weissgarnix
02.08.2007, 16:10 |
Austro-Debitismus in Theorie und Praxis (Bawag III) Thread gesperrt |
-->Ausnahmsweise die Pointe gleich zu Beginn:
Bank war nach Totalverlust noch ĂŒberzeugt, dass Flöttl ein vertrauenswĂŒrdiger Investor sei - Elsner:"Prognosen haben gestimmt, Timing nicht"
Der Mann, der uns hier so freundlich ĂŒber das 1x1 der Hochfinanz Ă la Autrichienne aufklĂ€rt, war, wie bereits berichtet, der"Generaldirektor" (österreichisch fĂŒr"Vorstandsvorsitzender") der Bawag. Diese wiederum ein durch und durch rot gefĂ€rbtes Kreditinstitut im Besitz des Ă-sterr. Gewerkschaftsbundes.
Halten wir also fest, denn das ist fĂŒr den weiteren Verlauf der Berichterstattung nicht unerheblich,"Die Prognosen haben gestimmt, das Timing nicht". Oder, wie der Generaldirektor im O-Ton meinte:"A klassa Buasch woar a jo eh, dea Flöttl, und recht hod a prĂŒnzĂŒpiell jo a kobt. Owa zeitlich, vastĂ€ngangs Frau Richta, zeitlich hot dös hoilt ois hint und vurn net passt!"
Wir erinnern uns:"dea Flöttl", das ist bekanntlich dieser Halodri in New York, der fĂŒr die Bank gerade einen 500 Millionen Euro-Carry-Trade in Yen mit einem Ă€uĂerst"negativen Beta" - wie es in der Branche so schön heisst - abgeschlossen hat, oder, wie Normalsterbliche zu sagen pflegen: diese Summe durch den berĂŒhmten Rauchfang geschickt hat, und zwar in einem StĂŒck...
Dennoch muĂ"dea Flöttl" ein Ă€uĂerst charismatischer Mensch sein, dem österreichische Spitzenbanker die Knete (die der Bankkunden, nicht ihre eigene, versteht sich) nur so hinterhergeschmissen haben. Weil:
Der Betriebsmittelkredit, den die Bawag laut Vorstandsbeschluss vom 26. Oktober 1998 an Flöttl einrĂ€umte, wurde von den ursprĂŒnglich genannten 80 Mio. Dollar auf 90 Mio. Dollar erhöht, hielt Brandstetter heute Elsner vor.
ZĂ€hlt eigentlich noch irgendjemand mit? Also: zunĂ€chst waren da die rund 500 Millionen, die gleich mal verlustig gingen (wegen"timing" und so, siehe oben). Dann waren da 250 Millionen zusĂ€tzlich, die man noch hinterherbutterte, um die im Ăther des Devisenmarkts"sublimierten" 500 Millionen doch noch irgendwie wieder einzufangen. Und weil das Bewegen von solchen Batzen Geld natĂŒrlich Unkosten verursacht (dem Flöttl), bekam dieser zusĂ€tzlich einen Betriebsmittelkredit von weiteren 80 Millionen. Die reichten aber blöderweise nicht, also muĂten sie auf auf 90 Millionen aufgestockt werden.
Alles klar? - Gut, dann weiter (kleiner Hinweis: dottore-Fans, bitte schon mal Chips und Bier aus der KĂŒche holen, weil jetzt geht gleich die Post ab):
"Haben Sie den Kredit je zurĂŒckgefordert?", fragte die Richterin. Nein, der Kredit sei weder zurĂŒckgefordert noch eingeklagt worden, rĂ€umte Elsner ein."Geschenkt ist ihm gar nichts worden, er hĂ€tte es zurĂŒckzahlen mĂŒssen, aber der Zeitpunkt der Verpflichtung war nicht festgesetzt".
Paul C. Martin meint dazu:"DER KANDIDAT HAT 99 PUNKTE!!!!!!"
Euso, Frau Richta, dös woa nÀÀÀmlich a sou: dea Flöttl, dea hÀt uns dös Göd scho n iagendwoan zrukzoin miassa, owa woan, mei goad, dös homma hoit net so genau festglegt, verstengans? Iagandwoan hÀtt ma des Göd sicha kriagt, do woan ma uns goanz sicha... Gschengt? Naaaa, gschengt woa dös goa net. Gengans, wo dengn's denn hin? Mia hom ka göd ned zu verschenkn kobt.
Soviel Menschlichkeit lĂ€Ăt die Vertreterin der Austro-Gerichtsbarkeit natĂŒrlich sichtlich perplex:
"Schuldet er Ihnen das Geld noch?" wollte die Richterin wissen."Genau genommen schuldet er alles", resĂŒmierte Elsner.
Genaugenommen? Vielleicht ist"dea Flöttl", was das Timing betrifft, vielleicht doch nicht so ahnungslos, wie eingangs noch dargestellt. Vielleicht ist er in dieser Hinsicht ein wahrer Champion. Denn - natĂŒrlich"genaugenommen" - schuldet er zwar ALLES, aber leider bis zum SANKT NIMMERLEINSTAG!!!
Und wer erinnert sich nicht an die letzte Folge, in der"dea Flöttl" schlappe 154 Millionen Dollar Privatkredite auch noch der Bawag aufhalste? Und dabei gleich auch noch allerhand verstaubten Bimbes ("Kunstwerke") loswurde, den er ansonsten mĂŒhsam ĂŒber Ebay hĂ€tte versteigern mĂŒssen?
Der Mann ist ein Finanzgenie! Er ist dottores wĂŒrdiger SchĂŒler, ach, was sage ich, er ist der"wahrhaftige dottore", der das in voller LĂ€nge auslebt, worĂŒber der andere nur BĂŒcher schreibt. Chapeau!
Die bahnbrechenden Erkenntnisse, die am heutigen Prozesstag gewonnen wurden, zollten ĂŒbrigens Tribut:
Elsners Einvernahme wurde zwei Mal von einer Pause unterbrochen, weil sich der 72-JĂ€hrige nicht gut fĂŒhlte. WĂ€hrend der Einvernahme im GroĂen Schwurgerichtssaal erhielt Elsner laufend Sauerstoff.
Ja, liebe Freunde, bei so viel Offenheit, da blieb dem Herrn Generaldirektor glatt die Luft weg... ob die Richterin in ihrer Kammer angesichts des eben gehörten wegen stark einsetzender Kopfschmerzen behandelt werden muĂte, ist leider nicht ĂŒberliefert. Ich selbst jedenfalls muĂ an dieser Stelle ebenfalls aus medizinischen GrĂŒnden unterbrechen, weil mein Zwerchfell angesichts des bislang getippten zu bersten droht...
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nereus
02.08.2007, 16:24
@ weissgarnix
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Re: Austro-Debitismus in Theorie und Praxis (Bawag III) - weissgarnix |
-->Hallo weissgarnix!
Diese Berichterstattung ist wirklich groĂartig.
Gibt es ein Wörterbuch fĂŒr"Wienerisch" oder stemmst Du das aus der HĂŒfte?
mfG
nereus
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weissgarnix
02.08.2007, 16:27
@ nereus
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Re: Austro-Debitismus in Theorie und Praxis (Bawag III) - weissgarnix |
-->>Gibt es ein Wörterbuch fĂŒr"Wienerisch" oder stemmst Du das aus der HĂŒfte?
20 Jahre praktische Erfahrung...
>mfG
>nereus
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fridolin
02.08.2007, 16:45
@ weissgarnix
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Nachfrage... |
-->Hallo,
mal eine Nachfrage: die BAWAG hing doch nach meiner Erinnerung auch in der ganzen Refco-Geschichte drin. Hat das was mit den hier geschilderten Vorkommnissen zu tun, oder ist das eine andere Sache?
Danke und GruĂ.
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weissgarnix
02.08.2007, 16:51
@ fridolin
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ja...Re: Nachfrage... |
-->... das gehört hier mit dazu... Details folgen sicher spÀter noch, aber bislang sind sie in 12 Prozesstagen noch nicht dazu gekommen
>Hallo,
>mal eine Nachfrage: die BAWAG hing doch nach meiner Erinnerung auch in der ganzen Refco-Geschichte drin. Hat das was mit den hier geschilderten Vorkommnissen zu tun, oder ist das eine andere Sache?
>Danke und GruĂ.
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sensortimecom
02.08.2007, 16:53
@ weissgarnix
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Freut mich immer, wenn es Mehrsprachige gibt in diesem Forum;-) (o.Text) |
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sensortimecom
02.08.2007, 17:02
@ weissgarnix
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Re: Austro-Debitismus in Theorie und Praxis (Bawag III) |
-->Was mich besonders interessiert hĂ€tte, wĂ€re die Aufarbeitung der gesamten Ăra"Walter Flöttl" in der BAWAG gewesen (der Vater vom Milliarden-Spekulanten Wolfgang Flöttl). Der Walter war von 1970 bis 1995 Generaldirktor der BAWAG. Mich hĂ€tte fĂŒrchterlich gerne interessiert, von welchen GeschĂ€ften diese Bank insbes. in den 80er-Jahren hauptsĂ€chlich gelebt hat - also noch VOR den sog."Karibik-GeschĂ€ften" seines Sohnes Wolfgang.
Ich verwette meinen A***. dass auch damals nichts mit rechten Dingen zugegangen ist.
E. B.
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Toby0909
02.08.2007, 17:04
@ weissgarnix
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http://www.ostarrichi.org/ owT (o.Text) |
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dottore
02.08.2007, 19:55
@ weissgarnix
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Re: Wozu Nestroy, wozu Karl Kraus? WIR HABEN WEISSGARNIX! |
-->Bester!
Diese Berichterstattungen sind Klasse & Kaliber fĂŒr sich.
GRATULOR!
Dagegen verschwinden Nestroy-Possen und Kraus-Brillanzen. Ein Hochgenuss!
Du solltest das Genre wechseln. Mit einer Neuauflage von Nestroys Lumpazi beginnen. Als alter BĂŒhnenmann darf ich zunĂ€chst den Knieriem einĂŒben, der ohne Hoffnung durchs Leben gleitet und der - eh den Weltuntergang erwartend - auf Vorhaltungen, ein solides Leben zu fĂŒhren, die schöne Antwort parat hat:
[i]"Nein, das tuâ ich nicht. Es ist nicht der MĂŒhâ wert wegen der kurzen Zeit. In einâ Jahr kommt der Komet, nachher geht ehâ die Welt zâgrund."
Es muss ja nicht der Komet kommen, sondern die nÀchste Mega-Schieflage im sog."Finanzsektor".
DANK + GruĂ!
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Tassie Devil
03.08.2007, 10:44
@ weissgarnix
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Re: Die Bedienung der Urschuld des Angeklagten Elsner (Bawag III) |
-->Wiederum allererster Schlagobers, Deine neueste Produktion zum Thema Bawag, weissgarnix!
Auch die Bedienung der Urschuld des Angeklagten Elsners findet beim Thema Austro-Debitismus ihre volle Erfuellung:
>Die bahnbrechenden Erkenntnisse, die am heutigen Prozesstag gewonnen wurden, zollten ĂŒbrigens Tribut:
Ahhh, Tribut zollen!
Einen Tribut zollen ist nach gaengiger Begriffsauffassung das Entrichten einer Sondersteuer gemaess besonderer, ausserhalb des regulaeren liegenden Umstaende.
Kommen wir zunaechst zu den besonderen Umstaenden:
>Elsners Einvernahme...
Profecto, was koennte noch weiter ausserhalb der regulaeren Umstaende liegen, denen sich Herr Generaldirektor Elsner ansonsten stets ausgesetzt sieht, wie seine Rolle als Angeklagter Elsner vor zitiertem Austro-Schwurgericht!?
>... wurde zwei Mal von einer Pause unterbrochen, weil sich der 72-JĂ€hrige nicht gut fĂŒhlte.
Halten wir an dieser Stelle fest, dass vorliegender Austro-debistische Tribut
a) ausschliesslich nur den Bereich der Urschuld-Bedienung des Angeklagten Elsner adressiert haben kann, weil sich Herr Generaldirektor in seinem fortgeschrittenen wuerdevollen Lebensalter von 72 Lenzen nicht gut fuehlte, was wiederum auf eine insuffiziente Bedienung seiner Urschuld zurueckgefuehrt werden muss;
b) aufgrund der Insuffizienz der Urschuld-Bedienung des Angeklagten waehrend seiner Einvernahme offenkundig in 2 Schueben zu entrichten war, weil die Verhandlung vor dem Schwurgericht zweimal von einer Pause unterbrochen wurde.
Nachdem wir nun um die gesamten Schuldgrundlagen des Angeklagten Elsner einschliesslich der Tribut-Termine wissen, fehlt uns jetzt nur noch das Tribut-Zahlungsmittel und die davon zu entrichtende Menge:
> WĂ€hrend der Einvernahme im GroĂen Schwurgerichtssaal erhielt Elsner laufend Sauerstoff.
Ahhh, Sauerstoff!
Voellig offenkundig zog die Urschuld-Bedienung des Angeklagten im Hinblick auf seine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff zum Zwecke seiner staendigen Beatmung waehrend der gesamten Verhandlung vor dem Schwurgericht per se erhoehte Zahlungsaufwaende als staendige Tributleistungen nach sich.
Darueber hinaus blieb dem Angeklagten aufgrund zweimaliger Insuffizienz seiner Urschuld-Bedienung schlichtergreifend die Luft weg, was weitere Tributzoelle einforderte.
Summa summarum, auch im Hinblick auf die Bedienung eigener Urschuld setzte der Angeklagte Elsner seinen ausserst laessigen Umgang mit Zahlungsterminen selbst vor den Schranken des Austro-Schwurgerichts fort, sodass nebst der staendigen Tributierung per se zwei Sondertribute als Zahlung eines
Urschuld-Zinseszins teuerst zu Buche schlugen.
Ob sich Frau Richterin letztendlich wohl darueber im klaren ist, dass sie ueber einen notorisch gluecklichen Generaldirektor im fortgeschrittenen Alter zu urteilen hat, denn bekanntlich schlaegt dem Gluecklichen ja keine Stunde!?
>Ja, liebe Freunde, bei so viel Offenheit, da blieb dem Herrn Generaldirektor glatt die Luft weg... ob die Richterin in ihrer Kammer angesichts des eben gehörten wegen stark einsetzender Kopfschmerzen behandelt werden muĂte, ist leider nicht ĂŒberliefert. Ich selbst jedenfalls muĂ an dieser Stelle ebenfalls aus medizinischen GrĂŒnden unterbrechen, weil mein Zwerchfell angesichts des bislang getippten zu bersten droht...
Dir auch?
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