dottore
16.06.2001, 15:55 |
Horten und HubschraubergeldThread gesperrt |
Hi,
Milton Friedman hat bekanntlich untersucht, was beim Geldabwurf durch Hubschrauber passieren würde. Hier der Originaltext (The Optimum Quantity of Money, Chikago 1969, 5):
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Dieses Beispiel ist bemerkenswert, da der Geldabwurf der Hubschrauber im Grund das selbe ist wie einen"Geldhort" auflösen. Ob Geld vom Hubschrauber kommt oder aus dem Safe (oder unter der Matratze hervor) läuft aufs selbe hinaus.
Was folgert der große Meister?
1. Es könnte der gleiche Hortungsvorgang fortgesetzt werden, sofern sich die Cash-(=Hortungs)-Haltungsneigung nicht ändert. Die real income-Situation der einzelnen hat sich nicht geändert.
2. Ist das der Fall (so argumentiert er auf den folgenden Seiten weiter),"the ultimate position will be the same, not only for the aggregate, but for each individual seperately."
3. Das zusätzliche Geld könnte zwar über Nacht zu einem Preiseffekt führen, der sich aber schnell wieder verflüchtigt, da die Leute merken, dass sie für das zusätzliche Geld wegen des Preiseffektes nichts Zusätzliches als"real" kaufen könnten:"The additional pieces of paper do not alter the basic conditions of the community. They make no additional productive capacity available."
4."Each individual is in a position that he could have attained earlier, if he had wished to." (Wenn man billiger hätte kaufen wollen, hätte man es vorher schon getan).
Summa: Der Effekt, dass Geld einmalig zusätzlich erscheint (was bei Hubschraubergeld und Enthortungsgeld das selbe wäre), führt zu gar nichts. Es kommt also nicht auf einen Einmal-Vorgang an, sondern darauf, dass dieser Vorgang fortgesetzt wird (was bekanntlich das Zentrum der Friedman'schen Theorie überhaupt ist).
Oder ganz simpel: Um zu einem nachhaltigen Effekt zu führen, müsste der Zusatzgeld-Effekt fortgesetzt (und auch angekündigt) werden. Selbst wenn wir, bezogen aufs Horten, davon ausgehen, dass alle wissen, dass nunmehr sich die Summe des Bargeldes verdoppelt (angenommen 50 % davon wurden vorher gehortet), bleibt es doch bei einem einmaligen Vorgang.
Und die Hubschauber sind wieder im Hangar...
Gruß
d.
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wasil
16.06.2001, 18:34
@ dottore
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Re: Horten und Hubschraubergeld |
>Oder ganz simpel: Um zu einem nachhaltigen Effekt zu führen, müsste der Zusatzgeld-Effekt fortgesetzt (und auch angekündigt) werden. Selbst wenn wir, bezogen aufs Horten, davon ausgehen, dass alle wissen, dass nunmehr sich die Summe des Bargeldes verdoppelt (angenommen 50 % davon wurden vorher gehortet), bleibt es doch bei einem einmaligen Vorgang.
>Und die Hubschauber sind wieder im Hangar...
>Gruß
>d.
Hallo Doc
Genau aus diesem Grunde finde ich die 70 er und 80 er Jahre, mit einer zünftigen Inflation nicht die schlechtesten. Allerdings, ausgelöst dadurch, dass Arbeitskräfte Mangelware waren und man deswegen fast jeden beliebig hohen Lohn verlangen konnte. Ansonsten hat man einfach den Betrieb gewechselt. Das ging so weit, dass der Personalschef ( Grossbank in Zürich ) die Angestellten regelmässig darüber informiert hat, dass ein Teuerungsausgleich von einigen Prozent auf den Lohn fällig sei und zwar rückwirkend auf Anfang Jahr gerechnet, Nota bene. Was hat es die Leute da gekratzt, dass sie real gesehen eigentlich nicht mehr Geld in der Tasche hatten, weil die Inflation den Lohnanstieg gleich weggefressen hat. So weit hat man sowieso nicht gedacht, nur daran, dass man den neuen Wagen und die neue Polstergruppe lieber heute als morgen kauft, da morgen sowieso wieder alles teuer wurde. Zudem hat die Inflation auch die Schulden weggefressen. Das EF Haus meiner Eltern, konnten die bald mit einem Jahreslohn abzahlen. Da mehr Geld in der Tasche, mit der Aussicht, dass es nächstes Jahr noch mehr werden würde, gab man das Geld einfach lockerer aus. Der Rubel rollte, die Wirtschaft florierte!
Dann setzte plötzlich auf gewissen Gütern Deflation ein. Nicht schlecht habe ich gestaunt, als ich mein 2 jähriges Motorrad verkaufen wollte, mit dem üblichen Einschlag und mich der Motorradhändler darauf aufmerksam gemacht hat, dass ein neues Motorrad mittlerweile gleich viel koste wie ich für meine Occassion haben wolle. Noch schlimmer, mein vor 12 Jahren gekauftes Haus ist Wertmässig stagniert wenn nicht gar getaucht. Genau hier fängt doch der Mist an. Aus diesem Grunde fände ich eine Inflation von einigen Prozent in Ordnung. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass diese durch höhere Löhne der breiten Masse verursacht wird. Wird die Inflation jedoch durch höhere Abgaben aller Art erzeugt, ohne dass die Löhne mitsteigen, wie es heute der Fall ist, dann resultiert daraus logischerweise Armut, Konsumverzicht und Arbeitslosigkeit. Der Teufelskreis setzt sich immer schneller in Bewegung. Gibt es eine Möglichkeit diesen Kreis wieder in eine positive Richtung zu drehen oder sehe ich das als Laie sowieso zu simpel??
Gruss wasil
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Rudow
16.06.2001, 19:52
@ wasil
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Re: Horten und Hubschraubergeld |
>Gibt es eine Möglichkeit diesen Kreis wieder in eine positive Richtung zu drehen oder sehe ich das als Laie sowieso zu simpel??
>Gruss wasil
Hallo,
vielleicht ahnen ja doch mehr Leute, dass Löhne nicht nur Kosten sind...
Güße von Rudow
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dottore
16.06.2001, 20:05
@ wasil
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Re: Horten und Hubschraubergeld |
>>Oder ganz simpel: Um zu einem nachhaltigen Effekt zu führen, müsste der Zusatzgeld-Effekt fortgesetzt (und auch angekündigt) werden. Selbst wenn wir, bezogen aufs Horten, davon ausgehen, dass alle wissen, dass nunmehr sich die Summe des Bargeldes verdoppelt (angenommen 50 % davon wurden vorher gehortet), bleibt es doch bei einem einmaligen Vorgang.
>>Und die Hubschauber sind wieder im Hangar...
>>Gruß
>>d.
>
>Hallo Doc
>Genau aus diesem Grunde finde ich die 70 er und 80 er Jahre, mit einer zünftigen Inflation nicht die schlechtesten. Allerdings, ausgelöst dadurch, dass Arbeitskräfte Mangelware waren und man deswegen fast jeden beliebig hohen Lohn verlangen konnte. Ansonsten hat man einfach den Betrieb gewechselt. Das ging so weit, dass der Personalschef ( Grossbank in Zürich ) die Angestellten regelmässig darüber informiert hat, dass ein Teuerungsausgleich von einigen Prozent auf den Lohn fällig sei und zwar rückwirkend auf Anfang Jahr gerechnet, Nota bene. Was hat es die Leute da gekratzt, dass sie real gesehen eigentlich nicht mehr Geld in der Tasche hatten, weil die Inflation den Lohnanstieg gleich weggefressen hat. So weit hat man sowieso nicht gedacht, nur daran, dass man den neuen Wagen und die neue Polstergruppe lieber heute als morgen kauft, da morgen sowieso wieder alles teuer wurde. Zudem hat die Inflation auch die Schulden weggefressen.
Wenn ich hier mal unterbrechen darf: Die Inflation oder die Inkaufnahme potenzieller Infla hat - relativ zur Deflation, die sich durch und mit Ausbuchung ergibt - immer ihre Vorteile (siehe meinen Vorschlag zur Staatsschulden"tilgung" via Euromünzen, was allemal besser ist als die Tilgung durch Produktionszwang oder gar Staatsbankrott zu erledigen; vgl. a. Posting gestern).
Es müsste aber nur eine Inflation sein, die nicht durch zusätzliche Nettoneuverschuldung on top von Prolongationen der alten Schulden sich einstellt. Diese Form der wahrlich schleichenden Inflation hatten die früher drauf, es ging ganz einfach durch Münzverschlechterung, die aber eine Ware als Basis des Geldsystems voraussetzt. Die Inflationierung über Maximal-Kreditierung ist unter keinen Umständen durchzuhalten; außerdem schüfe sie einen solchen hartleibigen Gläubigerblock, dass das Ganze nur per Umsturz zu erledigen ist.
<font color="FF0000">Ich muss immer wieder an die antiken Vorstellungen (Plutarch u.a.) vom Kreislauf der Staats- und Regierungsformen denken. Die hatten sich das damals nicht aus den Fingern gesogen, sondern bestens beobachtet. Und auf Demokratie folgt demnach - Zwischenstufen hin & her - die Tyrannis! In der gegenwärtigen Form lassen sich die Demokratien (= positive Abstimmung darüber dass jedermann Geld bekommt, ohne dass es jemand zahlt und die Buchung darüber einfach im CpD-Konto"Staat" verschwindet) einfach nicht halten - sie werden verschwinden!!!</font>
>Das EF Haus meiner Eltern, konnten die bald mit einem Jahreslohn abzahlen. Da mehr Geld in der Tasche, mit der Aussicht, dass es nächstes Jahr noch mehr werden würde, gab man das Geld einfach lockerer aus. Der Rubel rollte, die Wirtschaft florierte!
>Dann setzte plötzlich auf gewissen Gütern Deflation ein.
Je, die Deflation ist der ungeliebte Bankert einer kreditfinanzierten Inflation.
Oh, um wieviel sanfter waren dagegen"Warengeld"-Inflationen. Man verschlechtert einfach schleichend den Metallgehalt. Anschließend: KEINE Deflation.
Dummerweise wird es in einem Zeitalter der Exzess-Präzision nicht mehr gehen. Wir müssen uns also etwas völlig Neues einfallen lassen.
>Nicht schlecht habe ich gestaunt, als ich mein 2 jähriges Motorrad verkaufen wollte, mit dem üblichen Einschlag und mich der Motorradhändler darauf aufmerksam gemacht hat, dass ein neues Motorrad mittlerweile gleich viel koste wie ich für meine Occassion haben wolle. Noch schlimmer, mein vor 12 Jahren gekauftes Haus ist Wertmässig stagniert wenn nicht gar getaucht.
Ich kenne die Liegenschaftsprobleme bestens!
>Genau hier fängt doch der Mist an. Aus diesem Grunde fände ich eine Inflation von einigen Prozent in Ordnung. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass diese durch höhere Löhne der breiten Masse verursacht wird. Wird die Inflation jedoch durch höhere Abgaben aller Art erzeugt,
Ja, wie Recht Du hast: DAS ist die Perversion schlechthin. Höhere Steuern = höhere Inflation, weil es Verbrauchsteuern sind, die in die Preise eingehen!
>ohne dass die Löhne mitsteigen, wie es heute der Fall ist, dann resultiert daraus logischerweise Armut, Konsumverzicht und Arbeitslosigkeit. Der Teufelskreis setzt sich immer schneller in Bewegung. Gibt es eine Möglichkeit diesen Kreis wieder in eine positive Richtung zu drehen oder sehe ich das als Laie sowieso zu simpel??
Das Problem hast Du exakt erkannt, aber leider wissen wir die"Lösung" nicht.
Eine Kreditgeld-Inflation kann immer nur im Desaster enden - eben weil die Kredite darauf warten, bedient zu werden.
Lieben Gruß, wasil!
d.
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Oldy
16.06.2001, 20:50
@ Rudow
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Re: Horten und Hubschraubergeld |
>>Gibt es eine Möglichkeit diesen Kreis wieder in eine positive Richtung zu drehen oder sehe ich das als Laie sowieso zu simpel??
>>Gruss wasil
>
>Hallo,
>vielleicht ahnen ja doch mehr Leute, dass Löhne nicht nur Kosten sind...
>Grüße von Rudow
Ja, Rudow, Löhne sind auch Einkommen und werden zum Kaufen benützt und das vergessen die Shareholdervalue-Leute immer, denn wer kauft dann nachher ihr Zeug? Die Leute, welche abgebaut wurden? Nicht die eigenen, denn die haben es vorher auch kaum gekauft, aber das Ding zieht ja weitere Kreise. Die anderen Shareholder-Leute bauen ja auch Arbeiter ab.
Wer glaubt, daß die Shareholder die Erzeugnisse dann kaufen werden, täuscht sich gewaltig. Die haben schon genug und wollen ihr Geld nur wieder gewinnbringend anlegen.
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wasil
16.06.2001, 21:12
@ dottore
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Re: Horten und Hubschraubergeld |
Hallo dottore
Besten Dank für die ausführliche Antwort!
An die zusätzliche Neuverschuldung durch Kreditgeld-Inflation habe ich natürlich wieder nicht gedacht. Typisch für die heutige Zeit in welcher man sich nicht so genau überlegt, woher das Geld eigentlich stammt.
Gruss wasil
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Baldur der Ketzer
16.06.2001, 21:30
@ Rudow
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Re: Sind Löhne nur Kosten? |
>>Gibt es eine Möglichkeit diesen Kreis wieder in eine positive Richtung zu drehen oder sehe ich das als Laie sowieso zu simpel??
>>Gruss wasil
>
>Hallo,
>vielleicht ahnen ja doch mehr Leute, dass Löhne nicht nur Kosten sind...
>Güße von Rudow
Hallo, von Rudow,
das Problem ist doch, daß es
1) Branchen gibt, die Lohnkostensteigerungen nur zu verkraften haben, aber davon nicht profitieren (Beispiel: Tiefbau)
2) für 100 zusätzliche Mark Lohn höchstens für 20 Mark zusätzliche Nachfrage gibt, weil die restlichen 80 vom Staat vorher weggesteuert werden......
Noch ein Wort zur Gläubigerfraktion (wie sag ichs schonend meinem Kinde, ohne zu viel zu sagen, hm): ein mir bekannter Anwalt hat neulich von einem Treffen mit einem Großaktionär einer Bank berichtet.
Der Gute ist mutmaßlich zig-Millionen schwer, aber sagt zu seiner Frau, sie solle vor dem Essen möglichst viel Brot essen, damit sie später nicht so viel Hunger hat und was bestellen muß, was was kostet, und er selber gab vor, gar keinen Hunger zu haben, denn er mußte ja dem eingeladenen Anwalt sein Essen schon übernehmen, und da langte es nicht mehr für ihn, auch was zu essen.....
vielleicht haben die nicht mal was von ihren Geldspeichern.............
beste Grüße vom Baldur
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