nereus
14.02.2001, 22:24 |
Das müßte noch mal kurz erläutert werden - Geld ohne Gegenbuchung???Thread gesperrt |
Hallo dottore!
Sie schreiben in einem Ihrer heutigen Beiträge:
"Nun kann eine Defla mit vielerlei Mitteln"überlistet" werden. Roosevelts Goldaufwertung schaffte Zusatzkaufkraft out of the blue, es gab Schwundgeld (quasi Zwangsinflation, siehe Wörgl usw), man kann"Nettogeld" drucken (also ohne Gegenbuchung, die wiederum weitere Verschuldung wäre - was die Japaner versucht haben und kläglich damit gescheitert sind, da sie mit den Schulden für ihre Ankurbelngsprogramm gleichzeitig neue Guthaben schafften, die zur Zusatzverrentung führten).."
Das hat ja richtig in den Augen gestochen.
Man kann Nettogeld drucken ohne Gegenbuchung??
Das heißt, buchhalterisch gibt es natürlich Aktiva und Passiva, aber mit der einen Seite der Bilanz nimmt man es eben nicht mehr so genau, die Rückzahlungsverpflichtung besteht natürlich - auf dem Papier - aber Papier ist ja bekanntlich auch geduldig.
Also man weiß das es eh nix wird, versucht sich aber mit solchen Tricks noch ein paar Runden auf dem Spielfeld zu halten.
Das klingt aber jetzt sehr verdächtig nach Geld aus dem Nichts.
Reinhard, Liated (gibt es denn eigentlich hier noch??), vielleicht lagen wir doch nicht ganz so daneben.
Oje, welche Lawine rollt da jetzt auf mich zu.
Nützt aber nix, da muß ich jetzt durch.
mfG
nereus
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dottore
14.02.2001, 22:46
@ nereus
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Re: Das müßte noch mal kurz erläutert werden - Geld ohne Gegenbuchung??? |
>Hallo dottore!
>Sie schreiben in einem Ihrer heutigen Beiträge:
>"Nun kann eine Defla mit vielerlei Mitteln"überlistet" werden. Roosevelts Goldaufwertung schaffte Zusatzkaufkraft out of the blue, es gab Schwundgeld (quasi Zwangsinflation, siehe Wörgl usw), man kann"Nettogeld" drucken (also ohne Gegenbuchung, die wiederum weitere Verschuldung wäre - was die Japaner versucht haben und kläglich damit gescheitert sind, da sie mit den Schulden für ihre Ankurbelngsprogramm gleichzeitig neue Guthaben schafften, die zur Zusatzverrentung führten).."
>Das hat ja richtig in den Augen gestochen.
>Man kann Nettogeld drucken ohne Gegenbuchung??
Ja selbstverständlich! Drucken kann man's sowieso. Aber die Ausgabe und dann erst wird's zu"Geld" geschieht - bisher jedenfalls! - immer nur gegen bereits existente Schuldtitel.
Aber man kann es auch direkt an die Staatskasse fahren - o h n e dass der Staat dafür einen Schuldschein rausrücken muss, bestenfalls eine Quittung ("Erhalten!") auf dem Lieferschein.
>Das heißt, buchhalterisch gibt es natürlich Aktiva und Passiva, aber mit der einen Seite der Bilanz nimmt man es eben nicht mehr so genau, die Rückzahlungsverpflichtung besteht natürlich - auf dem Papier - aber Papier ist ja bekanntlich auch geduldig.
Es kann eine"Rückzahlungsverpflichtung" geben, muss aber nicht. Pro forma wird man es so machen, aber es geht darum, dass dann Staat und Notenbank d i r e k t kurz geschlossen sind, während heute"Geld" nur in Umlauf kommen kann, nachdem (!) die Schuldtitel innerhalb der Wirtschaft bzw. des Kapitalmarkts kontrahiert wurden bzw. umgelaufen sind.
>Also man weiß das es eh nix wird, versucht sich aber mit solchen Tricks noch ein paar Runden auf dem Spielfeld zu halten.
Das geht, aber wie gesagt: Finale Phase der Hyperinfla.
>Das klingt aber jetzt sehr verdächtig nach Geld aus dem Nichts.
Selbstverständlich wären das Banknoten aus dem Nichts. Und solange dann noch die"Geldillusion" existiert (die Annahme also, dass es sich um Geld handelt, das wie üblich, also gegen vollstreckbare Schuldtitel in Umlauf gekommen ist), geht die Nummer gut.
NUR: H e u t e gibt es solches Geld aus dem Nichts nicht (es ging bei der Diskussion auch nicht um Papiergeld aus dem Nichts, sondern um Bankengeld aus dem Nichts). Morgen is another day.
>Reinhard, Liated (gibt es denn eigentlich hier noch??), vielleicht lagen wir doch nicht ganz so daneben.
Nein, nein! Du wirst doch verstehen, dass der Staat aufgrund seines Macht- und Geldmonopols direkt bei Giesecke & Devrient (= Druckerei) anrufen und dort jede Menge Bargeld mit Hilfe von BGS und vollen MPi-Magazinen abholen lassen kann (sonst wird der G+D-Chef eben erschossen).
Dann gibts"Geld" (versehen mit der noch existenten Geldillusion) aus dem Nichts, weil nirgends gegengebucht, sondern einfach gedruckt und verpulvert. Dann endet der"Wert" des Geldes beim Papierpreis und die Noten werden zum Schluss nur noch einseitig bedruckt. Das hatten wir doch beim Treff ausführlich besprochen, zumal als ich die"Tresorscheine","Kassenanweisungen" usw. aus früherer Zeit gezeigt habe.
>Oje, welche Lawine rollt da jetzt auf mich zu.
Kein Lawine. War nur ne Schneeflocke.
>Nützt aber nix, da muß ich jetzt durch.
Bist schon durch.
Geld mit Gegenbuchung: Heute in allen Industrienationen, keinerlei Geld aus dem Nichts existent und auch nicht im Bankensektor.
Geld ohne Gegenbuchung (FALSCHGELD PUR!): Morgen vielleicht schon in allen Staaten heimlich (weil sonst jeder sofort aufhört, es anzunehmen) eingeführt und dann gehts ratz, fatz über die Hyperinfla ins Nirwana. Und auch alles"frühere" Geld, also das doppelt gebuchte wird wertlos, weil man es den Scheinen nicht ansieht, aus welchem Loch sie gekrochen sind.
Die Euros sollten ursprünglich nationale Symbole bzw. Herkunftszeichen tragen. Das tun sie jetzt nicht (nur die Scheidemünzen).
Damit ist der Euro schon jetzt MAUSETOT. Oder will jemand Euros aus Athen? Zumal die Druckerei in Saloniki steht. Oder in Korinth...
Yes, nereus,
d.
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Ecki1
14.02.2001, 23:03
@ dottore
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Geld ohne Gegenbuchung??? / Verwässerungseffekt korrekt einrechnen? |
Lieber Herr dottore!
Falls also Geld ohne Gegenbuchung in den Wirtschaftskreislauf einfliesst, etwa in einer Hyperinflation in Form von Staatsaufträgen, dann vermute ich mal, dass aufgrund der optischen Gleichheit von gegengebuchten mit nicht gegengebuchten Banknoten eben nicht alle Banknoten sofort wertlos werden, sondern vielmehr der Wert der gegengebuchten Banknoten um den Anteil der nicht gegengebuchten Banknoten an der Gesamtzahl aller Banknoten vermindert wird. Ganz ähnlicher Effekt wie bei der Verwässerung der Stimmrechte bei der Ausgabe neuer Aktien ohne Bezugsrecht der Altaktionäre (Bsp. Parker Drilling letzten Herbst), kann man das so vergleichen? Und wie reagiert der Markt, wenn der Staat die verschlampte Gegenbuchung erfolgreich verheimlicht?
fragt sich ein ratloser Ecki1
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nereus
14.02.2001, 23:34
@ dottore
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Re: Das müßte noch mal kurz erläutert werden - Geld ohne Gegenbuchung??? |
Hallo dottore!
Sie schreiben: ".. Aber die Ausgabe und dann erst wird's zu"Geld" geschieht - bisher jedenfalls! - immer nur gegen bereits existente Schuldtitel."
und
"während heute"Geld" nur in Umlauf kommen kann, nachdem (!) die Schuldtitel innerhalb der Wirtschaft bzw. des Kapitalmarkts kontrahiert wurden bzw. umgelaufen sind."
Ich meinte mit dem Gelddruck natürlich auch die damit verbundene Ausgabe oder"das in Umlauf bringen" desselben.
Andernfalls kann ich mir tatsächlich damit die Wände tapezieren.
Aber die bereits existenten Schuldtitel sind doch genau der Punkt.
Die erstklassigen Handelswechsel sind nicht zu beanstanden.
Aber was ist mit den vielen Staatstiteln. Die werden doch immer windiger.
Die Notenbank hat diese doch megamäßig in ihrer Bilanz.
Oder war die Notenbank nicht in der Thematik? Ist leider schon so lange her.
Ein Buchprüfer müßte doch, strenggenommen, die Zahlungsunwilligkeit des US-Schatzamtes attestieren. Das macht er freilich nicht, weil er sonst die längste Zeit diese Tätigkeit ausüben würde.
Sie schreiben doch selbst zu den Buba-Bilanzen (ich glaube es war im Zahlmeister), außer Gold und den Handelswechseln ist alles andere schlichtweg auszubuchen bzw. verloren, da uneinbringlich.
Und damit ist die Gegenseite auch mehr als fragwürdig.
Das war damals mit dem Nichts gemeint - zumindest von mir, so weit ich mich jedenfalls daran erinnern kann. Die Schuldtitel sind schon da, aber eine ziemliche Menge davon taugt einfach nichts mehr.
Und da ist dann der Schritt bis zum"Nurnochdrucken" nicht mehr weit.
Aber so lange die Illusion besteht - da haben Sie schon recht.
mfG
nereus
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Hardy
15.02.2001, 09:40
@ Ecki1
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Aus genau diesem Grund werden Hyperinflas nicht ausgerufen wie Könige! |
>Lieber Herr dottore!
>Falls also Geld ohne Gegenbuchung in den Wirtschaftskreislauf einfliesst, etwa in einer Hyperinflation in Form von Staatsaufträgen, dann vermute ich mal, dass aufgrund der optischen Gleichheit von gegengebuchten mit nicht gegengebuchten Banknoten eben nicht alle Banknoten sofort wertlos werden, sondern vielmehr der Wert der gegengebuchten Banknoten um den Anteil der nicht gegengebuchten Banknoten an der Gesamtzahl aller Banknoten vermindert wird. Ganz ähnlicher Effekt wie bei der Verwässerung der Stimmrechte bei der Ausgabe neuer Aktien ohne Bezugsrecht der Altaktionäre (Bsp. Parker Drilling letzten Herbst), kann man das so vergleichen? Und wie reagiert der Markt, wenn der Staat die verschlampte Gegenbuchung erfolgreich verheimlicht?
>fragt sich ein ratloser Ecki1
Halte ich für absolut richtig. Aus diesem Grund werden Hyperinflationen nicht von heute auf morgen ausgerufen wie Monarchien oder erklärt wie Kriege. Sie schleichen sich an. Erst merkts keiner, außer dem Staat. Der merkt, dass es keiner merkt, & macht weiter. Dann merkt er, dass es immer noch keiner merkt, & legt noch was nach.
Irgendwann mal werden die Leute unruhig. Sie merken, da ist was im Busch, wissen aber nicht was. Der Staat merkt, dass sie was merken, hofft aber, dass es weiterhin gut geht, denn er will die Notbremse nicht ziehen - & legt noch was nach.
Irgendwann kommt der Punkt, an dem der Schwindel auffliegt. Dann aber ists in der Regel zu spät. Angst bricht aus, Panik, & dann läuft die Lawine so richtig.
Das Problem liegt darin, dass Inflationen im unbemerkten Anschleichen sehr, sehr gut sind. Wir können nicht sagen, keine Inflation, weil wir keine sehen - vielleicht lauert sie schon hinter der nächsten Ecke....
Hardy
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dottore
15.02.2001, 10:28
@ Ecki1
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Re: Geld ohne Gegenbuchung??? / Verwässerungseffekt korrekt einrechnen? |
>Lieber Herr dottore!
>Falls also Geld ohne Gegenbuchung in den Wirtschaftskreislauf einfliesst, etwa in einer Hyperinflation in Form von Staatsaufträgen, dann vermute ich mal, dass aufgrund der optischen Gleichheit von gegengebuchten mit nicht gegengebuchten Banknoten eben nicht alle Banknoten sofort wertlos werden,
Absolut richtig! Nicht sofort, vielmehr schleichend.
>sondern vielmehr der Wert der gegengebuchten Banknoten um den Anteil der nicht gegengebuchten Banknoten an der Gesamtzahl aller Banknoten vermindert wird. Ganz ähnlicher Effekt wie bei der Verwässerung der Stimmrechte bei der Ausgabe neuer Aktien ohne Bezugsrecht der Altaktionäre (Bsp. Parker Drilling letzten Herbst), kann man das so vergleichen?
Perfekt, so is es. Man sieht einer Banknote ja nicht an, ob sie gg. Schuld oder deinfach per Lkw (oder Hubschrauber) in Umlauf gekommen ist. Auch Aktien kann man ja drucken und verkaufenohne sie unter Kapital in die Bilanz zu nehmen. Nur wird der WP sich dann wundern, woher die vielen Coupons kommen, die dann präsentiert werden und die Banken sehen aufgrund der Nummern sofort, ob es ordnungsgemäß emittierte Aktien sind. Und wenn die Nummern doppelt vergeben werden, dann machen die Kassenvereine nicht mit (Aktienaufbewahrungsanstalten).
>Und wie reagiert der Markt, wenn der Staat die verschlampte Gegenbuchung erfolgreich verheimlicht?
Das erfahren zu viele. Der Staat müsste sich die Banknoten direkt bei G + D abholen und nach Berlin fahren und dort auf ein Konto einzahlen. Das merkt dann spätestens der Rechnungshof und da dies strictissime contra legem ist, klicken beim Finanzminister die Handschellen.
Ausserdem wird G+D dies natürlich der Buba mitteilen, die ja ihr Hauptkunde ist und dann kracht's. Kurzum: Unvorstellbar, es geheim zu halten, selbst wenn die BuReg die Noten im Ausland drucken ließe (Euros).
Der Staat könnte sich auch bei der Buba (Bank des Bundes) ein"Überziehungskonto" einrichten, aber das ist ebenfalls ganz ausgeschlossen und verstößt außerdem gegen Völkerrecht (Maastricht-Vertrag). Direkt-Geld an Staaten (sog. kurzfristige Standby-"Kredite" einer NB) sind verboten und inzwischen in euro-12 abgeschafft.
Die BuReg könnte höchstens noch auf den IWF ziehen. Aber das erfährt subito die ganze Welt.
>fragt sich ein ratloser Ecki1
Lieber Ecki1 -
ganz ruhig bleiben, es gibt keinerlei Grund zur Ratlosigkeit. Hier wurde nur Mal gedanklich vorgeführt, was sein k ö n n t e. Wenn wir schon zum Thema"Geld aus dem Nichts" plaudern. Aber es wäre ein so eklatanter Gesetzes- und Verfassungsbruch, dass dies (zunächst) ganz ausgeschlossen ist. Selbst AH konnte erst nach der Entlassung des Reichsbankdirektoriums 1938 direkt auf die Reichsbank ziehen. Und da war die Reichsmark längst inkovertibel und de facto eine Binnenwährung, die rasch ihrem Ende zutrieb, das dann 1948 im Reichsbank- und Staatsbankrott, genannt"Wärungsreform" offen zu Tage trat.
Die"Geld aus dem Nichts"-Debatte bezog sich im übrigen ja auf die heutigen Gegebenheiten und da gibt's so was nicht. Was eine Diktatur dann veranstaltet, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Gruß
d.
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dottore
15.02.2001, 10:48
@ Hardy
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Re: Aus genau diesem Grund werden Hyperinflas nicht ausgerufen wie Könige! |
>Irgendwann kommt der Punkt, an dem der Schwindel auffliegt. Dann aber ists in der Regel zu spät. Angst bricht aus, Panik, & dann läuft die Lawine so richtig.
>Das Problem liegt darin, dass Inflationen im unbemerkten Anschleichen sehr, sehr gut sind. Wir können nicht sagen, keine Inflation, weil wir keine sehen - vielleicht lauert sie schon hinter der nächsten Ecke....
Die lauert immer, aber so einfach ist sie eben heute nicht mehr zu produzieren - im Gegensatz zu den 70ern., siehe früheres Posting.
Gruß, Hardy
d.
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Ecki1
15.02.2001, 14:11
@ dottore
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Re: Geld ohne Gegenbuchung??? / Verwässerungseffekt korrekt einrechnen? |
Hallo Dottore
Nochmal danke für den Hinweis auf die heutige strikte Einhaltung der Gesetzeslage! Das gehört ja auch unbedingt zum Gesamtbild. Die regelmässige Beobachtung der Marktpreise für Rohstoffe, insb. auch Edelmetalle, und der Wechselkurse wirkt ansonsten wie eine Buschtrommel und trägt zur Transparenz der Währungspolitik bei,
findet Ecki1
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