04.03.2001
Von MALTE BETZ
Der Schauspieler Manfred Krug hat schon immer gern geschrieben. Seit der Jugendzeit führt er Tagebuch, die Texte seiner Chansons verfasste er selbst, die Autobiografie „Abgehauen“ wurde ein Bestseller. Zuletzt erschien „66 Gedichte, was soll das?“, ein Lyrik-Band vom „Tatort“-Kommissar.
Manfred Krug (63) mit Zigarre und Schreibmaschine: Der Schauspieler ist auch als Autor erfolgreich - beim privaten Schriftwechsel vergriff er sich jetzt allerdings böse im Ton. Und beschädigte dadurch das Telekom-Werbeduo Krug & Brauer (eingeklinktes Foto)
Sogar der „Spiegel“ lobte die Verse des 63-Jährigen als „ganz sanft, marmoriert eben wie das Leben“. Krug sieht das etwas sachlicher, für ihn sind seine Reime allenfalls „Blähbeulen im Kopf“.
Jetzt wurde Krug, der seit 1996 für die Telekom wirbt und nach Branchenschätzung dafür bislang über eine Million Mark kassiert hat, erneut an die Schreibmaschine getrieben. Heraus kam dieses Mal allerdings nichts Sanftes, Marmoriertes. Der Schauspieler ließ vielmehr eine seiner „Blähbeulen“ platzen und verhöhnt dadurch drei Millionen gebeutelte Kleinanleger, die im Besitz der abstürzenden T-Aktie sind.
Vorausgegangen war der Brief des Kleinaktionärs Jan Schiebold (30) aus einem kleinen Ort in Norddeutschland. Der Wirtschaftsingenieur wandte sich am 16. Februar direkt an Krug. „Vor nicht allzu langer Zeit“, formulierte Schiebold, „rieten Sie in Werbekampagnen im Fernsehen und in Zeitungen, Aktien der Deutschen Telekom zu kaufen. Ich folgte Ihrem Rat, kaufte Aktien - und habe inzwischen viel Geld verloren.“ Der börsenerfahrene Aktionär weiter: „Über das Risiko zu spekulieren, bin ich mir im Klaren. Doch bei Ihnen ging ich von einem todsicheren Tipp aus.“ Am Ende folgten eine Frage („Können Sie meine Enttäuschung verstehen?“) und eine Bitte („Ich wäre Ihnen dankbar, wenn dieser Brief nicht unbeantwortet bliebe“).
Jan Schiebold (30) vor der Kurskurve seiner T-Aktie. Er kaufte bei 66 Euro, jetzt steht die Aktie bei 27,59 Euro. Als Schiebold Krug um Rat bat, wurde er von dem Schauspieler angepöbelt
Krug ließ sich nicht lange bitten und antwortete mit Datum vom 21. Februar. Das Krug-Schreiben, auf der Maschine getippt und von Hand unterzeichnet, beginnt mit einer überheblichen Belehrung: „Es liegt im Wesen der Aktien, dass sie unentwegt schwanken. Deshalb muss man sie gut beobachten.“
Dann hackt Krug, bei dem statt der Kurse gleich die Aktien schwanken, einen rüden Vierzeiler in die Tastatur: „Manchmal stehn die Aktien hoch, und manchmal stehn sie niedrich. Ein Auf und Ab, grad wie beim Arsch vom alten Kaiser Friedrich.“
Was bis hierhin vielleicht noch unter „Berliner Schnauze“ verbucht werden kann, driftet anschließend ins Unverschämte: „Als die T-Aktie bei 100 Mark stand, hätten Sie sie verkaufen können. Das wäre ein schöner Reibach gewesen, und sicher hätten Sie mir keinen Dankesbrief geschrieben. Und haben Sie reagiert, als sie bei 90 Mark stand? Und bei 80? Und bei 70? Wahrscheinlich konnten Sie den Hals nicht voll kriegen und haben darauf gewartet, dass die Aktie steigt und steigt. Jetzt muss ich mir Ihr Gejammer anhören...“
Der so bepöbelte Schiebold (er kaufte für 24 000 DM, als der Kurs der T-Aktie bei 66 Euro stand): „Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Herr Krug sich auch noch über mich lustig macht. Für mich wirkt diese Arroganz wie ein Schlag ins Gesicht.“
Klaus Nieding, Sprecher der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, geht noch weiter: „Was Krug da schreibt, ist frech und maßlos unverschämt. Die Telekom muss sich überlegen, ob sie sich von ihm als Werbepartner distanziert.“
Auch Volker Nickel, Sprecher der Deutschen Werbewirtschaft, hält die Äußerungen von Krug für hoch problematisch: „Aus meiner Sicht muss ein solcher Briefwechsel mit dem Werbepartner abgesprochen sein, damit die Eigenmächtigkeit des Werbebotschafters nicht gegen die Kampagne des Auftraggebers läuft.“
Und Jan Schiebold? Der hält seine Crash-Aktien erst mal. Und den Brief behält er auch: „Vielleicht steigt ja wenigstens das Autogramm von Krug im Wert...“
Ja,"das wäre ein schöner Reibach gewesen" - aber warum hat Herr Krug den T-Aktionäre nicht darauf aufmerksam gemacht?
MfG
Qu.
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