Emerald
01.03.2006, 05:46 |
OT: die Schlag-Zeile von heute nacht Thread gesperrt |
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Strom-Diktat der EU alarmiert Schweizer Wirtschaft
Strom bis 50 Prozent teurer
VON SILVIO BERTOLAMI
01.03.2006 | 00:52:28
ZÜRICH - Fünf Rappen mehr für die Kilowattstunde - der Schweiz droht ein massiver Preisaufschlag beim Strom. Eine böse Überraschung für die Konsumenten. Und eine grosse Gefahr für tausende von Arbeitsplätzen.
Auslöser dieser Teuerungswelle ist die EU. Sie hat neue Regeln für den Stromtransport aufgestellt. Die Netzkapazitäten müssen nun an den Meistbietenden versteigert werden.
Dies ausgerechnet jetzt, wo wir immer abhängiger werden von Strom aus der EU.
Urs Näf, Energiespezialist bei Economiesuisse, dem Dachverband der Wirtschaft, blickt äusserst besorgt in die Zukunft: «Der Schweizer Stromverbrauch dürfte in zehn Jahren etwa 25 Prozent höher sein als heute. Der Bau eines neuen grossen Kernkraftwerks liegt aber in weiter Ferne. Nicht mal ein Gaskraftwerk ist politisch machbar.»
Die Folge: Die Schweiz muss auf dem Markt für Strom und Stromtransport immer mehr in Konkurrenz treten mit anderen Ländern. Zum Beispiel mit Italien, wo die Preise höher sind. Näfs Schlussfolgerung: «Der Strom droht bei uns so teuer zu werden wie in Italien.»
Konkret: vier bis fünf Rappen teurer. Wer heute beim Haushaltsstrom noch mit durchschnittlich 15 Rappen pro Kilowattstunde wegkommt, muss in Zukunft mit 20 Rappen rechnen.
Noch schmerzlicher kann es für die vielen Mieter und Wohneigentümer werden, die eine Heizung mit Wärmepumpe haben. «Sie bezahlen heute 9 bis 12 Rappen», so Urs Näf, «4 bis 5 Rappen mehr bedeutet für sie einen Preisaufschlag von 30 bis 50 Prozent. Da kommt man auf die Welt.»
Düster sind die Aussichten auch für die Wirtschaft: «Wir haben den Eindruck, dass die Strompreise nur noch nach oben gehen», sagt Näfs Chef, Economiesuisse-Direktor Rudolf Ramsauer. «Das ist eine Bedrohung für den Werkplatz Schweiz - vor allem für die Arbeitsplätze im Gewerbe und in der Industrie.»
Fünf Rappen mehr - das kann für stromintensive Betriebe den Tod bedeuten. Die Alu-Hütte in Steg VS mit ihren 140 Fabrikarbeitern will schon wegen einem kleineren Aufschlag dichtmachen.
Economiesuisse setzt jetzt die Hoffnung auf Bern. Der Bundesrat soll mit der EU eine Lösung aushandeln, die für die Schweiz verträglich ist.
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Spartakus
01.03.2006, 08:35
@ Emerald
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15 Rappen pro Kilowattstunde? |
-->Sind 15 Rappen nicht knapp unter 10 Cent?
Nur mal als Vergleich, (ich habe meine letzte Stromrechnung nicht 100%-ig im Kopf) aber in einem 2-Personen Haushalt, Stadtwerke München, lag der Kw/h-Preis bei ca. 17-18 Cent. Da haben die (zukünftig armen) Schweizer sicherlich noch Spielraum nach oben. Wäre doch gelacht, wenn man die Eidgenossen nicht auch noch ausquetschen könnte.
Allerdings hat mich auch stark gewundert, dass es in Deutschland nicht zu mürrischen Äußerungen kam, als EON ankündigte die spanische Enedesa für 30 Milliarden in Cash kaufen zu wollen. Mir fehlte bei der Meldung eigentlich nur noch der Zusatz"in kleinen, nicht fortlaufend nummerierten Scheinen".
Liberalisierung des Strommarktes - was haben wir gelacht:)
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Emerald
01.03.2006, 08:56
@ Spartakus
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Re: 15 Rappen pro Kilowattstunde? |
-->hier rechnet man von alters her (19.Jahrhundert) mit sehr tiefen
Ansätzen beim Strom.
Grund ist die Selbstversorgung durch die Wasserkraft (ehemals 100% und
dazu noch exportiert). Später kamen vorteilhafte Einkäufe von der
Electricite de France (EdF), aus ihren massiv subventionierten Atom-
Kraftwerken, quasi zum Ausgleich der Handelsbilanz zwischen den beiden
Ländern.
Jetzt wird alles aufgemischt, die EU hat eine Auge auf uns geworfen,
und so werden wir kaum aussen vorn bleiben und die EU-kompatiblen
Preise bezahlen müssen.
Die"Stromer" haben so irre viel Geld in den Kassen, dass sie, anstelle von
Stromverbilligung, jeden und jede übernehmen wollen. Hier dreht sich das
Karussell weiter, wobei die staatstragenden Firmen über all Abwehrhaltungen
einnehmen (Spanien, Frankreich, Belgien wollen nicht von Deutschen und
Italienern geschluckt werden).
Emerald.
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