-->mit der Wahl des neuen Staatspräsidenten von Bolivien fällt möglicherweise
ein weiterer Domino-Stein auf diesem Kontinent?
Ivo Morales hat gute Chancen diese Präsidentschaft zu gewinnen. Als erstes
wird er die Erdgasvorkommen verstaatlichen, er ruft die Bürger auf sich
von der US-amerikanischen Umklammerung zu lösen. Ausserdem plädiert Morales
für die Freigabe des Koka-Anbaues im gesamten Lande.
Sollte Morales gewinnen, die Linke, die Indios und Bauern unterstützen seine
Wahl, werden die USA einen weiteren Verbündeten in Südamerika verlieren.
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Evo Morales in Bolivien: Neue Linke oder neue politische Akteure?
(Zusammenfassung)
Der Wahlerfolg der Bewegung zum Sozialismus (MAS) in Bolivien hat bei vielen internationalen Analysten dazu geführt, von einer neuen Linken zu sprechen, deren Kandidat (und Begründer) der Kokabauer Evo Morales völlig überraschend die zweitmeisten Stimmen bei der Präsidentschaftswahl erhalten hat (20,94%). Morales war nach der letzten Wahl Abgeordneter der Vereinigten Linken gewesen. Berühmt im Lande wurde er durch die Aberkennung des Mandats wegen Aurufen zur Gewalt. Im letzten Wahlkampf war er besonders populär durch seine Weigerung an einer Debatte der Präsidentschaftskandidaten teilzunehmen mit der Begründung, er setze sich lieber mit der wirklichen Regierung auseinander - der amerikanischen Botschaft.
Schaut man sich aber die politischen forderungen der MAS an, so wirken sie weit eher traditionell links: ein demokratischer Volksstaat, nationale Souveränität, Kampf gegen Hunger und Repression. Und ein Blick auf seine engsten Berater zeigt dies - allesamt kommen von den grossen traditionellen Parteien der politischen Linken Boliviens, der KP, der Revolutionären Arbeiterpartei, der Sozialistischen Partei.
Was der wesentliche Grund dafür ist, dass Morales die tradierte politische Landschaft Boliviens unglaublich durcheinandergewirbelt hat, ist weniger eine neue Politik, als das Erscheinen neue politischer Akteure, die die MAS unterstützen. Denn: Die MAS ist keine politische Partei, hat keine besonders feste Strukturen - schon gar nicht die traditionellen linken, sondern ist eine Bewegung im Wortsinne. Eine Bewegung, die vor allem - zumindest kollektiv - zwei bisher wenig präsente Teile der Bevölkerung zur politischen Aktion brachte: Die Landbevölkerung inklusive der Kleinbauern und die städtische Mittelschicht. War das Zentrum der Mobilisierung der letzteren vor allem der Kampf gegen den Ausverkauf des Landes und die Korruption, so war es auf dem Land der Kampf für Agrarreform, für die sichere Nutzung von Land, das traditionelles Gemeineigentum ist - und gegen den Krieg der Regierung (und der USA) gegen die Kokabauern.
Jetzt steht die MAS mit 35 Abgeordneten im Parlament - und diese machen bisher den Eindruck, sich konsequent für die Interessen jener einzusetzen, die sie gewählt haben. Und waren die indigenen politischen Kräfte während der Parlamentswahl noch gespalten, so hatte Felipe Quispe, der einflussreiche Sprecher der Aymara des Hochlandes, seine Kräfte bei der Präsidentschaftswahl hinter Morales gesammelt - beim bekannt schlechten persönlichen Verhältnis der beiden nicht unbedingt zu erwarten.
Es wird sich noch zeigen müssen, ob die MAS in der Lage ist, die Ergebnisse dieses historischen Ereignisses zu konsolidieren - ohne eine feste Organisation zu haben. Und dem wütenden Druck der Regierung zu widerstehen, die als ersten Schritt die Verschärfung des Kampfes gegen die Coca-Plantagen ankündigte...
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