dottore
09.11.2006, 18:26 |
Die asiatischen"Devisenreserven" - wer schläft da schlecht? Thread gesperrt |
-->Hi,
die asiatischen ZBs haben immense „Devisenreserven“, die inzwischen eher auf über als unter 2 Bio USD taxiert werden. Wie sind sie daran gekommen?
Die Banken, bei denen die Exporteure Konten unterhalten, haben sie ihnen verkauft. Wären die USD über den (Kassa-)Markt gegangen, hätte dies die heimischen Währungsbestände immens aufgepumpt mit letztlich der bekannten Preis-Lohn-Preis-Spirale. Innert Kürze wären die Währungen ruiniert gewesen mit den bekannten Folgen (Unruhen usw.).
Der USD-Domestic Currency- Swap ist überhaupt nur in geringem Umfang in Thailand, Singapur und Indien (nur im Jahr 2003) zu beobachten, auch der in Form der Bildung von Depositen bei nationalen Banken ist kaum nennenswert (Indonesien, Thailand, Singapur).
Der Trick der Asien-ZBs bestand/besteht nun darin, den USD-Anbietern nicht heimischen Cash, sondern auf heimische Währung lautende Papiere mit Laufzeit zu überreichen. Schuldner sind die jeweiligen Staaten bzw. deren ZBs (!). Mit dieser Operation wird nicht nur ungewünschte Liqui aufgemompt. Sie ist auch ein ideales Instrument, um den Wechselkurs zu gestalten. Dies natürlich zugunsten der Exportnationen, die sich bei einem künstlich nach unten manipulierten Kurs der heimischen Währung in immer neue Exporterfolge steigern können, was vice versa ihre Stellung gerade auf dem US-Markt (gegenüber der dort heimischen Konkurrenz) stärkt.
Folge 1: Die Amerikaner mühen sich gar nicht mehr mit solchen Produkten ab bzw. starten entsprechende Investitionen, um sie herzustellen.
Folge 2: Die Investitionen werden asiatisch getätigt und der Produktfluss läuft ständig in die USA.
Folge 3: Das Procedere muss beibehalten werden. Asiatischerseits, damit die (beschäftigungsintensiven) Kapazitäten ausgelastet bleiben. Amerikanischerseits spielt es keine Rolle, da dort die Kapazitäten sich leichter in Richtung auf jene Sektoren zubewegen, die als kapitalintensiv gelten (Hi-Tech, Rüstung usw.) oder die dem Konsumentenmarkt entgegen kommen (z.B. Housing-Sektor).
Die Vorstellung, die „leichtsinnigen“ Amerikaner allein wären der Treiber im Spiel, ist falsch, da sie ihrerseits auf von ihrer ZB (Fed) unmanipulierten Währungsmärkten operieren. Die Manipulateure sitzen in Asien und das in Form der dortigen ZBs, die mit Hilfe der Titelverkäufe (eigene oder solche der Regierungen, beide sind ihrerseits nicht für Liqui-Beschaffungs-Operationen seitens der Banken verwendbar, also ein komplett anderes System als wir es vom Euroraum oder den USA kennen!) sowohl die Banken an der engen Leine haben als auch den Kurs ihrer Währung gegenüber USD nach Herzenslust gestalten können.
Wie weiter? Die Fed könnte zwar unschwer die Asien-Währungen hochkaufen und damit den Asien-Exporteuren die Tour vermasseln, aber dies ist schwierig, da dies nur geschehen könnte, indem sie ihrerseits die Asien-Titel aufkaufen, die nicht marktfähig sind oder nur in sehr kleinen Volumina am Markt erhältlich sind. Fremde Noten kauft eine euro-amerikanische ZB grundsätzlich nicht.
Nun kommt’s zum Schwur: Die Asiaten wollen ihre Bestände an „Devisen“ diversifizieren. Dass dies nur in behutsamen Operationen möglich ist (um sich nicht selbst ins Knie zu schießen), wurde schon eingehend diskutiert. Knieschuss wäre: Gefährdung der jeweiligen Binnenkonjunkturen und Gefährdung des Devisenbestandes selbst - jeweils beim USD-Verfall.
Wie also könnte eine „Lösung“ ausschauen? Sie wird gerade vorbereitet, ob oder inwieweit auf US-Pressure hin, darf gemutmaßt werden.
Die „Lösung“ soll darin bestehen, dass den asiatischen ZBs nur noch erlaubt wird, nationale Gov-Titel an die, USD einreichenden Banken auszugeben und diese als ganz normal vermarktbar. Das ist der Hintergrund der US-Forderung, dass diese Länder doch „endlich“ auch ihre Kapitalmärkte „liberalisieren“ sollen (falls nicht, holt man den Knüppel „handelspolitische“ oder „Antidumping-Maßnahmen“ aus dem Sack).
[Dass die USA gegenüber der Eurozone (plus UK usw.) ähnlich vorgehen können, versteht sich von selbst. Dabei lässt sich auch gut vorstellen, dass die Europäer mit einem Höhenflug ihrer Währungen bestraft werden, sollten sie sich nicht stärker „international“ engagieren, also das tun, was die Demokraten (jetzt oben auf) seit langem fordern: Noch mehr deutsche Truppen an den Hindukusch, usw.]
Zurück nach Fernost: Die besagten Titel müssen die Asien-Govs zunächst im heimischen Publikum platzieren, ihre Gegenwerte dürfen aber nicht über die Haushalte wieder verplempert werden, sondern müssen in Sonderfonds geparkt sein. Schmackhaft wird das gemacht mit dem Hinweis auf Sinking-Fund-Systeme, bei denen die Titelzinsen (finanziert durch Steuern) an die Fonds wandern, die damit immer weitere (alte) Gov-Titel aufnehmen und so die zentralen Haushalte peu à peu entschulden. Außerdem mit dem Hinweis auf die wohltuende Wirkung großer Bond-Märkte, bei denen sich auch der Bid-Ask-Spread immer mehr verringert.
Sind die Titel auf dem Markt (bei Banken usw.) kann die Fed ihrerseits nach Herzenslust zugreifen, die Asien-Währungen damit hochkaufen und so nicht nur heimische Beschäftigungspolitik auf Kosten der ausländischen betreiben, sondern die Asien-ZBs peu à peu enteignen. Jetzt kommt es also nur noch darauf an, wer die stärkeren Nerven hat, Klartext: Wie schnell die Asien-ZBs die ihrigen verlieren.
Bleibt als letzte Frage die nach dem POG. Dass die Asiaten ihn in die Höhe treiben könnten (2 Bio. Devisen warten), ist wohl unbestritten. Kaufen sie tatsächlich, riskieren sie wiederum den Gegenschlag ex USA, zumal, wenn mit Argumenten aufgewartet würde, von wegen „Schau, wie Gold den Dollar demütigt!“
Letztlich müssen also nicht die USA als erste vom hohen Ross, sondern die Asiaten. Sie unterhalten Volkswirtschaften, die ziemlich stark fehlallokalisiert sind und werden das überfällige Rewinding als erste spüren.
Viel Bewegung also hinter den Kulissen. War selbst ganz überrascht.
Gruß!
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Theo Stuss
09.11.2006, 18:52
@ dottore
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Re: Die asiatischen Exportnationen müssen diesen Hebel doch finanzieren |
-->Letztendlich kann das noch nur so laufen, daß sie durch dieses Spiel die Inlandsverschuldung hochtreiben. Geraten die Privaten in eine Schuldensaturation, dann muß der Staat einspringen und auch in Thailand läuft das japanische Szenario: staatliche Rettungsfonds für alles mögliche.
Es wird also so enden, wie wir es vor einem Jahr schon einmal diskutiert hatten:
Erst dann, wenn die der Steuerdurchgriff der großen Exportnationen nicht mehr zufassen kann, wird auch der Dollar als Weltreservewährung gefährdet.
Aber was soll in so einem Augenblick an die Stelle treten?
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klingonenjoerg
09.11.2006, 19:12
@ dottore
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Re: Die asiatischen"Devisenreserven" - wer schläft da schlecht? |
-->Hi Dottore,
Ich moechte den Gueterkreislauf betrachten, nachdem Sie die finanzielle Sphaere Asien-USA beleuchtet haben. Ich bin mir nicht sicher, ob folgende Analogie zufaellig ist oder nicht.
Im 2. Weltkrieg belieferten die USA ihre Verbuendeten mit Unmengen an Kriegsmaterial und Rohstoffen. Bezahlt wurde dies von den damlas sehr sparsamen US Konsumenten, die Kriegsanleihen zeichenten. Die Verbuendeten (UdSSR, Engleand, etc.) bezahlten praktisch nichts, und nach dem Krieg wurden die Anleihenzeichner via Inflation praktisch enteignet. Obwohl die USA riesige Guetermengen fuer praktisch umsonst ans Ausland geliefert hatten, wurden sie danch, also in den 50er Jahren zur Weltwirtschaftsmacht und belieferten den Weltmarkt mit Guetern (und dann auch gegen Bezahlung).
Die asiatischen LAender versuchen dies nun zu kopieren. Sie liefern riesige Guetermengen nach USA gegen Bezahlung in US$ und dann zetztlich recyled zu US-Bonds, Notes & Bills. Der Wert dieser Bezahlung ist auch mehr als fraglich und es ist wohl allen Beteiligten klar, dass via Abwertung/Inflation der Gegenwert des Zahlungsmittels US$&Staatsanleihen mehr oder weniger gegen Null gehen wird oder sogar faktisch schon ist. Dennoch wird fleissig weiter geliefert.
Was die Asiaten sich wohl erhoffen ist der gleiche Effekt wie USA 1950, dass sie die technologisch beste Fertigung weltweit aufgebaut haben und dann"irgendwie" den Switch zu einer eigenstaendigen und unabhaengigen Binnenwirtschaft schaffen, so wie die USA den Switch von der Kriegswirtschaft zur Friedenswirtschaft hinbekamen und zugleich die weltwirtschaftliche Nummer 1 zu werden.
Ich bin mir nicht sicher ob das auch so gelingen kann, das Beispiel USA zeigt aber das es geht.
Gruss,
Joerg
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Theo Stuss
09.11.2006, 19:53
@ klingonenjoerg
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Re: Kann nicht gelingen |
-->Voraussetzung wäre:
<ul>
~ a: Abschreibung des Kapitals</li>
~ b: Ausbuchung der Schulden, welche das Produtionskapital finanziert haben</li>
~ </li>
</ul>
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eesti
09.11.2006, 22:53
@ Theo Stuss
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Gelingt doch schon. |
-->Hallo!
Jetzt schreibe ich mal was optimistisches und positives zum Thema:
China hat seine Industrialisierung schon geschafft und ist derzeit nur noch am optimieren.
Die USA als Produktionskonkurrent ist faktisch nicht mehr existent.
Die USA schöpft nur noch aus Finanzanlagen (Ã-lfirmen...) und anderen nicht produzierenden Bereichen (MSFT) Geld.
China konsumiert immer mehr selbst (Automobilbestand wächst z.B. rasant).
In einigen Jahren wird der Umweg über den Verbrauch ohne die ökologisch bedenkliche Verschiffung über einen Teich erfolgen. Man kann ja auch gleich selbst verkonsumieren. Man braucht die USA nicht mehr und folglich auch keinen (von den Asiaten) gestützten Dollar.
Irgendwelche Bilanzprobleme sind was für die Bürokraten. In der Praxis ist das alles nicht relevant oder lösbar.
Folge:
Ohne den künstlich hoch gehaltenen US$ nähern sich die Wohlstandsmittel in Asien und den USA extrem schnell an. Asien wird reicher, die USA bekommt einen Bürgerkrieg, denn nun ist ja auch keine Produktionsbasis mehr vorhanden, der den Wohlstand selbst erzeugen (halten) kann. Oder die Fabriken sind hemmungslos technologisch veraltet (z.B. Erdölraffinierien).
Für neue Investitionen fehlt Kapital, denn die Sparrate ist schon jetzt negativ, und noch sind die Importe durch den gestützten Dollar sehr billig. Da sich niemand freiwillig einschränkt, wird die Sparrate kaum wieder in den positiven Bereich wechseln.
Amerika ist hin.
Da helfen auch keine Bilderversteigerungen aus deutschem Eigentum, das während der Hitlerzeit in Deutschland war, entstand, oder möglicherweise entstanden wäre, wenn die Hitlerzeit nicht gewesen wäre.
Wer jetzt noch auf Amerika setzt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Bush hat alles nur noch extrem beschleunigt. Unter Clinton hätte das jetzige System noch einige Jahrzehnte so weiter laufen können.
Leider wird es auch uns ordentlich erwischen.
Besser, man kauft etwas, was die Asiaten mögen, und mir später gegen Hungerpäckchen (CARE-Pakete) eintauschen.
Silber soll in Asien schon immer gern gesehen worden sein.
Vielleicht deswegen der leichte Anstieg heute.
Einige Russenaktien, möglichst in Rußland deponiert, werden auch den europäischen Kondratieff-Winter etwas wärmer erscheinen lassen.
Das Leben ging schon immer weiter, nur gab es oft einige Nationen nach solchen Winterzeiten nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr als bedeutende Nationen.
Schönen Schlaf noch!
LR
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bernor
09.11.2006, 22:53
@ klingonenjoerg
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China - der taumelnde Riese |
-->Die asiatischen LAender versuchen dies nun zu kopieren. Sie liefern riesige Guetermengen nach USA gegen Bezahlung in US$ und dann zetztlich recyled zu US-Bonds, Notes & Bills. Der Wert dieser Bezahlung ist auch mehr als fraglich und es ist wohl allen Beteiligten klar, dass via Abwertung/Inflation der Gegenwert des Zahlungsmittels US$&Staatsanleihen mehr oder weniger gegen Null gehen wird oder sogar faktisch schon ist. Dennoch wird fleissig weiter geliefert.
Was die Asiaten sich wohl erhoffen ist der gleiche Effekt wie USA 1950, dass sie die technologisch beste Fertigung weltweit aufgebaut haben und dann"irgendwie" den Switch zu einer eigenstaendigen und unabhaengigen Binnenwirtschaft schaffen, so wie die USA den Switch von der Kriegswirtschaft zur Friedenswirtschaft hinbekamen und zugleich die weltwirtschaftliche Nummer 1 zu werden.
Ich bin mir nicht sicher ob das auch so gelingen kann, das Beispiel USA zeigt aber das es geht.
Das geht in China (& anderen asiatischen Ländern) leider nicht (mehr):
Die Verschuldungskapazität bzw. -bereitschaft ihrer westlichen Abnehmer (Konsumenten in den USA & Europa) ist fast ausgeschöpft, die inländische noch längst nicht soweit; dies nicht zuletzt deswegen, weil"Eigentum" in China (bei diesem Beispiel bleiben wir jetzt mal) noch immer nicht im Sinne westlicher Eigentumsordnungen"garantiert", faktisch also noch Staatseigentum ist (danach abgestuft, welches"Eigentum" der chinesische Staat mit welcher Priorität als schutzwürdig ansieht - dasjenige der"Umwelt", Bäume, Flüsse etc., bekanntlich am allerwenigsten) - nur weil die Chinesen heute in schicken westlichen Anzügen an Stelle der alten Mandarin- & Mao-Kluft herumlaufen, muß man nicht meinen, daß sie auch"westlich" denken & handeln.
Die chinesische Wirtschaft"expandiert" daher nicht wegen wachsender Verschuldung ihrer Abnehmer (so wie einst die USA & andere Westler), sondern praktisch allein vom Lohngefälle Westen --> China - das freilich infolge des Transfers von Arbeitsplätzen nach China und damit der gleichzeitigen Senkung des westlichen Lohnniveaus bzw. der"Kaufkraft" der nunmehr vermehrt arbeitslosen Abnehmer (dem zusätzlich durch den Energie- & Rohstoff-"Hunger" Chinas das Überleben erschwert wird) immer geringer ausfallen und schließlich bei Null landen wird.
Bleibt noch der"Fluch des technischen Fortschritts" zu erwähnen: Chinesische Textilarbeiter z. B. machen ja nicht mehr auf den Uralt-Maschinen unserer Vorfahren rum, sondern auf moderneren, wodurch eben weniger Arbeiter als bei uns vor ca. 50 - 150 jahren benötigt werden - wo sollen dann die vielen Arbeitssuchenden vom Lande, die immer massiver in die Städte drängen ( derzeit ca. 200 Mio"Wanderarbeiter" vom Lande, dort Arbeitslosigkeit i.H.v. ca. 30%) noch unterkommen?
Bezeichnend auch, wie schnell in einem Segment der chinesischen Produktion, sobald begonnen, Weltmarktanteile von über 90% (so auch bei PC-Tastaturen und -Mäusen), also praktisch Sättigungsgrade, erreicht werden.
Blickt man zum Schluß noch auf die desolate und sich zuspitzende Umweltsituation (siehe zuletzt Dottores BILD-Beitrag dazu), die - selbst unter dem Aspekt, daß die Chinesen bereit sind, hier für ihr Überleben (und auch für etwas Wohlstand) vieles mehr als die westlichen"Weicheier" in Kauf zu nehmen - zusätzlich zum Energie- & Rohstoffproblem den"Standort China" auf Dauer massiv gefährdet.
Napoleons Spruch, daß China ein schlafende Riese sei, der, einmal erwacht, die Welt"erzittern" ließe, hat sich durchaus bewahrheitet: sowohl das Zittern vor einer kommenen chinesischen Wirtschafts-& Militär-Großmacht als (demnächst) auch davor, daß der taumelnde, in der Tat fehlallokalisierte"Welt-Produzent" in nicht allzuferner Zeit vom zuletzt immer schmaler gewordenen Grat abstürzen könnte.
Gruß bernor
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klingonenjoerg
10.11.2006, 04:58
@ bernor
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Re: China - der taumelnde Riese |
-->Hi Bernor,
Danke fuer die umfassende Antwort.
Auch ich denke, es kann in China nur dann ein"Wirtschaftswunder a la Westen" geben, wenn die Regierung das Privateigentum frei gibt und damit die Privatverschuldung ermoeglicht. Inwieweit das System dies ueberleben wuerde, sei mal dahingestellt. Allerdings wuerde es einen nicht durch wachsende Privatverschuldung zumindest etwas kompensierten Zusammenbruch der Ueberkapazitaeten noch weniger wahrscheinlich ueberleben. ---Wir werden sehen.
Immerhin war die Umstellung in USA von der Kriegswirtschaft auf die Friedenswirtschaft von 1945-50 auch weitgehend reibungslos verlaufen, nur von einer relativ milden Rezession 1948 unterbrochen. Wer haette das damals gedacht?
Gruesse, Joerg
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Elmarion
10.11.2006, 08:47
@ eesti
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optimistisch?! |
-->"Leider wird es auch uns ordentlich erwischen.
Besser, man kauft etwas, was die Asiaten mögen, und mir später gegen Hungerpäckchen (CARE-Pakete) eintauschen.
Silber soll in Asien schon immer gern gesehen worden sein.
Vielleicht deswegen der leichte Anstieg heute.
Einige Russenaktien, möglichst in Rußland deponiert, werden auch den europäischen Kondratieff-Winter etwas wärmer erscheinen lassen.
Das Leben ging schon immer weiter, nur gab es oft einige Nationen nach solchen Winterzeiten nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr als bedeutende Nationen.
Schönen Schlaf noch!"
Na, optimistisch ist das nicht gerade!
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eesti
10.11.2006, 10:12
@ Elmarion
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Die pessimistische Version wollte ich nicht schreiben. (o.Text) |
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kosh
10.11.2006, 11:40
@ eesti
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Bürgerkrieg |
-->Hallo eesti
Ich warte nun schon mehrere Jahre auf einen Verbündeten für diese Behauptung. Meine Formulierung vor ein paar Jahren: Die Amis können froh sein, wenn sie an einem Bürgerkrieg vorbeischrammen.
Auch das mit dem Beschleunigungsfaktor GrössenWahn liegt intuitiv auf der Hand, das hat auch sein GUTES, im wahrsten neo©onschen Sinne, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Unter Clinton hätten die Amis, besser, in den 90ern hätten es die Amis in der Hand gehabt, denn Clinton war 8 Jahre lang eine Lame Duck, die UNO zu reformieren, aber sie haben zugunsten der eigenen Selbstüberschätzung darauf verzichtet. Das heisst, sie hätten es aufgrund der historisch einmaligen Chancen zumindest versuchen können und wären selbst bei einem Scheitern in die Analen eingegangen als eine Nation, die die Welt versöhnen wollte. Jetzt ist es umgekehrt, und v.a. zu spät. Weder China noch Russland werden auf ihre Hegemonien verzichten, nie und nimmer.
Hinzu kommt, der"wir zahlen es den Amis heim"-Faktor wird ab einem gewissen Grad an Selbstvertrauen den USA den Rest geben. Was dann noch bleibt ist das US-Atomarsenal, dessen Kalkulierung ich nicht in meine Überlegungen einbeziehen will, weil wir optimistisch bleiben wollen:-)
Ja, es wird auch uns ordentlich erwischen, aber: Wenn Europa endlich aus seinen Jahrtausende währenden innereuropäischen Kriegswirren herausgefunden haben sollte, noch ist das möglich, auch wenn die Kriegskanzlerin tapfer dagegen ankämpft, werden wir switchen, was kümmern uns die Amis, kümmern wir uns lieber um Asien. Notfalls sollten Frankreich und Deutschland auf Grossbritannien verzichten, dann klappt das auch mit der europäischen Zukunft, besser wäre es aber allemal mit den Briten. Schröder und Chirac haben es vorgemacht wie sowas aussehen könnte, nur den Putin konnten sie nicht mehr wirklich erreichen, jedenfalls nicht ohne Unterstützung der Briten und Amis, gerade weil Putin mit GB und USA beschäftigt ist. Gegen diese Achse des viel eher Guten, ein vereinigter Westen inkl. Russland, hätten auch die Chinesen nicht viel einzuwenden gehabt, Indien verhält sich sowieso recht anpassungsfreudig und Südamerika wäre auch nicht auf die Idee gekommen, sich von der Monroedoktrin zu verabschieden.
So wie es aussieht wird dieser Planet eine weitere Runde sinnloser Machtspielchen drehen bis zur nächsten Chance.
Grüsse
kosh
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kosh
10.11.2006, 11:59
@ bernor
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Re: China - der taumelnde Riese |
-->Hallo bernor
Um erfolgreich zu sein...
... muss man nicht notwendigerweise...
>..."westlich" denken & handeln.
Man muss nichts weiter als erfolgreich sein. Was sich von evolutiven Entwicklungen wirklich sagen lässt: entweder man überlebt, oder man überlebt nicht. Das Wieso und Warum ist unerheblich. Spekulieren dürfen wir allemal, vielleicht ist es westliches, vielleicht chinesisches denken & handeln. Oder vielleicht was ganz anderes. Ich persönlich wünsche mir, westliches denken und handeln stünden auf der Strasse der Sieger, wenn ich mir allerdings die Pervertierung des Westens in den letzten Jahren so ansehe, kann ich nichts davon erkennen, was ich mir wünsche.
Grüsse
kosh
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dottore
10.11.2006, 12:39
@ Theo Stuss
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Re: Währungsreserven = Resultat von WK-Manipulationen |
-->Hi Theo,
>Letztendlich kann das noch nur so laufen, daß sie durch dieses Spiel die Inlandsverschuldung hochtreiben. Geraten die Privaten in eine Schuldensaturation, dann muß der Staat einspringen und auch in Thailand läuft das japanische Szenario: staatliche Rettungsfonds für alles mögliche.
Richtig. Zu Japan: Anstieg der Gov-securities in USD gerechnet von 1995 = 2.073 auf 6.531 Mrd 2005, darunter unter einem Jahr Lauf- oder Restlaufzeit = 2.153. Das Rating ist auf AA- runter. Bei Thailand haben als letzte Zahlen (2004) in heimischer Währung einen Anstieg der Public Debts seit 2001/02 von unter 1.000 auf inzwischen ca. 1.800 Mrd, also in gut zwei Jahren um 80 Prozent.
Sollten die Debts der ZBs (entweder nicht vermarktbar oder mittels Laufzeiten, in denen sie eingefroren sind, da nicht an die ZB verkauf- oder verpfändbar) könnte sich der Markt für Gov-Bonds so steigern:
Indonesien: 137 % von heute, Korea: 222, Malaysia: 171, Taiwan: 212, Thailand: 151. Schnitt aus diesen: 188 %.
>Es wird also so enden, wie wir es vor einem Jahr schon einmal diskutiert hatten:
>Erst dann, wenn die der Steuerdurchgriff der großen Exportnationen nicht mehr zufassen kann, wird auch der Dollar als Weltreservewährung gefährdet.
>Aber was soll in so einem Augenblick an die Stelle treten?
Braucht die Welt eine Weltreservewährung? Diese Reserven sind entstanden, weil die Wechselkurse manipuliert wurden. Wie sonst?
Die Reserve-Holdings hatten sich zwischen 1978 und 1990 nur unwesentlich verändert. Bezogen auf das Welt-GDP von 3 auf 3,7 %. Inzwischen liegen sie bei ca. 11 bis 12 Prozent. Klartext: Ein entsprechend gestiegener Teil des Welt-GDP ist gefaked. Ohne die Anhäufung der Reserven in den ZBs (und damit den entsprechenden WK-Manipulationen, seit den 90ern eindeutig ex Asien) - wäre es
nicht zu diesem GDP-Zuwachs gekommen.
Zur prozentualen Aufteilung:
USD. 1978 74 %, dann scharfer Abfall bis 1990 auf 45 Prozent. Jetzt wieder bei 67 Prozent.
Euro (rückgerechnet, also aus den Vor-Euro-Währungen und seit Euro-Einführung plain). 1978 17 %. Dann steiler Anstieg bis 1990 auf knapp 40 %. Jetzt wieder bei ca. 25 %. Von den Euro-"Reserven" halten die Industriestaaten knapp 20 %, die Entwicklungsländer knapp 30 %.
Yen. 1978 unter 4 %. 1990/95 Anstieg auf 10 %, heute knapp über 3 %.
GBP. Durchgehend leichter Anstieg von 2,2 auf ca. 4,5, wo man auch in der ersten Hälfte der 90er war.
CHF. Durchgehende Abnahme von 3 % auf praktisch Null.
An den Forex-Märkten herrscht der USD mit 45 %, leicht angestiegen seit den 90ern. Euro bei 18 %, Abnahme durchgängig von 25 % (eingangs 90er). Angestiegen ist sonst nur das GBP von 6 auf ca. 9 % sowie die sonstigen Währungen von 6 auf 11 %.
Herr im Hause bleibt der USD, dessen Bid-Ask-Spread (USD/GBP und USD/EUR) sich seit den 90ern von 0,05 auf 0,025 halbiert hat. Die anderen Spreads liegen um die 0,05 %. Klartext: Die schiere Größe entscheidet und diese wiederum ist abhängig von der Summe der ausstehenden Gov-Titel.
Das Problem bei der Finanzierung durch die Asiaten in heimischer Währung ist solange keins, als sie die Möglichkeit haben, den Banken deren bei ihnen liegenden sofortigen Fälligkeiten lautend auf USD (eben aus Exportgeschäften der Bankkunden) in spätere Fälligkeiten lautend auf heimische Währung aufzwingen zu können, was über die Zinssätze der späteren Fälligkeiten geht.
Die volle Summe, die man eigentlich in heimischer Währung erhalten müsste (mit entsprechendem Kursauftrieb dieser), wird also prolongiert und jedes Jahr nur in Höhe der Zinsen wirksam und dies eben auch nur in heimischer Währung. Damit sitzen die ZBs immer am längeren Hebel.
Sie bekommen aber ein Problem, jedenfalls ein bilanzielles, sollten ihre Aktivseiten, wo die"Reserven" sitzen (USD vor allem) einen Meltdown erleben (durch Abverkäufe der Bestände) oder via Fed (wie beschrieben).
Ein weiteres Problem entsteht, wenn thesauriert wird. Singapur z.B. fährt Budgetüberschüsse, begibt aber dennoch Bonds usw., eben um überhaupt"Masse" für WK-Manipulationen zu haben. Da diese Bonds Coupons tragen, schlägt das immer stärker aufs Budget durch. Die Menschen in Singapur geraten so in die missliche Lage, so etwas wie eine"Export(niveau)-Erhaltungssteuer" zu bezahlen. Also eine Variante der"Beschäftigungspolitik": Man gibt Geld her, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Logisch, dass solche asiatischen Spiele Unternehmer aus aller Welt anlocken, die ihre Investitionen entsprechend"verlagern", was die weltweite Fehlallokation der Ressourcen (Desinvestitionen in den traditionellen Industrienationen) weiter vorantreibt.
Die Kiste ist komplett verfahren. Und ich teile @bernors Ansicht, dass bei dem unvermeidlichen Backlash die Industrienationen zur Erhaltung ihrer Binnenkonjunkturen (Alternative: soziale Unruhen) die asiatischen Spiele konterkarieren werden. Was dann bedeutet: Die per WK-Manipulationen gedopten Asiaten werden grandiose Entzugserscheinungen erleben. Und wenn erst mal die Chinesen entzugsbedingt um sich schlagen, wird sich die KP kaum im Sattel halten können.
Wir werden ja sehen, was passiert, wenn die US-Konjunktur und wenig später die im Euroraum abschmieren sollte.
Es geht auch nicht um Optimismus oder Pessimismus (siehe @eesti), sondern darum, dass sich Markt-Manipulationen (hier WK-Manipulationen) über kurz oder lang furchtbar rächen werden. Ist doch in D genauso. Die Manipulationen am Arbeitsmarkt (Gewerkschaftskartell,"Tarifverträge", Hartz IV, usw.) bieten Anschauungsmaterial genug. Nur eine Fußnote: In Berlin wird (jugendlichen) Hartz-IV-Empfängern das Geld gestrichen, falls sie keine Arbeit annehmen. Damit ist das Tor zur Herabschleusung des Lohnniveaus schon mal geöffnet.
Falls die Leute unruhig werden (dauert vielleicht nicht mehr so lange, siehe US-Konjunktur) wird man sich die per WK-Manipulationen floriernden asiatischen Billigheimer vorknöpfen, wie beschrieben.
Dank + Gruß!
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