dottore
29.06.2000, 12:01 |
UMTS - oder wie steigere ich richtig? Kleine Einführungskunde Thread gesperrt |
Das folgende ist wichtig für alle Staatsbürger, Steuerzahler, Telekom-Aktionäre (und für jeden anderen, wachsamen Zeitgenossen auch!
Über die Kurse für Handy-Lizenzen per (potentiellen oder aktuellen) User müssen wir uns nicht ernsthaft unterhalten. Die werden von keinem Markt der Welt wieder reingespielt werden können (siehe JüKüs Posting weiter unten).
Bevor die noch verbliebenen 8 (oder ist schon wieder einer raus?) Bieter bzw. die"wahrscheinlich sechs", die übrige bleiben, sich um Kopf und Kragen bieten, darf ich als Auktions-Profi mit jahrzehntelanger Erfahrung folgenden Grundkurs zum Thema"Wie steigere ich richtig?" zum besten geben:
1. Prüfen, ob es einen"unbekannten" weiteren Bieter geben kann. Zum Beispiel kennen die Auktionshäuser zumindest schon die schriftlich vorab gegebenen Maximalgebote. Manchmal reizen sie diese aus, indem sie einen"Schattenbieter" in den Saal setzen oder per Telefon"mitbieten" lassen, bis das Limit erreicht ist (oder knapp darunter). Auch Auktionen, bei denen der Auktionator"gegen die Wand bietet", also auf einen gar nicht existenten Bieter"irgendwo im Saal" deutet, kommen vor.
Dies dürfte bei UMTS ausgeschlossen sein. Also steht die Zahl der Bieter zu Beginn der Auktion fest.
2. Legales Bieter-Kartell bilden. In der Fachsprache auch"Kippe" genannt. Geht so: Die vorhandenen Bieter setzen sich vor (!) der eigentlichen Auktion zusammen und machen eine Vorab-Auktion untereinander. Darin enthält dann den Zuschlag, wer am höchsten bietet (wobei niemand erfahren kann, wie weit er evtl. noch gegangen wäre).
In der eigentlichen Auktion bietet dann nur der Bieter, der in der Vorab-Auktion den Zuschlag bekommen hat. Die anderen bieten n i c h t. Logischerweise ist der Zuschlagspreis dann der allerniedrigst denkbare (normalerweise in den Auktionsbedingungen als"Schätzpreis abzüglich xx %" definiert). Diesen Betrag zahlt dann der Bieter, der die Sache (das Recht, die Lizenz usw.) bekommen hat.
3. Ausgleich in cash. Die in der Vorab-Auktion unterlegenen Interessenten erhalten vom erfolgreichen Bieter (= dann Käufer) anschließend eine Ausgleichszahlung. Die kann verschieden vereinbart werden, z.B. Zuschlagspreis in der Vorab-Auktion minus Zuschlagspreis in der tatsächlichen Auktion. Das ganze in Form einer vorher vereinbarten Prozentzahlung (meist 20, max. 50 %), die dann - je nach Vorab-Vereinbarung - auf die aufgeteilt wird, die leer ausgegangen sind, die aber sowieso leer ausgegangen wären und jetzt für ihren Verzicht, bei der tatsächlichen Auktion aufzutreten und den Zuschlag in die Höhe zu treiben, wenigstens eine Cash-Zahlung mit nach Hause nehmen dürfen.
Jetzt zur Rechtslage. Die einschlägigen Gesetze, über deren Einhaltung das Bundeskartellamt wacht, bieten keinerlei Handhabe gegen dieses Vorgehen. Denn erstens ist der Geschädigte selbst ein Monopolist, was bereits ein Verstoß gegen das Gesetz darstellt, überdies die Versteigerung von Monopol-Tatbeständen sittenwidrig ist.
Zweitens haben die Gesetz zum Schutz des Wettbewerbs ausschliesslich den Verbraucher (als Nachfrager bzw. Endabnehmer) im Auge und sind auf keinen Fall Gesetze zur Erleichterung der Maximierung von Monopolprofiten.
Drittens ist das von Eichel vorgesehene Verfahren nichts anderes als die Versteigerung eines Hoheitsrechts zum Zwecke der Erzielung von Staatseinnahmen, also eine klassische Einmal-Steuer, die in jedem Fall durch die Parlamente, in diesem Fall Bundestag und Bundesrat gehen müßte.
Ausserdem kann auch nicht von einem schädigenden Eingriff in das Eigentumsrecht des Staates, in diesem Fall der Nutzung von UMTS-Lizenzen gesprochen werden, da der Staat diese Lizenzen ja unschwer behalten und selber nutzen, also entsprechende Infrastrukturen aufbauen kann (genauso wie die Firmen, die UMTS-Lizenzen erhalten es anschließend auch tun müssten).
Das noch mögliche Gegenargument des Staates, er könne die Lizenzen gar nicht selber nutzen, zieht schon allein deshalb nicht, weil der Staat in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen hat, dass er sehr wohl solche Rechte in Form von Staats- oder Regiebetrieben zu nutzen in der Lage war.
Die Post war bekanntlich jahrzehntelang im Besitz des Telekommunikations-Monopols, aus dem sich inzwischen die bekannte Telekom AG entwickelt hat. Oder platt ausgedrückt: Der Staat weiß selbst am allerbesten, wie er mit Hilfe von Telefongebühren Geschäfte machen kann.
Schliesslich kann der Staat die UMTS-Lizenzen (einzeln oder gebündelt) auch in eine staatseigene AG überführen, deren Anteile dann über die Börse plaziert werden können. Anschließend kann dann die privatisierte UMTS AG ihrerseits die Lizenzen nach Herzenslust versteigern. Dass die private UMTS AG (sofern sie alle Lizenzen erhält) natürlich wegen ihrer Monopolstellung sofort das Kartellamt im Hause hat, versteht sich von selbst. Deshalb könnte es auch nur die 4 bis 6 UMTS-Lizenzen, als Rechtsgut eingebracht in AGs, geben.
Ich bin nun wirklich kein Prozesshansel, aber wenn die Telekom tatsächlich in offener Auktionsschlacht für die UMTS-Lizenzen völlig sinnlos Milliarden ausgibt, werde ich gegen das Unternehmen gerichtlich vorgehen. Leider muss ich mir dazu vorher T-Aktien kaufen, aber vielleicht haben sie sich bis zur Auktion nochmal halbiert und dann sind meine Anwaltkosten ohnehin ein Vielfaches von dem, was ich für die paar Papierfetzen hinlegen musste.
Ich bitte auch zu beachten, dass unser Handelsrecht die sog."Selbstkontraktion" ausdrücklich verbietet: Käufer und Verkäufer dürfen nicht ein und dieselbe Person sein bzw. - sich daraus ergebend - die selben wirtschaftlichen Interessen haben. Da Eichel nach wie vor der alles bestimmende Hauptaktionär der Telekom ist und zugleich Versteigerer und damit Kontraktpartner der Telekom, falss diese den Zuschlag erhalten sollte, ist der Zuschlag von vorneherein nichtig.
So einfach kann es sich auch der deutsche Staat inzwischen nicht mehr machen.
Und noch ein Nachtrag: Sämtliche Verfahren, die gegen das oben dargestellte System der"Kippe" angestrengt wurden, sind abgewiesen worden, da es sich - was auch sofort einleuchtet - nicht um"Preisabsprachen" gehandelt haben konnte, da jede Preisabsprache einen konkreten"Preis" voraussetzt, ein Auktionsverfahren diesen aber naturgemäß ex ante nicht definieren kann.
"Verhaltensabsprachen" (biete ich überhaupt oder nicht?) darf jedermann nach Herzenslust mit jedem anderen treffen. Das gilt übrigens auch für die im"Kippe"-Verfahren vorab vereinbarte prozentuale Aufteilung, weil niemand ex ante sagen kann, auf welche Summe sich die Prozente beziehen werden, falls der Zuschlag überhaupt zustande kommt.
d.
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Luschi
29.06.2000, 12:34
@ dottore
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Re: UMTS - oder wie steigere ich richtig? Kleine Einführungskunde |
>Über die Kurse für Handy-Lizenzen per (potentiellen oder aktuellen) User müssen wir uns nicht ernsthaft unterhalten. Die werden von keinem Markt der Welt wieder reingespielt werden können.
Ich denke, dass es um das reinspielen über die Gebühren gar nicht geht. Alle Unternehmen in dem Markt ohne UMTS sind doch wohl Übernahmekandidaten(Null Zukunftsperspektive - der Druck auf die Margen in den"Altmärkten" steigt doch wohl noch. Ein Unternehmen ohne UMTS ist doch wohl ein Witz ohne Pointe.)
Die Investitionen in UMTS lassen sich JETZT absetzen - siehe Diskussion zu den erwarteten Steuerausfällen.
Der Punkt mit der Kippe: Wenn ich daran zweifeln würde eine Lizenz zu bekommen, würde ich meine Konkurrenten so hoch treiben wie es nur geht, um sie dadurch zu belasten. Den kleinen 20%-Trostpreis würd ich mir schenken.
Ich würde allerdings sofort die Kippe mitmachen, wenn nächsten und übernächsten Monat wieder das Gleiche zur Versteigerung stände.
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dottore
29.06.2000, 13:00
@ Luschi
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Re: UMTS - oder wie steigere ich richtig? Kleine Einführungskunde |
>>Über die Kurse für Handy-Lizenzen per (potentiellen oder aktuellen) User müssen wir uns nicht ernsthaft unterhalten. Die werden von keinem Markt der Welt wieder reingespielt werden können.
>Ich denke, dass es um das reinspielen über die Gebühren gar nicht geht. Alle Unternehmen in dem Markt ohne UMTS sind doch wohl Übernahmekandidaten(Null Zukunftsperspektive - der Druck auf die Margen in den"Altmärkten" steigt doch wohl noch. Ein Unternehmen ohne UMTS ist doch wohl ein Witz ohne Pointe.)
Na klar. Trotzdem ist die"Kippe" der einzig mögliche Weg aus dem Dilemma, wenn ich einem Monopolisten mit Konkurrenten gegenüber sitze. Bei einem Monopol auf beiden Seiten (Mopolist-Monopsonist) kommt logischerweise überhaupt kein Preis zustande. Das wäre noch viel besser. Auf normalen Auktionen wird dann das Auktionsgut"zurückgezogen".
Nehmen wir also an, das Bieter-Kartell steht und die Telekom bleibt übrig. Dann bietet sie für die das gesamte UMTS-Paket 10 Mark. Und wenn das nicht akzeptiert wird, verlässt der Bieter hohnlachend den Raum. Das wäre schon mal allein die Lektion wert, die dem Staat damit erteilt würde.
Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, ein Monopolgut unters Volk zu bringen: Windhundverfahren (first come, first serve); Losverfahren; konditioniertes Verfahren (Monopolist wird am net beteiligt, der sich bei Minimal-UMTS-Preis dann wohl doch ergeben würde), usw.
>Die Investitionen in UMTS lassen sich JETZT absetzen - siehe Diskussion zu den erwarteten Steuerausfällen.
Lizenzen werden steuerlich niemals im Jahr der Übernahme absetzbar sein können. Das gibt's in keinem Steuerrecht der Welt. Vielleicht haben Sie die Bilanz mit der G + V verwechselt? Die Ausgaben für Lizenzen müssen zunächst voll aktiviert werden, den Zeitrahemn für deren"Abschreibung" muss man dann mit den Betriebsprüfern aushandeln, falls nicht gleich Parallel-Fälle, z.B. Kauf von Patenten o.ä. angewandt werden.
>Der Punkt mit der Kippe: Wenn ich daran zweifeln würde eine Lizenz zu bekommen, würde ich meine Konkurrenten so hoch treiben wie es nur geht, um sie dadurch zu belasten. Den kleinen 20%-Trostpreis würd ich mir schenken.
Davon habe ich ja eh nix, weil ich ohne UMTS - siehe Ihr Obiges - eh keien Zukunft habe. Dann muss ich mir entweder andere"Geschäftsfelder" suchen, wie es so schön heißt (wobei mir jede Form von Cash willkommen ist), oder ich konstruiere die Kippe eben so um, dass statt Cash Aktien gegeben werden; dann wäre der Unterlegene auch am - sich durch Minimal-UMTS-Preis ergebenden - Erfolg des Winners beteiligt. Das Hochtreiben à tout prix"als solches" zielt auf den Konkurs des Siegers ab. Darauf zu spekulieren ist gefährlich, zumal ich garantiere, dass im Fall, es ginge um die Telekom, dann der Hauptaktionär nachlegt, nicht nur in dieser Funktion, sondern auch als Allein- und Groß-Sich-Sorger um Arbeitsplätze etc.
>Ich würde allerdings sofort die Kippe mitmachen, wenn nächsten und übernächsten Monat wieder das Gleiche zur Versteigerung stände.
Ich kann nur sagen, dass dies meiner Erfahrung widerspricht. Gerade bei sog."Unikaten" habe ich nur Kippen beobachtet. Sonst wäre die halbe Welt schon pleite.
Gruß
d.
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Freddy
29.06.2000, 13:03
@ dottore
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Re: UMTS - oder wie steigere ich richtig? Kleine Einführungskunde |
Vielen Dank für die kleine Einführungsrunde und die damit verbundene Arbeit.
mfg
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Luschi
29.06.2000, 16:59
@ dottore
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Re: UMTS - oder wie steigere ich richtig? Kleine Einführungskunde |
Zuerst auch von mir ein Danke für die kleine Einführungskunde.
Das die Bedingung der Möglichkeit für ein Bieterkartell besteht, war mir völlig unbekannt.
>Nehmen wir also an, das Bieter-Kartell steht und die Telekom bleibt übrig. Dann bietet sie für die das gesamte UMTS-Paket 10 Mark. Und wenn das nicht akzeptiert wird, verlässt der Bieter hohnlachend den Raum. Das wäre schon mal allein die Lektion wert, die dem Staat damit erteilt würde.
Im Fall UMTS wird es aber schon allein deswegen nicht dazu kommen, weil der Staat halt Hauptaktionär der Telekom ist. Hohnlachend den Raum zu verlassen, würde in diesem Fall ja bedeuten, sich selber auszulachen
weil man sich selbst so schön in den Arsch getreten hat.
>Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, ein Monopolgut unters Volk zu bringen: Windhundverfahren (first come, first serve); Losverfahren; konditioniertes Verfahren (Monopolist wird am net beteiligt, der sich bei Minimal-UMTS-Preis dann wohl doch ergeben würde), usw.
Es gibt natürlich viele andere Möglichkeiten ein Monopolgut unters Volk zu bringen. Welche der Staat
wählen würde, hat sich ja z.B. in Spanien gezeigt(nach Ron Sommer: Schönheitswettbewerb). Mit etwas
Phantasie kann man sich die Auswahlkriterien prima vorstellen.
>>Die Investitionen in UMTS lassen sich JETZT absetzen - siehe Diskussion zu den erwarteten Steuerausfällen.
>Lizenzen werden steuerlich niemals im Jahr der Übernahme absetzbar sein können. Das gibt's in keinem Steuerrecht der Welt. Vielleicht haben Sie die Bilanz mit der G + V verwechselt? Die Ausgaben für Lizenzen müssen zunächst voll aktiviert werden, den Zeitrahemn für deren"Abschreibung" muss man dann mit den Betriebsprüfern aushandeln, falls nicht gleich Parallel-Fälle, z.B. Kauf von Patenten o.ä. angewandt werden.
Nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil ;-)
Zum Hochtreiben der Preise: Es handelt sich bei den Konkurrenten ja um starke Tk-Unternehmen oder Konsortien, die in anderen Märkten schon über UMTS-Lizenzen
verfügen oder in Zukunft als Konkurrenten um solche auftreten werden. Auch die
Telekom steigert ja in anderen Märkten jeweils als Mitglied eines Konsortiums mit.
Also wenn man ein wirklicher"2.Sieger" sein will, dann muss man den"Gewinner" ordentlich bluten lassen um ihn für die nächsten Kämpfe zu schwächen(wo er"nur" noch als Mitglied eines Konsortiums mitmischen kann). Sonst stünde man am Ende mit 10 Trostpreisen da(Kippe-System). Anders lassen sich die Preise doch
sonst gar nicht erklären. Ich bin mir sicher, dass einigen Bietern
jetzt schon klar ist, dass es nichts mit der Lizenz wird und dennoch sehr motiviert sind mitzubieten. Ich denke, dass auch jeder von den Spielern eine"Einführung in die Spieltheorie" unterm Kopfkissen liegen hat, die ihn davor bewahrt in einem Spiel dieser Art entscheidende Fehler zu machen (wie z.B.: oh, mit koordiniertem Verhalten könnten alle Spieler gewinnen - haha hahaha).
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Grit
30.06.2000, 10:20
@ dottore
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Warum liest man... |
erfährt man wichtige Dinge des täglichen Lebens auf dieser Seite immer Tage bevor es dann auch in anderen Medien zur Meldung wird?
Einsame Spitze!!!!
Hier der passende Artikel zum Thema
<ul> ~ Eichels Angst vor der Kippe</ul>
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JüKü
30.06.2000, 11:00
@ Grit
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Re: Warum liest man... |
>erfährt man wichtige Dinge des täglichen Lebens auf dieser Seite immer Tage bevor es dann auch in anderen Medien zur Meldung wird?
>Einsame Spitze!!!!
>Hier der passende Artikel zum Thema
Oder liest die FTD etwa hier?
Jedenfalls großes Lob an dottore.
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NickLeeson
30.06.2000, 13:02
@ Luschi
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Re: UMTS - oder wie man den Wert der Telekom-Branche berechnen kann |
Wo wir gerade beim Thema sind, heute steht ein hervorragender Artikel in der FTD:
<h2>Wie man den Wert der Telekom-Branchen berechnen kann</h2>
Ericsson-Chef Kurt Hellstrom hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Der Schwede meint, dass die hohen UMTS-Gebühren die Preise für Mobilfunkdienstleistungen nach oben treiben und so die Nachfrage dämpfen werden.
Der DJ-Europe-Stoxx-Index für Telekommunikationsbetreiber ist um sechs Prozent gefallen und liegt nunmehr 35 Prozent unter dem Jahreshoch. Den Technologie-Index, in dem Ausrüster wie Nokia und Ericsson gelistet sind, hat es mit einem Minus von gut sieben Prozent noch schlimmer erwischt, im Vergleich zum Jahreshoch beträgt der Rückgang hier aber nur 23 Prozent.
Dennoch bleiben beide Sektoren überbewertet, sowohl relativ zu den US-Konkurrenten als auch (und gerade) absolut betrachtet. Die Telekom-Betreiber haben immer noch einen Börsenwert von rund 1200 Mrd. Euro. Einmal angenommen, die Anbieter hätten das in den kommenden Jahren zu erwartende stürmische Marktwachstum heute schon realisiert und würden, wie jede andere Industrie auch, schließlich auf einen normalen Wachstumspfad einschwenken. Dann würde der Sektor vielleicht mit dem 25fachen der Nettogewinne bewertet.
Um 1200 Mrd. Euro wert zu sein, müssten die Unternehmen also 48 Mrd. Euro verdienen. Bei einer Steuerquote von 40 Prozent kommt das einem Bruttogewinn von 80 Mrd. Euro gleich. Geht man von 500 Millionen Einwohnern in Europa aus, entspricht das einem Bruttogewinn von 160 Euro pro Jahr und Kopf. Rechnet man mit einer Bruttorendite von 15 Prozent, wäre dafür ein Pro-Kopf-Umsatz von 1067 Euro im Jahr oder 89 Euro (174 DM) im Monat nötig - vom Säugling bis zum Greis.
Dazu kommen die Ausrüster, die mit einer Bewertung von knapp 950 Mrd. Euro fast genau so viel vom Kuchen abhaben wollen. Sicher werden wir in der Zukunft noch mehr telefonieren und viel öfter im Internet surfen. Aber wir wollen nicht dafür zahlen. Und deshalb ist das alles ziemlich optimistisch kalkuliert.
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Luschi
30.06.2000, 13:49
@ NickLeeson
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Re: UMTS - oder wie man den Wert der Telekom-Branche berechnen kann |
Die Phantasie die da drin steckt, kommt nicht vom telefonieren oder surfen.
ein paar Beispiele:
-Audio: man kann seine ganzen Musikkonserven in die Tonne kloppen, weil man sie sich jederzeit über UMTS abrufen kann. Keine CD´s mehr kaufen, sondern eine Berechtigung zum Abruf.
-Video: anstatt zur Videothek zu dackeln (wozu man oft keine Lust hat, und es dann lässt) den Film einfach aus dem Netz abrufen.
-Bildtelefonie
-PayTV
-ein riesiger Zukunftsmarkt: SPIELE
-medizinische Überwachung
-der ganze XXX-Bereich
und und und..
Alle Informationen die digital vorliegen oder sich digitalisieren lassen, lassen sich besser oder sogar überhaupt erst so vermarkten.
Und das ist nur der b2c-bereich(business to consumer). Die richtige Asche wird ja im b2b-bereich gemacht.
Meine Phantasie reicht locker aus, um auf die besagten 89 Euro im Monat zu kommen. Und nach oben ist noch viel Luft. Na schaun mer mal...
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NickLeeson
30.06.2000, 15:02
@ Luschi
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Re: UMTS - oder wie man den Wert der Telekom-Branche berechnen kann |
>Meine Phantasie reicht locker aus, um auf die besagten 89 Euro im Monat zu kommen. Und nach oben ist noch viel Luft. Na schaun mer mal...
Hallo Luschi,
ich gratuliere Dir zu dieser wahrlich üppigen Phantansie --- eine (jede!) vierköpfige käme demnach in Zukunft auf eine Telefonrechnung von lässigen DM 700 pro Monat. Aber tröste Dich, Du bist nicht der einzige mit soviel Phantasie:
<h1>ANALYSE: Lehman Brothers empfiehlt den Kauf von Telekommuniktionswerten</h1>
LONDON (AFX) - Die gegenwärtige Schwäche von Telekommunikations-Aktien ist nach Meinung der Analysten von Lehman Brothers eine günstige Gelegenheit zum Einstieg. Der Verkaufsdruck auf Telekomaktien am gestrigen Donnerstag sei übertrieben gewesen, erklärte das Finanzhaus am Freitag in London.
Die Aktien von Vodafone AirTouch fielen in London um 7,7% auf 264 Zähler. Auch die finnischen Sonera Oyj Aktien verloren 11,4%. Die Titel von Ericsson gaben um 7,8% und Nokia Oyj um 10,7% nach. Im Vormittags-Handel in London lag der Vodafone-Titel gegen 11.20 Uhr bei 262,75 GBP, dies ist ein leichtes Minus von 0,47%.
Die Analysten glauben nicht, dass hohe Ausgaben für die neuen UMTS-Lizenzen das Geschäft mit dieser Generation von Mobilfunkgeräten beeinträchtigt. Zum gegenwärtigen günstigen Preis seien Vodafone und Sonera wieder klare Kaufempfehlungen. Auch die Deutsche Bank wiederholte heute Morgen für Vodafone ihre"strong buy" Einschätzung./cg/sk/fl
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black elk
30.06.2000, 15:21
@ NickLeeson
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Re: Da sitzen wohl.. |
Lehman Brothers und insbesondere Deutsche Bank noch auf massiven positionen in Telekomtiteln. In den DB Fonds sind diese stark gewichtet. Also schnell noch eine Kaufempfehlung raus und den letzten beißen die Hunde. So werden noch ein paar Käufer für diese Titel generiert.Wann verstehen die Leute endlich, daß die Banken kein Wohltätigkeitsverein sind..
Ein erstaunter black elk
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