siggi
03.10.2007, 01:28 |
Michael Hartmann (Soziologe)...Interessantes Interview im Radio gehört Thread gesperrt |
-->kennt den jemand?
Ich habe mal bei wikipedia gesucht.
Aus seiner Forschung:
* Die deutschen Eliten stammen ganz überproportional aus den Reihen des Bürgertums (Zum Bürgertum zählen größere Unternehmer und Grundbesitzer, akademische Freiberufler, leitende Angestellte sowie höhere Beamte und Offiziere. In der Vätergeneration der heutigen Eliten stellten diese Berufsgruppen ca. 3,5 Prozent der männlichen Erwerbstätigen). Weitgehend einig ist man sich auch in der Einschätzung, dass die politische Elite sozial am durchlässigsten und die Wirtschaftselite am geschlossensten ist.
* Ein prinzipieller Zusammenhang zwischen der sozialen Selektivität des deutschen Bildungssystems und der sozialen Rekrutierung der deutschen Eliten ist nicht von der Hand zu weisen.
* Verantwortlich für das soziale Ungleichgewicht sind zwei Aspekte. Zum einen gibt es eine Vielzahl von Auslesemechanismen innerhalb des deutschen Bildungssystems, das sich im internationalen Vergleich - wie die Schülerleistungsstudie PISA deutlich gezeigt hat - durch eine besonders ausgeprägte soziale Selektion auszeichnet. Die Dreigliedrigkeit des Schulwesens spielt in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle. Nach einer Erhebung unter allen Hamburger Fünftklässlern benötigt zum Beispiel ein Kind, dessen Vater das Abitur gemacht hat, ein Drittel weniger Punkte für eine Gymnasialempfehlung als ein Kind mit einem Vater ohne Schulabschluss. Bei Versetzungsentscheidungen sind dieselben Mechanismen zu beobachten. Zum anderen spielen Selektionsmechanismen während des Berufslebens eine Rolle, die sich im Wesentlichen auf Persönlichkeitsmerkmale beziehen. Die Bedeutung der richtigen Chemie oder des Bauchgefühls hängt wesentlich mit dem Bedürfnis zusammen, sich mit Personen zu umgeben, denen man vertrauen kann. Man müsse sich einen Vorstand, so ein interviewter Topmanager, in der Regel als eine Schicksalsgemeinschaft vorstellen, die gemeinsam erfolgreich sei oder aber scheitere. Maßgeblich dafür, ob man glaubt, jemandem vertrauen zu können, und damit auch für die Entscheidung, ob diese Person als Vorstandskollege akzeptiert wird, ist letztlich der Habitus der Person. Der gewünschte Habitus wird in den Chefetagen der deutschen Großunternehmen an vier zentralen Persönlichkeitsmerkmalen festgemacht. Man sollte eine intime Kenntnis der Dress- und Benimmcodes aufweisen, weil dies aus Sicht der Entscheider anzeigt, ob der Kandidat die geschriebenen und vor allem die ungeschriebenen Regeln und Gesetze in den Chefetagen der Wirtschaft kennt und auch zu beherzigen gewillt ist. Eine breite Allgemeinbildung ist erwünscht, weil sie als ein klares Indiz für den berühmten und als unbedingt notwendig erachteten Blick über den Tellerrand angesehen wird. Persönliche Souveränität in Auftreten und Verhalten als wichtigstes Element schließlich zeichnet in den Augen der Verantwortlichen all diejenigen aus, die für Führungsaufgaben dieser Größenordnung geeignet seien.
Das letzte Buch:
Eliten und Macht in Europa. Ein internationaler Vergleich. Frankfurt 2007
ist anscheinend sehr interessant.
lg
siggi
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Taxass
03.10.2007, 03:00
@ siggi
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Und dann kommt es wohl auch ein bisschen auf die Chuzpe an. 0.T. |
-->>kennt den jemand?
>Ich habe mal bei wikipedia gesucht.
>Aus seiner Forschung: > * Die deutschen Eliten stammen ganz überproportional aus den Reihen des Bürgertums (Zum Bürgertum zählen größere Unternehmer und Grundbesitzer, akademische Freiberufler, leitende Angestellte sowie höhere Beamte und Offiziere. In der Vätergeneration der heutigen Eliten stellten diese Berufsgruppen ca. 3,5 Prozent der männlichen Erwerbstätigen). Weitgehend einig ist man sich auch in der Einschätzung, dass die politische Elite sozial am durchlässigsten und die Wirtschaftselite am geschlossensten ist. > * Ein prinzipieller Zusammenhang zwischen der sozialen Selektivität des deutschen Bildungssystems und der sozialen Rekrutierung der deutschen Eliten ist nicht von der Hand zu weisen. > * Verantwortlich für das soziale Ungleichgewicht sind zwei Aspekte. Zum einen gibt es eine Vielzahl von Auslesemechanismen innerhalb des deutschen Bildungssystems, das sich im internationalen Vergleich - wie die Schülerleistungsstudie PISA deutlich gezeigt hat - durch eine besonders ausgeprägte soziale Selektion auszeichnet. Die Dreigliedrigkeit des Schulwesens spielt in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle. Nach einer Erhebung unter allen Hamburger Fünftklässlern benötigt zum Beispiel ein Kind, dessen Vater das Abitur gemacht hat, ein Drittel weniger Punkte für eine Gymnasialempfehlung als ein Kind mit einem Vater ohne Schulabschluss. Bei Versetzungsentscheidungen sind dieselben Mechanismen zu beobachten. Zum anderen spielen Selektionsmechanismen während des Berufslebens eine Rolle, die sich im Wesentlichen auf Persönlichkeitsmerkmale beziehen. Die Bedeutung der richtigen Chemie oder des Bauchgefühls hängt wesentlich mit dem Bedürfnis zusammen, sich mit Personen zu umgeben, denen man vertrauen kann. Man müsse sich einen Vorstand, so ein interviewter Topmanager, in der Regel als eine Schicksalsgemeinschaft vorstellen, die gemeinsam erfolgreich sei oder aber scheitere. Maßgeblich dafür, ob man glaubt, jemandem vertrauen zu können, und damit auch für die Entscheidung, ob diese Person als Vorstandskollege akzeptiert wird, ist letztlich der Habitus der Person. Der gewünschte Habitus wird in den Chefetagen der deutschen Großunternehmen an vier zentralen Persönlichkeitsmerkmalen festgemacht. Man sollte eine intime Kenntnis der Dress- und Benimmcodes aufweisen, weil dies aus Sicht der Entscheider anzeigt, ob der Kandidat die geschriebenen und vor allem die ungeschriebenen Regeln und Gesetze in den Chefetagen der Wirtschaft kennt und auch zu beherzigen gewillt ist. Eine breite Allgemeinbildung ist erwünscht, weil sie als ein klares Indiz für den berühmten und als unbedingt notwendig erachteten Blick über den Tellerrand angesehen wird. Persönliche Souveränität in Auftreten und Verhalten als wichtigstes Element schließlich zeichnet in den Augen der Verantwortlichen all diejenigen aus, die für Führungsaufgaben dieser Größenordnung geeignet seien.
>Das letzte Buch:
>Eliten und Macht in Europa. Ein internationaler Vergleich. Frankfurt 2007
>ist anscheinend sehr interessant.
>lg
>siggi
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Jermak Timofejewitsch
03.10.2007, 08:51
@ siggi
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Re: das ist nur der eine Teil der Arbeit |
-->als nächste sollte er sich mit einem Wirtschaftszahlenfuzzi zusammen tun
und ausrechnen, was das Wirtschaft und Gesellschaft kostet ( Vergeudung an Talent, Innovationsarmut, usw. ). Wär doch ein netter Job für McKinsey, oder?!
Allerdings, Quod licet jovi (Eliten) non licet bovi(Hartz IV) *gg*
grüsse
jermak
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siggi
03.10.2007, 12:16
@ Jermak Timofejewitsch
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Re: das ist nur der eine Teil der Arbeit |
-->>als nächste sollte er sich mit einem Wirtschaftszahlenfuzzi zusammen tun
>und ausrechnen, was das Wirtschaft und Gesellschaft kostet ( Vergeudung an Talent, Innovationsarmut, usw. ). Wär doch ein netter Job für McKinsey, oder?!
****Oh ja, da würde wohl eine astronomisch hohe Summe rauskommen.
>Allerdings, Quod licet jovi (Eliten) non licet bovi(Hartz IV) *gg*
***Für die Nichtlateier:
"Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen noch lange nicht erlaubt."
Mal sehen ob es bei der nächsten Stampeed den Jupiter aus der Umlaufbahn
schmeißt;-)
lg
siggi
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