almoehi
19.01.2001, 14:31 |
US- Handelsdefizit 33Milliarden!! (owT) Thread gesperrt |
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JüKü
19.01.2001, 14:52
@ almoehi
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Re: US- Handelsdefizit 33Milliarden / die Zahlen |
Das US-Handelsministerium
hat am Freitag in Washington für den Handel mit Waren und
Dienstleistungen im November 2000 folgende auf
der Zahlungsbilanz beruhende Daten veröffentlicht (alle Angaben
in Milliarden Dollar):
<pre>
NOV 2000 OKT 2000
Bilanz im Handel mit Waren
und Dienstleistungen - 32,99 - 33,55
(rev. v. - 33,18)
Export 90,36 91,13
(rev. v. 91,23)
Import 123,35 124,68
(rev. v. 124,42)
Handelsbilanz mit Japan - 6,750 - 8,416
Handelsbilanz mit China - 7,604 - 9,073
Handelsbilanz mit Westeuropa - 5,515 - 6,110
</pre>
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buckfish
19.01.2001, 17:34
@ JüKü
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Positiv: das Loch kommt nicht von den Industriestaaten! |
>(alle Angaben in Milliarden Dollar):
><pre> > NOV 2000 OKT 2000 > Bilanz im Handel mit Waren > und Dienstleistungen - 32,99 - 33,55 > (rev. v. - 33,18)
> Handelsbilanz mit Japan - 6,750 - 8,416 > Handelsbilanz mit China - 7,604 - 9,073 > Handelsbilanz mit Westeuropa - 5,515 - 6,110
Summe der drei: -19,8 -23,6
Differenz + 3,8 Mrd Dollar!!
das heißt, mit den anderen Ländern (z.B. OPEC!) muß
das Defizit um ca. 3,3 Mrd $ zugenommen haben.
Jedenfalls hat sich das Defizit mit den Haupt-Industrienationen im
November gegenüber Oktober um 20% verringert, was ich als
gutes Zeichen für USA sehen würde. Oder sehe ich das falsch?
</pre>
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dottore
19.01.2001, 17:57
@ buckfish
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Re: Positiv: das Loch kommt nicht von den Industriestaaten! Nein, negativ! |
>>(alle Angaben in Milliarden Dollar):
>><pre>
>> NOV 2000 OKT 2000
>> Bilanz im Handel mit Waren
>> und Dienstleistungen - 32,99 - 33,55
>> (rev. v. - 33,18)
>> Handelsbilanz mit Japan - 6,750 - 8,416
>> Handelsbilanz mit China - 7,604 - 9,073
>> Handelsbilanz mit Westeuropa - 5,515 - 6,110
> Summe der drei: -19,8 -23,6 > Differenz + 3,8 Mrd Dollar!! > das heißt, mit den anderen Ländern (z.B. OPEC!) muß > das Defizit um ca. 3,3 Mrd $ zugenommen haben. > Jedenfalls hat sich das Defizit mit den Haupt-Industrienationen im > November gegenüber Oktober um 20% verringert, was ich als > gutes Zeichen für USA sehen würde. Oder sehe ich das falsch?
></pre>
Gutes Zeichen für die USA? Schlechtes Zeichen für die Länder, die dorthin exportieren. Klartext: So wird dann die US-Rezession in die weite Welt exportiert. Und bald sind alle dran.
Oder wie denkt Ihr, soll eine Weltrezession sonst anfangen?
Gruß
d.
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Fox
19.01.2001, 18:43
@ dottore
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Es gibt kein Loch |
Hallo zusammen,
die Weltrezession fängt gar nicht an, aber auf keinen Fall aufgrund des US Handelsdefizits:
weil es gar kein US Handelsdefizit gibt!
Das berühmte H. ist eine statistische Seifenblase, da es allein den grenzüberschreitenden Güterverkehr zählt. Was jedoch wirklich zählt ist was Amerikaner an Ausländer verkaufen, egal ob es die Landesgrenzen passiert.
So wurde 1991 aus einem Defizit von 28 Mrd USD ein Handelsüberschuß von 24 bis 160 Mrd USD, je nach Berechnungsmethode (!).
Literatur
a. Lexikon der populären Irrtümer, W. Krämer u. G. Trenkler, Piper Verlag München 1996
b. S. Landefeld et al.:"Alternative framework for U.S. international transactions" Survey of current business,Dez. 1993
c."Grossly distorted picture", The Economist, 5.2.1994
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buckfish
19.01.2001, 19:08
@ Fox
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Re: Es gibt kein Loch |
>Das berühmte H. ist eine statistische Seifenblase, da es allein den grenzüberschreitenden Güterverkehr zählt. Was jedoch wirklich zählt ist was Amerikaner an Ausländer verkaufen, egal ob es die Landesgrenzen passiert.
>So wurde 1991 aus einem Defizit von 28 Mrd USD ein Handelsüberschuß von 24 bis 160 Mrd USD, je nach Berechnungsmethode (!).
Bezieht sich das auf die weltweit niedergelassenen Firmen? Z.B. dass ich meine Microsoft-Software in Deutschland von einer deutschen Microsoft-Niederlassung kaufe (also nicht grenzüberschreitend), der Gewinn aber letztendlich Microsoft in USA zufließt?
Das wäre natürlich ein Punkt. Denn es kann durchaus sein, dass die Niederlassungen der Europäer/Japaner etc. in USA insgesamt weniger verdienen als die Niederlassungen der Amis im Ausland.
Habe keine Zeit, die ganzen Bücher zu lesen. Hast du ein Exzerpt?
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nereus
19.01.2001, 21:06
@ Fox
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dottore! das müssen Sie unbedingt beantworten!! (Re: Es gibt kein Loch) |
Hallo Fox!
Super Beitrag! Vielen Dank dafür.
Damit hast Du die Büchse der Pandora geöffnet.
Das wirst Du an den Antworten ablesen können. Ich denke die werden sehr zahlreich eintrudeln.
Das Buch aus dem Piper-Verlag tauchte nach kurzer Suche in meinen Beständen auch wieder aus der Versenkung auf. Dort steht es genauso wie Du das beschrieben hast.
Aber...
Ich habe natürlich gleich mal unter Staatsverschuldung nachgeschaut. Dort gibt es gleich zwei Einträge.
<font color="0000FF"> Staatsverschuldung 1 </font> steht Eine hohe Staatsverschuldung schadet der Wirtschaft
Schulden gelten sehr zu Unrecht als ein wirtschaftliches Übel. Denn wenn niemand Schulden machen würde, könnte auch niemand, weder Unternehmen noch private Haushalte noch der Staat, einen Überschuß erwirtschaften. Des einen Defizit ist notwendigerweise des anderen Überschuß,...
... Es gibt gute Gründe, den Staat als Schuldner dabei skeptisch zu betrachten, etwa die notorische Ineffizienz und Verschwendungssucht der öffentlichen Verwaltung... Aber auf der anderen Seite würden viele, die jetzt noch über hohe Staatsverschuldung klagen, sehr dumm gucken, wenn der Staat das Schuldenmachen plötzlich bleibenließe."
Nun noch die die Quellen: Paul Samuelson, Economics; Wolfram Engels, Staatsverschuldung und Robert Eisner, Deficits, Which, how much, and so what?
und unter
<font color="0000FF"> Staatsverschuldung 2 </font> steht Eine hohe Staatsverschuldung belastet künftige Generationen
Weder ist eine hohe Staatsverschuldung für sich allein betrachtet etwas Schlechtes, noch belastet sie, wie viele glauben, automatisch unsere Kinder. Denn die gleichen Kinder, die unsere Schulden erben, erben auch unsere Vermögen.... Die Summe aller Schulden ist per definitionem immer genauso groß wie die Summe aller Guthaben, und wenn die Schulden wachsen, wachsen auch die Guthaben im Gleichschritt....
... Und genauso kann auch ein Staat als Ganzes keine Schulden machen: Was wir aus der einen Tasche herausnehmen, stecken wir in die andere wieder hinein, und netto gleicht sich alles aus.
... Und da natürlich die heute gemachten Schulden morgen zurückgezahlt werden müssen, schränken die Schulden von heute den staatlichen Handlungsspielraum von morgen ein. Aber verglichen mit den Horrorvisionen künftiger... Elendsmassen, die ihr Schicksal unserer aktuellen Schuldenpolitik verdanken, sind diese Wirkungen doch sehr gelassen zu ertragen.
Und auch hier die Quellen: E.J. Mishan, Twenty-one economics fallacies; W.Buster u. K. Kletzer, Who's afraid of public debt?
Das dürfte das Schmankerl schlechthin für unseren dottore sein, vor allem der Punkt Staatsverschuldung 2.
Also jetzt wird der Meister zur absoluten Hochform auflaufen. Ich höre schon förmlich den Sturmwind heranbrausen.
Gleich einem Adler wird er sturzflugartig die armen Opfer (Engels, Samuelson usw.) packen und noch im Davonflug vertilgen.
Heissa, wird das ein Schlachtfest werden.
dottore, Ihr Auftritt bitte!!
mfG
nereus
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Jochen
19.01.2001, 21:59
@ nereus
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Re: In der"Krisenschaukel" schon beantwortet (oT) (owT) |
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nereus
19.01.2001, 23:01
@ Jochen
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Re: In der"Krisenschaukel" schon beantwortet |
Hallo Jochen!
Du kannst einem mit Deiner Nüchternheit aber auch jeden Spaß verderben.
Geh doch einmal davon aus das nicht alle Boardteilnehmer die Krisenschaukel gelesen haben.
Außerdem hat erst heute jemand angefragt zwecks Grundszenario und so weiter.
Da hätte sich der dottore nun mal so richtig schön austoben können.
Schließlich haben die meisten Schreiberlinge hier die meisten Weisheiten von ihm (ich schließe mich da gern ein). Oder etwa nicht?
Da kommst Du nur mit einem owT daher.
Kruzifix nochmal!
mfG
nereus
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Taktiker
19.01.2001, 23:39
@ buckfish
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Unsinn! |
Microsoft Deutschland kauft doch die Software vorher bei Microsoft USA ein!
Vorher war die Software in USA, das Geld in Deutschland. Danach ists umgekehrt:
Dieses Beispiel zieht also nicht.
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JüKü
19.01.2001, 23:57
@ nereus
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Re: dottore! das müssen Sie unbedingt beantworten!! (Re: Es gibt kein Loch) |
>und unter
><font color="0000FF"> Staatsverschuldung 2 </font> steht Eine hohe Staatsverschuldung belastet künftige Generationen
>Weder ist eine hohe Staatsverschuldung für sich allein betrachtet etwas Schlechtes, noch belastet sie, wie viele glauben, automatisch unsere Kinder. Denn die gleichen Kinder, die unsere Schulden erben, erben auch unsere Vermögen.
Bin nicht dottore, möchte den Punkt oben aber aufgreifen.
Nee, so einfach ist das nicht, es sei denn, die Guthabenbesitzer würden enteignet und fänden das auch in Ordnung so, damit der Staat seine Schulden los ist. Aber warum enteignen? Alle Besitzer von Staatsanleihen mögen diese doch sofort dem Staat zurückgeben - ersatzlos. Problem gelöst. Staatsverschudung Null. Glaubst du ersthaft, dass dies nur"rechte Tasche - linke Tasche" ist?
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JüKü
20.01.2001, 00:07
@ Taktiker
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Re: Unsinn! |
>Microsoft Deutschland kauft doch die Software vorher bei Microsoft USA ein!
>Vorher war die Software in USA, das Geld in Deutschland. Danach ists umgekehrt:
>Dieses Beispiel zieht also nicht.
DEIN Beispiel zieht leider nicht. CD's und Bücher werden von USA nach D transportiert anstatt hier gebrannt oder gedruckt zu werden?
Selbstverständlich fließt der Gewinn von MSFT D nach MSFT USA. Wäre ja noch toller, wenn der Eigentümer sein Kapital nicht zurück haben wollte (Dividende/Kapitalrückführung).
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nereus
20.01.2001, 00:15
@ JüKü
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Re: dottore! das müssen Sie unbedingt beantworten!! (Re: Es gibt kein Loch) |
Hallo Jükü!
Ich habe doch nur das"Lexikon der populären Irrtümer" von Walter Krämer und Götz Trenkler (ISBN 3-492-22446-6) zitiert.
Das war doch nicht meine Meinung.
Aber ein idealer Aufhänger um die Grundsatzdiskussion nochmals aufzufrischen.
Du schreibst:"... es sei denn, die Guthabenbesitzer würden enteignet und fänden das auch in Ordnung so, damit der Staat seine Schulden los ist. Aber warum enteignen? Alle Besitzer von Staatsanleihen mögen diese doch sofort dem Staat zurückgeben - ersatzlos. Problem gelöst. Staatsverschudung Null."
Nein, nein!! Da gehen die Probleme doch erst richig los.
Die Illusion etwas zu besitzen wird schlagartig zerstört.
Das angebliche Nullsummenspiel werden die Anleihebesitzer überhaupt nicht lustig finden.
Damit ist der populäre Irrtum eben doch keiner. Diese Seite ist aus dem Lexikon zu entfernen, so einfach ist das.
mfG
nereus
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JüKü
20.01.2001, 00:17
@ nereus
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Re: dottore! das müssen Sie unbedingt beantworten!! (Re: Es gibt kein Loch) |
>Hallo Jükü!
>Ich habe doch nur das"Lexikon der populären Irrtümer" von Walter Krämer und Götz Trenkler (ISBN 3-492-22446-6) zitiert.
>Das war doch nicht meine Meinung.
>Aber ein idealer Aufhänger um die Grundsatzdiskussion nochmals aufzufrischen.
>Du schreibst:"... es sei denn, die Guthabenbesitzer würden enteignet und fänden das auch in Ordnung so, damit der Staat seine Schulden los ist. Aber warum enteignen? Alle Besitzer von Staatsanleihen mögen diese doch sofort dem Staat zurückgeben - ersatzlos. Problem gelöst. Staatsverschudung Null."
>Nein, nein!! Da gehen die Probleme doch erst richig los.
>Die Illusion etwas zu besitzen wird schlagartig zerstört.
>Das angebliche Nullsummenspiel werden die Anleihebesitzer überhaupt nicht lustig finden.
>Damit ist der populäre Irrtum eben doch keiner. Diese Seite ist aus dem Lexikon zu entfernen, so einfach ist das.
>mfG
>nereus
Sorry, da habe ich wohl nicht sorgfältig gelesen.
Die Typen gehört eingesperrt.
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nereus
20.01.2001, 00:31
@ JüKü
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Re: dottore! das müssen Sie unbedingt beantworten!! (Re: Es gibt kein Loch) |
Hallo Jükü!
Niemand wird eingesperrt!
Laß die doch ihren Kram schreiben.
Kann es sein das wir heute hier das Licht ausmachen?
Da will ich mal den Anfang machen.
Bis demnächst oder til tumarohw.
Klasse Englisch, gell!!
mfG
nereus
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JüKü
20.01.2001, 01:03
@ nereus
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Re: Licht aus... |
>Hallo Jükü!
>Niemand wird eingesperrt!
>Laß die doch ihren Kram schreiben.
>Kann es sein das wir heute hier das Licht ausmachen?
>Da will ich mal den Anfang machen.
>Bis demnächst oder til tumarohw.
>Klasse Englisch, gell!!
>mfG
>nereus
Nur ein Notlicht, falls unser Kollege"Hommy", der sich aber bisher erst ein Mal gemeldet hat, aus Singapur aktiv wird.
[img][/img]
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Jochen
20.01.2001, 09:53
@ nereus
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Re: Zerknirscht! Gelobe Besserung! (owT) |
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nereus
20.01.2001, 11:07
@ Jochen
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Re: Zerknirscht! - Brauchst Du nicht - der Onkel hat's nicht so gemeint |
Hallo Jochen!
Ich habe vorgestern den David Stockmann vom Antiquariat Saarbrücken erhalten (und immer noch nicht bezahlt, fällt mir gerade ein).
Schon der Einbandtext macht neugierig.
Vielleicht ist das Buch etwas für meine Verschwörungsbibliothek?
Denn der US-Präsident scheint gesteuert worden zu sein von einer anderen Truppe im Hintergrund. Würde topmäßig ins Konzept passen.
Aber ehe ich mich jetzt weiter auslasse sollte ich es vielleicht erstmal lesen.
Über ungelegte Eier läßt sich schlecht reden.
Danke nochmal für diesen Tipp.
mfG
nereus
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Fox
20.01.2001, 13:49
@ JüKü
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Re: Unsinn! |
JüKü hat genau den Punkt getroffen, ein Handelsbilanzdefizit wird von den meisten Leuten ja so interpretiert: Aha, Amerikaner kaufen mehr vom Rest der Welt als umgekehrt.
In Wirklichkeit heißt es aber nur: Amerikaner importieren mehr (im Sinne des Wertes) physische Waren als sie exportieren.
Wenn Amerikaner also in Südamerika Bananenplantagen kaufen ändert das die Handelsbilanz nicht, ebenso wenig wie wenn ich General Electric kaufen würde (nur mal als Gedankenexperiment).
Interessant wäre wohl eher eine"Kapitalstrombilanz".
Grüße,
Fox
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dottore
20.01.2001, 13:52
@ Fox
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Re: Die Frage ist nicht"Loch", sondern: Wird's kleiner oder größer! |
>Hallo zusammen,
>die Weltrezession fängt gar nicht an,
Hi,
ob die Weltrezession anfängt (und wenn ja, startend ex USA-Rezession) wissen wir noch nicht. Es gibt Indizien dafür, dass es drüben abschmiert (hier genügend gepostet, zuletzt Philadelphia-Index), aber das muss es noch nicht sein. Da unten Literatur zitiert ist, sollten auch Autoren von Konjunkturwellen-Bücher nicht unerwähnt bleiben, die eine Rezession als ein Kopfphänomen bzw. als ein massenpsychologisches begreifen (z.B. Machlup, Spiethoff, Schumpeter und vor allem G.A. Jöhr und für den Konsum sehr gut Katona).
Als die erste Rezession die BRD heimsuchte (1966), habe ich lange Umfragen unter Unternehmern gemacht, wie so etwas denn passieren konnte. Antwort einhellig: Die Stimmung ist einfach umgeschlagen... Und dem konnte sich keiner entziehen. Gründe für Stimmungsumschwünge heute gibt's sattsam genug (wir sind ja intensiv auf Triggersuche und hatten da schon vieles zusammengetragen). Auch LeBon hilft da in vielen Passagen weiter.
>aber auf keinen Fall aufgrund des US Handelsdefizits:
Richtig! Ein Defizit als solches sagt noch überhaupt nichts. Aber ein Defizit kann auf die richtige Spur führen. Denn ein Defizit muss ja finanziert werden. Es ist nichts anderes als eine große unbezahlte Rechnung. Wenn die HaBi nicht ausgeglichen ist, muss es aber immer die Zahlungsbilanz sein. Klartext: In Höhe des HaBi-Defizits muss es einen Ausgleich in der Kapitalverkehrsbilanz geben, also entsprechend hohe Kreditierungen finden statt.
Nun kann dies immer weiter gehen, jedenfalls sehr lange. Der Witz bei unbezahlten Rechnungen ist aber, dass irgendwann jemand kommt und doch auf Bezahlung drängt. Oder es wird freiwillig nicht mehr mit unbezahlten Rechnungen gearbeitet. Dann bedeutet das: Einschränkung des bisherigen Tuns. Und um diese Einschränkungen geht es! Und da der Witz der Freien Wirtschaft der Kredit ist (alias die unbezahlte Rechnung, denn sonst gäbe es ja nicht den bekannten"Druck", der das System vorwärts peitscht) und dies nicht mehr fortgesetzt wird (unfreiwillig, weil keine Kredite mehr gewährt werden, freiwillig, weil man keine neuen Kredite mehr haben will), dann ist die die Signalfarbe ROT!
Banales Beispiel: 80 Prozent aller deutschen Autos werden finanziert (auf Kredit, Leasing usw.) gekauft."Handelsbilanz" zwiwchen den Deutschen und den deutschen Autofabriken also negativ. Morgen beschließen alle Deutschen, Autos nur noch bar zu bezahlen und die Kredit erst Mal zu tilgen. Was geschieht dann mit der Autoindustrie? Sie kann auf Monate, wenn nicht Jahre hinaus schließen. Signalfarbe ROT!
>weil es gar kein US Handelsdefizit gibt!
Die HaBi ist, da die Amis Dollar schuldig sind, in der Tat ganz witzlos. Und demnach ist es auch wurscht, ob die Ã-lquellen in Texas oder Kuwait sprudeln, aus denen sie sich bedienen. Aber das HaBi-Defizit zeigt immerhin an, dass der Gläubiger nicht in Texas, sondern in Kuwait sitzt. Und das macht einen gewaltigen Unterschied!
>Das berühmte H. ist eine statistische Seifenblase, da es allein den grenzüberschreitenden Güterverkehr zählt.
Richtig! Aber grenzüberschreitend heißt, dass der Gläubiger im Ausland sitzt. Und Erfüllungsort (Gerichtsstand) für die Forderung ist dann eben nicht Austin/Texas, sondern Kuwait City. Darum geht es obendrein.
>Was jedoch wirklich zählt ist was Amerikaner an Ausländer verkaufen, egal ob es die Landesgrenzen passiert.
Die HaBi ist eine grenzüberschreitende Statistik. Und ein Collier, das Tiffany in NY an einen Araber verkauft, geht nicht in die HaBi ein - es sei denn die anschließende Ausfuhr wird deklariert.
>So wurde 1991 aus einem Defizit von 28 Mrd USD ein Handelsüberschuß von 24 bis 160 Mrd USD, je nach Berechnungsmethode (!).
Die HaBi-Statistik der Welt stimmt schon deshalb nicht, weil alle HaBi-Defizite zusammen nicht mit den HaBi-Überschüssen übereinstimmen. Was kein Ã-konom bis heute erklären kann. DENNOCH: Es gibt ein US-HaBi-Defizit - egal jetzt wie groß genau - und dieses wird addiert demnächst die 3-Bio-$-Grenze erreichen. Schön wäre es für den Rest der Welt, wenn es so weiterginge, schlecht, wenn es abbricht (da die Deutschen dann vielleicht statt Mercedes doch Chrysler-Autos kaufen und wie hoch ist die Arbeitslosigkeit dann in Sindelfingen?).
Der Witz bei allen solchen Statistiken ist also nicht ihre Geschichte und ihr Zustand usw., sondern die Frage: Wie geht's weiter?
Und meine These: Wird das US-Defizit abgetragen bedeutet das den Export der beginnenden US-Rezession in den Rest der Welt. Und würden die Inhaber der unbezahlten Rechnungen diese allmählich einfordern, und würden die Amis auch noch zahlen, würde dies den Einsturz drüben beschleunigen.
Gruß
d.
>Literatur
>a. Lexikon der populären Irrtümer, W. Krämer u. G. Trenkler, Piper Verlag München 1996
Dieses Buch ist sehr beliebt und hat in vielen Teilen Gutes. Aber in diesem Teil eben nicht und zur Staatsverschuldung ist es verheerend, vgl."Krisenschaukel".
>b. S. Landefeld et al.:"Alternative framework for U.S. international transactions" Survey of current business,Dez. 1993
>c."Grossly distorted picture", The Economist, 5.2.1994
Veraltet, inzwischen - schon oft gepostet - erheblich bessere Beiträge, auch vom Economist, der FT u.v.a.
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dottore
20.01.2001, 15:10
@ nereus
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Re: Alles ist gut, alles kann nur noch besser werden... |
>Hallo Fox!
>Super Beitrag! Vielen Dank dafür.
>Damit hast Du die Büchse der Pandora geöffnet.
>Das wirst Du an den Antworten ablesen können. Ich denke die werden sehr zahlreich eintrudeln.
>Das Buch aus dem Piper-Verlag tauchte nach kurzer Suche in meinen Beständen auch wieder aus der Versenkung auf. Dort steht es genauso wie Du das beschrieben hast.
>Aber...
>Ich habe natürlich gleich mal unter Staatsverschuldung nachgeschaut. Dort gibt es gleich zwei Einträge.
><font color="0000FF"> Staatsverschuldung 1 </font> steht Eine hohe Staatsverschuldung schadet der Wirtschaft
>Schulden gelten sehr zu Unrecht als ein wirtschaftliches Übel. Denn wenn niemand Schulden machen würde, könnte auch niemand, weder Unternehmen noch private Haushalte noch der Staat, einen Überschuß erwirtschaften. Des einen Defizit ist notwendigerweise des anderen Überschuß,...
Schulden haben nichts mit Überschüssen zu tun (erstes: Schuldrecht, zweites: Sachenrecht), sondern mit Guthaben. Überschüsse erwirtschaften heißt immer: etwas aus dem Welt der Güter für sich gewinnen, über das man dann verfügen kann. Erwirtschaftet der Bauer einen Ernte-Überschuss - wo ist dann das Defizit (eines anderen)? Mit solche unsauberen Begrifflichkeiten darf man nicht arbeiten!
>... Es gibt gute Gründe, den Staat als Schuldner dabei skeptisch zu betrachten, etwa die notorische Ineffizienz und Verschwendungssucht der öffentlichen Verwaltung... Aber auf der anderen Seite würden viele, die jetzt noch über hohe Staatsverschuldung klagen, sehr dumm gucken, wenn der Staat das Schuldenmachen plötzlich bleibenließe."
Umkehrschluss: Alle gucken sehr gescheit, wenn der Staat überhaupt nur Schulden macht. Und überdies freuen sie sich, weil es ja dann auch keine Steuern mehr gibt. Tja, warum klagt überhaupt jemand über die hohe Staatsverschuldung - abgesehen davon, dass er ja nicht klagt, sondern sie beklagt.
Und warum beklagt er sie? Weil sie entweder nie zurück bezahlt wird und ergo irgendwann der Staatsbankrott eintritt (und alle Staatspapiere als Tapeten in die Kellerbar wandern). Oder, weil er irgendwann mit seinen Steuern sie abtragen muss. Oder, weil er an die nächste Generation denkt, die das leisten muss. Schulden verschwinden nie von selbst, sogar die Staatsverschuldung nicht.
Das Wehklagen richtet sich also nicht gegen die Verschuldung, sondern gegen die F o l g e n dieser Verschuldung. Jeder kanns bei sich selber ausprobieren: Schlafe ich besser mit oder ohne Schulden? Möglicherweise schlafe ich gleich gut. Aber schlafe ich besser, wenn ich keine Schulden habe oder welche, die ich nächste Woche zurückzahlen muss, aber nicht weiß, womit und wie? D a s ist der Punkt.
>Nun noch die die Quellen: Paul Samuelson, Economics; Wolfram Engels, Staatsverschuldung und Robert Eisner, Deficits, Which, how much, and so what?
Vor allem Eisner ist der Champion der Staatsverschuldung. Seine Argumente laufen darauf hinaus, dass a) die Staatsverschuldung nicht so schlimm ist, weil nicht so hoch und b) dass der Staatsverschuldung"gleich hohe Werte" gegenüber stehen.
a) stimmt für Amerika (wenn man die nicht konsolidierten Rentenversprechen nicht einrechnet) b) stimmt nicht, weil es schuldenfinanzierte"staatliche Werte" nicht gibt. Es gibt staatliche Investitionen, die aber keine Investitionen sind, denn wären sie solche, würden sie sich rechnen und würden sie sich rechnen, gäbe es keine Staatsverschuldung bzw. die Hochbuchung der alten Schulden bzw. könnte man sie unschwer von der Privatwirtschaft durchführen lassen.
Außerdem führt der Staat keine doppelten Bücher. Sonst müsste er in Höhe der Abschreibungen auf seine Investitionen die Schulden entsprechend tilgen, da sich der"Wert" entsprechend gemindert hat. Auch dies geschieht nicht. Was passiert, wenn nie wertberichtigt wurde, entdeckt man wunderbar, wenn ein Staatsbetrieb in Privathand kommt, siehe Deutsche Bundesbahn. Die neue Bahn AG musste feststellen, dass sie (obwohl gnädigerweise entschuldet) ein kaputtes Schienennetz und einen überalteten Wagenpark hat. Wie konnte das passieren (Mehdorn muss für die Schienen allein 200 Mrd. DM aufbringen)? Ganz einfach, weil nicht abgeschrieben und entsprechend getilgt wurde. Die Bahnschulden waren also de facto noch viel größer.
>und unter
><font color="0000FF"> Staatsverschuldung 2 </font> steht Eine hohe Staatsverschuldung belastet künftige Generationen
>Weder ist eine hohe Staatsverschuldung für sich allein betrachtet etwas Schlechtes, noch belastet sie, wie viele glauben, automatisch unsere Kinder. Denn die gleichen Kinder, die unsere Schulden erben, erben auch unsere Vermögen.
Dass dies ein übler Gag ist, muss man einem vernünftigen Menschen nicht groß erklären. Es ist wie in diesem Fall: Ein Mann leiht sich beim Nachbarn eine Million. Der Mann schläft schlecht und sagt seiner Tochter: Du musst einen reichen Mann heiraten, sonst kommen wir unter die Räder. Die Tochter verliebt sich in den Nachbarsjungen. Der sagt: Wir sind reich. Mein Vater ist Millionär. Sie heiraten. In der Hochzeitsnacht fragt sie:"Was ist das für eine Million, von der Du gesprochen hast?" Der junge Ehemann:"Na die Million kriegt doch mein Vater von Deinem Vater!" AHA! Erster Termin am nächsten Morgen: Zum Sozialamt.
>... Die Summe aller Schulden ist per definitionem immer genauso groß wie die Summe aller Guthaben, und wenn die Schulden wachsen, wachsen auch die Guthaben im Gleichschritt....
Was richtig ist. Aber erstens: Wer bezahlt die wachsenden Guthaben bzw. wer ist sie schuldig? Und zweites: Was, wenn der Gläubiger sein Geld wiedersehen will und merkt, dass er selbst es bezahlen muss?
>... Und genauso kann auch ein Staat als Ganzes keine Schulden machen: Was wir aus der einen Tasche herausnehmen, stecken wir in die andere wieder hinein, und netto gleicht sich alles aus.
Der Staat kann auch"als Ganzes" Schulden machen, z.B. im Ausland, man betrachte bloß Mal Türkei, Argentinien und die Südasiaten (aktuelle Fälle).
>... Und da natürlich die heute gemachten Schulden morgen zurückgezahlt werden müssen, schränken die Schulden von heute den staatlichen Handlungsspielraum von morgen ein. Aber verglichen mit den Horrorvisionen künftiger... Elendsmassen, die ihr Schicksal unserer aktuellen Schuldenpolitik verdanken, sind diese Wirkungen doch sehr gelassen zu ertragen.
"Sehr gelassen"? Wunderbar! Und wenn der"staatliche Handlungsspielraum" eingeschränkt ist, dann - siehe das Beispiel 1 - werden alle dumm gucken, weil das ja bedeutet, dass der Staat dann keine zusätzlichen Schulden mehr machen kann.
Also läuft das worauf hinaus? Auf:"Alle gucken gelassen dumm"!
>Und auch hier die Quellen: E.J. Mishan, Twenty-one economics fallacies; W.Buster u. K. Kletzer, Who's afraid of public debt?
>Das dürfte das Schmankerl schlechthin für unseren dottore sein, vor allem der Punkt Staatsverschuldung 2.
In der"Krisenschaukel" das Nötige dazu geschrieben (S. 46 ff.).
>Also jetzt wird der Meister zur absoluten Hochform auflaufen. Ich höre schon förmlich den Sturmwind heranbrausen.
>Gleich einem Adler wird er sturzflugartig die armen Opfer (Engels, Samuelson usw.) packen und noch im Davonflug vertilgen.
>Heissa, wird das ein Schlachtfest werden.
>dottore, Ihr Auftritt bitte!!
So doll wollte ich es nicht machen. Es ist das alte Elend, dass die hochgerühmten Experten nicht kapieren, dass es nicht um Schulden und Guthaben geht (Buchungsvorgang), sondern um ihre jeweilige Wirkung. Der Schuldner muss leisten (im Fall des Staates seine Bürger) oder hochbuchen, was sein Ende in sich selbst findet. Der Gläubiger bezieht"Einkommen" (Zinsen), für die niemand leistet, weil ja hochgebucht wird. Die Zinsen werden gezeigt, aber nicht gezahlt. Dies bedeutet:"arbeitslose" Einkommen (ist so als würden die Banken jedem, der ein Konto bei ihnen hat, ununterbrochen eine Gutschrift erteilt), die zur allgemeinen Verrentung und wirtschaftlichen Sklerose führt.
Sind die Zinsen aus der Staatsverschuldung endlich so hoch wie das BIP, muss bekanntlich niemand mehr arbeiten, aber es gibt dann auch kein BIP mehr. (Wurde hier schon diskutiert - der"Paradiestag"). Und auf dem Weg dahin wird's immer flauer.
Oder einfaches Rechenbeispiel: BIP = 100. Staatsverschuldung = 100 % BIP. Zinssatz 10 %. Da die Zinsen ex Staatsverschuldung in die BIP-Rechnung eingehen, müssen sie davon schon Mal abgezogen werden. BIP tatsächlich also nur 90. Staatsverschuldung steigt auf 200 % BIP (etwa USA inkl. der Rentenversprechen, die auch Staatsverschuldung sind), BIP nur 80. Bei 300 % (etwa Japan inkl. Rentenversprechen) BIP (wirklich geleistetes) nur 70. So kann ich sogar lange Zeit einen deflationären Prozess verbergen, weil die Nettoneuverschuldung des Staates, um die Zinsen zu buchen z.T. zu zusätzlicher Kaufkraft werden kann, die die Wirtschaft noch eine Zeitlang über Wasser hält, bis sie dann ruckizucki abschmiert.
Ein interessantes Thema also. Aber man muss es nur in Ruhe durchdenken und dann sieht man schnell, dass auch dort gilt:"There is no free lunch"! (Friedman)
Gruß
d.
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