Kirsch
02.02.2001, 00:47 |
Dottore! Ich war blind und kann nun sehen! Thread gesperrt |
Warum sagen Sie nicht einfach, daß es ein so grosser Welt - Kettenbrief
ist, daß man ihn fast nicht sehen kann?
Sie haben Recht! Ist das hier Damaskus?
Sie sind in der Bibliothek verewigt mit der Aussage: Debitismus kann nicht
widerlegt werden. Damit implizieren Sie, daß er nicht bewiesen werden kann.
Kann er doch, nämlich experimentell. Habe ich ironischerweise vor einem Monat
in anderem Zusammenhang gemacht. Ich hielt es für einen Sonderfall und habe
nicht darüber nachgedacht. Wir werden uns den Nobelpreis teilen. Wenn noch
jemand da ist, der ihn ausgeben kann.... Nochmal Danke für Ihre Geduld.
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Harry
02.02.2001, 10:00
@ Kirsch
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groesster Kettenbrief der Welt *gg* Klasse!! (owT) |
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Kirsch
02.02.2001, 10:06
@ Kirsch
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Debitismus für (K)inder erklärt... |
Müsste ich einem Kind Debitismus erklären,
würde ich es so beginnen:
Stell Dir ein Schiff vor, das mit Turbinen fährt.
Die Turbinen drehen sich, weil sie aussen am Schiff liegen
und vom Wasser, der Bugwelle zum Beispiel, angetrieben werden.
Um zu starten, zieht ein Schlepper das Schiff aus dem Hafen.
Wasser treibt die Turbinen an und der Elektromotor läuft. (Brumm, brumm)
(Schlepper: Notenbank bei Währungsreform, Bugwelle: Kreditgelder)
Jetzt wird das Schiff nach 1500000 Meilen aber durch Balken im Wasser
(das ist eine Argumentationsschwäche, zugegeben:-) )
(=nachlassende Investition) abgebremst. Und bleibt stehen.
Der Schlepper kann das Schiff nicht mehr ziehen, weil die ganze Zeit das
Schiff verbreitert wurde, Aufbauten wurden pompöser, Hubschrauber-
Landeplätze wurden gebaut, usw. Ausserdem zieht das Schiff selber kleinere
Schiffe hinter sich her. Der Schlepper ist jetzt machtlos, weil viel zu
schwach. Was gechieht? Man versenkt das Schiff (VoWi), nimmt die Vorräte
mit, lässt sich in den nächsten Hafen bringen, baut ein neues Schiff und
lässt sich hinaus in die Weltmeere ziehen. Ist homo sapiens wirklich der
Mensch mit Bewusstsein?
Gruß! Kirsch
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JüKü
02.02.2001, 10:14
@ Kirsch
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Re: Debitismus für (K)inder erklärt... |
>Müsste ich einem Kind Debitismus erklären,
>würde ich es so beginnen:
>Stell Dir ein Schiff vor, das mit Turbinen fährt.
>Die Turbinen drehen sich, weil sie aussen am Schiff liegen
>und vom Wasser, der Bugwelle zum Beispiel, angetrieben werden.
>Um zu starten, zieht ein Schlepper das Schiff aus dem Hafen.
>Wasser treibt die Turbinen an und der Elektromotor läuft. (Brumm, brumm)
>(Schlepper: Notenbank bei Währungsreform, Bugwelle: Kreditgelder)
>Jetzt wird das Schiff nach 1500000 Meilen aber durch Balken im Wasser
>(das ist eine Argumentationsschwäche, zugegeben:-) )
>(=nachlassende Investition) abgebremst. Und bleibt stehen.
>Der Schlepper kann das Schiff nicht mehr ziehen, weil die ganze Zeit das
>Schiff verbreitert wurde, Aufbauten wurden pompöser, Hubschrauber-
>Landeplätze wurden gebaut, usw. Ausserdem zieht das Schiff selber kleinere
>Schiffe hinter sich her. Der Schlepper ist jetzt machtlos, weil viel zu
>schwach. Was gechieht? Man versenkt das Schiff (VoWi), nimmt die Vorräte
>mit, lässt sich in den nächsten Hafen bringen, baut ein neues Schiff und
>lässt sich hinaus in die Weltmeere ziehen. Ist homo sapiens wirklich der
>Mensch mit Bewusstsein?
>Gruß! Kirsch
Nette Geschichte, aber mit Debitismus hat sie m. E. nichts zu tun. Ehe mit der Beschreibung eines perpetuum mobile.
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dottore
02.02.2001, 10:27
@ Kirsch
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Re: Dottore! Ich war blind und kann nun sehen! Ja, auf ein Mal ist alles klar... |
>Warum sagen Sie nicht einfach, daß es ein so grosser Welt - Kettenbrief
>ist, daß man ihn fast nicht sehen kann?
Sehr gut ausgedrückt. Genau das!
>Sie haben Recht! Ist das hier Damaskus?
Vorsicht, dunkle Brille tragen, sonst Erblindungsgefahr...
>Sie sind in der Bibliothek verewigt mit der Aussage: Debitismus kann nicht
>widerlegt werden.
Konnte die HSG St. Gallen nicht widerlegen. Das ist aber nicht der Punkt, sondern, da der Debitismus die herkömmlich gelehrte Wirtschaftswissenschaft, basierend auf dem Tauschtheorem, widerlegt muss diese als obsolet gelten. Nach dem Popper-Kriterium gilt jetzt der Debitismus, bis er wiederum widerlegt wird.
>Damit implizieren Sie, daß er nicht bewiesen werden kann.
Er nicht. Aber er widerlegt die - siehe oben - derzeitige VWL und da diese Widerlegung in sich widerspruchsfrei abläuft, erklärt sie die Wirtschaft zumindest schon Mal besser als die ale VWL. Die alte VWL setzt voraus, was sie beweisen will, nämlich dass gewirtschaftet wird. Sie erklärt aber nicht, warum gewirtschaftet wird (wg. permanenter Angst vor privater oder unternehmerischer Überschuldung, das ist die Idee vom Liquiditätsdruck, die Heinsohn & Steiger als erste entdeckt hatten in ihrem berühmten Aufsatz über Sicherheit und Unsicherheit in Sozialismus und Kapitalismus von Wat Tyler bis Lech Walesa; Grundthese: Der Kapitalismus marschiert, weil alle unter Druck stehen, der Sozialismus bleibt zurück, weil dieser Druck fehlt. Tyler führte die leibeigenen Bauern in die Freiheit, sie wurden zu Lohnarbeitern; Druck: Sie mussten arbeiten. Die Grundherren mussten sie jetzt via Lohnzahlung beschäftigen; deren Druck: Sonst hätte keiner die Felder bestellt und geerntet. Walesa machte aus den Quasi-Leibeigenen des sozialistischen Systems freie Lohnarbeiter, die via Solidarnosz Marktpreise für ihre Löhne durchsetzen konnten).
>Kann er doch, nämlich experimentell. Habe ich ironischerweise vor einem Monat
>in anderem Zusammenhang gemacht. Ich hielt es für einen Sonderfall und habe
>nicht darüber nachgedacht. Wir werden uns den Nobelpreis teilen. Wenn noch
>jemand da ist, der ihn ausgeben kann.... Nochmal Danke für Ihre Geduld.
Herzlich gern. Das Experiment würde mich interessieren. Wir haben ja gerade die blitzsaubere Brinkmann-Pleite. Warum geht ein Unternehmen pleite? Weil es seinen Verpflichtungen nicht termingerecht nachkommen kann. Und woran denkt ein Unternehmer also Tag und Nacht? Dass er nicht in die gleiche Situation wie Brinkmann kommt. Das macht frisch und munter und treibt den Kapitalismus voran.
Der e n t s c h e i d e n d e Punkt aber bleibt: Die laufende Produktion schafft nie die Nachfrage, sie auch zu den angebotenen (!) Preisen (die Zinsen und Gewinnaufschlag enthalten) vom Markt zu nehmen. Dieses von J.B. Say entwickelte Theorem, dass sich das Angebot immer seine eigene Nachfrage schaffe und das die Grundlage aller"Gleichgewichtsmodelle" der heutigen VWL bildet, ist falsch.
Eine Wirtschaft kann immer nur in Richtung auf ein Gleichgewicht marschieren, es aber nie erreichen, weil sie dazu eine permanente Nettoneuverschuldung benötigt, um die geforderen Zinsen und Gewinn auch realisieren zu können. Diese Zusatzverschuldung setzt aber die"Nachschuldner" ihrerseits wieder unter Druck, zeitlich noch spätere Schuldner zu suchen. Und so weiter, und so weiter...
Treten die Nachschuldner (zeitlich späteren) nicht auf, geht die ganze Kette der vorangegangenen Schuldner unter. Es gibt also weder Gleichgewicht noch Stillstand. Nie ist"Ruhe im Bau". De ganze Input-Output-Analyse und ähnliche Scherze sind komplett für die Katz.
Die Nummer hat übrigens Karl Marx im III. Band des"Kapital" als erster entdeckt mit der berühmten Frage nach der"Realisierung" des Mehrwerts (sinngemäß): Wie kann die ganze Kapitalistenklasse ständig nur 500 Pfund in die Zirkulation abgeben, aber 600 Pfund zurück erwarten? (Die 100 eben als Mehrwert).
Ihm kam die entscheidende Lösung (durch Verschuldung innerhalb der Zirkulation in Höhe von 100 Pfund!) leider nicht in den Kopf - für mich war es damals mein Damaskus: alle Nachfrage und heute auch alles Geld basieren auf vorangegangenen Schuldkontrakten und da diese"zinsbewehrt" sind, muss in Höhe der geforderten Zinsen (Mehrwerte, Gewinne) eben permanent zusätzliche Verschuldung in die Welt.
Wers ein Mal begriffen hat, dem wird schlagartig alles klar (es ist freilich schwierig, sich diese neue Sicht des Wirtschaftens so anzueignen, dass man es drauf hat wie man früher die herkömmlichen Sicht der Dinge mit Tauschen, Gleichgewicht usw. drauf hatte. Ich weiß das bestens, denn ich habe selbst jahrelang klassische Ã-konomie studiert, sogar Promotion bei Nobelpreisträger Milton Friedman, war Uni-Assistent und Repetitor und gab alles so wieder wie es die alte VWL lehrt).
Viel Vergnügen in der Neuen Welt der klaren Sicht!
Gruß
d.
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dottore
02.02.2001, 10:39
@ JüKü
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Re: Debitismus für (K)inder erklärt... |
>Nette Geschichte, aber mit Debitismus hat sie m. E. nichts zu tun. Ehe mit der Beschreibung eines perpetuum mobile.
Ich bringe eine Perpetuum-Mobile-Aktie mit. Die wurde im 19. Jh. ausgegeben und war ein Mega-Hit. Wenig später natürlich Konkurs.
Gruß
d.,
der gern sagt: Alles schon mal dagewesen.
Der Unterschied zwischen Perpetuum Mobile und einer Debitismus-Wirtschaft? Das PM läuft scheinbar aus sich selbst heraus. Die DW braucht aber immer wieder einen neuen Schub (Zug), der sie weiter bringt. Übersteigt das bereits Vorhandene die zusätzliche potentielle Schub- bzw. Zugkraft - geht's schief. Klartext: Ist die Verschuldung so hoch (relativ oder absolut), dass die zur Weiterführung der DW erforderliche Neuverschuldung nicht mehr stattfinden kann (alle Kreditlinien sind bei allen erreicht, z.B.) - ENDE!
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Hardy
02.02.2001, 11:02
@ dottore
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& als Unterrichtsfilm zu diesem Thema empfehle ich"Queimada" (Marlon Brando): |
Sie erklärt aber nicht, warum gewirtschaftet wird (wg. permanenter Angst vor privater oder unternehmerischer Überschuldung, das ist die Idee vom Liquiditätsdruck, die Heinsohn & Steiger als erste entdeckt hatten in ihrem berühmten Aufsatz über Sicherheit und Unsicherheit in Sozialismus und Kapitalismus von Wat Tyler bis Lech Walesa; Grundthese: Der Kapitalismus marschiert, weil alle unter Druck stehen, der Sozialismus bleibt zurück, weil dieser Druck fehlt. Tyler führte die leibeigenen Bauern in die Freiheit, sie wurden zu Lohnarbeitern; Druck: Sie mussten arbeiten. Die Grundherren mussten sie jetzt via Lohnzahlung beschäftigen; deren Druck: Sonst hätte keiner die Felder bestellt und geerntet. Walesa machte aus den Quasi-Leibeigenen des sozialistischen Systems freie Lohnarbeiter, die via Solidarnosz Marktpreise für ihre Löhne durchsetzen konnten).
Wie macht Marlon Brando als britischer Agent den Zuckerrohrpflanzern der Insel Queimada die Abschaffung der Sklaverei schmackhaft? Er erklärt ihnen, wieso Lohnarbeiter für sie billiger und effizienter arbeiten als Sklaven - indem er die Funktionen einer Prostituierten mit denen einer Ehefrau vergleicht....
Sehenswerter Film!
Hardy
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dottore
02.02.2001, 12:10
@ Hardy
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Re: & als Unterrichtsfilm zu diesem Thema empfehle ich"Queimada" (Marlon Brando): |
>Sie erklärt aber nicht, warum gewirtschaftet wird (wg. permanenter Angst vor privater oder unternehmerischer Überschuldung, das ist die Idee vom Liquiditätsdruck, die Heinsohn & Steiger als erste entdeckt hatten in ihrem berühmten Aufsatz über Sicherheit und Unsicherheit in Sozialismus und Kapitalismus von Wat Tyler bis Lech Walesa; Grundthese: Der Kapitalismus marschiert, weil alle unter Druck stehen, der Sozialismus bleibt zurück, weil dieser Druck fehlt. Tyler führte die leibeigenen Bauern in die Freiheit, sie wurden zu Lohnarbeitern; Druck: Sie mussten arbeiten. Die Grundherren mussten sie jetzt via Lohnzahlung beschäftigen; deren Druck: Sonst hätte keiner die Felder bestellt und geerntet. Walesa machte aus den Quasi-Leibeigenen des sozialistischen Systems freie Lohnarbeiter, die via Solidarnosz Marktpreise für ihre Löhne durchsetzen konnten).
>Wie macht Marlon Brando als britischer Agent den Zuckerrohrpflanzern der Insel Queimada die Abschaffung der Sklaverei schmackhaft? Er erklärt ihnen, wieso Lohnarbeiter für sie billiger und effizienter arbeiten als Sklaven - indem er die Funktionen einer Prostituierten mit denen einer Ehefrau vergleicht....
>Sehenswerter Film!
>Hardy >
Superb, Hardy,
superb!
Es gab in der Römischen Geschichte massenhaft Phasen, da die einst reichen Stutzer ihre Sklaven entlassen mussten, weil sie zu teuer wurden. Die wurden dann unfreiwillig freie Lohnarbeiter und rotteten sich zusammen. Berühmt ist die Geschichte mit den Arbeitern in den Münzprägeanstalten. Die machten den größten Streik der Antike (70.000 Beteiligte übrigens, was nebenbei auch zeigt, wie sehr die Hyperinfla ab Gallienus das Reich zerrüttete und dass es dennoch weitere Jahrhunderte überdauerte, ist auch wieder ein Hoffnungsstrahl. Wären die doofen"Germanen" nicht aus Klima- und Übervölkerungsgründen gen Süden marschiert, hätte sich Westrom vermutlich so lange gehalten wie Ostrom).
Danke!
d.
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