Tobias
11.04.2001, 12:10 |
Zum Staat / Bitte um Meinungen Thread gesperrt |
***Hi,
ich möchte auf den contra-Staat-Text von dottore eingehen, da sich mir heute morgen beim Lesen der Magen umgedreht hat. Vielleicht gibt es ein paar Meinungen - würde mich über jedes statement freuen.
Hier nochmal der Text von dottore (mit Nummerierung), unten ein paar Gedanken dazu -
"Ich bin es müde, den interventionistischen Staat, der den Menschen nur Knüppel zwischen die Beine wirft statt ein funktionierendes Gemeinwesen zu garantieren (Polizei und Gerichte mit frei gewählten, jederzeit abwählbaren Leuten besetzt, siehe USA, plus einer Berufsarmee mit gewählten Kommandeuren genügen voll und ganz) noch weiter zu ertragen. Habe den deutschen Staat mit millionenhohen Steuerzahlungen lange genug subventioniert.
Und was ist das Resultat?
------
1. Eine Monopol-Notenbank, die betrügt.
2. Eine Währung, die seit 1948 drei Viertel ihres Wertes verloren hat.
3. Ein Bildungssystem, das nicht funktioniert. Schulen mit überalterten Lehrern, keine Schulbücher, die was taugen und überdies in unmöglichem Zustand sind (meine Kinder klagen jeden Tag). Universitäten, die nur ein halbes Jahr lang für ihre Kunden (= Studenten) arbeiten, usw.
4. Eine Infrastruktur, die sich mehr und mehr dem annähert, was die DDR zum Schluss geboten hat.
5. Eine permanente Umverteilung von den Fleißigen zu denen, die das System ausnutzen und immer nur meckern darüber wie ungerecht die Welt sei.
6. Eine überforderte und unterbesetzte Polizei.
7. Gerichte, die Rechtssuchende jahrelang hinhalten.
8. Ein konfiskatorisches Steuersystem, das noch konfiskatorischer werden soll (Erbschaftseuererhöhung!). Und als"Staatstheorie" on top der Halbteilungsgrundsatz des Verfassungsgerichts.
9. Eine Verschuldung, die uns allesamt in den Ruin führt.
10. Eine"repräsentative" Demokratie, deren"Volksvertreter" nichts anderes im Sinn haben als sich die Taschen zu stopfen.
11. Einen korrupten Beamtenapparat (über 3000 Fälle, die vor Gericht kommen, jedes Jahr).
Wo bitte funktioniert denn dieser"Staat"?
12. 30.000 Seiten Gesetze und Durchführungsverordnungen.
13. Eine Kleptokratie, die sich EU nennt.
14. Parteien, die sich vom Staat aushalten lassen.
15. Wieviel Minister sind allein bei Schröder ausgeschieden - und weshalb wohl? (Klimt z.B.)
Das alles können freie Bürger in einer direkten Demokratie besser regeln. Ich kenne die Schweiz.
Das sollten wir uns nicht länger gefallen lassen."
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***Der letzte Satz ist der härteste Satz in der ganzen Sequenz! Ich stimme bei allen Punkten zu, außer bei der Infrastruktur, die ich insgesamt für erheblich besser halte als die der SBZ und bei der Berufsarmee, die ich mir für Deutschland nur schwer vorstellen kann. Viel wichtiger aber:"NICHT LÄNGER GEFALLEN LASSEN" - Was heißt das? WAS TUN? WIE aktiv werden? Auswandern? Das kann nicht jeder mal einfach so! Rebellieren? Organisierten Widerstand leisten? Der FDP beitreten? Oder besser auch Beamter werden? Was macht ein Student konkret, der sein Studium beginnt und WEIß, dass seine bevorstehende"Ausbildung" Bullshit ist und er dem 'System' ausgeliefert ist und was macht ein Selbständiger, der kaum noch klar denken kann, weil er die Belastungen nicht mehr packt? Was machen denn die verängstigten Rentner bzw. was könnten sie machen? Und die jungen Leute, die wissen, dass sie NIX mehr aus irgendeinem Topf bekommen, sondern deren zukünftiges Lebenseinkommen und das ihrer Kinder per Staatsschulden bereits heute verfrühstückt ist? Hasch rauchen, Drogen nehmen, zu einer Sekte gehen, verdrängen? Wissend oder unwissend resignieren und die Krise in Ruhe abwarten? Flüchten oder dableiben? Oder alles ganz relaxed sehen und erkennen, dass es am besten ist, (für sich) so fröhlich weiterzumachen wie bisher und der kommenden Entwicklungen mit großer innerer Gelassenheit entgegenzusehen?
Aufgewühlten Gruß,
Tobias
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almoehi
11.04.2001, 12:33
@ Tobias
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Re:"SBZ" was ist das, und was hast Du gegen Hanf??? (owT) |
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PuppetMaster
11.04.2001, 12:41
@ Tobias
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der staat das sind wir |
und das volk sowieso ;)
eine künstliche trennung in"volk" und"politik" dient nur dazu um die menschenmassen leichter zu manipulieren, ist nur eine illusion von"oben" und"unten", bestimmer und bestimmte.
dottores 'angriff' auf den statt ist sehr einseitig, er stellt nur negative entwicklungen dar - er hat also den staat noch nicht begriffen?
man darf aber nicht vergessen, dass der staat der garant für so ziemlich alles ist, was die freie marktwirtschaft ausmacht. ich möchte hier nur die eigentumsgarantie, die rechtssicherheit und die internationalen organisationen (WTO etc) anführen.
ohne modernen staat wären wir noch im tiefsten mittelalter und hätten eine offen sozialdarwinistische situation.
zur enthortung: meiner meinung nach sollte die erbschaftsteuer 100% betragen - nur so können wir über generationen chancengleichheit bewahren (oder wieder herstellen).
zu den renten: nicht unsere organisation (staat) ist schuld, sondern die entwicklung der altersstruktur d. bevölkerung - also unsere fortpflanzungsbereitschaft. mit immer weniger einzahlern und immer mehr beziehern kann kein system auf dauer funktionieren - sei es nun zivilisiert oder anarchistisch oder was auch immer.
ansonsten muss ich noch die bemerkung loswerden, dass das deinteresse der bürger an ihrem staatswesen (egoismus), mangelnde bereitschaft zur mitarbeit, entsolidarisierung und der rückzug ins private die negativen antwicklungen im staatswesen nur fördert, wenn nicht sogar viele davon verursacht.
nicht ganz klar wird, ob der dottore nun einen starken staat (polizei einsatzfähiger machen, effiziente gerichtsbarkeit etc) oder gar keinen will.
nur die verschuldung scheint ja nicht das problem zu sein?
gruss
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I_have_a_dream
11.04.2001, 12:45
@ Tobias
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Re: Zum Staat / Bitte um Meinungen - Hier zum weiterleiten an den MAD |
>***Hi,
>ich möchte auf den contra-Staat-Text von dottore eingehen, da sich mir heute morgen beim Lesen der Magen umgedreht hat. Vielleicht gibt es ein paar Meinungen - würde mich über jedes statement freuen.
>Hier nochmal der Text von dottore (mit Nummerierung), unten ein paar Gedanken dazu -
>"Ich bin es müde, den interventionistischen Staat, der den Menschen nur Knüppel zwischen die Beine wirft statt ein funktionierendes Gemeinwesen zu garantieren (Polizei und Gerichte mit frei gewählten, jederzeit abwählbaren Leuten besetzt, siehe USA, plus einer Berufsarmee mit gewählten Kommandeuren genügen voll und ganz) noch weiter zu ertragen. Habe den deutschen Staat mit millionenhohen Steuerzahlungen lange genug subventioniert.
>Und was ist das Resultat?
>------
>1. Eine Monopol-Notenbank, die betrügt.
Sie muss die Gelstabilitaet und der Wirtschaft rechnung tragen, daher muss sie mit etwas Inflation die Waehrung in Gang halten -> hat sie sehr lange ordentlich gemacht (so weit es ihr ihre Mittel zuliessen).
Wir hatten das letzte und vorletzte Jahrhundert keine annaehernd lange stabile Wirtschaftsperiode.
>2. Eine Währung, die seit 1948 drei Viertel ihres Wertes verloren hat.
Siehe 1 - Ist ohne Freigeld nicht anders machbar.
>3. Ein Bildungssystem, das nicht funktioniert. Schulen mit überalterten Lehrern, keine Schulbücher, die was taugen und überdies in unmöglichem Zustand sind (meine Kinder klagen jeden Tag). Universitäten, die nur ein halbes Jahr lang für ihre Kunden (= Studenten) arbeiten, usw.
Jein
>4. Eine Infrastruktur, die sich mehr und mehr dem annähert, was die DDR zum Schluss geboten hat.
Sorry, die DDR im Enzustand kenn ich sehr gut wir haben noch keine Plasterstrasse die unter Autobahn laeuft, kein Telefon, das laufend absaeuft (Papierkabel), keine Stromleitung die bei 10 Amp zusammenbricht.
Keine Klaeranlage, die den Matsch nur gut unterruehrt.
>5. Eine permanente Umverteilung von den Fleißigen zu denen, die das System ausnutzen und immer nur meckern darüber wie ungerecht die Welt sei.
Jau, dieser Mechanismus nennt sich Zins.
>6. Eine überforderte und unterbesetzte Polizei.
Jau
>7. Gerichte, die Rechtssuchende jahrelang hinhalten.
Jau
>8. Ein konfiskatorisches Steuersystem, das noch konfiskatorischer werden soll (Erbschaftseuererhöhung!). Und als"Staatstheorie" on top der Halbteilungsgrundsatz des Verfassungsgerichts.
Jau
>9. Eine Verschuldung, die uns allesamt in den Ruin führt.
Ist nunmal so, wenn der Zins zu weit sinkt, dann entweder Staatsverschuldung oder Deflation.
>10. Eine"repräsentative" Demokratie, deren"Volksvertreter" nichts anderes im Sinn haben als sich die Taschen zu stopfen.
Ist nicht ganz so, die meisten wollen hauptsaechlich MACHT. Den effektiv sind die Jungs unterbezahlt. Fuer dieses Gehalt bekommt man halt nichts besseres.
Der Chef einer 1000 Mann Firma verdient meist besser als der Chef von D-land:(
>11. Einen korrupten Beamtenapparat (über 3000 Fälle, die vor Gericht kommen, jedes Jahr).
Immer noch weniger korrupt als viele andere Staaten.
Und sie kommen wenigstens noch vor Gericht!
>Wo bitte funktioniert denn dieser"Staat"?
>12. 30.000 Seiten Gesetze und Durchführungsverordnungen.
Jau, die 10 Gebote reichen eigentlich, dazu beherzte Richter und gut:)
>13. Eine Kleptokratie, die sich EU nennt.
>14. Parteien, die sich vom Staat aushalten lassen.
>15. Wieviel Minister sind allein bei Schröder ausgeschieden - und weshalb wohl? (Klimt z.B.)
>Das alles können freie Bürger in einer direkten Demokratie besser regeln. Ich kenne die Schweiz.
Da ist glaub ich viel zu machen.
>Das sollten wir uns nicht länger gefallen lassen."
>----
>***Der letzte Satz ist der härteste Satz in der ganzen Sequenz! Ich stimme bei allen Punkten zu, außer bei der Infrastruktur, die ich insgesamt für erheblich besser halte als die der SBZ und bei der Berufsarmee, die ich mir für Deutschland nur schwer vorstellen kann. Viel wichtiger aber:"NICHT LÄNGER GEFALLEN LASSEN" - Was heißt das? WAS TUN? WIE aktiv werden? Auswandern? Das kann nicht jeder mal einfach so! Rebellieren? Organisierten Widerstand leisten? Der FDP beitreten? Oder besser auch Beamter werden? Was macht ein Student konkret, der sein Studium beginnt und WEIß, dass seine bevorstehende"Ausbildung" Bullshit ist und er dem 'System' ausgeliefert ist und was macht ein Selbständiger, der kaum noch klar denken kann, weil er die Belastungen nicht mehr packt? Was machen denn die verängstigten Rentner bzw. was könnten sie machen? Und die jungen Leute, die wissen, dass sie NIX mehr aus irgendeinem Topf bekommen, sondern deren zukünftiges Lebenseinkommen und das ihrer Kinder per Staatsschulden bereits heute verfrühstückt ist? Hasch rauchen, Drogen nehmen, zu einer Sekte gehen, verdrängen? Wissend oder unwissend resignieren und die Krise in Ruhe abwarten? Flüchten oder dableiben? Oder alles ganz relaxed sehen und erkennen, dass es am besten ist, (für sich) so fröhlich weiterzumachen wie bisher und der kommenden Entwicklungen mit großer innerer Gelassenheit entgegenzusehen?
>Aufgewühlten Gruß,
>Tobias
Gruss Ihad
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PuppetMaster
11.04.2001, 12:46
@ Tobias
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Re: Zum Staat / Bitte um Meinungen |
>Und die jungen Leute, die wissen, dass sie NIX mehr aus irgendeinem Topf bekommen, sondern deren zukünftiges Lebenseinkommen und das ihrer Kinder per Staatsschulden bereits heute verfrühstückt ist? Hasch rauchen, Drogen nehmen, zu einer Sekte gehen, verdrängen? Wissend oder unwissend resignieren und die Krise in Ruhe abwarten? Flüchten oder dableiben? Oder alles ganz relaxed sehen und erkennen, dass es am besten ist, (für sich) so fröhlich weiterzumachen wie bisher und der kommenden Entwicklungen mit großer innerer Gelassenheit entgegenzusehen?
>Aufgewühlten Gruß,
>Tobias
hasch rauchen, hart arbeiten und horten - das ist meine taktik ;)
mit dem zwang zur selbstvorsorge habe ich mich länstens abgefunden, ist aber für mich kein problem da wirtschaftlich 'stark'. viel schlimmer ists für diejenigen die gar keine überschüsse erwirtschaften und somit volle pulle in diverse abhängigkeiten fahren.
gruss
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I_have_a_dream
11.04.2001, 12:47
@ almoehi
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Re:"SBZ" Sovietisch besetzte Zone=Ostzone=DaeDaeRae - fnL's (owT) |
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Baldur der Ketzer
11.04.2001, 13:00
@ Tobias
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Re: Zum Staat / Bitte um Meinungen |
Hallo, Tobias,
ich kann nur für mich antworten:
1) dottore hat nicht übertrieben, sondern nur einen Teil des skandalösen Ganzen angesprochen; mir fiele noch vieles ein, was dazupassen würde
2) es ist illusorisch, durch irgendwelche Handlungen etwas zu verbessern; Glystrup und seine Steuerverweigerungspartei führten dies vor, kleine Parteien der bürgerlichen Mitte bewiesen dies, von Arnim erstellte dem Stumpfsinn Denkmäler - nichts bewirkte irgendwelche maßgeblichen Verbesserungen, da die Fehler systembedingt sind (Beamtenstatus, Parteienmacht, fehlende Sachkunde, politische Justiz, usw. usf.).
3) Handeln kann nur jeder einzelne für sich, indem er nicht mehr im Inland unternimmt, sondern unterläßt.
Dies ist nicht einfach, aber bei entsprechendem Willen planbar und durchführbar.
Ich habe aus diesem Grunde meine Heimat verlassen und lebe seither als Gast im Ausland.
Ich kann das nur weiterempfehlen.
Aber jede Ermunterung, wonach irgendeine Initiative etwas an den skandalösen Verkrustungen verändern könnte, wäre illusorisch und realitätsfremd.
Es liegt in der Natur der Sache, daß es mehr Leute gibt, die die Sache nicht so ernst sehen, als Dissidenten. Es bleibt ja auch jedem unbenommen, den Staat gutzufinden, erfüllt und befriedigt seine Steuern zu zahlen, und sich als Bürger der B.R.D. wohl zu fühlen.
Genauso muß es aber erlaubt sein, dies anders zu sehen, und danach zu handeln, das heißt, zu gehen.
Beste Grüße vom Baldur
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Kaddii
11.04.2001, 13:23
@ Tobias
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Re: Zum Staat / Bitte um Meinungen |
Hi Tobias
Dottore ist vollkommen zuzustimmen, aber daraus ergibt sich für mindestens 95% der Deutschen die Kardinalfrage.
Wie soll den deren Handlungsweise ausgerichtet sein.
- Rentner
- sozial Schwache
- Erwerbtätige mit Minimalvergütung für geleistete Arbeit
- ehemalige Ostdeutsche
- verschuldete Bundesbürger
- Kranke und Behinderte
Wie sollen diese Menschen ohne minimalste Absicherung z.B. in Afrika oder Gottes gelobte Land der USA überleben?
Eine ganz schön verzwickte Kiste und in jeder Gesellschaftsordnung seit der Erfindung des Menschen ungelöst. Und die Gastrolle bedingt ja wohl einen gewissen monetären Spielraum. Wen jemand soviel hat mir zu helfen, ich brauche bestimmt im Jahr nur 20 TDM also ran und überweisen an mich!!!
Danke
und in Hoffnung auf inhaltsvollere Darstellungen
Kaddii
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Ecki1
11.04.2001, 13:35
@ PuppetMaster
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Re: der staat das sind wir |
Hallo Puppetmaster
man darf aber nicht vergessen, dass der staat der garant für so ziemlich alles ist, was die freie marktwirtschaft ausmacht. ich möchte hier nur die eigentumsgarantie, die rechtssicherheit und die internationalen organisationen (WTO etc) anführen.
Sehr wichtig. Ohne Eigentumsgarantie funktioniert die Wirtschaft nicht, siehe auch Hernando de Soto.
ohne modernen staat wären wir noch im tiefsten mittelalter und hätten eine offen sozialdarwinistische situation.
Daher befürworte ich nachdrücklichst die Beibehaltung des demokratischen Rechtsstaats. Er bedarf allerdings in weiten Teilen der EU einiger Reformen:
1. Einführung von Volksbegehren und Volksabstimmungen auf allen Ebenen (Gemeinden, Länder, Bund) mit den nötigen Reglementarien wie Sammlung einer genügenden Anzahl Unterschriften und"Bremsfaktoren" zur Verhinderung von Hauruck-Entscheiden, siehe Schweiz.
2. Einführung der Bilanzpflicht für alle staatlichen Institutionen. Staatliche Überschuldung, die zu Umverteilung von unten nach oben und zu Vermögensillusion führt, darf künftig nicht mehr möglich sein.
3. Einführung einer Berufsarmee. Die Landesverteidigung muss in den Händen von Profis liegen. Die Freiheit der Berufsausübung darf nicht durch Zwangsdienste eingeschränkt werden. Dies schafft gleichzeitig Kostentransparenz. Dass die nötige parlamentarische Kontrolle funktioniert, zeigen Länder wie Frankreich, Grossbritannien und die USA.
zur enthortung: meiner meinung nach sollte die erbschaftsteuer 100% betragen - nur so können wir über generationen chancengleichheit bewahren (oder wieder herstellen).
Die Erbschaftssteuer muss sich vor allem am Marktwert der zu vererbenden Vermögenswerte richten und nicht, wie derzeit noch in Deutschland, an willkürlichen Verrechnungswerten. Sie muss nicht 100 % betragen aber einen Beitrag zur Verhinderung von staatlicher Überschuldung liefern. Das private Stiftungswesen muss eine stärkere Akzentuierung erfahren.
zu den renten: nicht unsere organisation (staat) ist schuld, sondern die entwicklung der altersstruktur d. bevölkerung - also unsere fortpflanzungsbereitschaft. mit immer weniger einzahlern und immer mehr beziehern kann kein system auf dauer funktionieren - sei es nun zivilisiert oder anarchistisch oder was auch immer.
Unbegrenzt exponentielle Fortpflanzung ist aber auch nicht möglich. Ausweg: Überzogene Vorstellungen über die Beibehaltung des jetzigen Lebensstandards mitsamt der daraus resultierenden Umweltbelastung revidieren und Lebensarbeitszeit der Lebenserwartung anpassen.
ansonsten muss ich noch die bemerkung loswerden, dass das deinteresse der bürger an ihrem staatswesen (egoismus), mangelnde bereitschaft zur mitarbeit, entsolidarisierung und der rückzug ins private die negativen antwicklungen im staatswesen nur fördert, wenn nicht sogar viele davon verursacht.
Hier liegt ein selbstverstärkender Effekt vor. Je weitere Lebensbereiche ein Staat versucht abzusichern und mitzugestalten, umso weniger verspürt man den Bedarf der Eigeninitiative. Mit dem Staatsbankrott wird sich das wieder ändern --- siehe Russland mit seiner Datschen- und Familienwirtschaft --- und der Zug fährt wieder in die andere Richtung.
Gruss: Ecki
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Baldur der Ketzer
11.04.2001, 14:08
@ Kaddii
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Re: Zur Titanic / Bitte um Meinungen |
Hallo, Kaddii,
wenn puppetmaster wiedergibt, wir alle seien der Staat, dann trifft das so zu, als ob man sagte, alle Mitfahrenden auf der Titanic seien das Schiff.
Tatsache ist, es können nicht alle Passagiere auf der Brücke herumsteuern, ein Gehörloser kann nicht gut den Funk bedienen, ohne den Heizer fährt das ganze Schiff nicht, usw.
Aber eines ist auch klar: wenn der Heizer nicht mehr heizt, bleibt das Schiff bloß stehen, es geht nicht deswegen unter.
Wenn aber der Steuermann gehen den Eisberg donnert, dann reißt seine Handlung nicht nur den Heizer und den Funker mit ins eiskalte Grab, sondern auch die Frau vom Unterdeck und das Kind am Kapitänstisch.
Man kann jetzt laut herumlamentieren, was Tante Eleonore denn machen soll, sie kann nicht schwimmen, ist schwerhörig, hat die Reise vom besorgten neffen zum Geburtstag geschenkt bekommen, und sie steht jetzt vorne an der Reling und sieht den Eisberg herankommen, und niemand ist da, der auf eine alte Frau hört.
Der Matrose hat ihr grad erklärt, das Schiff sei ja unsinkbar, falls, ja, nein, das passiert schon nicht.
Sie kann sich etwas näher an einem Rettungsbott halten, und sie kann beten, mehr geht nicht.
Ob das jetzt unsozial klingt oder verwerflich, es ist so.
Genauso ist es, und so war es immer, wenn ein Staat finanziell und/oder sonstwie über die Wupper geht.
Wer es sich leisten kann UND handelt, kommt leichter durch, wer sichs leisten kann und NICHTS macht, ist genauso dran, und wer keines von beiden kann, den beißen die Hunde.
Ich sehe nicht, wie man das abwenden könnte, denn die GRößenordnungen sind zu gewaltig, um es sanft landen zu lassen, außerdem fehlt hierzu ja das Einsehen, überhaupt mal anzufangen.
>Dottore ist vollkommen zuzustimmen, aber daraus ergibt sich für mindestens 95% der Deutschen die Kardinalfrage.
>Wie soll den deren Handlungsweise ausgerichtet sein.
>- Rentner
----------> es gibt Rentner mit hohen Ersparnissen neben der Rente, die können was tun; wer die Mindestrente bezieht, kann nur hoffen, aber noch weniger kann es auch nicht mehr werden
>- sozial Schwache
----------> müssen um jeden Preis versuchen, ihre Positiion zu verbessern, durch Eigeninitiative, wo dies möglich ist; wo nicht, wird vielleicht die caritative Suppenküche wieder zu Ehren kommen
>- Erwerbtätige mit Minimalvergütung für geleistete Arbeit
-----------> werden Zweitjob brauchen, Kinder müssen zeitungen austragen etc., Frau muß nebenbei mitschaffen
>- ehemalige Ostdeutsche
-----------> können sich doch an den blühenden Landschaften ergötzen (sorry, Schluß mit Politik); haben sehr viel schwerer Ausgangsposition, viele schaffen schon in den alten Bundesländern, und noch mehr werden wohl umziehen müssen, wenigstens während der Woche
>- verschuldete Bundesbürger
-----------> siehe oben
>- Kranke und Behinderte
-----------> siehe oben, daran zeigt sich die ganze Verwerflichkeit einer schludrigen, veruntreuenden Politik
>Wie sollen diese Menschen ohne minimalste Absicherung z.B. in Afrika oder Gottes gelobte Land der USA überleben?
-----------> man könnte spöttisch sagen, dort halt Asyl beantragen, aber dafür ist die Sache zu ernst, als damit noch Späße zu machen
>Eine ganz schön verzwickte Kiste und in jeder Gesellschaftsordnung seit der Erfindung des Menschen ungelöst. Und die Gastrolle bedingt ja wohl einen gewissen monetären Spielraum. Wen jemand soviel hat mir zu helfen, ich brauche bestimmt im Jahr nur 20 TDM also ran und überweisen an mich!!!
---------> eines noch: jedermann hat seinen freien Willen, man wird auch manchmal getäuscht, oder irrt sich in seinen Entscheidungen.
Eines möchte ich aber zu denken geben:
ein jeder, der die etablierten Parteien gewählt hat, kann sich doch jetzt nicht über seine Wahl beklagen, oder deren Folgen, das paßt nicht.
Mitgehangen, mitgefangen.
Das trifft auch auf den Euro zu, denn die einzige im BT vertretene Anti-Euro-Partei war die SED-Nachfolgerin.
Thats life.
beste Grüße vom Baldur
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Talleyrand
11.04.2001, 14:10
@ Baldur der Ketzer
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Abstimmung mit den Füssen ist immer die ultima ratio, sehe ich auch so. oT |
>Hallo, Tobias,
>ich kann nur für mich antworten:
>1) dottore hat nicht übertrieben, sondern nur einen Teil des skandalösen Ganzen angesprochen; mir fiele noch vieles ein, was dazupassen würde
>2) es ist illusorisch, durch irgendwelche Handlungen etwas zu verbessern; Glystrup und seine Steuerverweigerungspartei führten dies vor, kleine Parteien der bürgerlichen Mitte bewiesen dies, von Arnim erstellte dem Stumpfsinn Denkmäler - nichts bewirkte irgendwelche maßgeblichen Verbesserungen, da die Fehler systembedingt sind (Beamtenstatus, Parteienmacht, fehlende Sachkunde, politische Justiz, usw. usf.). >
>3) Handeln kann nur jeder einzelne für sich, indem er nicht mehr im Inland unternimmt, sondern unterläßt.
>Dies ist nicht einfach, aber bei entsprechendem Willen planbar und durchführbar.
>Ich habe aus diesem Grunde meine Heimat verlassen und lebe seither als Gast im Ausland.
>Ich kann das nur weiterempfehlen.
>Aber jede Ermunterung, wonach irgendeine Initiative etwas an den skandalösen Verkrustungen verändern könnte, wäre illusorisch und realitätsfremd.
>Es liegt in der Natur der Sache, daß es mehr Leute gibt, die die Sache nicht so ernst sehen, als Dissidenten. Es bleibt ja auch jedem unbenommen, den Staat gutzufinden, erfüllt und befriedigt seine Steuern zu zahlen, und sich als Bürger der B.R.D. wohl zu fühlen.
>Genauso muß es aber erlaubt sein, dies anders zu sehen, und danach zu handeln, das heißt, zu gehen.
>Beste Grüße vom Baldur
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PuppetMaster
11.04.2001, 14:21
@ Baldur der Ketzer
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die titanic war keine demokratrie - metapher überstrapaziert (owT) |
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Baldur der Ketzer
11.04.2001, 14:52
@ PuppetMaster
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Re: die titanic war kein Staat - OK, mkT |
Hallo, puppetmaster,
da wir nicht wissen, ob wir gegen den Eisberg crashen, oder nur entlangschrammen, oder irgendwie dran vorbeikommen, revidiere ich meine Einschätzung und vergleiche statt dessen unser real existierendes Staatswesen mit einem alten heruntergekommenen Seelenverkäufer ohne funktionierende sanitäre Anlagen, verrostet, vergammelt, ächtzend und mit Leck im Brennstofftank.......
Und ob unsere westlich-parteipolitischen Demokratien noch den ursprünglichen Namen verdienen, möchte ich in Zweifel ziehen, ich sehe das eher als Demoversion in Schulbüchern mit entgegengesetzter effektiver Ausprägung.
Die Staatsrechtslehrer und Sozialkundelehrer glauben doch selber den Blödsinn nicht mehr, den sie tagtäglich verzapfen müssen. meine ich wenigstens.
Gruß vom Baldur
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le chat
11.04.2001, 20:53
@ Tobias
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Re: Zum Staat / Bitte um Meinungen |
>***Hi,
>ich möchte auf den contra-Staat-Text von dottore eingehen, da sich mir heute morgen beim Lesen der Magen umgedreht hat. Vielleicht gibt es ein paar Meinungen - würde mich über jedes statement freuen.
>Hier nochmal der Text von dottore (mit Nummerierung), unten ein paar Gedanken dazu -
>"Ich bin es müde, den interventionistischen Staat, der den Menschen nur Knüppel zwischen die Beine wirft statt ein funktionierendes Gemeinwesen zu garantieren (Polizei und Gerichte mit frei gewählten, jederzeit abwählbaren Leuten besetzt, siehe USA, plus einer Berufsarmee mit gewählten Kommandeuren genügen voll und ganz) noch weiter zu ertragen. Habe den deutschen Staat mit millionenhohen Steuerzahlungen lange genug subventioniert.
>Und was ist das Resultat?
>------
>1. Eine Monopol-Notenbank, die betrügt.
>2. Eine Währung, die seit 1948 drei Viertel ihres Wertes verloren hat.
>3. Ein Bildungssystem, das nicht funktioniert. Schulen mit überalterten Lehrern, keine Schulbücher, die was taugen und überdies in unmöglichem Zustand sind (meine Kinder klagen jeden Tag). Universitäten, die nur ein halbes Jahr lang für ihre Kunden (= Studenten) arbeiten, usw.
>4. Eine Infrastruktur, die sich mehr und mehr dem annähert, was die DDR zum Schluss geboten hat.
>5. Eine permanente Umverteilung von den Fleißigen zu denen, die das System ausnutzen und immer nur meckern darüber wie ungerecht die Welt sei.
>6. Eine überforderte und unterbesetzte Polizei.
>7. Gerichte, die Rechtssuchende jahrelang hinhalten.
>8. Ein konfiskatorisches Steuersystem, das noch konfiskatorischer werden soll (Erbschaftseuererhöhung!). Und als"Staatstheorie" on top der Halbteilungsgrundsatz des Verfassungsgerichts.
>9. Eine Verschuldung, die uns allesamt in den Ruin führt.
>10. Eine"repräsentative" Demokratie, deren"Volksvertreter" nichts anderes im Sinn haben als sich die Taschen zu stopfen.
>11. Einen korrupten Beamtenapparat (über 3000 Fälle, die vor Gericht kommen, jedes Jahr).
>Wo bitte funktioniert denn dieser"Staat"?
>12. 30.000 Seiten Gesetze und Durchführungsverordnungen.
>13. Eine Kleptokratie, die sich EU nennt.
>14. Parteien, die sich vom Staat aushalten lassen.
>15. Wieviel Minister sind allein bei Schröder ausgeschieden - und weshalb wohl? (Klimt z.B.)
>Das alles können freie Bürger in einer direkten Demokratie besser regeln. Ich kenne die Schweiz.
>Das sollten wir uns nicht länger gefallen lassen."
>----
>***Der letzte Satz ist der härteste Satz in der ganzen Sequenz! Ich stimme bei allen Punkten zu, außer bei der Infrastruktur, die ich insgesamt für erheblich besser halte als die der SBZ und bei der Berufsarmee, die ich mir für Deutschland nur schwer vorstellen kann. Viel wichtiger aber:"NICHT LÄNGER GEFALLEN LASSEN" - Was heißt das? WAS TUN? WIE aktiv werden? Auswandern? Das kann nicht jeder mal einfach so! Rebellieren? Organisierten Widerstand leisten? Der FDP beitreten? Oder besser auch Beamter werden? Was macht ein Student konkret, der sein Studium beginnt und WEIß, dass seine bevorstehende"Ausbildung" Bullshit ist und er dem 'System' ausgeliefert ist und was macht ein Selbständiger, der kaum noch klar denken kann, weil er die Belastungen nicht mehr packt? Was machen denn die verängstigten Rentner bzw. was könnten sie machen? Und die jungen Leute, die wissen, dass sie NIX mehr aus irgendeinem Topf bekommen, sondern deren zukünftiges Lebenseinkommen und das ihrer Kinder per Staatsschulden bereits heute verfrühstückt ist? Hasch rauchen, Drogen nehmen, zu einer Sekte gehen, verdrängen? Wissend oder unwissend resignieren und die Krise in Ruhe abwarten? Flüchten oder dableiben? Oder alles ganz relaxed sehen und erkennen, dass es am besten ist, (für sich) so fröhlich weiterzumachen wie bisher und der kommenden Entwicklungen mit großer innerer Gelassenheit entgegenzusehen?
>Aufgewühlten Gruß,
>Tobias
Hi Freunde,
eigentlich wollte ich antworten. Ich hatte schon etwas geschrieben.
Aber ich habs wieder gelöscht. Es bleibt mir nur wie gehabt die Faust
in der Tasche zu ballen.
Sorry
le chat
PS. Wenn ich in jungen Jahren gewusst hätte was ich heute weiss wäre ich
mit Sicherheit nicht mehr hier in diesem unseren Lande.
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Tofir
11.04.2001, 21:08
@ Baldur der Ketzer
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Und wie es dann weiterging.... |
Nachdem der Eisberg mit Erfolg gerammt worden war, wandte sich der verantwortliche Kapitän an die Leute und erklärte dreist: Alles kein Problem liebe Leute, es sind doch nur 3 Km bis zum Land - allerdings nach unten:-(
Dieser Kapitän ging wenigstens mit seinem Schiff unter, die Staatskapitäne tun uns diesen Gefallen leider praktisch nie!
Gruss
tofir
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