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Einige Turbulenzen machen noch keine Baisse
Kolumne Die Aktienmärkte waren reif für eine Korrektur
von Gottfried Heller /Ex-Kompangnon von André Kostolany
Noch letzte Woche war die Rede von ungebrochenem Optimismus für die Aktienbörsen. Der Dax hatte gerade ein Jahreshoch erreicht und damit bereits die Prognosen der meisten Experten fürs Jahresende übertroffen. Doch in den folgenden Tagen ging es weltweit an den Börsen abwärts. Auslöser für die Turbulenzen, so hieß es, sei die Nachricht gewesen, daß die US-Verbraucherpreise im April um 0,6 Prozent gestiegen seien, ein wenig mehr als erwartet. Das schürte die Furcht der Anleger vor weiteren Zinserhöhungen. Aber das ist nach meiner Ansicht ein vorgeschobener Grund. In Wirklichkeit war die Börse reif für eine Korrektur nach einem dreijährigen Aufschwung.
Es gibt aber andere konkrete Risiken, die für wachsende Verunsicherung der Anleger sorgen: der hohe Ã-lpreis, die steigenden Zinsen, der schwache Dollar, der Höhenflug des Goldes, die Rohstoffpreise und schließlich der Atomstreit mit dem Iran. Es gibt Befürchtungen, daß die hohen Rohstoff- und Ã-lpreise die Inflation anheizen, die Zinsen in die Höhe treiben und schließlich die Konjunktur abwürgen. Die eigentliche Frage ist, ob es auf starker und dauerhafter Nachfrage beruht, daß die Preise an den Rohstoffmärkten buchstäblich durchs Dach schießen.
Der Rohstoffindex ist allein in diesem Jahr um 50 Prozent gestiegen. Die Begründung dafür ist, daß China etwa ein Drittel aller Industriemetalle abnimmt. Fast alle Rohstoffcharts - sei es Ã-l, Kupfer, Silber, Platin oder Gold - sehen aus wie der Nasdaq-Chart zu Zeiten der"New Economy"-Blase: Sie weisen senkrecht in die Höhe.
Es ist eine wilde Spekulation im Gange, die verlustreich enden wird. Denn jede Übertreibung trägt den Keim der Selbstzerstörung in sich. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Die Weltwirtschaft insgesamt befindet sich in einem Umschwung. In den USA flaut das Wachstum etwas ab. Die hohen Zinsen machen es attraktiver, mehr zu sparen und weniger zu konsumieren. Damit werden auch die Importe zurückgehen, während die US-Exporte steigen, wobei sich das Leistungsbilanzdefizit verringern wird. In China wird sich das Wachstum auf hohem Niveau fortsetzen, aber es wird sich mehr hin zum Konsum und weg von Investitionen verlagern, mit der Folge, daß China weniger Rohstoffe einführen und weniger Waren exportieren wird.
Sowohl Japan als auch China sind weiterhin nicht an einer stärkeren Aufwertung ihrer Währungen interessiert. Sie werden sich also einer stärkeren Dollarabwertung entgegenstellen. Der höhere Kurs des Euro wird zwar den Export etwas bremsen, aber er wird auch die Inflation dämpfen und somit braucht es von Seiten der Europäischen Zentralbank auch keiner größeren Zinsanhebungen. Der Inflationsanstieg wird sich eher als kurzfristiges Aufflackern denn als neuer Trend erweisen.
Die Rückkehr zur Normalität - sprich maßvolle Zinsanhebungen - werden mancherlei Schieflagen, angefangen bei Häuslebauern bis zu Finanzinstituten und Hedge-Fonds, zutage fördern und dabei wird es auch Pleiten geben.
Daher werden die Turbulenzen dieser Tage nicht die letzten sein, die wir gesehen haben. Aber Aktien sind weiterhin günstig bewertet und mit Abstand die attraktivste Anlageklasse. Wahrscheinlich werden die Aktien der Groß-Multis in einer von hartem Wettbewerb geprägten Weltwirtschaft besser abschneiden als mittlere oder kleinere Werte.
Der Autor ist Chef der Fiduka Vermögensverwaltung
<ul> ~ die Quelle</ul>
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