WieLi
11.06.2001, 17:49 |
Was macht der PessimismusThread gesperrt |
Hallo an alle,
am Anfang des Jahres wurde hier viel über die langfristigen Aussichten in der Weltwirtschaft diskutiert. In letzter Zeit nun finde ich fast nur noch Postings über kurzfristige Aktienbewegungen. Irgendwie erinnert mich das immer mehr an ein Daytraiderforum. (wie läuft BMW in nächster Zeit etc.) Ich finde das ja auch ganz in Ordnung aber ich frage mich was ist aus dem ganzen Pessimismus geworden.
Habe ich was verpasst? Haben wir nun goldene Zeiten vor uns oder treffen nun langsam die Vorraussagen von Dottore, JüKü etc. ein?
Wenn ich mir die Wirtschaftdaten ansehe so treffen nun langsam viele der Vorraussagen ein. Sollten wir uns nun nicht fragen wie schlimm wird es (halb so wild V-Formation oder leicht U-Formation?).
Ich bin nun kein Daytraider, sondern erwirtschafte meine Einkünfte durch langfristige Investitionen in der Industrie, für mich wäre es schon sehr interessant wie schlimm die Lage werden könnte (nach den derzeitigen Daten).
Meine Kundschaft (Klein-Mittelbetriebe bis ca. 250 Mitarbeiter) merkt schon so langsam ein leichtes Abflauen. Dies betrifft die Branchen Papierverarbeitung, Metallbearbeitung und Formenbau (für die Automobilindustrie).
Jedoch ist dort noch lange keine Krisenstimmung, manche schieben weiterhin Ãœberstunden en mass.
Mit freundlichem Gruß
WieLi
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SportiSteffen
11.06.2001, 18:14
@ WieLi
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Re: Was macht der Pessimismus |
Hallo WieLi!
Wir kennen uns ja noch garnicht!? Aber Du wirst wohl auch meine kurzfristigen Counts kennen. Kurzfrist lässt auch auf Langfrist schließen, aber Du hattest ja geschrieben, dass es OK ist.
Also zum Pessimismus gibt es zu sagen, dass das Finanzmarkt-System immer noch keinen Ausweg aus seiner Misere gefunden zu haben scheint, dafür bedürfte es gravierender Veränderungen, für die sich aber kaum einer verantwortlich fühlt und die auch von einigen einflussreichen Köpfen verhindert werden wollen.
Ich schaue dabei immer gerne nach Japan.
Schnell wird das Elend bestimmt nicht kommen und ich hoffe auch, dass es garnicht kommen wird.
Die schlechte Ausgangslage lässt nicht unbedingt auf einen Zusammenbruch jeglicher sozialen Sozietät schließen, aber es entsteht dadurch ein unberechenbarer Risiko-Faktor.
Zur Börse:
Es soll verhindert werden, dass es weitere Einbrüche gibt, daher rasselt es nicht ungestoppt dorthin, wo es stehen müsste...ach was sage ich jetzt...stehen könnte...
Welche Bank und welche anderen Unternehmen, die darauf angewiesen sind, darauf basieren, will schon diesen Finanzmarkt verlieren?
Aber ohne 'Kunden' kein Geschäft...
Ich komme mit meinen EW-Counts zum Beschluss, dass es jetzt kracht, andere erwägen die Möglichkeit, dass es nicht tief runtergeht und dann noch neue Zwischenhochs erreicht werden, à la Nasdaq ~2700-3000 und Dax ~6400-7400.
Mir ist dieser Optimisus aber rätselhaft und verdächtig.
Einerseits würde er bedeuten, dass es runtergehen"muss", andererseits sind wir in einer ähnlichen Situation wie Ende '98, als wir nach dem Crash von 6000 auf 3800 plötzlich wieder nach oben losbrachen. Das Momentum und der MACD, sowie die Stochastics sehen mir an dieser Stelle und jetzt recht ähnlich aus.
Das muss aber nichts zu sagen haben und vielleicht irre ich mich ja auch.
So kommen wir eigentlich alle, wenn man die Meinung 'des Forums' zusammenfasst zum Entschluss, dass es mittel- und langfristig auf neue Tiefs geht, kurzfristig aber noch ein weiterer Anstieg bevorstehen KÃ-NNTE, aber eben nicht muss.
Ich sage dazu nur, dass zu hohe Erwartungen schnell in Enttäuschungen übergehen [kann ich auch von meiner Freundin aufs Traden übertragen:-) /:-( ].
Gewiss wird aber an markanten Punkten schließlich der entscheiden, der die größte Kraft am Markt ist/hat, eben ob er unterstützt oder nicht.
Wer das ist / wer zusammen mit wem und was er/sie(Mehrzahl) wollen, weiß hier bestimmt keiner, ob es überhaupt jemand weiß?
Wünsche Euch allen eine schöne Woche!
STEFFEN
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dottore
11.06.2001, 18:24
@ WieLi
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Re: Was macht der Pessimismus |
>Hallo an alle,
>am Anfang des Jahres wurde hier viel über die langfristigen Aussichten in der Weltwirtschaft diskutiert.
Das kann nicht sein. Die Lager dunkelt mehr und mehr ein, was hier auch breit diskutiert wird, vielleicht nicht breit genug, damit es nicht heißt: Immer diese Miesepeter vom EW-Board. Dem Wissenden reichen eigentlich schon die MoMs.
>In letzter Zeit nun finde ich fast nur noch Postings über kurzfristige Aktienbewegungen.
Die bleiben immer spannend. Nur zugucken, wie's (möglicherweise) abschmiert, is langweilig. Außerdem kann die Börse sehr weit"voraus schauen", aber auch das in die völlig falsche Richtung.
>Irgendwie erinnert mich das immer mehr an ein Daytraiderforum. (wie läuft BMW in nächster Zeit etc.) Ich finde das ja auch ganz in Ordnung aber ich frage mich was ist aus dem ganzen Pessimismus geworden.
>Habe ich was verpasst? Haben wir nun goldene Zeiten vor uns oder treffen nun langsam die Vorraussagen von Dottore, JüKü etc. ein?
Also ich bin und bleibe fully on track:
<font color="FF0000">Große Weltrezession rückt näher, näher, näher. Ich sehe - und das sage ich mit allem Nachdruck und absoluter Ernsthaftigkeit und ganz bestimmt nicht mal eben so aus Daffke - nirgends auch nur so etwas wie den Hauch einer Besserung, weder in J, noch in Euro-12, noch in den USA. LEIDER!</font>
>Wenn ich mir die Wirtschaftdaten ansehe so treffen nun langsam viele der Vorraussagen ein. Sollten wir uns nun nicht fragen wie schlimm wird es (halb so wild V-Formation oder leicht U-Formation?).
Es wird m.E. eine Digamma-Formation. Digamma = alter griech. Buschtabe, sieht etwa so aus erst wie ein L und dann nochmal ein L, aber gekontert und der lange Strich nach unten.
>Ich bin nun kein Daytraider, sondern erwirtschafte meine Einkünfte durch langfristige Investitionen in der Industrie, für mich wäre es schon sehr interessant wie schlimm die Lage werden könnte (nach den derzeitigen Daten).
Zunächst mal wird sich nicht besser, sondern schlechter. Ob es dann zum"zweiten Bein" des Digamma kommt, also zur Rezession, halte ich für fast garantiert. Ich habe aus früheren Krisen gelernt, dass gerade die Kommunikation der Unternehmer untereinander ("sag mal Kurt, der Georg sagt mir gerade, dass es bei ihm schlecht läuft..." usw.) einen"eingebauten Selbstverstärker" enthält. Der große Ã-konom Jöhr hat daraus eine eigene, sozusagen"psychologische Konjunkturtheorie" entwickelt.
Dazu kommen Sachen wie self-fulfilling prophecy und Murphys Law.
Was nach der sich bereits weltweit breit anbahnenden Rezession geschieht, können wir erst beurteilen, wenn wir an dieser Brücke sind. Letztlich geht's um Vertrauen (ergo um Kredit). Und wer hat jetzt noch Kredit? Greenspan (nein, konfuse"Zinspolitik"). EZB (auf keinen Fall, der Euro verbreitet mehr Schrecken als Wohltat, siehe die 57-Cent-Prognose). Die"Staatsmänner"? (Das möchte ich lieber nicht kommentieren).
>Meine Kundschaft (Klein-Mittelbetriebe bis ca. 250 Mitarbeiter) merkt schon so langsam ein leichtes Abflauen. Dies betrifft die Branchen Papierverarbeitung, Metallbearbeitung und Formenbau (für die Automobilindustrie).
Die Werbe-Wirtschaft schrumpft (Springer verfügte schon einen Einstellstopp), der Mittelstand hockt in Konferenzen mit den Hausbanken von wegen Basel II und dem Rating ihrer Kredite. Die Verpackungsindustrie (ein guter Bekannter) ist ganz bleich vor Kummer.
Und jetzt werden"Lohnrunden" en suite angekündigt: Das alte Elend - immer dann die Hand aufhalten, wenn in der des Gegenübers längst nichts mehr ist.
>Jedoch ist dort noch lange keine Krisenstimmung, manche schieben weiterhin Ãœberstunden en mass.
Das stimmt. Aber nichts ist schneller und"sozialverträglicher" abgebaut als Überstunden.
>Mit freundlichem Gruß
>WieLi
Sorry, WieLi,
Du wolltest eine ehrliche Antwort. Das war meine.
Gruß und Alles Gute
d.
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Diogenes
11.06.2001, 20:30
@ dottore
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Re: Was macht der Pessimismus |
Hallo WeiLi und dottore,
Hier in Triol keimt unter den Hotelieren und Gastronomen auch Krisenstimmung. Der Winter war ein neuer Nächtigungs- und Umstzrekord, der Sommer ist flau wie schon lange nicht. Nehmt noch die durchschnittliche"Eigenkapitlaquote" in der Branche von -30% dazu, dann ist alles klar. Arme Banken, haben fast nur Hotels als Kreditnehmer, veranstalten in letzter Zeit Seminare à la"Fianzierung im Gastgewerbe" - was sagt mir das?
Am Arbeitsmarkt: Knappheit an Saisonniers (Ausländer), Inländer kaum zu vernünftigen Löhnen zu kriegen.
Grüße euch beiden
Diogenes
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