Gatsby
04.03.2001, 00:31 |
Geldtheoretische Frage/H+S Thread gesperrt |
Beziehe mich auf Im Juli 2000 korrigierter Mitschnitt des frei gehaltenen Vortrags auf dem
"Internationalen Symposium der AktionMitArbeit" über
Zeit oder Geld? Laboratorium 98 zur Zukunft der Arbeit,
Kloster St. Gerold, Vorarlberg, 1. - 2. Mai 1998
Vielleicht kann das jemand kommentieren. Ich habe es nicht verstanden:
"Eigentümer B kommt in irgendeine schwierige Lage. Da er aber noch Eigentum hat(!!!!!), ist B. nicht gleich wirklich arm. Armut bedeutet, daß man sich nicht verschulden kann, also kein Eigentum hat, das man als Pfand stellen kann. Armut in einer Gesellschaft bedeutet entsprechend, daß die Verschuldungsfähigkeit der Bürger abwesend, verringert oder sonstwie behindert ist.
Doch zurück zu unserem Beispiel. B ist also ein Eigentümer, geht zu A und sagt zu ihm:"Gib mir!" A versteht ihn gut, denkt aber:"Auch ich bin Eigentümer, auch ich habe keinen Stammesgenossen mehr, der mir gibt. Auch für mich gibt es kein adeliges Vorratshaus mehr, aus dem ich in der Not Rationen bekomme." A hat aber ein gutes Eigentum, das er sogar an der Sonnenseite des Landes zugelost bekommen hat. Und die Ernte aus der physischen Besitzseite dieses Eigentums ist ebenfalls gut gewesen. Nachdem er sich das alles durch den Kopf hat gehen lassen, antwortet er:"Paß auf B, ich könnte dir jetzt einen Scheffel Gerste leihen, aber das bringt mir nichts und dir nur wenig, da ich den später zurückerstatteten Scheffel Gerste dann vielleicht gar nicht benötige, aber Aufbewahrungsaufwand habe, um das Verfaulen des Getreides zu verhindern. Ich gebe dir daher keine Gerste, sondern 100 A-Mark. Von meinem Eigentum an Feldmark, auf dem meine Gerste munter weiter wächst, halte ich dafür 100 Anteile zur Verfügung. Für die 100 A-Mark, die ich dir gebe, mache ich zwei Dokumente aus Ton (oder Eisen etc.). Auf dem ersten - dem Kreditdokument - steht, daß Du - mein lieber B - mir in 12 Monaten hundert A-Mark plus 10% Zins - also weitere 10 A-Mark - schuldest. Mein Zinsverlangen kann Dich nicht erfreuen, aber Du wirst es gleich verstehen. Auf dem zweiten Dokument - dem eigentlichen Geld -, das ich Dir in hundert Einzelteilen geben, steht lediglich jeweils 1 A-Mark, insgesamt also 100 A-Mark - einlösbar beim Eigentümer A, bei mir also."
Scheint sich mir um eine unnötige komplizierte Konstruktion zu handeln, die sekundär! zur Deckung großen Kapitalbedarfs durchaus Sinn macht (Eigenkapital gesichertes Bankwesen). Zur Schaffung/Entstehung von Geld in der Eigentumsgesellschaft (als aufgeklärter Debitist weiß ich ja usw.) ist dieser Umweg über A aber doch völlig unnötig. B stellt einfach einen Wechsel/Schuldschein auf sein eigenes Eigentum aus und erzeugt gedecktes Geld. Damit kann er"einkaufen" gehen (wenn das Land gut ist und jeder dies weiß. Wer den Wechsel später B präsentiert ist vollkommen egal. So entsteht Geld das erste mal)! Die andere Variante ist sinnlos für die"Bank" (Eigentümer A), wenn es noch kein bestehendes Geldsystem gibt (Vollstreckung des Titels durch einen Dritten!). Habe ich es nicht vielleicht einfach nicht begriffen bitte ich um Aufklärung. Sollte der Gegenstand schon diskutiert sein und ich habe es verschlafen, bitte ich um Nachsicht.
Nächtliche Grüße,
Gatsby
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Battleaxe
05.03.2001, 07:43
@ Gatsby
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Re: Geldtheoretische Frage/H+S |
>Habe ich es nicht vielleicht einfach nicht begriffen bitte ich um Aufklärung. Sollte der Gegenstand schon diskutiert sein und ich habe es verschlafen, bitte ich um Nachsicht.
>Nächtliche Grüße,
>Gatsby
Gatsby,
ich haenge auch immer noch an der Sache. Ich habe es genau an dem Punkt auch nicht verstanden. Aber das ist nur umstaendlich, nicht falsch.
Das folgende ist fuer mich falsch, unlogisch und eines Professoren nicht wuerdig:
Wenn jetzt unser B nach 12 Monaten zu A zurückkommt und ihm die 100 A zurückgibt - jetzt lasse ich die nicht mehr aus Ton, sondern aus Papier gemacht sein - dann kann A diese Papierdokumente verbrennen und verliert nur den Wert des Papiers. Das Geld - als gegen sein Eigentum gerichtete Forderung - ist wieder daheim, kann ihm nicht mehr präsentiert werden, ist also vernichtet. Sein Eigentum ist wieder frei, hat von neuem Eigentumsprämie, die von neuem gegen Zins aufgegeben, also für die Schaffung von Geld eingesetzt werden kann. Mit der Rückkehr des Geldes vernichtet er auch das andere Dokument - den Kreditvertrag mit B's Tilgungs-, Zinsungs- und Verpfändungspflichten.
Das ist fuer mich der 2. Hauptkritikpunkt. Warum gibt A sich mit 100 zufrieden, da er doch 10% Zins ausgemacht hat, also 110 zurueckerhalten muesste?
-> In dieser Wirtschaft sind nur 100!!!!! Die 10 gibt es nicht.
Wird Zeit, dass dottore kommt und das erklaert oder Eingesteht, dass diese Geschichte ein 'Maerchen' im Sinne der Gebr. Grimm (um kleine Kinder zu erschrecken) ist und nicht eine Parabel fuer Wirtschaft.
Oldy, du bist doch (laut dottore) fuer Schauergeschichten zustaendig - hast Du keinen Kommentar?
Gruss BA
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Ecki1
05.03.2001, 14:24
@ Battleaxe
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Re: Geldtheoretische Frage/H+S |
Hallo Battleaxe
Nein, der Fehler ist nur scheinbar. In der Volkswirtschaft finden ja noch mehr dieser Vorgänge statt, und durch die Nettoneuverschuldung gelangt wie bei einem Kettenbrief neues Geld ins System, mit dem der Zins der alten Schulden bezahlt wird. Sind die Zinsen moderat, dann wird verhindert, dass die Geld- und Schuldenmenge schneller wächst als die Wirtschaft. Gelegentliche Konkurse tragen zu diesem Ausgleich bei. Bei nicht so moderaten Zinsen, wie sie beim Auftreten eines marktverzerrenden Faktors Staat als Kreditnehmer auftreten, kann es zu Kreditzyklen (Boom / Bust) kommen.
Gruss: Ecki
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