R.Deutsch
11.04.2001, 11:49 |
Der Münchhauseneffekt Thread gesperrt |
Unser dottore schreibt:
Außerdem ist ein gedruckte Anleihe gar nichts. Sie muss erst emittiert
und vom Publikum gekauft sein. Das dann reinströmende Geld wird zur Abdeckung der bereits vorhandenen Schulden an die Banken weiter gereicht.
Genau gegen diese Vorstellung wollte ich argumentieren, nämlich gegen die Vorstellung, dass eine Anleihe erst verkauft werden müsse, um zu Geld zu kommen. Die gängige Vorstellung ist ja, Daimler druckt eine Anleihe, bietet sie am Markt an und die Sparer holen ihr erspartes Geld aus dem Sparschwein, geben es für das Anleihepapier her und Daimler baut eine neue Fabrik für dieses, vorher in irgendwelchen Truhen aufbewahrte Geld - also die Anleihe wird gegen vorhandenes Geld eingetauscht.
Dagegen wollte ich das Argument vortragen, dass mit dem Druck der Anleihe neues Geld bereits entstanden ist. Das Geld ist mit dem Druck (mit der Verschuldung) schon in der Welt, es muss nicht erst noch Geld aus den Sparschweinen geholt und eingesammelt werden. Daimler selbst hat mit der Anleihe bereits neues Geld gedruckt. Um es mal bildlich platt zu formulieren, Daimler könnte die Bauarbeiter für die neue Fabrik genauso gut mit frisch gedruckten (kleingestückelten) Anleihen bezahlen, es ist halt nur praktischer und üblich, dieses Geld vorher in gesetzliches Zahlungsmittel zu wechseln, etwa so wie man Dollar vorher in DM wechselt, wenn man hier Bauarbeiter bezahlen will. Der Punkt ist, dass beim Verkauf einer Anleihe nicht vorhandenes Geld eingesammelt wird (gängige Vorstellung) sondern bereits vorhandenes Geld gewechselt wird (Anleihegeld in gesetzliches Geld).
Das ist im Grunde exakt der gleiche Vorgang wie bei einem Wechsel, den wir schon zig mal diskutiert haben. Mit der Unterschrift unter den Wechsel ist das neue Geld (Kreditgeld) bereits entstanden, ich kann den Wechsel schon als Geld weiterreichen. Bei der Diskontierung wird er nur in gängigere Münze gewechselt. Der Wechsel selbst ist Geld, so wie die Anleihe von Daimler bereits Geld ist und nicht erst zu Geld gemacht werden muss.
Der dottore hat ja recht, wenn er schreibt, dass Anleihen häufig zur Konsolidierung bereits vorhandener Schulden dienen, aber dann ist das gleiche Problem nur etwas vorgelagert. Das Schuldversprechen hatte vorher technisch eine andere Form (Wechsel, Kreditvereinbarung). Wenn aber ohne vorherige Verschuldung eine neue Anleihe aufgelegt wird, entsteht mit der Unterschrift unter die Anleihe neues Geld, so wie mit der Unterschrift unter einen Wechsel neues Geld entsteht. Das Geld ist also schon in der Welt, noch bevor die Anleihe verkauft wird, die Anleihe kann theoretisch mit dem durch sie selbst erzeugten Geld gekauft werden. Deshalb können jetzt immer schneller immer mehr Anleihen aufgelegt werden, die erforderliche Liquidität entsteht mit den Anleihen selbst, das ist der entscheidende Punkt.
Ich denke, dieser Punkt ist recht wichtig, für das Verständnis unseres Geldsystems und wir sollten ihn einmal ausdiskutieren.
Gruß
R.Deutsch
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I_have_a_dream
11.04.2001, 12:27
@ R.Deutsch
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Re: Der Mnchhauseneffekt - No! Reinhard. |
> Außerdem ist ein gedruckte Anleihe gar nichts. Sie muss erst emittiert > und vom Publikum gekauft sein. Das dann reinströmende Geld wird zur Abdeckung der bereits vorhandenen Schulden an die Banken weiter gereicht.
>Genau gegen diese Vorstellung wollte ich argumentieren, nämlich gegen die Vorstellung, dass eine Anleihe erst verkauft werden müsse, um zu Geld zu kommen. Die gängige Vorstellung ist ja, Daimler druckt eine Anleihe, bietet sie am Markt an und die Sparer holen ihr erspartes Geld aus dem Sparschwein, geben es für das Anleihepapier her und Daimler baut eine neue Fabrik für dieses, vorher in irgendwelchen Truhen aufbewahrte Geld - also die Anleihe wird gegen vorhandenes Geld eingetauscht.
>Dagegen wollte ich das Argument vortragen, dass mit dem Druck der Anleihe neues Geld bereits entstanden ist. Das Geld ist mit dem Druck (mit der Verschuldung) schon in der Welt, es muss nicht erst noch Geld aus den Sparschweinen geholt und eingesammelt werden. Daimler selbst hat mit der Anleihe bereits neues Geld gedruckt. Um es mal bildlich platt zu formulieren, Daimler könnte die Bauarbeiter für die neue Fabrik genauso gut mit frisch gedruckten (kleingestückelten) Anleihen bezahlen, es ist halt nur praktischer und üblich, dieses Geld vorher in gesetzliches Zahlungsmittel zu wechseln, etwa so wie man Dollar vorher in DM wechselt, wenn man hier Bauarbeiter bezahlen will. Der Punkt ist, dass beim Verkauf einer Anleihe nicht vorhandenes Geld eingesammelt wird (gängige Vorstellung) sondern bereits vorhandenes Geld gewechselt wird (Anleihegeld in gesetzliches Geld).
Reinhard,
du stellst Dich hier gegen jeden WiWiler und VWLer in dem Du Anleihengeld erfindest.
Geld ist (a)allgemeines Tauschmittel, (b)allgemeiner Wert/Preissmassstab, (c)allgemeines (gesetzliches) Zahlungsmittel.
Bargeld ist a,b,c
Buchgeld ist a,b, fast c - kann also salopp als Geld durchgehen.
Dein Anleihengeld ist weder a noch b und schon garnicht c -> KEIN GELD.
Genausowenig wie Monopolygeld, Geldbaum, Kasinogeld... Geld ist.
Gruss Ihad
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Talleyrand
11.04.2001, 12:28
@ R.Deutsch
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Re: Der Münchhauseneffekt |
Hallo, Herr Deutsch,
aufgrund Ihrer Argumentation sehe ich mich darin gestärkt, daß eine Anleihe
etwas Be-leih-ungsfähiges ist. So wie auch die Arbeitskraft des DCX-Arbeiters
geradezu klassisch etwas Beleihungsfähiges ist.
Was aber, wenn niemand im DCX-Werk bereit ist, für die Anleihe vorzu-arbeiten?
Versuchen Sie mal, an der Klümpchenbude eine Packung Zigaretten für die
Anleihe zu bekommen. Sie könnten auf hehres Unverständnis stossen.
Bargeld und und papiernes Giralgeld (Sckeck, Kreditkartenbeleg) ist da
schon etwas anderes, denke ich.
Es ist kein neues Geld, was da geschaffen wurde. Es mag Kredit sein, aber
Geld ist es nicht.
Gruss! T.
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Talleyrand
11.04.2001, 12:37
@ Talleyrand
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Jetzt haben Sie sich zu erkennen gegeben, Herr Deutsch! |
Sie beten das Geld an und wollen sagen, daß die ganze Welt nur aus Geld
und nichts anderem besteht!
Denn Ihrer Argumentation folgend ist ja selbst die Arbeitskraft Geld!
Ich kann diese doch genauso anbieten wie eine Anleihe und bekomme
- irgendetwas, und sei es freies Essen - dafür. Damit hätte ich dann
Geld geschaffen? Also alle gebrauchten Dinge in meiner Wohnung sind
Geld, weil ich sie ja verkaufen oder tauschen kann? Meine Bibel z.Bsp.
ist damit bares Geld?
Böse, böse, Herr Deutsch!
:-) ;-)
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Dimi
11.04.2001, 15:15
@ R.Deutsch
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Re: Ob Münchhausen oder nicht |
Hallo Reinhard,
wenn man einen weiten, an der Wirkung orientierten Geldbegriff hat, teilt der braingewashedte (?), furztrockene Analyst ( ;-) ) seit langem diese Auffassung. Natürlich könnte Daimler z.B. eine Immobilie direkt durch eine Anleihe an den Verkäufer bezahlen. Damit wäre neue, übertragbare Kaufkraft in der Welt.
Allerdings läßt die Geldauffassung der meisten einen derart weiten Geldbegriff nicht zu, da die Anleihe einen zinsabhängigen Kurs hat usw.. Deswegen pflege ich von 'Geld und Kredit' (in einem Zug) zu sprechen, und überlasse die Abgrenzung (in der Regel) anderen (was Du mir, erinnerlich, mal angekreidet hast).
Gruß, Dimi
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