Spartakus
17.01.2006, 15:16 |
Ist der Spiegel der neue Stürmer? Thread gesperrt |
-->Das ist eine ernstgemeinte Frage, jeden Tag neue Kriegshetze gegen Iran, jeden Tag neue Panik wegen der Vogelgrippe, jeden Tag neue Thesen der Neoliberalen"neuen" Weltordnung?
Frage an die älteren Semester, war der schon immer so?
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Theo Stuss
17.01.2006, 15:25
@ Spartakus
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Re: Nein, der war nicht immer so. Da hat ein Umdenken stattgefunden (o.Text) |
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Das_Orakel_aus_Oberlahnstein
17.01.2006, 15:39
@ Spartakus
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Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? |
-->Mir kommt es auch manchmal so vor, daß
SPIEGEL
SPIEGEL ONLINE und
SPIEGEL-TV
nicht das geringste miteinander zu tun haben.
Grüße aus OL
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Tempranillo
17.01.2006, 15:46
@ Spartakus
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Re: Seit Augstein weg ist, ist der Spiegel Sch.... (o.Text) |
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Per_Jakobsson
17.01.2006, 15:57
@ Tempranillo
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Re:...eiße (m.Text) |
-->Quelle: Bröckers (16.11.05)
Das ehemalige Nachrichtenmagazin
Seit Franziska Augstein, die Tochter des"Spiegel"-Gründers, die Linie des Blatts öffentlich kritisiert hatte, herrschte innerhalb und außerhalb der Redaktion und der Gesellschafterversammlung großes Bohei - siehe die Sammlung aktueller Artikel dazu hier. Manfred Bissinger, einst mein Chef bei der"Woche", hat die Debatte in einem Artikel für die"Zeit" zwar schön auf den Punkt gebracht: Der Widerspenstigen Lähmung - den meines Erachtens entscheidenden Punkt aber vergessen. Dass die Tochter des Gründers und die Mitarbeitergesellschaft, die sich gegen den Chefredakteur Aust auflehnten, jetzt"schlechter da stehen als vorher", hat nämlich weniger mit den strategischen Fehlern ihrer"konzertierten Aktion" zu tun, sondern mit einem viel grundsätzlicheren Dilemma. Franziska Augsteins Kritik, das Magazin sei unter Aust zu einem"geschwätzigen Blatt unter vielen geworden" ist zwar mehr als berechtigt, muß aber ins Leere laufen, denn sie geht vom Standpunkt des Journalismus aus. Den aber gibt es nicht mehr in der Form, wie ihn ihr Vater und sein Magazin als"Sturmgeschütz der Demokratie" jahrzehntelang betrieben. Stattdessen gibt es einen Markt, der Geschwätzigkeit und Beliebigkeit honoriert und dazu zwingt, dass Zeitungen und Magazine zu einem Sturmgeschütz des Sharholder-Value werden. Journalistische und publizistische Kriterien - die Rolle der Medien als Kontrollorgan der Demokratie, als investigativer und intervierender Macht - haben sich diesem Marktgesetz unterzuordnen, und da der"Herrenreiter" Stefan Aust das bereitwillig tut, sitzen er und seine überbezahlten Fußsoldaten so fest im Sattel. Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt und scheren sich keinen Schuß Pulver mehr darum, dass ihr"Sturmgeschütz" einst ein echtes Nachrichtenmagazin war. So richtig wahr haben wollen sie das freilich nicht und versuchen den Nimbus authentischen Journalismus' hochzuhalten. Als ich vor zwei Jahren nach einer TV-Diskussion mit ein paar Spiegel-Leuten zusammensaß und"off the record" nach den Gründen für die böswillige Kritik an meinen Büchern fragte, fiel der Satz:"...dass Sie uns immer als das"ehemalige Nachrichtenmagazin" bezeichnen, gefällt uns natürlich nicht."
P.S.: Soeben wird von"Focus" gemeldet, dass Franziska Augstein sich nicht so schnell geschlagen geben will und sich gegen einen Bericht in"Spiegel Online" wehrt, in dem es heißt:
„Rudolf Augstein wollte, dass nach seinem Tod sein Anteil am Spiegel-Verlag nicht in vollem Umfang auf seine Kinder übergehen sollte. Rudolf Augsteins Absicht war, seinen Kindern keine publizistische Macht über den ´Spiegel´ zu vererben.“
Franziska Augstein schreibt dazu: „Das stimmt nicht." Sie zitiert aus einem Memorandum ihres Vaters vom 19. April 2000. Darin schrieb Rudolf Augstein ihren Angaben zufolge: „Es geht hier darum, dass mein Anteil in Höhe von 25 Prozent an meine Erben nur noch als Anteil von 24 Prozent soll. Das ist in meinen Augen nicht akzeptabel.“
Dennoch mußten Frau Augstein und ihr Bruder Jakob nach dem Tod des Gründers aufgrund einer älteren Verfügung jeweils 0,5 % ihres Anteils abgeben, die ihnen nun an einer Sperrminorität - und damit an direktem Einfluß - fehlen. Wenn der sich anbahnende Fight für die Kinder erfolgreich ausgehen sollte, neben Aust auch noch ein bis zwei Dutzend anderer redaktioneller Flachpfeifen den goldenen Handschlag bekommen, frischer Wind in der Brandstwiete einkehrt und man wieder den"Spiegel" schauen könnte, ohne sich kopfschüttelnd und mit Grausen abzuwenden... das wäre einfach zu schön um wahr zu sein.
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Baldur der Ketzer
17.01.2006, 16:21
@ Spartakus
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Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? |
-->>war der schon immer so?
Hallo, Spartakus,
auf mich wirkt zumindest Spiegel TV oft bis ständig als reine Volksverhetzung, zumal ich bei manchen Themen etwas mitreden kann und die andere Meinung kenne - das ist oft nicht mal mehr Propaganda, das ist oft genug nur noch blanke, primitive Hetze. Gegen was auch immer. Meist gegen das, was landläufig als patriotisch, rechts, altherberacht oder traditionell gilt. Aber auch schon mal anders herum.
Kannste vergessen.
Beste Grüße vom Baldur
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MI
17.01.2006, 16:32
@ Spartakus
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Das Gefährliche dabei ist... |
-->...daß man beim Lesen immer noch annimmt, man hätte ein wirklich kritisches Magazin vor sich. Dabei hat sich dieses ehemals radikalkritische Medium zu einem Mainstream-Blatt entwickelt (ob Aust jemals die Anzahl der Leserschaft als Indiz für die Güte seines Magazins herangezogen hätte?).
Was dort"kritisch" erscheint, ist Kritik auf neoliberaler Ebene. An die eigentlichen Ausrichtung der Politik und der Wirtschaft an sich gehen die erst gar nicht mehr heran. Neue Denkansätze gibt es dort nicht. Dadurch entsteht der Eindruck, als gäbe es zu alledem, was dort"kritisch" betrachtet wird, überhaupt keine Alternative. Dabei könnte alles auch ganz anders sein.
Nur noch Blätter wie"TAZ" oder"Junge Welt" dürfen für sich noch wirklich das Attribut"kritisch" - wie es ehemals der Spiegel war - verwenden, so meine ich.
MI
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André
17.01.2006, 16:34
@ Spartakus
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Re: Spiegel = Pamphlet der 5. Kolonne = Verfechtzer fremder Interessen (o.Text) |
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Spartakus
17.01.2006, 16:41
@ Baldur der Ketzer
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Danke Baldur |
-->Ich hielt Dich lange Zeit für einen Fanatiker, aber die Wirklichkeit überholt Dich, oder besser mein Bild von Dir, locker. Ketzer nennst Du Dich selbst und lange fand ich diesen Namen mehr als gerechtfertigt, doch das ist passé.
Du bist ein Optimist.
Vielleicht habe ich einen schlechten Tag, oder die Kälte schlägt mir auf Gemüt (in München die letzten Tage unter -10°C). Aber mir dürstet langsam nach Militanz, es kann doch nicht so weitergehen.
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MI
17.01.2006, 16:44
@ MI
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Augstein, nicht Aust (o.Text) |
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Spartakus
17.01.2006, 16:45
@ MI
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Re: Das Gefährliche dabei ist... |
-->> Nur noch Blätter wie"TAZ" oder"Junge Welt" dürfen für sich noch wirklich das > Attribut"kritisch" - wie es ehemals der Spiegel war - verwenden, so meine ich.
vielleicht noch Telepolis und das Saar-Echo, aber dann wird die Luft schon dünn.
Freie Presse?
Ich geh in den Keller zum Lachen.
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albert
17.01.2006, 17:08
@ Per_Jakobsson
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Re:...eiße (m.Text) |
-->>Quelle: Bröckers (16.11.05)
>
>hallo per,
hab von der woche nur eine ausgabe gekauft und in errinnerung. das war die bilanz in punkto ddr. glaube, das war eine der letzten Ausgaben (die letzte?) und die war spitze. warst du daran beteiligt? großes lob.
gruß albert
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Elmarion
17.01.2006, 17:43
@ Spartakus
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Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? |
-->>Das ist eine ernstgemeinte Frage, jeden Tag neue Kriegshetze gegen Iran, jeden Tag neue Panik wegen der Vogelgrippe, jeden Tag neue Thesen der Neoliberalen"neuen" Weltordnung?
>Frage an die älteren Semester, war der schon immer so?
Nein, früher war der spiegel wirklich"investigativ".
Jetzt ist er Teil des Systems - ich habe mein Abbo vor 2 Jahren gekündigt.
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prinz_eisenherz
17.01.2006, 20:18
@ Spartakus
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Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? |
-->Hallo Spartakus,
mir kommt dabei immer so ein Gedanke.
Früher, als angebliche in Deutschland noch alles so spießig und verkrustet war, ohne jetzt die Namen zu nennen, an denen man sich mit besonderer Wonne seine Schwarte gerieben hatte, da war der Fall noch klar. Da gab es die Rechten, die von der CDU/ CSU, die Kriegstreiber, die Revisionisten, die ewig Gestrigen. Und als Gegenposition zu denen, besonders in den Zeiten nach 1968, da wusste man beim Spiegel wo der Feind stand. Und wenn man es mal nicht so genau wusste, dann, so hatten es die Verantwortlichen beim Spiegel, der Augstein, der Böhme und der Gaus, zu ihrer Zeit, auch offen ausgesprochen, im Zweifel war man Links. Basta!
Das war die eine Seite und darüber haben sie sich ihren Ruf als kritisches Magazin erworben. Ich sage dir, auch schon zu der Zeit gab es eine Menge kritisches aus den sog. linken Zirkeln zu berichten, nur nicht der Spiegel. Denn grundsätzlich links, im Zweifelsfalle links, bedeutete in einem eindeutigen Falle, Schweigen im Spiegel. Nun sind Zeitungen mit einer klar erkennbaren politischen Ausrichtung, in einer Demokratie, nicht von Übel, eher die Regel. Das musst man erkennen und objektiv berücksichtigen.
Auf dieser linken Seite nun standen, nach der Meinung des Spiegels, die Fortschrittlichen, die Friedenskämpfer, die Antifaschisten, die Antikapitalisten und was deren Wortschatz noch so alles hergibt. Ein elementarer, selbstherrlicher Programmpunkt in diesen Zirkeln war, der Spiegel als Hauspostille immer dabei, das es niemals wieder geschehen darf, das ein deutscher Soldat einen Fuß, zu welchen Handlungen auch immer, auf fremden Boden setzen darf. Jeder, der auch nur in der Richtung einen schlechten Traum hatte, war sofort als Altnazi verdächtig. Leicht überzeichnet, aber das war die vor Moral triefenden Position dieser politischen Gruppierungen.
Nun jedoch passierte etwas, was sich keineswegs mehr in dieses Schubladendenken einordnen ließ. Nur zwei Kernbereiche mal herausgegriffen.
Die Innenpolitik, hier der Innenminister der SPD, Schily, ehemaliges Mitglied bei den Grünen, die wiederum in einer Koalition mit der SPD. Dieser tieflinke Mensch, vollzog einen solchen Schwenk in Richtung Kontrolle, Überwachung und Repression, in der Innenpolitik, das hätte sich kein Politiker der konservativen Parteien vorher jemals gewagt, ohne nicht zu riskieren, von der geballten Medienmacht des Spiegels und den durchmarschierten 68zigern beim TV, mit den wüsteste Titulierungen, an den Pranger gestellt zu werden.
Zu den Soldaten. Ausgerechnet die Regierung aus SPD und den Grünen, einem sozialdemokratischen Verteidigungsminister und einem grünen Außenminister, diesen Politikern konnte die Versendung von deutschen Soldaten, an alle Brennpunkte der Erde, gar nicht schnell genug gehen. Überall war man, mit den üblichen, fadenscheinigen Entschuldigungen mit dabei. Von der Form her betrachtet, die dabei zu Tage tretende mangelnde Zivilcourage, das Duckmäusertum, genau diese Haltung, die sie ihren Vätern immer vorgehalten hatten. Auf fast allen andern Gebieten geschah Vergleichbares.
Nun also meine Frage, zum Spiegel und seinen Freunden. Über welches wirklich wichtige Thema will diese Zeitung noch kritisch berichten, ohne sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, das die vom Spiegel mit Sympathie und Verständnis begleiteten Parteien, es keineswegs besser, konsequenter und mutiger gemacht haben, als die verdammten Spießer von der CDU/ CSU?
Aktuell, bei der Teilnahme von Grünenpolitikern an Diskussionen, nach dem Ausscheiden aus der Regierung, aus den Ministerämtern, merkt man den Konservativen an, wie sie sich den so richtig heiß laufen lassen, was man alles machen müsste und unbedingt vermieden werden muss, um irgendwann, mit leicht süffisanten Ton, sich die Frage gefallen lassen zu müssen:„Aber liebe Frau, sie waren doch sieben Jahre an der Regierung, warum haben sie es dann nicht so gemacht, zumindest auf den Weg gebracht?“ Worüber also soll sich der Spiegel noch profilieren?
Ein kleiner Text schon älter und hier, glaube ich, schon mal eingestellt soll das grundsätzliche Problem dabei etwas erhellen:
Wer besitzt und kontrolliert die großen Medien?
Vor Jahren, 1953, sagte der frühere Chef vom Dienst der New York Times, John Swinton, als er gebeten wurde, einen Trinkspruch auf die unabhängige Presse vor dem New Yorker Presse-Club auszubringen (Das Folgende ist Teil seines Toasts):
„Es gibt nichts dergleichen wie eine freie Presse in Amerika in diesem Augenblick der Weltgeschichte. Sie wissen es und ich weiß es. Es gibt keinen unter ihnen, der es wagen würde, seine ehrliche Meinung zu schreiben, und falls sie es täten, wissen sie im voraus, daß sie niemals gedruckt erscheinen würde.
Ich werde wöchentlich dafür bezahlt, meine ehrliche Meinung aus dem Blatt herauszuhalten. Andere unter ihnen bekommen ein ähnliches Gehalt für ähnliche Dinge, und falls einer unter ihnen so verrückt wäre, seine ehrliche Überzeugung zu schreiben, würde er auf der Straße stehen und sich einen neuen Job suchen müssen. Falls ich es zulassen würde, daß meine ehrliche Meinung in einer Ausgabe dieser Zeitung erschiene, würde ich meine Beschäftigung innerhalb von 24 Stunden verloren haben. Und es ist durchaus möglich, daß ich es nicht überleben würde.
Es ist das Geschäft des Journalisten, die Wahrheit zu zerstören, dreist zu lügen, die Dinge zu verdrehen, zu verleumden, zu Füßen des Mammons zu kriechen und das Land und seine Rasse zu verkaufen - um sein tägliches Brot. Sie wissen es und ich weiß es. Wäre es nicht eine Narretei, auf eine unabhängige Presse zu trinken? Wir sind Werkzeuge und Vasallen der Reichen hinter der Bühne. Wir sind hüpfende Stiefelknechte, sie ziehen die Strippen und wir tanzen. Unsere Talente, unsere Chancen und unser Leben sind alles das Eigentum anderer Menschen. Wir sind intellektuelle Prostituierte, Huren. Nicht mehr.“
(Zit nach: Labor`s Untold Story, von Richard O. Boyer und Herbert M. Morais, veröffentlicht von United Electrical, Radio & Machine Workers of America, NY, 1955/1979.)
bis denne
eisenherz
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Spartakus
17.01.2006, 21:37
@ prinz_eisenherz
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Danke, dewegen bin ich hier |
-->es ist ein Kreuz keine Eltern zu haben. Das meine ich aufrichtig aus tiefstem Herzen. Die musikalische Entsprechung wäre Judith Holofernes mit ihrem"gekommen um zu bleiben".
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apoll
18.01.2006, 10:46
@ Spartakus
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Re: Ist der Spiegel der neue Stürmer? |
-->>Das ist eine ernstgemeinte Frage, jeden Tag neue Kriegshetze gegen Iran, jeden Tag neue Panik wegen der Vogelgrippe, jeden Tag neue Thesen der Neoliberalen"neuen" Weltordnung?
>Frage an die älteren Semester, war der schon immer so?
Natürlich! Dies war die Grundlage der Lizenzvergabe an diese Lügenpresse.Ap.
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