Im Buch „Die großen Spekulationen der Geschichte“ findet sich auf Seite 96 eine mit 1720 in England gegründeten Unternehmen bzw. Projekten, die von Anfang an betrügerische Absichten hatten. Hier die Liste:
 Pukles Schießmaschine mit Namen: die Schutzwehr. (Die Maschine sollte mit runden und eckigen Kugeln schießen und den Krieg revolutionieren).
 Gesellschaft um Hospitäler für uneheliche Kinder zu bauen.
 Gesellschaft zur Verwandlung des Quecksilbers in ein geschmeidiges und feines Metall (was wohl?, J.)
 Gesellschaft für die Umwandlung von Salz- in Süßwasser.
 Gesellschaft zu einer besseren Art, die Abtritte zu entleeren und zu reinigen.
 Gesellschaft zu einem sich ständig bewegenden Rade (perpetuum mobile).
 Gesellschaft zur Entschädigung der Herren wegen der durch die Bediensteten verursachten Schäden.
 Erdkugelscheine (Eine Spielkarte, auf der ein Stempel des Weinhauses „Zur Erdkugel“ zu sehen war. Diese Scheine sollten das Anrecht auf noch auszugebende Aktien einer Segeltuchfirma sichern).
 Eine Gesellschaft zum Handel mit Menschenhaaren.
 Gesellschaft, um die Trümmer, die an den Küsten von Irland gefunden werden, aufzufrischen.
 Gesellschaft zum Fortbringen der Seidenwürmer.
 Eine Gesellschaft zur Beschäftigung der Armen.
 Gesellschaft zu einer Unternehmung, die erst später bekanntgemacht werden sollte.
 Gesellschaft zum Einkauf einer gewissen Anzahl von großen Eselhengsten aus Spanien.
 Gesellschaft zum Ankauf verfallener Güter.
 Gesellschaft zur Verbesserung des Soldes der Seeleute.
 Gesellschaft zur besseren Heilung der venetianischen (venerischen) Krankheiten.
Die größte Spekulation im London dieser Zeit war aber die Aktie der Ostindischen Kompanie.
Eine zeitgenössische Schilderung des Aktienhandels:
„ Das Getümmel unserer Schaumschläger an der Börse ist diese Woche so groß gewesen, daß es alle bisher gekannten Ausmaße übertraf. Es war nur noch ein Rennen von einem Kaffeehaus zum anderen, von einer Taverne zur nächsten, um Aktien zu zeichnen, zu unterschreiben, ohne die Prospekte zu prüfen. Der allgemeine Ruf lautete: Laßt uns um Gottes Willen zeichnen und unterschreiben, es ist ja gleichgültig was!....“
Obwohl seither fast 300 Jahre vergangen sind, kommt einem das verdammt bekannt vor.
Interessant ist auch, daß die Aktien von John Laws „Mississippi Gesellschaft“ auf dem Höhepunkt der Spekulation (Januar 1720) ein KGV von 130 hatten und anschließen völlig zusammenbrachen. Dottore hat dazu ja etwas in der „Krisenschaukel“ geschrieben. Im Hoch kosteten die Papiere ca. 20000 Livres, um dann auf 200 Livres im September zu fallen. Law hatte ja vorher auch die horrenden Schulden des französischen Staates aufgekauft, gegen Ausgabe weiterer Aktien. Die aberwitzigen Kurse hatten eine gewaltige Inflation losgetreten, denn jetzt wurde konsumiert bis zum Exzeß. Law war ja auch Initiatior der „Banque Royale“, die massiv Papiergeld ausgab. Aktien und Papiergeld entwerten sich gleichzeitig und die Leute begannen trotz Verbot, Edelmetalle zu horten. Am Ende waren bis auf einige gewitzte Spekulanten alle pleite und Law entging nur knapp einem Lynchmord und floh nach Brüssel, später London und dann Venedig.
Ahoi!
J.
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