rodex
19.06.2001, 16:14 |
Dell sitzt auf einer ZeitbombeThread gesperrt |
R I S K A N T E O P T I O N E N
Dell sitzt auf einer Zeitbombe
Der US-Computerhersteller Dell hat sich mit Aktienoptionen kräftig verrechnet. Der Übermut könnte das Unternehmen umgerechnet 9,5 Milliarden Mark kosten. Einzige Hoffnung: Steigende Kurse.
New York - Dell hat in den vergangenen Jahren Millionen so genannter Put-Optionsscheine im Wert von je 75 Cent ausgegeben. Damit garantierte das Unternehmen den Käufern, ihnen Dell-Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen festgesetzten Preis von durchschnittlich 44 US-Dollar abzukaufen.
Eigentlich eine gute Strategie - solange der Kurs über 44 US-Dollar blieb und die Puts nicht ausgeübt wurden. Bei der Ausgabe der Puts hatte das boomende Unternehmen Dell es sich nicht träumen lassen, dass der Kurs jemals unter diese Marke fallen könnte.
Doch dann kam der Börsen-Crash. Die Dell-Aktie notiert derzeit nur noch bei 24 US-Dollar. Dell muss nun Millionen Aktien für den Preis von 47 US-Dollar zurückkaufen, berichtet das"Wall Street Journal". Eine kostspielige Angelegenheit: Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen bereits 750 Millionen Dollar für den Rückkauf von Aktien ausgegeben, schreibt die Zeitung. Das seien 91 Prozent des gesamten Cashflows in dieser Periode.
Und es könnte noch schlimmer kommen. Bis zum 2. Mai 2003 werden noch Puts über 96 Millionen Aktien fällig - das bedeutet, wenn der Aktienkurs im Keller bleibt, eine Zeitbombe von 4,22 Milliarden Dollar (rund 9,5 Milliarden Mark).
"Es war ein Riesenfehler, die Puts auszugeben. Es ist eine Selbstüberschätzung zu glauben, der Aktienkurs würde ewig steigen", zitiert die Zeitung einen Analysten.
Ein Sprecher sagte, die Puts seien Teil eines größeren Aktienrückkaufprogramms. Dell sei auch bereit, seine Bar-Reserven von etwa 5,27 Milliarden Dollar dafür anzutasten.
Nach den Angaben der Zeitung wollte Dell mit den Puts zusätzliche Einnahmen generieren und ein Gegengewicht zu den Call-Optionen schaffen, die sie wie fast jedes börsennotiertes Unternehmen an die Mitarbeiter ausgegeben hatten. Dieses Argument hält Thomas Selling, Professor für Buchhaltung, jedoch für unglaubwürdig:"Es ist reine Spekulation, egal was sie behaupten."
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,140396,00.html
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PuppetMaster
19.06.2001, 16:55
@ rodex
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Re: Dell / denke die PC branche ist überhaupt 'am ende' |
der fahnenstange. wachstum ade.
m.e. ist der PC markt richtig gesättigt.
neue anwendungen nicht in sicht,
die leistung heutiger PCs ausreichend
für jahre to come.
ein markt übrigens, der schon immer
von starken deflationären tendenzen
geprägt war.
gruss
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Fontvieille
19.06.2001, 19:23
@ rodex
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Re: Creative accounting: alle sitzen auf der Zeitbombe |
Hallo rodex,
der Spiegel vergißt, den wirklichen Grund für die Ausgabe der Put-Optionen anzuführen (bzw. er deutet ihn nur an): um gleichzeitig an die leitenden Angestellten unzählige"Stock-Options" ausgeben zu können, ohne den Aktienkurs zu gefährden oder die vorhanden Aktien zu"verwässern" ("dilute") mußten alle Firmen, die das taten, permanent eigene Aktien zurückkufen. Um schließlich dafür nicht allzu viel Geld aufzuwenden, und da man die Aktien ohnehin kaufen wollte, hat man gedacht, besonders schlau sei es, dafür gleich Put-Optionen zu verkaufen und so die Kosten der Operation geringer zu halten.
Sinn der gesamten Operation war es, Lohnkosten nicht in der Bilanz erscheinen zu lassen, den Lohn den Leuten aber dennoch zukommen zu lassen. Deshalb sagt Dell ja auch, daß sie hemmungslos ihre Kriegskasse dafür hernehmen werden. Viele der Put-Käufer sind dieselben Angestellten, die Inhaber der"Stock-Options" sind und sich so abgesichert haben. Letztendlich ist es ein Geldtransfer aus den Taschen der Aktionäre in diejenigen der leitenden Angestellten. Und eben eine Gehaltszahlung. Das Ganze kann man auch kreative Buchführung oder"creative accounting" nennen. Fast alle Unternehmen der"New Economy" und eine ganze Reihe von Unternehmen der"Old Economy" haben das in den letzten Jahren gemacht.
Wenn man diese zusätzliche Gehaltszahlung in die Bilanzen aller derjenigen Unternehmen einrechnen würde, die solche Aktienrückkaufprogramme haben, dann würden die Gewinnzahlen der letzten Jahre durch die Bank sehr viel schlechter aussehen - und die KGV-Verhältnisse der Aktien noch viel höher als sie ohnehin waren und immer noch sind. Diese Art des creative accounting ist einer der Bestandteile der großen Aktien-Bubble, die sich jetzt auflöst.
Das hätte der Spiegel eigentlich noch dazufügen müssen, um die ganze Wahrheit darzustellen.
Gruß, F.
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Pancho
19.06.2001, 19:59
@ rodex
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Re: Dell sitzt auf einer Zeitbombe - die hätten besser Puts gekauft:-) (owt) |
>R I S K A N T E O P T I O N E N
>Dell sitzt auf einer Zeitbombe
>Der US-Computerhersteller Dell hat sich mit Aktienoptionen kräftig verrechnet. Der Übermut könnte das Unternehmen umgerechnet 9,5 Milliarden Mark kosten. Einzige Hoffnung: Steigende Kurse.
>
>New York - Dell hat in den vergangenen Jahren Millionen so genannter Put-Optionsscheine im Wert von je 75 Cent ausgegeben. Damit garantierte das Unternehmen den Käufern, ihnen Dell-Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt für einen festgesetzten Preis von durchschnittlich 44 US-Dollar abzukaufen.
>Eigentlich eine gute Strategie - solange der Kurs über 44 US-Dollar blieb und die Puts nicht ausgeübt wurden. Bei der Ausgabe der Puts hatte das boomende Unternehmen Dell es sich nicht träumen lassen, dass der Kurs jemals unter diese Marke fallen könnte.
>Doch dann kam der Börsen-Crash. Die Dell-Aktie notiert derzeit nur noch bei 24 US-Dollar. Dell muss nun Millionen Aktien für den Preis von 47 US-Dollar zurückkaufen, berichtet das"Wall Street Journal". Eine kostspielige Angelegenheit: Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen bereits 750 Millionen Dollar für den Rückkauf von Aktien ausgegeben, schreibt die Zeitung. Das seien 91 Prozent des gesamten Cashflows in dieser Periode.
>Und es könnte noch schlimmer kommen. Bis zum 2. Mai 2003 werden noch Puts über 96 Millionen Aktien fällig - das bedeutet, wenn der Aktienkurs im Keller bleibt, eine Zeitbombe von 4,22 Milliarden Dollar (rund 9,5 Milliarden Mark).
>"Es war ein Riesenfehler, die Puts auszugeben. Es ist eine Selbstüberschätzung zu glauben, der Aktienkurs würde ewig steigen", zitiert die Zeitung einen Analysten.
>Ein Sprecher sagte, die Puts seien Teil eines größeren Aktienrückkaufprogramms. Dell sei auch bereit, seine Bar-Reserven von etwa 5,27 Milliarden Dollar dafür anzutasten.
>Nach den Angaben der Zeitung wollte Dell mit den Puts zusätzliche Einnahmen generieren und ein Gegengewicht zu den Call-Optionen schaffen, die sie wie fast jedes börsennotiertes Unternehmen an die Mitarbeiter ausgegeben hatten. Dieses Argument hält Thomas Selling, Professor für Buchhaltung, jedoch für unglaubwürdig:"Es ist reine Spekulation, egal was sie behaupten."
>http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,140396,00.html
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McMike
20.06.2001, 03:47
@ rodex
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Re: Dell sitzt auf einer Zeitbombe |
Habe vor ein paar Monaten mal gelesen, dass
Dell mit seinen Put-Optionen annähernd soviel Cash gemacht hat, wie im operativen Geschäft!
gruss mcmike
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dottore
20.06.2001, 16:40
@ Fontvieille
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Re: Just so, F., nur die Lohnkosten lassen wir in der G+V und die geht in die B. |
>Hallo rodex,
>der Spiegel vergißt, den wirklichen Grund für die Ausgabe der Put-Optionen anzuführen (bzw. er deutet ihn nur an): um gleichzeitig an die leitenden Angestellten unzählige"Stock-Options" ausgeben zu können, ohne den Aktienkurs zu gefährden oder die vorhanden Aktien zu"verwässern" ("dilute") mußten alle Firmen, die das taten, permanent eigene Aktien zurückkufen. Um schließlich dafür nicht allzu viel Geld aufzuwenden, und da man die Aktien ohnehin kaufen wollte, hat man gedacht, besonders schlau sei es, dafür gleich Put-Optionen zu verkaufen und so die Kosten der Operation geringer zu halten.
>Sinn der gesamten Operation war es, Lohnkosten nicht in der Bilanz erscheinen zu lassen, den Lohn den Leuten aber dennoch zukommen zu lassen. Deshalb sagt Dell ja auch, daß sie hemmungslos ihre Kriegskasse dafür hernehmen werden. Viele der Put-Käufer sind dieselben Angestellten, die Inhaber der"Stock-Options" sind und sich so abgesichert haben. Letztendlich ist es ein Geldtransfer aus den Taschen der Aktionäre in diejenigen der leitenden Angestellten. Und eben eine Gehaltszahlung. Das Ganze kann man auch kreative Buchführung oder"creative accounting" nennen. Fast alle Unternehmen der"New Economy" und eine ganze Reihe von Unternehmen der"Old Economy" haben das in den letzten Jahren gemacht.
>Wenn man diese zusätzliche Gehaltszahlung in die Bilanzen aller derjenigen Unternehmen einrechnen würde, die solche Aktienrückkaufprogramme haben, dann würden die Gewinnzahlen der letzten Jahre durch die Bank sehr viel schlechter aussehen - und die KGV-Verhältnisse der Aktien noch viel höher als sie ohnehin waren und immer noch sind. Diese Art des creative accounting ist einer der Bestandteile der großen Aktien-Bubble, die sich jetzt auflöst.
>Das hätte der Spiegel eigentlich noch dazufügen müssen, um die ganze Wahrheit darzustellen.
>Gruß, F.
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