Theo Stuss
19.06.2007, 14:05 |
Goldabbau in Kusch: Leckerbissen für Dottore. Unbedingt weiterleiten Thread gesperrt |
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http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,489279,00.html
Dieser Artikel erheischt einen Kommentar von Dottore:
Archäologen graben Goldschmiede von Kusch aus
Mühlsteine, Werkzeuge, Gräber: Am Ufer des Nils im Sudan graben Forscher eine Goldschmiede aus, die zwischen 3500 und 4000 Jahre alt ist. Betrieben wurde sie offenbar von fremden Söldnern im Auftrag des Königreichs von Kusch - jetzt droht der Ort in den Fluten des Nils zu versinken.
"Was wir in Hosh el-Geruf sehen, ist nicht nur die blanke Macht der Kuschiter, also die Fähigkeit, Herrschaft weit außerhalb des Zentrums ihres Königreichs auszuüben", sagte Bruce Williams von der University of Chicago zu SPIEGEL ONLINE.
Das"erhebliche Ausmaß der Goldausbeutung dort" zeigt seiner Ansicht nach, wie die Herrscher von Kusch auch an weit entfernten Orten für Logistik, Disziplin und Sicherheit sorgen konnten: Logistik war für die Bereitstellung von Verpflegung und Personal nötig. Nur mit Disziplin konnte die arbeitsteilige Produktion und der Ausstoß des extrem wertvollen Metalls gewährt werden. Und durch militärische Sicherheit erhielten die Herrscher von Kusch ihren Zugriff auf die Quelle des Edelmetalls aufrecht.
Debitistisch stellt sich die Frage, ob das Gold abgebaut worden war, weil es einen Wert hatte, oder erhielt es den Wert um der Macht willen, die sich bereits in der Planung der Abbaumethode zu erkennen gibt?
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dottore
19.06.2007, 18:49
@ Theo Stuss
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Re: Goldabbau in Kusch |
-->Hi Theo,
aufgeschreckt durch eine Elli-mail aus der Ferne kurz das dazu:
Was haben wir?
1. Goldgewinnungsanlagen im Raum Kush (allgemein auch unter Nubien rubriziert)
2. Söldner (offenbar von weiter südlich/südwestlich, Stichwort Punt am Horn von Afrika)
3. Ein wenig bekanntes/erforschtes Reich mit (noch) ziemlich mageren Artefakten, sieht man von den bekannten Pyramiden ab (in einer Königin-Pyramide wurde ein Goldschatz gefunden, heute z.T. München, Berlin bzw. verschwunden)
Möglichkeiten:
a) Kush war ein durchgehend unabhängiges Königreich, das Gold (Königsmonopol) thesaurierte und die Söldner mit Gold entlohnte. Etwas anderes wäre auch kaum sinnvoll gewesen (Transportwege usw.). Die Gebiete, aus denen die Söldner kamen, waren ihrerseits entweder Kush tributpflichtig (Gold zurück und somit der bekannte Machtkreislauf) oder die Söldner mussten ihrerseits das Gold oder Teile davon an ihre Herrschaft abliefern, die es ihrerseits thesaurierten oder als Herrschafts- und Machtsymbol einsetzten. Näheres müsste in der Söldner-Herkunftsgebieten recherchiert werden.
b) Kush war Ägypten (Zweites Reich) tributpflichtig als eines der zahlreichen Kleinkönigreiche im Nahen und Mittleren Osten, von denen wir Tributaufstellungen haben (z.B. ringsum Assyriens, vgl. die Monographie von Bär, vgl. Ugarit, u.a.). Dafür sprächen die zahlreichen Feldzüge der Ägypter nach Süden. Dass Ägypten thesaurierte (Grab des Tut usw.) ist bekannt, es prägte vor den Ptolemäern nur eine einzige Goldmünze - diese wiederum zur Bezahlung von punischen Söldnern (nach sikilo-punischem Standard), nicht zum internen Umlauf.
c) Mixtur aus beidem, wobei die Dauer der Goldförderung bzw. -bearbeitung eher kurz gewesen sein dürfte (Lager usw. erschöpft wie an vielen anderen Orten), auch der Paktolos (Sardeis) des Kroisos lieferte kaum länger als 50 bis 80 Jahre.
d) Dass Kush ein internalisiertes Abgabensystem aufgebaut hätte, erscheint wegen der mageren Ausbeute an Schriftzeugnissen (ohnehin bisher kaum entziffert) unwahrscheinlich. Mutmaßlich daher ein Großreich in statu nascendi, das sich nicht zu imperialer Macht entfalten konnte, zumal die Allianz mit den Hyksos, die im Norden Ägypten unter Kontrolle hatten, nicht aufging.
e) Weitere Variante: Von Kush aus starteten Fürsten/Könige und machten sich Ägypten oder die Südteile davon untertan - gerade in den Zwischenreichen ist vieles mysteriös und unerforscht. Immerhin würde das wiederum den (wenn auch bescheidenen) Handel erklären (Keramik): Die Ägypter mussten damit ihrerseits das Gold erwerben, das die Kushiter nach der Förderung thesaurierten (ähnlich den Tempelbanksystemen).
Nochmals generell: Der"Wert" des Goldes ergibt sich nicht aus seinem Haben und seiner beliebigen Verfügbarkeit, sondern aus dem Nicht-Haben, obwohl man es haben müsste (Termin, Masse), da dies eine"Macht" (relativ mächtiger als man selbst) fordert bzw. damit sich eine Macht durch sein Haben legitimieren und Sonstiges an Leistungen abfordern bzw. an sich ziehen kann. Wozu sich schinden ("verdingen" - das kleine verräterische Wort im Text), wenn man sich nicht schinden muss?
Mehr in due course of time + Gruß!
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Fremdwort
20.06.2007, 07:24
@ dottore
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Re: Goldabbau in Kusch |
-->Hi dottore,
>Nochmals generell: Der"Wert" des Goldes ergibt sich nicht aus seinem Haben und seiner beliebigen Verfügbarkeit, sondern aus dem Nicht-Haben, obwohl man es haben müsste (Termin, Masse), da dies eine"Macht" (relativ mächtiger als man selbst) fordert bzw. damit sich eine Macht durch sein Haben legitimieren und Sonstiges an Leistungen abfordern bzw. an sich ziehen kann. Wozu sich schinden ("verdingen" - das kleine verräterische Wort im Text), wenn man sich nicht schinden muss?
Was verstehst du nun eigentlich konkret unter"Wert"? Das Nichthaben ist nur eine Darstellung des sich äußerns, was aber soll dessen Wesen sein?
Gruß
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dottore
20.06.2007, 13:59
@ Fremdwort
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Re: Goldabbau in Kusch |
-->Hi Fremdwort,
>Das Nichthaben ist nur eine Darstellung des sich äußerns, was aber soll dessen Wesen sein?
Nichthaben ist ein Zustand (Punkt auf der Zeitachse) und keine Darstellung des Sich-Äußerns (Fortlauf auf der Zeitachse). Der Zustand hat kein"Wesen", das er treiben könnte (= Zeitablauf).
>Was verstehst du nun eigentlich konkret unter"Wert"?
Mir ging es im Vorposting um eine ökonomisch-historische Interpretation.
Zum entsprechenden"Wert" einer Sache im Rahmen der debitistischen Interpretation des ökonomischen Ablaufs:
1. Wert kann nur subjektiv empfunden werden. Objektiver Wert ist nicht definierbar. Mehrere Subjekte können (in etwa) gleiche (nie dieselben) Wertvorstellungen haben. Da die Vorstellung ihrerseits stets subjektiv ist, lässt sich darüber jedoch nichts weiter aussagen.
2. Der Wert einer Sache für den Einzelnen ergibt sich - wie dargestellt - nicht aus dem Haben und der Verfügbarkeit über die Sache, sondern aus dem Nichthaben und der entsprechenden Nichtverfügbarkeit.
3. Haben/Nichthaben und Verfügbarkeit/Nichtverfügbarkeit sind Funktionen von Terminen.
4. Termin wiederum ist nur Termin, sofern sanktionsbewehrt. Termine, die verstreichen können, ohne dass jenes, was sie ex ante beinhalten/bestimmen (gesetzt, kontrahiert oder auch nur vorgestellt), eintritt (denn dann wäre Haben = Nichthaben; Verfügbarkeit = Nichtverfügbarkeit), sind nicht als wirtschaftlich relevanter Termin definierbar.
5. Was nie Termin hat, ist für das einzelne Subjekt ökonomisch irrelevant. Diese Irrelevanz kann vom Einzelnen nicht positiv (> 0) bewertet werden.
6. Der subjektive Wert einer Sache nimmt mit fallender Sanktion ab. Bei Nullsanktion ist er null.
7. Der subjektive Wert einer Sache nimmt mit näherrückenden Termin (definiert wie sub 4.) zu. Zum Termin erreicht er das ihm (subjektiv beurteilt) mögliche Maximum (angenommene 100 Prozent).
8. Der subjektive Grenzwert einer Sache nimmt beim Termin- und Sanktionssetzer ab (konvergiert, Sättigungsgesetz), sofern dieser thesauriert - es sei denn die Thesaurierungskosten steigen über die Thesaurierungserträge, woraufhin er divergiert (vgl. u.a. Imperien- und Demokratieproblematik).
9. Der subjektive Grenzwert einer termin- und sanktionsbewehrten Sache wird vom entsprechend verpflichteten Subjekt mit anderen termin- und sanktionsbewehrten Sachen (auch Zuständen) solange verglichen, bis sich die entsprechenden (subjektiven) Grenzwerte gleichen (Equimarginalprinzip) und eine entsprechende Entscheidung getroffen wird (z.B. Leistung oder Sanktionsertragung in toto oder jeweils in Teilen), da sie getroffen werden muss (Termin!).
Gruß!
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Theo Stuss
20.06.2007, 14:01
@ Fremdwort
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Re: Der Wert des Goldes ergibt sich aus einer verhängten Urschuld |
-->Diese Urschuld definiert das Gold als gesetzliches Zahlungsmittel zur Abgabentilgung. Daher ist derjenige, der das Gold nicht hat, obwohl er es zum Termin haben sollte unter Druck und muß wirtschaften, um es zu erlangen.
Man wird den Mächtigen also Dienstleistungen und Erzeugnisse anbieten, um diesem Steuerdruck gerecht zu werden. Preisbildend für ein Erzeugnis ist dabei die Steuer selbst, welche auf den Umschlag der Ware erhoben wird. Daraus ergibt sich ein"wirtschaftlicher" Preis nach Maßgabe der Steuer in Gold.
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