COSA
05.06.2001, 19:03 |
US-Wirtschaftsdaten: Produktivität, Factory Orders, Semiconductor Billings etc. Thread gesperrt |
Hallo!
Da die Daten der Veröffentlichung überhaupt nicht eingehalten werden, folgen nun alle diese Woche schon publizierten Daten:
~ als erstes zur Productivity and Costs - der Produktivität und den Lohnkosten für das erste Quartal. Diese liegt bei -1,2% erwartet wurde ein Wert um -0,6%. Der vorläufige Wert hatte nur einen Rückgang um -0,1% angezeigt. Seit 1995 ist es das erste Mal, dass die Arbeitsproduktivität rückläufig war. Im Vergleich zu Q4 2000 stiegen die Lohnkosten um 6,3%, deulich mehr als in den Quartalen zuvor.
Link zur Produktivität </ul>
~ dann die Semiconductor Billings - Verkäufe in der Halbleiter-Industrie für den April. Den nun 8. Monat in Folge ist der Wert im Monatsvergleich für den Weltmarkt rückläufig, um -4,7% saisonbereinigt um -4,0%. Im Jahresvergleich liegt der Rückgang bei -10,2%. Alle Märkte zeigen diesen Abfall bis auf die Asienregion ohne Japan.
[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
<ul> ~ die Zahlen:
~ Semiconductor sales fell in April by 4.7%, partly seasonally induced. On a seasonally adjusted basis, the sequential decline was 4.0% -- the eighth consecutive falloff.
~ For the second month in the current cycle, sales were down on a year-over-year basis, by 10.2%.
~ The Americas market had the most severe decline in April, but Europe and Japan also registered sharp fall-offs. The Asian region, excluding Japan, witnessed modestly higher sales.
~ Both global and U.S. finished equipment inventories are coming more in balance with demand, although a substantial improvement in chip inventories is still lagging.
~ Link zu den Semiconductor Billings</ul>
~ jetzt die Vehicle Sales - die totalen Autoverkäufe für den Mai, diese erreichten exakt den Aprilwert von 16,7 Millionen. Daimler Chrysler hat weniger verkauft, während GM die Verkäufe steigern konnte.
Link zu den Autoverkäufen</ul>
~ nun zu den Factory Orders - den Industrie-Aufträgen für den April, mit -3,0% lagen diese etwas oberhalb der Konsensschätzungen von -3,4%.
[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
<ul> ~ die Zahlen:
~ Factory orders decline 3.0% in April, while shipments dropped 2.5%. As reported in an earlier release, the fall in durable goods shipments and orders was much deeper.
~ Of the major durable goods industries, only industrial machinery and electrical equipment were higher.
~ Orders for computer equipment fell 3.6%, and communications equipment bookings were down 4.0%. Semiconductor orders plummeted 34.8%.
~ Overall, nondefense capital goods fell 2.0% from the previous month.
~ Nondurable goods orders fell 0.5%.
~ Shipments fell 2.5%, while inventories rose 0.1%. The overall I/S ratio jumped to 1.42. The rise in finished goods inventories was even stronger, so the I/S ratio for finished goods rose sharply.
~ Link zu den Factory Orders</ul>
~ weiter mit dem NAPM Non-Mfg. - dem Einkaufsmanager Index für die nichtgewerblichen Güter für den Mai, fiel um weitere 0,5% auf jetzt 46,6%, nun den zweiten Monat in Folge unterhalb von 50, zeigt eine sich abschwächende Wirtschaft an. Der Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität zeigt sich in fast allen Teilbereichen, so den neuen Auftragseingängen, Auftragsrückständen, Importe, Exporte, Arbeitsmarkt und Lagerbestände. Einzig die Preise steigen.
Der in diesem Index abgebildete Servicebereich macht einen wesentlichen grösseren Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Leistung aus, als der gewerbliche Bereich, ist zu dem auch als Frühindikator anzusehen und demzufolge besorgniserregend.
Link zum NAPM Non-Mfg.</ul>
~ es fehlen noch der wöchentliche Weekly Chain Store Sales Index für die Woche, die am 2.6.2001 endete. Heute lag der Wert bei +0,3%
[img]" alt="[image]" style="margin: 5px 0px 5px 0px" />
~ die Redbook Retail Average- Einzelhandelsumsätze ebenfalls für die Woche, die am 2.6.2001 endete, lagen bei +0,6%.
[img][/img]
<bn>Fazit:[/b] Eigentlich nichts Neues. Die Aussichten sind immer noch düster und die Verbraucher kaufen - diesmal Autos, aber PC und Halbleiter stehen nicht auf der Einkaufsliste. Die Diagramme sind momentan noch nicht aktualisiert, das sollte Dismal Scientist aber hoffentlich bald erledigen.
schöne Grüsse
Cosa
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dottore
05.06.2001, 19:12
@ COSA
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Re: Immer wieder Top-Service, Cosa! Vor unseren Augen entfaltet sich langsam... |
... aber sicher so was wie 'ne dicke fette Weltrezession.
Über die Lage in euro-Land müssen wir nicht groß plaudern, schon gar nicht über die abschmierende BRD (Schröder, wie ich heute aus B höre, tobt schon, ahnend wie er ist) und über Japan so Recht auch nicht mehr.
Es ist Juni, die Alpen voller Schnee bis runter auf fast 2000 m und es wird Zeit, sich jetzt schon sehr, sehr warm anzuziehen.
Nochmals Danke, Cosa (nicht für die bad news weil sie bad sind, sondern für die exzellente Aufbereitung - einfach Klasse! Hoffentlich bringst Du bald Grafiken oberhalb der Bordsteinkante...)!
d.
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Obelix
05.06.2001, 19:28
@ dottore
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@ dottore: warm anziehen? |
>... aber sicher so was wie 'ne dicke fette Weltrezession.
>Über die Lage in euro-Land müssen wir nicht groß plaudern, schon gar nicht über die abschmierende BRD (Schröder, wie ich heute aus B höre, tobt schon, ahnend wie er ist) und über Japan so Recht auch nicht mehr.
>Es ist Juni, die Alpen voller Schnee bis runter auf fast 2000 m und es wird Zeit, sich jetzt schon sehr, sehr warm anzuziehen.
>Nochmals Danke, Cosa (nicht für die bad news weil sie bad sind, sondern für die exzellente Aufbereitung - einfach Klasse! Hoffentlich bringst Du bald Grafiken oberhalb der Bordsteinkante...)!
>d.
Hallo dottore,
gibt es bei Dir neue Eindruecke bez. aktuelle Lage der Weltwirtschaft und die zeitliche Abfolge? Wie bist Du momentan investiert, hast Du etwas geaendert?
Irgendwie juckt es mich in den Fingern, Bar zu halten und den phys. Goldanteil (jetzt 10%) zu verdoppeln.
Gruss, obelix
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dottore
05.06.2001, 20:24
@ Obelix
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Re: @ dottore: warm anziehen? Ganz ehrliche Antwort: |
Hi Obelix,
zu Deinen Fragen, wobei ich gestehen muss, dass es mir umso schwerer fällt, sie zu beantworten, je weiter die Dinge fortschreiten.
Damals - gerade 15 Monde ist es her! - als wir von Hi zu Hi taumelten, in den"neuen" Märkten, war es leicht, zu sagen: Schluss jetzt! Ab sofort wird der Krempel geshortet. Da waren alle gut drauf und man selbst galt als Perma-Exot.
Heute ist es viel schwieriger; denn zu viele ahnen wohl, dass da"was kommt" und da sollte man sich strikt an den Prince de Ligne halten:
"Wer eine Krise kommen sieht, der schweigt."
Also ich versuch's mal sachte:
>gibt es bei Dir neue Eindruecke bez. aktuelle Lage der Weltwirtschaft und die zeitliche Abfolge?
Nein. Im Gegenteil. Wer eine fast perfekte Informationsaufnahmemaschine ist wie ich (berufsbedingt) und wer jede Menge Leute täglich sieht oder mit ihnen telefoniert, der entwickelt einen ziemlich guten"Sense".
Im Journalismus nennen wir das"eine Geschichte erkennen". Wer sie nicht erkennt (z.B. Die Gen-Debatte, PID, Rau und so außer der wieder mal hervor(!)ragenden FAZ), ist blöd dran. Im Boulevard-Journalismus wird er kurz oder lang gefeuert. Denn diese Form von"Journalismus" (bitte nicht meckern!) ist die marktnächste, die es gibt.
So. Mein"Sense", alias"Bauchgefühl", das sich seit den 1960er Jahren an"Krisen" geschult hat (ich war Schüler des großen Wirtschaftsredakteurs Walter Wannenmacher, der 1967 den Bestseller, Vorabdruck im"Spiegel", über das Erhard-Desaster landete, Titel:"Die Krise"), sagt mir:
JA - ES KOMMT EINE RICHTIGE GROSSE KLAMOTTE.
Und ich glaube, die Klamotte wird noch in diesem Jahre sichtbar (was vielleicht Deine Frage nach dem"Wann" beantwortet).
>Wie bist Du momentan investiert, hast Du etwas geaendert?
1. Sachwerte: Ich besitze zwei Immobilien (Wohnungen, nicht vermietet, aber schuldenfrei) in D. (Oberbayern), in CH lebe ich zur Miete, aber moderat (mit Tochter und Enkeln). Meine Gattin hat ein schuldenfreies, selbstgenutztes Haus in D. Dazu: Ein 12,5-Kilo-Barren (400 Unzen; Altbestand und noch immer im Plus in CH.
Dazu Kleinkram in AU hin und her (Kontrakte bzw. Minen; gerade erst gut getradet, dank der sehr guten Aufbereitung vor allem der Minen hier, Jan & JüKü und andere).
2. Geldwerte: Drei-Monatsgeld (noch) in DM, sollte eigentlich schon in CHF sein. 3,9 %. Meine Presseversorgungsversicherung lasse ich mir demnächst (mit Abschlag) auszahlen, da ich dort ohnehin nur noch die Todesfallprämie bezahle. Einen Teil meiner Sammlungen (nicht die Geld- usw. -Sachen, also Ochsenfurt gibt's vollumfänglich nach wie vor) habe ich gerade verkauft (sehr mäßiger Erfolg, obwohl fast nur Top-Stücke), aber immerhin. Geht dann auch in GM oder GM-Fonds.
3. Spekulation. Ich schreibe nur noch Calls, Deckung sind nicht Aktien, sondern nur der sub 2. genannte Betrag. Das funktioniert bisher ziemlich gut. Weshalb ich an dieser Stelle die Frage nach der Validität der Put/Call-Ratio aufwerfen möchte:
<font color="FF0000">Ich bin eindeutig"Systemshorter"; aber da ich keine Puts mache, sondern bloß Calls (geschriebene, die also per Zeitablaufe wertloser werden und vor allem bei Kursrutschen massiv wertlos werden, letzter Erfolg war KPN!) halte ich den Sumserallala mit der Put/Call-Ratio für kompletten Unfug. (Ich shorte doch o h n e Puts!). Ist aber nur meine Meinung.
Bei der Call-Schreiberei gehe ich im wesentlichen nach JüKüs EWA vor, wobei mir die Nennung von mehr Einzeltiteln wünschenswert wäre, aber JüKü kann nicht alles leisten; ich bewundere ihn und die Treffsicherheit seiner Prognosen zutiefst; man muss ja nicht gleich die Sonne vom Himmel holen wollen, fünf bis zehn"gute" Punkte, wo man handeln sollte, reichen p.a.</font>
>Irgendwie juckt es mich in den Fingern, Bar zu halten und den phys. Goldanteil (jetzt 10%) zu verdoppeln.
Bar halte ich (täglich fällig, bin ja kein Bargeld-Horter - außer ca. 4000 DM ;-)) ca. 10 % des"Geldvermögens".
<font color="FF0000">Und jeden Morgen werde ich wach, drehe CNNfn auf und hoffe, dass uns derweil Japan nicht in die Grube geschossen hat.
Ehrlich: Mir ist mulmig wie nie zuvor in meinem Leben. Ich hoffe aber, das hat nur mit meinem fortgeschrittenen Alter zu tun (61,75) und nichts mit der Realität. Let's hope...</font>
Tja Obelix, nun sind die Hosen also runter.
Gruß
d.
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Talleyrand
05.06.2001, 20:53
@ dottore
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Der Weise wird immer gelöchert. |
Hallo Dottore,
Sie sind in meinen Augen wirklich einer der ganz Grossen.
Welcher Matador Ihres Kalibers würde sich sonst noch so offenbaren?
Was ich hier alleine aufgrund Ihrer Erfahrungen und Hinweise lernen durfte, steht ohnehin ausser Frage.
Es ist natürlich undankbar: wer am meisten für die Menschen tut (Erfahrung weitergibt), wird zum Lohn auch noch am Übelsten bedrängt, noch mehr, noch detaillierter zu beschreiben. Darf ich Sie nerven und bitten, einmal ein plastisches Szenario zu beschreiben, daß sie momentan für realistisch halten?
Es kann ruhig so beginnen:
Ich stehe eines Morgens auf, schalte CNNfn ein und glaube, meinen Augen nicht zu trauen: da heisst es doch tatsächlich...
Daß Sie das Stichwort Japan bringen, überrascht mich, denn ich war bislang der Meinung, die sitzen da einfach nur aus und verständigen sich mit dem anderen Welt-Fusskranken auf ein ewiges Gerade-so-noch-hin-und-her. Würden also dem Ende eher entgegentaumeln, denn stürzen.
Ich finde recht interessant, was sich zum Beispiel auch in den deutschen Landen tut, zum Beispiel Schleswig-Holstein. Mal eben um 35 Mio. verrechnet und auch 30 MRD. Schulden.
Allgemein weiss ich nicht weiter, denn ich seh keine Panik, nirgendwo, in keinem Bereich. Mir könnten Sie zum Beispiel 10x sagen, daß die Bankges. Berlin gestützt wird. Ich würde trotzdem abheben. Offenbar tut das in Berlin niemand.
Wenn Sie schreiben, daß eine Klamotte sichtbar wird: meinen Sie damit, daß die breite Ã-ffentlichkeit grössere finanzielle Ungleichgewichte ernsthaft wahrnimmt?
Vielen Dank und Gruss! T.
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dottore
05.06.2001, 21:24
@ Talleyrand
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Re: Der Weise wird immer gelöchert. Hoffentlich sind die Löcher nicht größer... |
... als der verbliebene Rest ;-).
>Hallo Dottore,
>Sie sind in meinen Augen wirklich einer der ganz Grossen.
>Welcher Matador Ihres Kalibers würde sich sonst noch so offenbaren?
>Was ich hier alleine aufgrund Ihrer Erfahrungen und Hinweise lernen durfte, steht ohnehin ausser Frage.
Wieder mal rot geworden. Danke!
>Es ist natürlich undankbar: wer am meisten für die Menschen tut (Erfahrung weitergibt), wird zum Lohn auch noch am Übelsten bedrängt, noch mehr, noch detaillierter zu beschreiben. Darf ich Sie nerven und bitten, einmal ein plastisches Szenario zu beschreiben, daß sie momentan für realistisch halten?
Ohne schon CNNfn eingeschaltet zu haben, kann ich mir gut vorstellen, dass sich das ergibt:
- Alle gutgläubigen Menschen (und Menschen sind zumeist gutgläubig) glauben, dass die Priesterkaste (ZBs und öff. Haushalte, bzw. deren"Staaten") es schon richten wird.
- Die Fakten sprechen mehr und mehr dagegen. Irgendwann (ich denke, wenn's so weiter geht, noch in diesem Jahr) wird die Schere zwischen Glauben und Realität sich so weit geöffnet haben, dass die ersten"ernsthaften" Zweifler und Warner auftreten (also nicht der Klumpatsch aus den alten und immer wieder widerlegten"Warnern", à la Richebächer, Leuschel, Faber, Martin usf.). Stell' Dir nur den FAZ-Aufmacher vor:"Prof. Walter warnt vor Weltrezession".
- Dann geht's zu wie im Theater. Der erste schreit"Feuer!" und alle denken, es sei Teil der Inszenierung. Dann aber schreien weitere"Feuer!" und irgendwer beginnt den Qualm zu riechen.
- Auf ein Mal erheben sich alle von den Sitzen und versuchen durch die Türen ins Freie zu gelangen, was natürlich nicht funktioniert.
- Es kommt zur unausweichlichen Panik.
Klartext: Diese Veranstaltung ist sozusagen auf PANIK angelegt. Denn was ist"Panik" anders als das jäh-plötzliche Erkennen der Situation und die Reaktion aller dies Erkennenden darauf?
>Es kann ruhig so beginnen:
>Ich stehe eines Morgens auf, schalte CNNfn ein und glaube, meinen Augen nicht zu trauen: da heisst es doch tatsächlich...
Es kann auch etwas"Nachbörsliches" aus NY sein. Das große Risiko, bzw. das"Loch" ist der Pazifik, nach wie vor.
>Daß Sie das Stichwort Japan bringen, überrascht mich, denn ich war bislang der Meinung, die sitzen da einfach nur aus und verständigen sich mit dem anderen Welt-Fusskranken auf ein ewiges Gerade-so-noch-hin-und-her. Würden also dem Ende eher entgegentaumeln, denn stürzen.
Gute Frage. Es kommt mir mit Japan so vor, wie damals mit der Danatbank-Pleite 1931. Der Staatssekretär des Finanzministeriums fuhr auf dem Weg zum Dienst an den geschlossenen Schaltern vorbei. Leute standen davor. Keiner hatte sich erregt, alles war"ruhig".
Das trug er im Kabinett vor. Na prima. Alle blieben ruhig. Doch wenig später brach die Panik los, und kurz danach mussten alle Banken geschlossen werden (die berühmten"Bankfeiertage").
>Ich finde recht interessant, was sich zum Beispiel auch in den deutschen Landen tut, zum Beispiel Schleswig-Holstein. Mal eben um 35 Mio. verrechnet und auch 30 MRD. Schulden.
Das Publikum verzeiht inzwischen mehr als es sich leisten kann. Dafür wird es sehr, sehr teuer bezahlen. Nichts ist unangenehmer als sich bei so großen Hebelungen verschätzt zu haben (vgl. auch die Dimi-Franco-Debatte!).
>Allgemein weiss ich nicht weiter, denn ich seh keine Panik, nirgendwo, in keinem Bereich.
Ich auch nicht. Aber es ist jetzt 21.21 Uhr und was kann 22.21 sein?"Panik" kommt - daher auch das"Panische" (merkwürdig irreal-skurril) - immer out of the blue sky.
>Mir könnten Sie zum Beispiel 10x sagen, daß die Bankges. Berlin gestützt wird. Ich würde trotzdem abheben. Offenbar tut das in Berlin niemand.
Sehr guter Punkt. Ich hatte heute eine Konferenz mit Geld-Giganten. Meine Frage: BBG - noch eine Adresse (im Sinne von damit am Geldmarkt traden)?
Antwort: Jederzeit. Da kann doch nichts passieren, bei dieser Größe. (franco hat das übrigens mit seinem Sukkurs auf den"lender of last ressort" = ZBs bestens dargestellt).
>Wenn Sie schreiben, daß eine Klamotte sichtbar wird: meinen Sie damit, daß die breite Ã-ffentlichkeit grössere finanzielle Ungleichgewichte ernsthaft wahrnimmt?
NEIN. Das Publikum nicht. Noch nicht? Vielleicht sehen es nur wenige (wie der Ausguck auf der Titanic den Eisberg). Vielleicht täuschen sie sich auch.
>Vielen Dank und Gruss! T.
Besten Gruß zurück
d.
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Lentas
05.06.2001, 21:35
@ dottore
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Dottore, ein stiller Mitleser.... |
Bewunderer und Kollege (wenngleich eigentlich nicht mehr in diesem Geschäft, mein Dienstvertrag läuft Ende Juni aus) möchte noch wissen.
Sie haben Japan angeführt. Und ich bitte Sie, können Sie noch ein wenig ausführen, könnte Japan ein Trigger sein?
Welche Dimensionen könnte die"Klamotte" bekommen. Die Tatsache, dass Sie ein mulmiges Gefühl"wie noch nie in Ihrem Leben" haben, diese Tatsache woher rührt sie?
Beste Grüsse aus Ã-sterreich
Lentas
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Josef
05.06.2001, 21:57
@ Lentas
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@dottore: Japan koennte doch die Bankschulden einfach stehen lassen, oder? |
Da steht dann in den Buechern: 1 Milliarde Kredit herausgereicht.
Zinseinkuenfte: Seit 5 Jahren keine. Im naechsten Jahr heisst es dann wieder
keine. Wie lange koennen die das machen? Was kann da passieren?
Hier im Forum wurde mal geschrieben, wenn Klein- und Mittelbetriebe
zahlungssunfaehig geworden waeren, wuerde man diese einfach weitermachen lassen
und nicht schliessen. Sie bekaemen eben einfach keinen weiteren Kredit mehr.
Gleiche Frage: Wie lange ist so was moeglich?
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Tobias
05.06.2001, 22:01
@ dottore
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Re: Japan macht mir auch Kopfschmerzen / Kurze Fragen dazu |
Hallo dottore-
vielen Dank für Deine ehrliche Antwort. Mittlerweile muss ich auch sagen, dass mir auch manchmal 'schlecht wird' ob der Dinge und der Aussichten, was passiert, wenn
...zum Beispiel Japan kollabiert
...der Euro weginflationiert
...die Arbeitslosigkeit weiter massiv ansteigt (wir haben doch real 7-8, bald wohl eher 10 Millionen Arbeitslose). Schon fähige Kommilitonen haben Probleme, Jobs zu finden. Es ist zum Kot....
Meine größte Sorge: Japan.
Weißt Du zufällig, wer die größten Gläubiger Japans sind (außer ihre eigenen Bürger)? - wäre mir von großer Hilfe!
Dort m.E. drei Kernprobleme:
1. Staatsverschuldung (die täglich steigt) umgerechnet 13-15 Billionen DM; mind 150% des BIP (das schrumpft). Also Ausbuchen oder Hyperinfla - aber wann? Was denkst Du? DAS JAPANISCHE FINANZMINISTERIUM HAT BEREITS DEN"TECHNISCHEN BANKROTT" ERKLÄRT!
2. Mind. umgerechnet 3 Billionen DM faule Kredite im Bankensektor, d.h. entweder bald Kollaps Bankensystem oder Umschuldung zu Lasten des Staates mit entsprechenden Konsequenzen. Aber wie sieht ein Totalausfall des Bankensystems aus? Permanent werden dort bereits Milliardenbeträge ausgebucht und es ist alles verhältnismäßig... GAR NIX zu den x Billionen fauler Kredite. Außerdem schrumpft die Kapitalbasis der Banken permanent und die Bubble-Gewinne haben sich in Verluste gewandelt - da muss (müsste) noch zusätzlich abgeschrieben/ wertberichtigt werden...Und dabei ist das Staatsschuldenproblem im Verhältnis zum Bankenproblem 4-5 so groß!!!
3. Defla-Krise: Nachfrage schrumpft massiv (Binnennachfrage wie Exporte!) -> niedrigere Preise (Angebotsüberhang)-> Kostendruck -> Entlassungen, Anzahl der Arbeitslosen steigt (auf Rekordlevel), Konkurse steigen -> es wird noch mehr gespart -> weiterer Nachfragerückgang -> Lagerbestände steigen an, Produktion fällt ->...usf.
Zudem natürlich noch mehr uneinbringliche Kredite überall; mehr Kosten zu Lasten des Staates wg. Arbeitslosen bei gleichzeitigen Mindereinnahmen wg. BIP-Rückgang. Koizumi denkt derzeit über die EINFÜHRUNG EINER Ã-KOSTEUER NACH!!! Zudem soll die Mehrwertsteuer MEHR ALS VERDOPPELT WERDEN!!! Das wird die Konjunktur natürlich noch mehr abwürgen statt zu Steuermehreinnahmen führen, klar. Aber wahrscheinlich nur ein paar dummen Hanseln wie uns hier klar.
Dazu: Staat bucht sich alles rein - faule Bankenassets (z.B. New Economy Aktien) über die government backed agencies, finanziert Konjunkturprogramme ohne Ende,.... Ich kann mir - auch ehrlich - vorstellen, dass Japan noch dieses Jahr kollabiert. Persönliche sehe ich die Situation extrem kritisch und ich kann mir nur die Lösung über eine massive Ausbuchung aller Schulden/Forderungen vorstellen + Neuanfang. Leider ist das sehr unwahrscheinlich. Was ein Kollaps der zweitgrößten Volkswirtschaft unseres Globus bedeutet und wie der genau aussieht, kann ich mir nur schwer vorstellen. Aber in der Krise lachen die Menschen mehr! Ist doch auch was.
Dazu passt der, von Helmut Arntzen:"Früher flackerte noch im Elend der Funke Glück. Mit jenem hat der Wohlstand auch ihn ausgeblasen."
Oder der da:"Wohlstand ist, wenn die Menschen mehr Uhren haben als Zeit."
Oder der:"Genaugenommen leben nur wenige Menschen in der Gegenwart, die meisten haben nur vor, einmal richtig zu leben." (Jonathan Swift)
Oder der:"Wenn dem Menschen am Ende seines Lebens ein Lächeln übrigbleibt, so ist das ein anständiger Reingewinn." (Horst W. Geissler).
...
>Heute ist es viel schwieriger; denn zu viele ahnen wohl, dass da"was kommt" und da sollte man sich strikt an den Prince de Ligne halten:
>"Wer eine Krise kommen sieht, der schweigt."
***Warum? Du redest doch auch ganz offen drüber - von Dir stammt übrigens der Satz:"Mut trägt Frucht.", den ich mit schwarzem Edding auf gelber Pappe auf meinem Schreibtisch stehen hab', weil ich ihn so toll finde. Danke dafür.
>So. Mein"Sense", alias"Bauchgefühl", das sich seit den 1960er Jahren an"Krisen" geschult hat (ich war Schüler des großen Wirtschaftsredakteurs Walter Wannenmacher, der 1967 den Bestseller, Vorabdruck im"Spiegel", über das Erhard-Desaster landete, Titel:"Die Krise"), sagt mir:
>JA - ES KOMMT EINE RICHTIGE GROSSE KLAMOTTE.
***Hast Du schon 'nen Tipp, was?
>3. Spekulation. Ich schreibe nur noch Calls, Deckung sind nicht Aktien, sondern nur der sub 2. genannte Betrag. Das funktioniert bisher ziemlich gut. Weshalb ich an dieser Stelle die Frage nach der Validität der Put/Call-Ratio aufwerfen möchte:
>[b]<font color="FF0000">Ich bin eindeutig"Systemshorter"; aber da ich keine Puts mache, sondern bloß Calls (geschriebene, die also per Zeitablaufe wertloser werden und vor allem bei Kursrutschen massiv wertlos werden, letzter Erfolg war KPN!) halte ich den Sumserallala mit der Put/Call-Ratio für kompletten Unfug. (Ich shorte doch o h n e Puts!). Ist aber nur meine Meinung.
***Ja, das sehe ich auch so. Nahezu aussagelos. Zum Call-Schreiben unten noch mal ein Link eines (krebskranken) Profis, der sich vom Shorten gut ernährt: Joe Ross.
Zum"Absichern" bei der Call-Schreiberei ist evtl. auch ein Call aus dem Geld ganz gut; sprich: sell the meat at the money und sichern mit einem aus dem Geld, falls was schief läuft (short vertical call spread).
>Tja Obelix, nun sind die Hosen also runter.
***Und wie isses - so ohne Hosen? Freier, oder?! ;-)
Herzlichen Gruß
Tobias
>Gruß
>d.
<ul> ~ Deshalb Optionen verkaufen!</ul>
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Baldur der Ketzer
05.06.2001, 22:21
@ dottore
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Re: @ dottore: warm anziehen? Ganz ehrliche Antwort: |
>Ehrlich: Mir ist mulmig wie nie zuvor in meinem Leben. Ich hoffe aber, das hat nur mit meinem fortgeschrittenen Alter zu tun (61,75) und nichts mit der Realität.
Hallo, dottore,
auf viel niedrigerem Niveau gehts mir absolut genauso.
Gestern ein Anruf eines guten Geschäftsfreudes, letztes Jahr plus 5 Mio, dieses Jahr projektiert mindestens minus 5 Mio., mit open end und Tendenz Bunjee.
Auwei.
Oldy hin oder her, ich hab heute Kartoffeln hinterm Haus geplanzt. Lacht mich ruhig aus, iss mir wurscht.
Es gibt Sachen, die kauft einem der Trödler Abraham nicht mehr ab.
Scheibenkleister. Gefühl = Megaschlecht.
ich tausche in den nächsten Tagen meine letzten paar Bar-Märker in CHF.
Und dann ab in die Hosentasche.
Schaun mer mal.
Solidarische Grüße vom Baldur
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