Elmarion
27.01.2006, 08:45 |
Atemlos - durch den Debitismus? Thread gesperrt |
-->"Unter dem Druck der Frist löschen wir ständig Feuer"
<ul> ~ die Zeit</ul>
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prinz_eisenherz
27.01.2006, 10:47
@ Elmarion
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Monumental? Wo? |
-->## Nicht Geld, nicht Macht, sondern Beschleunigung regiert die Welt. Der Soziologe Hartmut Rosa hat mit seiner Untersuchung der Zeit eine monumentale Theorie der Moderne vorgelegt ##
Was soll daran so monumental sein? Bis zum Beweis des Gegenteils ist diese Aussage schon monumental, aber nicht im Sinne von Erkenntnis, sondern monumental unsinnig und gefährlich. Warum?
Die Eigenschaft immer höher, immer schneller, immer weiter, das ist eine elementare Grundeinstellung bei uns Menschen, ganz offensichtlich von der Natur so vorgegeben, immer gekoppelt an eine schöpferische, aber auch eine zerstörerische Neugierde. Wobei auch dieser Pfeiler unseres menschlichen Strebens, auf den Ursprung zurückgedacht, eine Lustprämie verspricht, ähnlich dem Essen und der Vermehrung, auch als Sex bezeichnet.
Wer kennt ihn nicht den Wissenschaftler, der eine große Entdeckung gemacht hat, den Ingenieur mit einer wohl funktionierenden, neuen Maschine, einem Rechner und den Aktienprofi, erfolgreich bei einer grandiosen Spekulation. Allen der daran Beteiligten winkt im Falle eines Erfolges, ein geistiger, ein emotionaler Orgasmus. Das ist, als eine Triebfeder bei uns Menschen, ein Teil des nicht löschbaren Bereiches unseres Gehirns, quer durch die gesamte Weltgeschichte, aber auch im Alltags- und Wirtschaftsleben gut zu beobachten.
Um als Urmensch zu überleben, hat dieser Erhaltungstrieb wohl noch seinen Sinn gehabt, aber unter Ausschaltung aller natürlichen Schranken, zu denen der menschliche Verstand fähig ist, in der Medizin, der Nahrungsmittelproduktion, dem Überlisten der Klimagefahren u.s.w., wurde daraus ein Prozess, dem jegliche Nachhaltigkeit fehlt. Beweise für den Beschleunigungsdrang, dem Aufbauen und Verfeinern bis zur Entartung, in der Religion, der Waffentechnik, der Architektur und, und...., und der immer wieder wellenartig einsetzenden totalen Zerstörung, die gibt es, meinethalben seit den ersten Imperien, reichlich zu bewundern. Bei den Ägyptern die Pyramiden, bei den Griechen, den Römern und bei uns Abendländlern, mit unseren kirchlichen Monumentalbauten. Immer höher, immer weiter, immer schneller.
Nur, und da sind wir bei der These weiter oben, zur Umsetzung dieser irrwitzigen Modelle gehört Geld. Mit dem Geld wird Macht errungen. Da die Objekte der Beschleunigung nicht auf den Bäumen wachsen, müssen sie von Wissenschaftlern, von Ingenieuren, von Handwerkern erschaffen werden, oft genug mit Hilfe des Geldes, der Machtinstrumente, erzwungen, abgetrotzt werden. Und erst wenn diese Vorraussetzungen erfüllt sind, Geld und Macht, dann setzt zunehmend die vom Menschen selbst verursachte Beschleunigung ein, immer angepasst an den jeweiligen technischen Möglichkeiten in der Gesellschaft, mit Geld und Macht.
Urasche ist Geld. Die Wirkung daraus ist Macht und aus diesen beiden folgt der allgemeine Beschleunigungsprozess in einer menschlichen!! Gesellschaft. Bei den Pflanzen und Tieren, denen die lustvolle, die verstandgesteuerte Neugierde fehlt, da werden alle Lebewesen, bei denen ein Körperteil, eine besonders aggressive Eigenschaft ungewöhnlich stark mutiert, in der Regel mit dem Aussterben bestraft. Somit ist die Behauptung von oben, das die Beschleunigung, sich gleichsam unabhängig von allen vom Menschen geschaffenen Rahmenbedingungen, sich ständig steigert, eher eine versteckte Entlastung der Geldinhaber und der Mächtigen.
„Seht mal her, so sehr sind diese beiden Gruppen den Zwängen der Beschleunigung unterworfen, wie ein Naturgesetz. Eigentlich können die gar nichts dafür, das es immer aussichtsloser wird. Die sind nur die armen Kreaturen in den Fängen der Beschleunigung".
Wie wunderbar, eine andere Seite der Wertediskussion von weiter untern. Irrationalität, die Flucht in den Glauben, scheint überall die Aufklärung zu verdrängen.
bis denne
eisenherz
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Todd
27.01.2006, 11:00
@ prinz_eisenherz
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Re: Monumental? Wo? |
-->Hallo
<<Urasche ist Geld. Die Wirkung daraus ist Macht und aus diesen beiden folgt der allgemeine Beschleunigungsprozess in einer menschlichen!!>>
ich glaube da eher an dottores Debitismus. Der anwachsende Schuldendruck ist der Motor. Aber monumental ist daran nichts. Es ist halt zwangsläufig.
Gruß Todd
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apoll
27.01.2006, 11:01
@ prinz_eisenherz
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Re: Monumental? Wo? |
-->
>Urasche ist Geld allgemeine Beschleunigungsprozess in einer menschlichen!! Gesellschaft. Befehlt, da werden alle Lebewesen, bei denen ein Körperteil, eine besonders aggressive Eigenschaft ungewöhnlich stark mutiert, in der Regel mit dem Aussterben bestraft. Somit ist die Behauptung von oben, das die Beschleunigung, sich gleichsam unabhängig von allen vom Menschen geschaffenen Rahmenbedingungen, sich ständig steigert, eher eine versteckte Entlastung der Geldinhaber und der Mächtigen.
>„Seht mal her, so sehr sind diese beiden Gruppen den Zwängen der Beschleunigung unterworfen, wie ein Naturgesetz. Eigentlich können die gar nichts dafür, das es immer aussichtsloser wird. Die sind nur die armen Kreaturen in den Fängen der Beschleunigung".
>Wie wunderbar, eine andere Seite der Wertediskussion von weiter untern. Irrationalität, die Flucht in den Glauben, scheint überall die Aufklärung zu verdrängen.
>bis denne
>eisenherz
Hallo edler Prinz Gefahr erkannt,danke für obiges,genau so sehe ich das auch.Dieser Soziologe wie alle sogenannte"Wissenschaftler"ist für mich auch nur eine bezahlte Marionette, dessen Aufgabe darin besteht die Münzinhaber, also die Kap/Finanzintern zu entlasten,denn die Beschleunigung kommt vom Druck des Zinses,der zum Leben immer weniger Zeit läßt und zwar bis zum Punkt der selbstaufgabe oder besser totaler Unterwerfung unter"Jene".Ap.
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Taktiker
27.01.2006, 11:18
@ Elmarion
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Fantastico! |
-->Sehr anregend, prima Artikel.
Danke!
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MI
27.01.2006, 11:25
@ Todd
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Sehe ich auch so |
-->Hallo
Beschleunigung an sich ist keine Ursache für irgendwas, sondern Beschleunigung braucht eine Ursache. Natürlich ist, daß jeder Körper in dem Zustand verharrt, in dem er sich befindet: entweder er ruht, oder er ist in gleichförmiger Bewegung. Und solange von außen kein Einfluss ausgeübt wird, ändert sich daran auch nichts. Wissen wir seit Galilei: die Trägheit.
Schuldendruck ist so ein von Außen ausgeübter Einfluss. Und ich finde, die Parallele zwischen den immer weiter wachsenden Schuldentürmen und der immer"knapper" werdenden Zeit (nämlich EIGENLICH: Zeit, die Schulden noch zu bedienen), ist nicht zu übersehen.
MI
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MI
27.01.2006, 11:31
@ Elmarion
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Momo |
-->Hallo
Michael Ende hat das ja alles schon runtergeschrieben: wie man Zeit verliert, indem man sie spart und wie man schneller vorwärts kommt, indem man langsam läuft. Und wie man den Zeitdieben den Garaus machen kann (die Wahrheit sagen).
MI
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Taktiker
27.01.2006, 11:49
@ prinz_eisenherz
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Bitte entschleunigen, Herr Eisenherz! |
-->>Was soll daran so monumental sein?
Neben dem Aufgreifen der Beschleunigung als zentrales Motiv, ihrer Manifestation in heutiger Umgangssprache, dem Bild von der -doch sinnlosen-"Optionen-Akkumulation" als"säkularer Ewigkeitsversprechung", neben all dem doch vor allem das für unsere hiesige Diskussion interessante Paradoxon vom statischen Nationalstaat als wichtigstem Katalysator der Beschleunigungsbewegung eines sich nach 16 Jahren endsiegend glaubenden Kapitalismus.
Mir nach Kenntnis Deiner politisch-gesellschaftlichen Denkrichtung auch wenig überraschend, dass das Credo des Autors bei Dir Säuernis erzeugt.... Alles ist"von der Natur vorgegeben". Auch Streiks, Sozialhilfebetrüger, oder wenn ich Dir eine Backpfeife geben würde..."von der Natur vorgegeben". Aber immer gern benutzt, wenn"Alternativlosigkeit" suggeriert werden soll.
> Wobei auch dieser Pfeiler unseres menschlichen Strebens, auf den Ursprung zurückgedacht, eine Lustprämie verspricht, ähnlich dem Essen und der Vermehrung, auch als Sex bezeichnet.
Warum schließt Du von Dir auf alle anderen? Seit wann fußt denn der"Pfeiler unseres menschlichen Strebens" auf Renditen? Monetär, lusttechnisch, optionsorientiert? Dass Du Dir andere Lebensziele nicht erklären kannst, macht Vertreter Deiner Denkweise genau zu dem, was man"teechnokratisch" nennt. Leben als Funktion zwischen INput und OUTput. Effizienzsteigerung als einzige Daseinsberechtigung, denn ohne eine Pegelsteigerung des OUT ggü dem IN bräuchte man ja die Funktion/den Prozess nicht, könnte gleich kurzschließen, überbrücken, eliminieren.
>Wer kennt ihn nicht den Wissenschaftler, der eine große Entdeckung gemacht hat, den Ingenieur...den Aktienprofi. Allen...winkt im Falle eines Erfolges, ein geistiger, ein emotionaler Orgasmus.
Woher kommt es, dass alle Genannten schöpferisch tätig sind? Wie schöpferisch tätig ist Dein Müllmann, der jede Woche Deine Tonne leert? Wie hält der sich bei Laune? Offenbar kann er es.
> Das ist, als eine Triebfeder bei uns Menschen
Triebe sind ja manchmal schon schön, oder?!
> ein Teil des nicht löschbaren Bereiches unseres Gehirns
quasi"von der Natur vorgegeben"..? *G*
> quer durch die gesamte Weltgeschichte
durchgehend, überall, immer, allerorten? Oder nur mal eben so quer durch?
> aber auch im Alltags- und Wirtschaftsleben gut zu beobachten.
Wieso trennst Du?
Mit besten Grüßen,
Taktiker
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Taktiker
27.01.2006, 11:54
@ apoll
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Re: Monumental? Wo? |
-->> denn die Beschleunigung kommt vom Druck des Zinses,der zum Leben immer weniger Zeit läßt und zwar bis zum Punkt der selbstaufgabe oder besser totaler Unterwerfung unter"Jene".Ap.
Das klingt zwar plausibel, erklärt aber nicht den plötzlichen Schub des Beschleunigungsmantras seit Anfang der 90er. Ich finde schon, dass das ein soziologisches und kein kühl ökonomisches Thema ist.
Gruß.
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Elmarion
27.01.2006, 12:10
@ prinz_eisenherz
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Es geht auch anders! |
-->Wir erleben halt gerade das Ende eines systemimmanenten"Steigerungspiels" (Gerhard Schulze). Ganz einfach weil es an Grenzen (Knappheiten, Sättigung, Räume, psychologische Belastbarkeiten etc.) trifft.
Das auch Systeme mit"argerechter Menschenhaltung" funktionieren können, haben doch z.B. die Indianer in Amerika gezeigt. Dort gab es kein"schneller, höher, weiter". Das haben erst die Europäer mit Ihrem Kapitalismus und dem debitistischen Geldsystem eingeschleppt.
<ul> ~ zu Schulze</ul>
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apoll
27.01.2006, 12:37
@ Taktiker
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Re: Monumental? Wo? |
-->>> denn die Beschleunigung kommt vom Druck des Zinses,der zum Leben immer weniger Zeit läßt und zwar bis zum Punkt der selbstaufgabe oder besser totaler Unterwerfung unter"Jene".Ap.
>Das klingt zwar plausibel, erklärt aber nicht den plötzlichen Schub des Beschleunigungsmantras seit Anfang der 90er. Ich finde schon, dass das ein soziologisches und kein kühl ökonomisches Thema ist.
>Gruß.
Hallo Taktiker denk mal an das Teufelsrad, von dem bin ich vor 2 Jahren abgespru
ngen und seitdem beschleunigt sich bei mir nichts mehr,also kein Schulden und Zinsdruck.90 hatte die USA nur ein drittel der heutigen Schulden und entsprechend weniger Zinsen zu erarbeiten,d.h.das Rad lief langsam und alle standen drauf. Inzwischen dreht es sich so schnell,dass immer mehr abgeworfen werden(überschuldeter Mittelstand mit 5-10% Eigenkapital).Wie lange wird es noch dauern, bis die letzten rausfliegen.Der Druck erzwingt die Beschleunigung.
Apoll
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prinz_eisenherz
27.01.2006, 13:03
@ Todd
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Glaube? Wo? |
-->Hallo Todd,
## ich glaube da eher an dottores Debitismus. Der anwachsende Schuldendruck ist der Motor. Aber monumental ist daran nichts. Es ist halt zwangsläufig.##
Gut erkannt, nur daran gibt es nichts zu glauben, das ist ein vom Menschen erdachtes und immer wieder praktiziertes System des miteinander Handelns und Wandelns. Ein Teil unserer Realität. Nichts Überirdisches.
Der Mentor, der Begleiter, oder für andere, der Rammbock hier in diesem Forum, auf den man von Fall zu Fall mit voller Geschwindigkeit zufährt um ihn wegzuräumen, der hat doch dazu ein gutes Buch geschrieben, wie ich finde sogar ein sehr gutes Buch. „Kapitalismus, ein System das funktioniert“.
Und ich meine schon, das ist es gut verstanden habe, das menschliche Handeln in der Wirtschaft plus dem unerlässlichen Geld, mit Hilfe von Schulden, auf eine verheißungsvolle oder oft genug sehr fragwürdige Zukunft hin, mit einem unerträglich hohem Reibungsverlust dabei, was die Effektivität des Einsatzes, des Verbrauches an Naturressourcen, an Geld, an menschlicher Fantasie und Verstandeskraft betrifft.
Lange Rede, kurzer Sinn, auch er ist sich dabei der zeitlichen Begrenztheit dieses menschlichen Konstruktes Kapitalismus bewusst, wobei diese Feststellung eher harmlos klingt. Denn der eigentliche Widerspruch dabei geht eben leider immer mit dem Heraufbeschwören von Massenelend, oder über kriegerische Expansion, mit den aktuell leicht zu beobachtenden Folgen, vonstatten.
Hunger, Elend, Krieg und Zerstörung und dann wieder von vorn anfangen, hinein in ein System welches funktioniert, aber mit einem vorderdenkbarem Abgrund, auf den wir immer schneller werdend zurasen und den wir uns vielleicht zur Zeit nicht nur zu erdenken brauchen, sondern vielleicht sogar schon am Horizont auftauchen sehen.
So, und nun stellt sich doch die Frage, warum zum Kuckuck noch einmal, warum startet der Mensch, selbst nach dem größten Blutbad, immer wieder auf dem Gleis des Debitismus, wo doch das Ende, mal länger, mal schneller, schon vorher zu erdenken ist?
Was treibt uns dazu an, mal hinter dem Alten Testament versteckt, mal hinter Jesus Christus, mal hinter dem Sozialismus und mal hinter der Demokratie in Lauerstellung, es immer wieder auf diese Art zu versuchen? Blödheit kann es nicht sein, denn sonst hätten wir nicht die Differenzial- und Integralrechnung erfunden, was ist es? Das meine ich, ist doch hier die Frage.
alles Gute
eisenherz
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MI
27.01.2006, 13:30
@ prinz_eisenherz
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Gute Frage |
-->>Was treibt uns dazu an, mal hinter dem Alten Testament versteckt, mal hinter Jesus Christus, mal hinter dem Sozialismus und mal hinter der Demokratie in Lauerstellung, es immer wieder auf diese Art zu versuchen? Blödheit kann es nicht sein, denn sonst hätten wir nicht die Differenzial- und Integralrechnung erfunden, was ist es? Das meine ich, ist doch hier die Frage.
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Hallo eisenherz,
diese Frage trage ich auch schon lange mit mir herum."Sein oder nicht sein?" ist schon ein Klacks dagegen ;-) Warum geschieht dies alles eigentlich immer wieder und doch eigentlich wider besseren Wissens? Wir wissen soviel, wir haben so unglaubliche Erfindungen gemacht, niemals für möglich gehaltenen technischen Fortschritt erzielt, nur an das Kernproblem ist offenbar bis heute niemand herangegangen.
Wozu macht der Mensch das denn alles? Er will in Frieden leben, er will sein Auskommen haben, will sich zum Ausdruck bringen durch Tätigkeit und gesund sein bis in ein hohes Alter. Das versucht er auf alle möglichen Arten und Weisen, und übersieht offensichtlich dieses berühmte elfte Fell, tappt dadurch immer wieder von Neuem in die Falle.
Und das nun schon seid tausenden von Jahren, ohne etwas dazugelernt zu haben? Wie geht das denn? Diese Frage stellt auch für mich ein großes Rätsel dar. Und selbst heute, in diesen Tagen, scheint doch wohl auch nur eine Minderheit zu kapieren, was hier vor sich geht. Da heißt es: Raubtierkapitalismus, Globalisierung, zum Golde drängt..., Darwinismus, Verdrängungswetttbewerb, Verteilungskampf usw.
Dies wird alles als"natürlich" hingenommen, das müsse so sein. Das wäre das eigentliche Leben, so ist es nun einmal. Daß das aber in letzter Konsequenz alles nur Folgeerscheinungen eines bis heute ungelösten Geldproblems ist, das will keiner sehen.
All die vielen Kriege, Revolutionen, Umstürze: immer hatte sich davor ein Schuldenturm angehäuft, der nicht mehr abgebaut werden konnte. Dann ging es schließlich zu den Waffen. Politik? Kolonialisierung? Republik, Demokratie, Kommunismus? Fraternité? Alles nur Folgeerscheinungen. Die ganze Geschichte der Menschheit ist immer nur eine Folgeerscheinung des ungelösten Geldproblems. Und so wird das immer weitergehen, und es wird nie wirklich Frieden herrschen, ehe das nicht erkannt und ausgemerzt ist.
Mein Lösungsvorschlag ist übrigens, zwar nicht den Zins abzuschaffen (das halte ich für illusorisch, dann geht nichts mehr), aber den Zinseszins. Das heißt, Kapital, das aus einer Verzinsung hervorgegangen ist, darf nicht wieder erneut verzinst werden. Wie das in die Praxis umzusetzen wäre, ist eine andere Frage. Jedenfalls wäre dann die Exponentialität raus.
Grüße,
MI
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prinz_eisenherz
27.01.2006, 15:31
@ Taktiker
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Wer viel antwortet, der muss auch viel zurück ertragen, Sir Taktiker! |
-->Hallo Herr Taktiker,
## Mir nach Kenntnis Deiner politisch-gesellschaftlichen Denkrichtung auch wenig überraschend, dass das Credo des Autors bei Dir Säuernis erzeugt.... ##
Ist das jetzt als Herausforderung gemeint? Welcher Denkrichtung gehöre ich deiner Ansicht nach an? Ich bin nicht frei von Vorurteilen und Liebhabereien, mich aber bedingungslos einer bestimmten Denkrichtung in die Arme zu werfen, das versuche ich möglichst zu vermeiden. Also, welcher Denkrichtung würdest du mich denn zuordnen wollen?
## Schneller, höher, weiter? Nach Ansicht des Autors aber sicher belegt eben nicht. ##
Dann sollte der Autor mal seinen Elfenbeinturm verlassen und sich mit Biologen und Verhaltensforschern unterhalten, dann könnte er viel lernen für sein Fach und würde beim nächsten mal etwas weniger bombastisch derherschreiben.
Einige Beispiele für dieses Streben habe ich genannt. Es gibt so viele davon, das ich nicht weiß, wo ich zuerst anfangen soll. Aber halt, ein kleines Beispiel dazu, sicher nicht das Wichtigste, welches mir so spontan einfällt, nehmen wir die Spanier, immer höher, immer weiter. Haben die dazu nicht ihr gesamtes Land abgeholzt bis nur noch Karstland, Steppe und Wüste übrig war? Wofür? Um sich aus einer Hungersnot, einer Klimakatastrophe zu befreien, für ihr Überleben im Land? Wohl kaum. Der Antrieb für diesen Irrwitz war:
Immer höher, immer schnell, immer weiter. Will ich haben. Koste es was es wolle.
Es gab keinen rationalen Grund für diese Selbstzerstörung der landesspezifischen Natur, außer den hier genannten, angekoppelt an eine ebenso menschliche Eigenschaft, losgelöst von unserer Ratio, der Gier. Alles Meins.
Wenn ein Mitglied im Vorstand einer Aktiengesellschaft, um mal direkt ins Forumthema zu zielen, wenn der die Wahl hat, entweder die Aktionäre und die Beschäftigen in seinem Konzern mit seiner Selbstbedienungsabsicht in den Ruin zu treiben, durch sein bewusstes, geplantes und verwerfliches Handeln, oder einfach nach besten Wissen und Gewissen die Firma zu führen, warum entscheiden sich, in immer kürzeren Abständen, diese Menschen für den Untergang der Firma und für ihre eigene persönliche Bereichehrung. Für die Gier nach Geldmengen, die über jedes Maß einer vernünftigen Vorsorge hinausgehen? Warum macht der das? Immer höher, immer reicher, immer weiter, alles meins, alles gehört mir. Woher resultiert diese mit dem Verstand nicht zu begreifende Verkommenheit, bewusst, zu seinem eigenen, sehr persönlichen Vorteil, zu Lasten von tausende von Beschäftigten, dem Elend, dem ungesicherten Alter, dem familiären Zusammenbruch preisgegeben. Warum entscheidet der sich so?
Soweit zum immer höher, schneller, weiter. Ob im Sport, in der Wirtschaft oder bei den Finanz - Fuzzis.
## Es ist doch Fakt, dass der Mensch seine Konstitution, sein Wissen, sein Können nicht exponenziell ausgebaut hat.##
Nee, nee lieber Taktiker, in diese Falle lasse ich mich nicht locken, dazu verstehe ich von der Mathematik viel zu viel. Und diesen Quark, den mit dem Joseph - Pfennig, an dem immer das exponentielle Wachstum, der Grundwiderspruch des Zinssystems, bewiesen werden soll, den habe ich in anderen Foren, wenn ich wieder einmal entspannt war, schon einige male widerlegt. Die Mathematik ist und bleibt eine Hilfswissenschaft, immer wieder auch dem von uns beiden hochgeschätzten Euklid von mir übermittelt, wenn er mal wieder allzu viel, alles mit Zahlen beweisen wollte. Dieses exponentielle Zeug, meist von Leuten immer ins Spiel gebracht, die von dieser speziellen mathematischen Funktion, nicht den blassesten Schimmer haben, das tue ich mir nicht mehr an.
## Die letzten Jahre mit dem angeblich exponenziell steigenden Wissen halte ich für einen Trugschluss.##
Richtig, weil die Anwendung der Mathematik keinesfalls zur richtigen Antwort führen muss, sondern WAS!!! ich in den schwarzen Kasten Mathematik vorne hineinwerfe und welche Algorithmen ich dort drinnen arbeiten lasse, alles Eingaben und Vorgaben von Menschen, die bestimmen das Ergebnis, welcher der Kasten hinten herauswirft. Mathematisch ist dabei alles völlig korrekt, nur das Ergebnis kann trotzdem eine ganz verdammte Lüge, eine Nebelkerze sein.
## Bekanntlich können heutige Frauen kaum noch kochen, nähen, etc. Junge Männer kaum noch sinnvoll sprechen.##
Wohl richtig, zumindest in Teilbereichen. Ich frage zurück, warum konnten die Frauen es in der Vergangenheit besser und warum musste man in der Vergangenheit die Sprache als Informationswerkzeug, der große Sprung in der Evolution, um nicht jedes mal die Kloschüssel neu zu erfinden, warum musste die Sprache in der Vergangenheit stärker betont und gepflegt werden? Was wir beide meinen, ist doch die Anwendung der Sprache als Möglichkeit, sich blumig, sich poetisch, sich fesselnd, sich gefühlsbetont, sich zum Zwecke der Täuschung, zu artikulieren, aber nicht unbedingt um eine wichtige Informationen von einem Menschen zum anderen weiter zu reichen. Das zwar auch, aber wir beide sitzen doch gemeinsam vor einer Maschine, dem PC, und als Vergrößerung unseres Gehirns, benutzen wir das Internet, über die doch eine Weitergabe von wichtigen Erkenntnissen, ein Speichern dieser Errungenschaften, auf einer Festplatte, einer CD, in digitaler Form, viel genauer als in Büchern und über die Sprache, ohne Fehler, unendlich oft, gemacht werden kann. Rein vom praktischen Aspekt her gesehen, sind diese menschlichen, technischen Fähigkeiten, unserer Sprache haushoch überlegen. Aber, ich gebe dir recht, ob nicht der Sprachverlust, ob der nicht auch einen Niedergang der eben genannten kulturellen Evolution bewirkt? Kann sein. Ich befürchte es jedenfalls. Eine Variante ist dabei noch zu bedenken, Hierbei auch wieder das höher, schneller, weiter. Die Informationsverarbeitung, die Robotik, die Rationalisierung, ist offenkundig auf einem so hohen Level angekommen und wird immer noch beschleunigt, dazu den schlauen, den sprachgewandten, den kritisch lesenden Mitbürger, die Vielzahl an gut Ausgebildeten, aus der breiten Masse, wozu soll man den noch benötigen? Durch die hier beschrieben Verdichtung der Anforderungen, benötigen die hochentwickelten Gesellschaften auch nur noch eine immer kleiner werdende Elite, für die naturwissenschaftlichen, die schöpferischen Anforderungen. Die anderen werden zunehmend zu Dienstleistungssklaven herabgestuft und, nicht zu vergessen, als Söldner gebraucht, um ihren Arsch hinzuhalten. Sonst würden sich wohl kaum solch eine Menge an jungen Menschen freiwillig für die US - Kriege ausbilden lassen. Das ist aber erst der Anfang. Ich weigere mich, meinem Geist dabei alle Zügel abzunehmen.
## Wo also liegt hier die Beschleunigung im großen Bild? Bestenfalls linear steigend würde ich sagen#
Siehe oben, die Anwendung der Mathematik, mit den zu Grunde liegenden Zahlen. Aus diesen Zahlen kann ich alle möglichen Funktionen entwickeln. In Teilbereichen werden sie einen exponentiellen Charakter haben, in anderen Abschnitten eher linear verlaufen, sie können irgend einer Potenzfunktion folgen, vielleicht sogar, im imaginären Bereich abhanden kommen. Das alles beschreibt die Mathematik sehr genau, aber immer erst im nachhinein. Bei der Vorhersage, durch einfaches verlängern der Kurve, oder dem Fortschreiben der Wellen, da kann ich keine Zusammenhang entdecken. Aus meiner Sicht ist das eher Zufall, oder ein sich selbst erfüllender Wunsch.
## Alles ist"von der Natur vorgegeben"##
Das ist aber nicht von mir. das sind eher die Gedanken von dem unerträglichen Herrn Strernberg oder diesem monumentalem Soziologen. Einiges ist schon von der Natur vorgegeben, aber vieles bei unserem menschlichen Handeln ist unsere eigene Entscheidung, mal so und mal so. Warum sie jedoch bei wichtigen Weichenstellungen immer so entartet und auf den blanken Egoismus zurückfällt, dem „alles ist meins“, das ist die Frage dabei. Ich habe versucht, aus meinem Wissen heraus, um die Natur des Menschen, als einem Wesen, welches sich aus dem Regelkreis der Natur entwickelt hat, auch Evolution genannt, ich habe eine Antwort versucht. Aber eben nicht an der Stelle, wo der Motor schon gestartet wurde und sich der Geleitzug in voller Fahrt auf den Eisberg zu bewegt, sondern an dem Punkt, wo man sich fragt, wenn er schon den Eisberg erwartet und ihn irgendwann auch sieht, warum startet er dann den Motor überhaupt und warum wählt er immer wieder diese verhängnisvolle Richtung? Das ist meine Frage und die ist ein Stück vor dem, wo man sich über Geld, Gerechtigkeit, die Zehn Gebote oder dem Sozialismus Gedanken macht, warum die nun wieder einmal nicht funktioniert haben, entfernt. Wo man doch alles so gut gemeint hat.
## Wobei auch dieser Pfeiler unseres menschlichen Strebens, auf den Ursprung zurückgedacht, eine Lustprämie verspricht, ähnlich dem Essen und der Vermehrung, auch als Sex bezeichnet. Warum schließt Du von Dir auf alle anderen? ##
Warum nicht? Oder sind dir die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen fremd? Schämst du dich dafür? Musst du keine Nahrung zu dir nehmen? Überfällt dich nicht von Zeit zu Zeit der Sexualtrieb, wenn du mit einer reizvollen Frau, oder einem rabiaten Mann zusammen bist? Kennst du nicht das Hochgefühl einem Geheimnis auf der Spur gewesen zu sein und es endlich gelüftet zu haben? Diese Lustprämie, die wir bei Essen kennen? Das ist einfach so, beim Sex sowie so, und beim Streben nach immer höher immer weiter, immer schneller. Das ist bei mir so, bei dir und bei jedem anderen Menschen auf diesem Globus ebenso. Da ist der Schluss von mir auf anderen, allemal berechtigt, denn der alte weise Spruch „Erkenne dich selbst“, der macht dich anderen gegenüber mit ihren Verhalten und Gesten toleranter und auch ein wenig demütiger. Man fühlt sich einfach geborgener dabei, wenn man weiß alle anderen Menschen um mich herum, und nicht nur die Menschen, davon angetrieben und zeitweise bis zur Bewusstlosigkeit beherrscht werden.
Wenn ich weiß, z. b., das mir die Natur die Angst, die Vorsicht vor Fremden, als Selbstschutz vorgegeben hat, dann weiß ich es eben, versuche mich nicht deswegen selbst zu verdammen, sondern bringe genau aus diesem Grunde meinen Verstand mit ins Spiel und kann mit dem Türken, dem Neger, dem geistig Schwachen viel besser umgehen. Die, die anders sind als ich, die nicht unsere mitteleuropäischen, ungeschrieben Rituale beherrschen, die machen mir Angst. Dagegen kann man sich erst einmal nicht wehren. Erst wenn man sich das klar gemacht hat, dann weiß man vorher das Gefühl kommt, kann abschätzen ob es berechtigt ist und angemessen reagieren. So einer ist der eisenherz.
## Seit wann fußt denn der"Pfeiler unseres menschlichen Strebens" auf Renditen? Monetär, lusttechnisch, optionsorientiert? Dass Du Dir andere Lebensziele nicht erklären kannst, macht Vertreter Deiner Denkweise genau zu dem, was man"teechnokratisch" nennt.##
Verstehe ich nicht. Dafür bin ich zu beschränkt, ehrlich.
##den Aktienprofi. Allen...winkt im Falle eines Erfolges, ein geistiger, ein emotionaler Orgasmus.
>Woher kommt es, dass alle Genannten schöpferisch tätig sind? Wie schöpferisch tätig ist Dein Müllmann, der jede Woche Deine Tonne leert? Wie hält der sich bei Laune? Offenbar kann er es.##
Ehrlich gesagt, kann ich da keinen Zusammenhang erkennen. Auch dazu bin ich zu beschränkt, ehrlich.
##Das ist, als eine Triebfeder bei uns Menschen
>Triebe sind ja manchmal schon schön, oder?!##
Na siehste, es geht doch. Triebe versprechen Lust. Mehr wollte ich doch gar nicht sagen. Und Streben nach Lust ist doch nun mal elementarer Bestandteil unserer menschlichen Natur. In jeder Straße im Prenzlauer Berg, in den einschlägigen Kneipen, beim Konsum von Alkohol, dem Anbandeln der Geschlechter und den lustvollen Fressorgien beim Corrywurststand unter der U - Bahn Eberswalder Str., oder gleich daneben, am Dönerstand, zu bewundern und zu genießen.
Und, selten, aber ist vorgekommen, wenn wir am Dönerstand so richtig mit einer interessanten Truppe versammelt waren, aus allen Bereichen der Natur, Männlein, Frauens und Kampfhunde, dann haben wir alle zusammen den beiden Lusttrieben gefrönt, dem Alkoholgenuss, dem Fressen und dem Sex, aber nur mit den Augen, und vielleicht waren wir dort auch ein wenig schöpferisch tätig, wer weiß.
Sex, Drugs und Alkohol, das alles dient der Lust. Und für die Lustbefriedigung geht der Mensch oft genug über Leichen. Da sind wir wieder bei dem Schließen von mir auf andere. Bis zu dem Leichen habe ich es noch nicht geschafft, aber die Weibers und ein verschärftes Saufen, das musste schon manchmal sein.
bis denne
eisenherz
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prinz_eisenherz
27.01.2006, 15:42
@ MI
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Also MI, ich hätte da etwas... |
-->...ein kleines Buch, nicht so furchbar viele Seiten, um 1970!!! geschrieben, von einem gewissen Theo Löbsack. Ein sehr unerfreuliches Buch, weil er zu deinen Fragen, zu einem für uns Menschen finalen, ausweglosen Schluss kommt.
Wenn du es aber genauer liest und dich von den Klamotten mit denen der Autor um sich wirft, nicht erschlagen läßt, kann es unerhört befreiend sein. Das ist aber sicher eine Frage des persönlichen Naturells. Ich dränge es dir nicht auf, ich würde mir aber die Mühe machen und es kopieren und dir zuschicken. Wohin, das musst du entscheiden.
Aber, ich warne dich, es kann zu einstürtzenden Persönlichkeiten führen, inbesondere wenn du ein junger Mensch bist. Ist wirklich kein eisenherziger Blödsinn von mir, wie sonst immer. Also frage vorher deine Arzt oder Apotheker.
bis denne
eisenherz
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klingonenjoerg
27.01.2006, 16:40
@ apoll
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Re: Monumental? Wo? |
-->>>> denn die Beschleunigung kommt vom Druck des Zinses,der zum Leben immer
>Hallo Taktiker denk mal an das Teufelsrad, von dem bin ich vor 2 Jahren abgespru
>ngen und seitdem beschleunigt sich bei mir nichts mehr,also kein Schulden und Zinsdruck.90 hatte die USA nur ein drittel der heutigen Schulden und entsprechend weniger Zinsen zu erarbeiten,d.h.das Rad lief langsam und alle standen drauf. Inzwischen dreht es sich so schnell,dass immer mehr abgeworfen werden(überschuldeter Mittelstand mit 5-10% Eigenkapital).Wie lange wird es noch dauern, bis die letzten rausfliegen.Der Druck erzwingt die Beschleunigung.
>Apoll
Genau! Diese Weisheit ist so alt wie die Menschheit, und noch bevor"Wissenschaftler" auf den Plan kamen: Lebe nicht ueber Deine Verhaeltnisse.
Und schon kannst Du vom Beschleunigungsrad, vom Tempo-Tempo, vom Alpdruck abspringen. Wie immer im Leben haben wir die Wahl, uns frei zu entscheiden. Die Konsequenzen unserer Wahl, die stehen aber fest. Alles andere ist unwahr, z.B."Erfuelle Dir die Wuensche heute mit dem Easy Credit, das hat keine Konsequenzen fuer die Zukunft"
Joerg
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Taktiker
27.01.2006, 22:38
@ prinz_eisenherz
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Danke für die noch ausführlichere Antwort - und Replik.... |
-->Ich versteh' es ja, was Du ausdrücken willst, bzw. wo Dein Hebel ansetzt. Brauchst Du nicht soviele Worte dafür reinhämmern, zumal, man liest genau jenes Credo doch in nahezu jedem Blatt:
- Moderne,
- Fortschritt
- immer größere Sprünge...
-...in immer kürzeren Abständen
- Verbesserung
- Optimierung
- Zwänge
- Triebe
- unsichtbare Hände
- Instinkte
- Lüste
- tralali tralala
Nur: ich glaub' nicht dran! Weil es zu eindimensional ist. Dass der Mensch immer nach Höherem strebe, per 'dingens' ad astra, das klingt natürlich episch. Wirklichkeit ist aber banal, verkauft sich schlecht und ist recht unromantisch. In dieser grauen Realität strebt die Masse der Menschen zuerst nach"Kontinuität". Ein gänzlich positiv besetzter Begriff, oder?! Und doch so nach Entschleunigung strebend. Du kannst eben nicht jeden Menschen zum Laboranten erklären, womöglich die allerallermeisten nicht.
Und deswegen ist sie menschenfeindlich - die allgemeine"Beschleunigung". Und nichts, was menschenfeindlich ist, ist naturgegeben, unausweichlich, alternativlos.
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Cujo
27.01.2006, 22:55
@ Taktiker
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Re: Danke für die noch ausführlichere Antwort - und Replik.... |
-->>Ich versteh' es ja, was Du ausdrücken willst, bzw. wo Dein Hebel ansetzt. Brauchst Du nicht soviele Worte dafür reinhämmern, zumal, man liest genau jenes Credo doch in nahezu jedem Blatt:
>- Moderne,
>- Fortschritt
>- immer größere Sprünge...
>-...in immer kürzeren Abständen
>- Verbesserung
>- Optimierung
>- Zwänge
>- Triebe
>- unsichtbare Hände
>- Instinkte
>- Lüste
>- tralali tralala
>Nur: ich glaub' nicht dran! Weil es zu eindimensional ist. Dass der Mensch immer nach Höherem strebe, per 'dingens' ad astra, das klingt natürlich episch. Wirklichkeit ist aber banal, verkauft sich schlecht und ist recht unromantisch. In dieser grauen Realität strebt die Masse der Menschen zuerst nach"Kontinuität". Ein gänzlich positiv besetzter Begriff, oder?! Und doch so nach Entschleunigung strebend.
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Moin,
wo du gerade den Begriff der"Entschleunigung" bringst. Wahrscheinlich ist Dir Virilio bekannt. Ich stelle ihn mal rein. Vielleicht interessiert's Dich:
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Rasender Stillstand.
von Paul Virilio
In seinen Essays Krieg und Kino und Der negative Horizont hat Paul Virilio zwei Aspekte seines Generalthemas dargestellt: die Verwandlung der Filmkamera in eine Waffe, die Umformung von Wahrnehmung in einen aggressiven Akt und den Ablauf und die Gesetze der Menschheitsgeschichte als Beschleunigungsprozeß, der heute, im Zeitalter gigantischer Informationsnetzwerke, auf seinen Endpunkt zurast. Der vorliegende Essay beschreibt den drohenden Endzustand dieser gewalttätigen Beschleunigung in der allesbeherrschenden Telekommunikation.
Der Wahn, dank elektronischer Telekommunikation überall und jederzeit dabeizusein, die Verführung der simultanen Teilhabe an allem, die Erfahrung der geschichtslosen Augenblicklichkeit im Beobachten: Virilio hat diesen Zustand als mediale Ghettoisierung, als elektronische Apartheid, als Koma diagnostiziert. Der rasende Stillstand einer Gesellschaft, die Zeit und Raum hochtechnologisch beherrscht, aber damit an der Auslöschung ihrer selbst arbeitet.
Autorenporträt
Paul Virilio, geboren 1932, hat die Ecole d'Architecture Speciale in Paris begründet. Dort arbeitet er als Architekt und Essayist.
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3596134145/qid=1138398606/sr=8-1/ref=pd_ka_1/303-4424103-7257000
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Fluchtgeschwindigkeit.
von Paul Virilio
Echtzeit, Endzeit
upj. Paul Virilio ist der Denker der Beschleunigung, der Geschwindigkeit, der «Zeit». Sein Thema will es, dass er dem «Augenblick» in immer schnelleren Textfolgen auf den Leib rücken muss, ohne ihn aber jemals wirklich einzuholen. Man redet von Echtzeit und Endzeit. Allein: Die Phänomene entschwinden der Feder; ihre Fluchtgeschwindigkeit ist zu gross. Wie sollen wir denn die Ereignisse noch bannen können, wenn wir mit Concorde und TGV, mit lebensweltlichen Überschallgeschwindigkeiten konkurrieren müssen? Da hilft es wenig zu notieren - wie Virilio es tut -, dass schon seit den antiken Philosophen «die Zeit die Form der sich in Bewegung befindenden Materie ist». In Abgründe und bodenlose Tiefen gestossen fühlt sich der Mensch, der «Zeit» nicht mehr als liebliches Kontinuum wahrnehmen darf, sondern als Extruder, als grosse Maschine, die Ereignisse zu unterschiedsloser Materie verformt - und uns damit. Dass der französische (Original-)Titel des Bändchen «Vitesse de libération» hiess, kann uns kaum aus der Beklemmung befreien, in die uns Virilios Zeitbetrachtungen stossen.
-- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.
Kurzbeschreibung
Paul Virilio ist der Analytiker der Geschwindigkeit und technischen Beschleunigung sowie der daraus resultierenden Bedrohung der menschlichen Lebenswelt. Daß seine zivilisationskritischen Analysen von einem moralisch-politischen Impetus getragen sind, ist unverkennbar. Doch hat er ihn nie zuvor so deutlich herausgestellt wie in diesem Essayband, der wesentliche Motive seines Denkens bündelt. Der Tyrannei der Allgegenwart durch neue Formen der Telekommunikation ist für Virilio nur...
<ul> ~ http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3596141435/qid=1138398606/sr=8-2/ref=pd_ka</ul>
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