dottore
24.03.2007, 15:26 |
Fed zwischen rock & hard place Thread gesperrt |
-->Hi,
der Fed geht’s nicht so gut wie es den Anschein hat. Eine Analyse der Statements macht das klar:
1.Häusermarkt:
Alte Lesart:"Recent indicators have suggested somewhat firmer economic growth, and some tentative signs of stabilization have appeared in the housing market. Overall, the economy seems likely to expand at a moderate pace over coming quarters."
Neue:"Recent indicators have been mixed and the adjustment in the housing sector is ongoing. Nevertheless, the economy seems likely to continue to expand at a moderate pace over coming quarters.
Klartext: Der Housing-Markt geht weiter seinen Gang. Das „Alles in allem“ wurde durch ein “dennoch” ersetzt.
2. Inflation
Alt:"Readings on core inflation have improved modestly in recent months, and inflation pressures seem likely to moderate over time. However, the high level of resource utilization has the potential to sustain inflation pressures."
Neu:"Recent readings on core inflation have been somewhat elevated. Although inflation pressures seem likely to moderate over time, the high level of resource utilization has the potential to sustain those pressures."
Klartext: Das Inflationsproblem hat sich leicht verschärft (Auslastungen).
3. Erwartungen
Alt:"The Committee judges that some inflation risks remain. The extent and timing of any additional firming that may be needed to address these risks will depend on the evolution of the outlook for both inflation and economic growth, as implied by incoming information."
Neu:"In these circumstances, the Committee's predominant policy concern remains the risk that inflation will fail to moderate as expected. Future policy adjustments will depend on the evolution of the outlook for both inflation and economic growth, as implied by incoming information."
Klartext: Aus Restrisiken, die noch da sind, wurde die Sorge, dass es doch nicht so moderato laufen wird, wie früher angenommen.
Das Fed-Problem ist also: Das Infla-Problem (core) könnt stärker sein, als erwartet (Betriebe an Kapazitätsgrenzen, Lohnprobleme, landwirtschaftliche Umwandlung à Bio-Ethnaol usw.). Gleichzeitig geht der Häusermarkt weiter ab. Die Fed, die den asset-bubble im größten Markt für assets verursacht hatte, kann den nicht ruckizucki wieder beleben (also wieder in einem Schlag runter auf 1 %; die 1 % sollten den Banken damals aus der dot.com-Klemme helfen, wobei übersehen wurde, dass dies die housing-bubble starten würde).
Bernanke oberstes Ziel (assets müssen „oben“ bleiben, zumal sie die einzige Zusatzkreditquelle darstellen, die Sparquote ist bekanntlich sub zero) kann die Fed nicht erreichen. Das Verhältnis der dot.com-Probleme zu denen aus dem housing-Markt liegt bei mindestens 1: 100.
Runter mit den Sätzen würde den „Kampf“ gegen die Infla zum Witz machen.
Also geht’s nur um das Hinausschieben der Rezession, die automatisch eintritt, sobald die „new credits“ ausbleiben. Worauf aber sollten die entstehen? Bliebe als letztes Ass im Ärmel eine asset-bubble am Aktienmarkt. Nur dürfen von dort keine schlechten Nachrichten kommen (wie Motorola usw.). Das ginge dann nur noch über M & A o.ä. Der Konsument pfeift auf dem letzten Loch, weil ihm - jedenfalls auf breiter Front - die assets (oder Einkünfte) fehlen, die er noch beleihen könnte.
Verzwickt, verzwickt + Gruß!
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Zardoz
24.03.2007, 15:59
@ dottore
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Re: Fed zwischen rock & hard place |
-->Tag dottore,
was könnten denn die Emissionsrechte in dem großen Bild bewirken?
Der Staat (die Staaten) vergibt (vergeben) hier ja (mal wieder) Rechte. Diese können gehandelt und sicher auch beliehen werden, oder?
Nice weekend,
Zardoz
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bernor
24.03.2007, 18:26
@ Zardoz
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Re: Fed zwischen rock & hard place / Warum"Emissionsrechte"? |
-->Hi Zardoz,
diese Emissions-„Rechte“ sind keine neuen Rechte, sondern eine Beschränkung des aus dem allgemeinen Eigentumsrecht resultierenden, bisher „freien“ Rechts, bei diversen Prozessen entstehende Wärme, CO2 oder was auch immer emittieren zu dürfen.
Und erst diese Beschränkung baut jenen Druck auf, der zu „Investitionen“ führt, um entweder die angepaßten Werte einzuhalten oder am (neugeschaffenen) Markt handelbare Emissionsrechte zu kaufen (von jenen, die ihre E.-Rechte teilweise nicht mehr benötigen, weil z.B. ein Kraftwerk abgeschaltet wird).
Für hierzu erforderliche Kredite sind natürlich auch Emissionsrechte, zum jeweiligen Marktpreis, als neues Vermögen zu aktivieren.
Das Emissionsrechte-Gedöns ist in der Tat Teil des „großen Ganzen“: Wie generieren wir (= Politiker) „Umsätze“ in der Privatwirtschaft, um ganz allgemein den Laden am Laufen (bzw. bei Laune) zu halten und im speziellen daraus für unsere ‚Staatswirtschaft‘ Abgaben zu ziehen?
Das treibt seit kurzem u.a. auch unsere NRW-Bauministerin Thoben ("Marktpotenziale... noch längst nicht ausgeschöpft") um, siehe:
http://www.energieagentur-nrw.de/_infopool/page.asp?InfoID=4498
(...) Vor allem die Aussichten auf positive Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt überzeugen Bundes- und Landespolitik von der energetischen Gebäudesanierung. Experten rechnen allein in NRW mit bis zu 50.000 Arbeitsplätzen, die vor allem in den mittelständischen Unternehmen der Baubranche entstehen könnten, wenn es gelingt, die Modernisierungsquote auf 2 Prozent zu heben - und damit zu verdoppeln. Und: Modernisierung tut Not! In NRW gibt es rund 3,5 Mio. Gebäude (8,3 Mio. Wohneinheiten), von denen drei Viertel vor 1980 und damit vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung errichtet worden sind. Derzeit sind 55 bis 60 Prozent der Bauleistungen im Wohnungsbau Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebestand. Ministerin Christa Thoben:"Es muss unser Ziel sein, die Nachfrage nach qualifizierten Energieeffizienz-Leistungen im Bausektor zu stimulieren." Das Marktpotenzial der energetischen Gebäudemodernisierung wird deutschlandweit auf rund 350 Milliarden Euro geschätzt. Allein im Sanitär-, Heizungs- und Klima-Bereich schlummerte ein Investitionsvolumen von bundesweit rund 57 Milliarden, landesweit ca. 15 Milliarden Euro."Ein Schatz, den es zu heben gilt," so Thoben. (...)
Wer also in D (oder auch anderswo) ‘ne ‚alte Hütte‘ hast, darf schon mal sein Bankkonto resp. seinen Kreditrahmen checken - oder rechnet da jemand noch mit „Zuschüssen“?
Nice weekend too
bernor
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Elmarion
24.03.2007, 19:58
@ dottore
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Care-Packet für finanziell schwachbrüstige, amerikanische Konsumenten (o.Text) |
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klingonenjoerg
25.03.2007, 01:54
@ dottore
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Re: Fed zwischen rock & hard place |
-->>Hi,
...
>Bernanke oberstes Ziel (assets müssen „oben“ bleiben, zumal sie die einzige Zusatzkreditquelle darstellen, die Sparquote ist bekanntlich sub zero) kann die Fed nicht erreichen. Das Verhältnis der dot.com-Probleme zu denen aus dem housing-Markt liegt bei mindestens 1: 100.
Die Verschuldung der Durchschnittsbuerger hat dramatisch zugenommen und das raecht sich jetzt. Hoehere monatliche Belastungen bei im wesentlichen gleichen Einkommen fordern ihren Tribut. Man bedenke auch, dass die Mieten im letzten Jahr kraeftig angestiegen sind. Das kommt auch dem aller-untersten Ende der Einkommensskala, das nicht am Immobilienboom teilnehmen konnte, teuer zu stehen. Nur durch wirklich drastische Massnahmen, drastischer als jemals zuvor, kann noch einmal eine zusaetzliche Runde im Aufschuldungsspiel gewonnen werden. Das bedeutet massiv schwaechere Schuldner durch staerkere zu ersetzen, sprich Bank-Immobilien-Repos durch das Staats-CpD. Die RTC laesst schoen gruessen!
>Runter mit den Sätzen würde den „Kampf“ gegen die Infla zum Witz machen.
>Also geht’s nur um das Hinausschieben der Rezession, die automatisch eintritt, sobald die „new credits“ ausbleiben. Worauf aber sollten die entstehen? Bliebe als letztes Ass im Ärmel eine asset-bubble am Aktienmarkt. Nur dürfen von dort keine schlechten Nachrichten kommen (wie Motorola usw.). Das ginge dann nur noch über M & A o.ä. Der Konsument pfeift auf dem letzten Loch, weil ihm - jedenfalls auf breiter Front - die assets (oder Einkünfte) fehlen, die er noch beleihen könnte.
>Verzwickt, verzwickt + Gruß!
Man bedenke auch den Rohstoffmarkt. Hoehere Rohstoffpreise ergeben auch hoehere Beleihungspotenziale. Die Bodenpreise in Iowa, dem klassischen Maisanbaugebiet in USA, ziehen gerade massiv an. Im mittleren Westen wird ein Agrarboom losgetreten. Andere Randgebiete, die Rohstoffe haben wie Montana und Arizona, koennen ebenfalls mitgezogen werden. Man vergesse nicht Mexico (Silber und Oel). Dies koennte tatsaechlich zu einem Aktienbubble fuehren.
Dem stehen noch massive Risiken gegenueber. Die FED muss es m.E. so hinkriegen: dieses Jahr noch einen kalkulierten Aktiensturz hinlegen a la -20% mindestens ohne dass das direkt in die unaufhaltbare DeDe fuehrt. (Ich weiss das ist ein grosses Risiko - man bedenke 1929!) Dann ergaebe sich noch deutliches Aufwaertspotenzial am Aktienmarkt, insbesondere wenn man die starke (aber offiziell nicht statistisch erhobene) Inflation einkalkuliert, die nominale Gewinne schoen aufblaeht und den Durchschnittsbuerger in Ausgaben-Ekstase versetzt. Das koennte 2007 die Rezession / den Abschwung begrenzen und ab 2008 nochmals einen lauen Aufschwung bringen bevor dann im naechsten Jahrzehnt irgendwann der deflationaere Kollaps kommt. Dann sind die genewaertige Administration und Mr. Bernanke aber nicht mehr im Amt.
Gruesse, Joerg
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zureich
25.03.2007, 04:49
@ Zardoz
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Re: Fed zwischen rock & hard place |
-->>Tag dottore,
>was könnten denn die Emissionsrechte in dem großen Bild bewirken?
>Der Staat (die Staaten) vergibt (vergeben) hier ja (mal wieder) Rechte. Diese können gehandelt und sicher auch beliehen werden, oder?
Ich schlage vor das Bürger- und Wahlrecht zu beleihen, so kann die USA wenigstens ihre Armut exportieren, jedenfalls solange diese Rechte noch was wert sind.
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Georges
25.03.2007, 11:33
@ dottore
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Margin Accounts - Allzeithoch. |
-->>Bliebe als letztes Ass im Ärmel eine asset-bubble am Aktienmarkt. Nur dürfen von dort keine schlechten Nachrichten kommen (wie Motorola usw.)
Alles nicht so einfach.
Die Margin Accounts, also die Summe der auf Kredit gekauften Aktien haben ihren 2000der Zenit überschritten. Da wird es wohl nicht so einfach werden, eine neue Riesenbubble zu starten. Und darunter wirds wohl nicht funzen. Siehe Link
Schönen Sonntag.
Georges
<ul> ~ http://testi.squarespace.com/biz_journal/2007/3/20/margin-accounts-top-year-2000</ul>
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klingonenjoerg
26.03.2007, 03:36
@ Georges
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Re: Margin Accounts - Allzeithoch. |
-->>>Bliebe als letztes Ass im Ärmel eine asset-bubble am Aktienmarkt. Nur dürfen von dort keine schlechten Nachrichten kommen (wie Motorola usw.)
>Alles nicht so einfach.
>Die Margin Accounts, also die Summe der auf Kredit gekauften Aktien haben ihren 2000der Zenit überschritten. Da wird es wohl nicht so einfach werden, eine neue Riesenbubble zu starten. Und darunter wirds wohl nicht funzen. Siehe Link
>Schönen Sonntag.
>Georges
Georges,
Kannst Du bitte die Quelle benennen? - Das waere in der Tat sehr bedenklich.
Danke, Joerg
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patrick
26.03.2007, 05:45
@ klingonenjoerg
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Re: Margin Accounts - Allzeithoch. |
-->Hier steht das auch -> klick mal
<ul> ~ Cosas Markt-Daten</ul>
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Cosa
26.03.2007, 10:47
@ klingonenjoerg
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Re: Margin Accounts - Allzeithoch. |
-->Hi,
Quelle hat Patrick genannt ;-)
Aber nur nominal das ATH im Auge zu behalten, finde ich zu kurzsichtig, da zum einen die Margin Accounts zum Einkommen wie auch zur Marktkapitalisierung zwar ordentlich gestiegen sind, aber noch nicht an den 2000-Zustand ankommen.
M.E. geht die Party erst noch los. Langfristige Puts sind noch nicht in meinem Depot. Aber die Börse lebt ja von unterschiedlichen Meinungen
Margin Accounts im Verhältnis zur Marktkapitalisierung:
Gruss
Cosa
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klingonenjoerg
27.03.2007, 06:26
@ Cosa
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Re: Margin Accounts - Allzeithoch. |
-->>Hi,
>Quelle hat Patrick genannt ;-)
>Aber nur nominal das ATH im Auge zu behalten, finde ich zu kurzsichtig, da zum einen die Margin Accounts zum Einkommen wie auch zur Marktkapitalisierung zwar ordentlich gestiegen sind, aber noch nicht an den 2000-Zustand ankommen.
>M.E. geht die Party erst noch los. Langfristige Puts sind noch nicht in meinem Depot. Aber die Börse lebt ja von unterschiedlichen Meinungen.
Danke, Patrick und Cosa.
Meiner Meinung nach bleibt es noch bis zum Juli bullish, danach gibt's nen netten Einbruch. Schau' mer mal...
Gruesse, Joerg
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