nereus
21.01.2001, 11:22 |
es ist noch komplizierter als ich dachte Thread gesperrt |
Hallo!
So langsam aber sicher raffe ich es nicht mehr.
Das die Welt in der wir leben ziemlich kompliziert sein kann ist sicher keine fundamental neue Erkenntnis. Aber das sie so sehr kompliziert ist hätte ich nicht für möglich gehalten.
Warum nun diese seltsame Einleitung?
Über den Zustand der Weltfinanzen wird hier seit langem breit und tiefgründig diskutiert. Das ist sicher auch gut so. Die Ursachen des Dilemmas sind offenbar auch gefunden. Die vom Staat induzierte Wohlfahrtsgesellschaft auf Basis einer in die Katastrophe führenden halsbrecherischen Verschuldung.
Insofern kann ich das auch alles noch nachvollziehen und stimme den meisten Äußerungen wohlwollend zu.
Nun wird daraus ableitend eine Lösung vorgeschlagen. Das kann nur ein stark abgespeckter Staat sein der eine Vielzahl seiner Aufgaben an die Privatwirtschaft zurückgibt.
In wirtschaftliche Prozesse sollte der Staat überhaupt nicht mehr eingreifen, weil er ja hinlänglich bewiesen hat das er es nicht kann.
Na gut, das kann man sicher so sehen.
Der Staat und sein Beamtentum sollen auf ein Minimum zurückgefahren werden um sich nur noch um unabdingbare Aufgaben kümmern wie Gerichtsbarkeit, innere Sicherheit usw..
Klingt alles ziemlich plausibel und dies könnte auch der richtige Weg sein.
Aber ein paar Fragen bleiben da meiner Meinung noch offen und werden erstaunlicherweise auch niemals aufgegriffen.
Der private Mittelstand brauch meiner Ansicht nach nicht diskutiert werden. Er ist der größte Arbeitgeber und kann sicher am besten die anstehenden wirtschaftlichen Aufgaben lösen.
Aber was ist mit den Mega-Konzernen? Dort ballt sich eine ungeheure Finanzkraft zusammen die manchen Staatshaushalt vor Neid erblassen läßt.
Werden die dann entflochten in der Nach-Crash-Ära oder bleibt alles so wie es ist?
Wer sagt uns eigentlich zu das hier ein Beitrag zum Gemeinwohl geleistet wird. Meiner Ansicht nach ist es nicht die Aufgabe von Daimler, VW oder Siemens der breiten Masse ein erträgliches Auskommen zu sichern sondern zuallerst einmal proftabel zu wirtschaften.
Das ist aus Sicht der Geschäftsführung dieser Unternehmen auch verständlich.
Nur macht es meiner Meinung nach aber schon einen Unterschied ob die Bäckerei um die Ecke schließt und ihr 4 Mitarbeiter auf die Straße setzen muß oder ob ein Großkonzern mit einem Schlag 10 oder 20.000 Angestellte entläßt.
Die z.B. sozial verträglichen Vorruhestandsreglungen sollten auch mal in dem Zusammenhang gesehen werden das diese Unternehmen nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Kosten zu tragen haben und der Löwenanteil beim Staat abgeladen wird und damit beim dummen Steuerzahler.
Wer garantiert uns also später mal die Ethik der Privatwirtschaft. Wie werden solche Machtkonzentrationen verhindert werden. Gibt es dann noch eine Kartellbehörde? Die scheint ja schon heute hoffnunglos überfordert zu sein.
Der freie Markt soll alles regeln. Na vielleicht tut er das auch, aber vielleicht geraten wir da auch vom Regen in die Traufe.
Die Segnungen des freien Marktes kann man ja heute schon bewundern.
Alles muß sich rechnen. Die Medien rechnen sich sich sicher auch. Aber das Niveau? Die geistige Tieffliegerei hat Hochkonjunktur.
Es ist nicht so wichtig ob preußische Tugenden ihre Berechtigung hatten oder nicht sondern ob Boris Becker Oralverkehr hatte.
Besonders interessant ist hierbei das einige Anhänger der Verschwörungstheorie die liberalsten Thesen überhaupt vertreten.
Ich kann dem Verschwörungsgedanken durchaus einige Aspekte abgewinnen. So ganz unrealistisch könnte diese Problematik in der Tat nicht sein. Man muß ja nicht gleich mit fliegenden Untertassen und einer hohlen Erde daher kommen. Auch die rein irdischen Dinge weisen oftmals in die entsprechende Richtung. Und wenn man sich ein wenig mit dieser Thematik auseinandersetzt hat kann man in etwa eine Standortbestimmung der Globalisierer vornehmen und auch welche Kreise oder Geheimgesellschaften dahinter stehen könnten.
Nehmen wir einfach mal an es gäbe einen solchen Plan der die Abschaffung der Nationalstaaten und die Bildung eines Weltstaates zum Ziel hätte.
Aber gerade der Liberalismus in seiner Reinstform ist die beste Voraussetzung dafür. Das können die Leser der V-Literatur unmöglich übersehen haben oder etwa doch?
Also kann ich nicht verstehen wie man, mal bildlich gesprochen, das Feuer mit dem gefüllten Benzinkanister eigentlich löschen will.
Die Freiheit soll grenzenlos sein. Drogenfreigabe sowieso und Religion gehört am besten abgeschafft.
Wer sorgt aber dann noch für die Moral? Oder soll es dann keine mehr geben? Darwin dann auch in der menschlichen Gesellschaft oder wie?
Warum wird nicht mal über einen anderen Staat diskutiert? Volksabstimmungen bei maßgeblichen Entscheidungen wie Einführung einer neuen Währung o.ä.
Keine Politikerkarrieren sondern Einsetzung von Sachverständigen auf die entsprechenden Ministerposten mit einer langfristigen Strategie. Eine Verfassungsgericht das dem Finanzminister in die Arme fällt wenn er es mit den Finanzen zu arg treibt.
Wäre das denn alles so abwegig?
Natürlich habe ich auf der Stelle auch keine Patentrezepte anzubieten. Aber es wird nicht mal ein Gedanke darauf verschwendet. Das macht mich schon ein wenig nachdenklich.
mfG
nereus
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André
21.01.2001, 12:30
@ nereus
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte: Fundierte Lösungen gibt´s |
Auf diese Frage gibt es zumindest in wesentlichen Bereichen fundierte
Lösungsvorschläge:
Karl Homann + Franz Blome-Drees: Wirtschafts- und Unternehmensethik
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen, 1992 ISBN 3-8252-1721-3
Sind Professoren Uni Eichstätt.
These: Staat muß Regelwerk (Anreizsysteme)so schaffen, daß Individualinteresse zugleich dem Gemeinwohl dient und nicht zuwider läuft (wie derzeit zumeist).
Grüße
André
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>Hallo!
>So langsam aber sicher raffe ich es nicht mehr.
>Das die Welt in der wir leben ziemlich kompliziert sein kann ist sicher keine fundamental neue Erkenntnis. Aber das sie so sehr kompliziert ist hätte ich nicht für möglich gehalten.
>Warum nun diese seltsame Einleitung?
>Über den Zustand der Weltfinanzen wird hier seit langem breit und tiefgründig diskutiert. Das ist sicher auch gut so. Die Ursachen des Dilemmas sind offenbar auch gefunden. Die vom Staat induzierte Wohlfahrtsgesellschaft auf Basis einer in die Katastrophe führenden halsbrecherischen Verschuldung.
>Insofern kann ich das auch alles noch nachvollziehen und stimme den meisten Äußerungen wohlwollend zu.
>Nun wird daraus ableitend eine Lösung vorgeschlagen. Das kann nur ein stark abgespeckter Staat sein der eine Vielzahl seiner Aufgaben an die Privatwirtschaft zurückgibt.
>In wirtschaftliche Prozesse sollte der Staat überhaupt nicht mehr eingreifen, weil er ja hinlänglich bewiesen hat das er es nicht kann.
>Na gut, das kann man sicher so sehen.
>Der Staat und sein Beamtentum sollen auf ein Minimum zurückgefahren werden um sich nur noch um unabdingbare Aufgaben kümmern wie Gerichtsbarkeit, innere Sicherheit usw..
>Klingt alles ziemlich plausibel und dies könnte auch der richtige Weg sein.
>Aber ein paar Fragen bleiben da meiner Meinung noch offen und werden erstaunlicherweise auch niemals aufgegriffen.
>Der private Mittelstand brauch meiner Ansicht nach nicht diskutiert werden. Er ist der größte Arbeitgeber und kann sicher am besten die anstehenden wirtschaftlichen Aufgaben lösen.
>Aber was ist mit den Mega-Konzernen? Dort ballt sich eine ungeheure Finanzkraft zusammen die manchen Staatshaushalt vor Neid erblassen läßt.
>Werden die dann entflochten in der Nach-Crash-Ära oder bleibt alles so wie es ist?
>Wer sagt uns eigentlich zu das hier ein Beitrag zum Gemeinwohl geleistet wird. Meiner Ansicht nach ist es nicht die Aufgabe von Daimler, VW oder Siemens der breiten Masse ein erträgliches Auskommen zu sichern sondern zuallerst einmal proftabel zu wirtschaften.
>Das ist aus Sicht der Geschäftsführung dieser Unternehmen auch verständlich.
>Nur macht es meiner Meinung nach aber schon einen Unterschied ob die Bäckerei um die Ecke schließt und ihr 4 Mitarbeiter auf die Straße setzen muß oder ob ein Großkonzern mit einem Schlag 10 oder 20.000 Angestellte entläßt.
>Die z.B. sozial verträglichen Vorruhestandsreglungen sollten auch mal in dem Zusammenhang gesehen werden das diese Unternehmen nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Kosten zu tragen haben und der Löwenanteil beim Staat abgeladen wird und damit beim dummen Steuerzahler.
>Wer garantiert uns also später mal die Ethik der Privatwirtschaft. Wie werden solche Machtkonzentrationen verhindert werden. Gibt es dann noch eine Kartellbehörde? Die scheint ja schon heute hoffnunglos überfordert zu sein.
>Der freie Markt soll alles regeln. Na vielleicht tut er das auch, aber vielleicht geraten wir da auch vom Regen in die Traufe.
>Die Segnungen des freien Marktes kann man ja heute schon bewundern.
>Alles muß sich rechnen. Die Medien rechnen sich sich sicher auch. Aber das Niveau? Die geistige Tieffliegerei hat Hochkonjunktur.
>Es ist nicht so wichtig ob preußische Tugenden ihre Berechtigung hatten oder nicht sondern ob Boris Becker Oralverkehr hatte.
>Besonders interessant ist hierbei das einige Anhänger der Verschwörungstheorie die liberalsten Thesen überhaupt vertreten.
>Ich kann dem Verschwörungsgedanken durchaus einige Aspekte abgewinnen. So ganz unrealistisch könnte diese Problematik in der Tat nicht sein. Man muß ja nicht gleich mit fliegenden Untertassen und einer hohlen Erde daher kommen. Auch die rein irdischen Dinge weisen oftmals in die entsprechende Richtung. Und wenn man sich ein wenig mit dieser Thematik auseinandersetzt hat kann man in etwa eine Standortbestimmung der Globalisierer vornehmen und auch welche Kreise oder Geheimgesellschaften dahinter stehen könnten.
>Nehmen wir einfach mal an es gäbe einen solchen Plan der die Abschaffung der Nationalstaaten und die Bildung eines Weltstaates zum Ziel hätte.
>Aber gerade der Liberalismus in seiner Reinstform ist die beste Voraussetzung dafür. Das können die Leser der V-Literatur unmöglich übersehen haben oder etwa doch?
>Also kann ich nicht verstehen wie man, mal bildlich gesprochen, das Feuer mit dem gefüllten Benzinkanister eigentlich löschen will.
>Die Freiheit soll grenzenlos sein. Drogenfreigabe sowieso und Religion gehört am besten abgeschafft.
>Wer sorgt aber dann noch für die Moral? Oder soll es dann keine mehr geben? Darwin dann auch in der menschlichen Gesellschaft oder wie?
>Warum wird nicht mal über einen anderen Staat diskutiert? Volksabstimmungen bei maßgeblichen Entscheidungen wie Einführung einer neuen Währung o.ä.
>Keine Politikerkarrieren sondern Einsetzung von Sachverständigen auf die entsprechenden Ministerposten mit einer langfristigen Strategie. Eine Verfassungsgericht das dem Finanzminister in die Arme fällt wenn er es mit den Finanzen zu arg treibt.
>Wäre das denn alles so abwegig?
>Natürlich habe ich auf der Stelle auch keine Patentrezepte anzubieten. Aber es wird nicht mal ein Gedanke darauf verschwendet. Das macht mich schon ein wenig nachdenklich.
>mfG
>nereus
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Baldur der Ketzer
21.01.2001, 12:40
@ nereus
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte |
Hallo, nereus,
ich denke, Du beziehst Dich auf den Buchausschnitt von Baader, den ich abgetippt und reingestellt habe.
Ich fand, er war gut, was das Geldthema betrifft, und nur Fragmente hierzu herauszulösen, hätte den Zusammenhang verfälscht, so habe ich mich an den kompletten Text gehalten, und das Buch behandelt eigentlich nicht Geld, sondern die Frage, wie es für die junge Generation weitergehen soll, ob das, was man aller Orten hört, wirklich zutreffend ist oder eine Wiederholung von vorsätzlich gelegten falschen Fährten ist.
Du hast den Knackpunkt der ganzen Sache aufs Tablett gebracht, die Großkonzerne, die sich eine Sonderrolle erobert haben und nicht mehr ins Schema passen.
Kolosse wie IG Farben oder die japanischen Konglomerate, die auch heute noch verflochten sind, trotz verlorenem Krieg und amerikanischen Zerschlagungen.
Es ist offensichtlich, daß die schiere Macht dieser Gebilde, die ja niemandem mehr als Eigentümer gehören, sondern von Bank(!)vorständen dirigiert werden, mittelbar über Anteilsbesitz und Depotverwaltung, daß diese Gebilde nicht mehr mit dem Typ der unternehmergeleiteten Firma verglichen werden kann.
Das ist ein riesiges Problem.
Vieles in der Subventionspolitik hüpft ja nach der Pfeife dieser großen AGs und läßt die Belange der Kleinen total außer Acht.
Überwiegend ist das für mich negativ, ganz klar.
Nur hat es auch eine Regulationsfunktion.
Sobald"der Gesetzgeber", also ein paar Hanserln da oben, beschließen, wir führen jetzt dies und das ein, und die ganze Wirtschaft läuft Sturm dagegen - dann ist das den Politikern doch schei benkleisteregal.
Der Bäcker an der Ecke KANN NICHT seinen Betrieb verlagern ins benachbarte Ausland, mit dem kann man machen, was man will.
Ebenso der Dorfschlosser, das Autohaus, die Tankstelle, die Friseurin, Tante Emma, und die Dorfbeiz.
Man zieht sie locker über den Tisch, weil man genau weiß, niemand kann aufbegehren, man kann ja nicht weg und ist an den Firmensitz gefesselt.
Ein Großkonzern denkt in anderen Regionen - leider für die Betroffenen und Gottseidank für die machtlosen Kleinen.
Wenn ein Großer androht, Leute, wenn dieser Schmarrn Gesetz bleibt, machen wir dicht und gehen nach Tschechien, den Sozialplan verschmerzen wir, aber dann sind wir wech - dann hat das m.E. eine unheimlich positive Wirkung auf die Gesetzgebung.
Der Betroffene des ganzen Blödsinns,"die Wirtschaft", hat dann auf einmal Möglichkeiten, auszuweichen, sich dem Druck zu entziehen, und zwingt damit die meist Ahnungslosen da oben im Wolkenkockucksnest, den gröbsten Schwachsinn zurückzunehmen, oder gar nicht erst loszulassen.
Das ist eine wichtige Kontrollfunktion, finde ich.
Auch wenn mir gerade kein konkretes Beispiel einfällt. Es gab ja schon genug Schwachsinn, der trotzdem Gesetz wurde. Und auch Mittelständler können gehen und sind gegangen.
Nur, ich glaube halt, die Entlassung von 50 oder 100 Leuten nötigt den weisen Schwätzern doch nicht mal ein müdes Lächeln ab, bei 4 - x Mio. Arbeitslosen ist das doch sowas von egal.
Eine Zeitungsüberschrift,"ABC-AG verläßt den Standort aus Protest gegen Gesetz und entläßt 26.000 Beschäftigte", die bringt die da oben zum Rotieren.
Leider als einziges, was traurig ist.
Globalisierung ist halt auch eine notwendige Notausgangstür, damit man"mit uns" nicht alles machen kann, was man vielleicht gerne möchte.
Ansonsten ist das mit den Großkonzernen m.E. ganz klar eine Fehlentwicklung.
Beste Grüße vom Baldur
P.S. einige der größten Finanzkonzerne sind übrigens politisch-staatliche Hätschelkinder, siehe Post-Telekom, Stromversorger-Mobilfunkfritzen, die erst riesige Rückstellungen bilden konnten, weil man ja die AKWs mal verschrotten muß, und die jetzt mit dem Irrsinnsgeld groß in andere Wirtschaftsbereiche investieren.......und dabei natürlich ein paar tolle Posten abwerfen für Freunderln, Jenossen, Seilschaften und Amigos..........
>Warum wird nicht mal über einen anderen Staat diskutiert? Volksabstimmungen bei maßgeblichen Entscheidungen wie Einführung einer neuen Währung o.ä.
>Keine Politikerkarrieren sondern Einsetzung von Sachverständigen auf die entsprechenden Ministerposten mit einer langfristigen Strategie. Eine Verfassungsgericht das dem Finanzminister in die Arme fällt wenn er es mit den Finanzen zu arg treibt.
>Wäre das denn alles so abwegig?
Nein, das wäre die Lösung, aber sie will niemand hören (sie wird in kleinen schweizer Kantonen praktiziert)
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nereus
21.01.2001, 13:27
@ Baldur der Ketzer
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte - Danke Andre! |
Hallo Baldur!
Du schreibst:"Das ist ein riesiges Problem.
Vieles in der Subventionspolitik hüpft ja nach der Pfeife dieser großen AGs und läßt die Belange der Kleinen total außer Acht. Überwiegend ist das für mich negativ, ganz klar.
Nur hat es auch eine Regulationsfunktion. Sobald"der Gesetzgeber", also ein paar Hanserln da oben, beschließen, wir führen jetzt dies und das ein, und die ganze Wirtschaft läuft Sturm dagegen - dann ist das den Politikern doch scheibenkleisteregal.
.. Ein Großkonzern denkt in anderen Regionen - leider für die Betroffenen und Gottseidank für die machtlosen Kleinen.
Wenn ein Großer androht, Leute, wenn dieser Schmarrn Gesetz bleibt, machen wir dicht und gehen nach Tschechien, den Sozialplan verschmerzen wir, aber dann sind wir wech - dann hat das m.E. eine unheimlich positive Wirkung auf die Gesetzgebung. Der Betroffene des ganzen Blödsinns,"die Wirtschaft", hat dann auf einmal Möglichkeiten, auszuweichen, sich dem Druck zu entziehen, und zwingt damit die meist Ahnungslosen da oben im Wolkenkockucksnest, den gröbsten Schwachsinn zurückzunehmen, oder gar nicht erst loszulassen.
Das ist eine wichtige Kontrollfunktion, finde ich."
Oder aber auch Erpressung, Baldur!
Du schreibst es ja selbst. Die Subventionstöpfe werden für die Megas gefüllt.
Und wenn nicht direkt dann eben indirekt über Steuergesetzte oder ähnliches.
Aber wenn dann mal was kommt wo der Staat was zurückhaben will wird auf stur geschaltet.
Das bedeutet im Klartext, ich springe mit dem Gesetzgeber um wie es mir gerade beliebt. Gibt er Zückerli da bin ich lieb und wenn er anfängt aufmüpfig zu werden wird gegengehalten.
Phillip Holzmann wird aufgefangen aber die kleinen Bauunternehmer läßt man am langen Ende verhungern.
Vielleicht ist es gar nicht immer so das die doofen Politiker nur saublöde Gesetze machen? Auch wenn das sicher oft genug vorkommt.
Die Gesetze sind aber meistens so das die Großen schalten und walten können wie sie wollen. Die Politiker sind nur die Erfüllungsgehilfen des Großkapitals.
Das klingt jetzt fast wie Marxismus. Aber nur weil irgendwo"Freie Wirtschaft" draufsteht muß noch lange keine drin sein.
Schau Dir mal die Kräfte des Marktes in der Dritten Welt an. Da halten sie sich nicht zurück. Da wird jegliche Zurückhaltung beiseite geschoben.
Nee nee, nur weil der Staat oft versagt hat möchte ich ihn noch nicht ganz auf den Müllhaufen der Geschichte werfen.
Und was meint ein ganz großer Liberaler namens Ralf Dahrendorf.
Er hat es ja sogar bis zum Lord gebracht.
Er prangert die Sackgassen an die durch die übertriebenen Privatisierungen in England geschaffen wurden.
Aber er wetterte doch ganz eifrig gegen staatliche Eingriffe. Er war doch einer für den Privatisierungen das höchste war.
Er gilt ja immerhin als blitzgescheiter Kopf. Da hat er so etwas nicht kommen sehen oder zumindest ahnen können.
Auf die Politiker läßt sich immer gut draufhauen.
Aber die Denker müssen ja nichts verantworten. Die denken eben nur.
Die machen sich das Leben aber auch ziemlich leicht.
mfG
nereus
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Baldur der Ketzer
21.01.2001, 13:52
@ nereus
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte |
Hallo, nereus,
Erpressung, ja, stimmt. Es ist reine Erpressung.
Aber man muß doch sehen, daß so, wie die Großkonzerne nichts mehr mit der normalen Wirtschaft zu tun haben, die Politik nichts mehr mit den Ansichten des kleinen Mannes auf der Straße zu tun hat.
Es erscheint mir wie ein Kasperltheater, mit dem Kasper und dem Krokodil.
Es ist irreal, da bekloppen sich zwei, nehmen Funktionen ein, weil sie das von sich so glauben, und haben doch längst jeden bezug zur Realität verloren.
Shareholdervalue ist ein entsetzliches Wort, der Inhalt davon ist nich verheerender. Und das ist eindeutig ein Konstrukt des Großkapitals und von Großaktionären.
Wenn einer meiner Mitarbeiter morgens früh in die Firma kommt und ein langes Gesicht macht, weil er jetzt wieder weniger rausbekommt als letztes Jahr, und ich habe statt dessen ein neues, noch größeres Auto dabei, na, obn das uns beiden ein gutes gefühl geben wird? Nein, sicher nicht.
Der Kampf Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer ist doch auch so ein Relikt aus den Anfängen des 20.JH., das hat doch mit der Wirklichkeit im Mittelstand nichts mehr zu tun.
Trotzdem bestimmt es das Denken derer da oben.
Gesetze werden halt vorwiegend für die großen gemacht, und die kleinen kriegen es dan übergekübelt, ob es nun angemessen ist oder nicht.
Lex specialis, nee, macht zu viel Arbeit.
In diesem Sinne ist dann ein bisserl Unterstützung seitens der groß-Interessen noch besser, als gar keine zu haben.
ich sehe Deine Fragestellung schon genau: entweder, Bürger und damit Staat bestimmen, was Konzerne tun dürfen, und was nicht.
Oder weltweite Großkonzerne überstimmen alle, Bürger, Staat, alles, und drücken durch, was sie wollen, basta.
Konzern-Imperialismus halt.
Das ist eine sehr berechtigte Frage.
Für meinen Teil ist mir das Motiv eines Großkonzerns noch lieber als das eines Staates, der von Politikern beherrscht wird, wie wir sie überall haben.
In Grenzen.
Es hört auf beim Gesundheits- und Umweltschutz, incl. Genpatentierung und Saatgutfreiheit.
Aber jedem Bürger bleibt es freigestellt, bei dem Konzern ABC NICHTS zu kaufen, seine Geschäftspolitik NICHT zu unterstützen, evtl. zum Boykott aufzurufen.
Beim Staat ist das anders - er läßt mir keine Wahl, ich muß tun, was er will, und wenn es hundertmal verkehrt sein sollte.
Und echte Monopole gibt es fast nie, ich weiß keines, nicht mal im Lebensmittelhandel gibt es keine Auswege.
Klar, Schrempp als Finanzminister, Schneider als Bauminister, Rover-Pieschetsrieder als Wirtschaftsminister und Peanuts-Kopper als Bummdesganzla wären auch nicht besser gewesen.
Aber, wäre es sehr viel schlechter geworden?
Sorry für den Sarkasmus, aber ich halte nicht viel von den Politikern, die zur Zeit ihre Rübe ins Fernsehen halten, das hast Du ja gemerkt.......
beste Grüße vom Baldur
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Diogenes
21.01.2001, 14:25
@ Baldur der Ketzer
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte |
>>>Keine Politikerkarrieren sondern Einsetzung von Sachverständigen auf die entsprechenden Ministerposten mit einer langfristigen Strategie. Eine Verfassungsgericht das dem Finanzminister in die Arme fällt wenn er es mit den Finanzen zu arg treibt.
>>Wäre das denn alles so abwegig?
>Nein, das wäre die Lösung, aber sie will niemand hören (sie wird in kleinen schweizer Kantonen praktiziert)
Großartige Idee, gefällt mir ausgezeichnet. ;-))
Sag mal Bladur, was braucht man eigentlich, um eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für die Schweiz zu bekommen? - nur so für den Fall des Falles. Meine Spargrosche würde ich mitnehmen, die hielten mich sicher eine Zeit lang über Wasser, ich würde also niemanden zur Last fallen. Wie steht es mit Steuern auf Vermögen und Einkommen?
Gruß
Diogenes
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R.Deutsch
21.01.2001, 15:18
@ nereus
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte |
Lieber Nereus,
ich habe den Eindruck, Du hast Dich bei den Libertären infiziert. Faszinierende Gedanken, gelle?
Die Welt ist gar nicht so kompliziert, wenn man sie auf die beiden simplen Bausteine Privateigentum und individuelle Freiheit aufbaut: -))
Kennst Du die Bücher von Roland Baader? (Fauler Zauber, Die belogene Generation, aus der Baldur hier seine drei großartigen Beiträge zitiert hat, Die Enkel des Perikles, Kreide für den Wolf etc.) Alles sehr gefährliche Bücher, weil der libertäre Bazillus Begeisterung entfesseln kann. Und dann natürlich das Kultbuch der Libertären,"Wer ist John Galt" von Ayn Rand.
Am Ende Deines schönen Beitrages fragst Du:
Wer sorgt aber dann noch für die Moral? Oder soll es dann keine mehr geben? Darwin dann auch in der menschlichen
Gesellschaft oder wie?
Warum wird nicht mal über einen anderen Staat diskutiert? Volksabstimmungen bei maßgeblichen Entscheidungen wie
Einführung einer neuen Währung o.ä.
Keine Politikerkarrieren sondern Einsetzung von Sachverständigen auf die entsprechenden Ministerposten mit einer
langfristigen Strategie. Eine Verfassungsgericht das dem Finanzminister in die Arme fällt wenn er es mit den Finanzen zu
arg treibt.
Was ist schlecht an Darwin? Ich glaube auch, dass die Moral nicht von einem Gott kommt, sondern sich aus vielen kleinen moralischen Bausteinen entwickelt, die Menschen im Interesse des gemeinsamen Überlebens basteln, eine Art evolutionärer Suche nach einer optimalen Form gesellschaftlichen Lebens. Also nicht eine einmal entworfene, immer gültige Moral, sondern eine Art evolutionärer Suchprozess.
Ich hatte eigentlich vor, das"Dritte Wochenendgespräch" genau über das Thema, das Du vorschlägst (ein andere Staat?) anzuzetteln. Ich hatte mir dafür extra den (für mich) deprimierenden Beitrag vom Kleinaktionär aufgehoben. Aber hier wird ja alle zwei Stunden eine neue interessante Sau durchs Dorf getrieben, dass man kaum nachkommt mit lesen. Aber die Diskussion über einen anderen Staat steht sicher an. Es könnte sein, dass wir vor einem libertären Zeitalter stehen, aber der Rückfall in finstersten Etatismus ist genauso gut möglich. Lafontaine - Schröder war so eine Weggabel, wenn auch noch sehr bescheiden.
Eine Volksabstimmung über eine neue Währung wäre, denke ich, der falsche Weg. Das Volk wäre mit dieser Entscheidung schlicht überfordert und auf Experten können wir nicht vertrauen. Auch das Einsetzen von"Sachverständigen" wie Du vorschlägst, ist nicht der richtige Weg. Es gibt keinen Sachverstand, der alles überschaut. Das ist genau diese Anmaßung von Wissen, die Hayek immer kritisiert hat. Der freie Markt ist noch immer die beste Suchmaschine für optimale Lösungen, die wir bisher kennen. (also doch Darwin).
Für unser spezielles Gebiet heißt das Reprivatisierung des Geldes. Das Geldmonopol des Staates muss abgeschafft werden und auch Geld muss wieder dem freien Wettbewerb ausgesetzt werden.
Gruß
Reinhard
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Baldur der Ketzer
21.01.2001, 18:44
@ Diogenes
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Re: Einwanderung in die Eidgenossenschaft |
Hallo, Diogenes,
momentan ist das noch schwierig.
Entweder du bist 65, hast 10 Mios oder mehr, fährst seit 40 Jahren ins immer gleiche Dorf am äußersten Talende mit Bevölkerungsschwund, das mal von Dir ein Feuerwehrauto gerkiegt hat.
Dann läßt man dich dort wohnen und kassiert eine Pauschalsteuer, Maximum wohl 30%, aber im konkreten Fall wird das ausgehalndelt.
Oder Du mußt noch arbeiten. Zwei Möglichkeiten:
Du suchst Dir einen schweizer Arbeitgeber, die Löhne sind enorm hoch, die Lohnsteuer so um 30%, der besorgt Dir die Aufeinthaltsbewilligung relativ einfach, wenn er Dich brauchen kann.
Du möchtest/kannst selbständig sein.
Du schreibst der Gemeinde Deiner Wahl ein Gesuch, die möchten dann einen Businessplan von Dir, und wenn man dort Bevölkerungsschwund hat oder man Deine Nase mag, dann läßt man Dich rein.
Du mußt genug Kohle nachweisen, und eine Mindeststeuer bringen.
Vor kurzem war es so, daß Du für Gemeinde und Kanton während 10 Jahren rund 1 Mio CHF abdrücken mußtest, dann warst Du gern gesehen, sonst eben nicht.
Bei einer freiberuflichen Tätigkeit oder einer Pers.Ges. gibt es natürlich keine Kapitalgesellschafts-Besteuerung und nur einen Steuersatz.
Also alles in allem steuerlich nicht so interessant, wie man immer glaubt.
Privatsteuer ca. 30% (grob 10% Bund, 10% Kanton, 10% Gemeinde).
Firmensteuer einer AG ebenfalls in diese Richtung, Anrechnung gibt es nicht.
Wenn Deine Firma also 100 verdient und 30 Steuern zahlt, bleiben 70, und wenn Du die als Dividende an Dich ausschüttest, kannst Du nochmal 70x0,3= 20 abgeben, so daß Du eine Gesamtbelastung von 50% haben wirst.
Das ist jetzt sehr grob.
Es gibt Kantone, die die Firmendividenden bei Ausschüttung nicht extra beim Empfänger besteuern (Appenzell-IR), es gibt Gemeinden, die einen sehr niedrigen Steuerfuß haben (Obwalden, Zug, Schwyz), und andere, die extrem teuer sind (Glarus, Genf, Waadt, Neuenburg und diese Ecke in der französischen Schweiz)
.
Wenn die bilateralen Verträge in Kraft treten, gibt es größere Kontingente und eine defacto-Freizügigkeit bis 15.000 EU-Bürger pro Jahr. Dann ist die Mindeststeuer wohl vom Tisch, und es wird halbwegs fair.
Momnetan, unter den aktuellen Bedingungen, ist es noch zu restriktiv, zu teuer, meine ich.
ein paar Links, teilweise nur grober Überblick (ohne Gewähr!)
Steueroasen der Welt
Info für Grenzgänger und zur neuen bilateralen Zuwanderung
Beispiel für Wirtschaftsförderung
wie überall läuft es drauf raus, was Du bereit und in der Lage bist, auszugeben.
Als Newcomer ohne Startkapital lassen sie Dich wahrscheinlich nicht mal über die Grenze.
Ich muß bei jeder Aufenthaltsverlängerung eine der Höhe nach unbegrenzte Bankbürgschaft auf den Tisch legen, sonst heißt es, andiamo, raggazzo,.........
Beste Grüße vom Baldur
>Sag mal Bladur, was braucht man eigentlich, um eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für die Schweiz zu bekommen? - nur so für den Fall des Falles. Meine Spargrosche würde ich mitnehmen, die hielten mich sicher eine Zeit lang über Wasser, ich würde also niemanden zur Last fallen. Wie steht es mit Steuern auf Vermögen und Einkommen?
>Gruß
>Diogenes
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nereus
21.01.2001, 18:55
@ R.Deutsch
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte |
Hallo Reinhard!
Du schreibst:" ich habe den Eindruck, Du hast Dich bei den Libertären infiziert. Faszinierende Gedanken, gelle?"
Also eins muß man Dir wirklich lassen. Du versteht es immer wieder geschickt eine Thematik in eine neue Richtung zu lenken.
Aus welchen Zeilen Du mein Interesse für die Libertären wieder herausgelesen hast bleibt wohl Dein Geheimnis.
Ich dachte ich hätte mich eher zurückhaltend dazu geäußert
Also, ich habe mich auch mal für den Sozialismus begeistern können (ist allerdings schon sehr lange her).
Alle arbeiten für's Allgemeinwohl - zumindest eine schöne Idee. Nun, das dies eine Fehleinschätzung war habe ich ziemlich schnell eingesehen.
"Kennst Du die Bücher von Roland Baader? (Fauler Zauber, Die belogene Generation, aus der Baldur hier seine drei großartigen Beiträge zitiert hat, Die Enkel des Perikles, Kreide für den Wolf etc.) Alles sehr gefährliche Bücher, weil der libertäre Bazillus Begeisterung entfesseln kann. Und dann natürlich das Kultbuch der Libertären,"Wer ist John Galt" von Ayn Rand."
Nein leider kenne ich keins von den Büchern. Aber ich merke schon ich sollte sie mir mal zu Gemüte führen.
Vielleicht blicke ich dann klarer?
"Was ist schlecht an Darwin?"
Darwin redet von der Durchsetzung des Stärkeren bei Flora und Fauna. Das ist sicher ein natürliches Prinzip.
Aber obwohl wir zu den Säugetieren gehören sind wir auch noch Menschen. Und da habe ich mit dem Darwinismus so meine Probleme.
Die Aufzucht einer neuen Menschenart per Gentechnik scheint ja keine Utopie mehr zu sein. Der Eingriff in das Erbgut wird in einigen Jahren die Regel sein. Die Tiere werden inzwischen geklont und wer weiß wie weit man in manchen Laboren schon mit einem Embryo gekommen ist?
Über die menschenverachtenden Auslesegedanken der Nazis kann man sich heute gar nicht genug echauffieren und das sicher auch zu recht. Aber plötzlich kommt diese Thematik über die Gentechnik wieder zur Hintertür hereinspaziert. Was soll denn das? Ist diese Idee in einer neuen Verkleidung plötzlich salonfähig?
Ich sage nicht das es so wird. Aber die Gefahren sollte man nicht völlig außer acht lassen.
"Ich glaube auch, dass die Moral nicht von einem Gott kommt, sondern sich aus vielen kleinen moralischen Bausteinen entwickelt, die Menschen im Interesse des gemeinsamen Überlebens basteln, eine Art evolutionärer Suche nach einer optimalen Form gesellschaftlichen Lebens. Also nicht eine einmal entworfene, immer gültige Moral, sondern eine Art evolutionärer Suchprozess."
Das könnte schon sein. Ich weiß es leider auch nicht genau.
Aber das Verrückte ist, ich bin vor vielen Jahren aus der Kirche ausgetreten. Mir war der ganze Hintergrund zu unglaubwürdig. Unbefleckte Empfängnis, Blinde können wieder sehen und über's Wasser wurde auch gelaufen.
Das war mir schlicht und einfach zu albern.
Aber jetzt bekomme ich zu diesen Dingen plötzlich eine neue Sichtweise.
Die Kristallschädel, die Pyramiden, der Heilige Gral, der Templerorden, die Freimaurer, das auserwählte Volk, das alte Testament, Erich von Däniken, die Kabbala, die Prophezeiungen und so weiter.
Alles was sich da bietet ziehe ich mir rein. Manchmal scheint es Querverbindungen zu geben, dann wieder nicht.
Es ist unglaublich wie sich manche Ideen über die Jahrhunderte oder gar Jahrtausende erhalten haben.
Also leite ich daraus ab das es sich nicht nur um den blanken Nonsense handeln kann. Da scheint einfach mehr dahinter zu stecken.
Aber was? Gibt es doch einen Gott oder sind das die Außerirdischen oder wie oder wer?
Es ist leider alles noch sehr verwirrend. Aber als ausschließlichen Humbug betrachte ich das nicht mehr.
"Eine Volksabstimmung über eine neue Währung wäre, denke ich, der falsche Weg. Das Volk wäre mit dieser Entscheidung schlicht überfordert und auf Experten können wir nicht vertrauen. Auch das Einsetzen von"Sachverständigen" wie Du vorschlägst, ist nicht der richtige Weg. Es gibt keinen Sachverstand, der alles überschaut. Das ist genau diese Anmaßung von Wissen, die Hayek immer kritisiert hat. Der freie Markt ist noch immer die beste Suchmaschine für optimale Lösungen, die wir bisher kennen. (also doch Darwin)."
Warum vertraut man eigentlich nie dem Volk? Immer muß es eine Elite besser wissen.
Das Bauchgefühl der Deutschen die D-Mark nicht abzuschaffen war sicher besser als die Nichtbefragung der Wähler.
Es gibt keinen Sachverstand der alles überschaut. Da hast Du sicher recht.
Aber die perfekte Welt soll oder muß es ja auch nicht sein.
Eine gute Suchmaschine ist der Markt sicher, aber dieses brave Lamm kann sich unter Umständen in einen reißenden Wolf verwandeln. Bitte den Beißkorb und die Leine nicht in den Müll werfen und so weit weg schaffen das diese nicht wieder gefunden werden können.
mfG
nereus
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Lullaby
21.01.2001, 19:08
@ Diogenes
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte - Nöö, ganz einfach! |
>Sag mal Baldur, was braucht man eigentlich, um eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für die Schweiz zu bekommen? - nur so für den Fall des Falles.
Lass Dich als Journalist für ausländische Zeitungen nieder. Musst natürlich Belege bringen (Herr XY ist für uns als... tätig) und auch Artikel zeigen, die Du dann veröffentlicht hast. Sonst fliegste wieder raus.
Ist übrigens auch der ideale Weg, falls gewünscht, in die USA zu kommen (ohne Green Card). Du lässt Dich als Journalist akkreditieren. Kriegst ein permanentes J-Visum.
"Freie" Staaten können sich eben der freien Presse nicht verweigern...
Steuern usw. wie von Baldur gepostet. D e r kennt sich wirklich aus!
Gruß
L.
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Baldur der Ketzer
21.01.2001, 19:33
@ Baldur der Ketzer
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Re: Einwanderung in die Eidgenossenschaft - NAchtrag zu Steuern |
Hallo, Diogenes,
was man nicht vergessen sollte, in der Schweiz gibt es in den meisten Kantonen eine Erbschafts- und Schenkungssteuer, die erheblich sein kann (nur in Schwyz nicht), dann eine Vermögensteuer, die es nicht mal mehr in Ã-sterreich und in Absurdistan gibt, und dann gibt es neben der AHV-Frage (Alters- und Hinterbliebenenversicherung), der Sozialversicherung eben mit den drei Säulen, noch eine Kapitalgewinnsteuer (capital gains tax), die gefährlich werden kann.
In Deutschland gibt es zwar die Einkommensteuer auf die sogenannten Kapitalgewinne auch, aber es bleibt bei der Einkommensteuer.
Sozialversicherungspflichtig ist das nicht, es ist ja kein Arbeitseinkommen.
In der Schweiz wird man sehr schnell zum gewerblich tätigen Spekulanten, so daß Deine Erträge dann nicht nur voll einkommensteuerpflichtig werden, sondern auch der AHV- unterliegen.
Wer in der glücklichen Lage ist, über größeres Geldvermögen zu verfügen, von dessen Zinserträgen er lebt, wohnt in Ã-sterreich billiger (25% Pauschalbesteuerung).
Nur als Ergänzung, das Thema ist enorm vielschichtig, und Vorteilen hier stehen Nachteile dort (insbesondere Kosten) gegenüber.
Beste Grüße vom Baldur
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R.Deutsch
21.01.2001, 19:52
@ nereus
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte |
Lieber Nereus,
Du schreibst:
Warum vertraut man eigentlich nie dem Volk? Immer muß es eine Elite besser wissen.
Der Markt ist eine permanente Volksabstimmung. Das Volk hätte nicht sinnvoll über den Euro abstimmen können, im Sinne einer einmaligen Entscheidung. Auch kein Experte kann sagen, was ein Euro ist. Aber das Volk hätte sehr wohl entscheiden können, ob es Euro DM oder Dollar bevorzugt, wenn man den Euro als konkurrierende Parallelwährung eingeführt hätte, wie es die Engländer wollten und nicht als neues nationalstaatliches Zwangsgeld. Wir müssen darauf hinarbeiten, dass unser Staat Gold und Silber als (freiwilliges) Geld wenigstens wieder zulässt. Diesen Gedanken kann man auch der Jugend nahe bringen, lieber dottore. Wenn das Volk sich in freier Konkurrenz dann für das Staatsgeld entscheidet, ist es ja in Ordnung, dann muss es mit Staatsgeld leben. Aber solange privatrechtliche Verträge die auf Gold lauten, von der Rechtsordnung nicht geschützt werden und Gold als Zahlungsmittel nicht geduldet wird, handelt es sich um staatliches Zwangsgeld (und legales Falschgeld ist es obendrein)
Gruß
Reinhard
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nereus
21.01.2001, 20:27
@ R.Deutsch
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Re: es ist noch komplizierter als ich dachte |
Hallo Reinhard!
Du schreibst:"Der Markt ist eine permanente Volksabstimmung."
Das klingt eigentlich nicht schlecht. Dann betrachten wir uns mal die Märkte und deren Teilnehmer.
Also auf dem Wochenmarkt stimme ich Dir uneingeschränkt zu.
Wo ist das Gemüse am billigsten oder von bester Qualität?
Und so lange keiner alle Gemüsestände aufkauft geht das schon in Ordnung.
Aber schauen wir doch mal auf die Kapitalmärkte.
Da sehe ich plötzlich gewaltige Unterschiede. Da werden Milliarden von Devisen tagtäglich hin- und her geschoben, aber das nicht um Waren zu bezahlen. Die Marktteilnehmer haben hierbei ein sehr unterschiedliches Gewicht.
Die Notenbanken müssen in gemeinsamen Aktionen tätig werden um gegen eine unsichtbare oder auch sichtbare Spekulationswand anzukämpfen. Es werden in wenigen Tagen, manchmal gar nur Stunden Milliarden verbraten um sie am Ende nur noch als Rauchwolke aus dem Schornstein steigen zu sehen, weil die Aktion dann auch noch nutzlos war.
Wenn wir da mal die Bürger wirklich abstimmen lassen würden.
Die würden die Devisenabteilungen in den Bankhäusern und Fondsgesellschaften stürmen und es würde plötzlich Händler und Broker aus den Wolkenkratzern regnen.
Übrigens könnte ich mir dieses Szenario gut und gerne in einer der Depressionsphasen vorstellen. Der betrogene Anleger und der entlassene Arbeitnehmer wird einen Schuldigen suchen und diesen auch ganz schnell finden.
In der Mainzer Landstraße sollte man sich dann nicht unbedigt aufhalten.
Und was sagst Du eigentlich zum gegenwärtigen Gold- und Silbermarkt?
Wo entfalten sich da Angebot und Nachfrage? Was ist da frei und regelt sich auf ein vernünftiges Maß ein? Dieses Thema wird ja ausgiebig im Board diskutiert.
mfG
nereus
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R.Deutsch
21.01.2001, 21:32
@ nereus
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Re: wir stehen vor einer spannenden Woche |
Lieber Nereus,
Du schreibst:
Aber schauen wir doch mal auf die Kapitalmärkte.
die aktuellen Kapitalmärkte haben nichts mit freien Märkten und freier Wirtschaft zu tun, sondern sind eine schlichte Orgie von Betrug. Unser Geldsystem ist ein etatistisches (sozialistisches) Betrugssystem und die"Kapitalmärkte" sind die Folge davon. Diese"Märkte" haben in den letzten drei Wochen allein in den USA 112 Milliarden neues Geld aus dem Nichts erzeugt (M3 ist um 112 Milliarden gestiegen). Alan is reliquifying the US financial system um den Kollaps hinauszuschieben. Ich denke wir stehen vor einer sehr spannenden Woche. Bush muss die Leichen aus dem Keller holen und zwar schnell, sonst sind es seine Leichen (eine Unverschämtheit die Aussage Clintons, er übergebe eine gesunde Wirtschaft und wenn jetzt ein Crash käme sei es die Schuld von Bush) Bush hat ein Wrack übernommen und er muss jetzt schnell allen zeigen, wer das Schiff versenkt hat. Eine der stinkenden Leichen im Keller ist der Prozess gegen das Goldkartell, die Gata hat Bush schon darauf aufmerksam gemacht.
Eine spannende Woche wünscht
R.Deutsch
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nereus
21.01.2001, 23:06
@ R.Deutsch
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Re: wir stehen vor einer spannenden Woche |
Hallo Reinhard!
Du schreibst:".. die aktuellen Kapitalmärkte haben nichts mit freien Märkten und freier Wirtschaft zu tun, sondern sind eine schlichte Orgie von Betrug. Unser Geldsystem ist ein etatistisches (sozialistisches) Betrugssystem und die"Kapitalmärkte" sind die Folge davon."
Volle Zustimmung!
"Diese"Märkte" haben in den letzten drei Wochen allein in den USA 112 Milliarden neues Geld aus dem Nichts erzeugt (M3 ist um 112 Milliarden gestiegen)."
Geld aus dem Nichts! Oooh, das lasse ich lieber unkommentiert.
Da werden wieder alte Wunden aufgerissen (aber nicht bei mir).
Sind wir da eigentlich je zu einem vernünftigen Ende gekommen?
"Eine der stinkenden Leichen im Keller ist der Prozess gegen das Goldkartell, die Gata hat Bush schon darauf aufmerksam gemacht."
Die Republikaner könnten bezüglich des Goldes vielleicht nicht so untätig sein.
Zumindest tradionell standen sie dem Goldstandard aufgeschlossen gegenüber.
Also bis zum nächsten Mal!
nereus
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Diogenes
22.01.2001, 16:24
@ Baldur der Ketzer
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Re: Einwanderung in die Eidgenossenschaft - NAchtrag zu Steuern |
Hallo Baldur & Lullaby,
Danke für die Tips. Werde meine Pläne weiter schmieden, just in case.
Journalist geht ok, brauche nur eine Zeitung, die mich mit meiner großen Klappe nimmt. ;-)
Grüße
Diogenes
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