dottore
28.01.2001, 15:20 |
Wie wirken Steuersenkungen bzw. die berühmte"Flutung" der Märkte? Thread gesperrt |
Hi allerseits, feine Beiträge,
aber...
Zwei Dinge möchte ich aus meiner Sicht klar stellen:
1. Die Wirkung von Steuersenkungen und 2. Die Wirkung der"Flutung der Märkte".
Grundsätzlich: Wir müssen immer unterscheiden zwischen bereits vorhandenen bzw. erwarteten (weil vereinbarten) Einkommen und dem bereits vorhandenen Kapitalstock soweit es Financial Assest sind - und den bisher noch nicht am Markt erschienenen (unerwarteten, bzw. nicht vereinbarten) Einkommen und neuen Financial Assests, die nur in die Welt kommen können, wenn gleichhohe Passivsalden erscheinen, Klartext: Schulden gemacht werden.
Fall A (das Vorhandene).
I. Steuersenkungen bedeuten, dass ein Teil der Einkünfte jetzt vom Einkommensbezieher selbst ausgegeben wird und nicht auf dem Weg über die staatlichen Budgets von dorther ausgegeben werden. Das"Geld" ist ja so oder so bereits vorhanden. Senkt der Staat die Steuern, bedeutet dies sehr wenig, denn das einzige, was gewonnen wird, ist a) Zeit (Bürger gibt Geld selbst aus und das Geld muss nicht den Umweg über den Fiskus nehmen) und b) Produktivität (Geld, das der Bürger ausgibt, kommt in jene Bereiche, die der Bürger wünscht und setzt dort Prozesse in Gang, an deren Ende eine Wirtschaft steht, die genau das produziert, was der Konsument auch haben will). Beispiel: Ein privat genutzter Van ist besser als ein militärgenutzter Jeep. Dieser Effekt reicht aber auf keinen Fall aus, einer Wirtschaft einen gewaltigen zusätzlichen Push zu geben, sondern er optimiert den normalen Prozess nur marginal.
II. Märkteflutung durch die Notenbank. Dies geht nur, indem die Notenbank ihren Satz für die Hereinnahme von bereits platzierten (!) Titeln senkt bzw. diese Titel zusätzlich ankauft. Also z.B. Langläufer hereinnimmt, woraufhin deren Kurs steigt, die Rendite sinkt, damit der Zinssatz für (eventuell neu aufzunehmende) Kredite ebenfalls sinkt. Ob aber deshalb neue Kredit aufgenommen werden, steht in den Sternen. Die Fed wird mit ihrer"Flutung" zunächst nichts anderes tun als die Zinsen am kurzen Ende senken. Dabei war der Hinweis auf die sich abzeichnende inverse Zinskurve sehr wichtig! Das mag das Los der bereits existenten Schuldner erleichtern, das ist aber auch schon alles. Schulden tilgen kann sie nicht! Keine Notenbank kann Schulden tilgen! Es ist niemals Netto-Geld, was sie schafft, sondern sie behandelt nur die bereits existenten Gelder (zweimal verbucht, daher auch bereits passiv besetzt) in ihren aktuellen Konditionen.
Die Wirtschaft kann einen Push aber nur bekommen, wenn sich in der Wirtschaft selbst (Produzenten, Konsumenten) n e u e Schuldner zeigen. Diese müssen sich zeigen (siehe Debitismus), wenn die a l t e n Schuldner nicht untergehen sollen, da in keiner Wirtschaft das"Geld" zur Bezahlung von Zinsen bzw. Gewinn sub summa vorhanden ist. Alles Geld, das vorhanden ist, ist bereits ausgegeben bzw. es wird benötigt, um - als Gegenbuchung zu den vorhandenen alten Schulden - diese aus der Welt zu schafffen, aber wie gesagt ohne Zinsen und Gewinne.
Nun braucht die US-Wirtschaft fraglos einen Push. Der kann mit den Maßnahmen wie besprochen allein n i c h t und n i e m a l s erreicht werden. Deshalb kommt alles darauf an, ob die Steuersenkungen und die"Flutungen" ein psychologisches Klima schaffen, um zusätzliche Verschuldungen einzugehen (Kredite zu nehmen), die ihrerseits ex nihilo entstehen können (ich gehe in den Laden und kaufe den Ferrari auf Pump).
Fall B (das Kommende).
I. Steuersenkungen können dazu dienen, die bereits vorhandenen Schulden abzutragen. Damit aber ist dem Nettoneuverschuldungszwang, dem das System permanent und gandenlos unterliegt, in keiner Weise geholfen. Steuersenkungen können aber auch dazu dienen, n e u e Kredite zu kontrahieren, wobei als Sicherheit dann das höhere Nettoeinkommen (jetzt privat frei verfügbar, bisher in Höhe der Steuersenkungen an den Staat gegangen) gelten kann. Ich kriege mit 100.000 $ privat disponibles Einkommen einen höheren Kredit als wenn ich nur ein Einkommen von 90.000 $ habe. O b ich aber mich zusätzlich verschulde (weil mein Verschuldungspotential sich erweitert hat und sicher auch meine Bonität), kann eine Steuersenkung allein nicht bewirken. Jemand, der zu seinen 10 unbelasteten Grundstücken noch ein elftes dazu bekommt, muss deshalb nicht anfangen, das elfte oder ein anderes oder gar alle Grundstücke zu beleihen.
Ob Steuersenkungen also"pushen" ist keine Frage der Vergangenheit, sondern eine des Verhaltens von verschuldungsbereiten und jetzt verschuldungsfähigeren Marktteilnehmern in der Zukunft. Niemand ist gezwungen, einen Kredit aufzunehmen und es gibt kein System der Welt, das seine Bürger dazu zwingen kann.
Steuersenkungen sind daher nicht mehr und nicht weniger als ein A n g e b o t, sich stärker zu verschulden (summenmäßig, die Verschuldungsquote kann ja gleich bleiben). Ob es aber geschieht, liegt in der Entscheidung der Wirtschaftsteilnehmer allein. Kommen keine neuen Kredite zustande, passiert überhaupt nichts (oder nur sehr wenig, siehe oben), und alles mündet in die Frage: Wie gut sind die Amis drauf, denn nur sie selbst (!) können sich aus der heraufziehenden Rezession befreien und niemals der Staat! (Es sei denn, der Staat bucht die privaten Schulden auf sich um und die Bürger, jetzt"entschuldet", fangen wieder an, neue Kredit zu nehmen).
In Japan hat das wie wir wissen nicht funktioniert - trotz Hereinnahme von faulen Krediten in die Staatsrechnung, trotz Super-Konjunkturprogrammen trotz Steuersenkungen im April 1999. Aber vielleicht auch nur, weil die Japaner psychologisch anders drauf sind als die Amerikaner.
II. Flutung. Der Anreiz, sich zu niedrigeren Zinsen netto neu und zusätzlich zu verschulden, ist zweifellos gegeben. Aber das hat nichts mit einer"Flutung" zu tun, sondern wenn man schon Bild bleiben will: Fluten, d.h. zusätzliche Kredite zu kontrahieren - das kann keine Notenbank, sondern ebenfalls nur die private Wirtschaft, die es für attraktiv ansehen kann, sich zu kommoderen Sätzen neu und zusätzlich (!) zu verschulden.
Auch hier gehts ausschließlich um Psychologie. Riskiere ich neue Kredite oder nicht? Auch zu Mini-Sätzen kann keiner gezwungen werden, neue Schulden zu machen (siehe auch dazu Japan). Ob er es tut, entscheidet er selbst (Markteinschätzung, Konjunktureinschätzung usw.).
WICHTIG: Wenn ich drüben Unternehmer oder Privatmann wäre, was würde ich tun? Selbst wenn ich nur an eine kurzfristige Konjunkturdelle glaubte, würde ich doch zumindest warten, bis die Zinsen viel tiefer stehen als sie heute stehen. Schon Bethmann hat immer wieder betont, dass Zinssenkungen genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie beabsichtigen: Sie veranlassen nicht etwa die Wirtschaft, gleich zu Beginn der Zinssenkungen zu investieren (oder Privtakonsumkredite usw. aufzunehmen), sondern zu w a r t e n! Denn es hat ja wenig Sinn, zu 10 % aufzunehmen, wenn ich weiß, dass ich in einem Jahr vielleicht bloß 5 % bezahlen muss.
Da das US-Zinsniveau (Prime Rate knapp um die 10 %!) noch immer als extrem hoch angesehen werden muss, wird das"Fluten" (Klartext: Zinssenkungen via Hereinnahme von bereits existenten Titeln) möglicherweise genau das Gegenteil von dem bewirken, was"common sense" ist: Es kommt zum Attentismus, d.h. zur Wartehaltung. Das aber beschleunigt den Niedergang via Rezession in eine mögliche Depression. Kommen noch sinkende Preise dazu, wird noch länger gewartet, weil sich Warten auszahlt und wenn gewartet wird, tritt genau das ein, was erwartet wurde: Noch tiefere Preise (oder wie oben noch niedrigere Zinsen).
Daher liegt das Dilemma der USA auf der Hand:
Die Steuersenkungen könnten als Push völlig verpuffen, da sie in erster Linie dazu dienen werden, die eigenen privaten Bilanzen zu bereinigen (Kredittilgung statt neuer Kreditaufnahme).
Die Flutungen werden erst dann wirksam, wenn das Becken voll ist, sprich die Zinsen so weit gesenkt sind, dass mit einer weiteren Senkung nicht mehr gerechnet wird. Bis dahin geschieht nichts, denn jeder, der seine Kapitalkosten mutwillig höher treibt als er müsste (ich verschiebe eben lieber die Investition bzw. Anschaffung), wäre ein Idiot und außerdem könnte er es Dritten gegenüber nie erklären (Frage auf der HV:"Warum haben sie zu 10 % finanziert, wo doch abzusehen war, dass sie wenig später günstiger finanzieren konnten?" Frage der Ehefrau:"Warum hast Du den Ferrari zu diesen Finanzierungskonditionen gekauft, denn heute stünden wir doch viel besser da und so lange hätte der alte Wagen auch noch gehalten?").
Beides - Steuersenkung und Flutung - holt also unter keinen Umständen automatisch (!) die Wirtschaft aus der Rezession. Es kann nur beobachtet werden (was hier nun sehr genau geschieht) und es hängt alles von der Stimmung (Optimismus, Pessimismus) ab.
Es ist wie mit Aktien. Warum soll ich eine zu 100 $ und einem Margin zu 15 % kaufen, wenn ich das"Gefühl" habe, ich kriege sie in einem Jahr zu 10 $ und einem Margin zu 1,5 %? Das Gefühl kennen wir nicht a priori, aber die EWA gibt immerhin hervorragende Hinweise daruf, ob wir uns mehr in Richtung eines Downs oder eines Ups bewegen und wo wir uns in den Downs oder Ups befinden.
Die Fed hat auf ganzer Linie versagt, denn sie hätte (nach ihrem Modell) die Zinsen schon vor Jahr und Tag senken müssen, um die Wirtschaft abzukühlen (warten bringt Gewinn). Jetzt m u s s sie es tun, aber jeder dreht Alan Greenspan eine Nase und sagt ihm: Ja, Alan, wir werden schon wieder neue Kredite nehmen, aber erst nachdem Du Deine Zinsen auf 1,0 % gesenkt hast. Und bis dahin ist noch ein langer Weg und während die Fed sich über diesen Weg quält, wird sich jeder bestätigt sehen, der gewartet hat, denn die Früchte seines Wartens reifen sichtbarlich. Und derweil schmiert die Chose immer kräftiger ab.
Und dass US Government seine Steuersenkungen mit einem Griff in die Rentenkasse finanziert, spricht für sich selbst.
Das - leider etwas länger - zur Klärung der Geister.
Schönen Sonntag weiterhin!
d.
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André
28.01.2001, 16:12
@ dottore
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Re: Wie wirken Steuersenkungen bzw. die berühmte"Flutung" der Märkte? |
Völlig korrekte Analyse (Fleißarbeit)!
Ergänzung: Zu den"Flutungsbemühungen" gehört nicht zuletzt die irrwitzige Aufweichung der Eigenkapitalanforderungen an die Banken durch das Basel II - Abkommen, damit die Banken noch mehr Kredit geben könnten, wenn nur kreditwürdige Schuldner mehr Geld aufnehmen wollten, was sie bei rückläufiger Konjunktur kaum tun werden. Und von der anderen Sorte ( z.B. kalifornische Energieunternehmen u.a. junks) gibt es bereits mehr als genug.
Grüße
André
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>Hi allerseits, feine Beiträge,
>aber...
>Zwei Dinge möchte ich aus meiner Sicht klar stellen:
>1. Die Wirkung von Steuersenkungen und 2. Die Wirkung der"Flutung der Märkte".
>Grundsätzlich: Wir müssen immer unterscheiden zwischen bereits vorhandenen bzw. erwarteten (weil vereinbarten) Einkommen und dem bereits vorhandenen Kapitalstock soweit es Financial Assest sind - und den bisher noch nicht am Markt erschienenen (unerwarteten, bzw. nicht vereinbarten) Einkommen und neuen Financial Assests, die nur in die Welt kommen können, wenn gleichhohe Passivsalden erscheinen, Klartext: Schulden gemacht werden.
>Fall A (das Vorhandene).
>I. Steuersenkungen bedeuten, dass ein Teil der Einkünfte jetzt vom Einkommensbezieher selbst ausgegeben wird und nicht auf dem Weg über die staatlichen Budgets von dorther ausgegeben werden. Das"Geld" ist ja so oder so bereits vorhanden. Senkt der Staat die Steuern, bedeutet dies sehr wenig, denn das einzige, was gewonnen wird, ist a) Zeit (Bürger gibt Geld selbst aus und das Geld muss nicht den Umweg über den Fiskus nehmen) und b) Produktivität (Geld, das der Bürger ausgibt, kommt in jene Bereiche, die der Bürger wünscht und setzt dort Prozesse in Gang, an deren Ende eine Wirtschaft steht, die genau das produziert, was der Konsument auch haben will). Beispiel: Ein privat genutzter Van ist besser als ein militärgenutzter Jeep. Dieser Effekt reicht aber auf keinen Fall aus, einer Wirtschaft einen gewaltigen zusätzlichen Push zu geben, sondern er optimiert den normalen Prozess nur marginal.
>II. Märkteflutung durch die Notenbank. Dies geht nur, indem die Notenbank ihren Satz für die Hereinnahme von bereits platzierten (!) Titeln senkt bzw. diese Titel zusätzlich ankauft. Also z.B. Langläufer hereinnimmt, woraufhin deren Kurs steigt, die Rendite sinkt, damit der Zinssatz für (eventuell neu aufzunehmende) Kredite ebenfalls sinkt. Ob aber deshalb neue Kredit aufgenommen werden, steht in den Sternen. Die Fed wird mit ihrer"Flutung" zunächst nichts anderes tun als die Zinsen am kurzen Ende senken. Dabei war der Hinweis auf die sich abzeichnende inverse Zinskurve sehr wichtig! Das mag das Los der bereits existenten Schuldner erleichtern, das ist aber auch schon alles. Schulden tilgen kann sie nicht! Keine Notenbank kann Schulden tilgen! Es ist niemals Netto-Geld, was sie schafft, sondern sie behandelt nur die bereits existenten Gelder (zweimal verbucht, daher auch bereits passiv besetzt) in ihren aktuellen Konditionen.
>Die Wirtschaft kann einen Push aber nur bekommen, wenn sich in der Wirtschaft selbst (Produzenten, Konsumenten) n e u e Schuldner zeigen. Diese müssen sich zeigen (siehe Debitismus), wenn die a l t e n Schuldner nicht untergehen sollen, da in keiner Wirtschaft das"Geld" zur Bezahlung von Zinsen bzw. Gewinn sub summa vorhanden ist. Alles Geld, das vorhanden ist, ist bereits ausgegeben bzw. es wird benötigt, um - als Gegenbuchung zu den vorhandenen alten Schulden - diese aus der Welt zu schafffen, aber wie gesagt ohne Zinsen und Gewinne.
>Nun braucht die US-Wirtschaft fraglos einen Push. Der kann mit den Maßnahmen wie besprochen allein n i c h t und n i e m a l s erreicht werden. Deshalb kommt alles darauf an, ob die Steuersenkungen und die"Flutungen" ein psychologisches Klima schaffen, um zusätzliche Verschuldungen einzugehen (Kredite zu nehmen), die ihrerseits ex nihilo entstehen können (ich gehe in den Laden und kaufe den Ferrari auf Pump).
>Fall B (das Kommende).
>I. Steuersenkungen können dazu dienen, die bereits vorhandenen Schulden abzutragen. Damit aber ist dem Nettoneuverschuldungszwang, dem das System permanent und gandenlos unterliegt, in keiner Weise geholfen. Steuersenkungen können aber auch dazu dienen, n e u e Kredite zu kontrahieren, wobei als Sicherheit dann das höhere Nettoeinkommen (jetzt privat frei verfügbar, bisher in Höhe der Steuersenkungen an den Staat gegangen) gelten kann. Ich kriege mit 100.000 $ privat disponibles Einkommen einen höheren Kredit als wenn ich nur ein Einkommen von 90.000 $ habe. O b ich aber mich zusätzlich verschulde (weil mein Verschuldungspotential sich erweitert hat und sicher auch meine Bonität), kann eine Steuersenkung allein nicht bewirken. Jemand, der zu seinen 10 unbelasteten Grundstücken noch ein elftes dazu bekommt, muss deshalb nicht anfangen, das elfte oder ein anderes oder gar alle Grundstücke zu beleihen.
>Ob Steuersenkungen also"pushen" ist keine Frage der Vergangenheit, sondern eine des Verhaltens von verschuldungsbereiten und jetzt verschuldungsfähigeren Marktteilnehmern in der Zukunft. Niemand ist gezwungen, einen Kredit aufzunehmen und es gibt kein System der Welt, das seine Bürger dazu zwingen kann.
>Steuersenkungen sind daher nicht mehr und nicht weniger als ein A n g e b o t, sich stärker zu verschulden (summenmäßig, die Verschuldungsquote kann ja gleich bleiben). Ob es aber geschieht, liegt in der Entscheidung der Wirtschaftsteilnehmer allein. Kommen keine neuen Kredite zustande, passiert überhaupt nichts (oder nur sehr wenig, siehe oben), und alles mündet in die Frage: Wie gut sind die Amis drauf, denn nur sie selbst (!) können sich aus der heraufziehenden Rezession befreien und niemals der Staat! (Es sei denn, der Staat bucht die privaten Schulden auf sich um und die Bürger, jetzt"entschuldet", fangen wieder an, neue Kredit zu nehmen).
>In Japan hat das wie wir wissen nicht funktioniert - trotz Hereinnahme von faulen Krediten in die Staatsrechnung, trotz Super-Konjunkturprogrammen trotz Steuersenkungen im April 1999. Aber vielleicht auch nur, weil die Japaner psychologisch anders drauf sind als die Amerikaner.
>II. Flutung. Der Anreiz, sich zu niedrigeren Zinsen netto neu und zusätzlich zu verschulden, ist zweifellos gegeben. Aber das hat nichts mit einer"Flutung" zu tun, sondern wenn man schon Bild bleiben will: Fluten, d.h. zusätzliche Kredite zu kontrahieren - das kann keine Notenbank, sondern ebenfalls nur die private Wirtschaft, die es für attraktiv ansehen kann, sich zu kommoderen Sätzen neu und zusätzlich (!) zu verschulden.
>Auch hier gehts ausschließlich um Psychologie. Riskiere ich neue Kredite oder nicht? Auch zu Mini-Sätzen kann keiner gezwungen werden, neue Schulden zu machen (siehe auch dazu Japan). Ob er es tut, entscheidet er selbst (Markteinschätzung, Konjunktureinschätzung usw.).
>WICHTIG: Wenn ich drüben Unternehmer oder Privatmann wäre, was würde ich tun? Selbst wenn ich nur an eine kurzfristige Konjunkturdelle glaubte, würde ich doch zumindest warten, bis die Zinsen viel tiefer stehen als sie heute stehen. Schon Bethmann hat immer wieder betont, dass Zinssenkungen genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie beabsichtigen: Sie veranlassen nicht etwa die Wirtschaft, gleich zu Beginn der Zinssenkungen zu investieren (oder Privtakonsumkredite usw. aufzunehmen), sondern zu w a r t e n! Denn es hat ja wenig Sinn, zu 10 % aufzunehmen, wenn ich weiß, dass ich in einem Jahr vielleicht bloß 5 % bezahlen muss.
>Da das US-Zinsniveau (Prime Rate knapp um die 10 %!) noch immer als extrem hoch angesehen werden muss, wird das"Fluten" (Klartext: Zinssenkungen via Hereinnahme von bereits existenten Titeln) möglicherweise genau das Gegenteil von dem bewirken, was"common sense" ist: Es kommt zum Attentismus, d.h. zur Wartehaltung. Das aber beschleunigt den Niedergang via Rezession in eine mögliche Depression. Kommen noch sinkende Preise dazu, wird noch länger gewartet, weil sich Warten auszahlt und wenn gewartet wird, tritt genau das ein, was erwartet wurde: Noch tiefere Preise (oder wie oben noch niedrigere Zinsen).
>Daher liegt das Dilemma der USA auf der Hand:
>Die Steuersenkungen könnten als Push völlig verpuffen, da sie in erster Linie dazu dienen werden, die eigenen privaten Bilanzen zu bereinigen (Kredittilgung statt neuer Kreditaufnahme).
>Die Flutungen werden erst dann wirksam, wenn das Becken voll ist, sprich die Zinsen so weit gesenkt sind, dass mit einer weiteren Senkung nicht mehr gerechnet wird. Bis dahin geschieht nichts, denn jeder, der seine Kapitalkosten mutwillig höher treibt als er müsste (ich verschiebe eben lieber die Investition bzw. Anschaffung), wäre ein Idiot und außerdem könnte er es Dritten gegenüber nie erklären (Frage auf der HV:"Warum haben sie zu 10 % finanziert, wo doch abzusehen war, dass sie wenig später günstiger finanzieren konnten?" Frage der Ehefrau:"Warum hast Du den Ferrari zu diesen Finanzierungskonditionen gekauft, denn heute stünden wir doch viel besser da und so lange hätte der alte Wagen auch noch gehalten?").
>Beides - Steuersenkung und Flutung - holt also unter keinen Umständen automatisch (!) die Wirtschaft aus der Rezession. Es kann nur beobachtet werden (was hier nun sehr genau geschieht) und es hängt alles von der Stimmung (Optimismus, Pessimismus) ab.
>Es ist wie mit Aktien. Warum soll ich eine zu 100 $ und einem Margin zu 15 % kaufen, wenn ich das"Gefühl" habe, ich kriege sie in einem Jahr zu 10 $ und einem Margin zu 1,5 %? Das Gefühl kennen wir nicht a priori, aber die EWA gibt immerhin hervorragende Hinweise daruf, ob wir uns mehr in Richtung eines Downs oder eines Ups bewegen und wo wir uns in den Downs oder Ups befinden.
>Die Fed hat auf ganzer Linie versagt, denn sie hätte (nach ihrem Modell) die Zinsen schon vor Jahr und Tag senken müssen, um die Wirtschaft abzukühlen (warten bringt Gewinn). Jetzt m u s s sie es tun, aber jeder dreht Alan Greenspan eine Nase und sagt ihm: Ja, Alan, wir werden schon wieder neue Kredite nehmen, aber erst nachdem Du Deine Zinsen auf 1,0 % gesenkt hast. Und bis dahin ist noch ein langer Weg und während die Fed sich über diesen Weg quält, wird sich jeder bestätigt sehen, der gewartet hat, denn die Früchte seines Wartens reifen sichtbarlich. Und derweil schmiert die Chose immer kräftiger ab.
>Und dass US Government seine Steuersenkungen mit einem Griff in die Rentenkasse finanziert, spricht für sich selbst.
>Das - leider etwas länger - zur Klärung der Geister.
>Schönen Sonntag weiterhin!
>d.
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YIHI
28.01.2001, 16:21
@ dottore
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Genial! Du bringst es auf den Punkt! |
Dottore, Du bist der Beste.
Mach weiter so. Kommt das auch auf Börse.de?
Gruss und Dank,
Daniel
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nereus
28.01.2001, 17:53
@ YIHI
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Re: Genial! Du bringst es...! - dottore, aber eine Frage habe ich noch |
Hallo dottore und Yihi!
Dottore, Du bist der Beste.
Da ist jede Diskussion überflüssig, sehe ich ähnlich.
Aber eine Frage habe ich trotzdem noch.
Sie schreiben: "Schon Bethmann hat immer wieder betont, dass Zinssenkungen genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie beabsichtigen: Sie veranlassen nicht etwa die Wirtschaft, gleich zu Beginn der Zinssenkungen zu investieren (oder Privtakonsumkredite usw. aufzunehmen), sondern zu w a r t e n! Denn es hat ja wenig Sinn, zu 10 % aufzunehmen, wenn ich weiß, dass ich in einem Jahr vielleicht bloß 5 % bezahlen muss.
und
Die Flutungen werden erst dann wirksam, wenn das Becken voll ist, sprich die Zinsen so weit gesenkt sind, dass mit einer weiteren Senkung nicht mehr gerechnet wird. Bis dahin geschieht nichts, denn jeder, der seine Kapitalkosten mutwillig höher treibt als er müsste (ich verschiebe eben lieber die Investition bzw. Anschaffung), wäre ein Idiot und außerdem könnte er es Dritten gegenüber nie erklären (Frage auf der HV:"Warum haben sie zu 10 % finanziert, wo doch abzusehen war, dass sie wenig später günstiger finanzieren konnten?" Frage der Ehefrau:"Warum hast Du den Ferrari zu diesen Finanzierungskonditionen gekauft, denn heute stünden wir doch viel besser da und so lange hätte der alte Wagen auch noch gehalten?").
Sie wissen sicher, daß ich auch großen Respekt vor dem Freiherren hatte und habe.
Aber diese Zinstrenderwartung hat mir nie ganz eingeleuchtet.
Das unterstellt doch, daß alle zur Investition neigenden Unternehmer und Privatleute die freie Wahl hätten Kredite zu nehmen wie ihnen beliebt.
Ist das denn wirklich so?
Muß der Unternehmer nicht auch oft genug zur Tat schreiten weil er es gerade muß und sich eben nicht die Zeit nehmen kann um auf bessere Konditionen zu warten.
Der Privatmann (siehe Ferrari-Beispiel) kann dies vielleicht noch am ehesten steuern. Auch wenn der Hausbau eben sofort begonnen wird und nicht erst in zwei Jahren.
Und woher will man eigentlich wissen wann das Zinstal erreicht ist?
Sind die Zinsen von 7,5 auf 5,0 % genug zurückgekommen oder fallen sie noch auf 2,5 %? Japanische Verhältnisse müssen es ja nicht immer sein.
Gibt es denn eine Statitsik welche die zunehmende Verschuldungsbereitschaft bei steigenden Zinsen nachweisen kann?
Ich habe das Bethmann-Buch jetzt leider nicht zur Hand.
Logisch klingt es ja, aber was richtet sich heutzutage noch nach der Logik.
Als ich vorhin den Goldartikel (Yihi) gelesen habe wurde mir wieder klar das die Logik für manche ein Fremdwort ist. Ich meine jetzt nicht Dich, Yihi.
mfG
nereus
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Lizzy
28.01.2001, 19:19
@ dottore
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Verbraucher sind verführbar |
>Hi allerseits, feine Beiträge,
>aber...
>Zwei Dinge möchte ich aus meiner Sicht klar stellen:
>1. Die Wirkung von Steuersenkungen und 2. Die Wirkung der"Flutung der Märkte".
>Grundsätzlich: Wir müssen immer unterscheiden zwischen bereits vorhandenen bzw. erwarteten (weil vereinbarten) Einkommen und dem bereits vorhandenen Kapitalstock soweit es Financial Assest sind - und den bisher noch nicht am Markt erschienenen (unerwarteten, bzw. nicht vereinbarten) Einkommen und neuen Financial Assests, die nur in die Welt kommen können, wenn gleichhohe Passivsalden erscheinen, Klartext: Schulden gemacht werden.
>Fall A (das Vorhandene).
>I. Steuersenkungen bedeuten, dass ein Teil der Einkünfte jetzt vom Einkommensbezieher selbst ausgegeben wird und nicht auf dem Weg über die staatlichen Budgets von dorther ausgegeben werden. Das"Geld" ist ja so oder so bereits vorhanden. Senkt der Staat die Steuern, bedeutet dies sehr wenig, denn das einzige, was gewonnen wird, ist a) Zeit (Bürger gibt Geld selbst aus und das Geld muss nicht den Umweg über den Fiskus nehmen) und b) Produktivität (Geld, das der Bürger ausgibt, kommt in jene Bereiche, die der Bürger wünscht und setzt dort Prozesse in Gang, an deren Ende eine Wirtschaft steht, die genau das produziert, was der Konsument auch haben will). Beispiel: Ein privat genutzter Van ist besser als ein militärgenutzter Jeep. Dieser Effekt reicht aber auf keinen Fall aus, einer Wirtschaft einen gewaltigen zusätzlichen Push zu geben, sondern er optimiert den normalen Prozess nur marginal.
>II. Märkteflutung durch die Notenbank. Dies geht nur, indem die Notenbank ihren Satz für die Hereinnahme von bereits platzierten (!) Titeln senkt bzw. diese Titel zusätzlich ankauft. Also z.B. Langläufer hereinnimmt, woraufhin deren Kurs steigt, die Rendite sinkt, damit der Zinssatz für (eventuell neu aufzunehmende) Kredite ebenfalls sinkt. Ob aber deshalb neue Kredit aufgenommen werden, steht in den Sternen. Die Fed wird mit ihrer"Flutung" zunächst nichts anderes tun als die Zinsen am kurzen Ende senken. Dabei war der Hinweis auf die sich abzeichnende inverse Zinskurve sehr wichtig! Das mag das Los der bereits existenten Schuldner erleichtern, das ist aber auch schon alles. Schulden tilgen kann sie nicht! Keine Notenbank kann Schulden tilgen! Es ist niemals Netto-Geld, was sie schafft, sondern sie behandelt nur die bereits existenten Gelder (zweimal verbucht, daher auch bereits passiv besetzt) in ihren aktuellen Konditionen.
>Die Wirtschaft kann einen Push aber nur bekommen, wenn sich in der Wirtschaft selbst (Produzenten, Konsumenten) n e u e Schuldner zeigen. Diese müssen sich zeigen (siehe Debitismus), wenn die a l t e n Schuldner nicht untergehen sollen, da in keiner Wirtschaft das"Geld" zur Bezahlung von Zinsen bzw. Gewinn sub summa vorhanden ist. Alles Geld, das vorhanden ist, ist bereits ausgegeben bzw. es wird benötigt, um - als Gegenbuchung zu den vorhandenen alten Schulden - diese aus der Welt zu schafffen, aber wie gesagt ohne Zinsen und Gewinne.
>Nun braucht die US-Wirtschaft fraglos einen Push. Der kann mit den Maßnahmen wie besprochen allein n i c h t und n i e m a l s erreicht werden. Deshalb kommt alles darauf an, ob die Steuersenkungen und die"Flutungen" ein psychologisches Klima schaffen, um zusätzliche Verschuldungen einzugehen (Kredite zu nehmen), die ihrerseits ex nihilo entstehen können (ich gehe in den Laden und kaufe den Ferrari auf Pump).
>Fall B (das Kommende).
>I. Steuersenkungen können dazu dienen, die bereits vorhandenen Schulden abzutragen. Damit aber ist dem Nettoneuverschuldungszwang, dem das System permanent und gandenlos unterliegt, in keiner Weise geholfen. Steuersenkungen können aber auch dazu dienen, n e u e Kredite zu kontrahieren, wobei als Sicherheit dann das höhere Nettoeinkommen (jetzt privat frei verfügbar, bisher in Höhe der Steuersenkungen an den Staat gegangen) gelten kann. Ich kriege mit 100.000 $ privat disponibles Einkommen einen höheren Kredit als wenn ich nur ein Einkommen von 90.000 $ habe. O b ich aber mich zusätzlich verschulde (weil mein Verschuldungspotential sich erweitert hat und sicher auch meine Bonität), kann eine Steuersenkung allein nicht bewirken. Jemand, der zu seinen 10 unbelasteten Grundstücken noch ein elftes dazu bekommt, muss deshalb nicht anfangen, das elfte oder ein anderes oder gar alle Grundstücke zu beleihen.
>Ob Steuersenkungen also"pushen" ist keine Frage der Vergangenheit, sondern eine des Verhaltens von verschuldungsbereiten und jetzt verschuldungsfähigeren Marktteilnehmern in der Zukunft. Niemand ist gezwungen, einen Kredit aufzunehmen und es gibt kein System der Welt, das seine Bürger dazu zwingen kann.
>Steuersenkungen sind daher nicht mehr und nicht weniger als ein A n g e b o t, sich stärker zu verschulden (summenmäßig, die Verschuldungsquote kann ja gleich bleiben). Ob es aber geschieht, liegt in der Entscheidung der Wirtschaftsteilnehmer allein. Kommen keine neuen Kredite zustande, passiert überhaupt nichts (oder nur sehr wenig, siehe oben), und alles mündet in die Frage: Wie gut sind die Amis drauf, denn nur sie selbst (!) können sich aus der heraufziehenden Rezession befreien und niemals der Staat! (Es sei denn, der Staat bucht die privaten Schulden auf sich um und die Bürger, jetzt"entschuldet", fangen wieder an, neue Kredit zu nehmen).
>In Japan hat das wie wir wissen nicht funktioniert - trotz Hereinnahme von faulen Krediten in die Staatsrechnung, trotz Super-Konjunkturprogrammen trotz Steuersenkungen im April 1999. Aber vielleicht auch nur, weil die Japaner psychologisch anders drauf sind als die Amerikaner.
>II. Flutung. Der Anreiz, sich zu niedrigeren Zinsen netto neu und zusätzlich zu verschulden, ist zweifellos gegeben. Aber das hat nichts mit einer"Flutung" zu tun, sondern wenn man schon Bild bleiben will: Fluten, d.h. zusätzliche Kredite zu kontrahieren - das kann keine Notenbank, sondern ebenfalls nur die private Wirtschaft, die es für attraktiv ansehen kann, sich zu kommoderen Sätzen neu und zusätzlich (!) zu verschulden.
>Auch hier gehts ausschließlich um Psychologie. Riskiere ich neue Kredite oder nicht? Auch zu Mini-Sätzen kann keiner gezwungen werden, neue Schulden zu machen (siehe auch dazu Japan). Ob er es tut, entscheidet er selbst (Markteinschätzung, Konjunktureinschätzung usw.).
>WICHTIG: Wenn ich drüben Unternehmer oder Privatmann wäre, was würde ich tun? Selbst wenn ich nur an eine kurzfristige Konjunkturdelle glaubte, würde ich doch zumindest warten, bis die Zinsen viel tiefer stehen als sie heute stehen. Schon Bethmann hat immer wieder betont, dass Zinssenkungen genau das Gegenteil von dem bewirken, was sie beabsichtigen: Sie veranlassen nicht etwa die Wirtschaft, gleich zu Beginn der Zinssenkungen zu investieren (oder Privtakonsumkredite usw. aufzunehmen), sondern zu w a r t e n! Denn es hat ja wenig Sinn, zu 10 % aufzunehmen, wenn ich weiß, dass ich in einem Jahr vielleicht bloß 5 % bezahlen muss.
>Da das US-Zinsniveau (Prime Rate knapp um die 10 %!) noch immer als extrem hoch angesehen werden muss, wird das"Fluten" (Klartext: Zinssenkungen via Hereinnahme von bereits existenten Titeln) möglicherweise genau das Gegenteil von dem bewirken, was"common sense" ist: Es kommt zum Attentismus, d.h. zur Wartehaltung. Das aber beschleunigt den Niedergang via Rezession in eine mögliche Depression. Kommen noch sinkende Preise dazu, wird noch länger gewartet, weil sich Warten auszahlt und wenn gewartet wird, tritt genau das ein, was erwartet wurde: Noch tiefere Preise (oder wie oben noch niedrigere Zinsen).
>Daher liegt das Dilemma der USA auf der Hand:
>Die Steuersenkungen könnten als Push völlig verpuffen, da sie in erster Linie dazu dienen werden, die eigenen privaten Bilanzen zu bereinigen (Kredittilgung statt neuer Kreditaufnahme).
>Die Flutungen werden erst dann wirksam, wenn das Becken voll ist, sprich die Zinsen so weit gesenkt sind, dass mit einer weiteren Senkung nicht mehr gerechnet wird. Bis dahin geschieht nichts, denn jeder, der seine Kapitalkosten mutwillig höher treibt als er müsste (ich verschiebe eben lieber die Investition bzw. Anschaffung), wäre ein Idiot und außerdem könnte er es Dritten gegenüber nie erklären (Frage auf der HV:"Warum haben sie zu 10 % finanziert, wo doch abzusehen war, dass sie wenig später günstiger finanzieren konnten?" Frage der Ehefrau:"Warum hast Du den Ferrari zu diesen Finanzierungskonditionen gekauft, denn heute stünden wir doch viel besser da und so lange hätte der alte Wagen auch noch gehalten?").
>Beides - Steuersenkung und Flutung - holt also unter keinen Umständen automatisch (!) die Wirtschaft aus der Rezession. Es kann nur beobachtet werden (was hier nun sehr genau geschieht) und es hängt alles von der Stimmung (Optimismus, Pessimismus) ab.
>Es ist wie mit Aktien. Warum soll ich eine zu 100 $ und einem Margin zu 15 % kaufen, wenn ich das"Gefühl" habe, ich kriege sie in einem Jahr zu 10 $ und einem Margin zu 1,5 %? Das Gefühl kennen wir nicht a priori, aber die EWA gibt immerhin hervorragende Hinweise daruf, ob wir uns mehr in Richtung eines Downs oder eines Ups bewegen und wo wir uns in den Downs oder Ups befinden.
>Die Fed hat auf ganzer Linie versagt, denn sie hätte (nach ihrem Modell) die Zinsen schon vor Jahr und Tag senken müssen, um die Wirtschaft abzukühlen (warten bringt Gewinn). Jetzt m u s s sie es tun, aber jeder dreht Alan Greenspan eine Nase und sagt ihm: Ja, Alan, wir werden schon wieder neue Kredite nehmen, aber erst nachdem Du Deine Zinsen auf 1,0 % gesenkt hast. Und bis dahin ist noch ein langer Weg und während die Fed sich über diesen Weg quält, wird sich jeder bestätigt sehen, der gewartet hat, denn die Früchte seines Wartens reifen sichtbarlich. Und derweil schmiert die Chose immer kräftiger ab.
>Und dass US Government seine Steuersenkungen mit einem Griff in die Rentenkasse finanziert, spricht für sich selbst.
>Das - leider etwas länger - zur Klärung der Geister.
>Schönen Sonntag weiterhin!
>d.
Hallo dottore,
tiefen Respekt vor Ihrer Erfahrung und Fachwissen. Ihre Beiträge sind mir eine Art Grundlagenstudium.
Allerdings frage ich mich hier:
Der rein ökonomisch handelnde Mensch wartet sicherlich ab bis der Zins einen Tiefpunkt erreicht. Und eine Zinssenkung ist höchstwahrscheinlich nur der erste Schritt eines Zinssenkungstrends.
Aber Unternehmen versuchen doch die Möglichkeit einer"billigeren" Verschuldung bzw. höhere Kapitalverfügbarkeit (Steuersenkung) der Verbraucher zu nutzen.
Das bedeutet, sie nutzen die Gunst der Stunde um Bedürfnisse zu wecken. Durch Werbung, Innovationen, Designänderungen usw.
Ich glaube viele Verbraucher belasten sich bis zur Angstgrenze. D.h. dem Punkt, ab dem die Angst vor den Risiken eines Einkommeneinbruchs (Kurseinbruchs oder Verdienstausfall) gleich groß oder gar höher sind als der"Lustgewinn" (Image, Spass, Freiheitsgefühl...) durch den Konsum. Diese Grenze"des Vertretbaren" ist individuell verschieden und z.B. bei den Japanern eben mehr auf Seiten der Angst (historisch der vorsichtige Reisbauer der erst die nächste Ernte abwartet) als bei den Amerikanern (Bewohner seines"Landes der unbegrenzten Möglichkeiten").
Durch das Gefühl(!) jetzt wieder mehr auf"der sicheren Seite" zu sein, werden die Verbraucher somit empfänglicher für die Verführungen durch die Werbung oder den Zeitgeist in Form von künstlich geschaffenen bzw. gezielt verstärkten Trends.
Im Moment sehe ich noch keinen Grund, dass der Durchschnittsamerikaner plötzlich weniger empfänglich für eine Werbung sein soll, die aggressiver als jemals zuvor auftritt, um ein Stück des vermeintlich noch größeren Kuchen des Verbraucherkapitals zu erhaschen.
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JüKü
28.01.2001, 19:31
@ Lizzy
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Re: Verbraucher sind verführbar |
>Hallo dottore,
>tiefen Respekt vor Ihrer Erfahrung und Fachwissen. Ihre Beiträge sind mir eine Art Grundlagenstudium.
>Allerdings frage ich mich hier:
>Der rein ökonomisch handelnde Mensch wartet sicherlich ab bis der Zins einen Tiefpunkt erreicht. Und eine Zinssenkung ist höchstwahrscheinlich nur der erste Schritt eines Zinssenkungstrends.
>Aber Unternehmen versuchen doch die Möglichkeit einer"billigeren" Verschuldung bzw. höhere Kapitalverfügbarkeit (Steuersenkung) der Verbraucher zu nutzen.
>Das bedeutet, sie nutzen die Gunst der Stunde um Bedürfnisse zu wecken. Durch Werbung, Innovationen, Designänderungen usw.
>Ich glaube viele Verbraucher belasten sich bis zur Angstgrenze. D.h. dem Punkt, ab dem die Angst vor den Risiken eines Einkommeneinbruchs (Kurseinbruchs oder Verdienstausfall) gleich groß oder gar höher sind als der"Lustgewinn" (Image, Spass, Freiheitsgefühl...) durch den Konsum. Diese Grenze"des Vertretbaren" ist individuell verschieden und z.B. bei den Japanern eben mehr auf Seiten der Angst (historisch der vorsichtige Reisbauer der erst die nächste Ernte abwartet) als bei den Amerikanern (Bewohner seines"Landes der unbegrenzten Möglichkeiten").
>Durch das Gefühl(!) jetzt wieder mehr auf"der sicheren Seite" zu sein, werden die Verbraucher somit empfänglicher für die Verführungen durch die Werbung oder den Zeitgeist in Form von künstlich geschaffenen bzw. gezielt verstärkten Trends.
>Im Moment sehe ich noch keinen Grund, dass der Durchschnittsamerikaner plötzlich weniger empfänglich für eine Werbung sein soll, die aggressiver als jemals zuvor auftritt, um ein Stück des vermeintlich noch größeren Kuchen des Verbraucherkapitals zu erhaschen.
Prinzipiell ja, aber Verbraucher werden immer umworben. Und auch Verbraucher warten bei Zinssenkungen (genauer: bei erwarteten Preisrückgängen) mit Anschaffungen. Das ist ja das Fatale an einer Deflation: Die Pferde wollen nicht saufen. Besser kann man in einer Defla nicht"verdienen": Warum heute etwas kaufen, was morgen billiger ist, und übermorgen noch mehr?
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Rumpelstilzchen
28.01.2001, 20:20
@ nereus
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Meine Meinung dazu |
Lieber nereus
was die Neuverschuldung der Unternehmen anbetrifft, hast Du ja sicher recht. Aber was machen die Unternehmen mit dem billigerem Kapital, wenn die Konsumenten auf noch billigeres Kapital warten, um die Produkte zu kaufen?
Die amerikanischen Unternehmen haben im Gegensatz zu den deutschen oder japanischen Unternehmen die Möglichkeit, stark in den Export zu expandieren.
Sie sind auf die Binnennachfrage angewiesen. Und die wird, das sehe ich ganz genau so, durch eine Zinssenkung nicht stimuliert.
Denkbar ist für mich höchstens ein indirekter Effekt über einen psychologisch getriggerten, euphorischen Aktienanstieg und dadurch wieder steigendem Verbrauchervertrauen.
Das scheint mir allerdings extrem unwahrscheinlich.
Man denke nur das tolpatschige Werbegeschrei für die vermeintlich starke Wirtschaft. Ständig kommen Sätze in der Art:Die Zinssenkungen werden eine Rezession vermeiden helfen. Oder: die jüngsten Zahlen haben gezeigt, dass eine Rezession unwahrscheinlich ist. Vielmehr gehen Experten von einem soft landing aus. Bla Bla
Wie ruiniert man Verbrauchervertrauen? Genau so.
Die hohen Herren brauchen dringend einen Kurs in Marketing und der Wirkung von Suggestion.
So oft wie in den letzten Wochen habe ich das Wort Rezession schon seit Jahren nicht mehr gehört. Da interessiert es wenig, dass sie immer von"keine Rezession" sprechen. Die Tatsache, dass dieses Wort überhaupt in den Mund genommen wird, ist psychologisch entscheidend. Und soft landing ist auch nicht besser. Ich höre da nur landing und das hört sich nicht gut an.
Mich erinnert das, an Pressekonferenzen bei politischen Konflikten. Je lauter sie versichern, dass sie keinen Krieg wollen, desto mehr Angst kriegen die Leute.
Das Konsumentenvertrauen ist immer noch relativ hoch. Aber die internationale Finanzmafia (das war jetzt etwas zu heftig) wird es schon zerstören. Meine unmassgebliche Meinung.
Viele Grüße
R.
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Rumpelstilzchen
28.01.2001, 20:21
@ Rumpelstilzchen
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soll heißen: haben nicht die Möglichkeit... |
>Lieber nereus
>was die Neuverschuldung der Unternehmen anbetrifft, hast Du ja sicher recht. Aber was machen die Unternehmen mit dem billigerem Kapital, wenn die Konsumenten auf noch billigeres Kapital warten, um die Produkte zu kaufen?
>Die amerikanischen Unternehmen haben im Gegensatz zu den deutschen oder japanischen Unternehmen die Möglichkeit, stark in den Export zu expandieren.
>Sie sind auf die Binnennachfrage angewiesen. Und die wird, das sehe ich ganz genau so, durch eine Zinssenkung nicht stimuliert.
>Denkbar ist für mich höchstens ein indirekter Effekt über einen psychologisch getriggerten, euphorischen Aktienanstieg und dadurch wieder steigendem Verbrauchervertrauen.
>Das scheint mir allerdings extrem unwahrscheinlich.
>Man denke nur das tolpatschige Werbegeschrei für die vermeintlich starke Wirtschaft. Ständig kommen Sätze in der Art:Die Zinssenkungen werden eine Rezession vermeiden helfen. Oder: die jüngsten Zahlen haben gezeigt, dass eine Rezession unwahrscheinlich ist. Vielmehr gehen Experten von einem soft landing aus. Bla Bla
>Wie ruiniert man Verbrauchervertrauen? Genau so.
>Die hohen Herren brauchen dringend einen Kurs in Marketing und der Wirkung von Suggestion.
>So oft wie in den letzten Wochen habe ich das Wort Rezession schon seit Jahren nicht mehr gehört. Da interessiert es wenig, dass sie immer von"keine Rezession" sprechen. Die Tatsache, dass dieses Wort überhaupt in den Mund genommen wird, ist psychologisch entscheidend. Und soft landing ist auch nicht besser. Ich höre da nur landing und das hört sich nicht gut an.
>Mich erinnert das, an Pressekonferenzen bei politischen Konflikten. Je lauter sie versichern, dass sie keinen Krieg wollen, desto mehr Angst kriegen die Leute.
>Das Konsumentenvertrauen ist immer noch relativ hoch. Aber die internationale Finanzmafia (das war jetzt etwas zu heftig) wird es schon zerstören. Meine unmassgebliche Meinung.
>Viele Grüße
>R.
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Lizzy
28.01.2001, 22:11
@ JüKü
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Re: Verbraucher sind verführbar |
....Trends.
>>Im Moment sehe ich noch keinen Grund, dass der Durchschnittsamerikaner plötzlich weniger empfänglich für eine Werbung sein soll, die aggressiver als jemals zuvor auftritt, um ein Stück des vermeintlich noch größeren Kuchen des Verbraucherkapitals zu erhaschen.
>Prinzipiell ja, aber Verbraucher werden immer umworben. Und auch Verbraucher warten bei Zinssenkungen (genauer: bei erwarteten Preisrückgängen) mit Anschaffungen. Das ist ja das Fatale an einer Deflation: Die Pferde wollen nicht saufen. Besser kann man in einer Defla nicht"verdienen": Warum heute etwas kaufen, was morgen billiger ist, und übermorgen noch mehr?
Das stimmt natürlich aus ökonomischen Gesichtspunkten. Allerdings glaube ich, ist der Wunsch des sofortigen Lustgewinns nicht zu unterschätzen, rein von der Psychologie her betrachtet. Noch immer ist die meinung"Lebe Dein Leben jetzt und hier" in Amerika stark verbreitet (und das beziehen viele vor allem auf Konsum). Anders kann ich mir übrigens auch die geringe Sparquote nicht erklären.
Die Sparquote eines Volkes ist unter anderem proportional der Bereitschaft Wünsche aufzuschieben und Vorsorge zu treffen und invers proportional zur Bereitschaft der Verschuldung (Leben auf Pump). Legt man diese Verhältnisformel zugrunde, dann erklärt dies (zusammen mit den kulturellen Eigenheiten) die Sparquoten vieler Nationen.
Oder anders ausgedrückt, in Japan saufen die Pferde früher nicht als im (genussorientierten) Amerika. Sollte allerdings erst mal die Stimmung kippen, und eine allgemeine Angst vor Rezession nachhaltig um sich greifen, nützt das natürlich auch nicht mehr. Dann rutschen wir auch in Amerika über die Stationen ernste Bedenken, Angst und übertriebene Panik in die Konsumverweigerung. Zwar wird dann vielleicht die private Verschuldung abgebaut, für die Weltwirtschaft ist es aber zu spät.
Doch soweit (hoffe ich) ist es noch nicht.
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Aldibroker
28.01.2001, 22:56
@ dottore
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Wirkung von Steuersenkungen und Zinsen |
Hallo Dottore,
die Sprache"Märkte fluten" sagt schon viel über die Geisteshaltung. Der Beitrag ist in seinen Bestandteilen sehr sachlich und logisch gehalten. In der Volkswirtschaft gibt es weniger sichere Erkenntnisse, als in der Betriebswirtschaft. Da die VWL auch immer sehr nahe an der Politik ist, wird je nach Geistehaltung natürlich auch sehr unterschiedlich an Argumentationsketten gearbeitet. Yihi hat einige Beiträge von mir hier reingestellt. Ich hoffe wir haben rege Möglichkeit, unsere Standpunkte so auszutauschen, das Entwicklungen und neue Erkenntnisse auf beiden Seiten möglich sind.
Gruß Aldi
Nun zur Sache:
Ist es eigentlich nötig, immer in Gläubiger und Schuldner zu polarisieren?
Sind immer die Banken oder Zinsen an allem Schuld?
(Arbeitstitel: Glauben und Schuld, Irrtümer der Freiwirtschaftler)
Könnte der Zins nicht genau das sein, was wir als wirtschaftlichen Antrieb benötigen?
Wäre es nicht denkbar, das die Schulder/Gläubigerrollen im Laufe der Jahrzehnte sogar mehrfach wechseln, so daß es nicht zwangsläufig zum Hochschaukeln von aufgezinsten Schulden und Vermögen kommt? Kann sich nicht jeder Teilnehmer einer Wirtschaft frei nach seinen Möglichkeiten entfallten? Bin ich in meinen Möglichkeiten als Schuldner festgelegt?
Steuern und Zinsen senken bedeutet doch zunächst erstmal, das die wirtschaftlichen Empfänger dieser Geschenke entlastet werden und nun neue Möglichkeiten zum entschulden, anlegen, konsumieren und investieren haben. Der Staat muß nur aufpassen, das er dies finanziert bekommt, denn er will ja nicht selbst in die Einnahmen-/Ausgabenfalle geraten. Geschenke sind in jedem Fall emotional entlastend, gut für die Geisteshaltung (es wird alles leichter/besser) und regen zu neuem Handeln (Wirtschaften) an. Auch wenn die Wirtschaftssubjekte sehr unterschiedlich darauf reagieren, so ist doch der Zwang gegeben, etwas mit dem"neuen" Geld zu machen. Ich kann es konsumieren, anlegen, investieren... egal was ich mache, ich löse wirtschaftliche Impulse aus, die jeweils isoliert betrachtet den Sinn des Wirtschaftens und des damit verbundenen Wohlstands ausmachen.
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nereus
28.01.2001, 22:59
@ Lizzy
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Re: Verbraucher sind verführbar |
Hallo Lizzy!
Du schreibst: Das stimmt natürlich aus ökonomischen Gesichtspunkten. Allerdings glaube ich, ist der Wunsch des sofortigen Lustgewinns nicht zu unterschätzen, rein von der Psychologie her betrachtet. Noch immer ist die meinung"Lebe Dein Leben jetzt und hier" in Amerika stark verbreitet (und das beziehen viele vor allem auf Konsum). Anders kann ich mir übrigens auch die geringe Sparquote nicht erklären.
Ich denke da hast Du einen wichtigen Aspekt aufgegriffen.
Der Normalbürger hat weder mit Zinstrenderwartungen noch anderen ökonomischen Begriffen was am Hut.
Das kann ich täglich in der Familie, im Bekanntenkreis, in der Firma, beim Kunden oder sonstwo feststellen.
Man gilt schlichtweg als Exot wenn man vom drohenden Staatsbankrott oder einer kommenden schweren Wirtschaftskrise redet.
Sicher machen sich einige Leute auch Sorgen und finden die ewige Aufschulderei sehr bedenklich.
Aber mit den daraus resultierenden Konsequenzen will sich keiner beschäftigen.
Ob uns das nun gefällt oder nicht, es interessiert die meisten Leute nicht.
Erst wenn es persönlich spürbar wird (Preissteigerungen, Entlassung, Schuldenprobleme usw.), erst dann wird man mit entsprechenden Handlungen reagieren. Verstärktes Sparen, Konsumzurückhaltung usw.
Und dann wird es ruckizucki gehen. Jede Woche werden neue Horrormeldungen aus der Wirtschaft und der Finanzwelt über die Bildschirme flimmern.
Aber da sind die Börsenkurse schon längst in die Tiefe gerauscht und liegen auf Niveaus die wir heute für unmöglich halten.
Daimler bei 10 oder gar 7 Euros oder gar noch tiefer?
mfG
nereus
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YIHI
28.01.2001, 23:09
@ Aldibroker
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Re: Wirkung von Steuersenkungen und Zinsen |
(...) wird je nach Geistehaltung natürlich auch sehr unterschiedlich an
Argumentationsketten gearbeitet(...)
Das ist richtig. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass der
Mensch sich zuerst eine Meinung zurechtlegt, beziehungsweise eine Entscheidung
fällt, und erst dann eine sinnvolle Argumentation"dichtet". Darauf
ist unsere, teilweise vollkommen unterschiedliche, Meinung zurückzuführen.
(...) Yihi hat einige Beiträge von mir hier reingestellt. (...)
Das habe ich, auch wenn sie nicht immer als solche erkannt wurden, gelle
JüKü?
(...) Steuern und Zinsen senken bedeutet doch zunächst erstmal, das die
wirtschaftlichen Empfänger dieser Geschenke entlastet werden und nun neue Möglichkeiten
zum entschulden, anlegen, konsumieren und investieren haben. Der Staat muß nur
aufpassen, das er dies finanziert bekommt, denn er will ja nicht selbst in die
Einnahmen-/Ausgabenfalle geraten. Geschenke sind in jedem Fall emotional
entlastend, gut für die Geisteshaltung (es wird alles leichter/besser) und
regen zu neuem Handeln (Wirtschaften) an. Auch wenn die Wirtschaftssubjekte sehr
unterschiedlich darauf reagieren, so ist doch der Zwang gegeben, etwas mit dem
"neuen" Geld zu machen. Ich kann es konsumieren, anlegen,
investieren... egal was ich mache, ich löse wirtschaftliche Impulse aus, die
jeweils isoliert betrachtet den Sinn des Wirtschaftens und des damit verbundenen
Wohlstands ausmachen. (...)
Man muss zwischen langfristigen und kurzfristigen Effekten unterscheiden.
Langfristig führt eine Konsumgesellschaft zu hohem Wohlstand. Andere, meiner
Meinung nach wichtigere Dinge bleiben auf der Strecke, der Mensch sucht nicht
mehr nach Sinn, sondern nur noch nach Lust, aber das ist ja eine andere Sache.
Mittelfristig hat Dottore aber sicherlich Recht. Investitionen werden auf der
Strecke bleiben, die Wirtschaft kann nicht effektiv genug angekurbelt werden.
Das war's von mir, andere, v.A. Dottore, können Dir viel detailliertere
und bessere Antworten geben,
Daniel
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JüKü
28.01.2001, 23:19
@ Aldibroker
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Re: Wirkung von Steuersenkungen und Zinsen |
>Könnte der Zins nicht genau das sein, was wir als wirtschaftlichen Antrieb benötigen?
Natürlich ist es so. Dottore hat es hier oft erklärt. Ohne Schuld kein wirtschaften, ohne Zins kein Grund, sich anzustrengen.
Das Problem mit den sich aufschaukelnden Zinsen ist immer der Staat, der sich verschuldet ohne Ende und nie tilgt. Für die Staatsschulden muss niemand arbeiten, nicht einmal der Staat hat jemals ernsthaft vor, seine Schulden abzuarbeiten. Immer schön hochbuchen. Auf einer Seite der Fed steht sogar (sinngemäß):"Staatsschulden werden u. a. gemacht, um bestehende Schulden zurück zu zahlen." (!!!)
>Wäre es nicht denkbar, das die Schulder/Gläubigerrollen im Laufe der Jahrzehnte sogar mehrfach wechseln, so daß es nicht zwangsläufig zum Hochschaukeln von aufgezinsten Schulden und Vermögen kommt?
Die Gläubiger mögen wechseln, aber der Staat bleibt immer der Schuldner!
>Kann sich nicht jeder Teilnehmer einer Wirtschaft frei nach seinen Möglichkeiten entfallten? Bin ich in meinen Möglichkeiten als Schuldner festgelegt?
>Steuern und Zinsen senken bedeutet doch zunächst erstmal, das die wirtschaftlichen Empfänger dieser Geschenke entlastet werden und nun neue Möglichkeiten zum entschulden, anlegen, konsumieren und investieren haben. Der Staat muß nur aufpassen, das er dies finanziert bekommt, denn er will ja nicht selbst in die Einnahmen-/Ausgabenfalle geraten.
Finanzieren ist kein Problem, der Staat hat ja ein AAA-Rating. Das beste Rating für den schlechtesten Schuldner! Einen, der nie zurückzahlt, sondern immer nur hochbucht. Sind eigentlich die Ratingagenturen bescheuert? So wie im Falls von Orange County, dem EINEN TAG VOR DER PLEITE eine gutes Rating bestätigt wurde. Blamabel. Aber sie machen weiter.
>Geschenke sind in jedem Fall emotional entlastend, gut für die Geisteshaltung (es wird alles leichter/besser) und regen zu neuem Handeln (Wirtschaften) an. Auch wenn die Wirtschaftssubjekte sehr unterschiedlich darauf reagieren, so ist doch der Zwang gegeben, etwas mit dem"neuen" Geld zu machen. Ich kann es konsumieren, anlegen, investieren... egal was ich mache, ich löse wirtschaftliche Impulse aus, die jeweils isoliert betrachtet den Sinn des Wirtschaftens und des damit verbundenen Wohlstands ausmachen.
Geschenke sind immer gut, jeder sollte vom Staat seinen Unterhalt geschenkt bekommen. Und alle Unternehmen subventioniert. Warum eigentlich nicht? Der Staat kann doch Schulden machen ohne Ende. Wann endlich merken die Bürger, dass der Staat, wie immer, in den Bankrott steuert. Leider wird es für alle Gläübiger auch ein Bankrott. Staatsanleihen? Papier. Lebensversicherungen? Papier, weil in Staatsanleihen"angelegt". Jeder Forderung steht ein Schuldner gegenüber, und wenn, auf Umwegen, hinter fast allen Schulden derselbe steht, oh oh...
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nereus
28.01.2001, 23:21
@ Aldibroker
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Re: Wirkung von Steuersenkungen und Zinsen |
Hallo Aldi!
Du schreibst: "Steuern und Zinsen senken bedeutet doch zunächst erstmal, das die wirtschaftlichen Empfänger dieser Geschenke entlastet werden und nun neue Möglichkeiten zum entschulden, anlegen, konsumieren und investieren haben. Der Staat muß nur aufpassen, das er dies finanziert bekommt, denn er will ja nicht selbst in die Einnahmen-/Ausgabenfalle geraten.
Ja, das ist ein sehr sehr wichtiger Punkt. Der Staat muß aufpassen das er nicht in die Einn.-/Ausg.-Falle gerät.
Ich nenne das jetzt einfach mal die Schuldenfalle.
Was Du sagst gilt vielleicht für einen Haushalt der zum großen Teil ausgeglichen ist.
Aber in der Realität sind die Staatsschulden weltweit außer Kontrolle geraten.
Der US-Überschuß ist glatter Buchhaltungsbetrug. Dies wurde hier mehrfach gepostet. Also gibt es auch hier ein verheerendes Defizit.
Wenn man also jetzt schon nicht genügend Einnahmen hat wie soll man denn dann eine Steuervergünstigung gegenfinanzieren?
Der Finanzminister müßte dann mit dem eisernen Besen kehren im Subventionsgestrüpp, den Sozialleistungen usw.. Und zwar so heftig, das die Leute aufschreien würden. UMTS-Lizenzen gibt es ja nicht jeden Tag zu verkaufen.
Der Zeitpunkt zum Gegensteuern war vielleicht im Zeitraum 1975 bis 1985 noch halbwegs realistisch. Aber jetzt wird das auf normalem Sparweg nix mehr.
Schon das Austrocknen der Subventionssümpfe reißt den ganzen Laden ein.
Ich bleibe dabei, es geht dahin bis es sich kein Rad mehr drehen läßt und dann hilft eben nur noch"Hände falten".
mfG
nereus
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nereus
28.01.2001, 23:28
@ JüKü
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Re: Wirkung von Steuersenkungen und Zinsen - na warte, Jükü!! |
Hallo Jükü!
Warst wieder den entscheidenden Tick schneller.
Na Servus!
Aber dafür wirst Du von Daimler Haue kriegen.
10 Euro? Das überleben die nicht. Da werden manche so viele Durchhaltepillen einwerfen, daß Du schon mal vorsorglich den Notdienst anrufen solltest.
Mach weiter so und vergiß die Nachtruhe nicht ganz.
mfG
nereus
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Aldibroker
29.01.2001, 18:22
@ nereus
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Kreative Buchführung beim Ami-Haushalt? Bitte Details |
PS: muß es immer ein Weltwirtschaftsuntergang sein?
Gruß Aldi
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Aldibroker
29.01.2001, 18:32
@ JüKü
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Danke, du hast mich weitergebracht, ich bin aber noch nicht so pessimistisch, |
weil ich weltweit die Anstrengungen sehe, die Haushalte schrittweise zu konsolidieren. Die großen Fehler wurden mit der Pholosophie"Keynes" in den 70er und 80er Jahre gemacht. Das Bewußtsein Anfang der 90er geändert und aktuell sind/waren die Finanzminister auf Konsolidierungskurs. Ist der amerikanische Haushalt nicht inzwischen ausgeglichen und haben wir in Deutschland die Neuverschuldung zurückgefahren. Ich weiß, es ist noch nicht Verschuldung zurückgefahren, aber alles geht schrittweise vor sich.
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Aldibroker
29.01.2001, 18:36
@ YIHI
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ja, ich glaube hier werde ich mich weiterentwickeln. oT (owT) |
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Diogenes
29.01.2001, 21:09
@ Aldibroker
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Re: Kreative Buchführung beim Ami-Haushalt? Bitte Details |
Hi Aldi,
Der vielzitierte"Überschuß" ergibt sich vorallem dadurch, daß die Beiträge zur Social Security als Staatseinnahmen gerechnet werden, obwohl diese Beiträge eigentlich für die Altersvorsorge gedacht wären.
(Anm.: bei uns in Ã- werden auch schon die Sozialtöpfe fürs Budget geplündert).
Bei dem Szenario"Schuldenrückzahlung bis 2010" wird so getan, als ob die Einnahmen aus der Capital-gains-tax weiterhin nur so sprudeln werden.
Der Preisindex wird auch frisiert (wie in der EU auch teilweise), womit sich dann ein höheres reales Wirtschaftswachstum ergibt - looks goldy aber eben nur goldy looks.
>PS: muß es immer ein Weltwirtschaftsuntergang sein?
Nein, mir wäre es weit lieber, wenn alles in Butter wäre. Aber es ist leider nicht. Und ja, wir werden unsere Finanz- und damit Wirtschaftskrise kriegen - Konfettigeld läßt grüßen. Ob deswegen gleich die Welt untergeht? - ich glaube nicht, wir werden uns aber eine Zeit lang warm anziehen müssen. ;-)
>Gruß Aldi
Gruß
Diogenes
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Aldibroker
29.01.2001, 21:15
@ Diogenes
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Seit wann (Umstellungstermin) Social Security = Staatseinnahmen? |
>Hi Aldi,
>Der vielzitierte"Überschuß" ergibt sich vorallem dadurch, daß die Beiträge zur Social Security als Staatseinnahmen gerechnet werden, obwohl diese Beiträge eigentlich für die Altersvorsorge gedacht wären.
>(Anm.: bei uns in Ã- werden auch schon die Sozialtöpfe fürs Budget geplündert).
>Bei dem Szenario"Schuldenrückzahlung bis 2010" wird so getan, als ob die Einnahmen aus der Capital-gains-tax weiterhin nur so sprudeln werden.
>Der Preisindex wird auch frisiert (wie in der EU auch teilweise), womit sich dann ein höheres reales Wirtschaftswachstum ergibt - looks goldy aber eben nur goldy looks.
>>PS: muß es immer ein Weltwirtschaftsuntergang sein?
>Nein, mir wäre es weit lieber, wenn alles in Butter wäre. Aber es ist leider nicht. Und ja, wir werden unsere Finanz- und damit Wirtschaftskrise kriegen - Konfettigeld läßt grüßen. Ob deswegen gleich die Welt untergeht? - ich glaube nicht, wir werden uns aber eine Zeit lang warm anziehen müssen. ;-)
>>Gruß Aldi
>Gruß
>Diogenes
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nereus
29.01.2001, 21:20
@ Aldibroker
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Re: Kreative Buchführung beim Ami-Haushalt? - hat jemand die Links? |
Hallo Aldi!
Habe gerade eine halbe Stunde in der Board-Bibliothek gesucht aber nichts gefunden.
Ich bin mir ganz sicher das hier mehrfach zu diesem Thema gepostet wurde.
Ich glaube es geht um irgendwelche Pensionsverpflichtungen die früher Bestandteil des US-Haushaltes waren, heute aber nicht mehr dazu gezählt werden trotz Zahlungsverpflichtung. Wenn man wie früher rechnen würde stiege die Verschuldung nach wie vor an und aus dem angeblichen Überschuß würden tiefrote Zahlen.
Habe bei meiner kurzen Suche im Spinnennetz aber doch noch was gefunden.
Es heißt"Grandfather Economic Report" und steht unter der Adresse
http://home.att.net/~mwhodges/debt.htm
Ich denke da wirst Du was finden.
Die Amis haben auch an der Inflationsberechnung gedreht. Nach alter Methode läge die Rate zwischen 4,5 und 5,5 %.
Leider muß ich aber auch hier die Quelle vorerst schuldig bleiben.
Du schreibst: "Muß es immer ein Weltwirtschaftsuntergang sein?"
Also erstens geben wir uns hier im Board nicht mit Kleinigkeiten ab.
Wenn schon Krise dann eine richtig fette, dramatische, alles mit in den Abgrund ziehende verheerende Wahnsinns-Mega-Krise.
(kleiner Scherz am Rande)
Und zweitens (jetzt ehrlich gemeint) ist die Entwicklung der Weltfinanzen seit etwa 35 Jahren auf so etwas ausgerichtet.
Die Situation bei den Entwicklungsländern dürfte allgemein bekannt sein.
Mexiko, Brasilien, Argentinien, fast ganz Afrika, viele Asiaten usw..
Zwar wurden die Feuer (der drohende Bankrott) immer wieder gelöscht, aber die Schulden wurden weiter aufgestockt. Es ist dort also gar nichts verbessert, sondern nur aufgeschoben worden.
Die gelegentlichen Schuldenerlasse sind angesichts der zu schulternden Gesamtlast ein schlechter Witz.
Rußland schuldet permanent um (Pariser Club), das tun sie schon seit Jahrzehnten. Deren Zahlungsverpflichtungen werden aber nicht kleiner.
Und die erste Welt (USA, Japan, Europa) hat auch nur mehr oder weniger defizitäre Haushalte. Bei Japan ging es in den letzten Jahren ganz besonders flott voran.
Da wirklich nirgendwo ein echtes Gegensteuern zu erkennen ist, gibt es auch keine Trendumkehr.
Nun nehmen wir noch den Zinseszinseffekt dazu und fertig ist das explosive Gemisch. Der expotentielle Verlauf bei allen Staatsschuldnern spricht ein sehr klares Bild.
Ich wünsche mir ja den Zusammenbruch nicht, aber ich sehe ihn (wie viele hier) einfach kommen. Weil alle anderen Lösungen total verbaut sind.
Und um das Maß endgültig vollzumachen.
Man fährt die Karre mit Volldampf an die Wand. Wenn dann die überlebenden Personen taumelnd aus dem Fahrzeug steigen, wartet kein Demokrat am Straßenrand um Hilfe zu leisten. Da wird wieder die Zeit der Diktatur anbrechen. Anders sind die Dinge danach überhaupt nicht in den Griff zu kriegen.
Ich kann nur hoffen das ich mich irre - mein Verstand sagt mir aber was anderes.
mfG
nereus
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nereus
29.01.2001, 21:27
@ Diogenes
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Re: Kreative Buchführung beim Ami-Haushalt? Bitte Details |
Hallo Diogenes!
Aus Deinem Fass hast Du immer noch einen sehr guten Überblick.
So eng scheint es da drinnen doch nicht zu sein.
Du hast Dir wohl ne Luxusausgabe vom Lugner anfertigen lassen?
mfG
nereus
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JüKü
29.01.2001, 21:36
@ nereus
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Re: Kreative Buchführung beim Ami-Haushalt? - hat jemand die Links? |
Hier sind ein paar aus dem Forum:
http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/19757.htm
http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/21489.htm
http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/19617.htm
http://www.f17.parsimony.net/forum30434/messages/32814.htm
<center>
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dottore
29.01.2001, 21:45
@ Aldibroker
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Re: Wirkung von Steuersenkungen und Zinsen |
Hi Aldi,
>Nun zur Sache:
>Ist es eigentlich nötig, immer in Gläubiger und Schuldner zu polarisieren?
Es gibt leider kein anderes Paar, bei dem es um alles ginge. Sein oder Nichtsein.
>Sind immer die Banken oder Zinsen an allem Schuld?
Die Banken nicht. Die wissen doch selber nicht Bescheid. Aber die Zinsen sind es, ohne Frage!
>(Arbeitstitel: Glauben und Schuld, Irrtümer der Freiwirtschaftler)
>Könnte der Zins nicht genau das sein, was wir als wirtschaftlichen Antrieb benötigen?
Nur dieser Antrieb zählt. Und zwar nicht als Verpflichtung, ihn zu entrichten, sondern als Verpflichtung, in Höhe der fälligern Zinsen neue und zwar zusätzliche Nachschuldner zu finden (Grundgesetz des Debitismus, siehe Krisenschaukel!).
>Wäre es nicht denkbar, das die Schulder/Gläubigerrollen im Laufe der Jahrzehnte sogar mehrfach wechseln, so daß es nicht zwangsläufig zum Hochschaukeln von aufgezinsten Schulden und Vermögen kommt? Kann sich nicht jeder Teilnehmer einer Wirtschaft frei nach seinen Möglichkeiten entfallten? Bin ich in meinen Möglichkeiten als Schuldner festgelegt?
Nicht n a c h d e m Du Schulden hast. Vorher ja, da bist Du absolut frei!
>Steuern und Zinsen senken bedeutet doch zunächst erstmal, das die wirtschaftlichen Empfänger dieser Geschenke entlastet werden und nun neue Möglichkeiten zum entschulden, anlegen, konsumieren und investieren haben. Der Staat muß nur aufpassen, das er dies finanziert bekommt, denn er will ja nicht selbst in die Einnahmen-/Ausgabenfalle geraten. Geschenke sind in jedem Fall emotional entlastend, gut für die Geisteshaltung (es wird alles leichter/besser) und regen zu neuem Handeln (Wirtschaften) an. Auch wenn die Wirtschaftssubjekte sehr unterschiedlich darauf reagieren, so ist doch der Zwang gegeben, etwas mit dem"neuen" Geld zu machen. Ich kann es konsumieren, anlegen, investieren... egal was ich mache, ich löse wirtschaftliche Impulse aus, die jeweils isoliert betrachtet den Sinn des Wirtschaftens und des damit verbundenen Wohlstands ausmachen.
Sehr gut beobachtet! Genau so ist es. Es kommt darauf an, was die Menschen tun, nachdem diese Maßnahmen in Kraft sind. Tun sie was in der Richtung wie beschrieben, dann okay. Falls nicht - nix!
Gruß und Danke
d.
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dottore
29.01.2001, 21:47
@ nereus
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Re: Wirkung von Steuersenkungen und Zinsen |
Richt nereus,
>Ich bleibe dabei, es geht dahin bis es sich kein Rad mehr drehen läßt und dann hilft eben nur noch"Hände falten".
Und Helm ab zum Gebet..
Gruß und auf bald!
d.
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dottore
29.01.2001, 21:54
@ Aldibroker
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Re: Kreative Buchführung beim Ami-Haushalt? Bitte Details |
>PS: muß es immer ein Weltwirtschaftsuntergang sein?
>Gruß Aldi
Aldi, Lieber!
Hör' doch endlich Mal auf mit dem"Weltuntergang". Es geht doch nur darum, in etwa abschätzen zu können, was geschehen kann und wie sieht - vor allem! - die Psyche der Massen in solchen Situationen aus.
Ich jedenfalls würde als Ami j e t z t nix machen, weder investieren (also längerfristig finanzieren) noch weiter auf Pump konsumieren. Aber wer weiß schon, was die Amis wirklich machen? Lass' es uns doch gemeinsam anschauen und ruhigen Blutes unsere Schlüsse ziehen.
Apropos EWA: D i e ist doch nicht aufgeregt, sondern gibt ganz nüchtern und nachvollziehbar kund, was ihr die Aufregungen der Märkte (nach beiden Richtungen) sagen.
Und deshalb studieren wir doch täglich die Psychologie der Märkte (in Wellen, logo, sich abspielend), und das ist wirklich a l l e s. Hier versammelt sich doch keine Weltuntergangssekte! UNFUG! Bitte glaub' es einfach, endlich!
Gruß
d.
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dottore
29.01.2001, 21:56
@ nereus
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Re: Kreative Buchführung beim Ami-Haushalt? - hat jemand die Links? |
>Wenn dann die überlebenden Personen taumelnd aus dem Fahrzeug steigen, wartet kein Demokrat am Straßenrand um Hilfe zu leisten. Da wird wieder die Zeit der Diktatur anbrechen. Anders sind die Dinge danach überhaupt nicht in den Griff zu kriegen.
Wunderbar!
Genau das ist die antike Staatstheorie gewesen. Was kommt nach der Demokratie?
Die DIKTATUR!
>Ich kann nur hoffen das ich mich irre - mein Verstand sagt mir aber was anderes.
nereus, Dein Verstand ist brillant, wie wir täglich lesen dürfen.
Gruß
d.
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dottore
29.01.2001, 22:02
@ JüKü
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Re: Wirkung von Steuersenkungen und Zinsen |
Der zentrale Satz:
>Finanzieren ist kein Problem, der Staat hat ja ein AAA-Rating. Das beste Rating für den schlechtesten Schuldner! Einen, der nie zurückzahlt, sondern immer nur hochbucht. Sind eigentlich die Ratingagenturen bescheuert? So wie im Falls von Orange County, dem EINEN TAG VOR DER PLEITE eine gutes Rating bestätigt wurde. Blamabel. Aber sie machen weiter.
Genau das ist der Kern! Das beste Rating für den miesesten Schuldner. Wer in O'furt dabei sein kann, wird von mir einiges zu diesem Thema zu sehen bekommen, und falls er Mal ein Privatissimum in Sachen Staatsverschuldung braucht, dann stehe ich Tag & Nacht zur Verfügung.
Gruß
d.
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nereus
29.01.2001, 22:07
@ JüKü
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Re: Kreative Buchführung..? - hat jemand die Links? - Danke, aber |
Hallo Jükü!
Ich meinte nicht die kreative Buchführung bei den US-Unternehmen (obwohl es da sicher reichlich zu berichten gäbe), sondern speziell bei dem Bundeshaushalt der USA.
Aber Diogenes hat ja was dazu gesagt.
Das sollte für's erste reichen.
mfG
nereus
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dottore
29.01.2001, 22:16
@ Aldibroker
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Re: Danke, du hast mich weitergebracht, ich bin aber noch nicht so pessimistisch, |
>weil ich weltweit die Anstrengungen sehe, die Haushalte schrittweise zu konsolidieren.
Nimm Irland. Echte Budgetüberschüsse - im Gegensatz zu den Tricks der USA. Echtes Schuldenreduzieren. Das d e r z e i t w i r t s c h a f t l i c h b e s t e Land der Welt.
Und was kriegt es von der EU? Die rote Karte! (Trotz Miniarbeitlsoigkeit, trotz Mega-Wachstum, trotz h ö h e r e r Löhne als in euro-11-Durchschnitt, fast höher als in D!!!).
>Die großen Fehler wurden mit der Philosophie"Keynes" in den 70er und 80er Jahre gemacht.
Keynes der"Philosoph"? Einen größeren Zyniker habe ich nicht erlebt. Das Keynes-Problem begann schon früher, in D 1967 mit Karl Schiller. In den 70ern schwang das Pendel schon Richtung Monetarismus (Friedman) und in den 80ern Richtung Angebotsökonomie (Keynes = Nachfrageökonomie).
>Das Bewußtsein Anfang der 90er geändert
Warum eigentlich? Warum sind Staatssschulden auf einmal schlecht wo sie doch vorher so toll waren? Und warum arbeitet Japan verzweifelt immer noch nach der alten Methode?
>und aktuell sind/waren die Finanzminister auf Konsolidierungskurs. Ist der amerikanische Haushalt nicht inzwischen ausgeglichen und haben wir in Deutschland die Neuverschuldung zurückgefahren. Ich weiß, es ist noch nicht Verschuldung zurückgefahren, aber alles geht schrittweise vor sich.
Richtig! Besser geworden ist es allemal. Aber es reicht noch lange nicht. Gut ist erst, wenn Staatsverschuldung = null. Dann machen private Konsumenten und Produzenten die Wirtschaft unter sich aus. Allein. Perfekt, gerecht, sozial, ganz genau so wie es die Menschen s e l b e r wollen! Was hat der Staat überhaupt in der Wirtschaft zu suchen? Er sagt immer, um"Ungleichgewichte" auzubügeln. Dabei ist e r es, der diese Ungleichgewichte erst schafft...
Gruß
d.
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dottore
29.01.2001, 22:16
@ Aldibroker
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Re: Danke, du hast mich weitergebracht, ich bin aber noch nicht so pessimistisch, |
>weil ich weltweit die Anstrengungen sehe, die Haushalte schrittweise zu konsolidieren.
Nimm Irland. Echte Budgetüberschüsse - im Gegensatz zu den Tricks der USA. Echtes Schuldenreduzieren. Das d e r z e i t w i r t s c h a f t l i c h b e s t e Land der Welt.
Und was kriegt es von der EU? Die rote Karte! (Trotz Miniarbeitlsoigkeit, trotz Mega-Wachstum, trotz h ö h e r e r Löhne als in euro-11-Durchschnitt, fast höher als in D!!!).
>Die großen Fehler wurden mit der Philosophie"Keynes" in den 70er und 80er Jahre gemacht.
Keynes der"Philosoph"? Einen größeren Zyniker habe ich nicht erlebt. Das Keynes-Problem begann schon früher, in D 1967 mit Karl Schiller. In den 70ern schwang das Pendel schon Richtung Monetarismus (Friedman) und in den 80ern Richtung Angebotsökonomie (Keynes = Nachfrageökonomie).
>Das Bewußtsein Anfang der 90er geändert
Warum eigentlich? Warum sind Staatssschulden auf einmal schlecht wo sie doch vorher so toll waren? Und warum arbeitet Japan verzweifelt immer noch nach der alten Methode?
>und aktuell sind/waren die Finanzminister auf Konsolidierungskurs. Ist der amerikanische Haushalt nicht inzwischen ausgeglichen und haben wir in Deutschland die Neuverschuldung zurückgefahren. Ich weiß, es ist noch nicht Verschuldung zurückgefahren, aber alles geht schrittweise vor sich.
Richtig! Besser geworden ist es allemal. Aber es reicht noch lange nicht. Gut ist erst, wenn Staatsverschuldung = null. Dann machen private Konsumenten und Produzenten die Wirtschaft unter sich aus. Allein. Perfekt, gerecht, sozial, ganz genau so wie es die Menschen s e l b e r wollen! Was hat der Staat überhaupt in der Wirtschaft zu suchen? Er sagt immer, um"Ungleichgewichte" auzubügeln. Dabei ist e r es, der diese Ungleichgewichte erst schafft...
Gruß
d.
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dottore
29.01.2001, 22:24
@ Lizzy
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Re: Verbraucher sind verführbar |
>Hallo dottore,
>tiefen Respekt vor Ihrer Erfahrung und Fachwissen. Ihre Beiträge sind mir eine Art Grundlagenstudium.
Vielen Dank. It's experience only...
>Allerdings frage ich mich hier:
>Der rein ökonomisch handelnde Mensch wartet sicherlich ab bis der Zins einen Tiefpunkt erreicht. Und eine Zinssenkung ist höchstwahrscheinlich nur der erste Schritt eines Zinssenkungstrends.
>Aber Unternehmen versuchen doch die Möglichkeit einer"billigeren" Verschuldung bzw. höhere Kapitalverfügbarkeit (Steuersenkung) der Verbraucher zu nutzen.
Sehr gutes Argument. Die Unternehmer werden nicht untätig bleiben! Das hatte ich nicht explizit erwähnt. Danke!
>Das bedeutet, sie nutzen die Gunst der Stunde um Bedürfnisse zu wecken. Durch Werbung, Innovationen, Designänderungen usw.
Bedürfnisse sind ökonomisch gesehen"propensities to contract even higher debts".
>Ich glaube viele Verbraucher belasten sich bis zur Angstgrenze. D.h. dem Punkt, ab dem die Angst vor den Risiken eines Einkommeneinbruchs (Kurseinbruchs oder Verdienstausfall) gleich groß oder gar höher sind als der"Lustgewinn" (Image, Spass, Freiheitsgefühl...) durch den Konsum.
Exzellente und sehr feinfühlige Beobachtung! Danke.
>Diese Grenze"des Vertretbaren" ist individuell verschieden und z.B. bei den Japanern eben mehr auf Seiten der Angst (historisch der vorsichtige Reisbauer der erst die nächste Ernte abwartet) als bei den Amerikanern (Bewohner seines"Landes der unbegrenzten Möglichkeiten").
Sehr gut, ich wiederhole Lob & Bewunderung (und erlaube mir anzumerken, dass so etwas eben nur vorkommt, wenn man in einem Forum wie dem von JüKü ernsthaft debattiert).
>Durch das Gefühl(!) jetzt wieder mehr auf"der sicheren Seite" zu sein, werden die Verbraucher somit empfänglicher für die Verführungen durch die Werbung oder den Zeitgeist in Form von künstlich geschaffenen bzw. gezielt verstärkten Trends.
Damit ist zu rechnen. Aber wir wissen es (noch) nicht. Dein Argument hat viel für sich!
>Im Moment sehe ich noch keinen Grund, dass der Durchschnittsamerikaner plötzlich weniger empfänglich für eine Werbung sein soll, die aggressiver als jemals zuvor auftritt, um ein Stück des vermeintlich noch größeren Kuchen des Verbraucherkapitals zu erhaschen.
Richtig! Deshalb sind wir in der Frage, ob es nur eine"Delle" sein wird oder ob es zu einem"Zeitenbruch" kommt, so unentschieden.
Nochmals vielen Dank für die wertvolle Ergänzung´!
Gruß
d.
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dottore
29.01.2001, 22:35
@ nereus
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Re: Genial! Du bringst es...! - dottore, aber eine Frage habe ich noch |
>Sie wissen sicher, daß ich auch großen Respekt vor dem Freiherren hatte und habe.
>Aber diese Zinstrenderwartung hat mir nie ganz eingeleuchtet.
>Das unterstellt doch, daß alle zur Investition neigenden Unternehmer und Privatleute die freie Wahl hätten Kredite zu nehmen wie ihnen beliebt.
>Ist das denn wirklich so?
Sehr gute Frage. Aber bei Krediten kommen immer jene zuerst an den Trog, die den Kredit wirklich nicht brauchen. Die anderen haben schon Probleme, also geringere Bonität. Es kommt nicht auf EM.TV an, sondern auf Siemens.
>Muß der Unternehmer nicht auch oft genug zur Tat schreiten weil er es gerade muß und sich eben nicht die Zeit nehmen kann um auf bessere Konditionen zu warten.
Der Unternehmer mit bereits schlechterer Bonität: ja! Aber der kriegt dann vermutlich den Kredit nicht. Wenn HoffRoche heute eine Milliarden-Anleihe platziert oder Nestlé - kein Problem. Aber was ist mit dem anderen?
>Der Privatmann (siehe Ferrari-Beispiel) kann dies vielleicht noch am ehesten steuern. Auch wenn der Hausbau eben sofort begonnen wird und nicht erst in zwei Jahren.
Auch richtig. Das Problem liegt in der Dringlichkeit - und je dringlicher, umso schneller fallen schlechtere Debitoren durch den Rost. Ich habe Mal ein Eigenheim nicht finanziert bekommen (gehört inzwischen eh einer meiner Ex-Gattinnen), weil ich - trotz sehr hohem Einkommen - nicht"gut" genug war....
>Und woher will man eigentlich wissen wann das Zinstal erreicht ist?
Auch sehr gute Frage. Aber so ein Diskont (Fed Fund Rate) von 2 % wäre schon eine Größe, die anzupeilen sich lohnen könnte.
>Sind die Zinsen von 7,5 auf 5,0 % genug zurückgekommen oder fallen sie noch auf 2,5 %? Japanische Verhältnisse müssen es ja nicht immer sein.
Konkrete Frage & Antwort: Für D sehr ich einen Diskont (wie EZB dann später) von 1 % und für die USA von 2 % als"Untergrenze".
>Gibt es denn eine Statitsik welche die zunehmende Verschuldungsbereitschaft bei steigenden Zinsen nachweisen kann?
Ja, die gibts. Allerdings nicht die (hypothetische) andere: Wieviel Kredite wären genommen worden, wenn die Zinsen nicht gesunken wären.
Gruß, nereus
d.
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dottore
29.01.2001, 22:40
@ Rumpelstilzchen
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Re: Meine Meinung dazu |
>Lieber nereus
>was die Neuverschuldung der Unternehmen anbetrifft, hast Du ja sicher recht. Aber was machen die Unternehmen mit dem billigerem Kapital, wenn die Konsumenten auf noch billigeres Kapital warten, um die Produkte zu kaufen?
>Die amerikanischen Unternehmen haben im Gegensatz zu den deutschen oder japanischen Unternehmen die Möglichkeit, stark in den Export zu expandieren.
>Sie sind auf die Binnennachfrage angewiesen. Und die wird, das sehe ich ganz genau so, durch eine Zinssenkung nicht stimuliert.
Justamente, Rumpel,
deshalb glaube ich halt, diesmal machts auch Klumpel...
(Sorry für das Scherzchen).
>Denkbar ist für mich höchstens ein indirekter Effekt über einen psychologisch getriggerten, euphorischen Aktienanstieg und dadurch wieder steigendem Verbrauchervertrauen.
D A S ist der Königsweg! Wird er verfehlt - GUTE NACHT.
>Das Konsumentenvertrauen ist immer noch relativ hoch. Aber die internationale Finanzmafia (das war jetzt etwas zu heftig) wird es schon zerstören. Meine unmassgebliche Meinung.
Die Meinung ist im ersten Teil richtig, im zweiten falsch, weil die Finanzmafia (wer und was auch immer) kein Interesee an einem auf Vertrauensverlust folgenden Kollaps haben kann.
Gruß
d.
>Viele Grüße
>R.
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Aldibroker
29.01.2001, 22:41
@ dottore
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Darf der Staat Schulden machen? Fördern Schulden Wohlstand? |
Ja nach politischer Sichtweise wird der Politik mehr oder weniger"Einmischung" in die (u.a. wirtschaftlichen) Vorgänge eines Staates zugebilligt.
Nehmen wir das Thema Schulden. Grundsätzlich ist die Frage erlaubt, ob aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus nicht jeder Teilnehmer eines Wirtschaftskreislaufs selbst entscheiden soll, ob er das Mittel Verschuldung begrenzt einsetzt, um konsumtive oder investive Vorgänge voranzutreiben. Eine Definition begrenzt ist nötig, um die Überschuldung zu vermeiden, die selbst noch zu definieren ist.
Nur wer ist jeder, der Bürger, der ein Auto möchte, aber nicht bezahlen kann, der Unternehmer, der das große Geschäft vermutet und über die eigenen Möglichkeiten hinaus Fremdkapitalbedarf hat, der Staat, der Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen, Schulen, Kindergärten anbieten will (muß?)...
Alle glauben Sie, dies Handeln fördere den Wohlstand, denn alle brauchen Straßen, Autos, Kindergärten und Schulen für die Ausbildung und wollen später als Unternehmer den Leverage-Effekt ausnutzen. Selbst der Konsument wird sich rechtfertigen, das der heutige Genuß mehr Wohlstand bringt, als der teure Sarg, den er sich vielleicht bar bezahlen könnte. Der Staat wird mit einigen ausgaben Zustimmung finden, andere werden zutreffend als Verschwendung eingestuft. Einige haben investiven Charakter, anderes ist zum Fenster rausgeworfen. Kann und soll ein Staat als einziger Teilnehmer auf dieses Instrument verzichten? Gibt es nicht ausgaben, die auch der Staat besser heute auf Pump,als Morgen aus dem Juliusturm bezahlt? War die Deutsche einheit eine solche Kraftanstrengung?
Gern nehme ich hierzu viel Wissen auf und verteile es weiter in die Welt, damit wir aufden richtigen weg kommen. Keynes nein Danke = Schulden nein Danke?
PS: Ich fühle mich in der Gläubigerrolle wohler, habe dennoch ein Eigenheim auf Pump finanziert.
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dottore
29.01.2001, 22:44
@ André
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Re: Wie wirken Steuersenkungen bzw. die berühmte"Flutung" der Märkte? |
>Ergänzung: Zu den"Flutungsbemühungen" gehört nicht zuletzt die irrwitzige Aufweichung der Eigenkapitalanforderungen an die Banken durch das Basel II - Abkommen, damit die Banken noch mehr Kredit geben könnten, wenn nur kreditwürdige Schuldner mehr Geld aufnehmen wollten, was sie bei rückläufiger Konjunktur kaum tun werden. Und von der anderen Sorte ( z.B. kalifornische Energieunternehmen u.a. junks) gibt es bereits mehr als genug.
>Grüße
>André
Jaaa, André,
ich hatte schon Mal vor Monaten auf das Basel II Problem hingeweisen, weil ein Unternehmerfreund immer darauf rumgeritten ist.
Aber genau das ist das Problem!
Das System fängt sich selbst (wie immer): Die besten Schuldner brauchen leider keine neuen Kredite und sie nehmen auch keine. Die anderen, die dringend welche brauchen, kriegen nix! Der Rest ist schnell erzählt...
Danke + Gruß
d.
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JüKü
29.01.2001, 22:50
@ nereus
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Re: Kreative Buchführung..? - hat jemand die Links? - Danke, aber |
>Hallo Jükü!
>Ich meinte nicht die kreative Buchführung bei den US-Unternehmen (obwohl es da sicher reichlich zu berichten gäbe), sondern speziell bei dem Bundeshaushalt der USA.
>Aber Diogenes hat ja was dazu gesagt.
>Das sollte für's erste reichen.
>mfG
>nereus
Vielleicht den folgenden Text (Quelle weiß ich nicht mehr, war aber kürzlich im Forum genannt):
Die US-Überschüsse: Dürfen's ein paar Billionen mehr sein?
Am 7. Februar legte Präsident Clinton den Haushaltsplan 2001 vor, den
letzten seiner Präsidentschaft. Vor dem Kongress wiederholte er dabei eine
grandiose Vorhersage, die er kurz zuvor schon auf dem Weltwirtschaftsforum
in Davos gemacht hatte:
Die USA könnten in den kommenden 15 Jahren mit ihren
"Haushaltsüberschüssen" die gesamten Staatsschulden von 3,6 Billionen
Dollar auf Null abbauen. Das Weiße Haus habe ausgerechnet, dass der
"Haushaltsüberschuss"' bis 2015 auf 4,5 Billionen Dollar anwachsen werde.
Für das Jahr 2000 erwartet Clinton nach dem Rekordergebnis 1999 von über
124 Mrd. Dollar eine weitere Zunahme des"Haushaltsüberschusses" auf 167
Mrd. Dollar.
Eindrucksvolle Zahlen. Mit der Realität haben sie jedoch wenig zu tun.
1999 kamen mehr als 99% des sogenannten"Überschusses" gar nicht dem
laufenden Haushalt zugute, sondern waren Einzahlungen der Arbeitnehmer in
den staatlichen Rentenfonds"Social Security Trust Fund". Von den 124 Mrd.
Dollar" Überschuss" waren das 123 Mrd. Dollar. Von den projizierten 167
Mrd."Überschuss" im laufenden Jahr sollen 148 Mrd. Dollar aus dem Fonds
kommen.
Wie das Weiße Haus selbst zugibt, gehen 60 Prozent der projizierten
"Überschüsse" bis 2015 (2,8 Bio. Dollar) auf diesen Sozialversicherungsfonds
zurück. Dessen"Überschüsse" ergeben sich aus den Einzahlungen der
geburtenstarken Jahrgänge 1945-67 ("Babyboomer"), die jetzt ihre höchsten
Einkommen erzielen und daher auch die höchsten Sozialabgaben auf
zukünftige Rentenleistungen zahlen. Nach 2015 wird dieser"Überschuss"
natürlich rasch verschwinden, da dann die entsprechenden Rentenzahlungen
fällig werden.
Und die übrigen 40% der"Überschüsse"?... sind ebenfalls Luftschlösser.
Sie sind eine simple statistische Extrapolation der jetzigen Steuerlage, d.h.
die Regierung sagt: Das Bruttoinlandsprodukt wächst derzeit um den
Rekordwert von 5,8%, wir tun jetzt einfach so, als würde das in den nächsten
15 Jahren genauso bleiben." Das kann natürlich jeder behaupten. Witzbolde
erinnern an das Ehepaar, das in den ersten beiden Jahren nach der Hochzeit
zwei Kinder bekommt und nun hochrechnet, dass es in 30 Jahren 30 Kinder
haben wird, und schon mal anfängt, das Kindergeld zu beantragen.
Der BIP-Wert von 5,8% für 1999 und die hohen Einnahmen der Regierung
beruhen einzig und allein darauf, dass die Notenbank wie nie zuvor Geld
druckt und auf die Börsen und Geldmärkte wirft, weil sonst das amerikanische
(und damit das globale) Finanzsystem längst zusammengebrochen wäre.
Nun können wir alles zusammenaddieren: 60% der"Überschüsse" sind
nichtexistent, und weitere 40% der Überschüsse" sind Luft, das macht
zusammen... Nun ja, in Amerika ist eben Wahljahr.
Tatsache ìst, dass die US Handels- und Leistungsbilanzdefizite sich auf
einsamen Weltrekordhöhen befinden, dass die US-Zentralbank mit frisch
gedruckten Dollars Staatsschulden aufkauft, die damit schon seit Jahren auf
(kriminelle) Art manipuliert werden und die Regierung gefälschte
Quartalszahlen überbewerteter börsennotierter Firmen duldet.
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Aldibroker
29.01.2001, 23:07
@ dottore
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bin lernfähig, aber ein offener, kritischer Geist, Danke (owT) |
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nereus
29.01.2001, 23:11
@ JüKü
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Re: Kreative Buchführung..? - hat jemand die Links? - BINGO!! |
Hallo Jükü!
Suuuper Sache die Du da gefunden hast!
Genau diesen Artikel habe ich gemeint.
Den speichere ich jetzt auf Festplatte unter dem Stichwort"US-Überschusslüge.html".
Wenn wieder jemand danach fragt wird er umgehend hervorgezaubert.
Es bleibt nichts übrig von den Überschüssen. Entweder werden Einnahmen hineingerechent die da nicht hingehören oder es werden für die nächsten 15 Jahre 5 oder 6 Prozent Wachstum angenommen.
Es ist einfach der Hammer. Das das Wirtschaftswachstum einfach hochgerechnet wird, kann man ja noch unter Leichtsinn oder besser Blödheit verbuchen.
Aber diese Trickserei mit den Renten ist wirklich kriminell.
Ohne rot zu werden spricht man von angeblichen Überschüssen.
Die sollten sich wirklich was schämen.
mfg
nereus
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Aldibroker
29.01.2001, 23:13
@ nereus
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Danke war bereichernd (owT) |
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Aldibroker
29.01.2001, 23:17
@ JüKü
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merci, ziehe ich mir Morgen rein ciao (owT) |
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Baldur der Ketzer
29.01.2001, 23:34
@ nereus
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Re: Kreative Buchführung..? - hat jemand die Links? - BINGO!! |
>Hallo Jükü!
> Suuuper Sache die Du da gefunden hast!
>Genau diesen Artikel habe ich gemeint.
>Den speichere ich jetzt auf Festplatte unter dem Stichwort"US-Überschusslüge.html".
>Wenn wieder jemand danach fragt wird er umgehend hervorgezaubert.
>Es bleibt nichts übrig von den Überschüssen. Entweder werden Einnahmen hineingerechent die da nicht hingehören oder es werden für die nächsten 15 Jahre 5 oder 6 Prozent Wachstum angenommen.
>Es ist einfach der Hammer. Das das Wirtschaftswachstum einfach hochgerechnet wird, kann man ja noch unter Leichtsinn oder besser Blödheit verbuchen.
>Aber diese Trickserei mit den Renten ist wirklich kriminell.
>Ohne rot zu werden spricht man von angeblichen Überschüssen.
>Die sollten sich wirklich was schämen.
>mfg
>nereus
Hallo, nereus,
jemand, der an Verschwörungstheorien glauben würde, könnte annehmen, daß man die Renten in der berechneten Höhe vielleicht gar nicht zahlen wird müssen, weil der Rentenfall für viele nicht eintreten wird durch gewisse Ereignisse?
Schauderhaft, es grüßt der Baldur
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nereus
30.01.2001, 09:54
@ Baldur der Ketzer
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Re: Kreative Buchführung..? - hat jemand die Links? - BINGO!! |
Hallo Baldur!
Wie Du weißt glaube ich aber nicht an Verschwörungstheorien.
Wenn die Regierung sagt:"Die Renten sind sicher", dann glaube ich denen das.
Weil das sind ja Fachleute.
Die Estonia ist gesunken weil die Werft schlechte Arbeit geleistet hat.
Das fehlende Stück, welches herausgeschweißt wurde (siehe aktuelle SPIEGEL-Ausgabe) hat nicht eine kriminelle Bande verschwinden lassen, sondern ist vom weißen Hai gefressen worden.
Barschel hat sich selbst mit Tabletten vollgestopft und dann in die Badewanne gelegt, daß der Stern-Reporter noch ein schönes Abschiedsfoto schießen kann.
Der Goldpreis ist deshalb so schwach weil Gold der allerletzte Mist ist und ich ganz fest an die Logik von Luschi und Aldibroker glaube.
Und hin und wieder kann auch die Naturwissenschaft gewisse Dinge nicht aushebeln. Es gibt eben Sachen die befinden sich jenseits von Raum und Zeit.
Die Welt ist eben sehr komplex und manchmal schaden sich Leute einfach selbst weil sie Masochisten sind? Die haben mit Sachverstand einfach nicht's am Hut.
Das ist wie in der Elektrotechnik. Plus ist minus und blau ist rot.
Und die Oper"Elektra" beginnt mit dem Einzug der Isolatoren!
mfG
nereus
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Diogenes
30.01.2001, 11:00
@ Aldibroker
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Re: Seit wann (Umstellungstermin) Social Security = Staatseinnahmen? |
Wann genau, weiß ich nicht, es muß aber in Clintons Regierungzeit fallen. Vermute sei ca. 98/99. (Wann wurde das erste mal über Überschuß berichtet?)
Gruß
Diogenes
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Diogenes
30.01.2001, 11:01
@ nereus
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Re: Kreative Buchführung beim Ami-Haushalt? Bitte Details |
>Hallo Diogenes!
>Aus Deinem Fass hast Du immer noch einen sehr guten Überblick.
>So eng scheint es da drinnen doch nicht zu sein.
>Du hast Dir wohl ne Luxusausgabe vom Lugner anfertigen lassen?
>mfG
>nereus
Klar, was meinst du mit welchem Geld der immer die Prommis auf den Opernball ausführt? Die finanzierung mache ich à la Schneider, sind ja eh nur Peanuts. ;-)
Gruß
Diogenes
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Diogenes
30.01.2001, 11:30
@ Aldibroker
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Re: Darf der Staat Schulden machen? Fördern Schulden Wohlstand? |
Hi Aldi,
Ich sehe es so:
Grundsätzlich besteht der Wohlstand nicht in den Papierzetteln, die wir in unseren Taschen herumtragen, sondern in den Dingen, die man dafür kaufen kann. Nun sind aber die Produktionsfaktoren/Ressourcen (Arbeit, Hirnschmalz, Grund und Boden, Rohstoffe) in jeder wirtschaft begrenzt. Die Frage ist also: Wie werden sie eingesetzt?
In einer freien Marktwirtschaft erfolgt die Allokation über den Markt, über den Preis/die Rendite wird die wirtschaft gesteuert. Wenn nun der Staat"investiert" verändert er die Zuordnung der Produktionsfaktoren. Die Staatseingriffe stellen im Normalfall eine Fehlsteuerung dar: Wenn der Markt die vom Staat gewünschten Produkte selber hervorbringen würde, gäbe es ja gar keinen Grund zu intervenieren. Der Staat"investiert" also in der Regel in Produkte, die keiner haben will - es werden Ressourcen für"unrentable" Zwecke vergeudet.
Der Knackpunkt bei Schulden im allgemeinen ist, wofür das Geld verwendet wird. Wird es gut (=rentabel) investiert ist alles in Ordnung: es werden nutzbringende Güter hergestellt, die Schulden werden wieder zurückbezahlt, der reale Wohlstand hat sich gemehrt. Werden Kredite zu Konsumzwecken aufgenommen, so wird zuerst die Boomphase verlängert/verstärkt und in der Folge dann auch der Abschwung/die Rezession. Konsumkredite haben unter dem Strich eine destabilisierende Wirkung auf die Wirtschaft. Unter diesem Gesichtspunkt sind die aufgenommenen Staatsschulden praktisch alle in die Kategorie"Konsumkredit" einzuordnen.
Was die Geldpolitik angeht, so ist der Zins der Preis für den Kredit. Ein hoher Zins signalisiert, daß bedarf an Ersparnissen besteht - es müssen Ressourcen vom Konsum zu Investitionen umgeleitet werden. Ein niedriger Zins signalisiert: Investitionsbedarf abgedeckt, es kann wieder mehr konsumiert werden.
Manipuliert nun die Notenbank an den Zinsen herum - in der Regel (vor allem in den letzen Jahren) hält sie sie künstlich niedrig, um die Wirtschaft"anzukurbeln" - bewirkt das eine Fehlsteuerung: es wird konsumiert statt investiert (siehe USA). Damit wird die Produktionsbasis Stück für Stück ausgedünnt, die Ressourcen werden verfrühstückt, Fehlinvestitionen (Konsumgüterproduktion statt Invetitionsgüterproduktion) werden getätigt (Anm. das führt dann zu den vielzitierten „Überkapazitäten“ in der Rezession). Damit wird die zukünftige Leistungsfähigkeit der Wirtschaft vermindert, womit die nächste"Ankurbelung" fällig wird. Ein Teufelskreis.
Wie gesagt: Schulden sind nicht per se schlecht - es kommt darauf an, was man damit macht. Der Staat sollte aber keine Schulden machen weil er erstens ein lausiger Wirtschafter ist und zweitens die Schulden von heute die Steuern von morgen sind. Das zusätzliche Geld, das durch die Staatsverschuldung in Umlauf gesetzt wird, schafft nur die Illusion von Wohlstand - wir haben plötzlich mehr Zettel in der Tasche - aber es gibt deswegen nicht mehr zu kaufen, was man daran erkennt, daß die Preise steigen (=Inflation).
Gruß
Diogenes
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JüKü
30.01.2001, 13:26
@ Diogenes
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Re: Seit wann (Umstellungstermin) Social Security = Staatseinnahmen? |
>Wann genau, weiß ich nicht, es muß aber in Clintons Regierungzeit fallen. Vermute sei ca. 98/99. (Wann wurde das erste mal über Überschuß berichtet?)
>Gruß
>Diogenes
Hier Mal schauen: http://www.juekue.de/clinton.htm
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Diogenes
30.01.2001, 16:50
@ JüKü
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Re: Seit wann (Umstellungstermin) Social Security = Staatseinnahmen? |
>>Wann genau, weiß ich nicht, es muß aber in Clintons Regierungzeit fallen. Vermute sei ca. 98/99. (Wann wurde das erste mal über Überschuß berichtet?)
>>Gruß
>>Diogenes
>Hier Mal schauen: http://www.juekue.de/clinton.htm
Jükü.de wie immer sehr informativ, besonders die Graphik ist spitze. Bei dem"Gebirge" vergeht sogar mir gestandenem Tiroler mir das jodeln.
Gruß
Diogenes ;-)
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Aldibroker
30.01.2001, 21:59
@ Diogenes
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Warum nicht logarithisch?, lange Zeitreihen werden so eher linar ausfallen (owT) |
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puppetmaster
30.01.2001, 22:01
@ Aldibroker
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versuchs nochmals, ich versteh nicht ganz. danke (owT) |
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