Golden Boy
29.10.2006, 01:54 |
Disziplinierung durch Armut Thread gesperrt |
-->Kapitalbedingt wird von Politik und Medien das falsche Bild vom Tüchtigen, der nicht arm werden kann, ins Alltagsbewußtsein gehoben
...
Spaltungstendenzen innerhalb der Armutsbevölkerung erschweren die Gegenwehr der Betroffenen. Die neoliberale Leistungsideologie führt zur Entsolidarisierung der Gesellschaftsmitglieder. Durch die Sozialgeschichte der Armut zieht sich wie ein roter Faden die Einteilung davon Betroffener in »würdige« und »unwürdige Arme«. Letztere wurden und werden für ihr Schicksal selbst verantwortlich gemacht. Was die »neue Unterschicht« von ihren früheren Leidensgenossen unterscheidet, ist das Stigma, den eigenen »Wirtschaftssstandort« zu ruinieren. Sowohl die Proletarier des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie auch Dekaden später die südamerikanischen Straßenkinder waren durch das Bewußtsein miteinander verbunden, sich auf der Basis gemeinsamer Interessen organisieren und kollektiv wehren zu müssen.
...
<ul> ~ http://www.jungewelt.de/2006/10-25/008.php</ul>
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Inge
29.10.2006, 10:27
@ Golden Boy
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Re: Disziplinierung durch Armut |
-->>Kapitalbedingt wird von Politik und Medien das falsche Bild vom Tüchtigen, der nicht arm werden kann, ins Alltagsbewußtsein gehoben
und idiotischer Weise geglaubt
tatsächlich geht es sehr schnell....
HARTZ 4 - wie es wirklich ist - am Beispiel Hochtaunuskreis:
Eine unbescholtene Familie, 2 Kinder (13,16). Der Ehemann (57), wird nach 39 Arbeitsjahren arbeitslos,
findet auch nichts Neues mehr, und so wird diese Familie zum Hartz- 4-Fall.
Und jetzt beginnt der zermürbende Kampf mit den Bad Homburger Behörden:
 Der Antrag (AL II) wird am 31.7.06 - komplett mit allen Unterlagen - bei der ARGE abgegeben.
 Das Landratsamt fordert trotzdem am 9.8. neue Unterlagen - kein Bescheid, keine Leistungen.
 Das Landratsamt fordert am 29.8. erneut neue Unterlagen - kein Bescheid, keine Leistungen.
 Das Landratsamt fordert am 19.9. erneut neue Unterlagen - kein Bescheid, keine Leistungen.
 Wiederholt werden Unterlagen doppelt eingefordert, obwohl sie schon längst vorliegen!
 Der Anwalt verschickt alle Kontoauszüge noch einmal an das Landratsamt.
 Die Familie erhält die Kontoauszüge am 12.10. vom Landratsamt zurück.
 Das Landratsamt fordert nun gleichzeitig diese gleichen Kontoauszüge (!) noch einmal vom gleichen Anwalt - (Schreiben vom 10.10. an den Anwalt).
 WIEDER kein Bescheid, die Familie bleibt weiterhin ohne Unterstützung.
 Volle 11 WOCHEN.... sind seit der Antragsabgabe schon vergangen!
 Auch die mündlichen Zusagen von Teamleiter Wehner waren offenbar... ohne Belang?
 Jetzt hat die Familie nur noch die 399 € pro Monat aus dem Arbeitslosengeld 1 der Ehefrau
- und soll davon überleben? Wohnen, Lebensmittel usw...... für 4 Personen!
Wie ist das zu verstehen? Behörden-Willkür? Behörden-Chaos? Geplante und gewollte Schikane?
Geplante Schikane am deutschen Arbeitslosen?
Denn bekanntlich gehen solche Anträge auf Sozialhilfe seit Jahrzehnten glatt durch...
... wenn sie z. B. von Zuwanderern kommen?
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Dieter
29.10.2006, 11:08
@ Inge
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Lebenseinstellung wie in der Südsee |
-->Hallo Inge,
natürlich ist es eine Behördensauerei, wenn Anträge so schleppend bearbeitet werden.
Andererseits stimmt dann irgend etwas mit der Familie nicht.
Es ist doch vollkommen verantwortungslos nicht für finanzielle Reserven für ein paar Monate zu sorgen, auch wenn man sie sich vom Munde zuvor absparen muß.
Gruß Dieter
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rocca
29.10.2006, 11:39
@ Dieter
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Re: Lebenseinstellung wie in der Südsee |
-->>Hallo Inge,
>natürlich ist es eine Behördensauerei, wenn Anträge so schleppend bearbeitet werden.
>Andererseits stimmt dann irgend etwas mit der Familie nicht.
Es ist doch vollkommen verantwortungslos nicht für finanzielle Reserven für ein paar Monate zu sorgen, auch wenn man sie sich vom Munde zuvor absparen muß.
>Gruß Dieter
das ist, gelinde gesagt, eine recht depperte Einstellung!
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Dieter
29.10.2006, 12:09
@ rocca
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Re: Lebenseinstellung |
-->>das ist, gelinde gesagt, eine recht depperte Einstellung!
Natürlich, in einer Gesellschaft, in der einem beigebracht wurde, sich immer auf andere zu verlassen ohne sich zu fragen was man selber tun kann/konnte.
Gruß Dieter
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rocca
29.10.2006, 12:47
@ Dieter
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Re: Lebenseinstellung |
-->>>das ist, gelinde gesagt, eine recht depperte Einstellung!
>Natürlich, in einer Gesellschaft, in der einem beigebracht wurde, sich immer auf andere zu verlassen ohne sich zu fragen was man selber tun kann/konnte.
>Gruß Dieter
Nein, es ist die Frage ob man -trotz aller Sparsamkeit -ab dem 20. noch Geld zum Leben hat!
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Helmut
29.10.2006, 13:06
@ rocca
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Kalenderspruch: Das Leben ist am schwersten, drei Tage vor dem Ersten (o.Text) |
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Cujo
29.10.2006, 14:24
@ rocca
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Re: Lebenseinstellung/Kommende 20/80 Gesellschaft |
-->>>>das ist, gelinde gesagt, eine recht depperte Einstellung!
>>Natürlich, in einer Gesellschaft, in der einem beigebracht wurde, sich immer auf andere zu verlassen ohne sich zu fragen was man selber tun kann/konnte.
>>Gruß Dieter
>Nein, es ist die Frage ob man -trotz aller Sparsamkeit -ab dem 20. noch Geld zum Leben hat!
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Früher hat man als Schreckgespenst immer von der Zweidrittel-Gesellschaft gesprochen. In Ihrem Buch sagen Sie, daß wir auf eine 20:80-Gesellschaft zugehen, also daß 80% der Prozent der Menschen wirtschaftlich von der Informationsgesellschaft und damit auch von der Teilhabe an deren Reichtum ausgeschlossen sind.
HARALD SCHUMANN: Diese These stammt aber nicht von uns. Sie wurde von einigen amerikanischen und asiatischen Konzernführern auf einer Tagung vertreten, auf der sie sich hinter verschlossenen Türen und ohne Zuhörer wähnten. Die Manager schauen auf ihre eigenen Unternehmen und stellen fest, daß sie im Grunde mit einem Bruchteil ihrer heutigen Belegschaften auskommen würden, wenn es im Kostenwettbewerb darauf ankäme. Das rechnen sie hoch auf die Gesellschaft, woraus folgt, daß man den gesamten produktiven Sektor mit einem Fünftel der Gesellschaft organisieren könnte. Das stimmt natürlich so nicht, weil die Manager und Ã-konomen dazu tendieren, den politischen Kontext der wirtschaftlichen Entwicklung auszublenden. Die Ausgrenzung eines so großen Teils der Bevölkerung erzeugt zwangsläufig politisch instabile Verhältnisse.
Tatsache ist allerdings, daß in der Form, in der die Globalisierung heute geschieht, nur ein Fünftel der Bevölkerung von der an sich positiven Entwicklung steigender weltweiter Effizienz profitiert, während sich in der Regel drei Viertel bis vier Fünftel der Menschen in den Industrie-, aber auch in den Schwellenländern zu den Verlierern zählen müssen. Insofern findet derzeit eine solche Spaltung an der 20:80-Prozent-Grenze statt. Das kann man auch in Deutschland beobachten. Noch krasser ist das in den USA.
<ul> ~ http://www.heise.de/tp/r4/artikel/1/1156/1.html</ul>
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Nachfrager
29.10.2006, 15:09
@ Inge
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Re: Antrag auf einstweilige Verfügung brim Verwaltungsgericht stellen (kT) |
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Golden Boy
29.10.2006, 15:21
@ Cujo
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Manager denken anders |
-->Man kann es den Managern nicht verdenken, daß sie diese Überlegungen anstellen. Sie bewegen sich mit ihrer Logik innerhalb des Systems der kapitalistischen Marktwirtschaft. Das Kapital muß versuchen, seine Rendite zu steigern. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet es aber auch, daß immer weniger Konsumenten in der Lage sein werden, die hochpreisigen Produkte zu kaufen. Dann gehen den Firmen irgendwann die Kunden aus. Die k.M. braucht also ein Korrektiv, auf das man sich einigen muß. Die Vergangenheit hat uns blind gemacht für die Erkenntnis, daß es ewiges Wachstum niemals geben wird. Der pure Kapitalist ist für mich ein Auslaufmodell. Allein schon deshalb, weil die Herrschaft einiger weniger über die Mehrheit nur dann gutgehen kann, wenn die Mehrheit die Herrschenden anerkennt. Der Kapitalist lehnt Fürsorgepflichten für die Mehrheit aber ab, weshalb er die Anerkennung nicht aufrechterhalten kann.
Erschreckend finde ich außerdem, daß immer noch viele Leute in meinem Bekanntenkreis glauben, sie würden niemals arbeitslos werden können. Viele haben noch nicht mal mitbekommmen, daß es ALG I nur für ein Jahr gibt. Außerdem sind die meisten erstaunt, wenn man ihnen mitteilt, daß ALG II bei 345 € liegt. Ungläubiges Staunen gefolgt von der Frage, wie man denn davon leben solle. Da hat die Politik ganze Arbeit geleistet.
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prinz_eisenherz
29.10.2006, 16:10
@ Golden Boy
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Kommet her, ihr Mühseligen und Bedrückten, denn ich will euch trösten... |
-->Hallo,
## Kapitalbedingt wird von Politik und Medien das falsche Bild vom Tüchtigen, der nicht arm werden kann, ins Alltagsbewusstsein gehoben ##
Ein wundervoller Satz, alle lesen den und keiner versteht ihn, am allerwenigsten der Schreiber des Satzes selber. Kapital mit zu erwähnen ist immer gut, denn Kapital ist schlecht, in den Augen der Jungen Welt erst recht. Das ist eine nichtssagende Verbeugung vor der Leserschaft dieser Zeitung, ihrer Zielgruppe, also abhaken und der Nächste bitte. Was soll das sein kapitalbedingt? Ich wage es erst gar nicht dieses Kunstwort auseinander zu nehmen, ein Wort welches eher Verwirrung stiftet, als das es Klarheit schafft. Die Bedingungen des Kapitals? Unter den Bedingungen der Kapitalisten? Die kapitalen Bedingungen der Kapitalisten.....? Alles Mumpitz, Füllwörter.
Konkret, es geht um Armut, richtig?
So und nun frage ich einfach mal alle die lesen und denken können, was soll das sein, arm sein in unserer deutschen Gesellschaft?
Welche Mindestansprüche soll jeder Mensch von der Solidargemeinschaft, also derjenigen die Steuern bezahlen, erfüllt bekommen? Ich meine jetzt nicht das unerträgliche Soziologen- und Erziehergewäsch, sondern Aussagen die Hand und Fuß haben, die sich an dem ausrichten, das unser aller Alltag darstellt. Ich fange mal an einige Merkmale abzufragen.
Was steht einem Armen in unserer heutigen Zeit unbedingt zu? Nicht die Zustände wie im 19.Jahrhundert, Anfang des 20. Jahrhunderts, von diesen Zuständen ist jeder, der sich arm nennt, oder gegen seinen Willen so bezeichnet wird, immer noch um Lichtjahre entfernt:
Die Wohnung:
Welche Quadratmeterzahl pro Person, als reine Wohnfläche, steht einem Armen unbedingt zu. Zentralheizung, Innentoilette, Küche und Badezimmer mal vorausgesetzt? Denn der Anspruch an die Wohnfläche bestimmt, logisch, den Preis für die Wohnung.
Kann der von uns definierte Arme sich unbedingt die Gegend seiner Wohnung aussuchen, auch wenn dort die Mieten deutlich billiger sind als in anderen Stadtteilen?
Die Kleidung.
Können es Sachen von den bekannten Billiganbietern sein, eine Jeans für 15,00 Euro, oder hat er, oder seine Kinder Anspruch auf die beliebten Markenfirmen, in jeder Beziehung, was die Kleidung betrifft?+
Das Essen:
Können es die preiswerten Artikel von den Discountern sein, auch wenn der Einkaufsweg dorthin, zu Fuß, weiter ist als der teure Einzelhandel gleich um die Ecke?
Kann man dem Armen einen längeren Einkaufsweg, zu einem billigeren Lebensmittelanbieter, zumuten, dort keine der bekannten Marken bei den Grundnahrungsmitteln zu kaufen, aber durchaus gesund und vergleichbar auszuwählen?
Weiter das Essen, kann man dem Armen zumuten sich für 98 Cent ein Tüte Linsen zu kaufen, eine Packung tiefgefrorenes Suppengemüse dazu, das Ganze mit etwas Ã-l, Essig und Salz verfeinert, eine halbe Stunde gekocht, und dann dieses komplett vegetarische Gericht zu essen? Es macht satt, kann sehr gut schmecken und hat alle Nährstoffe die der menschliche Körper benötigt.
Zu diesen Bereichen, den wichtigsten zum Überleben des Menschen, ließe sich noch eine Menge mehr schreiben, denn das sind die elementaren Bedürfnisse eines jeden Menschen, nach Wohnung, Kleidung und Nahrung.
So, und nun kommen wir bei der Armutsdefinition zu den anderen Gütern unseres Alltags, die uns alle als selbstverständlich, als unentbehrlich vorkommen, worüber die meisten schon gar nicht mehr lange nachdenken, die müssen einfach sein:
Das Auto?
Das Handy?
Das Telefon grundsätzlich?
Die Zigaretten?
Der PC?
Der Internetanschluss?
Die HiFi - Anlage?
Die CD - Sammlung........
Ja, ja ich höre schon auf. Aber, konkret, was soll die Gemeinschaft der Steuerzahler einem Armen tatsächlich schuldig sein? Arm im heutigen Sinne, so wie der Begriff immer gerne benutzt wird, so als würde die Armen in Deutschland wie im Dreißigjährigen Krieg ihr Leben fristen müssen?
Und wer meine Aufstellung an unbedingter Versorgung von Arbeitslosen, von unterqualifizierten, von alten Arbeitnehmern, von allen denen, für die keine Arbeit da ist, wer die nach oben hin erweitern möchte, der schreibe bitte auch gleich dazu, woher das Geld dafür kommen soll, das ist es uns schuldig.
bis denne
eisenherz
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Dieter
29.10.2006, 16:20
@ rocca
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Re: Lebenseinstellung |
-->
>Nein, es ist die Frage ob man -trotz aller Sparsamkeit -ab dem 20. noch Geld zum Leben hat!
---so theatralisch -"Geld zum Leben".
ich red besser nicht weiter, Du wirst mich doch nicht verstehen.
Gruß Dieter
PS. Mit meiner Ansicht über die Lebenseinstellung heiße ich nicht gleichzeitig die immer größer werdende Schere zwischen arm und reich für gut.
Nur das sind zwei paar Schuhe, weil Glück, Zufriedenheit und Lebenssinn nach meiner Meinung nun mal nicht wohlstandsdefiniert sind, sondern dafür nur eine Existenzmöglichkeit vonnöten ist.
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Inge
29.10.2006, 17:14
@ prinz_eisenherz
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Re: Kommet her, ihr Mühseligen und Bedrückten, denn ich will euch trösten... |
-->was soll die Gemeinschaft der Steuerzahler einem Armen tatsächlich schuldig sein?
Vielleicht mehr, als den Bürokraten in Brüssel?
Vielleicht ihnen eher was, als die Weltpolizei zu spielen,
und für USA und Israel die Drecksarbeit erledigen?
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Inge
29.10.2006, 17:16
@ Cujo
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Re: Lebenseinstellung/Kommende 20/80 Gesellschaft |
-->dann sollen sie das mal vormachen - mit einem Fünftel
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Inge
29.10.2006, 17:17
@ Golden Boy
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Re: Manager denken anders |
-->
>Erschreckend finde ich außerdem, daß immer noch viele Leute in meinem Bekanntenkreis glauben, sie würden niemals arbeitslos werden können. Viele haben noch nicht mal mitbekommmen, daß es ALG I nur für ein Jahr gibt. Außerdem sind die meisten erstaunt, wenn man ihnen mitteilt, daß ALG II bei 345 € liegt. Ungläubiges Staunen gefolgt von der Frage, wie man denn davon leben solle. Da hat die Politik ganze Arbeit geleistet.
GENAU meine Beobachtung auch.
Die meisten haben NULL Ahnung.
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Baldur der Ketzer
29.10.2006, 17:36
@ Inge
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Re: Kommet her, ihr Mühseligen und Bedrückten, VOLLTREFFER! |
-->Hallo,
>und für USA und Israel die Drecksarbeit erledigen?
denkt mal darüber nach, was es für einen Zusammenhang zwischen beiden Dingen gibt.
Es ist die jüdisch-christliche Weltanschauung.
Anstatt für die gedeihliche Zukunft der eigenen Nation oder der Zugpferde, der Cashcows und Hoffnungsträger zu sorgen, wird der Focus stets und grundsätzlich auf andere, bedürftige, unfähige, untätige, unbrauchbare und hoffnungslose gelenkt, die ohne unser Zutun durch uns auszuhalten seien. Einfach so. Weil es eine religiöse Pflicht sei. Eine angeblich ethische.
Das fernöstliche Verständnis von Ehre, Demut des Einzelnen und Eigenverpflichtung steht dem genau gegenüber, und hat sich als zukunftsträchtiger erwiesen, wie wir am Verlauf der jüngsten WeltgeCHichte sehen können.
Die monotheistische Auffassung ist nun mal etwas für Wüstenbeduinen. Und wers glaubt, und danach handelt, wird in der gleichen Wüste landen:-(.
Gar nicht mal sinnlos.
Beste Grüße vom Baldur, Ketzer.
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prinz_eisenherz
29.10.2006, 18:50
@ Inge
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Kommet her, ihr Mühseligen und Bedrückten, denn... Fortsetzung und Antwort |
-->Eisenherz:
## was soll die Gemeinschaft der Steuerzahler einem Armen tatsächlich schuldig sein? ##
Hallo Inge,
meine Fragen im ersten Beitrag waren so sachlich wie nur irgend möglich formuliert, an der Wirklichkeit von Soll und Haben orientiert und ich gebe hier auch meine eigne Antwort dazu:
Die Gemeinschaft der Steuerzahler ist den Verlierern, den Gestrauchelten, denen, die einen Fehler im Leben gemacht haben und die nicht in das aktuelle Bild eines Wohlhabenden passen, denen ist!!! die Solidarrgemeinschaft etwas schuldig, das ist meine Antwort. Nur die Frage ist, was und wie viel, auf welchem Niveau?
Wir können alle zusammen die Prassereien in Brüssel, im Pop - Geschäft, im Sport, im Fernsehen, bei den Politikern, den Managern der Industrie beklagen soviel wir wollen, so leid es mir tut, die sitzen, so wie es aussieht, am längeren Hebel. Es ist eine AdHoc - Lösung gefragt. Ich bin kein Freund von den ellenlangen Debatten um Kapitalisten, Ausbeuter, Schmarotzer, ich bin ein Anhänger einer handfesten Sofortlösung, aber dazu muss erst einmal eine klare Analyse her. Und zu nichts weiter sollen meine Fragen dienen. Was steht einem Armen zu, was er bekommen muss, was bezahlt werden muss, von den Steuergeldern der Arbeitenden, was ihm ein angemessenes Leben ermöglicht? Und ob man den nun arm nennt, vielleicht fühlt er sich selbst gar nicht so und will auch nicht so genannt werde, das ist hierbei unerheblich.
Hinweis:
Hast du dir schon mal überlegt, das diese Inflation des Wortes arm, das die so unfreiwillig Vereinnahmten es gar nicht wollen so bezeichnet zu werden? Denn ein Aushängeschild ist das leider in unserer Gesellschaft nicht gerade? Warum bezeichnen die Medienmacher die einfach alle so, obwohl wir doch gar nicht wissen, ob die, die sich so angesprochen fühlen müssen, nicht darunter eigentlich ihre letzte Würde vor sich selbst verlieren? Hast du das mal bedacht?
Unter welchen Umständen, konkret, ohne soziologischen oder ideologischen Schmus, wann ist einer arm? Was braucht er, das er auch bekommen soll? Und wer soll das bezahlen?
Auf die möglichen Antworten, es den Reichen, den Spekulanten, den Wohlhabenden, den Besserverdienenden gewaltsam abzuknöpfen, es zumindest zu versuchen, so schlau bin ich auch. Aber das sind Luftschlösser, weil jeder der so zur Kasse gebeten werden soll, auf einmal wie vom Erdboden verschluckt ist, auf den Kaimaninseln sich tummelt, oder in Lichtenstein. Somit ist damit den Bedürftigen keinesfalls geholfen. Kurioserweise wird damit die Situation für viele andere sogar ebenso dramatisch, weil unter den Republikflüchtigen auch ein erheblicher Teil sich befindet, die bis dato hier in Deutschland ihre Steuern bezahlt haben. Nicht die Höhe an Steuern, die sie gerechterweise bezahlen müssten, aber sie tragen trotzdem einen Teil zum Staatshaushalt bei, vom dem aktuell deutlich über 50% für soziale Notlagen bezahlt werden, ob uns das nun gefällt oder nicht. Um mal Prachtexemplare aus der Prominentengilde zu nennen, der Boris Becker und der Ralf Schumacher, was zahlen die hier in Deutschland an Steuern?
Somit bleibt die Frage nach einer sauberen Analyse, und der daraus folgenden Taktik, was kann man tun? Anders kann ich als ehemaliger, völlig abgedrehter Schachspieler, mit einer ganz ordentlichen ELO - Zahl nicht denken. Analyse der Stellung, meine Stärken und die des Gegners, meine Schwächen und die des Kontrahenten, einen brauchbaren Angriffsplan entwickeln und mit einer fehlerfreien Taktik umsetzen. Aber, eine falsche Untersuchung, gleich zum Anfang, blockiert das Denken, führt in die falsche Richtung, zögert das Spiel nur hinaus, ohne handfesten Fortschritt und endet in der Regel im Schach Matt für den Utopisten.
schönene Abend
eisenherz
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Dieter
29.10.2006, 19:31
@ prinz_eisenherz
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dann eine pers. Antwort |
-->Hallo Eisenherz,
ja, das sind die Fragen, die eine Gemeinschaft ständig und immerfort zu klären hat.
Jeder für sich wird sie anhand der eigenen pers. Bedürfnisse beantworten.
Persönlich würde ich behaupten: 15qm pro Person mit Außentoilette reichen und Ofenheizung. Dagegen wäre mir ein angenehmer Ausblick mit Grün und Blick auf den Himmel aus einem Fenster schon wichtiger.
Nun denn, ich trage Hosen zu 15 Euro, T-Shirts zu 2 Euro, Hemden und Jacken zu 5 Euro, nur bei den Schuhen ist mir eine gute Sohle wichtig, die kosten dann deutlich mehr. Summasummarum benötige ich nicht mehr als 100 Euro/Person/Jahr für Kleidung und besuche damit Kunden, Ausstellungen und nehme natürlich am öffentl. Leben teil. - und sollte mich ein Kunde aufgrunddessen ablehnen - dann ist sein Schaden größer als meiner.
Also ich gehe davon aus, daß man im Schnitt mit 10Euro pro Monat pro Person (Erwachsener) sehr gut für Kleidung auskommt.
Zum Essen: Eigentlich ist schlechtes Essein eine Folge von Zeitmangel und Hetze (Fastfood, Konserven usw.)
Wenn man davon ausgeht, daß jemand der als arm definiert wird typischerweise ohne Arbeit ist, so sollte man davon ausgehen, daß dieser Personenkreis dagegen reich an Zeit ist, also in der Lage ist (entspr. Willen vorausgesetzt) sich besonders gut und billig ernähren zu können.
>So, und nun kommen wir bei der Armutsdefinition zu den anderen Gütern unseres Alltags, die uns alle als selbstverständlich, als unentbehrlich vorkommen, worüber die meisten schon gar nicht mehr lange nachdenken, die müssen einfach sein:
>Das Auto?
----eher nicht (Zeit ist vorhanden)
>Das Handy?
----purer Luxus
>Das Telefon grundsätzlich?
----ja, Kommunikation sollte möglich sein
>Die Zigaretten?
----nein, ebenso nicht andere Drogen wie Alkohol, Spielautomaten, Börse, etc.
>Der PC?
-----nein
>Der Internetanschluss?
-----nein
>Die HiFi? Anlage?
-----nein
>Die CD? Sammlung........
-----nein
dagegen wäre hilfreich, wenn die Gemeinschaft Bildung und viele soziale Kontaktmöglichkeiten anbietet. Denn oftmals sind diese Dinge eng mit Berufen und kommerziellen Dingen verknüpft. Das Internet ist keinesfalls ein Ersatz für echte Begegnung und echten Austausch.
Gruß Dieter
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prinz_eisenherz
29.10.2006, 20:29
@ Dieter
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Dann eine pers. Antwort. Kaum zu glauben und auch wahr? |
-->Hallo Dieter,
mit einer solchen Antwort habe ich nun wirklich gerechnet. Ich werde das Gefühl nicht los, das du mich testen willst, indem du den Ironiehinweis einfach weggelassen hast.
Deine Alternative, zumindest was die Wohnung betrifft, die ist krass. Ich spekuliere, das du entweder noch nie eine Wohnung mit einer Außentoilette hattest, oder noch sehr jung bist, oder mich in eine Falle locken willst. Eine Außentoilette, eine halbe Treppe tiefer in einem Mietshaus zumal, in früher durchaus allltäglichen Fällen, die WCs, in einer Barackenansammlung, auf dem Hinterhof. Junge, junge, Dieter, das ist schlimmer als lebenslänglich Knast im Zuchthaus.
Ich selbst bin glücklicherweise nur für die ersten fünf Jahre in einer solchen Wohnung groß geworden, im Gesundbrunnen, hier in Berlin, und dann konnten meine Familie und ich ihre intimen Verrichtungen auch ohne die Augen und die Nasen der anderen Mitbewohner des Hauses erledigen. Damals, als sehr junger Knilch hat mir das auch nichts ausgemacht, aber wenn man älter wird, dann wird es schier unerträglich seinen Drang nach Notdurft vor den Augen und den Riechorganen der Nachbarschaft zu zeigen.
Später dann, wenn man sehr alt ist, schon aus körperlichen Gründen es unter diesen Umständen nicht mehr schafft, dann gab es für diese alten Menschen, zu meiner Zeit, eigentlich nur noch die Alternativen, der Nachttopf und der Wassereiner im Schlafzimmer, für die drängenden Bedürfnisse in der Nacht. Das und noch einiges andere mehr zum Thema wohnen, das willst du doch nicht, wem auch immer, zumuten? Nicht in echt?
bis denne
eisenherz
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igelei
29.10.2006, 22:21
@ Dieter
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Hallo? Was sind denn 39 Beitragsjahre? Verantwortungslos nicht vorgesorgt? mkT |
-->... gehen wir mal von 12 Monaten im Jahr mit 2000 Eurotzen brutto ins Rennen. Macht bei etwa 6% Beitragssatz (war ja früher wohl weniger als jetzt) 130 Eurotze pro Monat. 130*12*39 Jahre ergibt ne Vorsorge von 60840 Eurotzen. Wo hat der Mann bitte nicht vorgesorgt? Die Frage wäre, wie es ihm gegangen wäre, wenn der Staat ihn nicht zwangsversichert hötte, sondern ihm die 130 im Monat gelassen hätte - zur Selbstanlage. Dann hätte er jetzt 60.000 auf der Kante, macht von 59 bis zur Rente 6 Jahre 10.000 Euro (ohne Berücksichtigung irgendwelcher Zinsen) pro Jahr.
Du bist so dermaßen daneben mit"nicht vorgesorgt vom Munde abgespart..."
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Dieter
29.10.2006, 22:57
@ prinz_eisenherz
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Re: Dann eine pers. Antwort. Kaum zu glauben und auch wahr? |
-->>Hallo Dieter,
>mit einer solchen Antwort habe ich nun wirklich gerechnet. Ich werde das Gefühl nicht los, das du mich testen willst, indem du den Ironiehinweis einfach weggelassen hast.
----leider weiß ich nicht mal, wie man so einen Ironiehinweis plaziert - aber es war ja auch keine.
Ja, ich kenne eine Außentoilette, eine Etage tiefer im Keller, den man nur von draußen erreichen konnte, dort war auch die Dusche, es war ein Keller, der der Allgemeinheit zugänglich war ohne Abtrennung.
Und ich bin noch sehr jung, so um die 50. Bis vor wenigen Jahren kannte ich dieses Kindheitsgefühl noch im Urlaub, die ich immer sehr genoß mit waschen und scheißen draußen.
Ich würde es heute noch so machen, wenn mich meine Frau nicht so bedrängelt hätte mit der Bitte um mehr Bequemlichkeit mit warmer Dusche usw. - und ich muß gestehen, ich finde es auch angenehm, nicht im Regen oder im Stockdunkeln raus zu müssen.
Übrigens: Gemeinschafts-Außentoilette ist übrigens für alle Urlauber auf Campingplätzen üblich - und die zahlen sogar dafür.
Für pflegebedüftige oder altersschwache Menschen gelten selbverständlich andere Maßstäbe als ich sie nannte.
Gruß Dieter
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Dieter
30.10.2006, 12:33
@ igelei
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erst lesen, dann schreiben |
-->>... gehen wir mal von 12 Monaten im Jahr mit 2000 Eurotzen brutto ins Rennen. Macht bei etwa 6% Beitragssatz (war ja früher wohl weniger als jetzt) 130 Eurotze pro Monat. 130*12*39 Jahre ergibt ne Vorsorge von 60840 Eurotzen. Wo hat der Mann bitte nicht vorgesorgt? Die Frage wäre, wie es ihm gegangen wäre, wenn der Staat ihn nicht zwangsversichert hötte, sondern ihm die 130 im Monat gelassen hätte - zur Selbstanlage. Dann hätte er jetzt 60.000 auf der Kante, macht von 59 bis zur Rente 6 Jahre 10.000 Euro (ohne Berücksichtigung irgendwelcher Zinsen) pro Jahr.
>Du bist so dermaßen daneben mit"nicht vorgesorgt vom Munde abgespart..."
Du solltest erst lesen und dann schreiben.
Es ging nicht um die Problematik, daß man für Arbeitslosigkeit vorsorgt.
Es ging ausschließlich darum, daß man vorsorgt um mal einen kurzfristigen Engpaß auszugleichen (hier die verspätete Auszahlung von Geldern). - und diese Vorsorge sollte man sich immer absparen und vom Konsum abknapsen.
Was meinst Du wie lange man auf Geld warten muß, wenn man durch einen Unfall oder Krankheit berufsunfähig wird. Meinst Du die Allianz oder der Rententräger zahlt innerhalb 4 Wochen? Weit gefehlt, das kann auch schon mal schnell 2 Jahre dauern bis das erste Geld (stattliche Nachzahlung) kommt. Oder Deine Kinder fahren Dir im angetrunkenen Zustand das Auto zu Schrott und Du bist auf Ersatz angewiesen, oder die Waschmaschine streikt. Meinst Du nicht daß man für all diese Fälle nicht ein wenig in der Hinterhand haben sollte anstatt von der Hand in den Mund zu leben. - und ggf. muß man sich dieses Polster vom Munde absparen. Und wenn man das als Familien-Verantwortliche nicht macht, ich dieses als unverantwortlich ansehe. - das war das von mir gesagte.
Gruß Dieter
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igelei
30.10.2006, 17:45
@ Dieter
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Im Prinzip richtig-aber nicht jedes Einkommen ist so, dass am Ende was übrig bl. (o.Text) |
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