R.Deutsch
12.01.2006, 09:16 |
Ist Redlichkeit als Maßstab heute überholt? Thread gesperrt |
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Hier mal ein Zitat aus Hjalmar Schacht: Magie des Geldes, über das ich gerade gestolpert bin.
„ Zahlungsvermittlung und Kreditgewährung haben eine gemeinsame wesentliche Voraussetzung. Sie beruhen auf dem Vertrauen in die Redlichkeit und in die Zahlungsfähigkeit des Geschäftspartners. Der Bankier muss sich eine genaue Kenntnis des Charakters, des Vermögens und der Tüchtigkeit seines Kunden beschaffen. Verträge müssen gehalten werden. Die rechtliche Auffassung vom Bankverkehr geht so weit, dass ein mündlich gegebenes Wort zwischen Bankiers ebenso gilt wie ein notarieller Vertrag. Der Wertpapierverkehr an der Börse spielt sich noch heute von Mund zu Mund ab. Die einfachen Worte „an Sie“ und „von Ihnen“ genügen für den Übergang eines Wertpapiers von einer Hand in die andere. Es ist mir nur ein einziges Mal in meiner Banklaufbahn passiert, dass - noch dazu eine Aktienbank - eine mündlich gegebene Zusage nicht einhielt, mit der Begründung, sie sei nicht schriftlich bestätigt worden.“
Sind das Sprüche von gestern, ist das überholt und können wir heute ohne solche Maßstäbe auskommen?
Gruß
R.Deutsch
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beni
12.01.2006, 09:46
@ R.Deutsch
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Re: Ist Redlichkeit als Maßstab heute überholt? |
-->Hallo
Auf keinen Fall! Siehe z.B.
http://www.geocities.com/jo_kaplan/
(SCNR)
<ul> ~ Eine redliche Heimseite</ul>
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Student
12.01.2006, 10:27
@ R.Deutsch
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Re: Redlichkeit: unter Freien (!) eine prima Sache! (o.Text) |
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Holmes
12.01.2006, 11:20
@ R.Deutsch
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Re: Redlichkeit und Vertrauen |
-->Hi,
ich denke, dass es die angesprochene Form von Redlichkeit natürlich immer noch unter Menschen gibt, die sich auch in Zukunft aufeinander verlassen müssen.
Das ist bei Geschäftsleuten mit dauerhaften Kontakten ja auch der Fall. Wenn man aber einmal eine solche Absprache bricht, wird es solch eine informelle Vereinbarung (mündlich) nicht mehr geben und alles schriftlich und entsprechend langsam geschehen. Wenn es mündlich klappt, haben ja beide Seiten den Vorteil des verringerten Dokumentationsaufwandes davon und gewinnen Zeit.
Redlichkeit gibt es aber nicht zwangsweise, wenn der Kontakt zwischen Menschen nur sporadisch ist. Deswegen ist man gegenüber Fremden und Durchziehenden wohl eher mißtrauisch, weil man deren Verläßlichkeit nicht kennt und evtl. in der Zukunft keine Sanktionsmöglichkeiten hat. Das Ausmaß der Redlichkeit und des Vetrauens gegenüber Fremden hängt von den Erfahrungen ab, die man mit ihnen gemacht hat (Gebranntes Kind scheut das Feuer).
In dem Sinne führt die Globalisierung und die völlige Offenheit der Kontakte mit der entsprechend hohen Häufigkeit des Wechselns der Geschäftspartner zu einem höheren Maß an Mißtrauen und Vorsicht, weil die Potentiale des Mißbrauchs ansteigen.
Gewerbsmäßige Betrüger können auf einem Dorfmarkt nicht lange ihr Unwesen treiben, im Weltmarkt ist das viel leichter, weil die Zahl der ahnungslosen Opfer größer ist.
Beste Grüsse,
Holmes
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