McMike
02.07.2001, 19:44 |
P R I V A T K O N K U R S-Zu arm für die Pleite Die Zeit Thread gesperrt |
Drei Millionen private Haushalte in Deutschland sind hoffnungslos überschuldet. Das noch junge Insolvenzrecht verspricht Hilfe: Private Schuldner können demnach genauso Pleite machen wie Unternehmen. Nach einem strengen Sanierungsplan sind sie sieben Jahren später ihre finanziellen Probleme los - sofern die Gläubiger dem Plan zustimmen. Lehnen Letztere den Plan ab, muss ein Gericht entscheiden. Für den Schuldner bedeutet das bis zu 3000 Mark Verfahrenskosten. Zu viel für jemanden, der ohnehin pleite ist.
Schuldnerberater bemängeln deshalb das neue Insolvenzrecht."Unsere Erfahrungen sind miserabel", sagt Bernd Sorge von Caritas in Frankfurt. Im vergangenen Jahr gab es bundesweit lediglich 9500 Anträge auf Verbraucherinsolvenz. Eine Gesetzesänderung soll es Mittellosen nun erleichtern, ihr Recht auf Entschuldung einzuklagen. Die Gerichtskosten sollen vom Staat vorgestreckt werden, der Pleitier kann sie am Ende der Sanierungsphase zurückzahlen. In diesen Tagen soll das Gesetz den Bundestag passieren. Obwohl es für die Haushalte der Länder Mehrkosten von mindestens 75 Millionen bedeutet, wird vom Bundesrat kein Widerstand gegen die Reform erwartet. Bereits im Herbst könnte das Gesetz in Kraft treten. Rund 38 000 Insolvenzverfahren, so schätzt die Bundesregierung, werden dadurch pro Jahr zusätzlich möglich.
Die Reform des Verbraucherkonkurses ist notwendig. Denn nur auf den ersten Blick sieht die deutsche Vermögensbilanz eindrucksvoll aus: Bundesbürgern gehören Immobilien und Gold, Schmuck und Finanzanlagen im Wert von 18 Billionen Mark, was dem deutschen Bruttosozialprodukt von mehr als vier Jahren entspricht. Mehr als sieben Billionen Mark liegen auf Sparbüchern, sind in Schatzbriefen oder anderen Wertpapieren investiert. Jeder fünfte besitzt Aktien oder Fondsanteile.
Was diese Zahlen verschweigen: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Zwar werden die Armen nicht ärmer, die Reichen aber immer reicher. Unter anderem liegt das an den insgesamt wachsenden Renditen aus altem Vermögen, die für das Gesamteinkommen von Singles und Familien zunehmend wichtig werden. Altaktionäre kassierten pro Jahr durchschnittliche Renditen von 39 Prozent (1999) oder 47 Prozent (1997) und damit trotz des späteren Einbruchs an den Börsen in der Regel mehr als jene Kleinsparer, die sich mit zwei Prozent Sparbuchzinsen oder einer renditeschwachen Lebensversicherung zufrieden gaben. Insgesamt verfügt das obere Zehntel über die Hälfte des Grundvermögens und die Hälfte des Geldvermögens, ermittelten die Wirtschaftsforscher von Prognos.
Dagegen ist mindestens jeder zehnte deutsche Haushalt nach gängiger wissenschaftlicher Definition arm, bezieht also nicht mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens. Ebenso unausgewogen sieht es bei den Vermögen aus, stellte der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung fest:"Das oberste Zehntel besaß im Durchschnitt rund 1,1 Millionen DM. Für die untere Hälfte ergab sich dagegen ein durchschnittliches Vermögen von 22 000 DM. In den neuen Ländern war die Ungleichheit der Vermögensverteilung noch größer."
"Es gibt eine gewisse Stagnation der Armut auf hohem Niveau", analysiert der Hamburger Sozialforscher Wolfgang Schütte. Zwischen 25 und 35 Prozent der Haushalte"leben unter der ständigen Drohung einer ungesicherten Versorgung", berichtet die IG Metall. Und in diesem Monat meldet die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung: Die Zahl der überschuldeten Haushalte steige immer weiter an und habe inzwischen die Rekordhöhe von 2,8 Millionen erreicht.
"Überschuldet sein bedeutet mehrheitlich, für eine lange Zeit am Rande des Existenzminimums leben zu müssen", versucht das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche eine eher hilflose Zustandsbeschreibung,"das hat eine oft langanhaltende Destabilisierung der ökonomischen und sozialen Lage der betroffenen Menschen und ihrer Familie zur Folge." Betroffen sind etwa sechs Millionen Frauen, Männer und Kinder. In Hamburg, der nach EU-Angaben reichsten Stadt Europas, lebt seit Jahren jeder vierte ABC-Schütze von Sozialhilfe.
Geschichten und Gründe für eine Überschuldung gibt es viele. War in den neunziger Jahren Arbeitslosigkeit der häufigste neue Schuldengrund, trifft es heute vor allem alleinerziehende Mütter. Zu hohe Schulden erdrücken auch manche Witwe, denn der Tod des Partners stürzt sie häufig in den finanziellen Abgrund. Bei einem anderen schnappt die Schuldenfalle zu, weil er großzügige Kredite zu oft für einen fröhlichen Konsumrausch missbraucht hat. Mancher Junggeselle zahlt nun für seine Spielleidenschaft im Kasino oder an der Börse.
Eine Mitschuld trägt die Kreditwirtschaft: Mancher Bankangestellte verkauft seine Darlehen gnadenlos an längst finanziell marode Kunden. Getrieben wird er von bankinternen Verkaufsvorgaben und von Provisionsanreizen aller Art.
Heutzutage sind Geldsorgen allerdings nicht mehr allein ein Problem der kleinen Leute. Mehr als ein Jahrzehnt Massenarbeitslosigkeit und Pleiterekorde in der Wirtschaft haben ihre Spuren bei Selbstständigen, Unternehmern und im wohlhabenden Mittelstand hinterlassen - und tun es weiterhin. Allein für den Traum von den eigenen vier Wänden stehen Bundesbürger bei Banken und Bausparkassen mit mehr als 1300 Milliarden Mark in der Kreide, dazu kommen unbezahlte Konsumkredite für weit über 400 Milliarden Mark.
Helfen in der Not wollen Schuldnerberater in Sozialverbänden, Kirchen und Amtsstuben. Sie suchen zunächst für ihre Klienten informelle und unbürokratische Lösungen, und dies häufig erfolgreich: Viele Firmen und Finanzämter sind durchaus kulant und akzeptieren Raten oder eine abgespeckte Einmalzahlung des Schuldners. In drei von vier Fällen konnten Schuldnerberater helfen, ermittelte das Institut für Soziologie in Karlsruhe. Meistens ließen sich die Verbindlichkeiten zwar nur um kleine Teilbeträge runterhandeln, aber immerhin in jedem fünften Schuldenfall konnten die Gläubiger überzeugt werden, auf 40 Prozent und mehr ihrer Forderungen zu verzichten."Die Ergebnisse sind ermutigend", sagt der Karlsruher Soziologe Gunter E. Zimmermann,"denn sie zeigen, dass Schuldnerberatung für die Menschen unmittelbar nützlich ist."
Der private Konkurs wurde 1999 nach US-amerikanischem Vorbild möglich. Überschuldete Bankkunden, arbeitslose Häuslebauer und leichtfertige Konsumenten können seither einigermaßen geordnet in die private Pleite marschieren. Kein leichter Gang, denn geschenkt wird niemandem etwas.
Eine Entschuldung läuft stets nach folgendem Schema ab: Zusammen mit einer Schuldnerberatungsstelle werden sämtliche offenen Rechnungen und Finanzmittel aufgelistet. Ein Vergleich mit allen Gläubigern wird angestrebt, um dann einen rechtsverbindlichen Sanierungsplan aufzustellen - mit oder ohne Gericht. Dann beginnen für den Schuldner die sieben harten Jahre, in denen er den pfändbaren Teil seines Einkommens an seine Gläubiger abgibt. Was danach noch nicht bezahlt ist, wird ihm erlassen - er kann sich finanziell eine neue Existenz aufbauen.
Doch auch nach der geplanten Gesetzesänderung hat der Verbraucherkonkurs noch etliche Schwachstellen. Die Verfahren ziehen sich oft in die Länge. Wartezeiten bis zu einem Jahr sind in den 1150 deutschen Schuldnerberatungsstellen weit verbreitet. So konnte bislang erst jedes siebte Schuldenopfer beraten werden, schätzt das Diakonische Werk. Es fehlt das Geld für zusätzliche Sozialexperten.
Schuldnerberater fordern deshalb, die Laufzeit des Verfahrens deutlich zu straffen. Insgesamt kann eine Entschuldung derzeit mehr als ein Jahrzehnt dauern. Ferner sollten die Pfändungsgrenzen erhöht werden, um den Betroffenen während der Sanierungsphase ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Denn schließlich bietet ein Privatkonkurs den Armen nur dann eine faire Chance, wenn sie ihn sich leisten können.
gruss mcmike
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McMike
02.07.2001, 19:45
@ McMike
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Re: Link (owT) |
<ul> ~ Da lang</ul>
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Baldur der Ketzer
02.07.2001, 20:02
@ McMike
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Re: P R I V A T K O N K U R S |
Hallo,
ein Verwandter hat vor 30 Jahren die eidesstattliche abgegeben und fällt seither der Allgemeinheit zur Last - das kanns nicht sein.
Ich finde es gut, daß man nach holländischem Vorbild eine Rückkehr, sagen wir, nicht ausdrücklich verunmöglicht.
Und wenn man die Kosten gestundet kriegt, gibt das wieder Hoffnung und Menschenwürde zurück.
Beste Grüße vom Baldur (der hofft, nie auf dieses Konstrukt zurückkommen zu müssen)
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Turon
02.07.2001, 20:05
@ McMike
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Re: P R I V A T K O N K U R S-Zu arm für die Pleite Die Zeit |
Und daraus ergibt sich unsere Marktschwäche (oder Binnennachfrage) zusätzlich.
Wir haben in Deutschland etwa 9 Millionen handlungsunfähige Haushalte.
Die essen ohnehin nur noch Erbsensuppe und müssen dringendst entschuldet werden.
Daraus ergibt sich auch die Schwäche der deutscher Wirtschaft und mein Argument - der Beschäftigungsabbau verbunden mit sofortigem Schlußstrich unter dem Sozialstaat wird weitere Einsparungen hervorrufen und die Wirtschaft noch weiter in die Gulli schicken.
Nach dem Motto alles hat ein Ende, nur die Wirtschaft hat zwei.:)
Gruß
>Drei Millionen private Haushalte in Deutschland sind hoffnungslos überschuldet. Das noch junge Insolvenzrecht verspricht Hilfe: Private Schuldner können demnach genauso Pleite machen wie Unternehmen. Nach einem strengen Sanierungsplan sind sie sieben Jahren später ihre finanziellen Probleme los - sofern die Gläubiger dem Plan zustimmen. Lehnen Letztere den Plan ab, muss ein Gericht entscheiden. Für den Schuldner bedeutet das bis zu 3000 Mark Verfahrenskosten. Zu viel für jemanden, der ohnehin pleite ist.
>Schuldnerberater bemängeln deshalb das neue Insolvenzrecht."Unsere Erfahrungen sind miserabel", sagt Bernd Sorge von Caritas in Frankfurt. Im vergangenen Jahr gab es bundesweit lediglich 9500 Anträge auf Verbraucherinsolvenz. Eine Gesetzesänderung soll es Mittellosen nun erleichtern, ihr Recht auf Entschuldung einzuklagen. Die Gerichtskosten sollen vom Staat vorgestreckt werden, der Pleitier kann sie am Ende der Sanierungsphase zurückzahlen. In diesen Tagen soll das Gesetz den Bundestag passieren. Obwohl es für die Haushalte der Länder Mehrkosten von mindestens 75 Millionen bedeutet, wird vom Bundesrat kein Widerstand gegen die Reform erwartet. Bereits im Herbst könnte das Gesetz in Kraft treten. Rund 38 000 Insolvenzverfahren, so schätzt die Bundesregierung, werden dadurch pro Jahr zusätzlich möglich.
>Die Reform des Verbraucherkonkurses ist notwendig. Denn nur auf den ersten Blick sieht die deutsche Vermögensbilanz eindrucksvoll aus: Bundesbürgern gehören Immobilien und Gold, Schmuck und Finanzanlagen im Wert von 18 Billionen Mark, was dem deutschen Bruttosozialprodukt von mehr als vier Jahren entspricht. Mehr als sieben Billionen Mark liegen auf Sparbüchern, sind in Schatzbriefen oder anderen Wertpapieren investiert. Jeder fünfte besitzt Aktien oder Fondsanteile.
>Was diese Zahlen verschweigen: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Zwar werden die Armen nicht ärmer, die Reichen aber immer reicher. Unter anderem liegt das an den insgesamt wachsenden Renditen aus altem Vermögen, die für das Gesamteinkommen von Singles und Familien zunehmend wichtig werden. Altaktionäre kassierten pro Jahr durchschnittliche Renditen von 39 Prozent (1999) oder 47 Prozent (1997) und damit trotz des späteren Einbruchs an den Börsen in der Regel mehr als jene Kleinsparer, die sich mit zwei Prozent Sparbuchzinsen oder einer renditeschwachen Lebensversicherung zufrieden gaben. Insgesamt verfügt das obere Zehntel über die Hälfte des Grundvermögens und die Hälfte des Geldvermögens, ermittelten die Wirtschaftsforscher von Prognos.
>Dagegen ist mindestens jeder zehnte deutsche Haushalt nach gängiger wissenschaftlicher Definition arm, bezieht also nicht mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens. Ebenso unausgewogen sieht es bei den Vermögen aus, stellte der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung fest:"Das oberste Zehntel besaß im Durchschnitt rund 1,1 Millionen DM. Für die untere Hälfte ergab sich dagegen ein durchschnittliches Vermögen von 22 000 DM. In den neuen Ländern war die Ungleichheit der Vermögensverteilung noch größer."
>"Es gibt eine gewisse Stagnation der Armut auf hohem Niveau", analysiert der Hamburger Sozialforscher Wolfgang Schütte. Zwischen 25 und 35 Prozent der Haushalte"leben unter der ständigen Drohung einer ungesicherten Versorgung", berichtet die IG Metall. Und in diesem Monat meldet die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung: Die Zahl der überschuldeten Haushalte steige immer weiter an und habe inzwischen die Rekordhöhe von 2,8 Millionen erreicht.
>"Überschuldet sein bedeutet mehrheitlich, für eine lange Zeit am Rande des Existenzminimums leben zu müssen", versucht das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche eine eher hilflose Zustandsbeschreibung,"das hat eine oft langanhaltende Destabilisierung der ökonomischen und sozialen Lage der betroffenen Menschen und ihrer Familie zur Folge." Betroffen sind etwa sechs Millionen Frauen, Männer und Kinder. In Hamburg, der nach EU-Angaben reichsten Stadt Europas, lebt seit Jahren jeder vierte ABC-Schütze von Sozialhilfe.
>Geschichten und Gründe für eine Überschuldung gibt es viele. War in den neunziger Jahren Arbeitslosigkeit der häufigste neue Schuldengrund, trifft es heute vor allem alleinerziehende Mütter. Zu hohe Schulden erdrücken auch manche Witwe, denn der Tod des Partners stürzt sie häufig in den finanziellen Abgrund. Bei einem anderen schnappt die Schuldenfalle zu, weil er großzügige Kredite zu oft für einen fröhlichen Konsumrausch missbraucht hat. Mancher Junggeselle zahlt nun für seine Spielleidenschaft im Kasino oder an der Börse.
>Eine Mitschuld trägt die Kreditwirtschaft: Mancher Bankangestellte verkauft seine Darlehen gnadenlos an längst finanziell marode Kunden. Getrieben wird er von bankinternen Verkaufsvorgaben und von Provisionsanreizen aller Art.
>Heutzutage sind Geldsorgen allerdings nicht mehr allein ein Problem der kleinen Leute. Mehr als ein Jahrzehnt Massenarbeitslosigkeit und Pleiterekorde in der Wirtschaft haben ihre Spuren bei Selbstständigen, Unternehmern und im wohlhabenden Mittelstand hinterlassen - und tun es weiterhin. Allein für den Traum von den eigenen vier Wänden stehen Bundesbürger bei Banken und Bausparkassen mit mehr als 1300 Milliarden Mark in der Kreide, dazu kommen unbezahlte Konsumkredite für weit über 400 Milliarden Mark.
>Helfen in der Not wollen Schuldnerberater in Sozialverbänden, Kirchen und Amtsstuben. Sie suchen zunächst für ihre Klienten informelle und unbürokratische Lösungen, und dies häufig erfolgreich: Viele Firmen und Finanzämter sind durchaus kulant und akzeptieren Raten oder eine abgespeckte Einmalzahlung des Schuldners. In drei von vier Fällen konnten Schuldnerberater helfen, ermittelte das Institut für Soziologie in Karlsruhe. Meistens ließen sich die Verbindlichkeiten zwar nur um kleine Teilbeträge runterhandeln, aber immerhin in jedem fünften Schuldenfall konnten die Gläubiger überzeugt werden, auf 40 Prozent und mehr ihrer Forderungen zu verzichten."Die Ergebnisse sind ermutigend", sagt der Karlsruher Soziologe Gunter E. Zimmermann,"denn sie zeigen, dass Schuldnerberatung für die Menschen unmittelbar nützlich ist."
>Der private Konkurs wurde 1999 nach US-amerikanischem Vorbild möglich. Überschuldete Bankkunden, arbeitslose Häuslebauer und leichtfertige Konsumenten können seither einigermaßen geordnet in die private Pleite marschieren. Kein leichter Gang, denn geschenkt wird niemandem etwas.
>Eine Entschuldung läuft stets nach folgendem Schema ab: Zusammen mit einer Schuldnerberatungsstelle werden sämtliche offenen Rechnungen und Finanzmittel aufgelistet. Ein Vergleich mit allen Gläubigern wird angestrebt, um dann einen rechtsverbindlichen Sanierungsplan aufzustellen - mit oder ohne Gericht. Dann beginnen für den Schuldner die sieben harten Jahre, in denen er den pfändbaren Teil seines Einkommens an seine Gläubiger abgibt. Was danach noch nicht bezahlt ist, wird ihm erlassen - er kann sich finanziell eine neue Existenz aufbauen.
>Doch auch nach der geplanten Gesetzesänderung hat der Verbraucherkonkurs noch etliche Schwachstellen. Die Verfahren ziehen sich oft in die Länge. Wartezeiten bis zu einem Jahr sind in den 1150 deutschen Schuldnerberatungsstellen weit verbreitet. So konnte bislang erst jedes siebte Schuldenopfer beraten werden, schätzt das Diakonische Werk. Es fehlt das Geld für zusätzliche Sozialexperten.
>Schuldnerberater fordern deshalb, die Laufzeit des Verfahrens deutlich zu straffen. Insgesamt kann eine Entschuldung derzeit mehr als ein Jahrzehnt dauern. Ferner sollten die Pfändungsgrenzen erhöht werden, um den Betroffenen während der Sanierungsphase ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Denn schließlich bietet ein Privatkonkurs den Armen nur dann eine faire Chance, wenn sie ihn sich leisten können.
>gruss mcmike
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Dieter
02.07.2001, 20:33
@ Baldur der Ketzer
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Re: P R I V A T K O N K U R S |
Dieses Thema bringt mich regelmäßig auf die"Palme":
Von den Geldern, die mir Privatpersonen schulden, Gelder, die sie ausschließlich zu Konsumzwecken ausgegeben haben, könnte ich mir locker ein Haus bauen. Ich schufte mich ab, versuche mein bestes zu geben und andere sagen:"Ätsch, bin pleite". und wenn der Gesetzgeber mir nicht mal erlaubt, einen Teil meiner Leistungen zurückzuholen..., sind Betriebe wie meiner regelmäßig die Dummen.
Menschen, die durch ihre ungezügelte Wohlstandsmentalität und ihr ungezügeltes Konsumverhalten andere benachteiligen müssen einen Leidensweg durchmachen! - bis sie es kapieren.
Eigentlich ist es unmoralisch, überhaupt Kredite für Konsumausgaben zu nehmen und zu vergeben. Der Staat macht es leider vor, die Banken und die Geschäftswelt verdient ebenfalls prächtig daran.
Unsere riesige Umverteilung funktioniert doch nur auf Basis der Konsumentenkredite.
Gruß Dieter
PS. bei gerichtl. Bußgeldern/Strafverf. heißt es...x Tagessätze und wenn nicht zahlen, dann....., anschließend Schuld getilgt.
>Hallo,
>ein Verwandter hat vor 30 Jahren die eidesstattliche abgegeben und fällt seither der Allgemeinheit zur Last - das kanns nicht sein.
>Ich finde es gut, daß man nach holländischem Vorbild eine Rückkehr, sagen wir, nicht ausdrücklich verunmöglicht.
>Und wenn man die Kosten gestundet kriegt, gibt das wieder Hoffnung und Menschenwürde zurück.
>Beste Grüße vom Baldur (der hofft, nie auf dieses Konstrukt zurückkommen zu müssen)
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Baldur der Ketzer
02.07.2001, 21:24
@ Dieter
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Re: P R I V A T K O N K U R S |
Hallo, Dieter,
ich verstehe Dich sehr gut aus eigenem Erleben heraus, denn ich mußte diesen lieben Zeitgenossen auch schon einiges"abschreiben".
Nur: ob 7 oder 30 Jahre, wer in solchen Problemen ist, zahlt zunächst mal so oder so nicht mehr.
Wenn es ein ganz großes Schwein war, dem schicken wir Igor von der <<Rechtsabteilung ;-)))) >> des"erfolgsorientiert-effizienten" Inkassobüros in Moskau, und er wird noch mal über seine Verfehlungen nachdenken müssen ;-)))), aber es gibt auch genug arme Schweine, die selbst nichts dafür konnten, zu scheitern.
Wenn die wieder eine neue Chance bekommen, besteht sogar die Chance, daß sie uns einen Teil zurückgeben. Ich denke jetzt optimistisch. Andersrum ist eh alles futsch.
Und bekommen sie keine neue Chance, ist das Heer der Sozialnetzhängenden noch größer, Du kriegst keine Mark mehr raus, eher noch weniger.
Tatsache, jeden von uns kann morgen ein Schicksalsschlag treffen, der uns selbst in die Phalanx der Schuldner einreiht, und dann sind 7 Jahre was anderes als 30.
Ich verstehe Dich besser, als Du denkst, aber mehr als nix ist immerhin etwas.
Und Schweine wirds immer geben, die es drauf anlegen, aber für die haben wir ja Igor ;-), nebenbei Schlachtermeister ;-)))).
Beste Grüße vom Baldur
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McMike
02.07.2001, 21:35
@ Turon
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Re: P R I V A T K O N K U R S-Zu arm für die Pleite Die Zeit |
Tja, da ist Rat im wahrsten Sinne teuer.
Kann ein Ausbau des Sozialstaates hier die Lösung sein?
Du hast in einem Posting selbst einen Verwandten genannt, der Permapleite ist!
Habe letztes Jahr versucht Verlesepersonal zu bekommen zu 12 DM netto!
Ein Deutscher!
Nach aussen ein naives Dummchen, aber die Bezüge des Sozialmtes konnte er auswendig runterbeten.
Trotz Vorschuss halber Tag Urlaub um den Blaumann zu beantragen!
Anschliessend Lohnpfändung!
Der Herr hatte die Rechnung für die Möbel seiner Freundin nicht bezahlt!
Ein Italiener
30 Jahre
Kein Beruf gelernt.
Kerngesund.
Am 2,3,4 Tag krank wegen Kopfschmerzen.
6. Tag krank wegen Rückenschmerzen.Kündigung!
Lohnpfändung, weiss nicht warum!
Ein Ghanae
Fleissig bis zum Schluss.
Trotzdem Lohnpfändung!
Miete nicht bezahlt!
Ein Albaner
5 Jahre hier
4 Kinder, keines älter als 5
Frau putzt schwarz
Er, absolute Arbeitsverweigerung: Fristlose Kündigung
Lohnpfändung und poliz. Fahndung!
Den Papierkram muss ich nicht beschreiben. HORROR!
Dieter mit seiner Aussage ist einer unter tausenden.
Musstest du noch nie deinem Geld nachlaufen?
Was passiert, wenn man entschuldet?
Sein Leben lang einen Titel tragen ist zwar nicht die Lösung, aber geht nach einer Entschuldung das Spiel nicht von Vorne los?
gruss mcmike
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Baldur der Ketzer
02.07.2001, 22:19
@ McMike
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Re: P R I V A T K O N K U R S-Zu arm für die Pleite Die Zeit |
Hallo, McMike,
das klingt alles........echt und wahrheitsgetreu.
Nur, es gibt halt zweierlei Konkursgründe,:
- einmal sind das bewußte, unbewußte, leichtfertige, unglückliche Geschehnisse im Privatbereich, wonach man mehr bestellt, als man zahlen kann....
- einmal ist es eine Entscheidung eines Finanzgerichts, wonach man zu zahlen habe, was man nicht und niemals schuldete, ohne wissentlich-willentliche Fehler
Das Boot der Pleitiers ist also groß, und vielerlei Gestalten finden sich darin.
Nicht jede ((Lohn-) Pfändung)) ist menschlich nachvollziehbar, sondern fußt durchaus öfters auf schwachsinnigen Grundlagen, und das Elend nimmt seinen Lauf.
Beste Grüße vom Baldur
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Turon
03.07.2001, 01:11
@ McMike
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Du das meine ich doch gar nicht |
es sollte als primiärstes Prinzip gelten einen Sozialstaat zu verhindern.
Der Sozialstaat ist allerdings ein Nebenprodukt des Optimierungsprinzips.
Die überschüssigen Arbeitskräfte, die am aufschwung teilgenommen haben werden entlassen, wenn ein Optimierungsprozess eindeutig diese Kosten kürzt.
Prinzipiell denke ich darüber so: ein Sozialstaat, den ich mir vorstelle
ist eben warme Suppe und essen, und eine Wohnung. Mini Wohnung. Nicht mehr.
Dagegen bei Leuten die neue Unternehmen aus dem Boden stampfen - eindeutig
mehr Risikokapital oder Bereitschaft zur Vergabe von Risikokapital - aber nicht so wie im I-net Bereich wo durch Risikokapital 50 Suchmaschinen für Deutschland entstanden sind, sondern gezielte Vergabe von Kapital an Menschen die definitiv Neues schaffen wollen.
Damit: das kapital wird von vornherein"überlebensfähiger" gestreut, und auch die Leute verstummen nicht.
Das schlimmste was ein Staat mache kann, ist die Bürger dazu zu erziehen, daß sie ohne zu schaffen überleben könnten.
Ich bin mindestens genauso ein scharfer Gegner des Sozistaates wie Du selbst.
Ein Staat der soweit verfahren ist sollte:
- es erstens gar nicht so weit kommen lassen (bei uns ist aber dieser Zug abgefahren);
- entschieden mehr Kreativität fördern, als Nichtstuerei;
- und eben die Nichtstuerei eindeutig lynchen;
Der ausbau von Sozialstaat ist sicherlich die schlechteste Wahl die man
trifft. Ich hoffe schon, daß es klar ist. Manchmal muß aber auch dem Kapitalanhäufen auch eine Grenze gesetzt werden.
Sonst geht das immer so weiter. Die Leute sind in diesem Kontext nahezu manisch veranlagt - und ich kann das auch verstehen. Aber dies im großen und Ganzen ist nicht unbedingt der richtige Weg. Manchmal ist es richtig, manchmal dagegen ist es falsch.
Die Arbeitskräfte, die zu 12 DM netto arbeiten sind rar. Ich würde es tun, weil es angemessen ist 12 DM netto ist bei 160 Stunden auch 2000 DM.
Bei mir sieht es so aus: ich habe etwa 180.000 DM Umsatz der mir noch nicht bezahlt worden ist, etwa ein drittel davon - das weiß ich jetzt schon kann ich bereits als uneinbringliche Forderungen ad acta legen.
Laß Dir doch mal Führungszeugnis und Schufaauskunft einholen, und zwar vor der Einstellung - gegen Bezahlung der Spesen.
Daß manche von denen"Kopfschmerzen" haben, ist leider schon klar. Doch Lohnpfändung mit sauberer Weste bei Schufa ist eher selten. Nur so als Tipp.
Ob das Spiel nach einer Entschuldung wieder los geht - ich denke - leider ja.
Aber nicht bei allen sofort.
Jedenfalls - knausere nicht an falscher Stelle - die 30 DM für Führungszeugnis und Schufaauskunft solltest Du als Schadenbegrenzung verstehen. Will er Dir so etwas nicht geben - tja - da würde ich selbst passen und nicht einstellen.[/b]
Gruß.
>Tja, da ist Rat im wahrsten Sinne teuer.
>Kann ein Ausbau des Sozialstaates hier die Lösung sein?
>Du hast in einem Posting selbst einen Verwandten genannt, der Permapleite ist!
>Habe letztes Jahr versucht Verlesepersonal zu bekommen zu 12 DM netto!
>Ein Deutscher!
>Nach aussen ein naives Dummchen, aber die Bezüge des Sozialmtes konnte er auswendig runterbeten.
>Trotz Vorschuss halber Tag Urlaub um den Blaumann zu beantragen!
>Anschliessend Lohnpfändung!
>Der Herr hatte die Rechnung für die Möbel seiner Freundin nicht bezahlt!
>Ein Italiener
>30 Jahre
>Kein Beruf gelernt.
>Kerngesund.
>Am 2,3,4 Tag krank wegen Kopfschmerzen.
>6. Tag krank wegen Rückenschmerzen.Kündigung!
>Lohnpfändung, weiss nicht warum!
>Ein Ghanae
>Fleissig bis zum Schluss.
>Trotzdem Lohnpfändung!
>Miete nicht bezahlt!
>Ein Albaner
>5 Jahre hier
>4 Kinder, keines älter als 5
>Frau putzt schwarz
>Er, absolute Arbeitsverweigerung: Fristlose Kündigung
>Lohnpfändung und poliz. Fahndung!
>Den Papierkram muss ich nicht beschreiben. HORROR!
>
>Dieter mit seiner Aussage ist einer unter tausenden.
>Musstest du noch nie deinem Geld nachlaufen?
>Was passiert, wenn man entschuldet?
>Sein Leben lang einen Titel tragen ist zwar nicht die Lösung, aber geht nach einer Entschuldung das Spiel nicht von Vorne los?
>gruss mcmike
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