albert
07.07.2006, 22:31 |
@Elli: Wegen Prof. Bocker Thread gesperrt |
-->Hallo Elli,
habe mich etwas gewundert über den kritischen Unterton zum Artikel.
Möglicherweise sind dort für Dottore Geschulte heftige Fehler drin. Aufgrund eigener Defizite kann ich das nicht beurteilen. Ist deshalb der Artikel als Ganzes abzutun oder zu verurteilen? Ähnliches fand unlängst zu Artikeln des Herrn Eichelburg statt.
Beide Autoren versuchen, einen Überblick über das Gesamtgeschehen (für den Laien) zu geben was doch zunächst einmal lobenswert ist. Könnte man dann nicht etwas großzügigger mit Detailfragen/Fehlern umgehen? Sie zwar benennen, aber nicht deswegen das ganze (aufklärerische) Projekt verdammen. Unter Fachleuten ist das Sezieren sicher ein schönes Hobby, aber für den Laien stellt sich erstmal das Problem notweniger Gesamtschau
Nun Ja, vielleicht liege ich das schief, aber an den generellen Empfehlungen, dem Papierfinanzmarkt zu mißtrauen kann ich nichts Falsches erkennen. Oder siehst Du darin ein bloßes"Pushen"?
L. Grüße
Albert
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- Elli -
08.07.2006, 13:10
@ albert
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Re: @Elli: Wegen Prof. Bocker |
-->>Hallo Elli,
>habe mich etwas gewundert über den kritischen Unterton zum Artikel.
>Möglicherweise sind dort für Dottore Geschulte heftige Fehler drin.
Oh ja, deshalb ja die Kritik. Holmes hat die heftigsten Fehler genannt. Bargeld in M3 zu packen, ist für einen Prof. schon skandalös.
>Aufgrund eigener Defizite kann ich das nicht beurteilen. Ist deshalb der Artikel als Ganzes abzutun oder zu verurteilen?
Nein, nicht als Ganzes. Genau diese Themen (Schulden, Renten, Dollar) werden hier seit 6 Jahren in aller Breite - und vor allem auch in aller Tiefe - diskutiert. Insofern steht da absolut nichts Neues, worüber man wieder neu diskutieren müsste.
Aber gerade weil die immer wieder angeführten Fehler (die meist auf dem Nettogeldgedanken beruhen) auftauchen, muss ich schon ein wenig den Kopf schütteln. Das Forum hier ist keine Grundschule, der man so einen Artikel noch verkaufen kann. Wir schauen auch auf die - wichtigen - Details, die übrigens gar keine Details sind, sondern der Kern des gesamten Geldverständnisses!
>Ähnliches fand unlängst zu Artikeln des Herrn Eichelburg statt.
Das war ja noch viel haarsträubender!
>Beide Autoren versuchen, einen Überblick über das Gesamtgeschehen (für den Laien) zu geben was doch zunächst einmal lobenswert ist.
Ja, für Laien. Aber bitte nicht wundern, wenn man mit diesem Laienverständnis nicht zum Kern der Probleme dringt.
>Könnte man dann nicht etwas großzügigger mit Detailfragen/Fehlern umgehen?
Ich meine, in diesem Forum nicht.
>Sie zwar benennen, aber nicht deswegen das ganze (aufklärerische) Projekt verdammen.
Es klärt eben nicht auf, sondern vernebelt."Aufklären" kann es allenfalls Grundschüler, aber, wie gesagt, darüber ist dieses Forum schon seit Jahren hinaus.
>Unter Fachleuten ist das Sezieren sicher ein schönes Hobby, aber für den Laien stellt sich erstmal das Problem notweniger Gesamtschau.
Wie lange liest du denn schon hier? Bzw.: Hast du die Sammlungen gelesen?
>Nun Ja, vielleicht liege ich das schief, aber an den generellen Empfehlungen, dem Papierfinanzmarkt zu mißtrauen kann ich nichts Falsches erkennen.
Du müsstest wissen, dass diese"generellen Empfehlungen" hier - und auch bei mir im Abo - von Anfang an (d. h. seit 1999/2000) genannt werden. Natürlich sind Gold und Silber ein Schutz (vermutlich der einzige) gegen die kommenden Staatsbankrotte. Aber niemand weiß, wann. Und ob es bei vermutlich ebenfalls kommenden Kriegen hilft?.
Für mich zählt aber nur eines: Gold ist seit Ende 1999 in der großen Welle 5. Und wenn 252 $ - 730 $ die 1 davon war (was ich vermute), dann sind meine geschätzten 3000 $ in 5 - 10 Jahren eher pessimistisch.
>Oder siehst Du darin ein bloßes"Pushen"?
Naja, alles was auf Goldseiten.de steht, dient einem bestimmten (legiimen) Zweck."Details" sind dabei unwichtig. Hier aber nicht.
>L. Grüße
>Albert
>
dito ;-)
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Holmes
08.07.2006, 17:18
@ albert
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Re: Wegen Prof. Bocker - albert |
-->Hi albert,
> Ist deshalb der Artikel als Ganzes abzutun oder zu verurteilen? Ähnliches fand unlängst zu Artikeln des Herrn Eichelburg statt.
ich wollte zunächst mal zu Vorsicht mahnen. Wenn Du ein Auto kaufst und der Verkäufer kann Dir den Unterschied zwischen Benzin und Diesel nicht erklären, muss das Auto deswegen nicht schlecht sein. Aber die Kompetenz des Verkäufers ist dann schon in Zweifel zu ziehen.
Noch viel dringlicher ist die Sache, wenn man zum Arzt geht und eine Diagnose haben will und sich herausstellt, dass er von der Krankheit keine Ahnung hat. Dann kann die Therapie richtig sein, aber die Wahrscheinlichkeit wird wohl geringer sein.
>Beide Autoren versuchen, einen Überblick über das Gesamtgeschehen (für den Laien) zu geben was doch zunächst einmal lobenswert ist. Könnte man dann nicht etwas großzügigger mit Detailfragen/Fehlern umgehen? Sie zwar benennen, aber nicht deswegen das ganze (aufklärerische) Projekt verdammen. Unter Fachleuten ist das Sezieren sicher ein schönes Hobby, aber für den Laien stellt sich erstmal das Problem notweniger Gesamtschau
Es geht hier nicht um Kleinigkeiten. Diese Experten behaupten ja, dass die ihre Empfehluneg auf einer sorgfältigen Analyse aufbauen. Stellt sich aber heraus, dass wesentliche Behauptungen falsch sind, dann betrifft das auch die Schlussfolgerungen.
>Nun Ja, vielleicht liege ich das schief, aber an den generellen Empfehlungen, dem Papierfinanzmarkt zu mißtrauen kann ich nichts Falsches erkennen. Oder siehst Du darin ein bloßes"Pushen"?
Der Unterschied zwischen einem Schuldpapier und einer Sache ist eigentlich nichts Neues und Überraschendes, oder?
Schuldpapier = Schuldner verspricht in Zukunft zu leisten. Das kann immer schiefgehen, wenn der Schuldner pleite geht.
Sache = hat man sicher. Die Frage ist, was man dafür bekommt, wenn man die Sache (Gold, Bohnen, Grundstück etc.) in Geld umtauschen will = Kurs. Das wiederum hängt eben von Angebot und Nachfrage ab und die sind immer im Wandel. Der Wert des Goldes ist natürlich auch davon abhängig. Wenn auf einmal kein Inder und kein Chinese mehr Gold als Schmuck haben will oder neue Goldfunde gemacht würden, dann sinkt auch der Preis des Goldes ganz schnell wieder.
Von den betreffenden Experten wird ja immer wieder angeführt, dass das Gold so toll stabil sei, aber es wird vergessen zu erwähnen, welche Probleme ein Goldstandard macht (s.u.), z.B. dass das Mittelalter erst wieder aus seiner Dauerdeflation gefunden hat, als die Inkas ihres Goldes entledigt wurden.
Sehr schön dazu im Wikipedia-Beitrag zu Gold:
Dennoch würde die heute vorhandene Goldmenge nicht als Wertdeckung für eine bedeutsame Währung ausreichen. Das gegenwärtig vorhandene Gold entspricht einem aktuellen Marktwert von 2,5 Billionen € (Jan. 2006) und wäre hypothetisch somit gerade einmal geeignet, die Staatsschulden Deutschlands und Spaniens zu decken.
Soviel zur Wahrscheinlichkeit einer goldgedeckten Währung....
Dottore hat es hier im Forum mal so schön gesagt: der Edelmetall-Standard ist ein Umweg gewesen, den das Abgabengut genommen hat. Es ist für ein GZ (Gesetzliches Zahlungsmittel, Geld) völlig unerheblich, aus welchem Material es physisch besteht, solange es vollständig unter der Kontrolle der Abgabenmacht steht.
Zu dem Schlussfolgerungen des Prof. Bocker noch ein Satz: Papierwerte sind so vertrauenswürdig, wie es die Personen sind, welche die Versprechen abgeben (plus sonstige Sicherheiten). Diese versprechen aber auch einen Gewinn. Gold/Sachwerte sind einfach das, was sie sind. Einen möglichen Gewinn bekommt man aber nur, wenn man wiederum andere findet, die mehr für den Sachwert zu bezahlen bereit sind, als man es selbst getan hat. Wie man es also dreht und wendet, will man sein Geld (oder mehr) zurückhaben, ist man immer von anderen abhängig. Absolute Sicherheit gibt es nicht, auch nicht im Gold.
Beste Grüsse,
Holmes
<ul> ~ Goldwährung</ul>
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wuzge
08.07.2006, 22:25
@ Holmes
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GZ versus 'real money' |
-->Hi Holmes,
>Sache = hat man sicher. Die Frage ist, was man dafür bekommt, wenn man die Sache (Gold, Bohnen, Grundstück etc.) in Geld umtauschen will = Kurs. Das wiederum hängt eben von Angebot und Nachfrage ab und die sind immer im Wandel. Der Wert des Goldes ist natürlich auch davon abhängig. Wenn auf einmal kein Inder und kein Chinese mehr Gold als Schmuck haben will oder neue Goldfunde gemacht würden, dann sinkt auch der Preis des Goldes ganz schnell wieder.
>Von den betreffenden Experten wird ja immer wieder angeführt, dass das Gold so toll stabil sei, aber es wird vergessen zu erwähnen, welche Probleme ein Goldstandard macht (s.u.), z.B. dass das Mittelalter erst wieder aus seiner Dauerdeflation gefunden hat, als die Inkas ihres Goldes entledigt wurden.
>Sehr schön dazu im Wikipedia-Beitrag zu Gold:
Dennoch würde die heute vorhandene Goldmenge nicht als Wertdeckung für eine bedeutsame Währung ausreichen. Das gegenwärtig vorhandene Gold entspricht einem aktuellen Marktwert von 2,5 Billionen € (Jan. 2006) und wäre hypothetisch somit gerade einmal geeignet, die Staatsschulden Deutschlands und Spaniens zu decken.
Über dieses Thema gibt es offensichtlich verschiedenen Ansichten.
Experten und Wissenschaftler wie beispielsweise Prof. Fekete, J. Hommel, C. Laird, D. Morgan, D. Casey, F. Lips und neuerdings sogar T. Butler legen immer wieder Wert auf die Unterscheidung zwischen den monetären Metallen Gold/Silber und nichtmonetären Metallen. Sie betonen, dass die ungeheuren Mengen an Dollar und Bonds (=Kredit) eines Tages remonetisiert werden müssen und werden. Und die verfügbare Menge an Gold/Silber würde hierfür jederzeit ausreichen.
Außerdem sagen sie, dass die Preise dieser monetären Metalle [b]nicht durch Angebot und Nachfrage gebildet würden.
Nun, ich bin auf diesem Gebiet kein Experte, sondern habe mir nur ein paar Kenntnisse angelesen. Ich sehe aber wohl, dass hier div. Spezialisten und Wissenschaftler eine andere Meinung vertreten als die Experten im EW-Forum.[/b]
>Es ist für ein GZ (Gesetzliches Zahlungsmittel, Geld) völlig unerheblich, aus welchem Material es physisch besteht, solange es vollständig unter der Kontrolle der Abgabenmacht steht.
Was passiert aber, wenn das Vertrauen in GZ (hier:Dollar) nicht mehr gegeben ist, weil es durch permanente Verwässerung immer weiter fällt (z.B. geg. anderen Wahrungen, Gold/Silber) und dieser Prozess nur durch waghalsige Zinsanhebungen gestoppt werden könnte, jedoch (wg. Gefahrdung der Weltwirtschaft bzw. des Weltfinanzsystem) nicht kann? Antwort: Weltweite Flucht aus GZ (hier: Dollar) in Nicht-GZ Gold/Silber.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist es dann nicht mehr völlig unerheblich, aus welchem Material Geld besteht - nur ‚real money’ (Gold/Silber) genießen dann weltweit noch Vertrauen, auch wenn GZ (hier: Dollar) noch vollständig unter Kontrolle der Abgabenmacht steht....
Falls einige meiner verwendeten Begriffe nicht „forumsgerecht“ gewählt sein sollten, bitte ich um Nachsehen ;-)
Gruß
w
<ul> ~ MONETARY versus NON-MONETARY COMMODITIES by Antal E. Fekete</ul>
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albert
08.07.2006, 22:27
@ - Elli -
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Re: @Elli: Wegen Prof. Bocker |
-->>>Möglicherweise sind dort für Dottore Geschulte heftige Fehler drin.
>Oh ja, deshalb ja die Kritik. Holmes hat die heftigsten Fehler genannt. Bargeld in M3 zu packen, ist für einen Prof. schon skandalös.
Da bin ich ja froh, das ich nicht der einzige Dumme bin...
>[b]Nein, nicht als Ganzes. Genau diese Themen (Schulden, Renten, Dollar) werden hier seit 6 Jahren in aller Breite - und vor allem auch in aller Tiefe - diskutiert. Insofern steht da absolut nichts Neues, worüber man wieder neu diskutieren müsste.
Nein, aber doch eine Bestätigung von weiterer Seite, wie ernst das Ganze zu nehmen ist...
>Aber gerade weil die immer wieder angeführten Fehler (die meist auf dem Nettogeldgedanken beruhen) auftauchen, muss ich schon ein wenig den Kopf schütteln. Das Forum hier ist keine Grundschule, der man so einen Artikel noch verkaufen kann. Wir schauen auch auf die - wichtigen - Details, die übrigens gar keine Details sind, sondern der Kern des gesamten Geldverständnisses!
Ich lese seit etwa 15 Monaten hier und habe glaube ich unglaublich viel gelernt. Zur Geschichte, Hintergründe usw. Die Beiträge von Dottore kommen mir als Laien immer etwas als akademischer Elfenbeinturm vor, wo spitzfindig über Details diskutiert wird. Das liegt sicher an meiner mangelnden Bildung in diesem Bereich, aber für mich zählt diesbezüglich die Quintessenz und die heißt: das System liegt in den letzten Zügen... und was kann man dann operational damit anfangen.
Der Wert der Artikel von Eichelburg und diesem Broker liegt deshalb m.E. in dieser verdichteten Zusammenschau dessen, was hier über längere Zeiträume und sicher gründlicher diskuziert wird.
Auch denke ich nicht, das der Großteil der Leser die Lehren von Dottore aus dem"Effeff" beherrscht; für meinen Teil werde ich das jedoch wie empfohlen sobald alös möglich nachholen.
>[b]Ja, für Laien. Aber bitte nicht wundern, wenn man mit diesem Laienverständnis nicht zum Kern der Probleme dringt.
Der Kern ist doch der Zusammenbruch oder?
>Ich meine, in diesem Forum nicht.
Die Reinheit der Lehre ist wertvoll, aber das Forum ist doch wesentlich wertvoller, als eine Sicht der Geldtheorie; im Übrigen macht es fast"Schuldkomplexe", sich hier noch mit Bildungsdefiziten zu outen.
>Es klärt eben nicht auf, sondern vernebelt."Aufklären" kann es allenfalls Grundschüler, aber, wie gesagt, darüber ist dieses Forum schon seit Jahren hinaus.
Es wird allenthalben sowenig aufgeklärt (nicht hier), das jeder mutige Ansatz diesbezüglich lobenswert ist zumal am Ende alles zum selben Schluß kommt. Wie heißt es: Viele Wege führen nach Rom..
>>Unter Fachleuten ist das Sezieren sicher ein schönes Hobby, aber für den Laien stellt sich erstmal das Problem notweniger Gesamtschau.
>Wie lange liest du denn schon hier? Bzw.: Hast du die Sammlungen gelesen? s.o. Kommt noch
>>Nun Ja, vielleicht liege ich das schief, aber an den generellen Empfehlungen, dem Papierfinanzmarkt zu mißtrauen kann ich nichts Falsches erkennen.
>Du müsstest wissen, dass diese"generellen Empfehlungen" hier - und auch bei mir im Abo - von Anfang an (d. h. seit 1999/2000) genannt werden. Natürlich sind Gold und Silber ein Schutz (vermutlich der einzige) gegen die kommenden Staatsbankrotte. Aber niemand weiß, wann. Und ob es bei vermutlich ebenfalls kommenden Kriegen hilft?.
Ja; deshalb hat mich die Ablehnung der Artikel gewundert.
>Für mich zählt aber nur eines: Gold ist seit Ende 1999 in der großen Welle 5. Und wenn 252 $ - 730 $ die 1 davon war (was ich vermute), dann sind meine geschätzten 3000 $ in 5 - 10 Jahren eher pessimistisch.
Liebe Grüße nach Spanien
Albert
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Holmes
09.07.2006, 00:58
@ wuzge
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Re: GZ versus 'real money' wuzge |
-->>Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist es dann nicht mehr völlig unerheblich, aus welchem Material Geld besteht - nur ‚real money’ (Gold/Silber) genießen dann weltweit noch Vertrauen, auch wenn GZ (hier: Dollar) noch vollständig unter Kontrolle der Abgabenmacht steht....
Hi wuzge,
es gibt Material = Sachwerte und es gibt Geld = GZ. Das sind immer zwei verschiedene Sachen! Sobald der Materialwert einer Goldmünze über den Nominalwert steigt, verschwindet diese Münze ganz schnell in der Thesaurierung (Greshamsches Gesetz). D.h. als Geld ist Gold eh' nur dann unterwegs, solange der Nominalwert höher ist als der Materialwert. Damit ist aber schon das Geld nicht mehr 100% gedeckt, oder? D.h. auch Goldmünzen sind nur solange im Umlauf, solange ihr Nominalwert ihren Materialwert übersteigt.
Für den Wert des Geldes, sprich die Menge an Waren/Dienstleistungen, die man dafür bekommt, spielt der Materialwert also nur sekundär eine Rolle. Er liegt immer unter dem Materialwert. Wichtig ist nur, dass genügend Leute dafür etwas hergeben, um an das Geld zu kommen, weil sie es schuldig sind. Das ist auch der Witz bei den Währungskursen.
Der momentane Wert des Dollar hängt nicht (nur) von der Leistungskraft amerikanischen Wirtschaft ab (also was man für Dollar bei den Amis kaufen kann), sondern vor allem, welche Schuldkontrakte erfüllt werden müssen. Wenn Du eine Rechung von 100 Millionen Dollar bezahlen musst, aber nur Euro hast, wirst Du gucken müssen, wer seine Dollars zu welchem Kurs in Euro umtauscht. Das hat mit der Produktion z.B. von GM erstmal null zu schaffen, sondern nur mit der Frage, wieviele Leute zur gleichen Zeit Schulden in Euro haben und deswegen tauschen wollen/müssen. Wenn es grade zufällig keinen gibt, dann wird es teuer. Gibt es gerade viele mit Euro-Schulden, dann wird's billig. Auch hier also Angebot und Nachfrage. Wiewohl die Notenbanken darauf natürlich ein Auge haben und nicht zulassen werden, dass ihre Währung ins Bodenlose sinkt, nur weil gerade keiner verkaufen will.
Ähnlich ist es mit dem Goldpreis, der von den Notenbanken durch Verkäufe/Verleihe ebenfalls beeeinflusst werden kann.
Beste Grüsse,
Holmes
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wuzge
09.07.2006, 10:22
@ Holmes
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Re: GZ versus 'real money' wuzge |
-->Hi wuzge,
es gibt Material = Sachwerte und es gibt Geld = GZ.
Moin holmes,
warum unterscheidet aber Prof. Fekete Material=Sachwerte in a) Monetäre Commodities (Gold/Silber) und b) Nichtmonetäre Commodities (entspricht imo einem Teil Deiner Material=Sachwerte)?
Das sind immer zwei verschiedene Sachen! Sobald der Materialwert einer Goldmünze über den Nominalwert steigt, verschwindet diese Münze ganz schnell in der Thesaurierung (Greshamsches Gesetz). D.h. als Geld ist Gold eh' nur dann unterwegs, solange der Nominalwert höher ist als der Materialwert. Damit ist aber schon das Geld nicht mehr 100% gedeckt, oder? D.h. auch Goldmünzen sind nur solange im Umlauf, solange ihr Nominalwert ihren Materialwert übersteigt.
Alles logisch. Aber imho meint Prof. Fekete u.a. auch verfügbares Gold in Barrenform, nicht bloß verfügbare Goldmünzen (und hier nur den reinen Materialwert). Ich habe mich mit dem Satz
„>Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist es dann nicht mehr völlig unerheblich, aus welchem Material Geld besteht - nur ‚real money’ (Gold/Silber) genießen dann weltweit noch Vertrauen, auch wenn GZ (hier: Dollar) noch vollständig unter Kontrolle der Abgabenmacht steht....“
vermutlich etwas missverständlich ausgedrückt. Ich hätte statt des Begriffs „Geld“ den Begriff „Weltweites Schwarz-realmoney (weil GZ Dollar wegen Vertrauensverlust nicht mehr angenommen wird)“ verwenden sollen.
Für den Wert des Geldes, sprich die Menge an Waren/Dienstleistungen, die man dafür bekommt, spielt der Materialwert also nur sekundär eine Rolle. Er liegt immer unter dem Materialwert. Wichtig ist nur, dass genügend Leute dafür etwas hergeben, um an das Geld zu kommen, weil sie es schuldig sind. Das ist auch der Witz bei den Währungskursen. Der momentane Wert des Dollar hängt nicht (nur) von der Leistungskraft amerikanischen Wirtschaft ab (also was man für Dollar bei den Amis kaufen kann), sondern vor allem, welche Schuldkontrakte erfüllt werden müssen. Wenn Du eine Rechung von 100 Millionen Dollar bezahlen musst, aber nur Euro hast, wirst Du gucken müssen, wer seine Dollars zu welchem Kurs in Euro umtauscht. Das hat mit der Produktion z.B. von GM erstmal null zu schaffen, sondern nur mit der Frage, wieviele Leute zur gleichen Zeit Schulden in Euro haben und deswegen tauschen wollen/müssen. Wenn es grade zufällig keinen gibt, dann wird es teuer. Gibt es gerade viele mit Euro-Schulden, dann wird's billig. Auch hier also Angebot und Nachfrage. Wiewohl die Notenbanken darauf natürlich ein Auge haben und nicht zulassen werden, dass ihre Währung ins Bodenlose sinkt, nur weil gerade keiner verkaufen will.
Alles soweit klar. Ich meinte mit meinem Posting jedoch etwas anderes, nämlich den Fall, dass der Dollar einen weltweiten Vertrauensverlust erleidet und in den Köpfen der Menschen weltweit nicht mehr als Geld akzeptiert wird (obwohl immer noch GZ und Steuerzahlungsmittel) und deswegen nicht mehr angenommen, sondern abgestoßen wird.
Ähnlich ist es mit dem Goldpreis, der von den Notenbanken durch Verkäufe/Verleihe ebenfalls beeeinflusst werden kann.
.....aber nur so lange sie noch Gold haben ;-) - die Goldbestände der Notenbanken sind m.W. seit Ende des WK 2 nicht mehr offiziell geprüft worden.
Aber darum geht es jetzt nicht in erster Linie.
Du bist auf den Satz
„Ich sehe aber wohl, dass hier div. Spezialisten und Wissenschaftler eine andere Meinung vertreten als die Experten im EW-Forum.“
gar nicht eingegangen. Ist es völlig klar, dass z.B. Prof. Fekete gänzlich falsch liegt? Er schreibt
„The fact that monetary metals can readily be substituted by promises implies that the stocks-to-flows ratio is a high multiple. Monetary metals are the most hoardable among all the commodities. People want to hold the metal because it is the philosopher’s stone the possession of which allows them to “print their own money”. They don’t have to wait for Helicopter Ben and his air-drop.
For non-monetary commodities the ratio is a small fraction. The price-risk involved in hoarding them is unacceptably high. Supplies are hand-to-mouth. The phenomenon of interest, an exclusive feature of monetary metals, is explained by the observation that interest is the obstruction that checks the hoarding of a monetary metal. It is remarkable and important that this is true regardless whether the country is on a gold standard or not. It is none of the business of governments and central banks to set the rate of interest. Interest is intrinsic. It is inherent in gold and silver.”
Und….
“In summary, none of this makes sense unless you are able to distinguish between monetary and non-monetary commodities. You may ignore the teachings of monetary science only at your own peril. Supply/demand equilibrium analysis is not appropriate to gold and silver. The most you can say is that the supply of promises to deliver gold will grow to infinity, as will the demand for gold. Under these circumstances the price of gold may approach any figure, including infinity for cash gold, and zero for the promise.”
D.h. imho: Das Horten von Gold wird in Schach gehalten durch Zahlung einer Pramie (Zins), genauso wie der Cotango am Gold-Futures-Markt ein Bestechungsgeld ist, das Versprechen und nicht das reale Ding (Gold) zu nehmen.
Aus diesem Grund wird Gold u.a. auch dann gesucht (und steigt), wenn die Realverzinsung unter null fällt. Da die Prämie wegfällt, wird lieber das Ding (Gold) genommen. Bei ansteigendem Vertrauensverlust in den Dollar muss die Prämie (Zins) erhöht werden, damit weiterhin das Versprechen statt des realen Dings genommen wird (Paul Volcker Anfang der 80-iger). Geht dies aber nicht wegen akuter Verstopfungsgefahr mit Domino-Effekt (Deflationärer Crash), ist Gold nicht mehr zu halten und der Dollar fällt ins Bodenlose mit all seinen (weltweiten) deflationären Folgen......
Was ist falsch an den Ausführungen Prof. Feketes? Oder habe ich ihn nicht richtig verstanden? (Leicht zu verstehen ist er ja nicht gerade - manche Artikel musste ich bis zu fünfmal lesen, um halbwegs zu erfassen, was er meinte)
Gruss
w
<ul> ~ http://www.financialsense.com/editorials/fekete/2006/0525.html</ul>
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- Elli -
10.07.2006, 16:18
@ albert
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Re: @Elli: Wegen Prof. Bocker - albert: Zusammenbruch |
-->>>Ja, für Laien. Aber bitte nicht wundern, wenn man mit diesem Laienverständnis nicht zum Kern der Probleme dringt.
>Der Kern ist doch der Zusammenbruch oder?
Ich meine nicht. Der"Zusammenbruch" zieht sich über Jahre oder Jahrzehnte hin (und wir sind schon lange in diesem Prozess, siehe als nur ein Beispiel die seit Jahren verfassungswidrigen Haushalte) und ist kein Zeitpunkt, sondern ein Zeitraum. Und was während dieses Zeitraums passiert, der Ablauf, ist doch das Interessante.
Mit der Theorie"Knall und Gold ist wieder Geld" ist man m. E. meilenweit daneben.
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Holmes
10.07.2006, 17:45
@ - Elli -
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Re: @Elli: Knall-Gold-Theorie |
-->>>>Ja, für Laien. Aber bitte nicht wundern, wenn man mit diesem Laienverständnis nicht zum Kern der Probleme dringt.
>>Der Kern ist doch der Zusammenbruch oder?
>Ich meine nicht. Der"Zusammenbruch" zieht sich über Jahre oder Jahrzehnte hin (und wir sind schon lange in diesem Prozess, siehe als nur ein Beispiel die seit Jahren verfassungswidrigen Haushalte) und ist kein Zeitpunkt, sondern ein Zeitraum. Und was während dieses Zeitraums passiert, der Ablauf, ist doch das Interessante.
>Mit der Theorie"Knall und Gold ist wieder Geld" ist man m. E. meilenweit daneben.
Hi Elli, sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich bin dafür, diese These die"Knall-Gold-Theorie" zu nennen. Oder gibt es dafür schon einen etablierteren Namen?
Beste Grüsse,
Holmes
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certina
11.07.2006, 10:38
@ Holmes
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Re: @Elli: Knall-Gold-Theorie |
-->>>>>Ja, für Laien. Aber bitte nicht wundern, wenn man mit diesem Laienverständnis nicht zum Kern der Probleme dringt.
>>>Der Kern ist doch der Zusammenbruch oder?
>>Ich meine nicht. Der"Zusammenbruch" zieht sich über Jahre oder Jahrzehnte hin (und wir sind schon lange in diesem Prozess, siehe als nur ein Beispiel die seit Jahren verfassungswidrigen Haushalte) und ist kein Zeitpunkt, sondern ein Zeitraum. Und was während dieses Zeitraums passiert, der Ablauf, ist doch das Interessante.
>>Mit der Theorie"Knall und Gold ist wieder Geld" ist man m. E. meilenweit daneben.
>Hi Elli, sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich bin dafür, diese These die"Knall-Gold-Theorie" zu nennen. Oder gibt es dafür schon einen etablierteren Namen?
>Beste Grüsse,
>Holmes
hi Holmes,
nur der Begriff"Knall" stoert.
tschuess
G.C.
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Holmes
11.07.2006, 11:33
@ certina
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Re:Knall-Gold-Theorie - certina |
-->>>>Mit der Theorie"Knall und Gold ist wieder Geld" ist man m. E. meilenweit daneben. [/b]
>>Hi Elli, sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich bin dafür, diese These die"Knall-Gold-Theorie" zu nennen. Oder gibt es dafür schon einen etablierteren Namen?
>>Beste Grüsse,
>>Holmes
>
>hi Holmes,
>nur der Begriff"Knall" stoert.
Hi certina,
wie wäre es mit Crash-Gold-Theorie? Hast Du noch eine andere Idee?
Beste Grüsse,
Holmes
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- Elli -
11.07.2006, 12:29
@ Holmes
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Re: ´Knall-Gold-Theorie´ ist schon gut ;-) (o.Text) |
-->
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Holmes
11.07.2006, 14:08
@ wuzge
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Re: GZ versus 'real money' wuzge |
-->Hi wuzge,
ich habe gerade wenig Zeit mich mit Antal Fekete zu beschäftigen, aber soviel doch dazu. Er hat meines Erachtens auch die Theorie, dass es Nettogeld geben könnte und dass dieses Nettogeld eben das Gold ist. Aber Geld gibt es nicht netto, sondern immer nur im Schulden/Geld-Paar.
Kennst Du das Modell des Debitismus von @dottore? Alles auch im Archiv zu finden. In Kurzform: was den Kapitalismus antreibt, sind Schulden (primär die Abgabenschulden). Um die Schulden zu tilgen, braucht man das Schuldentilgungsmittel, eben GZ (gesetzliches Zahlungsmittel). Zur Zeit der Naturalabgabenwirtschaften war das Gerste, bis die Herrscher Silber forderten. Leider bringt die Forderung einer Sache immer noch bestimmte Probleme mit sich, z.B. kann davon zu viel vorhanden sein (Preisanstieg) oder zuwenig (Deflation/Depression). Im Mittelalter z.B. war lange Zeit zuwenig Gold vorhanden und es wurde immer schlimmer. Erst als die Goldlieferungen aus Südamerika ankamen, ging es wieder aufwärts. Daraus hat man gelernt und das Geld nicht mehr an das Gold gebunden. Wenn nämlich eine Währung an Gold gebunden ist, sind es die Kurse der Währungen auch. Damit verliert man den Spielraum für wirtschaftspolitische Maßnahmen. Ausserdem kann ein Land nur noch soviel Geld haben, wie es Gold hat. Dann ist es aber für viele Länder unmöglich Geld zu haben, weil sie nämlich kein Gold besitzen. Und nun?
In seinem letzten Artikel meint Fekete sogar, dass Gott selbst das Gold als Geld auserkoren hat. Nun ja, leider falsch, das erste Geldmetall war wohl doch Silber:-)
Richtig ist jedoch, dass der Herrscher (aber der weltliche, nicht der jenseitige) bestimmt, was Geld ist. Und so bleibt es auch. Solange die USA Herrscher sind (und sie tun alles, um militärisch Herrscher zu bleiben), wird der Dollar gebraucht werden und nicht nutzlos sein.
Beste Grüsse,
Holmes
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nereus
11.07.2006, 16:12
@ Holmes
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Re: GZ versus 'real money' wuzge - Holmes |
-->Hallo Holmes!
Eine komplexe Sache in eine verständliche Kurzform zu bringen ist immer eine haarige Angelegenheit.
Allerdings gestatte ich mir dennoch ein paar Einsprüche.
Du schreibst: Im Mittelalter z.B. war lange Zeit zuwenig Gold vorhanden und es wurde immer schlimmer. Erst als die Goldlieferungen aus Südamerika ankamen, ging es wieder aufwärts.
Nein.
Die Goldlieferungen aus Amerika entsprangen brutalen Eroberungsfeldzügen der spanischen Krone, die notwendig geworden waren, weil diese über ihre Verhältnisse lebte, so wie sich der Ablaßhandel aus den knappen Kassen der Katholischen Kirche begründet.
Daraus hat man gelernt und das Geld nicht mehr an das Gold gebunden.
Ach was.
Der Goldanker wurde vor allem deshalb gelöst, weil man einen sündhaft teuren ersten Weltkrieg finanzieren wollte. Das limitierte Gold hätte als Kreditbremse fungiert und genau dies paßte gewissen Kreisen nicht.
Wenn nämlich eine Währung an Gold gebunden ist, sind es die Kurse der Währungen auch. Damit verliert man den Spielraum für wirtschaftspolitische Maßnahmen.
Wirtschaftspolitisch?
Du meinst sicher sozialpolitisch.
Bist Du kürzlich in die SPD oder gar PDS eingetreten?
Die Industrialisierung Europas, beginnend mit England, die später fast den gesamten Kontinent mitzog, kam trotz der Goldfessel in Gang.
Ausserdem kann ein Land nur noch soviel Geld haben, wie es Gold hat. Dann ist es aber für viele Länder unmöglich Geld zu haben, weil sie nämlich kein Gold besitzen. Und nun?
Willst Du damit sagen, daß Länder die keine nennenswerten Goldreserven haben über kein Geld verfügen?
Ich bitte um die ultimative Beweisführung.
mfG
nereus
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Holmes
11.07.2006, 18:11
@ nereus
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Re: GZ versus 'real money' - nereus |
-->Hi Nereus!
Schön, dass Du wieder da bist.
>Du schreibst: Im Mittelalter z.B. war lange Zeit zuwenig Gold vorhanden und es wurde immer schlimmer. Erst als die Goldlieferungen aus Südamerika ankamen, ging es wieder aufwärts.
>Nein.
>Die Goldlieferungen aus Amerika entsprangen brutalen Eroberungsfeldzügen der spanischen Krone, die notwendig geworden waren, weil diese über ihre Verhältnisse lebte, so wie sich der Ablaßhandel aus den knappen Kassen der Katholischen Kirche begründet.
Die für das Weiterlaufen des debitistischen Ablaufs erforderliche Neuverschuldung kommt ins Stocken, wenn nicht genug Gold als Geld da ist. Papiergeld kann"gezaubert" werden, Gold muss gefunden werden. Sobald die Beschleunigung der Schulden schneller geht, als das Finden neuen Goldes, wird es eng.
> Daraus hat man gelernt und das Geld nicht mehr an das Gold gebunden.
>Ach was.
>Der Goldanker wurde vor allem deshalb gelöst, weil man einen sündhaft teuren ersten Weltkrieg finanzieren wollte. Das limitierte Gold hätte als Kreditbremse fungiert und genau dies paßte gewissen Kreisen nicht.
Passt doch auch wunderbar. Wenn eine Seite seine Währung nicht dermassen manipuliert hätte, hätten die anderen gewonnen und deren Modell wäre am Ende offensichtlich erfolgreicher (weil der Gewinner) gewesen, oder?
>Die Industrialisierung Europas, beginnend mit England, die später fast den gesamten Kontinent mitzog, kam trotz der Goldfessel in Gang.
Und? Dass es hier doch vor allem auf die Eigentumsfrage ankommt (freie Arbeiter, sklavenlose Landbesitzer), haben Heinsohn und Steiger beschrieben. Wie Du auch sagst: trotz der Goldfessel.
> Ausserdem kann ein Land nur noch soviel Geld haben, wie es Gold hat. Dann ist es aber für viele Länder unmöglich Geld zu haben, weil sie nämlich kein Gold besitzen. Und nun?
>Willst Du damit sagen, daß Länder die keine nennenswerten Goldreserven haben über kein Geld verfügen?
>Ich bitte um die ultimative Beweisführung.
Wenn JETZT ein neuer Goldstandard eingeführt werden sollte, dann gibt es einige Länder, die ihre Währung nicht mehr annähernd mit Gold decken könnten. Und dann?
Beste Grüsse,
Holmes
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nereus
11.07.2006, 20:03
@ Holmes
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Re: GZ versus 'real money' - Holmes |
-->Hallo Holmes!
Du schreibst: Schön, dass Du wieder da bist.
Danke, aber ich war nie wirklich weg.
Ich denke jedoch, sparsamer Umgang mit sich selbst in einem Forum muß nicht direkt schaden.
für das Weiterlaufen des debitistischen Ablaufs erforderliche Neuverschuldung kommt ins Stocken, wenn nicht genug Gold als Geld da ist. Papiergeld kann"gezaubert" werden, Gold muss gefunden werden. Sobald die Beschleunigung der Schulden schneller geht, als das Finden neuen Goldes, wird es eng.
Deswegen gibt es ja diesen Bremseffekt.
Weißt Du was John Law dem französischen Hof erklärte?
Eine reine Metallwährung, nicht mit Papiergeld ergänzt, sei für die Bedürfnisse des Handels völlig unzureichend.
Law von 1715 klingt ja fast wie Holmes in 2006. Kleiner Scherz am Rande.
Übrigens wurde Law bei seiner Flucht, nach dem die gewaltige Papiergeld- und Aktienblase geplatzt war, mit was in seiner Kutsche überrascht?
Er hatte eine größere Menge Gold- und Silbermünzen dabei.
Wenn eine Seite seine Währung nicht dermassen manipuliert hätte, hätten die anderen gewonnen und deren Modell wäre am Ende offensichtlich erfolgreicher (weil der Gewinner) gewesen, oder?
Man hätte keinen Krieg, jedenfalls nicht so einen verheerenden, führen können und die Millionen von Opfer hätte es nicht gegeben.
Neben der betriebswirtschaftlichen Komponente gibt es beim Geld eben auch noch eine moralische.
Aber das habe ich ja schon bei der Wertdiskussion feststellen müssen.
Wenn der Wert nicht in einer definierten Zahl ausgedrückt werden kann, dann wird er eben nicht ganz für voll genommen.
Dass es hier doch vor allem auf die Eigentumsfrage ankommt (freie Arbeiter, sklavenlose Landbesitzer), haben Heinsohn und Steiger beschrieben. Wie Du auch sagst: trotz der Goldfessel.
Was ja nun kein Argument gegen das Gold wäre, oder?
Wenn JETZT ein neuer Goldstandard eingeführt werden sollte, dann gibt es einige Länder, die ihre Währung nicht mehr annähernd mit Gold decken könnten. Und dann?
Die haben doch auch noch Eigentum, freie Arbeiter und sklavenlose Landbesitzer. Jetzt gebe ich Dein Argument mal an Dich zurück.
mfG
nereus
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wuzge
11.07.2006, 20:32
@ Holmes
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Re: GZ versus 'real money' - Holmes |
-->ich habe gerade wenig Zeit mich mit Antal Fekete zu beschäftigen,
Hi Holmes,
kein Problem....
aber soviel doch dazu. Er hat meines Erachtens auch die Theorie, dass es Nettogeld geben könnte und dass dieses Nettogeld eben das Gold ist. Aber Geld gibt es nicht netto, sondern immer nur im Schulden/Geld-Paar.
Ich bin der Auffassung, dass es zweierlei Arten von Geld gibt, nämlich Kreditgeld (Schulden/Geld-Paar) und Warengeld (Gold/Silber). Letzteres gibt es netto, imo auch im Goldstandard mit 100% Golddeckung. Das in jüngerer Geschichte übliche Geld im Goldstandard mit ca. 8 bzw. 22%-iger (SFr) Golddeckung gab es im Schulden/Geldpaar.
Kennst Du das Modell des Debitismus von @dottore?
Ich meine, den Debitismus halbwegs verstanden zu haben („Der Kapitalismus“, „Wann kommt der Staatsbankrott“ und „Die Krisenschaukel“ von Dr. Paul C. Martin bereits vor mehreren Jahren gelesen und auch hier immer wieder mal was aufgeschnappt), bin aber keineswegs sattelfest in vertiefenden Fragen. Ich finde das Modell faszinierend und halte es persönlich für plausibel, sofern ich das überhaupt beurteilen kann.
Alles auch im Archiv zu finden. In Kurzform: was den Kapitalismus antreibt, sind Schulden (primär die Abgabenschulden). Um die Schulden zu tilgen, braucht man das Schuldentilgungsmittel, eben GZ (gesetzliches Zahlungsmittel). Zur Zeit der Naturalabgabenwirtschaften war das Gerste, bis die Herrscher Silber forderten. Leider bringt die Forderung einer Sache immer noch bestimmte Probleme mit sich, z.B. kann davon zu viel vorhanden sein (Preisanstieg) oder zuwenig (Deflation/Depression). Im Mittelalter z.B. war lange Zeit zuwenig Gold vorhanden und es wurde immer schlimmer. Erst als die Goldlieferungen aus Südamerika ankamen, ging es wieder aufwärts. Daraus hat man gelernt und das Geld nicht mehr an das Gold gebunden. Wenn nämlich eine Währung an Gold gebunden ist, sind es die Kurse der Währungen auch. Damit verliert man den Spielraum für wirtschaftspolitische Maßnahmen. Ausserdem kann ein Land nur noch soviel Geld haben, wie es Gold hat. Dann ist es aber für viele Länder unmöglich Geld zu haben, weil sie nämlich kein Gold besitzen. Und nun?
In seinem letzten Artikel meint Fekete sogar, dass Gott selbst das Gold als Geld auserkoren hat. Nun ja, leider falsch, das erste Geldmetall war wohl doch Silber:-)
Wenn Fekete von Gold spricht, meint er auch Silber ;-)
Richtig ist jedoch, dass der Herrscher (aber der weltliche, nicht der jenseitige) bestimmt, was Geld ist. Und so bleibt es auch. Solange die USA Herrscher sind (und sie tun alles, um militärisch Herrscher zu bleiben), wird der Dollar gebraucht werden und nicht nutzlos sein.
Glaube ich Dir zu 100%, dass die Herrscher das wollen. Aber was, wenn das Vertrauen in den Dollar weiter schwindet und demnächst nach Russland, Norwegen, Iran und Venezuela immer mehr Länder ihr Rohöl in anderen Währungen verkaufen und immer mehr Notenbanken (nach China, Indien, Japan) ihre Währungsreserven umschichten wollen zu Ungunsten des Dollar? Es übersteigt doch die finanziellen Möglichkeiten des Herrschers USA, diesen vielen Ländern militärisch seinen Willen aufzwingen zu wollen (mal abgesehen vom Widerstand der eigenen Bevölkerung gegen weitere Kriegsabenteuer).
Gruß
w
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Holmes
11.07.2006, 21:00
@ nereus
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Re: GZ versus 'real money' - nereus |
-->Hi Nereus!
> für das Weiterlaufen des debitistischen Ablaufs erforderliche Neuverschuldung kommt ins Stocken, wenn nicht genug Gold als Geld da ist. Papiergeld kann"gezaubert" werden, Gold muss gefunden werden. Sobald die Beschleunigung der Schulden schneller geht, als das Finden neuen Goldes, wird es eng.
>Deswegen gibt es ja diesen Bremseffekt.
Der ist aber nicht absichtlich eingebaut und sicher nicht erwünscht.
>Weißt Du was John Law dem französischen Hof erklärte?
>Eine reine Metallwährung, nicht mit Papiergeld ergänzt, sei für die Bedürfnisse des Handels völlig unzureichend.
Ist ja auch richtig. Wie dottore schon mal sagte: in einem lupenreinen Goldstandard gibt es keinen Kredit, sondern nur noch Goldtauschen. Sehr schnell wäre dann das Gold bei wenigen und die Wirtschaft bricht zusammen.
Durch Papierwährungen dauert der Prozess einfach viel länger. Enden tut es auch irgendwann...
>Übrigens wurde Law bei seiner Flucht, nach dem die gewaltige Papiergeld- und Aktienblase geplatzt war, mit was in seiner Kutsche überrascht?
>Er hatte eine größere Menge Gold- und Silbermünzen dabei.
Mit was wurde Saddam überrascht? Dollar
Wenn ich wie im Falle John Law in ein anderes Land fliehen möchte, sollte ich aus dessen Währung mitnehmen. Heutzutage kommst Du mit Dollar wahrscheinlich (noch) weiter als mit Goldmünzen.
> Wenn eine Seite seine Währung nicht dermassen manipuliert hätte, hätten die anderen gewonnen und deren Modell wäre am Ende offensichtlich erfolgreicher (weil der Gewinner) gewesen, oder?
>Man hätte keinen Krieg, jedenfalls nicht so einen verheerenden, führen können und die Millionen von Opfer hätte es nicht gegeben.
>Neben der betriebswirtschaftlichen Komponente gibt es beim Geld eben auch noch eine moralische.
Geld ist von Anfang an ein Mittel zur Machterhaltung, soviel zur Moral:-)
Zum 1. WK: Wenn eine Seite den Goldstandard gehalten hätte, hätte sie wahrscheinlich den Krieg verloren. Wäre das besser gewesen?
>Aber das habe ich ja schon bei der Wertdiskussion feststellen müssen.
>Wenn der Wert nicht in einer definierten Zahl ausgedrückt werden kann, dann wird er eben nicht ganz für voll genommen.
Meines Erachtens ist der Begriff"Wert" eben eine völlig subjektive Sache und daher ein sehr schwieriges Pflaster. Ich glaube schon, dass Dinge wertvoll sind und dass es Werte gibt (z.B. moralische Werte). Aber solche Dinge wie Arbeitswertlehre etc. verstehen meines Erachtens nicht das Zusammenspiel von Geld und Waren. Das mir persönlich ein Gegenstand sehr viel wert ist, heisst nicht, dass er"objektiv wertvoll" ist. Es fliesst wohl Geld, wenn ich ihn wiederhaben will, aber nicht, wenn ich ihn habe (und ihn sonst niemand haben will). Für den Wertgehalt eines Objektes macht es einen wesentlichen Unterschied, ob es ausser dem momentanen Eigentümer noch jemand anderes gibt, der das Objekt haben will. Gibt es jemanden, dann kann der Eigentümer es verkaufen, das Objekt hat einen realisierbaren Wert. Gibt es keinen, dann hat es einen idealisierten Wert. Dieser kann nur dann realisiert werden, wenn man das Objekt dem Eigentümer wegnimmt und gegen Zahlung anbietet. Im Prinzip also wieder das Phänomen von Angebot und Nachfrage. Gibt es keine Nachfrage, ist die Ware"wertlos".
> Dass es hier doch vor allem auf die Eigentumsfrage ankommt (freie Arbeiter, sklavenlose Landbesitzer), haben Heinsohn und Steiger beschrieben. Wie Du auch sagst: trotz der Goldfessel.
>Was ja nun kein Argument gegen das Gold wäre, oder?
Nein, aber eben auch nicht dafür.
> Wenn JETZT ein neuer Goldstandard eingeführt werden sollte, dann gibt es einige Länder, die ihre Währung nicht mehr annähernd mit Gold decken könnten. Und dann?
>Die haben doch auch noch Eigentum, freie Arbeiter und sklavenlose Landbesitzer. > Jetzt gebe ich Dein Argument mal an Dich zurück.
Ja, und wenn sie damals ein Zentralbanksystem nach heutiger Marnier eingeführt hätten, dann hätte das die industrielle Revolution nicht aufgehalten.
Beste Grüsse,
Holmes
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wuzge
11.07.2006, 21:48
@ wuzge
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Mit Syrien wendet sich ein weiteres Land vom US Dollar ab |
-->>Glaube ich Dir zu 100%, dass die Herrscher das wollen. Aber was, wenn das Vertrauen in den Dollar weiter schwindet und demnächst nach Russland, Norwegen, Iran und Venezuela immer mehr Länder ihr Rohöl in anderen Währungen verkaufen und immer mehr Notenbanken (nach China, Indien, Japan) ihre Währungsreserven umschichten wollen zu Ungunsten des Dollar? Es übersteigt doch die finanziellen Möglichkeiten des Herrschers USA, diesen vielen Ländern militärisch seinen Willen aufzwingen zu wollen (mal abgesehen vom Widerstand der eigenen Bevölkerung gegen weitere Kriegsabenteuer).
>Gruß
>w
Die Zentralbank Syriens gab bekannt, dass sie die Dollarbindung ihrer eigenen Währung bis Ende dieses Jahres aufgeben will, und dass sie bereits die Hälfte ihrer Dollar Währungsreserven in Euros umgeschichtet hat.
<ul> ~ http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601087&sid=aSA_0pchCRFY&refer=</ul>
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nereus
12.07.2006, 10:21
@ Holmes
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Re: GZ versus 'real money' - Holmes |
-->Hallo Holmes!
Du schreibst zum Bremseffekt des Goldes: Der ist aber nicht absichtlich eingebaut und sicher nicht erwünscht.
Was heißt eingebaut?
Da es allen Potentaten der Geschichte nicht gelungen war den „gelben Kack“ künstlich zu erzeugen bzw. zu vermehren, war dieser Effekt (aufgrund seiner natürlichen Begrenztheit) für das Geldwesen in seiner Gesamtheit durchaus heilsam.
Erwünscht war es freilich nicht bei denen, die gerne viel mehr ungedecktes Münz- und Papiergeld unter die Leute gebracht hätten.
Wie dottore schon mal sagte: in einem lupenreinen Goldstandard gibt es keinen Kredit, sondern nur noch Goldtauschen. Sehr schnell wäre dann das Gold bei wenigen und die Wirtschaft bricht zusammen.
Ich möchte sehr stark bezweifeln, daß dottore so etwas gesagt hat.
Kredite sind schon aufgrund belastbaren Eigentums möglich und wurden auch zu Zeiten des Goldstandards vergeben.
Auch der Börsenhandel war vollumfänglich möglich, wobei sich natürlich die aberwitzige Zockerei der heutigen Geldwelt nicht entwickeln konnte.
Betrogen wurde damals aber auch schon, nur waren die Dimensionen nicht so irrsinnig wie heute.
Heutzutage kommst Du mit Dollar wahrscheinlich (noch) weiter als mit Goldmünzen.
Als allerletzte Versicherung hatte auch Saddam etwas Gold zur Seite gelegt.
Die Mafia bevorzugt dieses GELD übrigens auch und sogar die pöhsen Terroristen nutzen es zu gewissen Finanzierungen. Sie alle werden wissen warum.
Natürlich kommt dem Weltgeld US-Dollar eine besondere Bedeutung zu, das steht doch völlig außer Frage.
Aber es ging ja mehr um Sinn oder Unsinn einer gold-gefesselten Währung
Geld ist von Anfang an ein Mittel zur Machterhaltung, soviel zur Moral:-)
Das behaupten die Debitisten und es stimmt auch zum Teil.
Zum 1. WK: Wenn eine Seite den Goldstandard gehalten hätte, hätte sie wahrscheinlich den Krieg verloren. Wäre das besser gewesen?
Bevor man einen Krieg führen und finanzieren kann, muß man ihn zunächst wollen.
Das Problem ist also zunächst ein geistiges und hat mit goldgedeckten Währungen nichts zu tun.
Außerdem waren damals alle Beteiligten ein wenig größenwahnsinnig.
Die Völker müßten einfach nur besser auf ihre Regierigen aufpassen, aber Politik interessiert ja niemanden
Meines Erachtens ist der Begriff"Wert" eben eine völlig subjektive Sache und daher ein sehr schwieriges Pflaster.
Da ist sicherlich was dran, aber so kompliziert ist es nun auch wieder nicht.
Nicht umsonst tauchen die Begriffe Wert und Preis oftmals nebeneinander in der Buchhaltung auf.
Das mir persönlich ein Gegenstand sehr viel wert ist, heisst nicht, dass er"objektiv wertvoll" ist.
Sind Salz, Wasser oder Gold wertvoll oder nicht?
Muß ich immer einen Preis fixieren um mir ein Urteil über die Werthaltigkeit einer Sache zu bilden oder endet das zumeist in abstrakten theoretischen Diskussionen die mehr verwirren als erhellen.
Damit stelle ich keinesfalls Preisbildungsprozesse in Frage, aber manchmal habe ich den Eindruck die Welt wird durch das ununterbrochene Betrachten durch die ökonomische Brille wieder mehr als Scheibe gesehen.
Ja, und wenn sie damals ein Zentralbanksystem nach heutiger Manier eingeführt hätten, dann hätte das die industrielle Revolution nicht aufgehalten.
Strenggenommen bräuchte man das Gold in der Tat nicht.
Nur müßten sich dann alle an ihre abgegeben Versprechen halten.
mfG
nereus
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