Oldy
09.03.2001, 02:52 |
Oldystunde - für Goldbugs Thread gesperrt |
Heute will ich einmal über Gold reden, weil darüber ja alle in diesem Forum gerne hören wollen. Fast jeder hier hofft, daß es endlich mindestens 500 Dollar wert wird oder noch besser 3,000. Allerdings hätte das wenig Sinn, wenn man dann, übertrieben gesagt, nur mehr eine Packung Zigaretten für 1000 Dollar bekommt.
Genauer gesagt, der Dollar sollte aber schon seine Kaufkraft behalten, nicht wahr?
Halten wir diesen Gedanken einmal fest.
Nun stellt sich die Frage, ob es möglich sein kann, daß Gold auf Dauer so viel teurer werden kann, während der Dollar sonst seine Kaufkraft behält. Gegenüber dem Gold hat er sie dann ja klarerweise verloren. Wenn wir die Goldspekulation 1971 bis 1980 betrachten, können wir sehen, daß damals der Dollar zwar auch im Allgemeinen eine Kaufkrafteinbuße erlitt aber die war in keinem Verhältnis. Die sogenannte Goldkonstante schien da für kurze Zeit durch Spekulation außer Kraft gesetzt. Wohl bemerkt, für kurze Zeit. So etwas könnte natürlich auch heute wieder passieren. Für kurze Zeit. Aber diese Goldkonstante hat einen Goldstandard zur Voraussetzung und ohne den wird die Sache kitzlich.
Dann kommen Marktkräfte ins Spiel, welche sich dem Einfluß von Spekulation entziehen. Ein im Verhältnis zu anderen Preisen hoher Goldpreis würde Goldminen profitabel machen, die heute still liegen und deren Angebot würde den Preis drücken, denn es ist immer so und eine Binsenweisheit, daß jeder Preis durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Er steigt mit erhöhter Nachfrage und er sinkt mit erhöhtem Angebot, er sinkt bei nachlassender Nachfrage, wenn das Angebot nicht auch gleichzeitig sinkt.
Angebot und Nachfrage sind dabei nicht immer voll flexibel und das muß man natürlich auch bedenken. Es gibt da z.B. ein relativ fixes Goldangebot von Minen, wo Gold ein „Nebenprodukt“ von Kupfer- oder Silbererzen ist.
Ähnlich ist es auch mit der Nachfrage. Nur ist die gerade bei Gold im Wesentlichen davon abhängig, ob Gold als Währungsmetall verwendet wird. Die Nachfrage für Goldzähne ist relativ gering und die Nachfrage nach Goldschmuck ist auch durch seinen Prestigewert bestimmt. Weil es viel wert ist, wird es nachgefragt und weil es nachgefragt wird ist es viel wert.
Bei Silber ist es ähnlich, Tafelsilber hat nur Prestigewert. An Gebrauchswert ist Edelstahl weit überlegen.
Halten wir also einmal fest. Alle Preise, die nicht vom Staat fixiert werden, richten sich nach Angebot und Nachfrage. Der Löwenanteil der Nachfrage nach Gold ist der für es als Währungsmetall.
Der Goldpreis hängt also vor allen von seiner Akzeptanz als Währungsmetall ab. Jetzt stellt sich die Frage. Werden und können viele Staaten Gold als Währungsmetall akzeptieren, wenn es 500 oder gar 3000 Dollar kostet? Die Frage stellen, heißt sie verneinen, denn sie können sich eine Goldwährung nicht einmal beim jetzigen Goldpreis unter 300 Dollar leisten. Frankreich im wesenlichen hat den billigen 36 Dollarpreis damals benützt um amerikanisches Gold zu kaufen und hat damit die Freigabe des Goldpreises erzwungen, der auf einen zu niedrigen Preis des Goldes fixiert war. Das konnte es sich leisten, weil der Preis niedrig war. 300 Dollar hätten sie damals nicht zahlen können.
Ich fürchte daher, daß die Hoffnungen auf einen dauerhaft hohen Goldpreis Luftschlösser sind. Die Gefahr, daß Gold gerade wenn es im Preis steigt, völlig aus den Währungsüberlegungen ausgekoppelt wird und damit die Nachfrage danach entscheidend geringer wird und damit sein Preis, ist sehr real und dazu gebraucht es nicht einmal der Einführung einer Währung, die ohne Gold stabil bleiben kann.
Sollte das aber passieren, dann ade hoher Goldpreis für immer. Dann ist auch sein heutiger Preis nicht mehr gerechtfertigt und ein Goldpreis von 20 Dollar, wie vor gar nicht so langer Zeit, liegt auch im Bereich der Möglichkeit.
Ich will die Goldbugs hier ja nicht schrecken. Der Zeitpunkt dafür liegt wahrscheinlich noch ein paar Jahre in der Zukunft, aber man kann nie wissen.
Momentan kaufen zwar die Amerikaner alles Gold, welches ihnen angeboten wird für 42 Dollar auf, wobei ich denke, daß es da wohl kaum Verkäufer gibt. Sollte aber tatsächlich der Weltmarktpreis darunter gehen, werden sie das sicher nicht mehr tun. Eine 100% sichere Untergrenze ist das also auch nicht.:-)
Ich möchte auch die Zeiten nicht mehr erleben, wo man für ein Pfund Butter oder Schweineschmalz einen Dukaten also 3.4 Gramm Feingold hergeben mußte, denn dann landet womöglich das ganze Forum bei mir oder Baldur.
Baldur würde mir da besonders leid tun, denn er ist nicht so weit vom Schuss wie ich. Ich fürchte, der würde dann abhauen und auch bei mir landen. Er wird verstehen, daß ich deshalb in unserer beiden Interesse das schreibe, damit vielleicht
einige mehr unseren Beispiel folgen und uns nicht später auf die Pelle rücken müssen. So gern ich sie habe, aber das wäre zu viel., meint der Oldy
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Diogenes
09.03.2001, 13:53
@ Oldy
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Re: Oldystunde - für Goldbugs |
Hi Oldy,
Daß Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, ist klar.
>Weil es viel wert ist, wird es nachgefragt und weil es nachgefragt wird ist es viel wert.
Wieso sollte sich das ändern? - Gleiches könnte man auch über Luxusgüter sagen. ;-)
Alles hat nur den"Wert", den man ihm beimißt, kein Ding hat einen objektiven"Wert", einen Wert an sich. Bei Waren wird diese individuelle Wertschätzung auf dem Markt dann als Preis ausgedrückt, dan man zu zahlen bereit ist."Preis" ist objektiv,"Wert" ist immer subjektiv,
>Bei Silber ist es ähnlich, Tafelsilber hat nur Prestigewert. An Gebrauchswert ist Edelstahl weit überlegen.
Silber hat enorm viele Anwendugnsmöglichkeiten, nicht nur als Tafelsilber.
>Halten wir also einmal fest. Alle Preise, die nicht vom Staat fixiert werden, richten sich nach Angebot und Nachfrage. Der Löwenanteil der Nachfrage nach Gold ist der für es als Währungsmetall.
Als Währung haben wir es ja nicht. Was nachgefragt wird ist der sichere Hafen"Gold" in Zeiten der Finanzkrisen.
>Der Goldpreis hängt also vor allen von seiner Akzeptanz als Währungsmetall ab.
s.o. Es wird als"wertvoll" angesehen, das ist Fakt.
Was wäre ein Ferrari wert, den niemand will? Null und nichts.
>Jetzt stellt sich die Frage. Werden und können viele Staaten Gold als Währungsmetall akzeptieren, wenn es 500 oder gar 3000 Dollar kostet? Die Frage stellen, heißt sie verneinen, denn sie können sich eine Goldwährung nicht einmal beim jetzigen Goldpreis unter 300 Dollar leisten.
Aber nein. Bei einem Goldstandard werden pro Unze einfach so und soviele Dollar ausgegeben. Die zu drucken ist wirklich kein Problem, das bisserl Papier und Farbe könnten wir uns locker leisten.
>Frankreich im wesenlichen hat den billigen 36 Dollarpreis damals benützt um amerikanisches Gold zu kaufen und hat damit die Freigabe des Goldpreises erzwungen, der auf einen zu niedrigen Preis des Goldes fixiert war. Das konnte es sich leisten, weil der Preis niedrig war. 300 Dollar hätten sie damals nicht zahlen können.
Die Amis hatten mehr Geld/Kredit erzeugt, als sie Gold zur Deckung hatten - something for nothing - der Fehler lag bei den Amis. Die Franzosen haben den Braten gerochen und ihre Zettel in Hartwärung umgetauscht, sie wollten sich halt nicht"abziehen" lassen. Sie waren nebenbei (sind?) mit dem Dollar als Leitwährung nie ganz glücklich, was ein Punkt für die Entscheidung gewesen sein mag.
Der festgesetzte Goldstandard war 42,44$ pro Unze, wenn ich mich nicht irre.
>Ich fürchte daher, daß die Hoffnungen auf einen dauerhaft hohen Goldpreis Luftschlösser sind. Die Gefahr, daß Gold gerade wenn es im Preis steigt, völlig aus den Währungsüberlegungen ausgekoppelt wird und damit die Nachfrage danach entscheidend geringer wird und damit sein Preis, ist sehr real und dazu gebraucht es nicht einmal der Einführung einer Währung, die ohne Gold stabil bleiben kann.
Wir können uns Gold zu jedem Papiergeldpreis leisten, s. o.
Die"Währung die ohne Gold stabil bleiben kann" ist nicht zufällig Freigeld, oder? ;-) Wenn ja, erklär mir mal, wie die Zinsen negativ bleiben sollen, wenn die Nachfrage nach Krediten größer als das Angebot an Ersparnissen ist? -"Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis", richtig?
>Sollte das aber passieren, dann ade hoher Goldpreis für immer. Dann ist auch sein heutiger Preis nicht mehr gerechtfertigt und ein Goldpreis von 20 Dollar, wie vor gar nicht so langer Zeit, liegt auch im Bereich der Möglichkeit.
Wann war Gold bei 20 $?
>Ich möchte auch die Zeiten nicht mehr erleben, wo man für ein Pfund Butter oder Schweineschmalz einen Dukaten also 3.4 Gramm Feingold hergeben mußte, denn dann landet womöglich das ganze Forum bei mir oder Baldur.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis - in dem Beispiel den nach Butter.
Wenn es wenig Butter gibt, steigt der Preis. Hohe Preise wiederum verringern die Nachfrage und stimulieren zugleich die Produktion, da sie hohe Renditen versprechen -> Preis sinkt wieder.
>Baldur würde mir da besonders leid tun, denn er ist nicht so weit vom Schuss wie ich. Ich fürchte, der würde dann abhauen und auch bei mir landen. Er wird verstehen, daß ich deshalb in unserer beiden Interesse das schreibe, damit vielleicht
>einige mehr unseren Beispiel folgen und uns nicht später auf die Pelle rücken müssen. So gern ich sie habe, aber das wäre zu viel., meint der Oldy
Du bist nicht allein, auch in Europa gibt es Land.
Gruß
Diogenes
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nereus
09.03.2001, 14:11
@ Diogenes
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Re: Oldystunde - für Goldbugs |
Hallo Diogenes!
Oldy schrieb: Jetzt stellt sich die Frage. Werden und können viele Staaten Gold als Währungsmetall akzeptieren, wenn es 500 oder gar 3000 Dollar kostet? Die Frage stellen, heißt sie verneinen, denn sie können sich eine Goldwährung nicht einmal beim jetzigen Goldpreis unter 300 Dollar leisten.
Du schreibst: Aber nein. Bei einem Goldstandard werden pro Unze einfach so und soviele Dollar ausgegeben. Die zu drucken ist wirklich kein Problem, das bisserl Papier und Farbe könnten wir uns locker leisten.
Genauso ist es auch. Die Aktivseite der Notenbanken würde sich herrlich verlängern lassen. d. hat oft genug darauf hingewiesen.
Das Problem ist eher die ungleiche Goldverteilung.
Aber die Goldnummer muß nicht ganz ausgeschlossen werden.
Wenn sich G7 oder G8 bez. Gold einigen sollten hat der Rest der Welt eh keine Chance. Das wäre das große Ding schlechthin und dottore kriegt den Wirtschaftsnobelpreis weil er die Idee dazu hatte.
Oldy: Frankreich im wesenlichen hat den billigen 36 Dollarpreis damals benützt um amerikanisches Gold zu kaufen und hat damit die Freigabe des Goldpreises erzwungen, der auf einen zu niedrigen Preis des Goldes fixiert war. Das konnte es sich leisten, weil der Preis niedrig war. 300 Dollar hätten sie damals nicht zahlen können.
Du: Die Amis hatten mehr Geld/Kredit erzeugt, als sie Gold zur Deckung hatten - something for nothing - der Fehler lag bei den Amis. Die Franzosen haben den Braten gerochen und ihre Zettel in Hartwärung umgetauscht, sie wollten sich halt nicht"abziehen" lassen.
Den Braten gerochen - besser kann man es nicht sagen.
Finanzminister Rueff und de Gaulle wußten, daß die Vereinbarungen von Bretton Woods ausgehölt werden.
Und dann hat man eben die Konsequenzen gezogen und das Gold an einen sicheren Ort verbracht.
Nixon war dann auch konsequent.
Aber das ist ja alles schon x-mal geschrieben worden.
mfG
nereus
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