BossCube
19.01.2001, 23:12 |
AOL kauft Aktien mit Fremdkapital zurück. Thread gesperrt |
Hallo alle,
vorhin wurde auf N-TV verkündet, daß AOL für 5 Mrd. $ eigene Aktien zurückkaufen will und gleichzeitig 10 Mrd. $ Anleihen ausgeben will. Was soll dieser Unsinn? AOL folgt dabei dem Beispiel von IBM, die nach erreichen einer gewissen Größe die Umsätze und Gewinne nur noch marginal steigern können und deshalb mit Krediten eigenen Aktien zurückkaufen (Gewinn je Aktie steigt dadurch). Für AOL scheint es so zu sein, daß sie die Kosten des Eigenkapitals größer als die Kosten des Fremdkapitals einschätzen. Die Theorie des EVA (Economic Value added) unterstützt das sogar. Anhand des WACC-Faktors werden die Kapitalkosten bestimmt, die sich gewichtet aus EK- und FK-Kosten sowie dem Beta (eine Art Korrelation mit der Benchmark) zusammensetzten. Aktionäre sind nach dieser Theorie nur mit der Leistung des Managements zufrieden, wenn die Erträge über dem WACC liegen. Da sich diese Denke immer mehr durchzusetzen scheint, lohnt es sich, Eigenkapital durch Fremdkapital zu ersetzten und so die Erträge zu hebeln. Die Gefahr ist offensichtlich, verschlechtern sich dadurch die Bilanzen dramatisch.
Der Aktienrückkauf an sich ist ja kein schlechtes Instrumentarium. Wir die Ertragskraft meiner Firma nicht honoriert und sehe ich meine Firma als unterbewertet an, kaufe ich selbstverständlich eigene Aktien zurück, um sie ggf. später z.B. als Übernahmewährung oder für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme zu nutzen. Solche Fehlbewertungen können aber lange anhalten, so daß Rückkäufe auf keine Fall mit Fremdkapital getätigt werden sollten. Eine Maxime, die den Amerikanern offensichtlich fremd ist.
Gruß
Jan
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JüKü
19.01.2001, 23:23
@ BossCube
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Re: AOL kauft Aktien mit Fremdkapital zurück. |
>Hallo alle,
>vorhin wurde auf N-TV verkündet, daß AOL für 5 Mrd. $ eigene Aktien zurückkaufen will und gleichzeitig 10 Mrd. $ Anleihen ausgeben will. Was soll dieser Unsinn? AOL folgt dabei dem Beispiel von IBM, die nach erreichen einer gewissen Größe die Umsätze und Gewinne nur noch marginal steigern können und deshalb mit Krediten eigenen Aktien zurückkaufen (Gewinn je Aktie steigt dadurch). Für AOL scheint es so zu sein, daß sie die Kosten des Eigenkapitals größer als die Kosten des Fremdkapitals einschätzen. Die Theorie des EVA (Economic Value added) unterstützt das sogar. Anhand des WACC-Faktors werden die Kapitalkosten bestimmt, die sich gewichtet aus EK- und FK-Kosten sowie dem Beta (eine Art Korrelation mit der Benchmark) zusammensetzten. Aktionäre sind nach dieser Theorie nur mit der Leistung des Managements zufrieden, wenn die Erträge über dem WACC liegen. Da sich diese Denke immer mehr durchzusetzen scheint, lohnt es sich, Eigenkapital durch Fremdkapital zu ersetzten und so die Erträge zu hebeln. Die Gefahr ist offensichtlich, verschlechtern sich dadurch die Bilanzen dramatisch.
>Der Aktienrückkauf an sich ist ja kein schlechtes Instrumentarium. Wir die Ertragskraft meiner Firma nicht honoriert und sehe ich meine Firma als unterbewertet an, kaufe ich selbstverständlich eigene Aktien zurück, um sie ggf. später z.B. als Übernahmewährung oder für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme zu nutzen. Solche Fehlbewertungen können aber lange anhalten, so daß Rückkäufe auf keine Fall mit Fremdkapital getätigt werden sollten. Eine Maxime, die den Amerikanern offensichtlich fremd ist.
>Gruß
>Jan
Toller Beitrag!
Shareholder Value über alles! Damit find der Mist an.
Hier noch ein Artikel (über 1 Jahr alt) dazu von meiner Seite
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Amanito
20.01.2001, 11:16
@ BossCube
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Re: AOL kauft Aktien mit Fremdkapital zurück. |
Mit Buchhaltung und Bilanzierung habe ich nicht viel am Hut (Uni-Prüfungen und tschüß), aber mir erscheint die Grundidee des Aktienrückkaufs ähnlich pervers wie die Verfütterung von Tiermehl an die eigene Gattung, beides mit langfristig verheerenden Folgen. Aber vielleicht habe ich ja einfach nur zuwenig Ahnung von der Materie.
Amanito
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JüKü
20.01.2001, 11:22
@ Amanito
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Re: AOL kauft Aktien mit Fremdkapital zurück. |
>Mit Buchhaltung und Bilanzierung habe ich nicht viel am Hut (Uni-Prüfungen und tschüß), aber mir erscheint die Grundidee des Aktienrückkaufs ähnlich pervers wie die Verfütterung von Tiermehl an die eigene Gattung, beides mit langfristig verheerenden Folgen. Aber vielleicht habe ich ja einfach nur zuwenig Ahnung von der Materie.
>Amanito
Nein, hast du nicht. Gesunder Menschenverstand reicht, um zu sehen, dass so etwas wirtschaftlicher Unsinn ist.
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Diogenes
20.01.2001, 11:27
@ BossCube
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Re: AOL kauft Aktien mit Fremdkapital zurück. |
Hallo Jan,
Damit wäre die Frage von gestern beantwortet. Stützungskäufe auf Pump. Was sollten die TimeWarner Aktionäre denn denken, wenn die wunderbare Fusion den wert ihrer Aktien dezimiert? - Daimler Benz kann ein Lied davon singen.
Wenn mit Anleihen ausgeben und Kredite aufnehmen nix mehr geht kommt die nächste Steigerungsstufe: Regierung und Fed kaufen Aktien um den Markt zu stützen - Japan machts vor.
Es bröckelt im morschen Gemäuer.
Gruß
Diogenes
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