WieLi
09.01.2001, 16:13 |
Auswirkungen einer Rezession Thread gesperrt |
Hallo, ich schaue mir die Diskussionen hier nun schon mehrere Monate an und halte mich meist im Hintergrund. Nun jedoch muß ich mal wieder etwas fragen.
Hier wird oft von der kommenden sehr starken Rezession (siehe die bekannten Statistiken etc.) gesprochen, keiner sagt aber wann und wie stark sie ausfällt. Reden wir hier nicht vielleicht von etwas, was in Wirklichkeit dann doch harmloser ablaufen wird als angenommen?
Ich sehe aktuell keine starke Rezession, sondern nur ein starken Abschwächen des Wohlstandes auf ein vernünftiges Niveau. Wohlgemerkt in EuroLand. In den USA, Lateinamerika, Asien etc. fehlen mir die Infos.
Derzeit ist doch zuviel Geld und Vertrauen vorhanden. Wenn ich mich umschaue so sehe ich sehr viele Leute die Häuser bauen oder Haus/Geld erben und denen es sehr gut geht (auch den Rentnern). Auch die die nicht so gut verdienenden bauen Häuser, weil Häuser derzeit sehr preisgünstig sind (ich spreche hier immer im Verhältnis zu früheren Jahrzehnten und die finanzieren nicht alle über 30 Jahre). Wie viele bauen ein Haus und fahren dann nebenbei noch in Urlaub, früher undenkbar.
In der Generation meines Bruders gibt es vermehrt Fälle wo Ehepaare plötzlich 2 Häuser haben/erben (jeweils durch deren Eltern die ja immer weniger Kinder haben) und nun nicht wissen wie sie das Geld/Haus das sie ja gar nicht benötigen anlegen sollen. Denn sie verdienen ja genug für den Lebensunterhalt und irgendwann ist der Konsum zu Ende. Mehr als x Autos, Stereoanlagen etc. brauchen auch die nicht und das Zeug wird ja auch immer billiger im Verhältnis.
Wenn wir also eine Rezession erleben, wird das dann nicht eine auf einem sehr hohen menschlichen und finanziellem Niveau sein, wo wir kein „Hunger“ leiden und nur die extremen Überschüsse die unsere Vorfahren gemacht haben, abgebaut werden.
Mir kamen diese Gedanken beim Lesen von verschiedenen Boards, wo trotz Verluste die Meinung überwiegt
tja Pech gehabt aber „neues Spiel neues Glück“. Die Anfängerfehler mache ich nicht mehr (Stop Los etc.).
Auch der starke Anstieg der Aktionären zeigt doch, das die Leute zuviel Geld haben, denn nur Geld was sie derzeit nicht direkt benötigen fließt doch in die Aktien.
Auch hier glauben viele nicht an die Rezession sonst hätte man SchlauFuchs bei seiner Anfrage wegen seines Hauskaufs doch antworten müssen, „las die Finger davon, die Prognosen sind so schlecht, behalte lieber dein Cash, vermehre es und warte in der Rezession auf bessere Gelegenheiten.“
Wie seht ihr die Auswirkungen der Rezession?
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Harry
09.01.2001, 16:48
@ WieLi
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Re: Auswirkungen einer Rezession |
>Hallo, ich schaue mir die Diskussionen hier nun schon mehrere Monate an und halte mich meist im Hintergrund. Nun jedoch muß ich mal wieder etwas fragen.
>Hier wird oft von der kommenden sehr starken Rezession (siehe die bekannten Statistiken etc.) gesprochen, keiner sagt aber wann und wie stark sie ausfällt. Reden wir hier nicht vielleicht von etwas, was in Wirklichkeit dann doch harmloser ablaufen wird als angenommen?
>Ich sehe aktuell keine starke Rezession, sondern nur ein starken Abschwächen des Wohlstandes auf ein vernünftiges Niveau. Wohlgemerkt in EuroLand. In den USA, Lateinamerika, Asien etc. fehlen mir die Infos.
>Derzeit ist doch zuviel Geld und Vertrauen vorhanden. Wenn ich mich umschaue so sehe ich sehr viele Leute die Häuser bauen oder Haus/Geld erben und denen es sehr gut geht (auch den Rentnern). Auch die die nicht so gut verdienenden bauen Häuser, weil Häuser derzeit sehr preisgünstig sind (ich spreche hier immer im Verhältnis zu früheren Jahrzehnten und die finanzieren nicht alle über 30 Jahre). Wie viele bauen ein Haus und fahren dann nebenbei noch in Urlaub, früher undenkbar.
Meine Eltern haben auch gerade Haus gebaut, was bin ich froh, dass beide Beamte sind.
>In der Generation meines Bruders gibt es vermehrt Fälle wo Ehepaare plötzlich 2 Häuser haben/erben (jeweils durch deren Eltern die ja immer weniger Kinder haben) und nun nicht wissen wie sie das Geld/Haus das sie ja gar nicht benötigen anlegen sollen. Denn sie verdienen ja genug für den Lebensunterhalt und irgendwann ist der Konsum zu Ende. Mehr als x Autos, Stereoanlagen etc. brauchen auch die nicht und das Zeug wird ja auch immer billiger im Verhältnis.
>Wenn wir also eine Rezession erleben, wird das dann nicht eine auf einem sehr hohen menschlichen und finanziellem Niveau sein, wo wir kein „Hunger“ leiden und nur die extremen Überschüsse die unsere Vorfahren gemacht haben, abgebaut werden.
>Mir kamen diese Gedanken beim Lesen von verschiedenen Boards, wo trotz Verluste die Meinung überwiegt
>tja Pech gehabt aber „neues Spiel neues Glück“. Die Anfängerfehler mache ich nicht mehr (Stop Los etc.).
Ueber Verluste redet niemand gern, und
die meissten Leute haben nicht verstanden, was eine SL-Order wirklich ist!
es ist eine weitverbreitete Meinung SL zu 60Euro bedeutet Verkauf zu 60Euro
>Auch der starke Anstieg der Aktionären zeigt doch, das die Leute zuviel Geld haben, denn nur Geld was sie derzeit nicht direkt benötigen fließt doch in die Aktien.
Dann kennst du vermutlich nur vernuenftige Leute.
Ein Bekannter von mir hatte so ziemlich seine gesamte verfuegbare Kohle in Intershop gesteckt.
Am 31.12. haben wir uns unterhalten, seine unerschuetterliche Meinung,"Die kommen wieder!"
Was hat er jetzt gemacht? Nachgekauft! Ich frag mich wovon? Kredit?
Und er ist bestimmt kein Einzelfall!!
Ich koennte mir durchaus vorstellen, dass viele der Leute, welche heftige Verluste hinnehmen mussten, nun versuchen, dies mit doppeltem Risiko, und nichtmal eigenem Geld zu kompensieren.
>Auch hier glauben viele nicht an die Rezession sonst hätte man SchlauFuchs bei seiner Anfrage wegen seines Hauskaufs doch antworten müssen, „las die Finger davon, die Prognosen sind so schlecht, behalte lieber dein Cash, vermehre es und warte in der Rezession auf bessere Gelegenheiten.“
Genau diese Antworten hat er auch gekriegt!
>Wie seht ihr die Auswirkungen der Rezession?
keine Ahnung, da muss ich den aelteren, weiseren glauben, oder dehnen, die sowas studiert haben(dottore, Wirtschaftshistoriker wenn ich mich recht erinnere)
aber dass ist hier schon mehrfach eroertert worden, such mal im Archiv.
Harry
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black elk
09.01.2001, 16:58
@ WieLi
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Das Geld fließt in Aktien? Wer sagt das? |
Hi,
fundamentale Argumentation ist nicht meine Stärke, aber sage mal ganz salopp die Rezession wird so stark ausfallen, wie die Kurse am Aktienmarkt das vorwegnehmen. Fallen die Kurse sehr stark, bekommen wir eine scharfe Rezession. Es gilt doch das Prinzip, daß der Aktienmarkt die Entwicklung derWirtschaft antzipiert. Man kann auch die These aufstellen, die Wirtschaft wird gerade DESHALB den vorgezeichneten Weg einschlagen. Niedrige Kurse weniger Kaufkraft, weniger Vertrauen in neuen Investionen, usw.
Dieser Slogan der Banken, das Geld MÜSSE ja wieder in den Aktienmarkt fließen entbehrt eigentlich jeder Grundlage, man sieht den Wald in dem die Finanzbranche steht vor lauter Bäumen nicht mehr. Je mehr die Leute sich verzocken, desto dynamischer wird der Weg nach unten. Meine Bekannten sind wie immer noch voll investiert, ich warte nur darauf wie im Oktober98 das sie das neue Auto,..zurückstellen. Natürlich haben sie auch damals die Verluste ausgesessen, hat ja meistens geklappt. Nur diesmal werden sich viele Werte nicht mehr erholen und dann habe sie ein echtes Problem.
black elk
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jefra
09.01.2001, 17:00
@ WieLi
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Re: Auswirkungen einer Rezession |
>Ich sehe aktuell keine starke Rezession, sondern nur ein starken Abschwächen des Wohlstandes auf ein vernünftiges Niveau.
Ich glaube nicht, dass das geht (wobei meine Ansichten zu diesen Fragen vollkommen naiv sind und eher auf angelesenem Wissen und dem Vergleich mit dem Untergang der DDR beruhen, den ich live erleben durfte). Nur als Beispiel: Was wird wohl passieren, wenn ein erheblicher Teil der Autofahrer auf die Bahn umsteigen will, die jetzt schon Verspaetungen wie in der Endphase der DDR (jedenfalls im Osten) hat?
>Derzeit ist doch zuviel Geld und Vertrauen vorhanden.
Ich glaube, das hat eher Einfluss auf die Frage, wie lange man die Geschichte noch verschleppen kann.
>Wenn wir also eine Rezession erleben, wird das dann nicht eine auf einem sehr hohen menschlichen und finanziellem Niveau sein, wo wir kein?Hunger? leiden
Was unser menschliches Niveau angeht, bin ich ohnehin eher pessimistisch. Hunger leiden muss vielleicht in der Tat nicht unbedingt sein, denn die Basic Four sollten auch fuer ein mittelgrosses Budget erschwinglich sein und halten einen am Leben, wenn man nicht gepluendert wird.
> und nur die extremen Überschüsse die unsere Vorfahren gemacht haben, abgebaut werden.
Das geht nur, soweit es sich bei den Überschüssen um Sachwerte, nicht um anderer Leute Verbindlichkeiten handelt.
> sonst hätte man SchlauFuchs bei seiner Anfrage wegen seines Hauskaufs doch antworten müssen,?las die Finger davon, die Prognosen sind so schlecht,
Das war wohl auch der Grundtenor vieler Antworten.
MfG
JeFra
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Depothengst
09.01.2001, 22:09
@ black elk
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Re: Das Geld fließt in Aktien? Wer sagt das? WOHIN FLIESST ES? |
Also ich stelle mir alles wie zehn verschiedene Eimer vor.
In den vergangenen Monaten konnte man immer wieder lesen"x Billionen DM am Aktienmarkt verloren".
Machen wir ein einfaches Gedankenspiel mit drei Eimern:
Ein Eimer ist der Aktienmarkt
Ein Einmer ist Liquidität
Ein Eimer ist der Anleihemarkt.
Die Anlegen haben aus dem ersten Eimer Wasser geschoepft. Aber das Wasser ist ja nicht verschwunden, da das Geld (letztendlich das Zahlungsversprechen, die Schulden) ja geblieben sind. Die niedrigeren Aktienkurse ergeben sich NUR weil die verbleibende Wassermenge dividiert durch die Anzahl aller vorhandenen Aktien logischerweise niedrigere Kurse ergibt.
Nun wo haben die das Wasser hin? Ich sage in den Eimer mit Liquidität. Teilweise haben einige sicher wieder Geld aus der Liquidität genommen und für kunsumptive Zwecke eingesetzt. Aber soviel Kapital wie aus den Akteinmärkten herausgeflossen ist kann nicht konsumiert worden sein.
Wir haben uns also zu fragen, wo das Wasser aus dem Liquiditätseimer als naechstes hinfliesst? In den Eimer Anlagenmarkt oder den mit den Edelmetallen oder in den Geldmarkt oder wieder zurueck in die Aktien?
Des muessen wir jetzt wissen bevor die grosse Masse rollt. Somit koennen wir mit dem Wasserstand wieder nach oben steigen.
Hab ich nen Denkfehler drin?
Wie gehts weiter?
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black elk
09.01.2001, 23:21
@ Depothengst
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Du hast den Eimer mit dem Wüstensand vergessen |
>Hab ich nen Denkfehler drin?
>Wie gehts weiter?
Hi,
mit den anderen drei Eimer stimme ich zu, aber der 4. Eimer mit sagen wir 'Wüstensand' in dem die Kursverluste versickert und verdampft sind hast du vergessen. Buchverluste sind reale! Verluste, das Geld ist nicht irgendwo anders hingeflossen sondern es existiert definitiv nicht mehr! Das tangiert natürlich keine persönlichen Kredite oder Schulden, die sind nach wie vor da. Diese Diskussion mit den Buchverlusten habe ich mit studierten Leuten geführt und sie haben es z.T. nicht begriffen. Die Anzahl der Aktien bleibt natürlich gleich, abgesehen von Splits und IPO's, aber der WERT sinkt. Wenn ich 100' im Depot habe (gute Nasdaqwerte) und jetzt sind die gleichen Aktien im Depot aber sind nur noch 50' wert. Wo ist das Geld hin? Ich habe keine Transaktionen getätigt, weder gekauft noch verkauft, die Zahl der Aktien ist konstant. Antwort Buchverluste die sich bildlich in Luft aufgelöst haben. Ich hätte natürlich umschichten können aber dann wären wir wieder bei deinem Beispiel, also umschichten in Anleihen, Immobilien, Cash..
Gruß black elk
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Tobias
10.01.2001, 02:14
@ Depothengst
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Erstarrt - da fließt nicht mehr viel... |
Hallo Depothengst!
>Also ich stelle mir alles wie zehn verschiedene Eimer vor.
>In den vergangenen Monaten konnte man immer wieder lesen"x Billionen DM am Aktienmarkt verloren".
>Machen wir ein einfaches Gedankenspiel mit drei Eimern:
>Ein Eimer ist der Aktienmarkt
***Andersrum: Der Aktienmarkt ist im Eimer!
>Ein Einmer ist Liquidität
***Ja, aber der ist leer.
>Ein Eimer ist der Anleihemarkt.
***Eimer dreiviertel voll.
>Die Anlegen haben aus dem ersten Eimer Wasser geschoepft.
***Einige gewiefte Spekulanten sicher - der Druchschnittsanleger (wegen der MASSE der Frühjahrsspekulanten - siehe gehandeltes Volumen) hat verloren!
Ein Loch ist immer Eimer, lieber Heinrich, lieber Heinrich, ein Loch!
Aber das Wasser ist ja nicht verschwunden, da das Geld (letztendlich das Zahlungsversprechen, die Schulden) ja geblieben sind.
***Stichwort: Cash-Burn. And it burns, burns, burns...Die Kohlen vieler Anleger sind weg - hinfott!
Die niedrigeren Aktienkurse ergeben sich NUR weil die verbleibende Wassermenge dividiert durch die Anzahl aller vorhandenen Aktien logischerweise niedrigere Kurse ergibt.
***Na, na! Die Kohlen sind schlicht verdampft!
>Nun wo haben die das Wasser hin? Ich sage in den Eimer mit Liquidität.
***Na, der ist und bleibt leer. Die Leute haben im SCHNITT Kohlen verloren. Sie werden sich gut überlegen, ob sie noch mehr in den Aktienmarkt-Eimer stecken oder ob sie lieber auf der Seitenlinie stehen und erstmal zugucken.
Teilweise haben einige sicher wieder Geld aus der Liquidität genommen und für kunsumptive Zwecke eingesetzt.
***Mit Verlusten kann sich der Durchschnittsspekulant nix kaufen!
Aber soviel Kapital wie aus den Akteinmärkten herausgeflossen ist kann nicht konsumiert worden sein.
***Es ist gar nix aus den Märkten herausgeflossen: Verdampft isses, verdampft.
Es wurde eben zu heiß gekocht...
>Wir haben uns also zu fragen, wo das Wasser aus dem Liquiditätseimer als naechstes hinfliesst? In den Eimer Anlagenmarkt oder den mit den Edelmetallen oder in den Geldmarkt oder wieder zurueck in die Aktien?
***Die letzten Tropfen werden für ein schönes Abendessen ausgegeben.
>Des muessen wir jetzt wissen bevor die grosse Masse rollt. Somit koennen wir mit dem Wasserstand wieder nach oben steigen.
>Hab ich nen Denkfehler drin?
>Wie gehts weiter?
***Herzlichen Gruß,
Tobias
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