine Anlage, die z.B. zehn Jahre hält, nach diesen zehn Jahren auch vollständig ersetzen zu können. Angenommen, alle Anlagen haben eine Lebensdauer von 10 Jahren, dann ist damit zu rechnen, dass jährlich plus minus ein Zehntel der Anlagen das Ende ihrer Nutzzeit erreicht und ersetzt werden muss.
Für Ersatz und Erneuerung aller verbrauchten Produktionsmittel dient die Warenmenge c im Wert von 760 Mrd. Euro, die die Kapitalisten untereinander kaufen und verkaufen.
Für diesen Austauschprozess der Produktionsmittel, diese Verwandlung von Geld in Ware (Pm) wird die staatliche Infrastruktur ebenso benötigt, wie beim früheren Marktaufenthalt des Kapitals, der Verwandlung von Ware in Geld (W - G).
Durch eine Infrastruktur, die die Informations- und Warenströme möglichst schnell und möglichst billig an alle erforderlichen Orte verteilt, sorgt der Staat für einen"optimalen Markt".
Für die Zulieferung von Rohstoffen und Energie ist die Staatstätigkeit erst recht erforderlich, weil Energieträger und Rohstoffe als Naturbasis der Produktion ungleich auf der ganzen Erde verteilt sind. Die Staatstätigkeit zur Herstellung eines"optimalen Marktes" greift hier über die nationalen Grenzen hinaus. Hier ist die Außenpolitik, Entwicklungshilfepolitik bis hin zum Einsatz der Bundeswehr vom Hindukusch oder dem Horn von Afrika verlangt.
Dazu verlautet der BDI lakonisch:"Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, müssen sowohl die Wirtschaft als auch die Politik ihr Rohstoffbewusstsein schärfen und geeignete Anstrengungen im Sinne einer strategisch ausgerichteten Rohstoffpolitik unternehmen. Im Rahmen der Außenwirtschafts- und Handelspolitik ist die Sicherung eines freien Zugangs zu den Weltmärkten unverzichtbar."
Pro Kopf zählt die deutsche Wirtschaft weltweit zu den größten Energieverbrauchern."Misst man den Primärenergiekonsum in Steinkohleeinheiten, so wurde in der Bundesrepublik Deutschland 1992 mit 481 Millionen Tonnen SKE mehr als doppelt soviel Energie wie 1960 verbraucht (1960 211 Mt SKE), davon 409 Millionen in den alten Bundesländern.
Von diesem Verbrauch entfallen in Westdeutschland (in Klammern Daten für Ostdeutschland) auf Mineralöl 41,5% (29,2 %), Erdgas 18,0 % (11,8 %), Steinkohle 17,6 % (4,2 %), Kernenergie 12,4 % (1990 2,1 %), Braunkohle 8,2 % (55,7 %) und Wasserkraft und sonstige Energieträger 2,3 %." (Wikipedia).
Eine wichtige Rolle spielt nicht nur die aktuelle, sondern auch die künftige Versorgungssicherheit mit Rohstoffen und Energie. Laut einer Forsa-Umfrage sehen 77 Prozent der befragten 100 Topmanager die gewohnte Versorgungssicherheit beim Strom schon im Jahr 2007 in Frage gestellt sehen. Zur Zeit rechnet man bei einer installierte Leistung von derzeit knapp 120 Gigawatt (GW) mit jährlichen Stromausfällen von im Schnitt von 15 Minuten.
Die politische Debatte ob Atomausstieg oder Atomausbau wird längst geführt. Ebenso wird der Frage nachgegangen, welche fossilen Rohstoffe und Energieträge dem Kapital in 5 oder 10 Jahren zu welchen Preisen zur Verfügung stehen können. Adressat und Ausführender in allen diesen Fragen ist der Staat.
<center>Links zur <a href= http://www.wirtschaftsrat.de/kommis...energie/links>bundesdeutschen Energiepolitik</a></center>
Wal Buchenberg, 23.11.05
(Folgt noch der letzte Teil dieser Staatskritik mit dem Thema"Sozialstaat".)
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Fremdwort
23.11.2005, 10:39
@ Buchenberg
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Re: was kritisierst du nun überhaupt? |
-->Hi,
irgendwie stellst du ständig Teile des Reproduktionsprozesses dar, kommst aber nicht zum Punkt. Was ist daran verwerflich? Wo konkret liegt der Hase im Pfeffer und wie ist das abzustellen? Das ist die Gretchenfrage.
Hast du mal über das Verbot von öffentlichen Anleihen nachgedacht oder Bilanzierungspflicht für Staaten? Das wäre die eigentliche Weltrevolution. Alles andere ist dann nämlich vorteilhaft reformierbar. Wirkliches Kapital braucht man auch in einer kommunistischen Gesellschaft.
Gruß
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Buchenberg
23.11.2005, 11:03
@ Fremdwort
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Re: Sorry, wenn ich nicht zu deinem Punkt komme (o.Text) |
-->
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Fremdwort
23.11.2005, 11:42
@ Buchenberg
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Re: Verdrehung und keine Antwort, nichts neues also. |
-->meine Frage war, wo DU nun zum Punkt kommst und Lösungen anbietest. Meckerei ist keine Analyse und letztere bedarf der dialektischen Methode.
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dottore
23.11.2005, 12:48
@ Fremdwort
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Re: Die Prosperität |
-->Hi,
aus der Berié/Fink-Arbeit geht hervor, dass sich die Lohnquote besonders gut entwickelt, sobald die Wirtschaft in die Rezession/Depression abgleitet.
Beispiele:
1927, einen passablen Jahr lag sie bei 58,8 %. Im Krisenjahr 1931 bei 64,6 %, noch 1932, dem Jahr der"Krisenwende" (Somary) bei 61,8 %. Im Vollbeschäftigungsjahr 1936 war sie wieder auf 55,6 % gesunken.
Die BGLS lag in den Wirtschaftswunderjahren der 50er und Anfang 60er bei etwas über 50 %, stieg in den beiden ersten Krisenjahren der zweiten Republik (Erhards Sturz) auf ein High von 57,4 bzw. 57,2 %. Beim BUS von um die 60 % auf 66,4 bzw. 66,1.
In den 70er Jahren, die eher als stagnativ einzustufen sind, speziell ab 1972 (Ã-lschock usw.), haben wir eine steigende Tendenz, mit Höhepunkt im einwandfreien Krisenzeitraum 1981/2 (63,1 / 63,0 bzw. 76,8 / 76,9).
Danach mit wieder sich verbessernder Konjunktur wieder ein deutlicher Abfall der Lohnquote.
Also?
Des weiteren zeigt er ein Binsen-Grafik:
[img][/img]
Investitionen sind Kosten. Werden sie vermieden, müssen - Erlöse ceteris paribus - die Gewinne steigen.
Außerdem stehen die Kapitalisten nicht etwa vor der Wahl, zu konsumieren oder in ihren (oder anderen) Firmen"reproduktiv" und/oder"akkumulativ" zu investieren. Sie haben da noch ganz andere Möglichkeiten:
- Rückkauf ausstehender Aktien (was allenthalben in massiver Form geschieht).
- und vor allem: Anlage in Staatspapieren o.ä., was vielfach sinnvoller ist (da risikobegrenzter) als marktrisikobehaftet in neue Sach-Investitionen zu gehen. Ein Rentier schläft immer ruhiger als ein Entrepreneur.
Der Marx'sche Satz:
"Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue (= privater Konsumtionsfonds) verzehrt, ein anderer Teil als Kapital angewandt und akkumuliert"
ist daher barer Unsinn. Das Ziel der Kapitalisten ist nicht die Ausbeutung der Arbeiter via Mehrwert mit anschließender Aneignung dieses Mehrwerts - warum würden sie sich sonst en masse von ihnen trennen? Es ist vielmehr das eigenarbeitslose Einkommen. Dieses versucht er zu maximieren und er wäre auch besengt, wenn er's nicht täte.
Was freilich nur gelingen kann, wenn ihm der Staat durch Einsatz seiner Machtmittel dabei hilft. Über mehrwert- und profitsichernde Eigenmacht verfügt der Kapitalist mitnichten. Er muss immer aufs Gewalt- und Waffenmonopol des Staates rekurrieren, um auch nur einen müden Euro in die Kasse zu bekommen. Der Kapitalismus ist ein Staatsbastard und man sollte nicht den Vater mit dem Kind verwechseln.
Gruß!
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Popeye
23.11.2005, 13:05
@ dottore
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Re: Die Prosperität -Zwischenruf |
-->>Hi,
>aus der Berié/Fink-Arbeit geht hervor, dass sich die Lohnquote besonders gut entwickelt, sobald die Wirtschaft in die Rezession/Depression abgleitet.
Hallo,
In einem Artikel mit dem Titel"A Theory of Commodity, Income and Capital
Taxation" (Economic Journal, September 1937, 444-448) hat Kalecki diesen Zusammenhang einmal so formuliert:
"workers spend what they get, capitalists get what they spend".
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Fremdwort
23.11.2005, 13:07
@ dottore
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Re: Einspruch!!! |
-->Hi,
>Der Marx'sche Satz:
>"Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue (= privater Konsumtionsfonds) verzehrt, ein anderer Teil als Kapital angewandt und akkumuliert"
>ist daher barer Unsinn. Das Ziel der Kapitalisten ist nicht die Ausbeutung der Arbeiter via Mehrwert mit anschließender Aneignung dieses Mehrwerts - warum würden sie sich sonst en masse von ihnen trennen? Es ist vielmehr das eigenarbeitslose Einkommen. Dieses versucht er zu maximieren und er wäre auch besengt, wenn er's nicht täte.
Das ist nicht Marx, höchstens Buchenbergs marxistisch! Bei Marx heisst es immer noch, daß Kapitalismus Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ist --> Selbstausbeutung der Gesamtheit, Aufzehr, leben von der Substanz. Genau das hast du auch selber beschrieben: http://www.goldseiten.de/content/kolumnen/artikel.php?storyid=19
Marx hat lediglich den Gesamtprozeß der kapitalistischen Reproduktion beschrieben, aber auch nur die einfache, nicht die erweiterte.
>Was freilich nur gelingen kann, wenn ihm der Staat durch Einsatz seiner Machtmittel dabei hilft. Über mehrwert- und profitsichernde Eigenmacht verfügt der Kapitalist mitnichten. Er muss immer aufs Gewalt- und Waffenmonopol des Staates rekurrieren, um auch nur einen müden Euro in die Kasse zu bekommen. Der Kapitalismus ist ein Staatsbastard und man sollte nicht den Vater mit dem Kind verwechseln.
Kein Widerspruch. Es geht sogar soweit, daß im Kapitalismus kein Mensch Macht hat, dafür zwingt die Warenform Kapital durch seinen fiktiven Anteil zu den politischen Entscheidungen --> politische Ã-konomie. Bringt man hingegen die Wirtschaft wieder unter menschliche Kontrolle durch Verbot öffentlichwer Anleihen, ist alles wieder zum guten reformierbar - nur ist das keine kapitalistische Produktionsweise mehr. Wirkliches Kapital existiert zwar weiterhin fort, hat aber nicht mehr den Charakter von beherrschendem Kapital, ist also keines mehr, nur noch Investitionsmittel und PM.
Gruß!
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André
23.11.2005, 14:31
@ dottore
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Re: Die steigenden Gewinne werden sehr wohl (auch) zu Investitionen, aber im |
-->Ausland oder zu Käufen ausl. Beteiligung genutzt.
Garfik der Investitionen bezieht sich nur auf D und führt deshalb
in einer erst whd. des letzten Jahrzehnt globalisierten Welt zu
Fehlschlüssen.
Gruß
A.
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dottore
23.11.2005, 14:59
@ André
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Re: Sehr richtig |
-->Hi André,
>Die steigenden Gewinne werden sehr wohl (auch) zu Investitionen, aber imAusland oder zu Käufen ausl. Beteiligung genutzt.
So isses. Hinzu kommt der Basar-Effekt (Prof. Sinn): Die Gewinne entstehen auch durch Importe aus Niedriglohnländern, danach"Finishing" in D oder nur ein"made in Germany" drauf (Marke"Porsche" reicht) und Export in die weite Welt.
>Garfik der Investitionen bezieht sich nur auf D und führt deshalb
>in einer erst whd. des letzten Jahrzehnt globalisierten Welt zu
>Fehlschlüssen.
Just. Die Lohnquote ist"national", da Löhne auf der Einkommensseite ein nationales Phänomen sind. Gewinne sind"international", können von überall her flattern.
Außerdem ist die Grafik schon deshalb Murks, weil es in der VGR keine gesonderte Berechnung von Gewinn- und Vermögenseinkommen gibt (wie bei den Arbeitnehmerentgelten), diese vielmehr als"Restgröße" in der Verteilungsrechnung geführt werden, wobei die Entstehungs- und Verwendungsrechnung der Einfachheit halber als die 100-%-Bezugsgröße gilt.
Gewinne und Vermögenseinkommen hat ohnehin noch kein Mensch getrennt berechnen können.
Da stochern die Marxisten also im Nebel rum, dass einem die Augen tränen.
Dank + Gruß!
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politico
23.11.2005, 15:05
@ Popeye
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workers spend what they get, capitalists get what they spend |
-->Besser kann man es nicht formulieren.
Hier kommen wir zum Kern der sog."Ungleichheiten".
Real verläuft die Mauer also zwischen"spenders" und"savers/investors".
Politico.
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dottore
23.11.2005, 15:15
@ Popeye
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Re: Die Prosperität -Zwischenruf |
-->Hi,
>In einem Artikel mit dem Titel"A Theory of Commodity, Income and Capital
>Taxation" (Economic Journal, September 1937, 444-448) hat Kalecki diesen Zusammenhang einmal so formuliert:
>"workers spend what they get, capitalists get what they spend".
Danke für den Hinweis. Was Kalecki (ähnlich Frisch u.a.) so schön ausdrückt, damit hat sich auch Carl Föhl intensiv beschäftigt, u.a. in seinem Spätwerk (Finanzarchiv 1956 über das"Steuerparadoxon" und seine Kreislaufanalyse bzgl. der Vermögensverteilung eingangs der 1960er). Sein Resultat:
Eine Umverteilung scheitert schon deshalb, da die Kapitalisten nicht nur ihre Steuern überwälzen, sondern auch deshalb, weil die Nachfrage des Staates und der Lohnbezieher (auch jener, die bei ihnen beschäftigt sind) immer wieder an ihren Kassen vorbei muss, wo halt dann der vermaledeite Profit immer wieder hängen bleibt.
Je schneller die Staatsverschuldung steigt (über die reine Prolongierung plus geschuldete Zinsen hinaus), desto profitabler wird's obendrein für den Klassenfeind.
Der lebe hoch! Oder gäb's ohne Kapitalisten überhaupt so etwas wie"Arbeitsplätze"? Außer in staatlichen Arbeitshäusern (siehe real existierender Sozialismus) kaum. Und was wir heute als"Sozialtransfer" (Hartz IV usw.) bestaunen sind bei Licht besehen nichts anderes als offene staatliche Arbeitshäuser ohne Betätigungszwang.
Dank + Gruß!
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