Christian
25.04.2001, 21:40 |
fragen zu inflation Thread gesperrt |
wie war das eigentlich bei der letzten großen infla vor dem zweiten weltkrieg: mir ist so, als wären zum schluss immobilien zwangsbeliehen worden bzw. die besitzer sogar enteignet? bin ich da auf dem holzweg? wenn nicht, kann das heute wieder passieren? ratlos, christian
<center>
<HR>
</center> |
BossCube
25.04.2001, 23:00
@ Christian
|
So lief es damals. |
>wie war das eigentlich bei der letzten großen infla vor dem zweiten weltkrieg: mir ist so, als wären zum schluss immobilien zwangsbeliehen worden bzw. die besitzer sogar enteignet? bin ich da auf dem holzweg? wenn nicht, kann das heute wieder passieren? ratlos, christian
Vor dem 2. WK gab es keine Inflation, zumindest nicht offiziell, da alle Preise fixiert waren. Die Inflation ging richtig nach dem Zusammenbruch los. 1948 wurde das neue Geld eingeführt. Abgewertet wurde 10:1, später ein Teil neues Geld, das blockiert war, gestrichen. Effektiv wurde im Westen 6,5:100 abgewertet. Wer Schulden hatte, war natürlich sofort 90% der Schulden los. Bei Hypotheken wurde es so geregelt, daß die Schuldsumme zwar entsprechend geringer war, die Hypothekenschuldner aber die volle Rate weiter zahlen mußten, und zwar in den Lastenausgleich. Löhne, Gehälter, Mieten u.ä. wiederkehrende Zahlungen wurden 1:1 umgestellt.
Soweit ich mich erinnern kann, war es nach Ende des I.WK chaotischer. Ende 1923 wurde die RENTENMARK eingeführt, die die wertlose MARK ablöste. Umgewertet wurde 1 Billion Mark: 1 Rentenmark. Das Reichsgericht in Leipzig entschied mehrfach, daß Mark Mark sei. Man konnte also tatsächlich flux seine Schulden los sein. Der Staat machte es ja genauso. Als"Deckung" für die neue Währung wurden Zwangshypotheken auf Industriegrundstücke und landwirtschaftlichen Grund eingetragen. Es gab auch eine Goldanleihe der USA, die die neue Golddeckung lieferte. Mitte 1924 kam schließlich die REICHSMARK, Rentenmarkscheine wurden 1:1 umgewechselt.
Gruß
Jan
<center>
<HR>
</center> |
Christian
25.04.2001, 23:26
@ BossCube
|
Re: So lief es damals. |
sorry, dass ich mich so unpräzise ausgedrückt habe, meinte die infla nach dem WK I in den 20ern. danke für deine ausführungen. demnach (in beiden fällen) liegt man mit immobilien im fall der fälle also nicht unbedingt auf der sicheren seite, sondern eher mit einem haufen schulden. stimmt, der staat macht es ja genau so. ich merke, dass ich immer noch viel mehr wissen möchte, aber das geht nun mal nicht auf einmal. aber auf der anderen seite lebt man ja auch nicht ewig... beste grüße, christian
<center>
<HR>
</center> |
Odin
25.04.2001, 23:37
@ BossCube
|
Re: So lief es damals. |
>>wie war das eigentlich bei der letzten großen infla vor dem zweiten weltkrieg: mir ist so, als wären zum schluss immobilien zwangsbeliehen worden bzw. die besitzer sogar enteignet? bin ich da auf dem holzweg? wenn nicht, kann das heute wieder passieren? ratlos, christian
>Vor dem 2. WK gab es keine Inflation, zumindest nicht offiziell, da alle Preise fixiert waren. Die Inflation ging richtig nach dem Zusammenbruch los. 1948 wurde das neue Geld eingeführt. Abgewertet wurde 10:1, später ein Teil neues Geld, das blockiert war, gestrichen. Effektiv wurde im Westen 6,5:100 abgewertet. Wer Schulden hatte, war natürlich sofort 90% der Schulden los. Bei Hypotheken wurde es so geregelt, daß die Schuldsumme zwar entsprechend geringer war, die Hypothekenschuldner aber die volle Rate weiter zahlen mußten, und zwar in den Lastenausgleich. Löhne, Gehälter, Mieten u.ä. wiederkehrende Zahlungen wurden 1:1 umgestellt.
Ahoi Jan
Sehe ich das richtig der eine Hypothek hatte war seine Schulden nicht los. Wie sah die reale Tilgung und der Zinssatz aus. Mache mir bitte ein Beispiel z.B der Stundenlohn wäre nach der Reform 1,23 DM. Möchte die Relationen wissen.
Danke Gruß Odin
>Soweit ich mich erinnern kann, war es nach Ende des I.WK chaotischer. Ende 1923 wurde die RENTENMARK eingeführt, die die wertlose MARK ablöste. Umgewertet wurde 1 Billion Mark: 1 Rentenmark. Das Reichsgericht in Leipzig entschied mehrfach, daß Mark Mark sei. Man konnte also tatsächlich flux seine Schulden los sein. Der Staat machte es ja genauso. Als"Deckung" für die neue Währung wurden Zwangshypotheken auf Industriegrundstücke und landwirtschaftlichen Grund eingetragen. Es gab auch eine Goldanleihe der USA, die die neue Golddeckung lieferte. Mitte 1924 kam schließlich die REICHSMARK, Rentenmarkscheine wurden 1:1 umgewechselt.
>Gruß
>Jan
<center>
<HR>
</center> |
BossCube
25.04.2001, 23:53
@ Odin
|
Re: So lief es damals. |
>>>wie war das eigentlich bei der letzten großen infla vor dem zweiten weltkrieg: mir ist so, als wären zum schluss immobilien zwangsbeliehen worden bzw. die besitzer sogar enteignet? bin ich da auf dem holzweg? wenn nicht, kann das heute wieder passieren? ratlos, christian
>>Vor dem 2. WK gab es keine Inflation, zumindest nicht offiziell, da alle Preise fixiert waren. Die Inflation ging richtig nach dem Zusammenbruch los. 1948 wurde das neue Geld eingeführt. Abgewertet wurde 10:1, später ein Teil neues Geld, das blockiert war, gestrichen. Effektiv wurde im Westen 6,5:100 abgewertet. Wer Schulden hatte, war natürlich sofort 90% der Schulden los. Bei Hypotheken wurde es so geregelt, daß die Schuldsumme zwar entsprechend geringer war, die Hypothekenschuldner aber die volle Rate weiter zahlen mußten, und zwar in den Lastenausgleich. Löhne, Gehälter, Mieten u.ä. wiederkehrende Zahlungen wurden 1:1 umgestellt.
>Ahoi Jan
>Sehe ich das richtig der eine Hypothek hatte war seine Schulden nicht los. Wie sah die reale Tilgung und der Zinssatz aus. Mache mir bitte ein Beispiel z.B der Stundenlohn wäre nach der Reform 1,23 DM. Möchte die Relationen wissen.
>Danke Gruß Odin >
>>Soweit ich mich erinnern kann, war es nach Ende des I.WK chaotischer. Ende 1923 wurde die RENTENMARK eingeführt, die die wertlose MARK ablöste. Umgewertet wurde 1 Billion Mark: 1 Rentenmark. Das Reichsgericht in Leipzig entschied mehrfach, daß Mark Mark sei. Man konnte also tatsächlich flux seine Schulden los sein. Der Staat machte es ja genauso. Als"Deckung" für die neue Währung wurden Zwangshypotheken auf Industriegrundstücke und landwirtschaftlichen Grund eingetragen. Es gab auch eine Goldanleihe der USA, die die neue Golddeckung lieferte. Mitte 1924 kam schließlich die REICHSMARK, Rentenmarkscheine wurden 1:1 umgewechselt.
>>Gruß
>>Jan
Hallo Odin,
das Geld bei Adolf war ja offiziell nicht inflationiert. Als normaler Arbeiter hatte man sein paar hundert RM im Monat und vielleicht eine Hypothek über einige tausend RM. Unter der Hand war die Währung zerrüttet (Schulden Ende des Krieges über 600 Mrd. RM, 90% der Ausgaben aus der Notenpresse)aber das Festpreis- und Lohnsystem funktionierte bis zum Zusammenbruch relativ (Schwarzmärkte kamen schon auf, wurden erst 1946/47 richtig akut) Also die Hypotkek wurde 1:10 abgewertet, man hat aber die normal Rate weiter gezahlt. Die Löhne wurden doch, wie gesagt, auch 1:1 umgestellt. So wurden eben die"Eigentümer" belastet, um z.B. den vielen Vertriebenen einen Ausgleich zahlen zu können.
Ahoi!
J.
<center>
<HR>
</center> |
Odin
26.04.2001, 00:09
@ BossCube
|
Re: So lief es damals. |
Hallo Jan
Ich hatte meine Vater mal gefragt warum er eine Hypothek abbezahlen mußte. Ich habe in den 80ziger noch die letzte Rate des Lastenausgleichs bezahlt. Hatte unser Haus überschrieben bekommen.
Die Antwort war das jeder Grundbesitzer sein Eigentum zur Hälfte in circa 40 Jahresraten abzubezahlten hatte. Mit diesem Geld wurden die Vertriebenen die ihr Grundbesitz im Osten verloren hatten entschädigt. Auch die von der Ostzone. Müßten eigentlich einiges wieder zurück bezahlen, da sie den Besitz zurück bekamen. Mir ist eine solche Handlungsweise unserer Regierung von damals und heute nicht bekannt. Habe aber auch nicht nachgeforscht.
Aber zum Thema, wer Edelmetalle anstatt Grundbesitz nach den Krieg hatte war besser gestellt. Sehe ich das richtig?
Und Schulden die nicht mit einer Hypothek abgedeckt waren, lösten sich in Luft auf. Richtig?
Gruß Odin
<center>
<HR>
</center> |