Sehr verehrte Runde,
die politischen Debatten sind fruchtlos, wie man sieht, aber vielleicht sind dies die geld- bzw. währungstheoretischen nicht so sehr.
Ich bin mit dem d. und seinem Lullaby skifahrend, snowboardend und skatend tief im Schnee (alte Bekannte) und wir haben das mit dem"Freigeld" lange debattiert. Der d. bleibt bei seiner Meinung, dass die eigentliche Problematik des Menschen, arbeiten zu müssen (Ludwig von Mises nennt es so treffend"das Arbeitsleid"), um nicht unterzugehen, durch keine - wie auch immer gearteten -monetären Tricks aus der Welt geschafft werden kann.
Dies möchte ich aber nicht vertiefen, sondern etwas anderes zur Diskussion stellen:
Da Oldy so stark auf das Bargeld abstellt (also auf"Noten" oder wie immer sie auch benannt sein mögen), lautet die Frage an ihn: Gäbe es eine Möglichkeit, bei dem demnächst anstehenden Gewalt- und Giganto-Umtausch der nationalen NB-Noten in"Euros" diese neuen Noten so zu konstruieren, dass sie"Freigeld" wären?
Immerhin sagt er, dass"Freigeld" in der gleichen Art und Weise (z.B. durch Wechsel) in Umlauf kommen würde, wie herkömmliche Banknoten auch.
Bekanntlich hat die Freigeld-Lehre ihre Wurzeln in der Gesell'schen Betrachtung, dass es bei Waren unterschiedliche Verfallskurven gibt, also am einen Ende die Tageszeitung und auf der anderen das Gold, das jede Tageszeitung überdauert.
Da ist natürlich ein Handikap, seine Theorie zu begreifen, wenn es kein Gold oder Edelmetall mehr als Umlaufsmittel gibt.
Ohne auf diese Betrachtung einzugehen, und um praktischer zu werden, also hier meine Frage: Wie müssten die neuen Euro-Noten konstruiert sein, um als Freigeld durchzugehen?
Wir reden von der größten Neugeld-Emission der Geschichte, immerhin. Vielleicht könnte Oldy die Liebenswürdigkeit haben, dies ein Mal auch für den wirtschaftlich weniger etablierten Laien darzustellen.
Angenommen also, die Gesellianer säßen jetzt am Drücker: Was würden sie konkret tun, um die neuen Euro-Noten"umlaufgesichert" und"preisstandsstabil" zu gestalten?
Dies in einer nachvollziehbaren Form dar zu stellen, wäre für die Geldthematik von Vorteil. Vielen Dank.
Geldtheorie ist zwar nicht direkt etwas, das zu einem Börsenforum gehört, indirekt aber sehr, man denke nur an den Paradigmenwechsel, den die Fed in Bezug auf ihre Aktivseite vornehmen will.
Im übrigen lassen die Herr-und Tierschaften im Schnee die allerherzlichsten Grüße ausrichten. Sie sind sehr, sehr betrübt, dass während ihrer Forenabwesenheit wieder ungute calamitates ("rote Karten", Turons völlig unnötiger Abschied et cetera) eingerissen sind wie schon früher auch: Madame Pompadour, Cash usw.
Sie juchzen andererseits, weil die CH-Abnstimmung so klar und voller Menschenverstand ausgegangen ist (die Schweizer wissen schon sehr wohl um ihre Verpflichtung den Menschen gegenüber - nirgends ist die private freiwillige Hilfsbereitschaft so hoch).
Und noch ein Nachsatz zu Dr. Niquet: Kann jemand mitteilen, warum er aus der Debatte ausgestiegen ist? War es die Tatsache, dass seine"Gold = Dreck"-Analyse via Dr. Freud der Lächerlichkeit Preis gegeben wurde oder waren es die Addierungen seiner"Bestandsgrößen", wo er einer Doppelzählung überführt wurde (Volkswirtschaftlicher Kapital-Stock = Aktien in Privathand u n d das Kapital der Unternehmen, wiewohl beides dasselbe ist)?
Ich verfolge das Board fast täglich und wünsche allen Teilnehmern weiterhin nicht nur guten Erfolg bei ihren Trades, sondern auch bei aller Leidenschaft etwas mehr Besonnenheit. Da sich die weltwirtschaftliche Lage immer stärker eintrübt, wäre es gut, weiterhin ein so exzellentes Forum zu besitzen wie dieses hier.
Mit einem Maximum an Teilnehmern und Ideen. DANKE!
MfG
Qu.
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Hallo dr. Quandt
>Ich bin mit dem d. und seinem Lullaby skifahrend, snowboardend und skatend tief im Schnee (alte Bekannte) und wir haben das mit dem"Freigeld" lange debattiert. Der d. bleibt bei seiner Meinung, dass die eigentliche Problematik des Menschen, arbeiten zu müssen (Ludwig von Mises nennt es so treffend"das Arbeitsleid"), um nicht unterzugehen, durch keine - wie auch immer gearteten -monetären Tricks aus der Welt geschafft werden kann.
Das sehe ich auch so. Wir müssen wirtschaften, um unsere Bedürfnisse (="Urschulden", mir gefällt"Bedurfinsse" besser, ist weniger emotional beladen) zu befriedigen, daran führt definitiv kein Weg vorbei. In einer arbeitsteiligen Wirtschaft sind dazu Kontrakte zwischen den einzelnen nötig. Diese müssen notwendiger weise eingehalten werden, daher auch der Zwang zur Vertragserfüllung bzw. Sanktionen bei Nichterfüllung.
Meiner Meinung nach ist allein der Zwang zur Erfüllung schon"Debitismus" - man ist jemanden die Erfüllung eines Vertrages/einer Abmachung schuldig. Der Zins ist für diesen (meinen)"Debitismus" nicht notwendig.
Der Zins bedingt nicht den Zwang zum wirtschaften. Was der Zins bewirkt ist, der Zwang zum ständigen Wachstum der Schulden/Guthaben (= Inflation). Soll die Inflation nicht als Preissteigerung bei den Waren (="schlechte" Inflation) auftreten, so muß entweder die Realwirtschaft mitwachsen, oder die zusätzlichen Schulden/Guthaben müssen in Papierwerte umgeleiteitet werden. Das ist genau das, was wir die letzten 2 Jahrzehnte gesehen haben. Allerdings heißt es bei Wertpapieren Kurssteigerung, nicht Inflation, und diese Art der Inflation wird als positiv empfunden.
Der"Debitismus", so wie ich das verstehe, nicht vom Geldsystem ab - Zinsen oder nicht, Gold, Fiat-Money, Freigeld, was auch immer. Wir haben immer unsere Dedürfnisse, und diese müssen befriedigt werden. Diese Bedürfnisbefriedigung geschieht durch die reale Wirtschaft, wie immer diese dann organisiert sein mag. Der Finanzsektor ist eigentlich nur der Überbau für die reale Wirtschaft - ein Mittel zum Zweck. (Wie sieht d. das?) Was wir heutzutage haben ist genau das Gegenteil: die Realwirtschaft ist das Anhängsel des Finanzsektors, der Schwanz wedeld mit dem Hund. Der Grund dafür liegt im Inflationierungszwang durch den Zinseszins.
>Bekanntlich hat die Freigeld-Lehre ihre Wurzeln in der Gesell'schen Betrachtung, dass es bei Waren unterschiedliche Verfallskurven gibt, also am einen Ende die Tageszeitung und auf der anderen das Gold, das jede Tageszeitung überdauert.
Nicht ganz korrekt: Gesell sagt, daß das übel darin bestehe, daß Gold eine flachere Verfallskurve als die Waren. Daher sei das Geld den Waren überlegen, wodurch der Geldbesitzer einen"Urzins" erpressen könne. Man müsse daher die Verfallskurve des Geldes der Verfallskurve der Waren angleichen um den Urzins - und in der Folge alle Übel dieser Welt - zu beseitigen.
1. Denkfehler: die gibt es nicht. Alle Waren haben unterschiedliche(!) Verfallskurven. An welche Verfallskurve soll also angeglichen werden?
Der 2. Denkfehler liegt darin, daß Gesell aus der Tatsache, daß Gold eine flachere Verfallskurve als die Waren hat (es verfällt gar nicht), die Behauptung ableitet, Gold/Geld sei den Waren überlegen, weil es sich der Gold/Geldinhaber leisten kann zu warten. Er übersieht dabei, daß der Geldinhaber selber unter Druck steht, da er ja seine Bedürfnisse befriedigen muß und nicht endlos warten kann. Genau aufgrund dieser Tatsache gibt es keinen"Urzins". (ihr könnt ja mal versuchen, hungrig und frierend in die Schihütte einzukehren und dann wartet, bis sie einen Urzins-Rabatt erhaltet, Viel Glück! ;-))
>Da ist natürlich ein Handikap, seine Theorie zu begreifen, wenn es kein Gold oder Edelmetall mehr als Umlaufsmittel gibt.
Heutzutage haben wir ja auch nur noch Papier.
>Angenommen also, die Gesellianer säßen jetzt am Drücker: Was würden sie konkret tun, um die neuen Euro-Noten"umlaufgesichert" und"preisstandsstabil" zu gestalten?
"Preisstabil" geht nicht, siehe: klick
Weiteres Problem: zwar läßt sich die umlaufende Geldsumme kontrollieren, aber die Geschwindigkeit des Umlaufs läßt sich nicht kontrollieren. Diese hängt von den Leuten ab. Z.B: Sind die Leute optimistisch, geben sie das Geld leicht und schnell aus (0hohe Umlaufgeschwindigkeit), sind sie pessimistisch, dann kaufen sie vorsichtiger und zögerlicher (= niedrige Umlaufgeschwindigkeit). Das bedeutet, man produziert mit der gleichen Geldsumme in ersterem Fall Inflation in zweiterem Deflation.
Um das zu vermeiden, müßte man vorausschauend die Geldmenge mitregulieren. Das kann kein Mensch, dafür braucht man einen Hellseher.
Nebenbei: Die Fed unter Volker hat sich Ende 70er/Anfang 80er im Monetarismus versucht, und dabei fast die Wirtschaft gegen die Wand gefahren. Und in der gleichen Zeit lag ein gewisser Milton Friedmann mit seinen Wirtschaftsprognosen, die er aus der Ausweitung der Geldmenge abgeleitet hat, ständig daneben. Theorie und Praxis.
>Im übrigen lassen die Herr-und Tierschaften im Schnee die allerherzlichsten Grüße ausrichten.
Danke, Grüße zurück, geht wirklich toll zum wedeln. Ich bin Tiroler und brauch zu meinem Glück nur vor die Tür gehen. ;-))
>Sie sind sehr, sehr betrübt, dass während ihrer Forenabwesenheit wieder ungute calamitates ("rote Karten", Turons völlig unnötiger Abschied et cetera) eingerissen sind wie schon früher auch: Madame Pompadour, Cash usw.
Schade, ja.
>Sie juchzen andererseits, weil die CH-Abnstimmung so klar und voller Menschenverstand ausgegangen ist (die Schweizer wissen schon sehr wohl um ihre Verpflichtung den Menschen gegenüber - nirgends ist die private freiwillige Hilfsbereitschaft so hoch).
Das mag ich an den Schweizern, besonders ihren gesunden Pragmatismus.
>Ich verfolge das Board fast täglich und wünsche allen Teilnehmern weiterhin nicht nur guten Erfolg bei ihren Trades, sondern auch bei aller Leidenschaft etwas mehr Besonnenheit. Da sich die weltwirtschaftliche Lage immer stärker eintrübt, wäre es gut, weiterhin ein so exzellentes Forum zu besitzen wie dieses hier.
>Mit einem Maximum an Teilnehmern und Ideen. DANKE!
>MfG
>Qu.
Ebenfalls Grüße
Diogenes
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