FRANKFURT/MAIN (dpa-AFX) - Die"Telebörse" erwägt laut Chefredakteur Roland Tichy, ihren Redakteuren den Besitz von Aktien zu untersagen, über die sie regelmäßig berichten. Damit reagiert die Anleger- Zeitschrift auf Skandale der vergangenen Monate, bei denen mehrere führende Börsenjournalisten wegen des Verdachts der Kursmanipulation selbst in die Schlagzeilen gerieten."Wir wollen auf der seriösen Seite sein", sagte Tichy in einem dpa-Gespräch in Frankfurt. Das Blatt aus der"Handelsblatt"-Verlagsgruppe (Holtzbrinck-Konzern) wird in diesen Tagen ein Jahr alt.
Schon jetzt müssen die Redakteure der"Telebörse" ihrem Chefredakteur mitteilen, wessen Aktien sie kaufen. Dies hatte der Verlag auch für sein Hauptblatt"Handelsblatt" vor Gericht erstritten. So soll verhindert werden, dass ein Journalist regelmäßig über ein Unternehmen schreibt, an dem er selbst Anteile hält. In der Praxis sei es aber schwierig, das umzusetzen, räumte Tichy ein."Schließlich arbeiten wir in einem Großraumbüro, da kann man ja auch schauen, was der Kollege über EM.TV schreibt." Fast alle Redakteure besäßen Aktien. Zunächst einmal sei es wichtig,"dass wir eine Kultur vermitteln, dass das kein Kavaliersdelikt, sondern Betrug am Leser ist. Was ich nicht möchte, sind Geschichten, wo einfach gnadenlos hochgejubelt wird."
Der stellvertretende Chefredakteur des Anlegermagazins"Der Aktionär", Sascha Opel, saß im vergangenen Jahr für kurze Zeit in Untersuchungshaft, und auch gegen dessen Chefredakteur Bernd Förtsch ermittelte das Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel. Er gab in einem TV-Börsenspiel bei 3sat viel beachtete Aktientipps, obwohl er selbst als Fonds-Berater tätig ist. Im April 2000 war"Focus Money"- Chefredakteur Manfred Schumacher wenige Tage nach Erscheinen des ersten Heftes aus Sorge um einen möglichen Insider-Verdacht zurückgetreten. Ein Verfahren gegen den Frankfurter Fernseh- Börsenanalysten Egbert Prior wurde kürzlich gegen Zahlung einer Geldbuße von 9.000 Mark eingestellt. Prior wurde vorgeworfen, die Kurse der EM.TV-Aktie manipuliert zu haben.
"Es gibt da ein paar schräge Vögel", räumte Tichy ein."Die Telebörse" wolle künftig"dem professionellen Finanzzirkus kritischer entgegentreten", kündigte er an. Viele Aktienfonds hätten im vergangenen Jahr bis zu 70 Prozent Verlust gemacht."Selbst bei einer schwierigen Börsenlage ist es ein ziemliches Kunststück, das eingesetzte Kapital um 70 Prozent zu reduzieren. Ich habe das Gefühl, dass die Beratung der Anleger in Deutschland noch viel schlechter ist als ohnehin schon vermutet."
Mit dem ersten Jahr der"Telebörse" sei er"sehr sehr zufrieden", sagte Tichy. Das Blatt hatte im vierten Quartal 2000 eine verkaufte Auflage von gut 127.000 Exemplaren, fünf Prozent mehr als im dritten Quartal. Im Jahr 2002 soll die"Telebörse" eine schwarze Null schreiben. Das Team sei kürzlich auf 63 Mitarbeiter aufgestockt worden, so dass die ursprünglich für rund 40 Leute geplanten Räume in der Nähe der Börse schon jetzt zu klein seien. Die Redaktion müsse daher demnächst in größere Räume umziehen./DP/aw/sk
Von gewissen Journalisten nenne ich das MACHTMISSBRAUCH!!!!
Gruss
Frank
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