Buchenberg
10.10.2006, 07:31 |
Zur Geschichte der NS-Konzentrationslager Thread gesperrt |
-->[b]Zur Geschichte der NS-Konzentrationslager
[/b]
Am 20. Dezember 1963 wurde der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess gegen 22 Angeklagte eröffnet. Bis zur Schließung der Beweisaufnahme 1965 hörte das Schwurgericht 357 Zeugen an, von denen 211 Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz waren. Dem Gericht lagen historische Sachverständigen-Gutachten über die Nationalsozialistischen Konzentrationslager und die"Anatomie des SS-Staates" vor, die 1967 bei dtv München (462 u. 2916) auch als Taschenbuch erschienen.
Aus diesen Gutachten habe ich einen Überblick (Short Reader) erstellt als Materialsammlung für die Diskussion über den Nationalsozialismus.
<center>1. Terrorgewalt und Staatsgewalt</center>
"Man kann... die nationalsozialistische Herrschaft im Ganzen wie in ihren einzelnen Manifestationen nicht verstehen, wenn man in ihr nichts anderes sieht als eine äußerste Steigerung und Konzentration staatlicher Macht. Vielmehr muss man begreifen, dass hier im Machtanspruch wie in der Regierungspraxis über das Prinzip der Staatlichkeit ein völlig andersartiges Prinzip gesetzt worden war, das im eigentlichen Sinne des Wortes totalitär ist: Die Führergewalt..." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 21.
Den Grundgedanken dieser Führergewalt hat seinerzeit in treffender Weise Ernst Rudolf Huber in seinem 'Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches' formuliert:[i] 'Das Amt des Führers hat sich aus der nationalsozialistischen Bewegung entwickelt. Es ist in seinem Ursprung kein staatliches Amt.... Die Führergewalt ist umfassend und total; sie vereinigt in sich alle Mittel der politischen Gestaltung; sie erstreckt sich auf alle Sachgebiete des völkischen Lebens; sie erfasst alle Volksgenossen, die dem Führer zu Treue und Gehorsam verpflichtet sind.... In seinem Willen tritt der Volkswille in Erscheinung. Er wandelt das bloße Gefühl des Volkes in einen bewussten Willen; er schafft aus einem vielstrebigen Ganzen die einheitliche, einsatzbereite Gefolgschaft. Er bildet sich den wahrhaften Willen des Volkes, der von den subjektiven Überzeugungen der jeweils lebenden Volksglieder zu unterscheiden ist....
[/i][i]Er bildet in sich den völkischen Gemeinwillen und verkörpert gegenüber allen Einzelwünschen die politische Einheit und Ganzheit des Volkes; er setzt gegenüber den Einzelinteressen die geschichtliche Sendung der ganzen Nation durch.[/i]'" Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 16f.
Die Verwirklichung des umfassenden Herrschaftsanspruches der Führergewalt war allerdings nicht zuletzt eine Frage der politischen Macht, und Hitler war in den ersten Jahren nach 1933 nicht mächtig genug, um das neue Prinzip einfach revolutionär zur Geltung zu bringen. Er musste auf Bürokratie, Wehrmacht und Wirtschaft Rücksicht nehmen,... und war gezwungen, sich zunächst weitgehend den vorgegebenen Formen staatlicher Ordnung und Verwaltung anzupassen.
Der erste entscheidende Akt der Suspendierung dieser Ordnung, die erste Breche für den Einbruch der Führergewalt in die Staatlichkeit, war der Erlass der sogenannten [i]'Verordnung zum Schutz von Volk und Staat'[/i] vom 28. Februar 1933. Denn durch sie wurde am Tag nach dem Reichstagsbrand ein partieller Ausnahmezustand verhängt, der bis zum Ende der nationalsozialistischen Zeit bestehen blieb." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 22f.
"Und zwar wurde für die Durchsetzung und Verwirklichung des außernormativen Führerwillens aus Teilen der SS eine neue, von der staatlichen Verwaltung völlig unabhängige, von der Bindung an die staatlichen Normen im Prinzip befreite Exekutive errichtet. Diese Führerexekutive wurden nicht nach dem Prinzip der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung tätig, sondern ihre Maxime war allein der Wille des Führers. Ihr wurden die eigentlichen politischen Aufgaben übertragen, auf die es Hitler ankam, insbesondere die Sicherung der Macht, Bevölkerungspolitik, Besatzungspolitik, Verfolgung aller tatsächlichen und angeblichen Gegnern des Regimes." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 28f.
"Im Frühjahr 1933 (bildete die SS)... mit über 50.000 Mitgliedern schon längst weniger eine Kadertruppe als vielmehr eine etwas feinere Variante der SA..." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 32.
"Da es überdies Himmler und Heydrich in sehr kurzer Zeit gelang, die Verfügungsgewalt über die politische Polizei aller deutschen Länder zu bekommen, wurde die SD im Grunde überflüssig..." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 60.
"Als nach 1933 SS und politische Polizei die Schranken gesetzlicher Bestimmungen grundsätzlich überschreiten durften, waren den möglichen Sicherheitsvorkehrungen keine rechtlichen Grenzen mehr gesetzt." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 96.
"Die verfassungsorganisatorische Stellung der bewaffneten SS-Verbände blieb zunächst undefiniert. Tatsächlich hatten sie durch den auf den Führer persönlich geleisteten Eid ihren Platz im Bereich der unmittelbaren Führergewalt jenseits von Partei und Staat." Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 168.
"Der Führer des NS-Rechtswahrerbundes und Präsident der Akademie für Deutsches Recht, Dr. Hans Frank... schrieb in einer persönlichen Aufzeichnung vom 28. August 1942: '[i]In fortschreitendem Maß hat sich leider auch in den Reihen der nationalsozialistischen Staatsführer der Gesichtspunkt vorherrschend gezeigt, dass die Autorität desto gesicherter sei, je unbedingter die Rechtsunsicherheit auf seiten der machtunterworfenen Staatsbürger sich darstelle. Die Ausweitung des willkürlichster Anwendung ausgelieferten Vollmachtsbereichs der polizeilichen Exekutivorgane hat zur Zeit ein solches Maß erreicht, dass man von einer völligen Rechtlosmachung des einzelnen Volksgenossen sprechen kann. Freilich wird dieser Umstand begründet mit der Notwendigkeit der völligen Zusammenballung aller nationalen Energien auf ein Ziel und vor allem der völligen Unterbindung jeder Möglichkeit oppositioneller Störungen...
[/i][i]Wenn es so wie heute möglich ist, dass jeder Volksgenosse ohne jede Verteidigungsmöglichkeit auf jede Zeitdauer in ein Konzentrationslager gebracht werden kann, wenn es so ist, dass jede Sicherstellung von Leben, Freiheit, Ehre, anständig erworbenem Vermögen usw. entfällt, dann entfällt damit nach meiner festen Überzeugung auch die ethische Beziehung zwischen Staatsführung und Volksgenossen völlig.[/i]'" Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 95.
<center>2. Schaffung der 'Volksgemeinschaft' durch Vernichtung der 'Volksschädlinge'
2.1. Die ersten Terrormaßnahmen münden in Errichtung von Konzentrationslagern</center>
"Die Bezeichnung Schutzhaft, die zum Inbegriff der politischen Gegnerbekämpfung im Dritten Reich werden sollte, ist sogleich nach der Notverordnung vom 28. Februar 1933 auf die damals vor allem gegen kommunistische Funktionäre gerichteten Verhaftungen angewandt worden." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 13.
"Einen Tag nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler schrieb Goebbels in sein Tagebuch: [i]'In einer Unterredung mit dem Führer legten wir die Richtlinien im Kampf gegen den roten Terror fest. Vorläufig wollen wir von direkten Gegenmaßnahmen absehen. Der bolschewistische Revolutionsversuch muss zuerst aufflammen. Im geeigneten Moment werden wir dann zuschlagen'.[/i]" Shirer, W.L. Aufstieg und Fall des Dritten Reiches. Sonderausgabe Gondrom 1990: 187.
"Schon sieben Jahre vorher hatte Hitler in einer nichtöffentlichen Rede in Hamburg erklärt: [i]'Wenn eine Bewegung den Kampf gegen den Marxismus durchführen will, hat sie genauso intolerant zu sein wie es der Marxismus selber ist. Sie darf keinen Zweifel darüber lassen... wenn wir siegen, wird der Marxismus vernichtet, und zwar restlos; auch wir kennen keine Toleranz. Wir haben nicht eher Ruhe, bis die letzte Zeitung vernichtet ist, die letzte Organisation erledigt ist, die letzte Bildungsstätte beseitigt ist und der letzte Marxist bekehrt oder ausgerottet ist. Es gibt kein Mittelding.[/i]'" Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 16.
"Erst die nach dem Reichstagsbrand erlassene Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat hob neben anderen Grundrechten der Weimarer Verfassung auch die Unverletzlichkeit der persönlichen Freiheit auf und schuf damit die Grundlage zur polizeilichen Verhaftung von politischen Gegnern (im weitesten Sinne)..." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 14.
"Während der vertraulichen Sitzung des Reichskabinetts, das nach dem Reichstagsbrand am Vormittag des 28. Februar 1933 die geplante Vorordnung beriet, äußerte Hitler (laut Protokoll), [i]'dass jetzt eine rücksichtslose Auseinandersetzung mit der KPD dringend geboten sei. Der psychologisch richtige Moment für diese Auseinandersetzung sei jetzt gekommen' [/i]und dürfe[i] 'nicht von juristischen Erwägungen abhängig gemacht werden.' [/i]Und weiter äußerte er: [i]'Nachdem die Brandstiftung im Reichstagsgebäude sich ereignet habe, zweifle er nicht mehr daran, dass die Reichsregierung nunmehr bei den Wahlen 51 Prozent erobern werde.'[/i]
"In Berlin gab Göring noch in der Nacht zum 28. Februar Anweisung zur Verhaftung sämtlicher kommunistischer Reichstags- und Landtagsabgeordneter sowie einiger Tausend sonstiger kommunistischer Funktionäre." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 17.
NS01
<center> </center>
"Der zeitliche Schwerpunkt der ersten, vornehmlich gegen kommunistische Funktionäre gerichteten Welle von Schutzhaftanordnungen durch die preußische Polizei fiel in die Monate März und April 1933. Für einen großen Teil der insgesamt 34 preußischen Regierungsbezirke liegen genaue Angaben über die in beiden Monaten... in Schutzhaft genommenen Personen vor.... Zahl der in den gemeldeten preuß. Regierungsbezirken in Schutzhaft genommenen Personen: 16.354.
Diese Teilzahl, die sich auf rund 60 Prozent der preußischen Regierungsbezirke beziehen, ergeben mit großer Wahrscheinlichkeit, dass die Gesamtzahl der in Preußen in den Monaten März/April 1933 von der Polizei in Schutzhaft genommenen Personen mindestens 25.000 (wahrscheinlich etwas höher) gelegen haben muss, zumal die beträchtlichen Verhaftungen in der Reichshauptstadt Berlin in den verwendeten Unterlagen nicht enthalten sind.
Es handelt sich bei diesen rund 25.000 Verhafteten in Preußen nur um die von der Polizei gemeldeten Schutzhaftfälle. Die vor allem in den Großstädten von SA und SS durchgeführten 'wilden' Verhaftungen von politischen Gegnern sind darin nicht enthalten." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 20.
"Trotz allen Terrors und aller Einschüchterung stimmte die Mehrheit des deutsches Volkes am 5. März 1933, dem Tage der letzten demokratischen Wahl, gegen Hitler. Zwar stand die NSDAP mit 17.277.180 für sie abgegebenen Stimmen, 5,5 Millionen mehr als bei der letzten Wahl, an der Spitze, doch stellten diese Stimmen nur 44 Prozent der Gesamtzahl dar. Eine eindeutige Majorität fehlte Hitler immer noch.... Immerhin hatte die Regierung mit den 288 Mandaten der Nationalsozialisten und den 52 der Deutschnationalen im Reichstag eine Mehrheit von 18 Sitzen. Das mochte genügen für die Erledigung der täglichen Regierungsgeschäfte, war aber noch weit entfernt von der Zweidrittelmehrheit, die Hitler benötigte, um einen neuen, kühnen Plan durchzuführen, nämlich die Errichtung seiner Diktatur mit Zustimmung des Parlaments." Shirer, W.L. Aufstieg und Fall des Dritten Reiches. Sonderausgabe Gondrom 1990: 192.
"Die gewaltsame Ausschaltung der Kommunisten, die in dem am 5. März gewählten Reichstag ihre Sitze nicht mehr einnehmen konnten, befreite Hitler von diesem am meisten gehassten Gegner und schuf die entscheidende Voraussetzung durch Durchführung des mit Zweidrittel-Mehrheit zu beschließenden Ermächtigungsgesetzes (23. März 1933), das Hitler ein wesentliches Stück näher an die absolute Staatsführung heranbrachte." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 23.
"Von der neuen Position aus konnte eine Reihe weiterer Gegner eliminiert werden: Am 2. Mai fand die Aktion zur Zerschlagung der Freien Gewerkschaften statt, am 9. Mai wurde das Vermögen des Reichsbanners und der SPD beschlagnahmt, am 22. Juni die Sozialdemokratische Partei offiziell verboten und am 7. Juli ihre Mandate im Reichstag, den Landtagen und Kommunalvertretungen kassiert." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 23.
"In Preußen wuchs die Zahl der Schutzhaftgefangenen nach leichtem Absinken im Mai und Juni wieder auf 14.000 an. Im Juni 1933 hatte das Preußische Innenministerium insgesamt sechs Lager offiziell als staatliche (und aus der preußischen Staatskasse finanzierte) Konzentrationslager anerkannt..." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 24.
"Man plante eine Konzentration der preußischen Schutzhäftlinge in den Moorgebieten des Emslandes, wodurch zugleich ein produktiver Einsatz erreicht werden sollte. Durch Ausbau der dort schon errichteten Konzentrationslager (Esterwegen, Börgermoor) sollte eine Gesamtkapazität für 10.000 Gefangene geschaffen werden, da [i]'für die nächsten Jahre mit einer Dauerzahl von 10.000 Häftlingen zu rechnen' [/i]sei. Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 24.
"Nach einer internen Aufstellung des Reichsministeriums des Innern befanden sich am 31. Juli 1933 im Reichsgebiet insgesamt 26.789 Personen in Schutzhaft." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 24.
"Der preußische Justizminister verkündete am 25. Juli 1933 in einer allgemeinen Verfügung an die Staatsanwaltschaften [i]'aus Anlass der Beendigung der nationalsozialistischen Revolution'[/i] eine Amnestierung der Strafen oder Niederschlagung der Strafverfolgung in den meisten zurückliegenden Fällen, in denen SS- und SA-Angehörige sich bei der Verfolgung von Gegner straffällig gemacht hatten." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 25f.
<center>2.2. Zweite Phase (1934 - 1937):
Konzentrationslager werden zum allgegenwärtigen Herrschaftsinstrument</center>
"Die Jahre 1934 bis 1937 bildeten in der Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager in zweifacher Hinsicht eine Übergangsphase: In dieser Zeit wurden die meisten der in der revolutionären Phase nationalsozialistischer Machtergreifung namentlich von der SA gegründeten Sammelstätten und mehr oder weniger 'wilden' Lager für politische Gefangene geschlossen, die Zahl der Schutzhäftlinge im ganzen stark reduziert... Ausgehend von Dachau... kam es in der gleichen Zeit aber zu einer Monopolisierung und Vereinheitlichung der wenigen noch bestehenden Lager in der Hand der SS, zur Herausbildung eines Modells der inneren Lagerordnung und allgemeinen Regeln hinsichtlich der Kompetenzen, Bewachungsmannschaften usw., ferner auch zu einer Ausdehnung der Konzentrationslager auf andere nichtpolitische Personengruppen." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 46.
Es war"vor allem auch das Bestreben Himmlers, die Lager als Bezirke eigenen Rechts außerhalb der Strafgesetze und der ordentlichen Strafjustiz zu organisieren." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 48.
"Als Eicke 1934 von Himmler die Übernahme der Konzentrationslager in die Hand der SS und ihrer Neuorganisation beauftragt war, bestand ein wesentlicher Teil seiner Aufgabe darin, die zum Teil noch in kleinen örtlichen Lagern über das Reichsgebiet verstreuten Schutzhäftlinge in einigen größeren Lagern zusammenzufassen und in diesen eine einheitliche Leitung und Bewachung durch SS-Führer und -Mannschaften durchzusetzen. Im März 1935 war dieser Prozess so weit gediehen, dass der Aufsicht Eickes sieben Lager (Dachau, Esterwegen, Lichtenburg, Sachsenburg, Columbia-Haus, Oranienburg, Fuhlsbüttel bei Hamburg) unterstanden, in denen sich insgesamt 7.000 bis 9.000 Häftlinge befunden haben dürften.
Bei sämtlichen dieser Lager waren kasernierte SS-Wachmannschaften stationiert. Sie gehörten seit Ende 1934 nicht mehr zum Gesamtverband der allgemeinen SS, sondern wurden als 'SS-Wachverbände' oder - nach ihrem in Dachau schon 1933 eingeführten Totenkopfabzeichen auf dem Kragenspiegel - als 'SS-Totenkopfverbände' bezeichnet..." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 61.
NS03
<center> </center>
"Nach der sogenannten Reichskristallnacht vom 9. November 1938 (wurden) im Reichsgebiet ca. 35.000 Juden zusammengetrieben und auf besonderen Befehl Hitlers vorübergehend in die Konzentrationslager eingewiesen...
In die Lager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen wurden im November 1938 je ca. 10.000 Juden eingeliefert, die nur äußerst notdürftig untergebracht werden konnten.... Dr. Best (Vertreter des Reichsführers-SS)... wies daraufhin, dass 'die Ereignisse in den letzten Tagen eine Steigerung der Häftlingszahl von 24.000 auf rund 60.000 gebracht hätten."" Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 79f.
"Die nach der 'Kristallnacht' festgenommenen Juden, meist wohlhabende Bürger, blieben nur einige Wochen in den Lagern und wurden entlassen, nachdem sie sich verpflichtet hatten, aus Deutschland auszuwandern." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 80.
"Im Frühjahr und Sommer 1939 gingen die Häftlingszahlen in den drei großen Lagern Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald auf je 5.000 bis 6.000 zurück.... Die Gesamtzahl der Häftlinge betrug bei Kriegsbeginn rund 25.000." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 81.
"Seit 1937 hatten auch die Totenkopfverbände eine starke Vermehrung erfahren." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 81.
<center>2.4. Die letzte Phase (Kriegsjahre 1939 - 1945):
KZs als Arbeits- und Vernichtungslager</center>
"Der Beginn des Krieges stellt die eigentliche Zäsur in der Entwicklung der Konzentrationslager dar.... Höß schrieb in seinen Erinnerungen: 'Es kam der Krieg und mit ihm die große Wende im Leben der Konzentrationslager.' Erst in den Kriegsjahren schwoll die Zahl der Lager und Häftlinge ins Riesenhafte an. Jetzt veränderte sich aber auch der Personenkreis der Häftlinge wesentlich. Bei Kriegsende befand sich in den Lagern im Durchschnitt nur noch eine Minderheit von 5 - 10 Prozent deutscher Häftlinge. Die übergroße Mehrheit bestand aus Angehörigen fremder Nationalität... Und unter ihnen war wiederum die Zahl der jüdischen Häftlinge besonders umfangreich." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 82.
NS04
<center> </center>
"In Treblinka, Belzec, Sobibor, Chelmo wurden die mit Bahn- und Lastwagentransporten eintreffenden Juden regelmäßig kurz nach der Ankunft so gut wie ausnahmslos vernichtet.... Nur in Auschwitz, wo die beiden Zwecke (Vernichtung und Arbeitseinsatz der Juden) an einem Ort konkurrierten, entstand jenes Ausleseverfahren der sogenannten Selektion, dem jeder ankommende Judentransport unterworfen wurde: aus der Masse der deportierten jüdischen Männer, Frauen und Kinder sonderten SS-Ärzte und SS-Führer auf der sogenannten 'Rampe' von Birkenau... ein größere oder kleinere Anzahl von Arbeitsfähigen (bevorzugt Jugendliche, Männer mittleren Alters und arbeitsfähige Frauen ohne Kinder) aus, die von der Vernichtung ausgenommen, als Häftlinge registriert und in das angrenzende Lager überwiesen wurden, wo sie eine Chance des Überlebens hatten, solange sie arbeitsfähig blieben." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 109.
"Eine Stärkemeldung von WVHA vom 15. August 1944 beziffert die damalige Gesamtzahl der KL-Häftlinge mit 524.286 Personen, davon 379.167 Männer und 145.119 Frauen." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 132.
"Laut Aufstellung vom 15. Januar 1945 gab es damals im Reichsgebiet 714.211 Konzentrationslager-Häftlinge (511.537 Männer und 202.674 Frauen). Zur gleichen Zeit betrug die Stärke der SS-Wachmannschaften rund 40.000 Mann." Broszat, M.: Anatomie des SS-Staates, Bd. 2: 132.
NS05
<center>[img][/img] </center>
Wal Buchenberg 09.10.2006
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nereus
10.10.2006, 11:10
@ Buchenberg
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Re: Zur Geschichte der NS-Konzentrationslager - wal |
-->Hallo Wal!
Kannst Du mir bitte sagen, aus welchem Lager dieses Bild stammt?
[img][/img]
mfG
nereus
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- Elli -
10.10.2006, 12:37
@ Buchenberg
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Re: @Wal: Findest du die Quelle nicht etwas einseitig? (o.Text) |
-->
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Buchenberg
10.10.2006, 12:59
@ - Elli -
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Re: @Elli: Was kommt dir an der Quelle einseitig vor? (o.Text) |
-->
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Buchenberg
10.10.2006, 13:02
@ nereus
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Re: Bild stammt aus den Dokumenten des Nürnberger Prozesses. (o.Text) |
-->
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Tempranillo
10.10.2006, 13:59
@ Buchenberg
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Re: IMT sagt von sich selbst, daß es an Beweisregeln nicht gebunden war (o.Text) |
-->
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- Elli -
10.10.2006, 14:04
@ Buchenberg
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Re: @Wal: Was erwartest du von vom Staat bezahlten Gutachtern? (o.Text) |
-->
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Theo Stuss
10.10.2006, 14:04
@ - Elli -
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Re: Und vor allem, er hat ja Redefreiheit! (o.Text) |
-->
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Buchenberg
10.10.2006, 14:14
@ - Elli -
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@Elli. Bezahlte Gutachten. Das ergibt vielleicht einen Verdacht, keinen Beleg (o.Text) |
-->
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nereus
10.10.2006, 14:41
@ Buchenberg
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Re: Bild stammt aus den Dokumenten des Nürnberger Prozesses. - Wal |
-->Hallo Wal!
Ich meinte eigentlich eine Angabe zum Lagernamen, wie z.B. Buchenwald, Dachau oder Majdanek.
Durch eine Zuordnung ließe sich das Bild meiner Ansicht nach besser einordnen.
Die Leichen sehen aus wie verhungert und daher vermute ich ein Bild aus den letzten Kriegs- bzw. ersten Friedenswochen.
In dieser Zeit war nämlich die komplette Infrastruktur Deutschlands zusammengebrochen, was sich natürlich verheerend auf die Lagerversorgung auswirkte.
Dieser Umstand wird immer gerne verschwiegen, dürfte aber Zehntausenden Lagerinsassen in den letzten Monaten zum Verhängnis geworden sein, was natürlich wiederum nicht die Verbrechen eines Lagerbetriebes an sich unter den Teppich kehren soll.
mfG
nereus
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- Elli -
10.10.2006, 14:51
@ Buchenberg
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Re: @Wal: Eben! (o.Text) |
-->
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Baldur der Ketzer
10.10.2006, 14:56
@ nereus
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Re: Bilder - nereus |
-->Hallo, nereus,
mal eine grundsätzliche Anmerkung zu Fotos. Es gibt Leute, die sich die Mühe machten und verschiedene angebliche Fotos einmal auf zutreffende anatomische Verhältnisse oder andere Plausibilitäten untersuchten. Und zum Schluß kamen, da gibt es Bilder, die können augenscheinlich keine Fotos sein, sondern Zeichnungen. Zumindest aber seien sie retuschiert, um einen anderen Aussagegehalt zu transportieren.
Und dann gibts noch die Möglichkeit, daß es keine authentischen Bilder sind, sondern gestellte, mit hindrappierten Schaustücken. Ggf. künstlichen und nicht organischen Ursprungs. Hollywood würde das Requisiten nennen.
Nun trifft das sicher nicht für alle *Fotos* bzw. Bilder zu, aber unterstreicht die Notwendigkeit Deines Einwandes, doch allem einmal etwas genauer nachzuspüren.
Beste Grüße vom Baldur
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Tassie Devil
10.10.2006, 15:13
@ Buchenberg
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Re: @Wal - 1 Beleg |
-->"Der Führer des NS-Rechtswahrerbundes und Präsident der Akademie für Deutsches Recht, Dr. Hans Frank... schrieb in einer persönlichen Aufzeichnung vom 28. August 1942: 'In fortschreitendem Maß hat sich leider auch in den Reihen der nationalsozialistischen Staatsführer der Gesichtspunkt vorherrschend gezeigt, dass die Autorität desto gesicherter sei, je unbedingter die Rechtsunsicherheit auf seiten der machtunterworfenen Staatsbürger sich darstelle. Die Ausweitung des willkürlichster Anwendung ausgelieferten Vollmachtsbereichs der polizeilichen Exekutivorgane hat zur Zeit ein solches Maß erreicht, dass man von einer völligen Rechtlosmachung des einzelnen Volksgenossen sprechen kann. Freilich wird dieser Umstand begründet mit der Notwendigkeit der völligen Zusammenballung aller nationalen Energien auf ein Ziel und vor allem der völligen Unterbindung jeder Möglichkeit oppositioneller Störungen...
Wenn es so wie heute möglich ist, dass jeder Volksgenosse ohne jede Verteidigungsmöglichkeit auf jede Zeitdauer in ein Konzentrationslager gebracht werden kann, wenn es so ist, dass jede Sicherstellung von Leben, Freiheit, Ehre, anständig erworbenem Vermögen usw. entfällt, dann entfällt damit nach meiner festen Überzeugung auch die ethische Beziehung zwischen Staatsführung und Volksgenossen völlig.'" Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 95.
Ob es Frank wie auch spaeter Buchheim noch moeglich gewesen waere, ihre Gedanken zu Papier zu bringen, waere der 22. Juni 1941, Tag des Beginns des deutschen"Ueberfalls" auf Russland, komplett ausgefallen?
Ich bezweifle das sehr stark, Wal, denn beiden waren weder die imperialen Gelueste des Josef Stalin mit ihren westeuropaischen Perspektiven in ihren wahren Umfaengen und Umstaenden an diesem Tage bekannt, noch konnten sie das"Schwarzbuch des Kommunismus" gelesen haben, das ich Dir zu Deinem eigenen Lesegenuss nur waermstens empfehlen kann.
Am 28. August 1942 befand sich das dritte deutsche Reich jedenfalls bereits rund 3 Jahre im Kriegszustand, auch schrieben die GeCHichte immer nur die Sieger und nie die Verlierer.
Im uebrigen, bereits der Buchtitel"Anatomie des"SS"-Staates" des Autors Buchheim suggeriert einen tendentioesen einseitigen Zustand des dritten deutschen Reiches, wie er vor Kriegsbeginn am 1.9.1939 im wesentlichen nicht zutraf, jedoch garantierte die Wahl dieses Buchtitels dem Autor allemal hoehere Umsatzzahlen.
Soviel mal zur Einseitigkeit aus meiner Tastatur.
Gruss
TD
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Buchenberg
10.10.2006, 15:28
@ - Elli -
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Re: @Elli: Eben? |
-->Hallo Elli,
vielleicht haben die Herren gerade deshalb gut gearbeitet, weil sie gut bezahlt worden sind?
Im übrigen entsteht Wahrheit immer aus einer Konfrontation von Einseitigkeiten.
Etwas sei"einseitig" ist ein nichtssagender Vorwurf.
Jedes einzelne Posting in deinem Forum hier ist"einseitig". Trotzdem kann mensch was aus dem Forum lernen.
Gruß Wal
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kosh
10.10.2006, 16:49
@ Tassie Devil
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Re:"ethische Beziehung zwischen Staatsführung und Volksgenossen" |
-->>"Wenn es so wie heute möglich ist, dass jeder Volksgenosse ohne jede Verteidigungsmöglichkeit auf jede Zeitdauer in ein Konzentrationslager gebracht werden kann, wenn es so ist, dass jede Sicherstellung von Leben, Freiheit, Ehre, anständig erworbenem Vermögen usw. entfällt, dann entfällt damit nach meiner festen Überzeugung auch die ethische Beziehung zwischen Staatsführung und Volksgenossen völlig."
Geschichte live.
Man soll stets das Positive in den Dingen vermuten, statt mich also zu grämen lehne ich mich zurück und geniesse den Entfall der ethischen Beziehung des Imperiums und seinen Volksgenossen. Den Untergang werde ich wohl nicht mehr erleben, man kann eben nicht"dä Foifer und's Weggli" haben (± den Fünfer und die Semmel (aus der Zeit als ein"Weggli" noch für"foif" Rappen zu haben war)).
Danke Tassie
Grüsse
kosh
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Tarantoga
10.10.2006, 16:52
@ Buchenberg
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Re: Der Führergedanke |
-->>Den Grundgedanken dieser Führergewalt hat seinerzeit in treffender Weise Ernst Rudolf Huber in seinem 'Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches' formuliert: 'Das Amt des Führers hat sich aus der nationalsozialistischen Bewegung entwickelt. Es ist in seinem Ursprung kein staatliches Amt.... Die Führergewalt ist umfassend und total; sie vereinigt in sich alle Mittel der politischen Gestaltung; sie erstreckt sich auf alle Sachgebiete des völkischen Lebens; sie erfasst alle Volksgenossen, die dem Führer zu Treue und Gehorsam verpflichtet sind.... In seinem Willen tritt der Volkswille in Erscheinung. Er wandelt das bloße Gefühl des Volkes in einen bewussten Willen; er schafft aus einem vielstrebigen Ganzen die einheitliche, einsatzbereite Gefolgschaft. Er bildet sich den wahrhaften Willen des Volkes, der von den subjektiven Überzeugungen der jeweils lebenden Volksglieder zu unterscheiden ist....
Er bildet in sich den völkischen Gemeinwillen und verkörpert gegenüber allen Einzelwünschen die politische Einheit und Ganzheit des Volkes; er setzt gegenüber den Einzelinteressen die geschichtliche Sendung der ganzen Nation durch.'" Buchheim, H: Anatomie des SS-Staates, Bd. 1: 16f.
Was bitte gibt es an so einer Ideologie zu beschönigen? Warum sollte man da noch Rechtfertigungsversuche starten wollen? Ich meine, das reicht schon um zu einem Urteil zu kommen...
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Tassie Devil
10.10.2006, 17:03
@ Baldur der Ketzer
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Re: Bildfaelschung |
-->>Hallo, nereus,
>mal eine grundsätzliche Anmerkung zu Fotos. Es gibt Leute, die sich die Mühe machten und verschiedene angebliche Fotos einmal auf zutreffende anatomische Verhältnisse oder andere Plausibilitäten untersuchten. Und zum Schluß kamen, da gibt es Bilder, die können augenscheinlich keine Fotos sein, sondern Zeichnungen. Zumindest aber seien sie retuschiert, um einen anderen Aussagegehalt zu transportieren.
>Und dann gibts noch die Möglichkeit, daß es keine authentischen Bilder sind, sondern gestellte, mit hindrappierten Schaustücken. Ggf. künstlichen und nicht organischen Ursprungs. Hollywood würde das Requisiten nennen.
>Nun trifft das sicher nicht für alle *Fotos* bzw. Bilder zu, aber unterstreicht die Notwendigkeit Deines Einwandes, doch allem einmal etwas genauer nachzuspüren.
Hallo Baldur,
Deinen Ausfuehrungen moechte ich ein Beispiel neuester Zeit hinzufuegen, es stammt aus dem Beitrag eines Forumteilnehmers (Gaaeehndie) zum Thema der Euthanasie:
Typische Bildfaelschung
Einmal ganz abgesehen davon, dass sich Bilder-/Fotofaelscher das Alter von jahrzehnte alten Fotoaufnahmen fuer ihre Zwecke und auf ihre Art und Weise opportunistisch passend zu Nutze machen, zu obiger Fotoaufnahme des angeblichen Vergasungsgebaeudes in der Angelegenheit Grafeneck stelle ich folgenden Sachverhalt wie folgt fest:
1. Die linke im Winkel von 180 Grad geoeffnete Tuerhaelfte des Vergasungsraumes 1 von links wurde eingezeichnet, das ist insbesondere am schraegen Aufwaertsbalken auf der Innenseite dieser Tuere zu erkennen.
2. Die Schattenverlaeufe der jeweils rechten, im Winkel von 90 Grad zum Gebaeude-/Dachrandverlauf geoeffneten Tuerhaelften der Vergasungsraeume 1 und 2, werden aufgrund des Sonnenstandes, der auch u.a. am Kamin zu ersehen ist, auf dem flachen Boden ausserhalb des Gebaeudes vor den Vergasungraeumen 2 und 3 auf eine inkompatible und somit gefaelschte Weise projiziert, auch ist die Geometrie des Schattenverlaufes an den oberen rechten Tuerecken unstimmig zueinander. Sehenswert ist insbesondere der Umstand, dass aufgrund des deutlich erkennbaren Schattenverlaufes auf dem Boden die Sonne in zwei hellen schmalen Streifen auf der jeweils rechten Seite vor den Vergasungsraeumen 2 und 3 sogar bis in das Innere dieser beiden Gebaeuderaeume einstrahlt, wo sie enden, diese Geometrie erfordert die Sonnenfaehigkeit des"um-die-Ecke-"strahlens.
Es wurde und wird des oefteren gefaelscht, dass sich die Balken biegen.
>Beste Grüße vom Baldur
Gruss
TD
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Tassie Devil
10.10.2006, 17:27
@ Buchenberg
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Re: @Wal: Eben? |
-->>Im übrigen entsteht Wahrheit immer aus einer Konfrontation von Einseitigkeiten.
Aber nein doch, Wal, nicht die"Konfrontation von Einseitigkeiten" sondern die Ausgewogenheiten der Verhaltnisse sind es, die die Erde drehen lassen.
>Etwas sei"einseitig" ist ein nichtssagender Vorwurf.
Keinesfalls, er drueckt bildhaft aus, dass eine Schaale einer Balkenwaage zuviel ihres Inhalts enthaelt, was ihre einseitige Lastigkit zur Folge hat.
>Jedes einzelne Posting in deinem Forum hier ist"einseitig".
Nein, Subjektivitaet und Einseitigkeit sind zwei paar Stiefel.
>Trotzdem kann mensch was aus dem Forum lernen.
Ich hoffe doch. ;-)
>Gruß Wal
Gruss
TD
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dottore
10.10.2006, 17:43
@ nereus
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Re: Bergen-Belsen (o.Text) |
-->
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nereus
10.10.2006, 22:12
@ dottore
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Re: Bergen-Belsen (o.Text) - dottore |
-->Hallo dottore!
Danke für die Info.
Was die verhungerten Leichen betrifft, scheint sich aber mein Verdacht zu bestätigen.
In „History of the Second World War (Band 7, Nr. 15) wird ein Bericht eines gewissen Dr. Russel Burton zitiert, der als Medizinstudent kurz nach dem Krieg einen Monat in Bergen-Belsen weilte.
Er meinte u.a., daß die extremen Unterernährungen erst in den Monaten des Jahres 1945 auftraten, also kurz vor dem totalen Zusammenbruch.
Deutsche Sanitätsoffiziere hätten ihm berichtet, daß alles bombardiert wurde was auf den Autobahnen fuhr und somit die Versorgung mit Lebensmitteln extrem erschwert worden war.
Er selbst fand Aufzeichnungen über große Nahrungsmittelmengen in den Jahren zuvor die keinesfalls eine absichtliche Politik des später propagierten Aushungerns bestätigt.
B.-Belsen war am Ende stark überbelegt, so daß sich die Situation weiter verschärfte.
Quelle: Der H. vor Gericht von Robert Lenski, (Seite 197 bis 199)
Ich erinnere mich dunkel im Buchenwald-Film, bei einem Besuch der Gedenkstätte zu DDR-Zeiten, ähnliche Szenen gesehen zu haben, wo man große Haufen solcher abgemagerten Leichen mit der Planierraupe in Gruben schob.
Die Buchenwald-Häftlinge mußten jedoch z.T. absolute Schwerstarbeit leisten (z.B. Stollen in den Thüringer Wald treiben), so daß eine verordnete Aushungerung völlig kontraproduktiv gewesen wäre gegenüber der großen Eile noch mit allen Mitteln irgendwelche militärischen Projekte zu Ende zu bringen.
mfG
nereus
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apoll
10.10.2006, 23:34
@ Buchenberg
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Re: @Elli: Eben? |
-->>Hallo Elli,
>vielleicht haben die Herren gerade deshalb gut gearbeitet, weil sie gut bezahlt worden sind?
>Im übrigen entsteht Wahrheit immer aus einer Konfrontation von Einseitigkeiten.
>Etwas sei"einseitig" ist ein nichtssagender Vorwurf.
>Jedes einzelne Posting in deinem Forum hier ist"einseitig". Trotzdem kann mensch was aus dem Forum lernen.
>Gruß Wal
Ach Wal bring doch mal einen Auszug des Archipel Gulag, nach dem zweiten Band hatte ich genug zu kotzen. Immer nur das dritte Reich,das wird doch langweilig, oder bringt es Vorteile, Beförderungen etc.Ap.
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apoll
10.10.2006, 23:48
@ nereus
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Re: Bergen-Belsen (o.Text) - dottore |
-->>Hallo dottore!
>Danke für die Info.
>Was die verhungerten Leichen betrifft, scheint sich aber mein Verdacht zu bestätigen.
>In „History of the Second World War (Band 7, Nr. 15) wird ein Bericht eines gewissen Dr. Russel Burton zitiert, der als Medizinstudent kurz nach dem Krieg einen Monat in Bergen-Belsen weilte.
>Er meinte u.a., daß die extremen Unterernährungen erst in den Monaten des Jahres 1945 auftraten, also kurz vor dem totalen Zusammenbruch.
>Deutsche Sanitätsoffiziere hätten ihm berichtet, daß alles bombardiert wurde was auf den Autobahnen fuhr und somit die Versorgung mit Lebensmitteln extrem erschwert worden war.
>Er selbst fand Aufzeichnungen über große Nahrungsmittelmengen in den Jahren zuvor die keinesfalls eine absichtliche Politik des später propagierten Aushungerns bestätigt.
>B.-Belsen war am Ende stark überbelegt, so daß sich die Situation weiter verschärfte.
>Quelle: Der H. vor Gericht von Robert Lenski, (Seite 197 bis 199)
>Ich erinnere mich dunkel im Buchenwald-Film, bei einem Besuch der Gedenkstätte zu DDR-Zeiten, ähnliche Szenen gesehen zu haben, wo man große Haufen solcher abgemagerten Leichen mit der Planierraupe in Gruben schob.
>Die Buchenwald-Häftlinge mußten jedoch z.T. absolute Schwerstarbeit leisten (z.B. Stollen in den Thüringer Wald treiben), so daß eine verordnete Aushungerung völlig kontraproduktiv gewesen wäre gegenüber der großen Eile noch mit allen Mitteln irgendwelche militärischen Projekte zu Ende zu bringen.
>mfG
>nereus
Hi, ich habe auch gelesen,das die Zufahrtswege absichtlich bombartiert wurden um diese Zustände herbeizuführen.500 Jahre hat die Kirche Geschichten erzählt und Geschichte geschrieben, die heute in den Schulbüchern Eingang gefunden haben. 60 Jahre schreibt der WKII Sieger die Geschichte und in den Verträgen steht, dass niemals diese Geschichten angezweifelt bzw. in Frage gestellt werden dürfen. Es ist sinnlos unter den gegebenen Gesetzen diese Dinge zu diskutieren.Alle sogenannten Wissenschaftler schaffen längst kein Wissen mehr, sondern sorgen nur noch dafür die bestehenden Verhältnisse zu betonieren, und ich glaube alle Schreiberlinge stehen im Sold der Machthaber, Prostituierte unter dem Pimat des Geldes. Mehr kann ich dazu nicht sagen/schreiben. Ap.
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apoll
10.10.2006, 23:50
@ Buchenberg
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Re: Bild stammt aus den Dokumenten des Nürnberger Prozesses. (o.Text) |
-->Entlastende Dokomente wurden nicht zugelassen. Es war ein Siegertribunal, Ankläger und Richter waren dieselbigen. Ap.
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apoll
10.10.2006, 23:55
@ Baldur der Ketzer
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Re: Bilder - nereus |
-->>Hallo, nereus,
>mal eine grundsätzliche Anmerkung zu Fotos. Es gibt Leute, die sich die Mühe machten und verschiedene angebliche Fotos einmal auf zutreffende anatomische Verhältnisse oder andere Plausibilitäten untersuchten. Und zum Schluß kamen, da gibt es Bilder, die können augenscheinlich keine Fotos sein, sondern Zeichnungen. Zumindest aber seien sie retuschiert, um einen anderen Aussagegehalt zu transportieren.
>Und dann gibts noch die Möglichkeit, daß es keine authentischen Bilder sind, sondern gestellte, mit hindrappierten Schaustücken. Ggf. künstlichen und nicht organischen Ursprungs. Hollywood würde das Requisiten nennen.
>Nun trifft das sicher nicht für alle *Fotos* bzw. Bilder zu, aber unterstreicht die Notwendigkeit Deines Einwandes, doch allem einmal etwas genauer nachzuspüren.
>Beste Grüße vom Baldur
Hi um die Bösartigkeit der Deutschen darzustellen, hat während des WKI die britische Northcliff Presse sogar Bilder aus dem amerikanischen Sessionskrieg an die Ã-ffentlichkeit gebracht,-denk an die Kinder die der Kaiser gefressen haben soll und an die angehackten Kinderhände,an die Brutkästen in Kuweit, u.s.w. die Verdrehungen und Lügen sind unzählbar. Ap.
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nereus
11.10.2006, 07:49
@ apoll
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Re: Bergen-Belsen (o.Text) - apoll |
-->Hallo Apoll!
Du schreibst: Hi, ich habe auch gelesen,das die Zufahrtswege absichtlich bombartiert wurden um diese Zustände herbeizuführen.
Das könnte ich mir gut vorstellen.
Der sinnlose Vernichtungsfeldzug gegen deutsche Städte und Zivilisten, bei denen wahrscheinlich mehr Menschen umkamen als in allen Konzentrationslagern zusammen, spricht für diese These.
Ich hatte vor längerer Zeit mal die Frage in die Runde geworfen, warum die Alliierten anstelle ihrer Brandbomben keine Flugblätter über den großen Städten abwarfen, um auf die behauptete Vernichtung von Millionen Menschen im Osten hinzuweisen. Jeder, der irgendwie konnte, hörte damals heimlich BBC und die Engländer wußten das natürlich. Es wäre also ein leichtes und wenig Geld kostendes Spiel gewesen die Nazis propagandistisch auszuhebeln.
Die Reichsführung wäre in große Erklärungsnot gekommen und man hätte die Karten auf den Tisch legen müssen.
Doch diesen Schachzug unterließ man seltsamerweise und heute stülpt man die Gedankenkontrolle über das Thema.
Wer 2 und 2 zusammenzählen kann dürfte die Zusammenhänge ahnen.
Aber wer gibt schon gerne zu sein bisheriges Leben an den falschen Gott geglaubt zu haben, um damit zum nächsten Punkt überzuleiten.
500 Jahre hat die Kirche Geschichten erzählt und Geschichte geschrieben, die heute in den Schulbüchern Eingang gefunden haben.
Könnte es nicht sein, daß Deine Meinung zur Kirchengeschichte nicht auch einer nachträglichen Manipulation zum Opfer gefallen sein könnte?
Die Kirche als irdisches Machtinstrument hat sicher große Schuld auf sich geladen, allerdings muß man auch nicht alles glauben, was einem die späteren"Aufklärer" so alles unterjubeln wollen.
mfG
nereus
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Holmes
11.10.2006, 10:04
@ apoll
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Re: Tragödie des Krieges |
-->>Hi um die Bösartigkeit der Deutschen darzustellen, hat während des WKI die britische Northcliff Presse sogar Bilder aus dem amerikanischen Sessionskrieg an die Ã-ffentlichkeit gebracht,-denk an die Kinder die der Kaiser gefressen haben soll und an die angehackten Kinderhände,an die Brutkästen in Kuweit, u.s.w. die Verdrehungen und Lügen sind unzählbar. Ap.
Hi Apoll,
das gehört alles unter die Rubrik"Propaganda", die auf beiden Seiten eines Konfliktes genutzt wird, um Vorteile zu erringen. Beide Seiten setzen auf den zukünftigen Sieg und darauf, dass SIE dann für ihre Lügen (die ja notwendig waren, um den bösen Gegener zu bezwingen) nicht zur Verantwortung gezogen werden. Wie sollte es (leider) auch anders sein? Dass eine Seite eine Waffe (in diesem Fall Propaganda) nicht nutzt und damit das Risiko eingeht, im Konflikt zu unterliegen und dann selber der Depp zu sein?
Die Rechten meinen, dass die Nazis die"Guten" waren, die anderen, dass die Alliierten die Guten waren. Aber beide Seiten haben im Krieg sehr viele Tote produziert und dass nicht immer auf"faire" Weise.
Meine Position zu dem Thema ist mittlerweile, dass in der Tragödie des Krieges niemand mit einer weissen Weste rauskommt. Die Parteien unterscheiden sich nur in der Anzahl und Größe der Flecken. Das die Siegermächte ihre Flecken nicht zeigen wollen, ist nachvollziehbar, denn wer heftet seine Generälen Orden an, weil sie gesiegt haben und schickt sie gleich danach ins Gefängnis?
Welcher Offizier würde unter solchen Umständen dienen wollen?
Es wird wohl leider immer wieder so ablaufen, denn auf eine andere Weise sind Kriege nicht durchführbar, oder?
Beste Grüsse,
Holmes
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dottore
11.10.2006, 14:17
@ Baldur der Ketzer
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Re: Auch 'Dokumente' haben so ihre Tücken |
-->Hi Baldur,
mit Beweisen ist das häufig kompliziert. Das bezieht sich nicht nur auf"Bilder".
Als jemand, der sich mit der Diplomatik (Urkundenlehre) auskennt, weiß ich bestens, dass"Dokumente" oft noch größere Schwierigkeiten bereiten.
Das „discrimen veri ac falsi“ (Unterscheidung von Echtem und Unechten bzw. Wahrem und Falschem) allein sagt dabei nichts aus. Denn nicht jedes „unechte“ Dokument muss auch einen gefälschten Tatbestand wiedergeben. Der Tatbestand ist oft genau so wie in dem Dokument dargestellt. Gerichte erkennen in der Regel nicht Tatbestände an, auch nicht, wenn sie durch Zeugenaussagen (oder Geständnisse) untermauert sind, sondern wollen auch entsprechende „Dokumente“ sehen, zumal, wenn auf solche Dokumente Bezug genommen wird.
Dies sei anhand einiger Dokumente aus der Nazi-Zeit dargestellt, die unstreitige Tatbestände wiedergeben, die aber bei kritischer Prüfung doch Mängel aufweisen bzw. Fragen aufwerfen. Die Dokumente sind sämtlich im Web frei zugänglich abrufbar, so dass ich mir die Wiederholung sparen kann.
Als Ausgangspunkt sei Hitler Euthanasie-Befehl (auf sog. Privatem Briefpapier, das den Adler mit Hakenkreuz und den Namen zeigt, Akten- oder sonstige Nummerierungs-Zeichen fehlen) genommen.
- Das Datum („1. Sept. 1939.“) passt nicht zum handschriftlichen Übergabe-Vermerk des damaligen Justizministers (Dr. Gürtner), der auf den 27. 8. 40 datiert ist (auf einer Web-Seite falsch mit 27. 9. bezeichnet). Das Dokument gilt in der Forschung allgemein als „rückdatiert“ (Kriegsbeginn). Wann Hitler den Befehl gegeben bzw. mit Blanko-Datum unterschrieben hat, lässt sich nicht ermitteln.
- Im Text steht ein „dass“. In einem Schreiben Hitlers („Adolf Hitler Privatkanzlei“; Tagebuch-Nr. AZD/378) an Hugo Eckener nach der Hindenburg-Katastrophe (Lakehurst, 6. Mai 1937) vom 9. Mai 1937 unterzeichnet, finden wir noch ein „daß“, wie dort überhaupt stark mit „ß“ geschrieben wird [„Geschehniße“, „anlaßlich“; allerdings unterschreibt der Herr auch einen Tippfehler („eingelitet“), was auf gewisse Schlamperei seines Sekretariats schließen lässt].
- In dem „Besprechungsprotokoll“ (Niederschrift: Adolf Eichmann) der Wannseekonferenz (20. Januar 1942) wiederum erscheint das übliche „daß“.
- In Hitlers „Politischem Testament“ (Bunker, 29. April 1945) ist wieder das „dass“ (zum „daß“ siehe gleich) zu sehen, ebenfalls ein „ausschliesslich“, was nicht rechtschreibkonform gewesen sein kann (vgl. Duden durchgehend bis heute).
- Das „Politische Testament“ ist in zwei Teilen überliefert, wobei in Teil II auf der letzten Seite, also über der Unterschrift des Diktators, rätselhafterweise doch ein „daß“ zu sehen ist. Wieso in einem solchen, sozusagen für die Geschichte und als Rechtfertigung gedachten Dokument ein „dass“ und ein „daß“ erscheinen, in Teil II sogar durch nur 7 Zeilen, allerdings auch einer neuen Seite getrennt, ist kaum zu erklären. Auch erscheint rätselhaft, warum in Teil I wiederum ein „massgebenden“ zu sehen ist, dazu ein „grossen“ und ein „äussersten“.
- Die Schreibmaschine(n) im Bunker hatte(n) möglicherweise auch kein SS in Form der bekannten Nazi-Runen, jedenfalls wurde die entsprechende Taste nicht genutzt. An zwei Stellen in Teil II erscheint „Reichsführer-SS“ (also mit doppeltem versalen „S“). Im Wannsee-Protokoll dagegen erscheint das Runen-SS und da der teilnehmende SS[Runen]-Oberführer Klopfer aus der „Partei-Kanzlei“ kam und Hitler Partei-Chef war und selbstverständlich von der Existenz der SS-Runen wusste, ist auch dieses Phänomen nicht befriedigend zu erklären.
- Im Euthanasie-Befehl erscheint zudem eine besondere Form des Trennungsstrichs, nämlich mit einer Leertaste davor, also spationiert. Dieses Schriftbild (z.B.
„er -
weitern“
und nicht
„er-
weitern“)
findet sich auch in dem Schreiben Hermann Görings, zunächst datiert „[fehlt] 7.1941“ an Heydrich (also Leertaste vor dem Trennungsstrich). In diesem Schreiben findet sich die SS-Rune, allerdings bereitet dieses Dokument dem Diplomatiker weiteres Kopfzerbrechen. Die Titulatur des prominenten Absenders ist nämlich getippt und nicht, was bei Göring mit seiner Prunk- und Prahlsucht zu erwarten wäre, gedruckt.
- Die Titulatur beginnt mit „Der Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches“. Das erstaunt, da zwar 1941 durchaus von „großdeutsch“ die Rede war (z.B. „großdeutsche Lösung“, auch das Huber'che"Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches" lag bereits vor, allerdings in sozusagen petitiver Form"zur Errichtung des Großdeutschen Reiches"). Die offizielle Umbenennung des Deutschen Reiches in „Großdeutsches Reich“ wurde aber erst durch Erlass vom 26. Juni 1943 (RK 7669 E) verfügt und auch die Briefmarken tragen diese Staatsbezeichnung erst ab 1943.
- Das Wort „Reichsverteidigung“ in Görings Titulatur ist ohne Leertaste getrennt („Reichsvertei-digung“), im folgenden Text finden sich jedoch die schon erwähnten Spationierungen („betei -liegen").
- Vollends verwirrt ist der Urkundenfachmann beim Göring-Schreiben allerdings durch die Tatsache, dass im Text kein „I“, sondern stattdessen stets ein „J“ vorkommt: „Jn Ergänzung der Jhnen bereits mit Erlaß [sic, also „ß“] vom 24.I.39 [sic und nicht etwa 24.1.39, wiewohl die schon erwähnte inkomplette Datierung darüber ein „1941“ zeigt, also die Eins als „1“ und nicht etwa als „I“] übertragenen Aufgabe,die [sic, keine Leertaste] Judenfrage einer [...] Lösung zuzu -führen.“ Oder auch: „Jch beauftrage Sie weiter...“ und „... Endlösung der Judenfrage vorzulegen“.
- Auf Mängel der Schriftbilder mit über die Zeile gerutschten Versalien bzw. unter die Zeile gerutschten Kleinbuchstaben sei auch hingewiesen sowie auf die unterschiedlichen Behandlungen der Datierung: abgekürzte, spationierte oder nicht spationierte Datumsangaben. Die Einrückungen bei Absätzen sind auch nicht einheitlich.
Bei Würdigung dieser offenkundigen und zahlreichen Defizienzen dieser Dokumente wäre - sofern Fälschungen oder Verfälschungen ausgeschlossen werden - zu folgern: Es gab in der NS- und Staatsspitze weder einheitliche Schreibweisen oder Schriftformen noch so etwas wie eine auch nur ansatzweise verbindliche deutsche Rechtschreibung. Oder die betreffenden Top-Sekretariate des Regimes waren mit völlig unfähigen Mitarbeitern besetzt.
Diese historisch-kritische Dokumentenschelte, und das sei nochmals ausdrücklich betont, sagt nichts über die zugrundeliegenden Tatbestände bzw. Sachverhalte aus. Aber doch über die Gerichte, die diese Schriftstücke ungeprüft zu den Akten nahmen und über die Historiker der NS-Geschichte, welche die betreffenden Texte in ihre Monographien und Aufsätze übernommen haben, ebenfalls ohne sie mit der erforderlichen wissenschaftlichen, d.h. quellenkritischen Sorgfalt untersucht zu haben.
Die Diplomatik ist bekanntlich eine „Historische Hilfswissenschaft“. Das sollte aber bei besonders heiklen, schwierigen und wichtigen Thematiken nicht dazu führen, dass ihre Hilfe von vorneherein ausgeschlagen oder ausgeschlossen wird.
Ad fontes (falls sich jemand damit beschäftigen möchte) + Gruß!
P.S.: Ob die im Web zugänglichen Dokumente den Originalen entsprechen, wurde nicht überprüft.
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nereus
11.10.2006, 15:51
@ dottore
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Re: Auch 'Dokumente' haben so ihre Tücken - dottore |
-->Hallo dottore!
Das war wieder ein ganz ausgezeichneter Beitrag von Ihnen.
Vor allem dieser Abschnitt gefällt mir außerordentlich.
Bei Würdigung dieser offenkundigen und zahlreichen Defizienzen dieser Dokumente wäre - sofern Fälschungen oder Verfälschungen ausgeschlossen werden - zu folgern: Es gab in der NS- und Staatsspitze weder einheitliche Schreibweisen oder Schriftformen noch so etwas wie eine auch nur ansatzweise verbindliche deutsche Rechtschreibung .
Oder die betreffenden Top-Sekretariate des Regimes waren mit völlig unfähigen Mitarbeitern besetzt.
Genau, so wird es wohl gewesen sein.
Diese historisch-kritische Dokumentenschelte, und das sei nochmals ausdrücklich betont, sagt nichts über die zugrundeliegenden Tatbestände bzw. Sachverhalte aus.
Das ist natürlich völlig klar.
Aber doch über die Gerichte, die diese Schriftstücke ungeprüft zu den Akten nahmen und über die Historiker der NS-Geschichte, welche die betreffenden Texte in ihre Monographien und Aufsätze übernommen haben, ebenfalls ohne sie mit der erforderlichen wissenschaftlichen, d.h. quellenkritischen Sorgfalt untersucht zu haben.
So kann man es auch umschreiben.
mfG
nereus
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XERXES
11.10.2006, 15:55
@ dottore
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Ich finde es erstaunlich |
-->Da wird auf Basis von Dokumenten ein gesamtes Geschichtsbild gezeichnet und wenn sich herausstellt, dass es sich um verfälschte Dokumente oder gar um Fälschung handelt, wird die 'Diplomatik' kurzerhand zur 'Hilfswissenschaft' degradiert.
Wie ist es denn mit den 'dokumenten', auf deren Grundlage deutsche Offiziere nach dem Krieg für das Massaker von Katyn hingerichtet wurden. Falsche Dokumente einer dennoch wahren Begebenheit?
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dottore
11.10.2006, 16:53
@ XERXES
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Re: Ich finde es erstaunlich |
-->Hi XERXES,
>Da wird auf Basis von Dokumenten ein gesamtes Geschichtsbild gezeichnet und wenn sich herausstellt, dass es sich um verfälschte Dokumente oder gar um Fälschung handelt, wird die 'Diplomatik' kurzerhand zur 'Hilfswissenschaft' degradiert.
Von"Degradierung" kann keine Rede sein. Vielmehr ist die Diplomatik im 17. Jh. entstanden, um die Masse an gefälschten Urkunden, besonders des frühen und hohen MA sichten und von den echten unterscheiden zu können.
Zu den sog. HH gehören auch Numismatik (Münzen), Sphragistik (Siegel) Heraldik (Wappen), Epigraphik (Inschriften) und anderes mehr. Die Bezeichnung ist allgemein üblich und keineswegs anrüchig oder abwertend.
>Wie ist es denn mit den 'dokumenten', auf deren Grundlage deutsche Offiziere nach dem Krieg für das Massaker von Katyn hingerichtet wurden. Falsche Dokumente einer dennoch wahren Begebenheit?
Von solchen Hinrichtungen aufgrund von Dokumenten ist mir nichts bekannt. Die Russen haben m.W. nach dem Krieg 6 oder 7 deutsche Kriesgefangene"wegen Katyn" erschossen. Grundlage waren Gutachten sojetischer Experten, die die Morde auf 1941, also unter deutscher Herrschaft über das Gebiet datierten. Tatsächlich waren sie 1940, also unter sowjetischer Herrschaft (Ostpolen).
In den Nürnberger Prozessen wurden Einlassungen der SU, die das Katyn-Massaker (Katyn nur Beerdigungsort, Massaker selbst an mehreren Orten) Deutschen in die Schuhe schieben wollen, zurückgewiesen.
Es gibt eine sowjetische Katyn-Akte (einziges mir bekanntes Dokument dazu; keine Einsicht, auch nie ein Faksimile gesehen), die von den Russen den Polen ausgehändigt wurde.
Gruß!
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Holmes
11.10.2006, 18:51
@ dottore
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Re: Auch 'Dokumente' haben so ihre Tücken - dottore |
-->>Bei Würdigung dieser offenkundigen und zahlreichen Defizienzen dieser Dokumente wäre - sofern Fälschungen oder Verfälschungen ausgeschlossen werden - zu folgern: Es gab in der NS- und Staatsspitze weder einheitliche Schreibweisen oder Schriftformen noch so etwas wie eine auch nur ansatzweise verbindliche deutsche Rechtschreibung. Oder die betreffenden Top-Sekretariate des Regimes waren mit völlig unfähigen Mitarbeitern besetzt.
Hi dottore,
ich vermute, dass sich die von Dir angesprochenen"Merkwürdigkeiten" zumindestens teilweise dadruch klären lassen, in dem man andere Dokumente aus der selben Zeit und demelben Ort damit vergleicht und feststellt, ob diese Dokumente auch diese Eigenschaften haben. Es gibt aufgrund der deutschen Dokumentierungswut ja wohl recht viele solcher Papiere und ich fände die Vorstellung sehr kühn, dass der gesamte Schriftverkehr gefälscht sein könnte.
- Gibt es andere Dokumente (mit trivialerem Inhalt), in denen die gleichen Unregelmäßigkeiten (fehlende SS-Runen, ungleiche Schreibweise etc.) zu finden sind?
- Wie ist es heutzutage mit dem berühmenten Druckfehlerteufel, der sich in jedes Buch einschleicht? Man darf nicht vergessen, dass damals nicht mit unendlich korrigierbaren Textverarbeitungssystemen gearbeitet, sonder direkt auf Papier getippt wurde. Ich habe in meinen Studienarbeiten so manches"Unschöne" (und dazu würde ich die aufgezählten Fakten zählen) stehen lassen, weil ich schlicht keine Lust zum Tippen mehr hatte
Ich finde die beschriebenden Fakten interessant, würde dahinter aber keine Fälschungen vermuten wollen, falls sich herausstellt, dass exakt dieselben Erscheinungen auch bei Dokumenten zu beonbachten sind, die nicht als Beweisstück für eine Anklage zu gebrauchen sind.
Gibt es zu diesem Themengebiet Forschungsarbeiten?
Beste Grüsse,
Holmes
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