DT
03.10.2007, 00:40 |
An Dottore (wg. EZB Hereinnahme) (mT) Thread gesperrt |
-->Hallo Dottore,
ist es im Prinzip möglich, daß die Banken (auch die britischen) bei der EZB MBS hinterlegen, dafür cash bekommen, und dann, nach Ablauf des Tenders, wieder CASH an die Zentralbank zurückgeben. Der MBS bleibt dann beim Bagholder EZB. Dito bei der Fed?
Auf diese Art wird man seinen toxic waste an den Steuerzahler los.
Ich erinnere an ein Zitat, das kürzlich hier im Forum genannt wurde in Bezug auf die Bankenkrise 1825 in England:
"Wir nahmen alles herein, Wechsel, Aktien, etc."... um die Liquiditätskrise zu überwinden.
Danke und Gruß!
DT
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dottore
03.10.2007, 09:02
@ DT
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Re: An Dottore (wg. EZB Hereinnahme) (mT) |
-->Hi DT,
>ist es im Prinzip möglich, daß die Banken (auch die britischen) bei der EZB MBS hinterlegen, dafür cash bekommen, und dann, nach Ablauf des Tenders, wieder CASH an die Zentralbank zurückgeben.
Ja. Die hinterlegenden Banken müssen bei einer EZB-ZB mindestreservepflichtig sein und die Titel müssen auf Euro lauten. Sie können auch von einem G-10-Land emittiert sein oder einer Bank darin.
>Der MBS bleibt dann beim Bagholder EZB. Dito bei der Fed?
Der Titel wird 1:1 zurückgegeben. Verschlechtert er sich in der Zwischenzeit, kann eer von der Zb auch vorher zurückgegeben werden - gegen Cash an sie. Das ist das normale Repo-Geschäft inkl. Schnelltender. Einige ausgewählte Banken dürfen auch mit Spitzenfaszilitäten arbeiten (overnight), dafür liegt der Satz 1 % über dem Repo-Satz.
Dazu gibt es auch die Möglichkeit des permanenten Ankaufs von Titeln, die nicht auf Euro lauten (Devisen). Darunter fallen jedoch nur besondere Titel, die von Zentralstaaten bzw. anderen ZBs begeben wurden. Dass"einfache" Schuldtitel, lautend auf Nicht-Euro lautend angekauft werden, ist weder in den AGB der Buba noch dem"Collateral"-Verzeichnis der EZB vorgesehen.
>Auf diese Art wird man seinen toxic waste an den Steuerzahler los.
Das ginge nur über das Vieleck Fed kauft MBS und begibt dagegen kurzfristiges Geld in Form eines TOMOs, die Gutschrift aus dem TOMO könnte von einer der EZB-ZBs angekauft werden, diese ZB schreibt dafür Euro gut, diese Euro könnten dann in USD geswitcht werden.
>Ich erinnere an ein Zitat, das kürzlich hier im Forum genannt wurde in Bezug auf die Bankenkrise 1825 in England:
>"Wir nahmen alles herein, Wechsel, Aktien, etc."... um die Liquiditätskrise zu überwinden.
Das machte, wie schon mal erwähnt, die Reichsbank nach 1931 auch: Sie nahm sogar geplatzte Wechsel herein.
Zu den überhaupt hereinnehmbaren Titel siehe:
EZB, dann Monetary Policy / Implementation / Collateral Issues.
Gruß zurück!
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weissgarnix
03.10.2007, 12:54
@ dottore
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Re: An Dottore (wg. EZB Hereinnahme) (mT) |
-->>>Der MBS bleibt dann beim Bagholder EZB. Dito bei der Fed?
>Der Titel wird 1:1 zurückgegeben. Verschlechtert er sich in der Zwischenzeit, kann eer von der Zb auch vorher zurückgegeben werden - gegen Cash an sie. Das ist das normale Repo-Geschäft inkl. Schnelltender. Einige ausgewählte Banken dürfen auch mit Spitzenfaszilitäten arbeiten (overnight), dafür liegt der Satz 1 % über dem Repo-Satz.
In Wahrheit bleibt er immer bei den Banken. Nach IFRS und dem"substance over form"-Bilanzierungsprinzip sind selbst Ankaufs- mit gleichzeitigen Rückkaufverpflichtungen nicht als Titelabgang zu bilanzieren. Lediglich der Geldfluß wird bilanziert, die Bundesbank/EZB hält als keine Forderung gegen den Emittenten (Staat etc), sondern nur gegen die MFIs.
Die aktuelle Situation, dass eine Zentralbank mit hohen Zinsen (BoE) praktisch machtlos ist, weil eine billigere (EZB) die Geldversorgung des heimischen Bankenapparats (aus Sicht der BoE) übernimmt, regt mich derzeit übrigens zu allerlei Überlegungen an. Die meisten wohl für den Papierkorb, aber wer weiss, viellicht ist schlussendlich ja auch was sinnvolles dabei... Diese Situation kennen wir nämlich, die gab es schon einmal...
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fridolin
03.10.2007, 13:12
@ weissgarnix
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Papierkorb? |
-->Die aktuelle Situation, dass eine Zentralbank mit hohen Zinsen (BoE) praktisch machtlos ist, weil eine billigere (EZB) die Geldversorgung des heimischen Bankenapparats (aus Sicht der BoE) übernimmt, regt mich derzeit übrigens zu allerlei Überlegungen an. Die meisten wohl für den Papierkorb, aber wer weiss, viellicht ist schlussendlich ja auch was sinnvolles dabei... Diese Situation kennen wir nämlich, die gab es schon einmal...
<font color=#0000FF>Wäre es möglich, die Überlegungen nicht dem Papierkorb anzuvertrauen, sondern hier etwas konkreter zu werden? Mir sagt das nämlich alles noch nicht viel, auch die angedeuteten historischen Zusammenhänge nicht.
Schönen Feiertag noch. </font>
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dottore
03.10.2007, 14:58
@ weissgarnix
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Re: An Dottore (wg. EZB Hereinnahme) (mT) |
-->Hi weissgarnix,
>>>Der MBS bleibt dann beim Bagholder EZB. Dito bei der Fed?
>>Der Titel wird 1:1 zurückgegeben. Verschlechtert er sich in der Zwischenzeit, kann eer von der Zb auch vorher zurückgegeben werden - gegen Cash an sie. Das ist das normale Repo-Geschäft inkl. Schnelltender. Einige ausgewählte Banken dürfen auch mit Spitzenfaszilitäten arbeiten (overnight), dafür liegt der Satz 1 % über dem Repo-Satz.
>In Wahrheit bleibt er immer bei den Banken.
Ja, beim normalen Repo. Untersucht werden sollte aber die Frage des Netto-Ankaufs (ähnlich Devisenkäufen) ohne gleichzeitige Rückkaufsverpflichtung. Der Repo-Titel bleibt zwar in der Bankbilanz, aber er liegt im Pfandpool. Schließlich müsste sich die ZB an irgendetwas schadlos halten, falls die zum Re- verpflichtete Bank sich in Nichts auflöst.
>Nach IFRS und dem"substance over form"-Bilanzierungsprinzip sind selbst Ankaufs- mit gleichzeitigen Rückkaufverpflichtungen nicht als Titelabgang zu bilanzieren.
Richtig. Dagegen verbucht die ZB (hier Buba) in der Bilanz unter 5."Forderungen in Euro aus geldpolitischen Operationen an Kreditinstitute im Euro-Währungsgebiet" als größte Position (256 bei 373 Mrd Euro Bilanz).
>Lediglich der Geldfluß wird bilanziert, die Bundesbank/EZB hält als keine Forderung gegen den Emittenten (Staat etc), sondern nur gegen die MFIs.
Auch klar. Außer eben bei Devisen (T-Bills usw.) und (möglichen) Ein-für-allemal-Ankäufen.
Gruß!
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weissgarnix
03.10.2007, 17:18
@ fridolin
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EUR-GBP Carry? oder doch Papierkorb? |
-->>Die meisten wohl für den Papierkorb, aber wer weiss, viellicht ist schlussendlich ja auch was sinnvolles dabei...
Meine Überlegung ist die: technisch gesehen bedeutet ja die Refinanzierung der UK Banken über Offenmarktaktivitäten der EZB, dass"Zentralbank-Euros" geschaffen werden, aber keine"Zentralbank-Pfund". Die Pfund, die sie brauchen, um zuhause irgendwas zu finanzieren oder zu refinanzieren besorgen sie sich ja mit ziemlicher Sicherheit direkt am Geldmarkt. Daher müßte durch diese Vorgänge das Pfund gegenüber dem Euro eigentlich"verknappt", und damit teurer werden.
Wenn dieser Zustand anhält, dann könnte sich daraus vielleicht sogar so etwas wie ein"EUR-GBP" Carrytrade entwickeln. Warum? Weil eine derartige Konstellation allen Beteiligten durchaus gelegen käme: die EZB hätte einen tendenziell schwächeren Euro, müßte also nicht die Zinsen senken. Die BoE wiederum sieht über ein stärkeres Pfund weniger Inflationsdruck, wäre also auch happy. Könnte somit also ein länger anhaltender Zustand werden.
Wo liegt mein Denkfehler?
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