dottore
04.04.2007, 15:57 |
Buyouts, Hedger, Carries (Zahlen, Buba-Meinung usw.) Thread gesperrt |
-->Hi,
Buyouts (in allen Varianten) scheinen keine Grenze noch oben zu haben. Nach dem bisher größten Deal (TXU, 43 Mrd USD) gelten als nächste Übernahme-Kandidaten: Anheuser-Bush (Budweiser, Marktwert 38,5 Mrd), Dow Chemical (44) Home Depot (72,4) und in Europa Unilever (89 Mrd USD).
Die Buyouter haben seit Anfang 2006 mehr als 210 Mrd USD eingesammelt, was - so Bloomberg - ihnen eine"Kaufkraft" von mindestens 2 Billionen USD beschert. Wie geleveragt wird, zeigte gerade der Ex-Immo-Tycoon Sam Zell (hatte seinen Trust an Blackstone für 39 Mrd verkauft) beispielhaft: Er erwirbt den Cikagoer Zeitungsverlag Tribune Co. Für 8,2 Mrd. Zell legt an eigenen Mitteln nur 315 Mio auf den Tisch, der Rest wird fremdfinanziert durch Schulden der Tribune Co., die bereits mit 4,5 Mrd USD verschuldet ist.
Jüngster Deal war KKR’s Übernahme (könnte noch überboten werden) von First Data (Kreditkartengeschäft, schneller Cash-flow) für 29 Mrd. Marktwert davor: 20,3 Mrd, langfristige Schulden 2,7, EK = 10,1 Mrd, so dass sich alles schlank finanzieren lässt.
Die zwischenfinanzierenden Banken baden im Geld (GS kassierte bei diesen „bridge financings“ in 2006 1,2 Mrd, JPM 1,1, usw.).
Die Finanzierungen per loans schossen 2006 um 65 % auf 1,4 Billionen USD und davon Junk-Bonds um 73 % auf 218 Mrd. Aufsichtsbehörden sind teils pessimistisch (FSA), einige ZBs auch (z.B. SNB), teils sehen sie im Ganzen so etwas wie die große Katharsis des Kapitalismus und sind mehr dafür als dagegen wie die bekannte Rede von Buba-Meister nahelegt:
Die Transparenz von Hegdefonds
Da kann man sich nur staunend verneigen und ein"Lang lebe der Carry Trade, mit ihm es stetig aufwärts geht" anstimmen. Wen’s interessiert, was dazu die Buba sagt (erst der WK, dann die Carries):
<a href=http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/mba/2007/200702mba_finmaerkte.pdf>Monatsbericht 2007</a>
Gruß!
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nereus
04.04.2007, 16:05
@ dottore
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Re: Buyouts, Hedger, Carries (Zahlen, Buba-Meinung usw.) - dottore |
-->Hallo dottore!
Sie schreiben zur Casino-Wirtschaft:
Da kann man sich nur staunend verneigen und ein"Lang lebe der Carry Trade, mit ihm es stetig aufwärts geht" anstimmen.
In Ihrem Buch"Aufwärts ohne Ende" prognostizierten Sie eine heile Welt bis 2050 oder 2070, falls ich nicht irre (Buch gerade nicht zur Hand).
Können wir das so stehen lassen oder hat sich an diesem Zeithorizont etwas geändert?
Wann versagen auch die allerbesten-letzten Finanzinstrumente?
mfG
nereus
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dottore
04.04.2007, 17:11
@ nereus
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Re: Buyouts, Hedger, Carries (Zahlen, Buba-Meinung usw.) - dottore |
-->Hallo nereus!
>Sie schreiben zur Casino-Wirtschaft:
> Da kann man sich nur staunend verneigen und ein"Lang lebe der Carry Trade, mit ihm es stetig aufwärts geht" anstimmen.
>In Ihrem Buch"Aufwärts ohne Ende" prognostizierten Sie eine heile Welt bis 2050 oder 2070, falls ich nicht irre (Buch gerade nicht zur Hand).
Das mit Ereignis UND Zeit hatte ich mir damals schon abgewöhnt.
>Können wir das so stehen lassen oder hat sich an diesem Zeithorizont etwas geändert?
Bleibe beim Ereignis ("... bis zum Ende" - und das kommt, sobald die Kosten zusätzlicher"Geschäfte" deren überhaupt noch möglichen Zusatz-Return übersteigen, also mit Sicherheit).
>Wann versagen auch die allerbesten-letzten Finanzinstrumente?
Hängt davon ab, wie schnell sich die Zahl der Teilnehmer reduziert (derzeit noch steigend). Wenn also im Haifischbecken sich nur noch ein Mega-Oligopol (nach Verschlucken aller noch möglichen Brocken = nennenswert großen Unternehmen) anfängt, sich selbst zu kannibalisieren. Wäre also die Zeile"KKR übernimmt Blackstone" o.ä. Irgendwann werden die Leverager selbst Kasse machen wollen und sich aus private in public companies verwandeln. Das kann schnell gehen (Blackstone-Aktien waren eine Überraschung) oder dauern.
Ich habe keine Ahnung, aber der Drive (Zuwachsraten in dem"Geschäft") ist schon stupend.
Gruß!
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nereus
04.04.2007, 18:21
@ dottore
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Re: Buyouts, Hedger, Carries.. - Danke für die Stellungnahme (o.Text) |
-->
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Zandow
04.04.2007, 20:52
@ dottore
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Wohin mit dem vielen Geld? |
-->Hi dottore,
zu Deinem posting eine grundlegende Betrachtung:
Einerseits weilweit steigende Staatsverschuldung. Dies in den ZB's auf Aktiv gebucht. Andererseits (auf Passiv gebucht) somit mehr Geld.
Doch: Bei tendentiell steigender Arbeitslosigkeit (man lasse sich durch die offizielle Statistik nicht täuschen) und nun auch den Mittelstand erfassender Armut muß das Geld ja irgendwo bleiben.
Ergo: Es (das Geld) konzentriert sich. Dies bei den wirtschaftlich Erfolgreichen und den Kapitalsammelstellen, eben jenen Hedge-Fonds.
Dieses Geld sucht nun nach Anlagemöglichkeiten (man schaue nur die Immobilienmärkte an). Wir sehen also einen kapitalgetriebenen Nachfragemarkt. Gekauft wird alles, was nur irgendwie einen Gewinn bringen könnte, wobei die Gewinnerwartung auf einer Fortschreibung der Entwicklung der letzten paar Jahre beruht.
Daß das alles irgendwann in sich selbst ein Ende findet, zeigt die Debitismus-Theorie. Somit erleben wir derzeit die Entphase der kapitalistischen Entwicklung in den westlichen Industriestaaten.
Was gibt es bei Dir so Neues zur Wirtschafts- und Religionsgeschichte? Bin gespannt.
Herzliche Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
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EM-financial
05.04.2007, 10:24
@ dottore
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1987, 1997, 2007??? - wer war 87 schon dabei??? |
-->ich hasse ja solche offensichtlichen Regelmässigkeiten...
Dennoch 1987 war es mit den LBOs ähnlich, aber ich weil ich damals mit meinen 9 Jahren noch keine Aktien kaufen durftem, wurde ich verschont... Die Stimmung war damals über die fallenden Zinsen aber ähnlich positiv. Heute ebenso...
1997 dachte man, dass es die Asienkrise, die bereits 1990-1995 ihren Anfang hatte, nicht ausbrechen würde...
Heute glaubt man, dass der im Jahr 2000 begonnene Zusammenbruch der US-Wirtschaft nicht kommen kann und die Immobilienblase nicht platzen kann...
Timing ist sehr schwierig, aber ein Crash in diesem Jahr wäre zumindest möglich. Wer die Stabilität des Carry-Trade sieht, der muss das Handtuch jetzt werfen. Alle Shorts auf den Yen könnten bei über 160-165 aus dem Markt gequetscht werden (auch ich werde dann via Stopp raqus müssen). Dann wenn keiner mehr daran glaubt, dann kracht es fürchterlich und der Carry-Trade fliegt uns um die Ohren...
Kein Weltuntergang, aber zumindest eine üble Delle im Chart, die sich über Jahre hinweg bemerkbar machen und die meisten Depots schwer schädigen könnte.
Dennoch, der chinesische H-Aktienmarkt nimmt ähnliche Ausmaße an wie der Nikkei 1981... Also nochmal 400-500 % rauf in den nächsten 5-10 Jahren und USA zeitgleich runter - Warum auch nicht, die Wellen werden den Weg weisen.
Wer laubt, dass die Asiaten sich von einer US-Rezession unterkriegen lassen, der irrt meiner Meinung nach...
Aber ein Ende der Private-Equity-Manie...? Why not!
Gruss
EM-F
>Hi,
>Buyouts (in allen Varianten) scheinen keine Grenze noch oben zu haben. Nach dem bisher größten Deal (TXU, 43 Mrd USD) gelten als nächste Übernahme-Kandidaten: Anheuser-Bush (Budweiser, Marktwert 38,5 Mrd), Dow Chemical (44) Home Depot (72,4) und in Europa Unilever (89 Mrd USD).
>Die Buyouter haben seit Anfang 2006 mehr als 210 Mrd USD eingesammelt, was - so Bloomberg - ihnen eine"Kaufkraft" von mindestens 2 Billionen USD beschert. Wie geleveragt wird, zeigte gerade der Ex-Immo-Tycoon Sam Zell (hatte seinen Trust an Blackstone für 39 Mrd verkauft) beispielhaft: Er erwirbt den Cikagoer Zeitungsverlag Tribune Co. Für 8,2 Mrd. Zell legt an eigenen Mitteln nur 315 Mio auf den Tisch, der Rest wird fremdfinanziert durch Schulden der Tribune Co., die bereits mit 4,5 Mrd USD verschuldet ist.
>Jüngster Deal war KKR’s Übernahme (könnte noch überboten werden) von First Data (Kreditkartengeschäft, schneller Cash-flow) für 29 Mrd. Marktwert davor: 20,3 Mrd, langfristige Schulden 2,7, EK = 10,1 Mrd, so dass sich alles schlank finanzieren lässt.
>Die zwischenfinanzierenden Banken baden im Geld (GS kassierte bei diesen „bridge financings“ in 2006 1,2 Mrd, JPM 1,1, usw.).
>Die Finanzierungen per loans schossen 2006 um 65 % auf 1,4 Billionen USD und davon Junk-Bonds um 73 % auf 218 Mrd. Aufsichtsbehörden sind teils pessimistisch (FSA), einige ZBs auch (z.B. SNB), teils sehen sie im Ganzen so etwas wie die große Katharsis des Kapitalismus und sind mehr dafür als dagegen wie die bekannte Rede von Buba-Meister nahelegt:
>Die Transparenz von Hegdefonds
>Da kann man sich nur staunend verneigen und ein"Lang lebe der Carry Trade, mit ihm es stetig aufwärts geht" anstimmen. Wen’s interessiert, was dazu die Buba sagt (erst der WK, dann die Carries):
><a href=http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/mba/2007/200702mba_finmaerkte.pdf>Monatsbericht 2007</a>
>Gruß!
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Ecki1
05.04.2007, 10:37
@ EM-financial
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1987, 1997, 2007??? - wer war 87 schon dabei??? Hallo, hier! |
-->ich hasse ja solche offensichtlichen Regelmässigkeiten...
Dennoch 1987 war es mit den LBOs ähnlich, aber ich weil ich damals mit meinen 9 Jahren noch keine Aktien kaufen durftem, wurde ich verschont... Die Stimmung war damals über die fallenden Zinsen aber ähnlich positiv. Heute ebenso...
1987 war nicht so schwierig zu meistern. Ich hatte die ersten Börsenbücher, u.a. von Kostolany, bereits 1985 und 1986 gelesen und konnte meine Ferienjobmoneten bereits im Herbst 1987 an der Börse plazieren, nachdem sich die Preise entsprechend ermässigt hatten.
1997 und 1998 folgten perfekt der Winter-Sommer-Saisonalität. Sell in May and go away, but remember to be back in November. Besonders günstig waren die Russen zu haben, das waren halt echt noch Zeiten.
2007: Manche Titel stehen schon wieder bedenklich hoch, andere haben ihren Rückwärtsgang schon letztes Jahr eingelegt, so etwa Doral Financial, USG und andere Firmen, die in irgendeiner Weise mit den amerikanischen Häuslebauern in Verbindung stehen. Dagegen befindet sich etwa Polymer Group nach wie vor im Aufwärtstrend. Jede Aktie verlangt ihr eigenes Timing.
Viel Erfolg!
Ecki1
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LOMITAS
05.04.2007, 10:49
@ Ecki1
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Re: 1987, 1997, 2007??? - wer war 87 schon dabei??? Hallo, hier! |
-->1987... lang isses her.
Da war noch die DTB, nur bis 16.00 geöffnet.
Viele Banken machten da noch gar nicht mit. Terminhandel, hä???
Wie die Zeit doch vergeht
LOMITAS
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certina
05.04.2007, 18:27
@ LOMITAS
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Re: 1987, 1997,??? - wer war 87 schon dabei??? au - weia: dt.Terminhandel..... |
-->>1987... lang isses her.
>Da war noch die DTB, nur bis 16.00 geöffnet.
>Viele Banken machten da noch gar nicht mit. Terminhandel, hä???
>Wie die Zeit doch vergeht
>LOMITAS
hi Jungspund,
watt Terminhandel???? Vorem Krieg? DTB?? hahahahahaha
Wovon traeumst du denn?
Wenn ich dir irgendmal richtig und ausfuerhlich von diesen kuruiosen geschicdhten um diesen Horrormarkt erzaehle, wie dieser"deutsche Terminhandel" 1987 wirklich aussah, den es eigentlich gar nicht gab - und den DAX auch nicht, geschweige denn eine DTB - danach schmeisst du deine letzten Put's in den Ofen und gehst Ziegen und Schafe zuechten...wenn du dich nicht gleich selbst hinterher schmeisst.
Zwei (!) Maennekens mit je zwei Zigarrenkisten (!) vor sich auf einem Tischken in einer Ecke auf dem Boersenparkett in FFM versuchte mittags so von 12 - 13.30 in FFM (in Duesseldorf bspw. fand n i e ein einziger Handel statt, obgleich da auch die 2 Maennekens herumsassen - und es gab monatelang nur Kurse mit einem Zusatz"g" oder"B") mittels kleiner Auftragszettelschnnippsel, die mit dem Fax von den Bankenfilialen bis 9.30 h morgens dahin gefaxt werden mussten, irgendwelche Kurse auf die ca. 15 Top-Werte und eine Handvoll Nebenwertze zusammen zu bringen. Das hat manchmal 2-3 Wochen gedauert, wenn du mal fuer lumpige 200 Aktien auf Daimler oder Veba oder Holzmann oder Mercedes"Call's aus dem Geld" kaufen wolltest, bis da mal ein"Kontrahent" aufgetaucht ist und bis da mal ein"Bezahlt-Kurs" zustande gekommen ist.
das war immer wie Weihnachten. Alle Kurse gab's allermeist n u r in der Boersenzeitung, in der FAZ ein paar, in der WELT ein paar andere.
Dieser unwirkliche Zirkus galt und lief"als ungeregelter, freier Freiverkehr....ohne jegliches Obligo. Gebuehr pro Aktie entweder 5 oder 10 Pfennige je nach Aktienkursstand ueber oder unter 500 Mark.
Selbst die Banken beteiligten sich nicht mal als Stillhalter an diesem kuriosem"Deutscher Optionshandel" genannten Kindergarten, bestensfalls"hielt" mal die Allianz fuer ein paar Hundert Aktien still.
Und ein paar Jahre vorher gab's ueberhaupt erstmals ueberhaupt die allerersten"Optionsscheine", und zwar auf zwei (!) Basen fuer ein 1/2 und 1 Jahr auf BASF und Bayer. Das war's.
DTB und Optionen in Deutschland und das 1987...
In den USA gab es natuerlich (Chicago) einen durchaus funktionierenden Optionshandel, der von Deutschland aber nur ueber die paar US-Broker (20.000 Mark Mindestanlage) mit dt. Niederlassungen lief (also ueber Prudential Bache, Charls Schwab, M.Llynch etc. und ueber k e i n e dt. Bank) als 87 der"Crash" lief. Das war uebrigens nur fuer die Deppen ein Crash, die verkauften, sondern excellente Kaufgelegeneheiten........das hatten nur die allerwenigstens verstanden.....An dem Crash-Tag selbst aber hatten auch diese vermeindlichen Profi-US-Broker, alle die Telefon-Hoerer auf Befehl von Amerika stundenlang ausgehaengt und die Fax-Leitungen aus dem Stecker gezogen....
Soweit aus der Mottenkiste zum"Terminhandel" 1987.
tschuess.
G.C.
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dottore
09.04.2007, 16:36
@ Zandow
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Re: Wohin mit dem vielen Geld? |
-->Hi Zandow,
>Was gibt es bei Dir so Neues zur Wirtschafts- und Religionsgeschichte? Bin gespannt.
Sorry for delay! Aaalso:
O Das Christogramm X und P (Chi, Rho) bereitet Pein. Bekanntlich soll es als kaiserliches Feldzeichen (labarum) von Konstantin d. Gr. (Kaiser 306-337, allein ab 324) eingesetzt worden sein. Lactantius (gest. um 325) und Eusebius von Caesarea (gest. um 339) berichten entsprechend, wenn auch etwas widersprüchlich. Vor der Schlacht 312 an der Milvischen Brücke (gegen Maxentius) soll es die berühmte Erscheinung vom Himmel (Kreuz? Christogramm?) gegeben haben („In diesem Zeichen wirst du siegen“).
Auf die (wenigen) Konstantin-Münzen und die (zahlreicheren) von Vetranio (Mitkaiser 350) mit der Umschrift „In hoc signo victor eris“ („In diesem Zeichen wirst du Sieger werden“ auf dem Feldzeichen, das ein Soldat hält), neben ihm ein Wesen mit Flügel [Engel? Bote? Von griech. Angelos. Oder Nike bzw. Victoria = Siegesgöttin und auf römischen Münzen häufig?] wurde schon an anderer Stelle verwiesen. Die Ligatur CHI-RHO ist allerdings schon älter (Sonnengott-Symbol usw.) und ausführlich hat sich @Dimi mit der Materie beschäftigt, siehe auch frühere Diskussionen.
Neu sind zwei Beobachtungen:
Von der Gründung (des später sogenannten) „Konstantinopel“ als Kaisersitz (zunächst Nova Roma = Neues Rom) 324/6 existieren zwei sog. „Auswurfmünzen“ (wurden unters Volk gestreut) in Silber (auch gefütterte, also mit Cu-Kern). Die eine zeigt ein P (Rho), die andere ein K (Kappa), wobei der erste Strich des K sehr lang gezogen ist. Stellt man sich beides als auf dem Feldzeichen montiert vor, angeblich in Kranz, ergibt das einfache und das gewendete K ein X mit einem Stab in der Mitte, der in das Rho mündet, das möglicherweise um 90 Grad (Angriffsrichtung) gedreht wäre.
Möglich, dass sich daraus ein K(onstantin) und P(oma) deuten ließe. Spekulativ, solange nicht klar wird, warum auf einer der beiden Auswurfmünzen das P (griech. = R) erscheint, sofern das K mit Konstantin in Zusammenhang gebracht wird (lat. wäre es ein C - Constantinus). Auch an etwas im Zusammenhang mit KALOS (schön) oder KINEIN (fortbewegen, verändern) könnte gedacht werden, sofern POMA (Roma) beibehalten bliebe.
Ein Gewicht ist aufgetaucht, datiert in die Spätantike. Es zeigt das Christogramm - Chi-Rho ligiert - und ein E. Es entspricht im Gewichtssystem dem AE-9 (= 1/8 Litra). Soll 40,9, Ist 41,1 Gramm, der minimale Unterschied möglicherweise durch kleine Verkrustungen.
Christologisch könnte es als XP(istos) und E(manuel) gedeutet werden, vgl. Jesaja 7,14: „Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“ Oder Matthäus 1,23: „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“
Als Gewicht würde das E dem AE-9 entsprechen (griech. Ennea = 9) und das CHI-RHO wäre eine Abkürzung für XPYSOS (= griech. = Gold). Nähme man das X P als Abkürzung für „Gold“ würde dies sowohl den Beschreibungen der Kaiserstandarte (labarum) entsprechen („ein goldener Schaft“). Das Feldzeichen hätte dann ähnlichen Charakter wie die Christus-Verheißung: es wäre eine Beute-Verheißung. Sinngemäß: Mir nach zum Sieg, es warten Schätze. Die römischen Imperatoren führten ihre Kriegskassen stets mit sich. Ein christologisches Symbol auf einem höchst säkularen Gewicht macht so recht keinen Sinn.
O Zur Tributgeschichte. Nach m.M. zentral für die Entwicklung des „Geldwesens“ (Tributherr fordert, der Tributpflichtige muss es sich beschaffen = das Tributgut entweder selbst herstellen oder gegen eigen Erstelltes von Tributguthaltern erwerben --> Kuranz (Umlauf) des Tributgutes beginnt, sofern dieses mehrfach verwendbar, wie bei Edelmetallen). Bisher war Herodot (5. Jh. BC) die wichtigste schriftliche Quelle, wie er beschreibt, was die einzelnen Tributverpflichteten an die Perser-Herrscher abliefern mussten (früher schon ausführlich dargestellt und diskutiert).
Julius Bär hat für das 9./8. Jh. BC entsprechend die Assyrer untersucht und auch schön den Unterschied zwischen Tribut und Steuer herausgearbeitet („Der assyrische Tribut und seine Darstellung. Eine Untersuchung zur imperialen Ideologie im neuassyrischen Reich“).
Inzwischen bin ich auf noch frühere Angaben gestoßen, betreffend die Tribute des Stadtstaats Ugarit (Ras Schamra, Syrien) an die Hethiter, die die Gegend zunächst erobert hatten, sich dann aber mit den dortigen Machthabern ab dem 14. Jh. BC auf Tributzahlungen verständigten. Dabei ging es betreffend Edelmetall um Goldgefäße und um jeweils ca. 50 Kilo Silber, was sich der König von Ugarit (keinerlei Silberminen weit und breit) ihrerseits beschaffen mussten, woraufhin sich der legendäre „Zwischenhandelsplatz“ Ugarit entwickelte, der dann ca. 1200 BC beim Überfall der „Seevölker“ (griechische Söldner nach Velikovsky, „Volk hinter den Inseln“ nach anderen - alles höchst umstritten wg. Chronologie usw.) schlagartig von der Bühne verschwand (Tontafel-Dokumente wurden noch in den Brennöfen gefunden).
Jedenfalls endete das hethitische Großreich im etwa selben Zeitraum - möglicher Beleg der generellen These, dass überdehnte Reiche nach dem Wegfall ihrer Tributquellen in Probleme geraten und ein Übergang zur Internalisierung der Abgaben nicht mehr möglich ist bzw. nicht ausreicht (die USA dürften das nächste namhafte Beispiel dafür werden).
Bei Gelegenheit mehr + herzlichen Gruß zurück!
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Zandow
29.07.2007, 00:10
@ dottore
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@dottore zu XP u.a. |
-->Hi dottore,
ganz, ganz großen Dank für Deine ausführliche Antwort auf meine Frage zum aktuellen Stand Deiner Forschungen und Bitte um Nachsicht für meine doch nun arg verspätete Antwort darauf.
Nun der Reihe nach:
> O Das Christogramm X und P (Chi, Rho) bereitet Pein.
Ja, die Sache wird immer undurchsichtiger. Jede scheinbare Erhellung hie verdunkelt da. Irgendwie scheint nichts so recht passen zu wollen.
> Bekanntlich soll es als kaiserliches Feldzeichen (labarum) von Konstantin d. > Gr. (Kaiser 306-337, allein ab 324) eingesetzt worden sein.
Da geht's schon los. Das Labarum ist archäologisch nicht belegt. Wir kennen es nur aus späteren (christlichen!) Schriften.
> Lactantius (gest. um 325) und Eusebius von Caesarea (gest. um 339) berichten > entsprechend, wenn auch etwas widersprüchlich. Vor der Schlacht 312 an der > Milvischen Brücke (gegen Maxentius) soll es die berühmte Erscheinung vom > Himmel (Kreuz? Christogramm?) gegeben haben („In diesem Zeichen wirst du > siegen“).
Die Kirchenlehrer Lactantius (Laktanz?) und Eusebius, so sie überhaupt historisch sind, sollten unter Beachtung all ihrer anderen Schriften und Fälschungen mit allergrößtem Argwohn betrachtet werden. Meines Wissens nach gibt es von beiden auch keine einzige Originalhandschrift, sondern nur"Kopien". Und was dabvon zu halten ist, weiß man ja inzwischen.
> Auf die (wenigen) Konstantin-Münzen...
Vollkommen unklar dies. Bei den gigantischen Vermögen der Römischen Herrscher, Senatoren, Provinzhalter usw. und den riesigen Kosten zur Unterhaltung der Legionen müßten doch gerade in den Provinzen (Kriegsschauplätze), Heerstraßen, Feldlagern und Schlachtfeldern viel mehr Artefakte auf uns gekommen sein. Insbesondere von fremdländischen Söldnern, die ihren Sold zu Hause (!) den Göttern darbrachten, müßte doch mehr zu finden sein.
>... und die (zahlreicheren) von Vetranio (Mitkaiser 350) mit der > Umschrift „In hoc signo victor eris“ („In diesem Zeichen wirst du Sieger > werden“ auf dem Feldzeichen, das ein Soldat hält), neben ihm ein Wesen mit > Flügel [Engel? Bote? Von griech. Angelos. Oder Nike bzw. Victoria = > Siegesgöttin und auf römischen Münzen häufig?]
Hier sollte man doch genauer auf die Fundumstände achten. Auch Feldherren (nicht nur Kaiser) prägten Münzen.
>Neu sind zwei Beobachtungen:
Zu den „Auswurfmünzen“ fehlt mir der blasse Schimmer. Das ist mir einfach zu hoch.
Das mit dem Gewicht funzt dagegen schon mehr. Deine Interpretation des XP als XPYSOS, dem E als Ennea und des Labarum als Beute-Verheißung (nämlich GOLD!) paßt sehr gut in die Zeit immer geringer werdender, ja sogar teils ausbleibender Soldzahlungen. Der Sold wurde zunehmend in Naturalien ausgezahlt, was auch zu spontanen Raub und Vereinnahmungen durch die Söldner selbst geführt hat und der Kampfmoral natürlich keineswegs zuträglich war.
Insgesamt scheint mir die Suche nach dem Ursprung des christlichen XP nur über eine, vor allem chronologische (!), Neuinterpretation der Schriften Erfolg zu versprechen. Das meine ich so:
Wenn man das Hoch- bzw. Spätmittelalter mit dem Niedergang des Weströmischen Reiches chronologisch nahezu gleich setzt (vielleicht mit 150 - 200 Jahren Überschneidungen; darin die Soldatenkaiser, Goten, Merowinger, Karolinger, auch Klostergründungen durch Söldner) und somit die Entstehung des Christentums doch in der Römischen Untergangszeit verorten kann, dann kannten die mittelalterlichen christlichen Geschichtsfälscher und -erfinder auch die Verhältnisse des antiken Rom noch aus persönlichem Erleben bzw. von Erzählungen der Alten. Es fehlen also nicht ca. 300 Jahre (Illig), sondern ca. 900 Jahre. Antike Schriften sind also auch spätmittelalterlich und können somit sehrwohl real erlebte Ereignisse beschreiben.
"Was Rom betrifft, wurde die Fälschung der dortigen Bischofsreihe - bis 235 sind die Namen sämtlich unsicher und für die ersten Jahrzehnte reine Willkür - bereits im Zusammenhang mit der Entstehung des Papsttums besprochen (II 69 ff, ebenfalls die allerdings ganz anders geartete ausgedehnte Symmachianische Fälschung II 341 ff). Und da Rom sich durch den Petrusgedanken und die darauf basierende unechte Bischofsliste kolossale Vorteile verschuf, setzte sich Byzanz gegen die römische Fälschung entsprechend zur Wehr, allerdings recht spät, erst im 9. Jahrhundert. Damals gab sich ein Fälscher als ein im 6. Jahrhundert lebender Herausgeber Prokopios aus und erfand die Verzeichnisse eines angeblich im 4. Jahrhundert lebenden Literaten Dorotheos von Tyros. Der Betrüger versuchte das Patriarchat von Byzanz als Gründung des Apostels Andreas zu erweisen. Da er die erhobenen Ansprüche aber nicht von einem Apostel ableiten konnte, ließ er den Apostel Andreas auf einer Reise nach Byzanz kommen und dort einen gewissen Stachys als ersten Bischof einsetzen - eine sehr plumpe Fälschung, die ganze Apostel- und Apostelschüler-Verzeichnisse sowie Bischofsnamen fingierte, um behaupten zu können, Andreas sei der erste Bischof Konstantinopels gewesen und dort auch gestorben."
(Deschner, Kriminalgeschichte III, S. 168)
Lebte der erwähnte Fälscher wirklich im 9. Jhh. AD, oder nicht vielleicht doch im 13. oder gar 14. Jhh., als man seine Schriften plötzlich auffand? In einer Zeit, der der unter bisher höchst unklaren Geschehnissen der Deutsche Orden in Vorderasien und die ersten großen Klöster in Mitteleuropa gegründet wurden.
Somit kann der Ursprung des christlichen XP nur gefunden werden, wenn das säkulare XP gefunden und auch als solches identifiziert wurde (wie von Dir gezeigt) und dann der Übergang des säkularen zum christlichen XP in den Schriften zeigt. Alle Schriften, in denen auch nur der Hauch eines christlichen XP erscheint, müssen daher untersucht werden. Sie stammen nämlich ALLE aus dem späten Mittelalter (=Spätantikes Westrom)(ebenso wie ALLE Karlsurkunden).
Vielleicht war es ja so:
Die Römer waren gar keine Römer, sondern Etrusker (die ganze Etruskergeschichte mit ihrem Reichtümern ist ja hochnebulös). Nachdem die Etrusker ihre zwischenstädtischen Kämpfe (Gründungslegende Roms) ausgetragen hatten, entstand eine Zentralmacht mit einem stehenden Heer, welches sich aus der zunehmend verarmenden Bauernschaft (wurden nämlich durch Sklaven ersetzt) rekrutierte. In dieser armen Schicht etablierte sich das Christentum als Heilsreligion; bis es zum Militärputsch (wegen ausbleibender Soldzahlungen) kam. Die Eroberung der Provinzen diente nun der Sicherstellung der Versorgung der Heere. Die Missionierung mit dem Schwert war notwendig zur Durchsetzung des christlichen Armutsideals (jeder stehe auf seinem von Gott gewollten Platze), welches als Ideologie der Senkung der Machterhaltungskosten diente. Bis dann die Germanen den Varus platt gemacht und die Goten den Rest erledigt haben. Zur Verschleierung der gewaltsamen Expansion und Missionierung in Europa und Nordafrika und zur Sicherung ihres verbliebenen Landbesitzes haben christliche Chronisten für die neuen lokalen paganen Machthaber eine Vergangenheit und Geschichte erfunden: Jeder Kirche und jedem Kloster die eigeitümlichen Äcker und Dörfer samts Privilegien. Das war nach der militärischen Niederlage und dem Verlust der Zentralverwaltung und -macht der Provinzen das wichtigste für die Zukunft, wobei die Führer der Germanen recht schnell das christliche Herrschaftsmodell übernommen haben.
Die frühen Christen waren also keine predigende Sekte, sondern Söldner und das frühe Christentum war die Ideologie einer Militärdiktatur.
Klingt verrückt, ich weiß.
> O Zur Tributgeschichte.
>.....
Sehr gut herausgearbeitet dies und soweit klar.
Zu den Hethitern fand ich dies:
Hethiterkönig Muwatalli (ca. 1300 BC) schlug an der Grenze seines Reiches eine Schlacht gegen Pharao Ramses II., der sich nach deren unentschiedenem Ausgang zurückzog, was zu einem Friedensvertrag führte, welcher uns nicht nur in hethitischer Keilschrift und ägyptischen Hieroglyphen überliefert ist, sondern mit seiner Struktur auch als Vorbild für den"Alten Bund" zwischen den Kindern Israels und ihrem Gott (Altes Testament) diente. Die Entstehung des Judentums als ersten voll etablierten Monotheismus kann man also im religiös sehr freizügigen Hethiterreich (Land der Tausend Götter) verorten, in das sich die von Pharao Tut-ench-Amun vertriebenen monotheistischen Priester des ermordeten Ketzerpharaos Amenophes IV. (Echnaton) samts ihren Gefolges geflüchtet hatten (Auszug aus Ägypten).
Zum Schluß noch dies:
Der Ausgräber von Göbekli Tepe, Klaus Schmidt, vertritt die These, die Steinanlagen seien von Jägern und nicht von Ackerbauern errichtet worden und die monumentalen Kreisanlagen (weder Wohnhäuser noch Befestigungen wurden gefunden) seien von Priestern ständig bewohnt gewesen. Als Auslöser für die Seßhaftwerdung der Jäger und Sammler sieht Schmidt rituelles Verhalten. Eine Steinbearbeitung und die Errichtung von Tempeln bedürfen jedoch einer Organisation, die zumindest in der Bauphase Seßhaftigkeit erfordert. Als Grundlage der Lebensmittelversorgung während der Bauphase erscheint mir Jagen und Sammeln als nicht ausreichend. Auch nach Abschluß des Baus erscheint mir dieser Bau als steinerner Tempel als Haus(!) der Götter von Nomaden(!) nicht denkbar.
Wie siehst Du das?
Dank und herzliche Grüße, <font color=#008000>Zandow</font>
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Zandow
11.08.2007, 00:43
@ Zandow
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@dottore: religio signorum |
-->Hi dottore,
wir leben in spannenden Zeiten: Debitismus alive und fetzige Diskussionen vieler Experten hier im Forum (kann derzeit leider hauptsächlich nur mitlesen).
Zum XP-Problem fand ich nun dies:
In einem Artikel der gestrigen Ausgabe der"Junge Freiheit", S. 15, wird über den Kongreß der Vexillologen berichtet. Zitat daraus:
"Im Fall der [römischen] Legionsadler ist bekannt, daß sie Gegenstand eines eigenen Kultes waren, bei dem die Offiziere als Priester fungierten."
Weißt Du, wo man darüber was lesen kann?
Ein ruhiges und schönes Wochenende wünschend, <font color=#008000>Zandow</font>
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