dottore
04.07.2001, 21:06 |
@alle - Frage: Yen- oder CHF-Kredit? Thread gesperrt |
Freunde -
ein mir bekannter Geschäftsmann in D fragt mich um Rat:
Soll ich einen Kredit auf"3 bis 4 Jahre" in Yen oder CHF aufnehmen?
Es geht bei dem Kredit nicht um die Vorfinanzierung einer Investition, sodern um das laufende Geschäft (bekanntlich verschlechtert sich die Liqui-Lage selbst bester Firmen täglich, da Zahlungen immer schleppender geleistet werden und die Lieferanten ihrerseits immer pertinenter drängeln).
Bisher gab es für den Geschäftsmann eine anstandslose Linie einer Privatbank erster Klasse. Zu beidseitigem optimalen Nutzen. Nur hat die Bank, offenbar auch im allgemeinen Rausch des
"Jetzt-nur-noch-Geschäft-mit-vermögenden-Anlegern-Machen!"
diesen (ganz normal profitablen) Geschäftszweig still gelegt. Die neue, jetzt gebetene Bank zickt offenbar noch, die gleiche Linie zu geben.
Erinnert mich übrigens an die segensreiche Einrichtung der SNB, die dieser Tage gepostet wurde (Intraday-Linien für Banken...).
ALSO: Was sollte ich ihm raten (lege ihm gern die Postings vor)? Bonitäts- (oder Basel II)-Probleme gibt es erkennbar nicht. Es geht nur um die für einen mittleren Betrieb normale Sicherung der Liquidität.
YEN oder CHF?
(Ich selbst habe zunächst von einem CHF-Kredit abgeraten, da ich dem € wechselkursmäßig gg. CHF nicht traue, trauen kann).
Gruß & herzlichen Dank im Voraus -
d.
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Fontvieille
04.07.2001, 21:37
@ dottore
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Re: @alle - Frage: Yen- oder CHF-Kredit? |
>Freunde -
>ein mir bekannter Geschäftsmann in D fragt mich um Rat:
>Soll ich einen Kredit auf"3 bis 4 Jahre" in Yen oder CHF aufnehmen?
>Es geht bei dem Kredit nicht um die Vorfinanzierung einer Investition, sodern um das laufende Geschäft (bekanntlich verschlechtert sich die Liqui-Lage selbst bester Firmen täglich, da Zahlungen immer schleppender geleistet werden und die Lieferanten ihrerseits immer pertinenter drängeln).
>Bisher gab es für den Geschäftsmann eine anstandslose Linie einer Privatbank erster Klasse. Zu beidseitigem optimalen Nutzen. Nur hat die Bank, offenbar auch im allgemeinen Rausch des
>"Jetzt-nur-noch-Geschäft-mit-vermögenden-Anlegern-Machen!"
>diesen (ganz normal profitablen) Geschäftszweig still gelegt. Die neue, jetzt gebetene Bank zickt offenbar noch, die gleiche Linie zu geben.
>Erinnert mich übrigens an die segensreiche Einrichtung der SNB, die dieser Tage gepostet wurde (Intraday-Linien für Banken...).
>ALSO: Was sollte ich ihm raten (lege ihm gern die Postings vor)? Bonitäts- (oder Basel II)-Probleme gibt es erkennbar nicht. Es geht nur um die für einen mittleren Betrieb normale Sicherung der Liquidität.
>YEN oder CHF?
>(Ich selbst habe zunächst von einem CHF-Kredit abgeraten, da ich dem € wechselkursmäßig gg. CHF nicht traue, trauen kann).
>Gruß & herzlichen Dank im Voraus -
>d. >
Hallo dottore,
die erste Frage müsste lauten: will der Mann spekulieren, oder nur einen zinsgünstigen Kredit? Will er den günstigen Kredit, dann nimmt er ihn in Yen und kauft auf Termin genau die Summe, die er zum Rückzahlen benötigt und hat eine saubere Kalkulation. Will er spekulieren, auf einen fallenden Yen zum Euro, dann ist das natürlich eine andere Sache; hat aber primär mit einem Kredit nichts mehr zu tun. Da würde ich eher Gold- und Silberminen kaufen.
Gruß, F.
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Tobias
04.07.2001, 21:42
@ dottore
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Re: Währungsspekulation |
Hi dottore-
1. Grundsätzlich: Rechnungslegung auf CHF umstellen. ;-)
2. Wenn 1. nicht möglich - da ja in D - währungskongruent refinanzieren, also
EUR-Kredit, wenn EUR-Forderungen. Keine Währungsspekulation wg. Murphy's Law.
Wenn Währungs-Spekulation sein muss, dann nur bei 'Netto-Guthaben':
- RAUS aus Euro-Guthaben und (Teil-)Guthaben in CHF parken. Eine andere sehr stabile Währung ggb. dem Euro ist derzeit der Zloty - wer sich das traut (und kann), dann dort parken.
--------
Wenn eine Währungsspekulation per Kredit sein muss, dann natürlich am besten per festem Zins in der schwächsten/gefährdetsten Währung (wer kennt die schon) -und Vorsicht wg. Bumerang-Effekt! Währungsmäßig schwach derzeit Türkei, Argentinien? und vielleicht irgendwann Japan (seh'n wir dann). Würd' ich allerdings auf gar keinen Fall machen - die Risiken sind für mich nicht überschaubar. In (diesem) schlechtesten Fall geht Japan zum GS über und fängt mit einer knackharten Währung von vorne an, während unser geliebter Euro weginflationiert... Und dann Yen zurückzahlen?
Danke Dir auch sehr für den Hinweis zum Gläubiger-Suizid - hatte ich so noch nicht gesehen!
Tobias
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Jacques
04.07.2001, 21:54
@ dottore
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Re: @alle - Frage: Yen- oder CHF-Kredit? |
Nachfrage:
Darlehen/Kredit auf YEN-Zinsen und YEN Basis?
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Ghandi
04.07.2001, 22:13
@ dottore
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ausgehend von Deinen hier im Forum |
vorgestellten Szenarien für die nahe Zukunft,
gibt es für den Mann doch nur eine einzige ver-
nünftige Perspektive, lieber dottore:
Er soll seinen Laden schnellst möglich VERKAUFEN!
Denn wer bereits zum jetzigen Zeitpunkt Liqui-Probleme
hat, was wird mit dem wohl geschehen, wenn die
prognostizierte Rezession erst in vollem Gange ist?
Und wie dann neu aufgenommene Kredite - und seien sie
noch so günstig - zurück zahlen?
MfG
G.
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JüKü
05.07.2001, 00:00
@ Tobias
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Re: Währungsspekulation /Kredit Yen oder CHF |
>Hi dottore-
>1. Grundsätzlich: Rechnungslegung auf CHF umstellen. ;-)
>2. Wenn 1. nicht möglich - da ja in D - währungskongruent refinanzieren, also
>EUR-Kredit, wenn EUR-Forderungen. Keine Währungsspekulation wg. Murphy's Law.
>Wenn Währungs-Spekulation sein muss, dann nur bei 'Netto-Guthaben':
>- RAUS aus Euro-Guthaben und (Teil-)Guthaben in CHF parken. Eine andere sehr stabile Währung ggb. dem Euro ist derzeit der Zloty - wer sich das traut (und kann), dann dort parken.
>--------
>Wenn eine Währungsspekulation per Kredit sein muss, dann natürlich am besten per festem Zins in der schwächsten/gefährdetsten Währung (wer kennt die schon) -und Vorsicht wg. Bumerang-Effekt! Währungsmäßig schwach derzeit Türkei, Argentinien? und vielleicht irgendwann Japan (seh'n wir dann). Würd' ich allerdings auf gar keinen Fall machen - die Risiken sind für mich nicht überschaubar. In (diesem) schlechtesten Fall geht Japan zum GS über und fängt mit einer knackharten Währung von vorne an, während unser geliebter Euro weginflationiert... Und dann Yen zurückzahlen? >
>Danke Dir auch sehr für den Hinweis zum Gläubiger-Suizid - hatte ich so noch nicht gesehen!
>Tobias
Da spricht der Risikomanager!
Völlig richtig, warum mit einem Kredit Währungsspekulöation machen? NIEMALS!
Wenn er spekulieren will (was anderes ist es nicht!), dann per Termingeschäft oder Optionen.
Wenn das Basisrisiko des Betriebs EUR ist, dann auch Kredit in EUR.
Alles andere ist eine Verzweiflungstat - oder kann es werden.
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JüKü
05.07.2001, 00:02
@ Fontvieille
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Re: @alle - Frage: Yen- oder CHF-Kredit? |
>>Freunde -
>>ein mir bekannter Geschäftsmann in D fragt mich um Rat:
>>Soll ich einen Kredit auf"3 bis 4 Jahre" in Yen oder CHF aufnehmen?
>>Es geht bei dem Kredit nicht um die Vorfinanzierung einer Investition, sodern um das laufende Geschäft (bekanntlich verschlechtert sich die Liqui-Lage selbst bester Firmen täglich, da Zahlungen immer schleppender geleistet werden und die Lieferanten ihrerseits immer pertinenter drängeln).
>>Bisher gab es für den Geschäftsmann eine anstandslose Linie einer Privatbank erster Klasse. Zu beidseitigem optimalen Nutzen. Nur hat die Bank, offenbar auch im allgemeinen Rausch des
>>"Jetzt-nur-noch-Geschäft-mit-vermögenden-Anlegern-Machen!"
>>diesen (ganz normal profitablen) Geschäftszweig still gelegt. Die neue, jetzt gebetene Bank zickt offenbar noch, die gleiche Linie zu geben.
>>Erinnert mich übrigens an die segensreiche Einrichtung der SNB, die dieser Tage gepostet wurde (Intraday-Linien für Banken...).
>>ALSO: Was sollte ich ihm raten (lege ihm gern die Postings vor)? Bonitäts- (oder Basel II)-Probleme gibt es erkennbar nicht. Es geht nur um die für einen mittleren Betrieb normale Sicherung der Liquidität.
>>YEN oder CHF?
>>(Ich selbst habe zunächst von einem CHF-Kredit abgeraten, da ich dem € wechselkursmäßig gg. CHF nicht traue, trauen kann).
>>Gruß & herzlichen Dank im Voraus -
>>d.
>>
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>Hallo dottore,
>die erste Frage müsste lauten: will der Mann spekulieren, oder nur einen zinsgünstigen Kredit? Will er den günstigen Kredit, dann nimmt er ihn in Yen und kauft auf Termin genau die Summe, die er zum Rückzahlen benötigt und hat eine saubere Kalkulation.
Und damit ist er wieder EXAKT bei EUR, also kann er es auch lassen.
Will er spekulieren, auf einen fallenden Yen zum Euro, dann ist das natürlich eine andere Sache; hat aber primär mit einem Kredit nichts mehr zu tun. Da würde ich eher Gold- und Silberminen kaufen.
>Gruß, F.
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Fontvieille
05.07.2001, 00:21
@ JüKü
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Re: @alle - Frage: Yen- oder CHF-Kredit? |
>Und damit ist er wieder EXAKT bei EUR, also kann er es auch lassen.
Wieso denn? Da ist doch eine nicht unerhebliche Zinsdifferenz zwischen Yen-Krediten und Euro-Krediten. Die will er ausnutzen, denke ich wenigstens.
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JüKü
05.07.2001, 00:58
@ Fontvieille
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Re: @alle - Frage: Yen- oder CHF-Kredit? |
>
>>Und damit ist er wieder EXAKT bei EUR, also kann er es auch lassen.
>Wieso denn? Da ist doch eine nicht unerhebliche Zinsdifferenz zwischen Yen-Krediten und Euro-Krediten. Die will er ausnutzen, denke ich wenigstens.
Das ist eben der Witz an Terminkursen: Sie gleichen die Zinsdifferenz exakt aus. Genauer gesagt: Währungsterminkurse berechnen sich aufgrund von Zinsdifferenzen. Sonst wäre es ja eine Geldmaschine! Nee, free lunch gibt's nicht. Der Yen-Terminkurs liegt entsprechend über dem aktuellen Kurs. Auf Termin (für die Rückzahlung) kaufen bedeutet, teuer kaufen - Zinsgewinn weg.
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Fontvieille
05.07.2001, 01:14
@ JüKü
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Re: @alle - Frage: Yen- oder CHF-Kredit? |
>>
>>>Und damit ist er wieder EXAKT bei EUR, also kann er es auch lassen.
>>Wieso denn? Da ist doch eine nicht unerhebliche Zinsdifferenz zwischen Yen-Krediten und Euro-Krediten. Die will er ausnutzen, denke ich wenigstens.
>Das ist eben der Witz an Terminkursen: Sie gleichen die Zinsdifferenz exakt aus. Genauer gesagt: Währungsterminkurse berechnen sich aufgrund von Zinsdifferenzen. Sonst wäre es ja eine Geldmaschine! Nee, free lunch gibt's nicht. Der Yen-Terminkurs liegt entsprechend über dem aktuellen Kurs. Auf Termin (für die Rückzahlung) kaufen bedeutet, teuer kaufen - Zinsgewinn weg.
Danke für die Erklärung, das wußte ich nicht. Mir hat mal 'ne deutsche Großbank genau so einen Deal vorgeschlagen"das Währungsrisiko sichern wir mit Optionen oder Termingeschäften ab, ist kein Problem...". Mehr aus Instinkt als aus (jetzt bewiesener Un-)kenntnis habe ich es nicht gemacht (ging um Yen-Kredite, so wie hier).
Gute Nacht, F.
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Eagle
05.07.2001, 02:38
@ Tobias
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Re: Währungsspekulation - GS? |
>Hi dottore-
>1. Grundsätzlich: Rechnungslegung auf CHF umstellen. ;-)
>2. Wenn 1. nicht möglich - da ja in D - währungskongruent refinanzieren, also
>EUR-Kredit, wenn EUR-Forderungen. Keine Währungsspekulation wg. Murphy's Law.
>Wenn Währungs-Spekulation sein muss, dann nur bei 'Netto-Guthaben':
>- RAUS aus Euro-Guthaben und (Teil-)Guthaben in CHF parken. Eine andere sehr stabile Währung ggb. dem Euro ist derzeit der Zloty - wer sich das traut (und kann), dann dort parken.
>--------
>Wenn eine Währungsspekulation per Kredit sein muss, dann natürlich am besten per festem Zins in der schwächsten/gefährdetsten Währung (wer kennt die schon) -und Vorsicht wg. Bumerang-Effekt! Währungsmäßig schwach derzeit Türkei, Argentinien? und vielleicht irgendwann Japan (seh'n wir dann). Würd' ich allerdings auf gar keinen Fall machen - die Risiken sind für mich nicht überschaubar. In (diesem) schlechtesten Fall geht Japan zum GS über und fängt mit einer knackharten Währung von vorne an, während unser geliebter Euro weginflationiert... Und dann Yen zurückzahlen? >
>Danke Dir auch sehr für den Hinweis zum Gläubiger-Suizid - hatte ich so noch nicht gesehen!
>Tobias
Hallo Tobias!
Was meinst Du damit"Japan geht zur GS über und beginnt mit knallharter Währung?"
Was würde das für"alte Yenkredite" bedeuten?
Gruß Eagle
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