Die Baisse an der Nasdaq dürfte angesichts überrissener Bewertungen und erstaunlich guter Stimmung noch nicht vorbei sein.
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'Wie weiter an der Nasdaq?' fragte Stocks in der Titelgeschichte vom 8. Dezember (vergleiche Heft 49/00) und gab bei einem Nasdaq-Stand von dazumals 2917 Punkten die klare Antwort: 'Auf Grund der fundamentalen Daten steht den meisten Technologietiteln noch ein weiter Weg nach unten bevor.'
Dieser pessimistische Schluss drängte sich angesichts der wahnwitzigen Bewertungen, fragwürdigen Buchhaltungspraktiken und der ungebrochenen Spekulationswut an der Nasdaq geradezu auf. Bei der Analyse der Marktstimmung ergab sich zudem eindeutig, dass sich die Basisse dazumals erst Phase 1, der Leugnung, befand (siehe unten). Anlagestrategen propagierten ein 'Soft Landing' der US-Wirtschaft und betonten, es gäbe nun eine gute Gelegenheit, günstig bei Top-Tech-titeln einzusteigen.
Heute sieht die Lage etwas anders aus, zumindest was die Stimmung am Markt angeht. Das Gerede von der optimalen Kaufgelegenheit hat doch deutlich abgenommen. Defensive Aktien und sogar Obligationen geniessen wieder vermehrt die Aufmerksamkeit der Investoren. Gleichzeitig streitet auch der letzte Berufsoptimist die Tatsache nicht mehr ab, dass sich die Nasdaq in einer Baisse befindet.
Damit befindet sich der Markt aber erst in Phase 2, der Akzeptanz. Die für einen Boden in einer Baisse typische Panikstimmung ist auch heute noch weit und breit nicht zu erkennen. Eine erst kürzlich publizierte Umfrage unter Grossinvestoren ergab sogar, dass der Anteil der Optimisten sich auf einem Mehrjahreshoch befindet.
Auch auf der fundamentalen Seite sieht die Lage weiterhin düster aus. Die Kurse der Nasdaq-Titel sind zwar seit Dezember nochmals deutlich heruntergekommen - die Gewinnaussichten aber ebenfalls. Die Bewertung der meisten Nasdaq-Titel ist deshalb in Relation zu ihren Gewinnperspektiven weiterhin schwindelerregend.
Sowohl Fundamentaldaten wie Marktstimmung sprechen folglich dafür, dass der Boden auch heute bei einem Indexstand von rund 2150 Punkten noch lange nicht erreicht ist. Anleger sollten entsprechend handeln und nur äusserst selektiv Nasdaq-Titel kaufen.
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Phasen einer Baisse
Phase 1: Leugnung
Zu Beginn spricht nie jemand von einer Baisse. Der Einbruch wird als 'gesunde Korrektur' abgetan, alle reden von Kaufgelegenheiten. Fondsmanager und Privatanleger betonen ihren langfristigen Anlagehorizont und dass sie die Chance zum Nachkaufen nutzen werden. Die Kurse fallen dessen ungeachtet weiter. Diese Phase konnte seit dem ersten Wanken des Nasdaq im März bereits hautnah beobachtet werden.
Phase 2: Akzeptanz (jetzt!)
Geht es weiter runter, wird irgendwann die Baisse als Tatsache hingenommen. Anlageberater geben Durchhalteparolen aus und verweisen darauf, dass sich die Börse noch jedes Mal erholt habe. Alternative Anlagen sind wieder der Beachtung wert.
Phase 3: Kapitulation
Abgeschlossen ist eine Baisse aber erst, wenn die Masse der Investoren kapituliert. Nachdem sie lange trotz fortschreitendem Kurszerfall durchgehalten hat, wirft sie irgendwann doch noch das Handtuch. 'Rette sich, wer kann', lautet die Parole im finalen 'Sell-Off', in dem nochmals Titel in grosser Menge auf den Markt geworfen werden. 'Nie wieder Aktien!', schwören sich die gebrannten Anleger und entdecken ihre Liebe für sichere Obligationen und das gute alte Sparbuch neu.
Puh das war's! Fertig geschrieben, hoffe, dass es nicht allzu viele Fehler hat.
Alles uns bekannte Dinge, aber trotzdem sehr empfehlenswert zu lesen!
Gruss
Frank
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