Talleyrand
08.03.2001, 21:47 |
@Oldy, Charakter der Freigeldwirtschaft Thread gesperrt |
Hallo Oldy,
ich möchte Dich noch um ein paar kurze Antworten zum Freigeld bitten:
Die Guthaben (Wechsel, Forderungen & Giralgelder)in der Freigeldwirtschaft
nehmen nicht ab?
Gibt es Wechsel?
Nur des Bargeldes Wert schwindet?
Dies, damit es nicht gehortet wird?
Gibt es darüber hinaus Gründe für Freigeld? Welche? Sind sie wesentlich,
d.h. kann auf sie verzichtet werden?
Vielen Dank!
Gruss!
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Oldy
08.03.2001, 22:54
@ Talleyrand
|
Re: @Oldy, Charakter der Freigeldwirtschaft |
Hallo Talley
und bitte entschulige, dass ich wieder meine Antworten fett drucke
aber so ist es viel klarer. Du stellst dankeswerterweise sehr
klare und nicht mit provokanten Bemerkungen gewürzte Fragen und
ich freue mich, sie zu beantworten.
>Hallo Oldy,
>ich möchte Dich noch um ein paar kurze Antworten zum Freigeld bitten:
>
>Die Guthaben (Wechsel, Forderungen & Giralgelder)in der Freigeldwirtschaft
>nehmen nicht ab?
Ja, jein. Sie werden weniger Bedeutung haben, daher also
abnehmen, aber du meinst wahrscheinlich ob sie durch Umlaufgebühr
belastet werden und da ist die Antwort nein. Ob die Banken
höhere Gebühren für Girokonten verrechnen werden ist eine andere
Frage. Wahrscheinlich, weil sie durch die Gebühr auf ihre Kassenbestände Kosten haben.
>Gibt es Wechsel?
Ja.
>Nur des Bargeldes Wert schwindet?
Nicht der Wert schwindet, sondern eine Gebühr für still
liegendes Bargeld wird verrechnet. Einen der Vorschläge dafür
findest du im Link German Beitrag 17. Vielleicht mußt du
hinunter strollen. Eh wissen, Computerbaby
>Dies, damit es nicht gehortet wird?
Ja.
>Gibt es darüber hinaus Gründe für Freigeld? Welche? Sind sie wesentlich,
>d.h. kann auf sie verzichtet werden?
Gründe? Wenn man die Überwindung der Deflationskrisen nicht
als Grund genug sieht, weiß ich keine, die sonst wesentlich
wären. Wenn das gelingt, haben andere Reformen wie die Landfrage
Zeit und unsere Kinder können sie angehen, wenn wir diese
dringende Frage gelöst haben. Wenn wir sie nicht lösen, haben
sie vielleicht keine Probleme mehr und jedenfalls nicht mehr
unsere, weil sie entweder tot oder Überlebende eines Krieges
sind, der diese Zivilisation zerstört hat.
>Vielen Dank!
>Gruss!
ebenfalls, Oldy
<ul> ~ http://www.sunshinecable.com/~eisehan/interest.htm</ul>
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Talleyrand
08.03.2001, 23:54
@ Oldy
|
Deflation nach 6% Hupferl mit Freigeld denkbar? |
Hallo Oldy, danke für die Aufklärung!
Du schriebest:
>>Gibt es darüber hinaus Gründe für Freigeld? Welche? Sind sie wesentlich,
>>d.h. kann auf sie verzichtet werden?
>[b] Gründe? Wenn man die Überwindung der Deflationskrisen nicht
>als Grund genug sieht, weiß ich keine, die sonst wesentlich
>wären.
Das es weiter keiner Gründe bedürfte, liegt auf der Hand.
Aber ich möchte das Thema für mich durchdenken können und
so es weitere Gründe gäbe, würde das mein Bild runder machen,
wenn ich diese wüsste. Vorab muss ich sagen, daß ich nicht
sehen kann, was gegen das Freigeld (ich habe mich noch nicht
sehr damit beschäftigt) sprechen könnte. Zumindest scheint es
mindestens ein so gutes Geld wie das konventionelle Geld zu sein,
wobei es seinen angenommenen deflationsverhindernden Effekt
ja wohl noch nicht über längere(!) Frist unter Beweis stellen
durfte. Konventionelles Geld hatte die Gelegenheit und"es" hat
versagt. Das ist natürlich unwissenschaftlich gesagt, denn die
zu beklagenden Inflationen könnten ja auch auf ein falsches
Handling zurückzuführen sein. So simpel ist das ja alles nicht.
Aber um es mal vorweg, ganz unscharf zu sagen: eigentlich ist
das Prinzip sehr logisch. Wäre noch interessant zu wissen,
was passiert, wenn eine Situation eintritt, in der Individuen
beginnen, virtuelles Geld (Guthaben) zu"horten". Also eins
scheint leider doch möglich: Deflation kann dennoch eintreten,
wenn der Geldwert in höhrem Mass steigt als die von Dir genannten
6% Schwund. In Verbindung mit virtueller Hortung, die ja auch
über zB Aktienüberbewertung erfolgen kann, scheint mir das
Risiko denkbar, daß diese Bargeldaufwertung über 6% durchaus
erfolgen kann. Aber eben erst nach einem 6% Hupfer.
Irre ich da?
Freundlicher Gruss!
(Lass Dir die Nerven nicht blank legen! Wenn Freigeld das bessere
System ist, wird es sich historisch durchsetzen. Wenn nicht, nicht.)
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Oldy
09.03.2001, 01:53
@ Talleyrand
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Re: Deflation nach 6% Hupferl mit Freigeld denkbar? |
>Hallo Oldy, danke für die Aufklärung!
>Du schriebest:
>>>Gibt es darüber hinaus Gründe für Freigeld? Welche? Sind sie wesentlich,
>>>d.h. kann auf sie verzichtet werden?
>>[b] Gründe? Wenn man die Überwindung der Deflationskrisen nicht
>>als Grund genug sieht, weiß ich keine, die sonst wesentlich
>>wären.
>Das es weiter keiner Gründe bedürfte, liegt auf der Hand.
>Aber ich möchte das Thema für mich durchdenken können und
>so es weitere Gründe gäbe, würde das mein Bild runder machen,
>wenn ich diese wüsste. Vorab muss ich sagen, daß ich nicht
>sehen kann, was gegen das Freigeld (ich habe mich noch nicht
>sehr damit beschäftigt) sprechen könnte. Zumindest scheint es
>mindestens ein so gutes Geld wie das konventionelle Geld zu sein,
>wobei es seinen angenommenen deflationsverhindernden Effekt
>ja wohl noch nicht über längere(!) Frist unter Beweis stellen
>durfte. Konventionelles Geld hatte die Gelegenheit und"es" hat
>versagt. Das ist natürlich unwissenschaftlich gesagt, denn die
>zu beklagenden Inflationen könnten ja auch auf ein falsches
>Handling zurückzuführen sein. So simpel ist das ja alles nicht.
>Aber um es mal vorweg, ganz unscharf zu sagen: eigentlich ist
>das Prinzip sehr logisch. Wäre noch interessant zu wissen,
>was passiert, wenn eine Situation eintritt, in der Individuen
>beginnen, virtuelles Geld (Guthaben) zu"horten". Also eins
>scheint leider doch möglich: Deflation kann dennoch eintreten,
>wenn der Geldwert in höhrem Mass steigt als die von Dir genannten
>6% Schwund. In Verbindung mit virtueller Hortung, die ja auch
>über zB Aktienüberbewertung erfolgen kann, scheint mir das
>Risiko denkbar, daß diese Bargeldaufwertung über 6% durchaus
>erfolgen kann. Aber eben erst nach einem 6% Hupfer.
>Irre ich da?
>Freundlicher Gruss!
>(Lass Dir die Nerven nicht blank legen! Wenn Freigeld das bessere
>System ist, wird es sich historisch durchsetzen. Wenn nicht, nicht.)
Ja Talley,
das ist einmal ein origineller Einwand. Meistes hört
man den, daß Gesellgeld (ein befreundeter WiWi hat mir
vorgeschlagen diesen Ausdruck lieber zu verwenden) Inflation
nicht verhindern kann.
Nun Deflation passiert auch nicht von heute auf morgen und gerade
ist Japan nach langem Kampf gerade auf 0.5% Deflation gelandet und
da würden 6% noch ein recht großes Hupferl sein. Ganze 5.5%.
Selbst während der Weltwirtschaftkrise machte die Deflation selten
mehr als 6% aus und mit Gesellgeld wäre es nie so weit gekommen.
Und, verzeihe, wenn ich wieder auf Wörgl hinweise. Da wurden auch
trotz etwa 7% Deflation (zugegebenerweise eine nicht 100% richtige
Bezeichnung für 7% deflationär bedingten Preisrückgang) andere
Auswirkungen der Deflation, wie Arbeitslosigkeit und
Absatzstockungen stark vermindert. Während der ganzen Brakteatenzeit
gab es meines Wissens auch keine Preisrückgänge, nur eine
durchschnittliche Inflation von etwa 2% im Jahr, die
wahrscheinlich auf die überhöhte Umlaufgebühr während der letzten
Zeit zurückzuführen war.
Jedenfalls gleichen die 6% die Überlegenheit des Geldes den Waren
gegenüber sicher aus und das genügt, um das Geld in Umlauf zu
halten und jede deflationäre Tendenz kann man ja spielend mit mehr
Geld ausgleichen. Vergiß nicht, Gesellgeld wird von der
Ausgabestelle kaufkraftstabil gehalten und das wird direkt auf
dem Geldschein garantiert.
Diese Garantie - und nicht mehr - wollten 1947 die Schweizer
Freiwirte übrigens durch ein Volksbegehren als gesetzliche
Verpflichtung von der Schweizer Nationalbank haben. Endresultat:
Die Nationalbank versprach dafür eine Goldwährung und die Schweizer
fielen darauf herein und wählten gegen die Kaufkraftinitiative.
Weiteres Endresultat: Seither 80% Kaufkraftverlust des"stabilen"
Schweizer Franken.
Der Oldy wird, wenn es so weit kommt, lokales Geld hier in seinem
Tal mit so einer Garantie versehen und es wird ihm spielend leicht
fallen, sie einzuhalten, genau so wie es dem Bürgermeister von
Wörgl nicht schwer fiel sein Geld sogar pari mit dem Schilling
7% mehr wert werden zu lassen.
Wie, steht alles auf meiner Webseite. Ich mache kein Geheimnis
daraus. Keine Deflation und keine Inflation, garantiert!
Dummerweise wirkt leichte Inflation wie Umlaufsicherung und hält
das Bargeld auf dem Markt und darum gab es bisher seit dem Krieg
keinen Freiraum für Gesellgeld. Ich rechne aber, daß sich das bald
ändern wird. Einen weiß ich, der dann blöd schauen wird.
Hast du übrigens gehört, daß"velocity control of money" in den
höchsten WiWigremien diskutiert wird? Das ist Umlaufsicherung!
Nicht daß ich da große Hoffnung habe, obwohl ich da auch meine
Finger drinnen habe. Die WiWi hinkt immer hinterher.
Na, hoffentlich lesen die das nicht und da das viel länger
geworden ist, als ich wollte. Ende. Oldy
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