nereus
04.03.2006, 18:38 |
OT: Rußlands Sicht auf vergangene Zeiten Thread gesperrt |
-->Hallo!
Kann sich noch jemand an Valentin Falin erinnern, der im Troß von Gorbatschow öfters im Deutschen Fernsehen auftrat?
Der Mann schreibt bei RIA Nowosti hin und wieder Kolumnen.
Manche davon sind sehr lesenswert.
Die letzte handelte von Churchills Fulton-Rede die als Beginn des Kalten Krieges gehandelt wird.
Dort liest man u.a. Viel bequemer ist, die gewohnte Bahn weiter zu fahren. Sonst würde jemand vielleicht um die Erlaubnis bitten, Einblick in Archive zu bekommen, die in der Lage wären, Licht in die Kontakte Londons, Washingtons, Paris', Warschaus und Stockholms im Vorfeld des Amtsantritts von Mussolini und Hitler, aber auch in der späteren Zeit, darunter auch in den für die Geschicke der Welt verhängnisvollen Jahre 1941 bis 1945, zu bringen. Nicht von ungefähr ruhen die besonders ergiebigen Dokumente hinter sieben Siegeln in den westlichen Archiven.
Werden die wirklich immer noch geheim gehalten? Ja, bis zum heutigen Tag.
Und niemand verspricht, diese Siegel in absehbarer Zukunft zu beseitigen.
oder hier: Was hat die Sowjetunion vorgeschlagen? Beibehaltung der Einheit des Landes, Abhaltung gesamtdeutscher freier Wahlen, Bildung einer nationalen Regierung gemäß den Wahlergebnissen sowie einen baldigen Abschluss des Friedensvertrages und den Abzug aller ausländischen Truppen vom Territorium Deutschlands. Natürlich sollte den Deutschen gestattet werden, ihre Gesellschaftsordnung, in der sie leben möchten, selbst zu bestimmen. Moskau wäre mit einer Weimarer Variante durchaus zufrieden gewesen.
Wie reagierten aber die USA, England und Frankreich auf die sowjetischen Vorschläge? Um nicht in Details zu versinken, beschränke ich mich auf einen Hinweis auf die Haltung Washingtons. Der USA-Außenamtschef legte fest:"Wir haben keinen Grund, dem demokratischen Willen des deutschen Volkes glauben zu schenken." Also keine freien Wahlen, kein Friedensvertrag mit den Deutschen, zu deren Konzipierung Moskau Vertreter Deutschlands einzuladen vorschlug, und kein Abzug der ausländischen Truppen aus diesem Land.
Mit einer Weimarer Variante?
Bisher glaubte ich immer das nur eine kommunistische Führung von Stalin akzeptiert worden wäre? Das sagte zumindest immer der Westen.
Wer alles lesen will: http://de.rian.ru/analysis/20060303/43898608.html
mfG
nereus
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Sorrento
04.03.2006, 18:49
@ nereus
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Zu dem Thema siehe auch Saar-Echo von heute |
-->Hallo Nereus,
in diesem Zusammenhang dürfte dich der folgende Artikel sicher auch interessieren:
http://www.saar-echo.de/de/art.php?a=31105
gruß,
Sorrento
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André
04.03.2006, 18:54
@ nereus
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Re: Das war auch weitestgehend so und jeder wußte das, bevor Eure |
-->Umerziehung stattfand. Bis in die frühen 60er durchaus noch Allgemeingut.
Aber dieser Käs´ (ehem diese Geschichte)ist längst gegessen.
Jetzt kann man auf den Untergang des Imperiums warten, der bereits angesagt ist. Allerdings werden die Europäer auch was abbekommen, aber schließlich haben sie sich ja auch größtenteils freiwillig prostituiert und tun es noch immer.
Übersteht es mal gut!
A.
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prinz_eisenherz
04.03.2006, 19:33
@ nereus
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Und wieder einmal stelle ich micht ganz blöd und frage.... |
-->Hallo nereus,
wie immer hochinteressant und wie immer bekümmert mich dabei eine kleine, eine bohrende Frage.
Wir stellen uns die Situation kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges vor und wir stellen uns weiter vor, das diese lange vorher geplante Zertrümmerung des russischen Großreiches, beabsichtigt von England und den USA, eine beschlossenen Sache war, wie im Text ausgeführt.
Warum dann aber, wenn die Gelegenheit so günstig war, überlässt man den sowjetischen Truppen den überaus großen Aktionsradius in allen von ihnen durchstreiften Ländern und warum sucht und findet man nicht einen geeigneten Vorwand, kurze Zeit nach 1945, sogleich, mit seinen eigenen Soldaten, der überlegenen Lufthoheit, der industriellen Vormachtstellung, sofort die Sowjetunion massiv militärisch zu bedrängen.
Gar nicht mal so sehr, um das gesamte Riesenland zu besetzten, so blöd waren nur Fantasten wie der Napoleon. Nein dieses Land zu zerteilen in eigenständige, autonome Gebiete mit willfährigen Regierungen, die man noch dazu gegeneinander ausspielen kann?
Warum also lässt man sich die todkranke SU wieder erholen, sich wiederbewaffnen, um dann unter dem Stichwort Kalter Krieg genau das Gleiche zu veranstalten? Und dabei offenkundig mit der Zerteilungsabsicht von Russland fröhlich und munter weiter zu machen, wie im Augenblick auch wieder deutlich zu beobachten, wo man doch vor sechzig Jahren schon einen so einmaligen Zeitpunkt gehabt hatte.
Warum hat man diesen günstige Augenblick von Seiten Englands und der USA ungenutzt verstreichen lassen?
Irgendwie seltsam, diese Strategie und Taktik.
Bis denne
eisenherz
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albert
04.03.2006, 20:16
@ prinz_eisenherz
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Re: Und wieder einmal stelle ich micht ganz blöd und frage.... |
-->Da habe ich fast täglich ARD/und ZDF geguckt, weil die doch so gut informieren und jetzt stelle ich fest, das ich garnix weiß. Da bin ich aber ratlos.
Ob ich die Fernsehgebühren gerichtlich zurückfordern kann wegen grob mangelhafter Leistungen in deren proklarierten Hauptdisziplin"Seriöser Informationsvermittlung"?
albert
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ChrisS
04.03.2006, 21:32
@ prinz_eisenherz
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Ich habe auch nur eine ganz blöden Antwortversuch. |
-->Hallo,
um ein Feindbild zu behalten. Um abzulenken. Um Kräfte zu bündeln die ansonsten schon damals die USA in Frage gestellt hätten.
Die USA hat das"Teile und Herrsche" weitergeführt. Selbst an der Macht bleiben und den Gegner in Streitereien mit andere Gegnern verstricken.
Die Russen waren doch ein willkommener Partner um weiter zu trainieren. Wenn es keine Russen gegeben hätte, dann wäre es doch uninteressant gewesen den deutschen Geheimdienst aus dem dritten Reich für seine Dienste einzuspannen. Nur mit gefährlichen Gegnern bekomme ich doch wackelige Kandidaten in die eigene Machthemisphäre.
Somit kann ich die eigenen Bürger auch immer unter Spannung halten. Wo kämen wir denn hin, wenn ich den Bürgern für die Bündelung ihrer Kräfte kein Feindbild biete. Somit kann ich vom eigenen Versagen ablenken und kann das Bewußtsein einer ganzen Gesellschaft mit einer künstlichen"Angstkrake" belegen. Und die sind sogar noch dankbar, das sie beschäftigt sind. Genau wie heute. Ob Serbien, Irak, Afghanistan und jetzt Iran. Wenn ich kein Feindbild habe hält das"Volk" nicht zusammen. Es wäre weit weniger manipulierbar. Es würde tatsächlich beginnen"eigene" Gedanken zu pflegen. Ja wo kämen wir denn da hin.
Das wird geändert und somit werden hinter diesem"das Volk beschäftigenden Feindbild" die eigenen Pläne weiter ausgebaut.
Wir werden uns noch umschauen...
Grüße
Chris
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crosswind
04.03.2006, 23:11
@ prinz_eisenherz
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Halte es genauso...... |
-->und frage mal nach - wo gab es mehr Tote? Ost- oder Westfront? Wo gab es den straffer organisierten Staat? Ost oder West? Wo hatten die Nazis eins auf die Mütze gekriegt? Ost oder West?
Antworten höchst willkommen, weil es mich interessiert.
cw
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Tassie Devil
06.03.2006, 04:28
@ nereus
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Re: OT: Rußlands Sicht auf vergangene Zeiten |
-->>Hallo!
>Kann sich noch jemand an Valentin Falin erinnern, der im Troß von Gorbatschow öfters im Deutschen Fernsehen auftrat?
Hi, nereus,
aber selbst ei freilich! [img][/img]
>Der Mann schreibt bei RIA Nowosti hin und wieder Kolumnen.
>Manche davon sind sehr lesenswert.
>Die letzte handelte von Churchills Fulton-Rede die als Beginn des Kalten Krieges gehandelt wird.
>oder hier: Was hat die Sowjetunion vorgeschlagen? Beibehaltung der Einheit des Landes, Abhaltung gesamtdeutscher freier Wahlen, Bildung einer nationalen Regierung gemäß den Wahlergebnissen sowie einen baldigen Abschluss des Friedensvertrages und den Abzug aller ausländischen Truppen vom Territorium Deutschlands. Natürlich sollte den Deutschen gestattet werden, ihre Gesellschaftsordnung, in der sie leben möchten, selbst zu bestimmen. Moskau wäre mit einer Weimarer Variante durchaus zufrieden gewesen.
>Wie reagierten aber die USA, England und Frankreich auf die sowjetischen Vorschläge? Um nicht in Details zu versinken, beschränke ich mich auf einen Hinweis auf die Haltung Washingtons. Der USA-Außenamtschef legte fest:"Wir haben keinen Grund, dem demokratischen Willen des deutschen Volkes glauben zu schenken." Also keine freien Wahlen, kein Friedensvertrag mit den Deutschen, zu deren Konzipierung Moskau Vertreter Deutschlands einzuladen vorschlug, und kein Abzug der ausländischen Truppen aus diesem Land.
>Mit einer Weimarer Variante?
>Bisher glaubte ich immer das nur eine kommunistische Führung von Stalin akzeptiert worden wäre? Das sagte zumindest immer der Westen.
Ja, der Westen sagte das immer, weil ein Aspekt solcher Angebote Stalins deren Lockvogelcharakteristik nicht verbergen konnte, sodass deshalb an ihrer Ernsthaftigkeit echte Zweifel aufkommen musste.
Nach meinen Erinnerungen wurden bis ins Jahr 1953 seitens Stalin immer mal wieder dem Westen solche Lock-Angebote offeriert, die logischer Weise in der BRD ein entsprechend lautes Echo fanden. Ich meine mich erinnern zu koennen, dass zuletzt im Jahre 1952 eine regelrechte Angebotsgrossoffensive gefahren wurde, an deren Details ich mich allerdings nicht mehr erinnern kann.
Ganz klar, mit der Weimarer Variante versuchte Stalin den Status ante quo wiederum herzustellen, der ihm wieder weitaus bessere Optionen strategischer Natur auf den vollstaendigen Besatz des westlichen Zentraleuropas eines Tages eroeffnet haette.
Letztendlich zeigte dann der 17. Juni 1953, welchen Wert solchen Angeboten seitens der SU beizumessen war, danach kam auch niemals mehr ein solches Angebot, der eiserne Vorhang war entgueltig zu.
>mfG
>nereus
Gruss
TD
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