-->Was für ein Land, in dem man die Helfer auch noch"opfert" bzw. verkommen läßt....
gruß b.
Der Husten der Helfer
Die Arbeit am World Trade Center nach dem 11. September 2001 hat offenbar die Lungen vieler Retter beschädigt
Stephan Mueller
NEW YORK. In den Monaten nach dem 11. September 2001 gingen solche Bilder um die Welt: Ein Sarg, eingehüllt in die amerikanische Flagge, wird von sechs Männern in blauer Uniform geschultert. Es sind Polizisten der New Yorker Polizei, die Kameraden zu Grabe tragen. Mehr als vier Jahre nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center ist vor wenigen Tagen ein weiteres Opfer von 9/11, wie man in den Vereinigten Staaten sagt, beigesetzt worden. Der Polizist James Zadroga (34) starb an den Spätfolgen seiner Arbeit am Ground Zero. Fast 500 Stunden war er dort im Dienst, oft 16 Stunden am Tag.
Das markanteste Symptom, an dem Polizisten, Feuerwehrleute und andere Helfer leiden, ist der so genannte 9/11-Husten. Er ist chronisch und macht das Atmen zur Qual. Die offizielle Diagnose von James Zadrogas Husten lautete: Staublunge. Außerdem wurden in seinem Gehirn Ablagerungen von Quecksilber gefunden. Bereits kurz nach dem 11. September 2001 begann er unter Atembeschwerden zu leiden. Im Jahr 2004 musste er nach 13 Jahren bei der Polizei den Dienst quittieren und in Frühpension gehen."Mein Sohn hatte winzige Glassplitter und Knochenstaub in seiner Lunge", sagt seine Mutter.
Rund 1 600 Patienten mit dem mysteriösen Husten werden derzeit im New Yorker Mount Sinai Hospital behandelt. Dort kümmert man sich in einem speziellen medizinischen Programm gezielt um diese Patienten mit gesundheitlichen Spätfolgen von 9/11."Es gibt etliche Helfer, die in direkter Folge ihrer Arbeit am Ground Zero schwer erkrankt sind. Und ihr Zustand verschlechtert sich. Wir haben eine fast viermonatige Warteliste. Der Andrang ist enorm", sagt Dr. Robin Herbert, die als Co-Direktorin die Untersuchungen betreut.
John Graham hat monatelang als Zimmermann am Ground Zero gearbeitet."Meine Lungen sind kaputt. Vom Betonstaub", sagt er. Arbeitsunfähig ist er und auf einen Inhalierapparat angewiesen."Seit ich bei den Aufräumarbeiten geholfen habe, habe ich extreme Atembeschwerden. Medizinische Tests bestätigen das zweifelsfrei", sagt Graham. Seine Angst wächst, dass selbst das gute Dutzend Medikamente auf seinem Wohnzimmertisch ihn nicht am Leben erhalten kann."Jeder Atemzug schmerzt mehr und mehr. Ich bin erschöpft."
Laut Polizeigewerkschaft war James Zadroga offiziell der erste Angestellte der Stadt New York, der an den Spätfolgen seines Dienstes am Ground Zero gestorben ist. Schon im vergangenen Sommer aber gab es ein Opfer, glauben die Angehörigen von Timothy Keller, einem Rettungssanitäter der Feuerwehr. Der 41-jährige Keller wurde am 30. Juni 2005 beerdigt. Seine Ärzte halten es für mehr als wahrscheinlich, dass das Einatmen des Asbeststaubs am Ground Zero ihn umbrachte. Diagnostiziert wurde bei Keller eine chronische asthmatische Bronchitis."Nach 9/11 passierte es immer öfter, dass er blau wurde im Gesicht, einen Hustenanfall hatte, keine Luft mehr bekam und umkippte", sagt Kellers Sohn David. Auch Timothy Keller konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Die Stadt New York weigerte sich lange, anzuerkennen, dass Kellers Krankheit eine indirekte Folge der 9/11-Tragödie war. Es dauerte bis zum April 2005, bis die Stadt begann, ihm eine Teilpension zu zahlen. Zwei Monate später starb Timothy Keller.
Auch die 1 600 Ground-Zero-Patienten, die im Mount Sinai Hospital derzeit behandelt werden, warten auf Hilfe der Regierung in Washington."Es gibt absolut keine öffentlichen Gelder, um medizinische Hilfe für diese Leute bereitzustellen. Das ist schlimm und traurig", sagt die Ärztin Robin Herbert. Sie und ihre Kollegen befürchten, dass es noch mehr Beerdigungen wie die von James Zadroga geben wird.
<ul> ~ http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/vermischtes/517703.html</ul>
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