-->Streit um Holocaust-Gelder hält an
Anwalt Burt Neuborne: Seine Rechnungen erregen die Gemüter.
Die Verteilung der 1,25 Milliarden Dollar aus dem Vergleich zwischen Schweizer Grossbanken und Holocaust-Überlebenden dauert an. Es herrscht Streit um die Lohnkosten von Anwalt Burt Neuborne.
Unter Druck gekommen ist der damalige Hauptanwalt der jüdischen Kläger, Burt Neuborne. Er hatte wesentlich zum Zustandekommen des Vergleiches 1999 beigetragen und vertrat später die Interessen der Kläger bei der Regelung der Verteilung.
4,7 Millionen Dollar für 8000 Stunden Arbeit
Neuborne hat dem damaligen Richter Korman schon vor über einem Jahr seine Rechnung vorgelegt: Für rund 8000 Stunden Arbeit berechnete der Anwalt 4,7 Millionen Dollar, die aus dem Vergleich kommen sollen.
Dies erzürnt weite Kreise jüdischer Vertreter. Elan Steinberg, zur Zeit der Gerichtsverhandlungen Exekutivdirektor des World Jewish Congress, nannte Neubornes Forderungen gegenüber der Zeitschrift «New York» eine moralische Schande und wies darauf hin, dass Neuborne bereits aus ähnlichen Klagen gegenüber deutschen Unternehmen 4,4 Millionen Dollar erhalten habe.
Holocaust-Überlebende unter Leitung des Anwalts Sam Dubbin, die der Klasse jener angehören, die Kultur- oder Kunstgüter unter den Nazis verloren, klagen gegen die Verteilung von Restgeldern an bedürftige Juden in ehemaligen Ostblockstaaten und gegen Neuborne.
Ihrer Ansicht nach soll das Geld zu grossen Teilen auch an bedürftige Überlebende in den USA verteilt werden. Neuborne habe die Entscheidungen des Richters unterstützt und nicht ihre Interessen wahrgenommen, sagt beispielsweise Leo Rechter, Leiter der Jewish Child Holocaust Survivors, die 1100 Mitglieder zählen.
Die Kläger führen an, der Anwalt habe im Zuge der Verhandlungen selber gesagt, er verlange kein Honorar. Neuborne hält dagegen, dies gelte für die Arbeit, die er für das Zustandekommen des Vergleichs geleistet habe.
Danach aber sei Korman auf ihn zugekommen und habe ihn als Wächter über die Interessen der Kläger eingesetzt, so Neuborne gegenüber der Zeitschrift. Für diesen Job wolle er entlöhnt werden, was ihm der Richter auch zugesichert habe.
Lösung nicht in Sicht
Korman hat sich unterdessen vom Fall zurückgezogen. Neuborne sagte der Nachrichtenagentur SDA, es sei nicht abzusehen, wann der Streit gelöst werden könne. Neuborne, der kurz vor Beginn der Nazigold-Affäre seine Tochter verlor und die Holocaust-Klagen zum Lebensinhalt machte, ist über die Reaktion seiner ehemaligen Mandanten tief betrübt und fühlt sich unverstanden. Er betont, für die Sache sein Leben riskiert zu haben.
Herzoperation
Tatsächlich rieten ihm seine Ärzte dringend ab, den Fall zu übernehmen, und kurz nach Implementierung des Verteilschlüssels musste sich der Anwalt einer Herzoperation unterziehen. Während der Anhörungen zu Neubornes Fall im Sommer dieses Jahres legte auch die «New York Times» ihr Wort ein.
Keinesfalls dürfe es angehen, dass ein Anwalt dermassen heikle Arbeit gratis leisten müsse, befand das Blatt. 700 Dollar pro Stunde fand die Zeitung dann aber doch zuviel. Das könnten Anwälte grosser Firmen verlangen, schrieb die Zeitung. Holocaust-Überlebende seien aber keine Ã-lmagnate. (cpm/sda)
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