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Kommentar
<font size=5>Laufen die Finanzmärkte zu weit?</font>
Von Christof Leisinger
29. Mai 2001 <font color="#FF0000">Glaubt man den Finanzmärkten, dann wird alles gut. Die Börsen haussieren mit Hoffnung auf besser werdende Unternehmensergebnisse und der Kapitalmarkt nimmt mit steigenden Renditen am langen Ende sogar eine stark anziehende Konjunktur vorweg</font>.
Fragt sich nur, wieso etwa die amerikanische Notenbank so skeptisch bleibt und selbst nach massiven Zinssenkungen weitere andeutet. Hinterfragen lässt sich auch, <font color="#FF0000">welche Gründe die europäische Zentralbank bewogen haben mögen, sich dem Vorwurf der Lächerlichkeit auszusetzen </font>und mit einem"Minizinsschritt" zumindest ein Zeichen des guten Willens zu setzen.
<font color="#FF0000">Immer mehr deutet sich aber auf volkswirtschaftlicher Seite"die Wahrheit" an, die offensichtlich die Anleger nicht hören wollen oder einfach verdrängen: die Wirtschaft läuft schlechter als die Mehrheit erwartet und das"Tal der Tränen" könnte länger dauern, als viele denken</font>.
Anmerkung von mir: Interessante Meinung!
Auch wenn jeder sich bietende Strohhalm den Optimismus wieder neu entfacht - es scheint mehr ein <font color="#FF0000">Phänomen meisterhafter Ignoranz zu sein, als die Wahrnehmung der Realität</font>. Und wie sieht die aus?
Der <font color="#FF0000">Jobmaschine geht der Sprit aus </font>
In den <font color="#FF0000">USA verdichten sich zunehmend die rezessiven Tendenzen in der Industrie, und der Jobmaschine geht immer mehr der Sprit aus</font>. Die <font color="#FF0000">Orders für langlebige Wirtschaftsgüter haben im April das Niveau des Vormonats bei weitem nicht mehr erreichen können</font>. Stark rückläufig war vor allem die Nachfrage nach Computern und anderen elektronischen Investitionsgütern. Nach wie vor <font color="#FF0000">deutet alles auf massive Überkapazitäten hin</font>. Ein weiterer Rückgang der industriellen Erzeugung wird beinahe unvermeidlich. Immer mehr kristallisiert sich auch heraus, <font color="#FF0000">dass die phänomenalen Produktivitätszuwächse der jüngsten Vergangenheit eher eine statistische Fata Morgana waren als Fakt</font>.
<font color="#FF0000">Massiver Stellenabbau </font>im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich <font color="#FF0000">treibt die Arbeitslosenquote nach oben und wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit beim Konsumentenvertrauen negativ bemerkbar machen</font>. Die große Frage dürfte sein, <font color="#FF0000">ob die amerikanische Notenbank hier genug"Zinsmunition" hat</font>, um zu kontern. D<font color="#FF0000">enn sollten die Verbraucher tatsächlich beginnen, ihren Konsum einzuschränken, dann wäre eine wirtschaftliche Abwärtsspirale kaum zu vermeiden. Plötzlich könnte die hohe Verschuldung der Haushalte zum Tragen kommen und auf gesamtwirtschaftlicher Ebene das gigantische Außenhandelsdefizit. Mit entsprechend negativen Folgen für die Finanzmärkte</font>.
Europa gefangen in Strukturschwächen
<font color="#FF0000">Kann sich Europa davon abkoppeln? Wohl kaum</font>. Auch hier <font color="#FF0000">schwächt sich das Wachstum immer mehr ab, begleitet von einem abgleitenden ifo-Index und steigenden Preisen</font>. Von der EZB kann man in diesem Umfeld nicht viel erwarten, denn allein kann sie nichts ausrichten. Was hier vor allem fehlt, das sind mutige Wirtschaftsreformen, die die Wirtschaft flexibler machen und vor allem die Konsumenten von den viel zu hohen Abgaben entlasten. Aber davon ist - abgesehen von völlig ungenügenden Ansätzen - weit und breit nichts zu sehen. Statt dessen wird das bürokratische Korsett immer enger geknüpft. Die Neufassung des Betriebsverfassungsgesetzes lässt grüßen.
<font color="#FF0000">Fragt sich nur, wo insgesamt das Gewinnwachstum herkommen soll, auf das die Börsen momentan setzen</font>. Das werden wohl nur wohlpositionierte Unternehmen leisten können. Und bei denen stellt sich dann die Frage nach dem Preis.
[b] Quelle: http://www.faz.net
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