Luschi
25.06.2000, 12:03 |
Inwieweit kontrollieren die Amerikaner den Ã-lpreis? Thread gesperrt |
Ich hab noch eine Frage.
Ich bin weiter unter im Forum auf einen link zur Situation in Saudi-Arabien gestossen. Kurz zusammengefasst: Eine Krise scheint sich dort anzubahnen. Hohe Arbeitslosigkeit, geringes BSP, Anspruchsdenken der Saudis (Einheimischen) und so weiter...Es gab vor einigen Monaten auch eine aufschlussreiche Reportage im Fernsehen darüber.
Der ganze Staat scheint ziemlich instabil und damit"empfänglich" für äusseren Druck zu sein. Die Saudis sind es ja auch immer die für höhere Fördermengen
sind (auf Druck der Amerikaner, denke Ich). Ich weiss nicht inwieweit das auch für andere OPEC-Staaten gilt, denke aber dass der Grossteil irgendwie"erpressbar" ist. ( Nigeria, Indonesien und Venezuela sind hochverschuldet - Irak und Libyen dürfen ja nichts exportieren, was sich aber schnell ändern könnte)
Ich habe einige Ã-lpreisprognose-Charts nach Elliott-Wellentheorie gesehen die in den Himmel geschossen sind, woran Ich nicht glauben kann.
Dazu meine Frage: Ab welchem Preisniveau werden die Amerikaner böse und erzwingen niedrigere Preise?
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KEEP-COOL
25.06.2000, 20:40
@ Luschi
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Re: Hoher oder niedriger Rohölpreis -- Kontrolle durch Amerikaner |
Es geht bei den Amerikanern nicht darum, ab welchem Rohölpreis aus lieben Amerikanern böse Amerikaner werden. Was die Amerikaner momentan durchleben, ist ein Gefühl der nationalen Ohnmacht.
Zudem sind die Reaktionen aufgrund der bevorstehenden Wahlen politisch gefärbt.
Der US Autofahrer zahlt momentan für eien Liter Benzin umgerechnet nur ca. die Hälfte von dem, was wir in der Bundesrepublik zahlen. Das heißt, daß der Benzinpreis von den US Bürgern nur in Relation zu den Preisen der vergangenen Jahre als hoch empfunden wird. Der US Bürger empfindet, ähnlich wie der deutsche Autofahrer, daß die Schmerzgerenze beim Benzinpreis erreicht ist (Benzinpreisschallmauer 2,00 DM/l in Deutschland). Was heißt aber hoher Benzinpreis?
Ich bin der Ansicht, daß der Rohölpreis eher billig ist.
Niemand hat sich in den vergangenen Jahren über die niedrigen Rohölpreise beklagt. Es war so schön auf der Autofahrerwolke zu schweben, obwohl wir insgeheim wußten, daß dieser Zustand eigentlich nicht tragbar ist. (Recht auch anderer Nationen den mobilen Verkehr für sich zu entdecken, CO2, Unwirtschaftlichkeit alternativer Energieerzeugung usw.)
Die Höhe des Rohölpreises zwischen 10-20 $/b meinten wir, sei angemessen. Es gab daher keinen Anlaß sich darüber zu beklagen.
Dabei vergessen wir zu leicht, daß sich der Rohölpreis gemessen an der Inflationsrate der letzten 15-20 Jahre de facto verbilligt hat und somit auch
ein Rohölpreis von 30 $/B als billig angesehen werden kann.
Zumal die OPEC gemessen an der Verkaufserlösen der Produkte den geringsten Anteil erhält. Der höchste Anteil am Verkaufserlös geht zumindest in Deutschland über die Mineralölsteuer, Ã-kosteuer und Mehrwertsteuer an den Staat.
Die Verhältnisse in den USA sind mir nicht geläufig.
Ein derariges Abschröpfen des Autofahrer in den Verbraucherländern durch die Regierungen via Steuern muß doch zwangsläufig bei den Opec Staaten zu dem Schluß führen, daß der Preis für einen barrel Ã-l zu billig ist.
Die Ã-kosteuer läßt grüßen.
Die Frage ob die OPEC mehr Rohöl fördern soll oder sogar muß möchte ich um eine Frage ergänzen.
Was ist denn wenn die OPEC nicht fördern kann.
Der IRAK z. B. unterliegt bei seinen Rohölexporten formal zwar noch dem UN Beschluß, der von einer eingeschränkter Liefermenge ausgeht. De facto hat der letzte UN Beschluß im Juni dem IRAK bis auf Weiteres erlaubt uneingeschränkt Rohölexporte durchzuführen. Weshalb wohl?
Der von vielen Experten erwartete weltweite Kunjunkturaufschwung zieht eine wachsende Energienachfrage nach sich. Tritt der Konjunkturaufschwung tatsächlich ein, so werden die Rohölpreise weiter fest bis ansteigend tendieren.
Zudem sprechen wir beim Ã-L von einem Gut, bei dem es absehbar ist, daß die Vorkommen irgendwann zuneige gehen. Zwischen ca 2010-2015 soll der Förderpeak erreicht werden.
Die aktuelle Stimmunglslage der US Bürger aufgrund der aktuellen Benzinpreise hat m.E, noch nicht ihren Höhepunkt erreicht.
Die aktuelle Rohölpreisentwicklung ist weniger durch die Röhlverfügbarkeit, als vielmehr durch die niedrige Produktverfügbarkeit in den USA gekennzeichnet.
Die Gasoline und Heatingoil Bestände bewegen sich nahe historischen Lows.
Ich erachte die Stimmungslage beim Gasolinepreis noch als harmlos.
Aber wehe wenn der Winter kommt. Ab Mitte August rechne ich mit sukzessiv ansteigenden Gasoilpreisen.
Die Heizölbestände sind aufgrund der vermeintlich teuren Heizölpreise niedrig, da der Verbraucher noch nicht kauft.
Wer will im Winter aber schon frieren.
Warum soll der Rohölpreis also hoch sein.
Das aktuelle Rohlöpreisniveau betrachte ich aufgrund des o. b. Szenarios nicht als teuer sondern billig. Das High beim Rohölpreis in diesem Jahr liegt aus meiner Sicht noch vor uns.
Warum sollen es lt. Elliottwellenanalyse nicht 40 $/b sein.
Auch das ist noch billig - jedoch wird ein derartiger Preis von vielen Verbrauchern aufgrund des doch schnellen Anstiegs innerhalb von dann fast
2 Jahren von ursprünglich 10 $/b auch als sehr schmerzhaft empfunden.
Es fehlt bei einer teuren Heizöleinkellerung für den Winter schlicht das Geld für Aktienkäufe - dafür wird es aber warm und das ist doch auch etwas.
Ich wünsche allen Boardbesuchern noch ein schönes Restwochenende
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JüKü
25.06.2000, 20:48
@ KEEP-COOL
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Super Beitrag!... |
>Es fehlt bei einer teuren Heizöleinkellerung für den Winter schlicht das Geld für Aktienkäufe - dafür wird es aber warm und das ist doch auch etwas.
Besonders dieser Satz ;-))
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Luschi
26.06.2000, 06:37
@ KEEP-COOL
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Re: Hoher oder niedriger Rohölpreis -- Kontrolle durch Amerikaner |
>Es fehlt bei einer teuren Heizöleinkellerung für den Winter schlicht das Geld für Aktienkäufe - dafür wird es aber warm und das ist doch auch etwas.
Das wäre ja nur noch ein Grund mehr dafür zu sorgen, dass der Rohölpreis wieder fällt.
Was ein angemessener Preis für Rohöl wäre, könnte nur der Markt bestimmen. Er wird ja durch das Kartell künstlich hochgehalten. Da sich die Zeiten geändert haben im Vergleich zu den Siebzigern und die OPEC Staaten abhängiger von uns als wir von Ihnen sind, werden sie den Preis schon im eigenen Interesse nicht allzuweit steigen lassen. Ich denke bei 30$ ist absolut Sense, weil ein höherer Preis das Welt-Wirtschaftswachstum lähmen würde(was uns nur ärgert,hat woanders existentielle Auswirkungen), mit allen Konsequenzen die das hat(Rückzahlung von Krediten usw.). Im Hinblick darauf würde es sich schon"lohnen" den Ã-lpreis zu subventionieren.
Das Gesamtvolumen bei 27Mio Barrel/Tag bei 25$/Barrel wären im Jahr 250 Mrd Dollar. Also was bei höheren Ã-lpreisen auf dem Spiel steht hat ganz andere Grössenordnungen.
So seh ich´s, aber vielleicht sind da auch ganz andere Interessen im Spiel.
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