pecunia
26.03.2006, 20:22 |
@Theo: Re: Wer erbringt denn angesichts des Debitismus wirklich Nettoleistung? Thread gesperrt |
-->Hallo Theo,
Dein Ansatz ist ebenso interessant wie theoretisch. Leistung zu erbringen hat meiner Ansicht nach erst mal nichts mit dem dahinter liegenden Finanzsystem zu tun. Das verkompliziert die Sache nur und lenkt vom wesentlichen Aspekt ab, naemlich der real erbrachten Leistung.
Leistungstraeger in diesem Sinne ist jeder, der eine fuer die Gesellschaft wertvolle Leistung erbringt. Das beinhaltet natuerlich auch das Erziehen von Kindern, wie im zu Grunde liegenden Fall. Jene Frau hat selbstverstaendlich aufgrund ihrer erbrachten bzw. zu erbringenden Erziehungsleistung ein Anrecht auf angemessene Unterstuetzung, aber angemessen eben. Also nix Auto, nix Haus mit Grundstueck.
Es gibt in unserer (eigentlich in jeder) Gesellschaft neben den Leistungstraegern auch Gesellschaftsmitglieder, die noch keine Leistung, bzw. keine Leistung mehr erbringen koennen. Unsere Kinder gehoeren gluecklicherweise nicht zu den Leistungstraegern. Alte, abgearbeitete Leistungstraeger, haben ab einem gewissen Zeitpunkt keine Leistungsfaehigkeit mehr und muessen selbstverstaendlicher Weise aufgrund ihrer zuvor fuer die Gesellschaft erbrachten Leistung im Solidarprinzip mit versorgt werden.
Ohne nun irgendein Finanzsystem welcher Qualitaet auch immer in Betracht zu ziehen lautet SCHLUSSENDLICH (im Falle unseres jetzigen Finanzsystems also nach dem Knock-out) die Formel so:
(real) erbrachte Leistung - (real) konsumierte Leistung = Null
Was uebrig bleibt ist alles nur heisse Luft, irgendwelche Scheinleistungen wie z.B. Zinsen, Buchgewinne, etc.
Scheinleistungen, wie z.B. realisierte, aber auch fiktive Boersengewinne, gehen hier - in die fuer die Gesellschaft relevante Betrachtung - erst gar nicht ein. Derartige Scheingewinne und Aehnliches sind ohne Debitismus garnicht denkbar. Unser Finanzsystem ist es also, das ein Leben ueber den Verhaeltnissen (wie im Bsp. mit der alleinerziehenden Mutter) ueberhaupt erst moeglich macht. Und die Versuchung ist natuerlich enorm gross, inkl. Suchtgefahr. Das Anwenden eines solchen Mechanismus muss zwangslaeufig in Inflations-Deflations-Zyklen muenden.
Ich hoffe, dass ich Die hiermit mein Verstaendnis eines Leistungstraegers etwas naeher gebracht habe.
Mit herzlichem Gruss
pecunia (der weitaus mehr reale denn fikitive Leistung erbringt:-) )
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Theo Stuss
26.03.2006, 22:00
@ pecunia
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Re: Natürlich gibt es moralische Leistungen. Thema hier war aber wirtschaftlich |
-->Wen interessiert denn hier wirtschaftlich, daß ich acht Kinder habe?
Gruß,
Theo
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pecunia
27.03.2006, 09:57
@ Theo Stuss
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Re: Natürlich gibt es moralische Leistungen. Thema hier war aber wirtschaftlich |
-->Hallo Theo,
Gratulation und Respekt fuer Deine Kinder!
Dass es Dir um den wirtschaftlichen Aspekt ging ist mir schon klar. Nur ich wollte diesen losgeloest von irgendeiner Art Finanzsystem betrachten. Kann man das nicht?
Wenn ein Maurer ein Haus gebaut hat, dann ist das fuer mich eine messbare und reale Leistung, vollkommen ungeachtet des Finanzsystems, in dem er diese Leistung bringt. Boersengewinne, Zinsen, etc. sind aus meiner Sicht Scheinleistungen, die ohne unser derzeitiges Finanzsystem nicht denkbar waeren. Beim unausweichlichen Totalzusammenbruch meine ich, dass die Summe dieser Scheinleistungen"zusammenbricht". Eigentlich nichts weiter als eine gesunde Bereinigung. Daher sollte jeder nach Moeglichkeit vorher in reale (Sach)werte.
Lieben Gruss
pecunia
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fridolin
27.03.2006, 10:17
@ pecunia
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Leistungen und ihre Messung |
-->Wenn ein Maurer ein Haus gebaut hat, dann ist das fuer mich eine messbare und reale Leistung, vollkommen ungeachtet des Finanzsystems, in dem er diese Leistung bringt. Boersengewinne, Zinsen, etc. sind aus meiner Sicht Scheinleistungen, die ohne unser derzeitiges Finanzsystem nicht denkbar waeren.
<font color=#0000FF>Wenn wir anfangen wollten, zwischen wirklichen und scheinbaren Leistungen zu unterscheiden, kommt man in Teufels Küche.
"Meßbare" Leistung - mit welchem Meßgerät und nach welchen Kriterien?
"Reale" Leistung - wer definiert die Realität?
Erbringt ein Musiker, Kunstmaler oder Schriftsteller eine"meßbare","reale" oder"wirkliche" Leistung?
Was ist die volkswirtschaftliche Leistung eines Wissenschaftlers in einem typischen"Orchideenfach" wie meinetwegen klassischer Philologie?
Erbringt ein Professor für Theoretische Physik eine reale Leistung, wo allein aufgrund seiner quantenphysikalischen Formeln noch kein Haus entsteht und kein Auto fährt? Als Maurer und selbst als Architekt braucht man keine Schrödingergleichung zu kennen.
Welche reale Leistung erbringt ein Berufssportler? Ist es angebracht, daß jemand als junger Mann ein Millionengehalt bekommt, bloß weil er in geschickter Weise auf einen Lederball eintreten oder das Gaspedal eines Autos herunterdrücken kann?
Wo ist da die"wirkliche" volkswirtschaftliche Leistung? Würde die Welt nicht letztlich genauso aussehen, wenn diese Tätigkeiten wegfielen?
Was ist die"wirkliche" Leistung einer Versicherung? Spekuliert nicht letztlich die Versicherung genauso wie der Börsianer, nämlich mit dem Eintreffen oder Nichteintreffen bestimmter Ereignisse, für das im Wettbewerb mit anderen eine konkurrenzfähige Prämie vereinnahmt werden kann?
Letzten Endes ist es so, daß diese Leistungen sich nur über indirekte oder Umwegeffekte definieren (beim Berufssportler beispielsweise über die durch das ganze Drumherum geschaffenen Beschäftigungsmöglichkeiten: Stadionbetrieb, Werbung, Umsatz von Fanartikeln usw.).
Es ist letztlich eine Frage des Marktes, wie diese"Leistungen" bewertet werden (siehe Berufssportler oder meinestwegen auch Manager). Objektiv meßbare Maßstäbe gibt es nicht.
Gruß. </font>
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Holmes
28.03.2006, 14:52
@ pecunia
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Re: Geld = Leistung? |
-->Hi pecunia!
>Wenn ein Maurer ein Haus gebaut hat, dann ist das fuer mich eine messbare und reale Leistung, vollkommen ungeachtet des Finanzsystems, in dem er diese Leistung bringt. Boersengewinne, Zinsen, etc. sind aus meiner Sicht Scheinleistungen, die ohne unser derzeitiges Finanzsystem nicht denkbar waeren. Beim unausweichlichen Totalzusammenbruch meine ich, dass die Summe dieser Scheinleistungen"zusammenbricht". Eigentlich nichts weiter als eine gesunde Bereinigung. Daher sollte jeder nach Moeglichkeit vorher in reale (Sach)werte.
Geld ist meines Erachtens keine Leistung, sondern eher eine Forderung (nicht ganz korrekt, denn man kann als Privatmensch die Banknoten nicht mehr direkt gegen Gold eintauschen, obwohl ja Titel (=Forderungen) als Sicherheit dienen). Kann der Schuldner nicht leisten, hat man nix von seiner Forderung.
Sprich: was nützen jemandem die Reichsmark-Scheine von damals? Nichts.
Das heisst, es sind nicht Scheinleistungen, sondern Scheinforderungen, die zusammenbrechen. (Interessanterweise werden ja tatsächlich"Scheine" gefordert:-)
Beste Grüsse,
Holmes
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