dottore
27.07.2006, 16:23 |
Deutsche Kreditschwäche - interessiert u.U. nicht nur MARSCH Thread gesperrt |
-->Hi,
im jüngsten MB der Bundesbank ist ein erhellender Beitrag zur deutschen"Kreditschwäche" (i.e. kaum"new credits" bzw."loans") an inländische Unternehmen und Privatpersonen. Buch- also nicht verbriefte (und entsprechend besicherte bzw. refinanzierbare) Kredite.
Beide Seiten halten sich zurück - aus jeweils verschiedenen Gründen.
Firmen: Verstärkte Eigenfinanzierung.
Private: Kein Bock, sich zu verschulden (Konsumkredite).
Banken: Erhöhte Vorsicht & Wachsamkeit (Verschärfung der Kreditstandards).
Passt in das große Bild, das @MARSCH hier dankenswerterweise laufend einstellt.
Fazit: Die Kurve (S. 17) könnte langsam wieder in die Höhe kommen. Zweistellige Zuwachsraten wie 1991/92 dürften allerdings noch in der Ferne liegen. Bei einem erneuten"Taucher" (Stimmung, Realwirtschaft usw.) ist eher mit einem erneuten Rückfall auf die 0-Zuwachsrate zu rechnen.
P.S.: Den Zinseszins- und/oder Josephspfennigs-Freaks mag der MB so manches Rätsel aufgeben.
Kredite deutscher Banken... (ab S. 15)
Gruß!
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Zandow
27.07.2006, 17:23
@ dottore
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Kreditschwäche --- Deflation?? |
-->Hi dottore,
nun, schauen wir mal auf die Folgen einer Kreditschwäche:
Da jegliche Produktion vorfinanziert ist, bedeutet eine Kreditschwäche einerseits ein Sinken der Produktion und andererseits das Fehlen von Aktiva in der ZB. Kommt nun weniger auf Aktiv in die ZB rein, so kommt auch weniger Passiv (das Geld nämlich) aus der ZB raus. Ergebnis: DEFLATION!
Bei den wegen der Kreditschwäche weniger werdenden Aktiva handelt es sich allerdings um Kredite/Forderungen aus der Privatwirtschaft (bzw. der Wirtschaft überhaupt). Die weniger werdenden privatwirtschaftlichen Aktiva werden allerdings durch steigende (!) staatliche Aktiva (bei BuBa Forderungen auf Staatsanleihen) ersetzt, ja zunehmend sogar übertroffen. Aus dem Gesetz der expotentiell steigenden Staatsverschuldung folgt nun: INFLATION bis hin zur HYPERINFLATION!
Bestehen nun irgendwann in absehbarer Zeit die Aktiva der ZB hauptsächlich aus staatlichen Aktiva, so haben wir nix anderes als eine rotierende Notenpresse, deren Noten durch nix anderes als Staatsschulden"gedeckt" sind.
Und so geht's dann dahin...
Gruß, <font color=#008000>Zandow</font>
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Fremdwort
27.07.2006, 18:18
@ dottore
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Re: Fall der Profitrate |
-->Hi,
nein, die Möglichkeit zur AQneignung unbezahlter Arbeit, Mehrwert, geht in einer globalisierten Welt zwangsläufig zurück. Hier sieht man das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate sehr deutlich, nicht mehr so verschwommen wie in Zeiten vor der Globalisierung, in welchem man den erzielbaren Mehrwert noch steigern konnte.
Es ist ausgeschlossen, dass zukünftig mit einem Steigen der Profitrate zu rechnen wäre - global, versteht sich.
Gruß
PS: Begriffe bitte korrekt verwenden!!
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FOX-NEWS
27.07.2006, 18:58
@ dottore
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Und die debitistische Deckungslücke? |
-->>Beide Seiten halten sich zurück - aus jeweils verschiedenen Gründen.
>Firmen: Verstärkte Eigenfinanzierung.
>Private: Kein Bock, sich zu verschulden (Konsumkredite).
>Banken: Erhöhte Vorsicht & Wachsamkeit (Verschärfung der Kreditstandards).
>Passt in das große Bild, das @MARSCH hier dankenswerterweise laufend einstellt.
Wer übernimmt die Neuverschuldung im System, wenn Papi-Staat auch noch ausgeglichene Haushalte herbeiführen will?
>Fazit: Die Kurve (S. 17) könnte langsam wieder in die Höhe kommen. Zweistellige
Zuwachsraten wie 1991/92 dürften allerdings noch in der Ferne liegen. Bei einem erneuten"Taucher" (Stimmung, Realwirtschaft usw.) ist eher mit einem erneuten Rückfall auf die 0-Zuwachsrate zu rechnen.
>P.S.: Den Zinseszins- und/oder Josephspfennigs-Freaks mag der MB so manches Rätsel aufgeben.
> Kredite deutscher Banken... (ab S. 15)
>Gruß!
Gruss
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dottore
27.07.2006, 19:35
@ Zandow
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Re: Langsam, langsam... |
-->Hi Zandow,
>nun, schauen wir mal auf die Folgen einer Kreditschwäche:
>Da jegliche Produktion vorfinanziert ist, bedeutet eine Kreditschwäche einerseits ein Sinken der Produktion
Zunächst mal der Nachfrage. Die beiden Sektoren leihen sich nicht was bei Banken (Buchkredite), um es anzuschauen. Sie wollen nachfragen, Klartext: Sich in den Stand des Geldschuldner versetzen, bzw. (was aufs Selbe nur zeitlich versetzt, rausläuft) sind bereits Geldschuldner, s. u.
Gehen die Buchkredite gen Null, treten als Nachfrager entweder Unternehmen auf, die verbriefte Schulden verkaufen können (als Net wäre dann das, was abzgl. der Umschuldungen übrig bliebe) oder der Staat. Der entzieht immer Kaufkraft dem Nicht-Staatssektor, entweder über Steuern oder Verkauf von Papieren. Es sei denn, er nimmt Direktausleihungen der Kreditinstitute, deren Zahl Ultimo 05: 368 Mrd (00 noch 433).
>und andererseits das Fehlen von Aktiva in der ZB.
Produktionszentrisch gedacht. Wer weiß, wozu die ZB bemüht wird? Um Zusatzkredite auszugeben (und dafür Staatstitel bei der ZB einstellen) oder um herangekommene Fälligkeiten (aus früheren Krediten) zu bedienen?
>Kommt nun weniger auf Aktiv in die ZB rein, so kommt auch weniger Passiv (das Geld nämlich) aus der ZB raus. Ergebnis: DEFLATION!
ZB-Geld hat mit Infla oder Defla nichts zu tun, sofern Infla/Defla in der"Warensphäre" gemessen werden."Basisgeld" (Guthaben der Kreditinstitute + Banknotenumlauf) Jan 04 = 154,1, Jun 06 = 197 Mrd. Zuwachs: 27,8 %. In den 30 Monaten sind die Warenpreise nicht um 27,8 % gestiegen. Oder?
>Bei den wegen der Kreditschwäche weniger werdenden Aktiva handelt es sich allerdings um Kredite/Forderungen aus der Privatwirtschaft (bzw. der Wirtschaft überhaupt).
Die Kreditschwäche betrifft - wie dargestellt - den Bestand unverbriefter (daher per definitionem nicht ZB-fähiger) Ausleihungen an den heimischen (!) privaten Nichtbankensektor mit (Staat, s.o.) Schwergewicht Unternehmen und wirtschaftlich selbständige Privatpersonen.
>Die weniger werdenden privatwirtschaftlichen Aktiva werden allerdings durch steigende (!) staatliche Aktiva (bei BuBa Forderungen auf Staatsanleihen) ersetzt, ja zunehmend sogar übertroffen.
Richtig. Erklärt aber nicht, weshalb die Banken via Repos (haupt- und längerfristige Refinanzierung, sowie minimale Spitzen-Repos) diese Titel der ZB andienen oder was sie mit der so gewonnenen Zusatz-Liqui anstellen.
>Aus dem Gesetz der expotentiell steigenden Staatsverschuldung folgt nun: INFLATION bis hin zur HYPERINFLATION!
Nein. Die Staatsverschuldung kann ganz ohne jegliche Auswirkungen auf das"Preisniveau" exponentiell steigen. Staat hat 1000 Schulden, muss 50 Zinsen zahlen, begibt 50 neue Titel. Die müssen erst im Nichtstaatssektor untergebracht sein (= entziehen dort Liqui), bevor sie bei der ZB landen können (= ersetzen die Liqui wieder). Klartext: Geld wird gezeigt, nicht gezahlt.
>Bestehen nun irgendwann in absehbarer Zeit die Aktiva der ZB hauptsächlich aus staatlichen Aktiva, so haben wir nix anderes als eine rotierende Notenpresse, deren Noten durch nix anderes als Staatsschulden"gedeckt" sind.
Alle Statstitel, die"draußen" sind, könnten der ZB angedient werden. Ob's sie werden, entscheiden nicht die Banken, sondern jene die bei, solche Titel haltenden, Banken ihrerseits um sofortige Fälligkeiten nachsuchen, also der Nichtbanken- und Nichtstaatssektor. Die Banken selbst fragen in der Realwirtschaft kaum nach. Der Staat sehr wohl, aber nur, wenn er sich netto höher verschuldet als er an Zinsen"zeigen" muss. Dann ist die Frage, ob diese Zusatznachfrage mehr ausmacht als die fehlende Verschuldungsbereitschaft (Verschuldung hier: zu Nachfragezwecken nach Gütern & Diensten) des Publikums auszugleichen.
Die staatsinduzierte Infla, die sich als"administriert" entpuppt (Steuer- und ergo Angebotspreiserhöhungen) steht auf einem anderen Blatt. Rein rechnerisch dürften die Preise mit der MWSt.-Erhöhung ab 07 steigen, jedenfalls die meisten Angebotspreise. Ob sie zu gleicher Menge (also Umsatz steigt entsprechend) realisiert werden könne, ist die spannende Sache.
>Und so geht's dann dahin...
So geht's erst dahin, wenn der Staat sich per Buchkredit (unverbrieft) bei der ZB direkt bedienen kann. Noch nicht.
Also erst mal abwarten. Und merke: Alles, was als"Geldmenge" fabuliert wird, ist abzgl. des"Basisgeldes" (s.o.) nichts, womit jemand kaufen, Klartext: Kaufverträge erfüllen könnte. Mit U-Schätzen (37), Obligationen/Schatzanweisungen (310), Bundesobligationen (174), Bundesschatzbriefen (11), Anleihen (521) oder bereits erfolgten (!) Direktausleihungen (368) kann nicht noch einmal gekauft werden. Denn damit wurde schon gekauft.
Gilt auch für Geldmarktfondsanteile, Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis 2 Jahre (= M3 - M2)."Geld" kommt ex ZB immer nur, nachdem es jemand schuldig ist. Wäre niemand etwas einem anderen gegenüber schuldig, egal aus welchem Grund (Steuer, Kontrakt) und egal, zu welchem Termin, könnte die ZB geschlossen werden.
Das alte Problem der Verwechslung von Ursache (Schuld) mit der Wirkung (Geld).
Ohne Schuld kein Geld - wer wollte das widerlegen?
Vor allem: Schulden haben nichts mit vorangegangenem Geldkredit zu tun.
Aber: Sobald sie fällig werden, muss"Geld" (das einzige Mittel gegen Fälligkeiten) her, was in den"modernen" ZB-Systemen (sofern deren Wirtschaften"expandieren") nur möglich ist, wenn Geldkredit gewährt wird. Durchschlag auf die ZB: Per Repo von noch nicht fälligen Titeln, die wiederum nur existieren können, nachdem auf Geld lautend kreditiert wurde.
Gruß!
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dottore
27.07.2006, 19:38
@ FOX-NEWS
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Re: Bleibt |
-->Hi,
>Wer übernimmt die Neuverschuldung im System, wenn Papi-Staat auch noch ausgeglichene Haushalte herbeiführen will?
Entweder der Nichtstaatssektor (dann kann's weitergehen) oder niemand (dann scheppert's). Daher die berühmte"Konjunkturpolitik" seit Keynes.
Gruß!
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dottore
27.07.2006, 19:57
@ Fremdwort
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Re: Fall der Profitrate |
-->Hi,
>nein, die Möglichkeit zur Aneignung unbezahlter Arbeit, Mehrwert,
Wie kann ihn sich der Unternehmenssektor"aneignen", wenn er ihn nicht vorher ausgezahlt hat?
>geht in einer globalisierten Welt zwangsläufig zurück.
Hat nichts mit Globalisierung zu tun, sondern ausschließlich mit dem Auftreten von Nachschuldner, die mit ihrer beim Verschuldungsvorgang gewonnenen Cassa dem Vorschuldner erlösen. Fallen die Nachschuldner aus (Unternehmen, Konsumenten, Staat) = so oder so Ende, alle"Kapitalisten" gehen - in zeitlicher Reihenfolge ihrer nicht erfüllbaren Verbindlichkeiten - unter.
>Hier sieht man das Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate sehr deutlich, nicht mehr so verschwommen wie in Zeiten vor der Globalisierung, in welchem man den erzielbaren Mehrwert noch steigern konnte.
Der Profit ist eine Erwartungsgröße, keine ex-ante-Auszahlung. Kleines Einmaleins jeder Buchführung. Oder welcher Buchhalter verbucht noch nicht erfolgte Umsätze (und damit Profite)?
>Es ist ausgeschlossen, dass zukünftig mit einem Steigen der Profitrate zu rechnen wäre - global, versteht sich.
Hängt von den Marktformen ab. Siehe das Kernmonopol "Staat". Der kann seinen Umsatz noch immer steigern. Und wird es auch noch länger versuchen.
>PS: Begriffe bitte korrekt verwenden!!
Dito, Danke! Oder wie kann sich die"Kapitalistenklasse" einen"Mehrwert aneignen", ohne dass er in Höhe der Kosten plus realisiertem Profit vorhanden wäre? Wie können sich alle (Kapitalistenklasse) etwas"aneignen", das noch gar nicht als"aneigenbar" existiert?
Ihre"eigenen" Produkte - egal, wie kalkuliert (Profitwunsch hoch/niedrig) - kann sich die Kapitalistenklasse durchaus"aneignen", muss sie dann aber in toto selbst verbrauchen.
Gruß!
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- Elli -
27.07.2006, 20:20
@ dottore
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Re: Langsam, langsam... / danke! (o.Text) |
-->
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Zandow
27.07.2006, 21:34
@ dottore
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Falsche Gleichsetzung |
-->Hi dottore,
Dank für die ausführliche Antwort.
Da hatte ich wohl...
>Die Kreditschwäche betrifft - wie dargestellt - den Bestand unverbriefter (daher per definitionem nicht ZB-fähiger) Ausleihungen an den heimischen (!) privaten Nichtbankensektor mit (Staat, s.o.) Schwergewicht Unternehmen und wirtschaftlich selbständige Privatpersonen.
... jene unverbrieften und nicht ZB-fähigen Forderungen mit den ZB-fähigen Forderungen fälschlicherweise gleichgesetzt.
>Nein. Die Staatsverschuldung kann ganz ohne jegliche Auswirkungen auf das"Preisniveau" exponentiell steigen. Staat hat 1000 Schulden, muss 50 Zinsen zahlen, begibt 50 neue Titel. Die müssen erst im Nichtstaatssektor untergebracht sein (= entziehen dort Liqui), bevor sie bei der ZB landen können (= ersetzen die Liqui wieder). Klartext: Geld wird gezeigt, nicht gezahlt.
Dazu Frage 1: Was, wenn der Umweg über den Nichtstaatssektor wegfällt und die Titel direkt in die ZB auf Aktiv gehen?
Und Frage 2: Der Staat hat 1.000 Schulden. Diese über Forderungen darauf in Aktiv ZB. Dafür passiv 1.000 Geld draußen.
Jetzt 50 Zinsen. Dafür neue 50 Schulden. BEVOR die 1000 fällig werden, gehen die Forderungen (via Nichtstaatssektor, 50 Liqui wandern zum Staat) auf die 50 in die ZB rein. Dafür 50 Geld raus. Jetzt Geld draußen 1.050! Diese 1.050 sind:
950 von den ursprünglichen 1.000, 50 auf die Titel für den Zins und 50 beim Staat, der eben jene 50 sogleich wieder ausgeben muß. Somit draußen: 1.050!
Schauen wir nun auf die zusätzlichen 50 für den Zins.
DAFÜR gibt es keine Waren (der Staat leistet nicht), aber eben genau jene 50 Geld MEHR!
Somit erkenne ich sehrwohl eine inflationäre Auswirkung der Staatsverschuldung.
Die 50 Zins entziehen zwar Liquidität. Doch nur solange, bis der Staat eben jene 50 wieder unter's Volk gebracht hat.
Jetzt a bissl verwirrt dreinschauend und grüßend, <font color=#008000>Zandow</font>
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dottore
28.07.2006, 12:33
@ Zandow
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Re: Vorher 50, nachher 50? |
-->Hi Zandow,
>Dazu Frage 1: Was, wenn der Umweg über den Nichtstaatssektor wegfällt und die Titel direkt in die ZB auf Aktiv gehen?
Wozu"was, wenn?", das es derzeit in den großen ZB-Systemen nicht gibt? Der"Umweg" über den Markt (= KM) ist dort überall vorgeschrieben. Kein Staat kann seine Titel direkt bei der ZB abladen und sich im Gegenzug per Lkw-Kolonnen ZB-Geld abholen. Falls der Staat auf die ZB direkt ziehen könnte, hätten wir ein Remake der Hyperinfla der (deutschen, ungarischen, österreichischen) 1920er Jahre zu erwarten.
Die derzeitige per Gesetze eindeutig und unmissverständlich geregelte Lage beschreibt am einfachsten der Satz: Es gibt nur Gläubiger-, nicht Schuldnergeld. Will heißen: Nur Gläubiger von Titeln (Schuldner andere) können diese der ZB andienen, Schuldner von Titeln (Schuldner sie selbst) nicht.
>Und Frage 2: Der Staat hat 1.000 Schulden. Diese über Forderungen darauf in Aktiv ZB. Dafür passiv 1.000 Geld draußen.
>Jetzt 50 Zinsen. Dafür neue 50 Schulden. BEVOR die 1000 fällig werden, gehen die Forderungen (via Nichtstaatssektor, 50 Liqui wandern zum Staat) auf die 50 in die ZB rein. Dafür 50 Geld raus. Jetzt Geld draußen 1.050! Diese 1.050 sind:
>950 von den ursprünglichen 1.000, 50 auf die Titel für den Zins und 50 beim Staat, der eben jene 50 sogleich wieder ausgeben muß. Somit draußen: 1.050!
>Schauen wir nun auf die zusätzlichen 50 für den Zins.
>DAFÜR gibt es keine Waren (der Staat leistet nicht), aber eben genau jene 50 Geld MEHR!
>Somit erkenne ich sehrwohl eine inflationäre Auswirkung der Staatsverschuldung.
>Die 50 Zins entziehen zwar Liquidität. Doch nur solange, bis der Staat eben jene 50 wieder unter's Volk gebracht hat.
Eben. Die 50 waren vorher im Nichtstaatssektor und sind es danach wieder. Hätte der Nichtstaatssektor die 50 verkonsumieren (= Kaufkontrakte erfüllen) wollen - warum hat er es nicht getan?
Aus Staatssektorsicht ist der Zins eine Illiquiditätsverhinderungsprämie, aus Nichtsstaatssektorssicht eine Konsum- bzw. Investitionsverhinderungsprämie.
Alltagserfahrung: Der von Illiquidität bedrohte Schuldner bietet schließlich Fabelzinsen, damit auf ihn Liquidität gebucht wird. Der liquide Gläubiger wird auf seine Liquidität verzichten (diese also nicht zur Erfüllung von Kaufkontrakten einsetzen, also"nichts kaufen"), wenn ihn der Zinssatz dazu anreizt. Warum sonst ginge der Umsatz (Waren, Dienste, Börsen) mit steigendem Zinssatz zurück (mit entsprechendem Preis- und Kursverfall)? Was auch der Kern der sog."Geldpolitik" ist.
Wohin würden Preise und Kurse gehen, wenn die ZBs über Nacht ihren Zinssatz verdoppelten? Steigen oder fallen?
Und da der ZB-Satz eine Steuer ist: Wohin würden die Umsätze gehen, falls der Staat seine Steuersätze über Nacht verdoppelt? Steigen oder fallen?
Es gibt keine Preis- und Kursstürze ("Crashs") ohne vorangegangene Zinssatzerhöhungen. Es gibt keine Revolutionen/Umstürze ohne vorangegangene Steuer- (und entsprechende Preis-)-Erhöhungen.
Der Grat, auf dem die Staaten wandeln, ist schmal und wird immer schmäler. Die Balance und sich also an der Macht zu halten, wird für die politische Klasse immer schwieriger. Wie jeden Tag aufs Neue zu bestaunen.
Gruß!
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Zandow
28.07.2006, 15:06
@ dottore
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Vorher 50, nachher 50? Und PLUS neue 50! |
-->Hi dottore,
also so einfach laß' ich Dich jetzt nicht weg.
Darum ging's:
>Nein. Die Staatsverschuldung kann ganz ohne jegliche Auswirkungen auf das"Preisniveau" exponentiell steigen. Staat hat 1000 Schulden, muss 50 Zinsen zahlen, begibt 50 neue Titel. Die müssen erst im Nichtstaatssektor untergebracht sein (= entziehen dort Liqui), bevor sie bei der ZB landen können (= ersetzen die Liqui wieder).
1.000 Staatstitel können a) im privaten Sektor verbleiben oder b) über Forderungen darauf in die ZB gelangen.
Zunächt geht in beiden Fällen 1.000 Liqui von Nichtstaatssektor zum Staat und erscheint sofort als neue (!) Liqui (via Beamtengehälter, Soziales usw.) im Nichtstaatssektor als neue Nachfrage.
Nun haben wir also Forderungen auf der Gläubiger auf die 1.000 (keine Nachfrage bis zum Termin) PLUS 1.000 neue Liqui. Gesamtliqui: 1.000.
Fall a):
Von diesen 1.000 gehen 50 für Zins ab; bleiben die Forderung auf die 50 PLUS die via Staatsausgaben sofort wieder nachfragewirksamen neuen 50.
Jetzt: Forderungen auf 1.050 und 1.000 Liqui.
Also vorher 1.000 Liqui, nachher 1.000 Liqui.
Somit haben die neuen 50 Staatsverschuldung keinen Einfluß.
Nun Fall b):
Die Forderungen auf die 50 werden verbrieft und gehen in ZB.
Also Forderungen auf 50 in ZB rein und NEUE zusätzliche 50 Liqui raus.
Jetzt: Forderungen auf 1.050 und 1.050 Liqui.
Also vorher 1.000 Liqui, nachher 1.050 Liqui.
Somit (im Fall b), also wenn über ZB) haben die neuen 50 Staatsverschuldung sehrwohl Einfluß.
>Eben. Die 50 waren vorher im Nichtstaatssektor und sind es danach wieder. Hätte der Nichtstaatssektor die 50 verkonsumieren (= Kaufkontrakte erfüllen) wollen - warum hat er es nicht getan?
Sparen. Über Direktanlagen, Versicherungen usw.
Der Nichtstaatssektor muß hier aufgeteilt werden: In die Sparer und die Empfänger der Staatsausgaben. Die gesparte Liqui landet doch als Nachfrage in den Händen der Empfänger der Staatsausgaben. Somit wird gesparte Liqui zu nachfragewirksamer Liqui!
In Fall a) ist die neue Liqui nicht inflationswirkasam (weil Liqui gesamt vorher und nachher gleich). Im Fall b) jedoch schaffen die 50 zweimal Liqui: erstmal werden die gesparten 50 zu nachfragewirksamer Liqui und dann kommen die neuen 50 aus der ZB dazu. Ergebnis: ZUSÄTZLICHE 50.
Also doch inflationswirksam.
Natürlich haut diese ganze Rechnung vorne und hinten irgendwann mal nicht mehr hin. Nämlich zum Termin! Wenn die Forderungen erfüllt werden müssen und keine Liqui mehr gezogen werden kann. Dann, erst zu diesem Termin, wickelt sich die ganze Sache rückwärts ab. Und Klatsch!
ABER SOLANGE DIESER TERMIN NICHT ERREICHT IST, sind alle 50 via ZB inflationswirksam.
Alles andere ist soweit klar.
Dank für Erklärung.
Gruß, <font color=#008000>Zandow</font>
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dottore
29.07.2006, 20:18
@ Zandow
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Re: Liqui & 'Inflation' |
-->Hi Zandow,
>Darum ging's:
>>Nein. Die Staatsverschuldung kann ganz ohne jegliche Auswirkungen auf das"Preisniveau" exponentiell steigen. Staat hat 1000 Schulden, muss 50 Zinsen zahlen, begibt 50 neue Titel. Die müssen erst im Nichtstaatssektor untergebracht sein (= entziehen dort Liqui), bevor sie bei der ZB landen können (= ersetzen die Liqui wieder).
>1.000 Staatstitel können a) im privaten Sektor verbleiben oder b) über Forderungen darauf in die ZB gelangen.
Ja. Nur sie"gelangen" nicht in die ZB aufgrund ihrer Marschierkraft, sondern weil die Banken (= ZB-Geschäftspartner-Kartell) sie dort einreichen. Dies tun sie nicht"von sich aus" (kostet immer die ZB-Steuer; die Titelschulden-Zinsen könnten sie sonst netto kassieren), sondern wenn und nachdem der Nichtbankensektor von ihnen Liqui abfordert.
>Zunächt geht in beiden Fällen 1.000 Liqui von Nichtstaatssektor zum Staat
Nein. Die 1000 Liqui ist längst gegangen. Sie kann nicht zweimal gehen.
>und erscheint sofort als neue (!) Liqui (via Beamtengehälter, Soziales usw.) im Nichtstaatssektor als neue Nachfrage.
Nur, wenn es davor keinerlei Staatsverschuldung gegeben hat und danach nur, wenn die zusätzliche Staatsverschuldung > (= größer ist als) die Bedienung der fälligen Zinsen.
>Nun haben wir also Forderungen auf der Gläubiger auf die 1.000 (keine Nachfrage bis zum Termin) PLUS 1.000 neue Liqui. Gesamtliqui: 1.000.
Diese"Liqui" ist bekanntlich nur solange"unterwegs" wie die ZB die Titel beleiht (= Liqui dagegen hergibt). Da die Liqui früher in die ZB zurück muss als die Titel Laufzeit haben (! - die ZB ist kein Inkassobüro), ist das"Loch" also nicht zu übersehen.
>Fall a):
>Von diesen 1.000 gehen 50 für Zins ab; bleiben die Forderung auf die 50 PLUS die via Staatsausgaben sofort wieder nachfragewirksamen neuen 50.
>Jetzt: Forderungen auf 1.050 und 1.000 Liqui.
>Also vorher 1.000 Liqui, nachher 1.000 Liqui.
>Somit haben die neuen 50 Staatsverschuldung keinen Einfluß.
Korrekt. Darum geht es.
>Nun Fall b):
>Die Forderungen auf die 50 werden verbrieft und gehen in ZB.
Falsch!. Der Emittent (Staat) kann sie nicht in die ZB reichen (Es gibt KEIN Schuldnergeld!). Das können nur die Banken und dies, nachdem sie die 50 mit Hilfe eigener (Noch-)Liqui in ihr"Eigentum" gebracht haben. Also"gehen" tut da nix.
>Also Forderungen auf 50 in ZB rein und NEUE zusätzliche 50 Liqui raus.
Forderungen nicht auf die 50, die als"Zinsen" des Staates gezeigt werden, da Staat sie NICHT einreichen kann.
>Jetzt: Forderungen auf 1.050 und 1.050 Liqui.
>Also vorher 1.000 Liqui, nachher 1.050 Liqui.
Kern! Ob 1.050 Liqui erscheinen, hängt nicht vom Staat (Emittent) ab, sondern davon, ob Nichtstaatssektor 50 Liqui zusätzlcich nachfragt.
>Somit (im Fall b), also wenn über ZB) haben die neuen 50 Staatsverschuldung sehrwohl Einfluß.
Was heißt"Einfluss"? Ob Nichtstaatssektor 50 Liqui plus nachfragt, dann hat das mit"Staat" a priori nichts zu tun.
>>Eben. Die 50 waren vorher im Nichtstaatssektor und sind es danach wieder. Hätte der Nichtstaatssektor die 50 verkonsumieren (= Kaufkontrakte erfüllen) wollen - warum hat er es nicht getan?
>Sparen. Über Direktanlagen, Versicherungen usw.
Eben. Ob und wieviel von dem"Sparen" im Sektor Staat landet, ist völlig offen. Da Staat allerdings Liqui braucht (Bankrottverhinderung), dürfte sich von diesem"Sparen" die entsprechende Summe bei ihm einstellen (siehe Versicherungsbilanzen usw.).
Da aber nicht sowohl gespart, als auch die betreffende Summe vom Sparer ausgegeben werden kann - was nun?
>Der Nichtstaatssektor muß hier aufgeteilt werden: In die Sparer und die Empfänger der Staatsausgaben.
Gilt nur für Staatsausgaben > Zinszahlungen. Empfänger Letzterer hat nichts in Händen als ein Papier (Titel), mit dem er selbst nichts kaufen (= Kaufkontrakte erfüllen) kann.
>Die gesparte Liqui landet doch als Nachfrage in den Händen der Empfänger der Staatsausgaben. Somit wird gesparte Liqui zu nachfragewirksamer Liqui!
Hallo! Liqui kann immer zu"Nachfrage" (= Erfüllung von eingegangenen bzw. noch einzugehenden Kontrakten) werden - wurscht, wer sie hält (="sofort verfügbar").
>In Fall a) ist die neue Liqui nicht inflationswirkasam (weil Liqui gesamt vorher und nachher gleich). Im Fall b) jedoch schaffen die 50 zweimal Liqui: erstmal werden die gesparten 50 zu nachfragewirksamer Liqui
Beim Sparer?
>und dann kommen die neuen 50 aus der ZB dazu. Ergebnis: ZUSÄTZLICHE 50.
Nochmals: Nicht weil es sie"gibt", sondern, weil sie jemand nachfragt, weil er sie braucht, um damit Kontrakte zu erfüllen.
>Also doch inflationswirksam.
Ist immer nur der Kontrakt!!! NIE dessen Abwicklung (= Liqui von A nach B).
>Natürlich haut diese ganze Rechnung vorne und hinten irgendwann mal nicht mehr hin. Nämlich zum Termin!
Eh klar.
>Wenn die Forderungen erfüllt werden müssen und keine Liqui mehr gezogen werden kann. Dann, erst zu diesem Termin, wickelt sich die ganze Sache rückwärts ab. Und Klatsch!
Termin B > Termin A = nix anderes als S-t-r-e-t-c-h-i-n-g. Richtig! Und dann geht die"Rückabwicklung" los. Also:
1. Liqui = immer sofort verfügbares Tilgungsmittel (= Schuldendeckungsmittel).
2. Liqui entsteht immer durch Diskont von späteren Fälligkeiten (ohne diese dadurch zu tilgen).
3. Kommen die späteren Fälligkeiten daher und ist keine Liqui da = Problem.
4. Lässt sich gar aufgrund des Fakts, dass sich überhaupt keine späteren Fälligkeiten diskontieren lassen, weil es sie nicht gibt, feststellen, dass ein Großbetrug inszeniert wurde = Game over.
5. Gilt selbstverständlich auch, wenn die späteren Fälligkeiten als invalid betrachtet werden (="Staat zahlt eh niemals zurück", also schicken wir seine 30jährigen ins Nichts).
>ABER SOLANGE DIESER TERMIN NICHT ERREICHT IST, sind alle 50 via ZB inflationswirksam.
Weiß schon, worauf Du hinauswillst. Nachfrage auf Kredit = tendenziell inflationär, sobald Kredit zurückmuss = tendenziell deflationär (vgl. u.a Cash gegen Crash mit Ableitung).
Nur hat das mit der Hochbuchung von Zinsen nichts zu tun.
>Alles andere ist soweit klar.
Klaro. Dank zurück!
Und Gruß!
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Zandow
30.07.2006, 05:21
@ dottore
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Ausgehakt |
-->Hi dottore,
erstmal Dank für die Erklärung.
Aber jetzt hat's bei mir vollkommen ausgehakt:
>>>Nein. Die Staatsverschuldung kann ganz ohne jegliche Auswirkungen auf das"Preisniveau" exponentiell steigen.
Und wo zum Teufel nochmal kommt die Inflation samts Hyperinflation nun her, wenn es eben NICHT die expotentiell steigenden Staatsschulden sind?? Hebst Du nicht genau darauf ab?
Da der Staat nicht direkt auf die ZB ziehen kann (Titel rein, Geld raus), geben die GB's Forderungen darauf in die ZB (Forderung auf Titel rein, Geld raus). Also Titel (Staatsschuld) in GB A rein, Liqui zum Staat hin. Diese Liqui muß logischerweise vorhanden sein. Daß diese Liqui auch Termin hat, ist klar. Nun reicht GB A die Titel an GB B weiter wobei keine Liqui fließt und erhält eine Forderung auf den Titel. DIESER geht in die ZB rein und Geld kommt raus.
Womit meine Verwirrung in schleichenden Wahnsinn übergeht. Irgendwo klemmt hier was.
Jetzt muß ich Deine postings erstmal durchhirnen. Irgenwo muss'e doch sein, die Inflation.
Unten noch ein Link zur allgemeinen Erbauung.
Sonntagsgrüße, <font color=#008000>Zandow</font> (zu dieser unchristlichen Zeit arbeitend)
<ul> ~ Das Geschenk des Joseph Huber (zins- und tilgungsfreier Kredit)</ul>
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dottore
01.08.2006, 13:29
@ Zandow
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Re: Ausgehakt |
-->Hi Zandow,
>erstmal Dank für die Erklärung.
>Aber jetzt hat's bei mir vollkommen ausgehakt:
>>>>Nein. Die Staatsverschuldung kann ganz ohne jegliche Auswirkungen auf das"Preisniveau" exponentiell steigen.
>Und wo zum Teufel nochmal kommt die Inflation samts Hyperinflation nun her, wenn es eben NICHT die expotentiell steigenden Staatsschulden sind?? Hebst Du nicht genau darauf ab?
Die Infla kommt nicht vom Geld, sondern von der Nachfrage. Diese wiederum vom Kredit. Steigen die Staatsschulden in Summa höher als die Zinsen auf die bereits vorhandene Staatsschuld = zusätzliche Nachfrage, da zusätzlicher Kredit. Kann die Staatsverschuldung ohne KM direkt bei der ZB untergebracht werden = zusätzliche Nachfrage ohne zusätzlichen Kredit (den die ZB nicht vergeben kann, da sie sich nicht selbst am KM refinanziert ="Bundesbank-Anleihen" gibt es nicht). Dann ---> Hyperinflation, da der Staat das Geld auch gleich selber drucken könnte.
>Da der Staat nicht direkt auf die ZB ziehen kann (Titel rein, Geld raus), geben die GB's Forderungen darauf in die ZB (Forderung auf Titel rein, Geld raus).
Ja. Warum aber geben die GBs die Titel (per Repo o.ä.) an die ZB weiter? Nicht weil sie Geld für sich selbst brauchen (als Nachfrager in der Warensphäre; bei Finanzsphäre andere Lage), sondern weil die Kundschaft der GBs zur Erfüllung von eingegangenen (oder einzugehenden, letzteres ziemlich zeitgleich, da sich niemand Geld leiht, um es sich anzuschauen) Kontrakten Liqui braucht.
>Also Titel (Staatsschuld) in GB A rein, Liqui zum Staat hin. Diese Liqui muß logischerweise vorhanden sein. Daß diese Liqui auch Termin hat, ist klar.
Ja.
>Nun reicht GB A die Titel an GB B weiter wobei keine Liqui fließt und erhält eine Forderung auf den Titel.
Keine Liqui fließt - wie geht das? Titel bringt 6, Liqui 0 Prozent. Bank A hat nun 1000 Liqui und eine unverzinsliche (!) Forderung über einen 1000er-Titel, der Bank B solange 6 % bringt, wie sie ihn hält. Warum geht A nicht zur ZB? Sie kassiert weiter die 6 % (nicht etwa die ZB, die den Titel via Repo hält!) und drückt für die Laufzeit der von ihr gewünschten Liqui den ZB-Satz von 2,5 % ab, hat also statt 0 immer noch 3,5 % (Abschläge außen vor).
>DIESER geht in die ZB rein und Geld kommt raus.
Wie gesagt: Warum reicht ihn B ein und nicht A?
>Unten noch ein Link zur allgemeinen Erbauung.
Ja, der"Vollgeld"-Huber. Der möchte das totale Nettogeld (heute nur: Scheidemünzen), das sich dann jedermann"zins- und tilgungsfrei" (so richtig?) bei jedermann beschaffen kann.
Der zins- und tilgungsfreie Kredit ist was Wunderbares. Frag den Huber doch, ob er Dir eine Mio in 2-Eurostücken ausleiht. Für die 2-Euro-Stücke hat niemand einen"Zisn" bezahlt - oder? Die werden zu 0,20 Cents geprägt, von der Buba zu 0,20 angekauft und zu 2,- an die Banken geliefert. Die Differenz (1,80) geht als"Münzgewinn" direkt aufs Konto Staat. Leider, leider: Die Banken kommen an die 2-Euro-Stücke ebenfalls nur gegen den ZB-Satz.
Da wär's doch fairer, Staat würde sich die Münzen direkt anliefern lassen: Er müsste keine Zinsen zahlen (an wen?) und könnte flugs seinen Haushalt"sanieren". Er müsste nur 0,5 Bio (Stück!) 2er prägen und an sich liefern lassen, dann wären die 900 Mrd Bundesschulden schon mal wech.
Alles geht... (nur ist das Prägen von Scheidemünzen = Nettogeld dummerweise beschränkt und geht überhaupt nur mit Zustimmung der ZB).
Gruß!
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weissgarnix
01.08.2006, 13:44
@ dottore
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kleiner Buchtipp dazu, von einem gewissen"Paul C. Martin"...Re: Ausgehakt |
-->Ich finde, das ganze ist immer noch am anschaulichsten beschrieben in"Die Krisenschaukel"... hier im Board wird zwar immer wieder auf dottore's"Kapitalismus - Ein System, das funktioniert" Rekurs genommen, aber die Krisenschaukel ist mM nach das deutlich bessere Buch... zumindest was die verschiedenen Facetten der Staatsschulden betrifft...
>Hi Zandow,
>>erstmal Dank für die Erklärung.
>>Aber jetzt hat's bei mir vollkommen ausgehakt:
>>>>>Nein. Die Staatsverschuldung kann ganz ohne jegliche Auswirkungen auf das"Preisniveau" exponentiell steigen.
>>Und wo zum Teufel nochmal kommt die Inflation samts Hyperinflation nun her, wenn es eben NICHT die expotentiell steigenden Staatsschulden sind?? Hebst Du nicht genau darauf ab?
>Die Infla kommt nicht vom Geld, sondern von der Nachfrage. Diese wiederum vom Kredit. Steigen die Staatsschulden in Summa höher als die Zinsen auf die bereits vorhandene Staatsschuld = zusätzliche Nachfrage, da zusätzlicher Kredit. Kann die Staatsverschuldung ohne KM direkt bei der ZB untergebracht werden = zusätzliche Nachfrage ohne zusätzlichen Kredit (den die ZB nicht vergeben kann, da sie sich nicht selbst am KM refinanziert ="Bundesbank-Anleihen" gibt es nicht). Dann ---> Hyperinflation, da der Staat das Geld auch gleich selber drucken könnte.
>>Da der Staat nicht direkt auf die ZB ziehen kann (Titel rein, Geld raus), geben die GB's Forderungen darauf in die ZB (Forderung auf Titel rein, Geld raus).
>Ja. Warum aber geben die GBs die Titel (per Repo o.ä.) an die ZB weiter? Nicht weil sie Geld für sich selbst brauchen (als Nachfrager in der Warensphäre; bei Finanzsphäre andere Lage), sondern weil die Kundschaft der GBs zur Erfüllung von eingegangenen (oder einzugehenden, letzteres ziemlich zeitgleich, da sich niemand Geld leiht, um es sich anzuschauen) Kontrakten Liqui braucht.
>>Also Titel (Staatsschuld) in GB A rein, Liqui zum Staat hin. Diese Liqui muß logischerweise vorhanden sein. Daß diese Liqui auch Termin hat, ist klar.
>Ja.
>>Nun reicht GB A die Titel an GB B weiter wobei keine Liqui fließt und erhält eine Forderung auf den Titel.
>Keine Liqui fließt - wie geht das? Titel bringt 6, Liqui 0 Prozent. Bank A hat nun 1000 Liqui und eine unverzinsliche (!) Forderung über einen 1000er-Titel, der Bank B solange 6 % bringt, wie sie ihn hält. Warum geht A nicht zur ZB? Sie kassiert weiter die 6 % (nicht etwa die ZB, die den Titel via Repo hält!) und drückt für die Laufzeit der von ihr gewünschten Liqui den ZB-Satz von 2,5 % ab, hat also statt 0 immer noch 3,5 % (Abschläge außen vor).
>>DIESER geht in die ZB rein und Geld kommt raus.
>Wie gesagt: Warum reicht ihn B ein und nicht A?
>>Unten noch ein Link zur allgemeinen Erbauung.
>Ja, der"Vollgeld"-Huber. Der möchte das totale Nettogeld (heute nur: Scheidemünzen), das sich dann jedermann"zins- und tilgungsfrei" (so richtig?) bei jedermann beschaffen kann.
>Der zins- und tilgungsfreie Kredit ist was Wunderbares. Frag den Huber doch, ob er Dir eine Mio in 2-Eurostücken ausleiht. Für die 2-Euro-Stücke hat niemand einen"Zisn" bezahlt - oder? Die werden zu 0,20 Cents geprägt, von der Buba zu 0,20 angekauft und zu 2,- an die Banken geliefert. Die Differenz (1,80) geht als"Münzgewinn" direkt aufs Konto Staat. Leider, leider: Die Banken kommen an die 2-Euro-Stücke ebenfalls nur gegen den ZB-Satz.
>Da wär's doch fairer, Staat würde sich die Münzen direkt anliefern lassen: Er müsste keine Zinsen zahlen (an wen?) und könnte flugs seinen Haushalt"sanieren". Er müsste nur 0,5 Bio (Stück!) 2er prägen und an sich liefern lassen, dann wären die 900 Mrd Bundesschulden schon mal wech.
>Alles geht... (nur ist das Prägen von Scheidemünzen = Nettogeld dummerweise beschränkt und geht überhaupt nur mit Zustimmung der ZB).
>Gruß!
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marsch
01.08.2006, 14:48
@ dottore
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Re: Ausgehakt / Wieder eingehakt und kurz nachgefragt |
--><table><table border="0" width="700"><tr><td><font face="Arial"><font size=4> </font></font><div
Hallo dottore!
Du schreibst: "(den die ZB nicht vergeben kann, da sie sich nicht selbst am KM refinanziert = "Bundesbank-Anleihen" gibt es nicht).
In <a target=_blank href=http://www.bundesbank.de/download/ezb/publikationen/ezb_publication_geldpolitik_05.pdf>"ALLGEMEINE REGELUNGEN FÜR DIE GELDPOLITISCHEN INSTRUMENTE UND VERFAHREN DES EUROSYSTEMS"</a> lesen wir aber folgendes:
3.3 EMISSION VON EZB-SCHULDVERSCHREIBUNGEN
ART DES INSTRUMENTS
Die EZB kann Schuldverschreibungen mit dem Ziel emittieren, die strukturelle Position des Finanzsektors gegenüber dem Eurosystem so zu beeinflussen, dass am Markt ein Liquiditätsbedarf herbeigeführt oder vergrößert wird.
RECHTSCHARAKTER
Die Schuldverschreibungen stellen eine Verbindlichkeit der EZB gegenüber dem Inhaber der Schuldverschreibung dar. Sie werden in girosammelverwahrfähiger Form begeben und bei Zentralverwahrern im Euro-Währungsgebiet verwahrt. Die EZB schränkt die Übertragbarkeit der Schuldverschreibungen nicht ein. Weitere Bestimmungen zu den EZB-Schuldverschreibungen finden sich in den Bedingungen für diese Schuldverschreibungen.
Und in den in den <a target=_blank href= http://www.bundesbank.de/download/p...publikationen/agb_200606.pdf> AGB </a> der Buba findet sich dies hier:
27. Emission von Schuldverschreibungen der EZB
(1) Die Bank kann Schuldverschreibungen der EZB im Standardtenderverfahren anbieten. Die Bank fungiert dabei als Ausgabe- und Zahlstelle für die EZB. Die Schuldverschreibungen werden stückelos begeben und bei Zentralverwahrern im Euro-Währungsraum verwahrt. Sie sind uneingeschränkt übertragbar und haben eine Laufzeit von weniger als 12 Monaten.
Ist das nicht etwas derartiges, wie oben von dir verneinend beschrieben ("Bundesbank-Anleihen" gibt es nicht)? Zwar nicht direkt von der Buba, aber immerhin von der EZB!
Interpretiere ich da etwas falsch?
Merci im Voraus und Grüße
MARSCH
</div></td></tr></table>
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dottore
01.08.2006, 17:37
@ marsch
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Re: Sehr gut! Das Hackebeil der EZB |
-->Hi MARSCH,
Danke für die Erinnerung (das Thema hatten wir schon mal am Wickel). Ja, die EZB kann Schuldverschreibungen begeben. Der diesbezügliche Posten im Eurosystem liegt - wie wir schon damals gesucht hatten - konstant bei 0 = Null (vgl. EZB-MB Juli 06, S. 6 im Statistikteil, gelb).
Was es mit diesem"Instrument" auf sich hat, klärt, der von Dir herangezogene 3.3. EZB:
>ART DES INSTRUMENTS
>Die EZB kann Schuldverschreibungen mit dem Ziel emittieren, die strukturelle Position des Finanzsektors gegenüber dem Eurosystem so zu beeinflussen, dass am Markt ein Liquiditätsbedarf herbeigeführt oder vergrößert wird.
Heißt im Klartext: Die EZB thesauriert die so am KM gewonnene Liqui und legt sie still. Durch die am Markt"aufgemoppte" Liqui soll also die Gesamt-Liqui verringert werden - entsprechend ein Liqui-Bedarf geschaffen oder vergrößert werden.
Hintergrund: Dieses wirkt wie eine Erhöhung der Mindestreserve. Das wurde eingeführt, da man mit der EZB auch die nationalen MRen abschaffen wollte. Stand der Guthaben der Kreditinstitute zuletzt: 163,3 bei einem Notenumlauf (Euro) von 572,0.
Vorteil des Aufmoppens: Es würde nicht nur Banken-Liqui abgeschöpft (wie bei der MR), sondern die EZB könnte in den gesamten KM greifen. Außerdem könnte die EZB damit etwaige Tricks der NZBs konterkarieren.
Nachteil (aber bisher noch nicht beschrieben, da der casus noch nicht eingetreten): Die EZB-Schuldverschreibungen würden zwar AAA haben (logo), aber sie wären für Repo-Geschäfte mit den NZBs (= EZB schöpft Liqui ab, der KM holt sie sich bei den NZBs zurück) nicht zugelassen.
Leider kann nicht mehr dazu mitgeteilt werden, da...
>RECHTSCHARAKTER
>Die Schuldverschreibungen stellen eine Verbindlichkeit der EZB gegenüber dem Inhaber der Schuldverschreibung dar. Sie werden in girosammelverwahrfähiger Form begeben und bei Zentralverwahrern im Euro-Währungsgebiet verwahrt. Die EZB schränkt die Übertragbarkeit der Schuldverschreibungen nicht ein. Weitere Bestimmungen zu den EZB-Schuldverschreibungen finden sich in den Bedingungen für diese Schuldverschreibungen.[/i]
... die Bedingungen nicht bekannt sind, eben weil es diese Titel (noch) nicht gibt.
Auch das...
>27. Emission von Schuldverschreibungen der EZB
>(1) Die Bank kann Schuldverschreibungen der EZB im Standardtenderverfahren anbieten. Die Bank fungiert dabei als Ausgabe- und Zahlstelle für die EZB. Die Schuldverschreibungen werden stückelos begeben und bei Zentralverwahrern im Euro-Währungsraum verwahrt. Sie sind uneingeschränkt übertragbar und haben eine Laufzeit von weniger als 12 Monaten.
... zeigt, dass es sich nicht um die Refinanzierung für eventuelle Kredite geht, denn mit der Laufzeit (12 Monate) lassen sich keine"Kredite" basteln, allenfalls der GM scheuchen. Das"uneingeschränkt übertragbar" fände dann in einem Schatten-GM statt.
Der Satz müsste natürlich über dem für entsprechende"Ultrakurzläufer" liegen, da sich der Markt sonst wie üblich selbst bedienen würde.
Kann aber interessant werden, falls die EZB Liqui aufmoppen will - ohne ihren allgemeinen Standardsatz zu erhöhen.
Kurzum: Ein scharfes Schwert, das da zu erkennen ist. Angenommen, die EZB würde dazu greifen (Überraschungsmoment garantiert) und das gleich in Summa zweistelliger Milliarden, wär's auch gleich noch ein Hackebeil.
Nochmals herzlichen Dank für Deine Aufmerksamkeit + schönen Gruß!
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