Starker Dollar beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten
<font size=5>US-Handelsbilanz bleibt tiefrot</font>
Die Vereinigten Staaten zahlen einen hohen Preis für die Stärke des Dollar. Auf den globalen Märkten sind ihre Produkte weniger konkurrenzfähig. Zwischen Außen- und Binnenwirtschaft herrscht eine enge Beziehung: Gehen Arbeitsplätze bei Exportunternehmen verloren, verringert sich auch die Zahl kaufkräftiger Konsumenten.
zz WASHINGTON. <font color="#FF0000">Das abermals hohe Außenhandelsdefizit der USA im April ist Wasser auf die Mühlen von George W. Bush</font>. Der Präsident kann seine Forderung nach einem Mandat für den Abschluss internationaler Handelsverträge nach der so genannten"Fast-track authority", noch plausibler untermauern. Handelsverträge, die danach abgeschlossen wurden, können vom Kongress nur insgesamt genehmigt oder abgelehnt, nicht aber modifiziert werden. Bush braucht dieses Mandat dringend für Gespräche mit lateinamerikanischen und asiatischen Ländern, sowie für den WTO-Gipfel im Herbst.
<font color="#FF0000">Das Außenhandelsdefizit ist im April zwar geringfügig um 2,7 % auf 32,2 Mrd. US-Dollar zurückgegangen. Dafür musste das US-Handelsministerium den für März gemeldeten Fehlbetrag aber auf 33,1 Mrd. Dollar nach oben korrigieren</font>. Außerdem hatten Analysten einen stärkere Abnahme des Defizits erwartet. Im April schrumpften die Einfuhren wegen der Abkühlung der Inlandskonjunktur um 2,2 % auf 119,1 Mrd. Dollar. Doch auch die Ausfuhren gingen um 2 % auf 86,9 Mrd. Dollar zurück - auf das niedrigste Niveau seit März 2000. Der Hauptgrund neben der schwächeren Nachfrage der Handelspartner ist die Stärke des US-Dollar.
Amerikanische Politiker sind von Stolz erfüllt über die Rolle des Dollar an den Finanzmärkten, insbesondere gegenüber dem Euro. Finanzminister Paul O'Neill <font color="#FF0000">bekennt sich wie sein Vorgänger Lawrence Summers uneingeschränkt zu einem starken Dollar</font>.
Die Politiker spüren nicht, was die Manager exportorientierter Unternehmen längst wissen: Die Stärke des Dollar beeinträchtigt erheblich die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Produkte auf den Weltmärkten. Der Flugzeugproduzent Boeing, der - wie sich gerade auf dem Pariser Luftfahrtsalon gezeigt hat - in heftigem Wettbewerb mit der europäischen Airbus Industrie steht, kann die Verteuerung seiner Produkte durch den starken Dollar nicht einfach hinnehmen. Die amerikanischen Agrarexporte sind ohne kräftige Subventionen der Washingtoner Regierung auf internationalen Märkten kaum noch konkurrenzfähig.
Ein Rückschlag im Export, der aus der Dollar-Performance resultieren könnte, würde sich unmittelbar auf die heimischen Arbeitsplätze auswirken. Wer seinen Job wegen der verringerten internationalen Wettbewerbsfähigkeit verliert, fällt als Käufer von Konsumgütern künftig aus. Da zwei Drittel des amerikanischen Inlandsprodukts auf den privaten Verbrauch entfallen, wirken sich Exportverluste auch an der heimischen Konjunkturfront negativ aus. Diese Wechselwirkung zwischen Binnen- und Außenwirtschaft ist amerikanischen Politikern kaum geläufig, zumindest verdrängen sie die Realität.
<font color="#FF0000">Schon jetzt lässt sich das Außenhandelsdefizit für 2001 auf über 400 Mrd. Dollar hochrechnen - mehr als eine Milliarde Dollar am Tag</font>. Die Lücke in der Leistungsbilanz wird wohl 430 Mrd. Dollar erreichen, nachdem für das erste Quartal ein Fehlbetrag von 109,6 Mrd. ausgewiesen wurde. Dies war zwar weniger als im Vorquartal, aber mehr als zu Beginn 2000. Und mit mehr als 4 % vom Bruttoinlandsprodukt ist das Leistungsbilanzdefizit für ein Industrieland eigentlich zu hoch, wie die DGZ-Deka-Bank anmerkt. Hauptursache ist der negative Saldo im Warenhandel. Defizitär waren im ersten Quartal auch die Einkommens- und Vermögensbilanz und die laufenden Übertragungen. Lediglich mit Dienstleistungen erzielt die USA weiter einen Überschuss.
HANDELSBLATT, Freitag, 22. Juni 2001
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